Masai, Morani

Kenya September 2002, oder die Hochzeitsreise als Abenteuer

In diesem Jahr hatte ich das Glück, von einem befreundeten Paar als Safari Führer angeheuert zu werden. Man übertrug mir die große Verantwortung, aus einer Hochzeitsreise ein Abenteuer zu machen. Yvonne (28) und Elias (27) hatten Ende August geheiratet und wollten Afrika erleben.

Elias und Yvonne, vor der Skyline von Nairobi

Am 12.09.02 brachen wir drei (meine beiden Damen konnten leider nicht mit) via London auf nach Nairobi. Hier mieteten wir für den Tag einen kleinen Nissan für 3000,-KSH.
Schnell wurde ich daran erinnert, dass der Linksverkehr und das hektische Gewusel auf den Straßen von Nairobi, die für mich schon zur Routine geworden waren, auf Neuankömmlinge beängstigend wirken mussten. Also begannen wir den Tag mit einer kleinen vorsichtigen Stadtbesichtigung. Wir fuhren vom Uhuru Highway zum Uhuru Park, um die Aussicht auf die Skyline von Nairobi zu genießen, besichtigten das Norfolk Hotel, kauften im Sarit Center ein und lösten am Hauptbahnhof unsere Tickets für die Nachtfahrt nach Mombasa. Gegen Mittag merkte ich, wie erschlagen meine beiden Begleiter von den neuen Eindrücken waren und wir fuhren hinaus aus der Stadt, nach Karen.

In Karen besichtigten wir den kleinen beschaulichen Ort und das alte Wohnhaus von Karen Blixen. Unser nächstes Ziel war ein Besuch bei Jill Woodley und J.F., Jill, die Tochter von Daphne Sheldrick (berühmt für die Aufzucht verwaister Elefanten und Nashörner), ist seit vielen Jahren eine gute Freundin von uns.

Karen Blixen House in Karen

Wir verbrachten den Rest des Nachmittages bei Jill und J.F. auf der Terrasse, tranken Tusker Bier und ich feierte ein Wiedersehen mit dem Nashorn Magnum. Hatte er mir noch im Juni mit seinem plötzlichen Trab in meine Richtung einen gehörigen Schrecken eingejagt, so wusste ich nun, was auf mich zukommt. Kaum hatte ich das mächtige Tier im Gebüsch entdeckt, fing ich an zu rufen. Sofort spitzte Magnum die Ohren und kam wenig später auf mich zugetrabt. Welch ein beeindruckender Start für eine Kenyatour, noch keine 24 Stunden in Afrika und schon hatten meine beiden Honeymooner ein fast ausgewachsenes Spitzmaulnashorn aus der freien Wildbahn vor sich. Auf einen hautnahen Kontakt verzichteten die beiden aber erst einmal und bewunderten das Nashorn von der sicheren Terrasse aus.

meine Begegnung mit Magnum

Erschöpft von den neuen Eindrücken und neugierig auf die Küste bestiegen Elias und Yvonne mit mir am Abend den Zug nach Mombasa. Wir fuhren in der II. Klasse und hatten vorsorglich das ganze Abteil gebucht. (3 Erwachsene + 1 Kind= 2100,-p.P. + Kind 1380,-). Auf diese Weise konnten wir unser reichliches Safarigepäck bequem verstauen.

Während ich mich um die Rückgabe des Leihwagens kümmerte, bewachten Yvonne und Elias das Reisegepäck. Als ich auch auf dem Bahnsteig ankam, fragte mich Elias ungläubig: "Kosten 3 Samosa und 2 kleine Wasser wirklich 400,- Schilling?"
Natürlich nicht! Schnell war der Kellner mit den schlechten Rechenkünsten aufgespürt, schon als ich auf ihn zukam, kramte er nach dem restlichen Wechselgeld. Wir kannten uns, traurig schauend gab er mir das Wechselgeld begleitet von 1000 Ausreden und 2000 Entschuldigungen.
Ging ja auch nicht um das Geld, sondern um die Art. Wir rauchten eine meiner Zigaretten und diskutierten über unwissende Touristen. Ich liebe Afrika!
warten auf den Nachtzug
bis auf meine Kisten, wanderte das Gepäck durch das Fenster in den Zug

Afrika zeigte sich von einer ungewöhnlichen Seite, denn der Zug fuhr pünktlich um 19.00 Uhr ab. Im Zug selber nahm dann aber erst einmal alles seinen gewohnten afrikanischen Gang. Es gab kein Licht im gesamten Waggon. Meine beiden Hochzeitsreisenden wurden mit einem Gong und einer Taschenlampe zum ersten Dinner abgeholt und der Schaffner bot mir eine Kerze an, die ich dann auch tatsächlich eine Stunde später bekam (Da ging das Licht allerdings schon wieder). Zwischendurch hatte man mir, gegen ein kleines Trinkgeld, angeboten, in die I. Klasse zu wechseln. Was ich aber aufgrund des ganzen Gepäckes ablehnte.

Nachdem auch ich mein Dinner eingenommen und dieses Mal auffällig wenig Suppe verschüttet hatte, krochen wir alle drei in unsere Betten, sprachen beim Bier noch ein wenig über das Erlebte und schliefen zufrieden ein. (Ich jedenfalls, wie ich später erfuhr waren die Gedanken von Yvonne und Elias zu aufgewühlt, um sofort zu schlafen)

Leider war der Zug immer noch erstaunlich pünktlich und so durchfuhren wir den Tsavo National Park in der Dunkelheit. Nach einem wirklich guten Frühstück im Zug erreichten wir gegen 09.00 Uhr Mombasa. Sofort waren wir von einigen Einheimischen umringt. "Taxi", "you need a Taxi"?
"Hapana, ansante sana, mgari wangu kitu" (nein, danke sehr Auto meines wartet)
Glauben wollte uns das keiner so recht und so ganz sicher war ich mir ja auch nicht. Aber als wir vor den Bahnhof traten, strahlte mich Ali´s lückenhaftes Gebiss freundlich an. (Ali kümmert sich um meinen Land Rover, wenn ich nicht da bin und wenn er kaputt ist und irgendwie ist er ja eigentlich immer kaputt)
"Jambo, Bwana Jorg"
kam Ali mir entgegen. Ich begrüßte erst Ali und suchte dann meinen Land Rover auf dem Parkplatz. Er war da, er war wirklich da und er sah gut aus und er fuhr sogar.

Yvonne und Elias waren sofort verliebt in das alte laute unkomfortable Vehikel. Genau so hatten sie sich ein Auto für eine Safari vorgestellt. Ich war zufrieden, genau so hatte ich mir Gäste für eine Safari vorgestellt.

Während der Fahrt quer durch Mombasa versuchten wir uns noch ein paar Mal mit anbrüllen zu verständigen, aber schon an der Likoni Fähre hatten die beiden eingesehen, dass man für eine Unterhaltung anhalten musste, zu sehr dröhnte der alte Dieselmotor.

Betont langsam fuhr ich von Likoni bis nach Diani und ich merkte, wie meine beiden Begleiter die Landschaft, die Menschen und das Treiben in sich aufsogen. Oder waren sie einfach nur müde?

Im Boko Boko bereitete man uns einen herzlichen Empfang und mir war, als ob ich niemals weggewesen war (dabei waren es fast 2 Monate, grins). Elias und Yvonne bezogen ihr Zimmer (geschmückt zur Honeymoonsuite) und fingen dann an, den Strand zu erkunden.

herzlicher Empfang

Am Abend waren die beiden völlig fasziniert von unseren wilden handzahmen Bushbabys. Ich hatte zwar schon viel von den possierlichen Tieren erzählt, aber wie drollig und knuddelig sie wirklich waren, erfuhren sie erst jetzt im Boko Boko. Elias musste sofort die einheimische Küche ausprobieren und verzehrte ein Boko Boko Chicken. Meine beiden Honeymooner waren zufrieden und ich fühlte mich wieder zu Hause und kümmerte mich ein wenig um den Kijiji Reptil Park.

Am nächsten Morgen bekam ich dann die Erklärung, warum mein Land Rover im Juni soviel Wasser verloren hat (siehe Reisebericht Juni/Juli 2002). Ich bekam die Erklärung, einige Bilder und eine Rechnung von 30.000,-KSH. Überhitzter Motor, Wasser im Öl, aber "hakuna matata" was in Deutschland in einer Fachwerkstat erledigt wird, hat Ali mit einigen Helfern hinten im Bush bei den Pferdeställen repariert. (Hoffe ich zumindest)

mein Land Rover ohne Motor

Mein Motor...
...oder was davon übrig ist!

Die folgenden Tage verbrachten wir mit Safarivorbereitungen und dem Besuch des Bamburi Nature Trail, Elias und Yvonne nahmen hautnahen Kontakt zu einem Krokodil auf. (indem sie es stückweise verspeisten) und waren stolz auf ihre Erfahrung. Danach kauften wir im neuen Nakumat für die folgenden 8 Tage Safari Lebensmittel und Getränke ein.

Einen Tag später als geplant brachen wir im strömenden Regen in Richtung Masai Mara auf.
Schon unsere Abfahrt an der Küste mussten wir aufgrund des Regens um fast 2 Stunden nach hinten verschieben. Außerdem hatten die heftigen Regenfälle wiedermal den Strom im Boko Boko lahmgelegt, ohne diesen Strom läuft aber nun mal auch die Wasserpume nicht, was wiederum zur Folge hatte, dass wir kein Duschwasser hatten. Kurzerhand fand die Morgentoilette im warmen Regen statt. In einer Regenpause beluden wir den alten Land Rover, Kisten und Reservetanks auf das Dach; Zelte, Tisch und Stühle wurden hinten im Fahrzeug verstaut.
Ich war richtig froh, dass ich trotz heftiger Widersprüche (braucht man hier nicht) des Fahrzeugverkäufers auf einen intakten Scheibenwischer bestanden hatte.

Zwar wedelten die kleinen Wischer uns die Sicht frei, aber da war noch der heftige Wassereinbruch rechts und links durch die Türen. Bereits in Mombasa war meine rechte Hosenhälfte und Elias linke Hosenhälfte klitschnass.

Likoni versinkt im Regen

"Hakuna matata", beruhigte ich meine Gäste, "spätestens im Tsavo Gebiet hört es auf zu regnen!". Auf all meinen Safaris in den letzten 12 Jahren ging es entweder in oder zumindest durch den Tsavo und wenn überhaupt, so hatte ich bisher immer nur kleinere Schauer erlebt. Eine Ausnahme war damals (1992) ein völlig verregneter Tag im Tsavo Ost, ein Tag wie er sich nun zu wiederholen schien. Es regnete und regnete, inzwischen spritzte auch immer wieder Wasser von der Straße irgendwo an der Schaltung vorbei ins Wageninnere und traf entweder Elias oder mich, je nach Kurvenlage, unangenehm im Gesicht. Yvonne hatte ihren Spaß dabei.

Angestrengt behielt ich die Straße im Auge, die bis Mtito Andei gut ausgebaut ist. Irgendwo zwischen Voi und Mtito Andai entdeckte Elias Elefanten im Tsavo Ost, nur ca. 100 Meter von der Straße entfernt. Schon im Juni hatten wir in diesem Gebiet drei Elefantenbullen direkt an der Straße beobachtet. Nach der Ortschaft Mtito Andei wurde die Straße wieder schlechter, der Regen hörte immer noch nicht auf und das Fahren wurde dadurch anstrengender.

ab Mtito Andei wird die Straße schmaler und schlechter

Je mehr wir uns Nairobi näherten, je heller wurde der Himmel, aber regnen tat es immer noch. Auf den weiten Flächen der Rinderfarmen sahen wir nun häufig Impalas, Thomson Gazellen und Grant Gazellen sowie Kuh Antilopen. Auch Strauße und Masai Giraffen weideten friedlich neben Rindern.

Unseren ursprünglichen Plan, die neue Campsite am Cheetah Gate des Nairobi National Parks aufzusuchen, gaben wir aufgrund des Wetters auf und fuhren in die Magadi Road, um uns in der Nähe des Mbagathi Gates eine günstige Unterkunft zu nehmen. Es regnete immer noch. Außerdem stellten meine beiden Begleiter fest, in Nairobi ist es abends empfindlich kalt. Den Abend verbrachten wir im "Carnivore" Restaurant mit Unmengen von gegrilltem Wildfleisch. Yvonne und Elias waren begeistert und so bekam der verregnete Tag neben den Elefanten an der Straße doch noch einen schönen unvergesslichen Abschluss.

Fleisch ohne Ende im Carnivore Restaurant

Am nächsten Morgen suchten wir uns nach dem Verlassen unseres Quartiers eine ruhige Ecke im Grünen und bereiteten uns ein gemütliches Frühstück. Die Wolkendecke über uns war überall aufgerissen und der strahlend blaue Himmel zumindest schon mal teilweise zu sehen. Das Wichtigste, es regnete nicht mehr. Nach dem Frühstück fuhren wir zu Daphne Sheldrick, es war 10.00 Uhr als wir bei ihr ankamen, eine ungewohnte Hektik herrschte. Von Jill erfuhr ich, dass am Mount Kenya auf der Meru Seite ein nur wenige Tage altes Elefantenbaby gefunden worden war. Telefonisch wurde nun der Transport nach Nairobi organisiert. KWS mußte informiert werden, ein Flugzeug beschafft und der Transport vom Airport bis hier an den Rand des Parks koordiniert werden. Kurzum, niemand hatte Zeit für uns und helfen konnten wir auch nicht. Also bummelten wir so um das Haus herum und wollten gerade an der kleinen Wasserstelle vorbei zur anderen Terrasse wechseln, als mir ein großer alter Kaffernbüffel im Busch auffiel. Das mächtige Tier war gerade im Begriff, zur Wasserstelle zu kommen. Wir kauerten uns zu dritt in einen Busch nahe des Hauses und vor unserer Nase trottete der alte Büffel zum trinken. Es war schon ein großartiges Gefühl, nicht aus dem Fahrzeug heraus, sondern im Busch hockend das große Tier zu beobachten.

spannende Begegnung, ein Büffel in freier Wildbahn
Wasserbüffel

Irgendwann wurde der Büffel am Wasserloch unruhig und blickte sich nervös um. Schnell erkannten wir den Grund, aus dem dichten Busch kam Magnum, das auf einem Auge blinde Spitzmaulnashorn, zur Wasserstelle. Der alte Büffel zog sich schnaubend in den Busch zurück. Nachdem Magnum seinen Durst gestillt hatte, ließ er sich von mir rufen und das lange Horn streicheln, auch Yvonne traute sich diesmal hautnah an das Tier heran und streckte vorsichtig ihre Hand nach dem Nashorn aus. Etwas blass um die Nase fragte sie mich hinterher: "Was mache ich hier eigentlich?", ihren eigenen Mut kaum fassend.

Yvonne, Auge in Auge mit Magnum

Einem Büffel zu Fuß begegnet, ein Nashorn gestreichelt, war dieser Tag für die beiden überhaupt noch steigerungsfähig? Er war. Nachdem Jill mit der Organisierung des Elefantentransportes fertig war, fragte sie mich, ob wir nicht nach dem Besuch der kleinen Elefantenwaisen, die hier am Mittag immer öffentlich ihre Milchflasche bekommen, mit den Waisen noch eine Runde im Busch spazieren gehen möchten. Natürlich wollten wir.

Elias und die Elefantenwaisen...
...Yvonne als Mama Tembo

Nachdem die kleine Gruppe von Elefantenbabys unter den Augen neugieriger Touristen und kenyanischer Schülergruppen ihre Flaschen ausgetrunken hatte, machte sie sich in Begleitung ihrer Keeper (Pfleger, die Tag und Nacht die elterlosen Tiere umsorgen) auf in den Busch. Schon oft war ich mit den Elefantenwaisen von Daphne im Nairobi Park oder im Tsavo zu Fuß unterwegs gewesen. In Begleitung der Keeper ist dies ein unvergessliches Erlebnis, von dem ich Elias und Yvonne oft erzählt hatte. Nun durften sie es selber erleben. Sprachlos stapften die beiden hinter den 6 Elefantenwaisen in den Nairobi Nationalpark. Die übermütigen Elefanten spielten wie kleine Kinder, umschlangen uns mit ihrem Rüssel und schubsten sich und uns hin und her. Alles wurde mit der verlängerten Nase untersucht. Neben 6 kleinen Elefantenwaisen und einer Hand voll Keeper standen noch zwei überglückliche Hochzeitsreisende neben mir im Busch.

Mit Hilfe eines Keepers stöberte ich Makosa im Busch auf. Kaum zu glauben, dass ich das inzwischen stattliche Tier vor ca. 2 Jahren noch auf den Arm nehmen konnte. Kräftig und stolz stand er nun da, ohne Mutter aufgezogen seit seinem 3. Lebenstag. Damals waren wir (Jenny, Petra und ich) auch gerade bei Daphne zu Besuch, als ein Land Rover mit dem winzigen Nashorn ankam. Aufgefunden am Rande des Tsavo Ost, verstoßen von seiner Mutter.

ich mit meinem kleinen Freund Makosa

Nach mehr als zwei Stunden verließen wir die Elefantenwaisen. Bei Daphne erfuhren wir, das das neue Elefantenbaby vermutlich erst um 16.00 Uhr in Nairobi ankommt. (Inzwischen Wissen wir, der kleine Jumbo ist völlig entkräftet in Nairobi angekommen, Daphne, Jill und die Keeper kämpfen um sein Überleben. Der Kleine wurde Wendi getauft. Infos Wendi)Da damals noch nicht sicher war ob, der Transport klappt, verabschiedeten wir uns nach atemberaubenden Erlebnissen und brachen auf in Richtung Lake Naivasha.

Noch in Nairobi tankte ich den 70 Liter Tank voll und dann ging es über Karen auf der alten Nakuru Strecke auf in Richtung Naivasha. Kaum hatten wir die Hauptroute erreicht, merkte ich, dass der alte Landi nicht mehr so richtig wollte. Elias sah mich besorgt an. "Hakuna matata, Wasser im Diesel" grinste ich ihn an. Ich war mir ziemlich sicher, man fährt ja schon länger Auto in Kenya. Immer wenn es heftig geregnet hat, besteht die Gefahr, dass die schlecht verschlossenen Erdtanks der Tankstellen Wasser ziehen. Also fuhren wir die nächste Tankstelle an und ließen den gesamten Diesel ab, filterten das Wasser heraus, ließen den Ölfilter reinigen, bezahlten 300,- KSH und fuhren nach 2 Stunden weiter.

eine Fachwerkstat löst mein Dieselproblem
Ein wenig Geld und viel Zeit, mehr brauchst Du nicht in Afrika!

Der Afrikanische Graben, Rift Valley
Nach einem grandiosen Ausblick in den Afrikanischen Graben und dem Einkauf einiger erster Souvenirs erreichten wir gegen 16.00 Uhr das Fisherman´s Camp, ein herrlicher Camp-Platz direkt am Lake Naivasha. Routiniert und schnell baute ich mein Zelt, Tisch und Stühle auf und amüsierte mich über den missglückten Aufbau des Honeymoonzeltes. Aber irgendwann stand auch das. Nur noch wenige Wolken waren am Himmel zu sehen und die Luft war klar, noch nie hatte ich den See und die umliegende Landschaft in so klarer Luft gesehen.
Es gab ein erstes leckeres Dosenessen (Bohnen und Rührei) vom Holzkohlekocher, abends saßen wir am Lagerfeuer tranken Tusker Bier aus Dosen und Elias (Nichtraucher) rauchte genüsslich eine Zigarre. Yvonne suchte vergeblich den Großen Wagen am Sternenhimmel und schrieb alles Erlebte ordentlich ins neue Tagebuch. Bis zum Schlafengehen warteten wir vergeblich darauf, dass die Flußpferde zum grasen aus dem Lake kamen und so krochen wir nach einem ereignisreichen Tag in unsere Zelte.

So gegen 3.00 Uhr morgens vernahm ich leises Schmatzen und Stampfen und erspähte in der Dunkelheit 6 Flußpferde die am Seeufer in ca. 50 Meter Entfernung vom Zelt friedlich grasten. Die Campsite ist durch einen 30cm hohen Elektrodraht vor direkten Flußpferdbesuchen geschützt. (oder etwa nicht?) Sofort weckte ich Yvonne und Elias und halb bekleidet standen wir etwas frierend mit Scheinwerfern bewaffnet da und beobachteten die Hippos.

Da wir ohnehin um 4.00 Uhr aufstehen wollten, um den ca. 80km entfernten Nakuru National Park zu besuchen, lohnte es sich nicht, wieder ins Zelt zu krabbeln. Wir kochten etwas Wasser auf dem Holzkohlekocher, tranken einen heißen Tee, aßen ein paar Kekse und brachen auf zum Park. In Nakuru wurde noch einmal vollgetankt (diesmal ohne Wasser),Elias organisierte sich einen kenyanischen Handbesen (wollte er unbedingt haben) und um Punkt 06.30 Uhr fuhren wir in den Nakuru National Park. Millionen von Flamingos empfingen uns am Seeufer, laut war ihr Geschnatter und stechend der Geruch ihres Kotes. Die Luft war klar, der Himmel blau, der See lag traumhaft vor uns. Im sanften Morgenlicht warf eine Büffelherde in einem Schlammloch lange Schatten, Wasserböcke weideten friedlich am Seeufer und Thomson Gazellen stoben übermütig auseinander. Immer wieder trafen wir große Gruppen von Pavianen, die durch die Landschaft zogen. Am auffälligsten aber waren wie immer die langen Rothschildgiraffen.
Flamingos säumen das Ufer des Lake Nakuru
Wasserbüffel
Rothschildgiraffe

Als sich irgendwann der Magen meiner Begleiter meldete, fuhren wir eine zur Zeit nicht genutzte private Campsite an, bauten Tisch und Stühle auf und genossen ein ausgiebiges reichliches Frühstück. Elias hatte den ganzen Morgen wenig gesprochen und nun beim Frühstück erfuhr ich, dass erstens die Uhrzeit, um die wir aufgestanden waren, nicht seinen Vorstellungen entsprach, außerdem hätte er nie im Leben geglaubt, dass man in Afrika so frieren kann. Nun als die wärmende und später brennende Sonne herauskam, taute auch er wieder auf.

Frühstück im Busch

Nach dem Frühstück fuhren wir kreuz und quer durch den Park, vorbei am Makalia Wasserfall und erblickten wenig später die ersten Breitmaulnashörner im Dickicht. Mit dem Land Rover fuhren wir dicht (einige meinten zu dicht) an die Tiere heran und der eine oder andere Film wurde verschossen. Bis zum frühen Nachmittag hatten wir 12 Nashörner aufgespürt, wobei wir die schönste Begegnung direkt am Ufer des Lake Nakuru hatten. Erschöpft vom frühen Aufstehen und dem Erlebten verzichteten wir auf einen Game Drive bei Dämmerung und fuhren zurück ins Camp.
mit dem Land Rover am Seeufer
Breitmaulnashörner

Wir verlebten einen ruhigen Abend im Camp, die Honeymooner erprobten ihr Verhandlungsgeschick und kauften allerlei Holzschnitzereien ein und ich bereitete das Abendessen. Yvonne stellte später fest, dass sie doch tatsächlich Thunfisch lecker findet, obwohl sie keinen Fisch mag (wenn man ihn in Huhn umtauft, scheint er anders zu schmecken ;-) !) und der Tag klang mit Zigarren, Tusker und Lagerfeuer aus. Wie geplant kamen die Hippos heute wieder um 20.00 Uhr aus dem See und bescherten mir noch einige schöne Videosequenzen.

Nachdem die ersten Sonnenstrahlen unsere Zelte erwärmt hatten, krochen wir aus denselben und bereiteten unser Frühstück. Danach wurde das Lager abgebaut und wir brachen auf in Richtung Masai Mara. Der alte Land Rover ächzte und schnaufte die Wände des Rift Valley rauf und runter und lief ohne Problem. In Narok erweiterten wir noch einmal unseren Lebensmittel- und Wasserbestand und tankten den Land Rover voll. Zügig ging es weiter in die Masai Mara, auch Ewaso Ngiro (hier erlitten wir im Juni einen Getriebeschaden) passierten wir ohne Vorkommnisse. Unterwegs immer wieder Wild, Giraffen, Zebras, Gnus und andere Antilopen waren überall zu sehen. Ein Straußenpaar verfolgten wir eine ganze Weile, aber irgendwie hatten die beiden nicht die Absicht, als schönes Fotomotiv zu dienen. Immer wenn wir langsam an die Tiere in Position rollten, rannten sie los. Auf der inzwischen neu geschobenen Piste erreichten wir gegen 16.00 Uhr das Sekenani Gate des Masai Mara Reservates. Wir fuhren durch bis zur Keekorok Lodge um den Dieseltank wieder zu füllen. Unterwegs, völlig unerwartet, ein Serval. Für mich auf meiner 17. Safari, das zweite Mal, dass ich diese kleine Raubkatze zu sehen bekomme, für Elias und Yvonne das erste Mal auf ihrer ersten Safari. "Ist der etwa selten?"

An der Lodge nahm ich Kontakt zu einigen Safariwagenfahrern auf und holte einige Informationen über Wildbewegung und zuletzt gesehene "Katzen" ein. Das Wild konzentrierte sich, im Gegensatz zum Juni, jetzt zwischen der Keekorok Lodge und dem Sand River, so erfuhr ich.
Gnus, so weit das Auge reicht

Neben einer guten Raubkatzenbeobachtung waren wir vor allem gekommen, um die großen Gnuherden zu sehen. Waren auch an diesem ersten Abend keine Katzen in Sicht, Gnus sahen wir zu Tausenden. Überall zogen große Herden dieser großen Antilopen, immer begleitet von Zebras oder von Elenantilopen durch die Landschaft. Hatten wir im Juni als größte Herde ca. 50 Tiere zählen können, so sahen wir jetzt Herden von 500 oder 1000 Tieren und mehr. Es war beeindruckend. Auch die Landschaft hatte sich in nur 2 Monaten merklich verändert, das Gras war wesentlich kürzer und von Grün gab es keine Spur mehr. Nachdem wir auch unsere ersten Elefanten gesehen hatten, brachen wir auf ins Mara Springs Camp. Ein Camp am Rande der Masai Mara, versteckt in den Hügeln. Etwas enttäuscht stellte Elias fest: "Man, haben wir viel gesehen, bloß keine Löwen!"

unser Camp in der Masai Mara

Schnell verschwand die Sonne am Horizont, nur der volle Mond leuchtete noch, als wir langsam die unwegsame steinige Piste zum Camp hinauffuhren. Meine Begleiter wurden immer ruhiger, kein Wort war mehr zu hören. Elias blickte angestrengt in die Nacht hinaus. Dann endlich das Mara Springs Camp. Die freundliche Kikuju Mama erkannte mich und den Land Rover sofort wieder und freute sich, dass ich, wie angekündigt, tatsächlich zurückgekommen war. Im Scheinwerferlicht des Rovers bauten wir unsere Zelte auf und ein Masai entzündete für uns ein kleines Feuer. Tief beeindruckt sah Elias sich im Gelände um. Er hatte sich das größte Abenteuer seines Lebens gewünscht, ich glaube jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob er soviel Abenteuer wollte.

So nahe wie möglich rückten die beiden ihre Stühle an das Lagerfeuer und immer wieder wanderte ihr Blick in den nahen Busch. Zweifelnd sah Elias mich an. Nur die Tatsache, dass ich im Juni auch schon mit meiner Familie hier war, ließ ihn ein wenig beruhigt in das Zelt kriechen.

Früh am morgen fuhren wir hinunter in das Reservat und schon nach einer halben Stunde entdeckte Elias eine Hyäne und kurz danach "seine" erste Löwin. Die beiden saßen nun auf dem Dach des Land Rover und genossen das Gefühl "...als ob einem die ganze Welt gehört!"
Freiheit auf dem Landidach
Manchmal musste das Wild mit dem Fernglas gesucht werden...
...aber meistens war das Wild zum Greifen nahe

Riesige Gnuherden, unzählige Zebras, Impalas, Kongonis, Topis, Elen, Thomson Gazellen, Grant Gazellen, immer wieder Paviane, Elefanten, die Mara zeigte sich von ihrer beeindruckensten Seite. Von einem anderen Fahrzeug erhielten wir einen Tipp, "Löwen".

ein herrlicher Pascha

Gezielt fuhren wir in das beschriebene Gebiet. Auf einmal zählte alles andere um uns herum gar nicht mehr richtig für meine beiden Honeymooner. Dann lagen sie da, Löwen. "Die sind tot!" stellte Yvonne enttäuscht fest. Beide saßen oben auf dem Dach des Rover und starrten die dösenden Löwen an. 4 Weibchen konnte ich zählen, ausgewachsen. Ich fuhr bis auf zwei Meter an die Tiere heran, immer noch keine Regung. Erst als ich den Motor abstellte, zuckte das Tier neben dem Auto mit den Ohren und setzte sich auf. Sofort ließ ich den Motor an und fuhr ein wenig zurück.

Auch wenn ich mir eine ganze Weile lang erklären lassen musste, wie hoch Katzen springen können und dass ein Land Roverdach alles andere als ein sicherer Ort ist, so war ich doch zufrieden, meinen "Gästen" so schöne Katzen gezeigt zu haben.

Und es ging weiter, in ca. 3 km Entfernung fanden wir den Rest des Rudels, 2 weitere adulte Weibchen und ca.15 Jungtiere lagen versteckt in kleinen Büschen und schliefen. Wenig später entdeckten wir auch noch den Pascha des Rudels. Lange standen wir bei den Katzen und sahen ihrem eher schläfrigem Treiben zu. Das wir auch weiterhin die ganze Tiervielfalt der Masai Mara zu sehen bekamen, wurde für meine Begleiter angesichts einer so großen Löwenfamilie etwas zur Nebensache.
Löwin, aufmerksam wird die Beute Beobachtet
gejagt wird meist im Rudel
Mutter und Tochter teilen die Reste einer Impala

Zwei Tage lang beobachteten wir "unsere" Löwenfamilie, hatten noch das Glück, sie morgens mit einem frisch gerissenen Impala anzutreffen, sahen zu, wie sie um die Beute stritten und wie sie spielten und wie der Pascha abseits im Schatten schlief. Schöner noch als der "Herr" dieses Rudels, war das allein umherziehende Männchen, welches wir in der Nähe des Sekenani Gates aufspürten. Ein Bilderbuch Löwe.
ein Bilderbuch Löwe

Aber auch die gefleckten Sprinter der Mara machten wir ausfindig, eine Gruppe von drei Geparden. Nur einem aufmerksamen Impala Weibchen ist es zu verdanken, dass wir nicht auch noch Zeuge eines Gepardenrisses geworden sind. Jedoch auch die erfolglose Jagd, für die wir mehr als 2 Stunden still auf dem Autodach saßen, war ein einmaliges Naturschauspiel. Yvonne und Elias erlebten spielende Giraffenkinder, wir zogen mit einer Elefantenherde mit durch die Masai Mara und standen dicht vor schnaubenden Kaffernbüffeln, sie erlebten die Masai Mara zu einer der schönsten Zeiten für dieses Gebiet.

Was macht es da schon, dass wir vier Stunden am Fig Tree Camp warten mussten, weil man unsere auseinandergefallene Blattfeder reparieren musste und ich irgendwo im Busch den Kühlerschlauch neu isolierte.
Netzgiraffen
Elefanten

Am letzten Morgen in der Masai Mara sahen wir noch einmal den seltenen Serval und ein noch viel selteneres Spitzmaulnashorn, von unserem Löwenrudel fehlte jede Spur. (Vielleicht gut so, auch Honeymooner sollte man nicht zu sehr verwöhnen!)

Bis kurz vor den Abzweig zu unserem Camp war ich fest davon überzeugt, dass das Nashorn das Highlight für diesen Tag gewesen ist. Aber ich war noch steigerungsfähig. Eine Ziege der Masai sollte die Hauptrolle bekommen. Dummerweise bekam das Tier eine tragische Rolle vom Schicksal auferlegt. Die dumme Ziege rannte vor mein Auto und ließ sich überfahren (im Schrittempo!)

Die ganze Ziegenherde stand meckernd um den Land Rover herum, was mir aber viel mehr Sorgen machte, waren gut ein Dutzend Masai, mit Speeren bewaffnet, die mich zum Anhalten zwangen. Hier war nichts mehr mit "hakuna matata", wir hatten ein Problem!.

Ich stieg aus, um die Masai zu beruhigen und zu signalisieren, dass ich den Schaden ersetzen wollte. Schillingi, Schillingi war gut. 8000,-KSH sollte ich bezahlen. (war es gar keine Ziege, hatte ich ein Auto angefahren?)
Vorsichtig erklärte ich, dass ich nur oben im Camp Geld habe und bewirkte so, dass ich mit zwei Masai ins Camp fahren konnte. Zwar folgten noch einige weitere Masai dem Rover, aber ich konnte etwas Zeit gewinnen. Im Camp hockten wir uns im Kreis hin und verhandelten hart und lange, immer wieder bot ich Geld (2000,-KSH) und erklärte: "Mehr habe ich nicht!". Später erschien noch der Häuptling dieser Gruppe, alt, würdig und stolz, nur englisch sprach er leider überhaupt kein Wort.

Der Kreis hatte sich nun um den Häuptling und einen Dolmetscher erweitert, lange tauschten wir Respekt und Höflichkeiten aus, nach drei Stunden war der Deal dann perfekt, ich zahlte 2500,- KSH und die Masai durften ihre Ziege behalten. Yvonne und Elias waren angesichts so vieler Speere froh über den Ausgang des Abenteuers. Ich war im Nachhinein der Meinug, dass dieses Adventure wirklich 2500,-KSh wert war.;-).

Begleitet von dem Anblick unzähliger Gnus und Zebras erreichten wir fast ohne Probleme Narok. Einzig ein entgegenkommender Land Rover zwang uns zu einem Ausweichmanöver, bei dem ich mich im lockeren Sand festfuhr. Aber auf das Ausgraben des Rovers hatte Elias sich schon seit Tagen gefreut. Es wäre auch gar nichts passiert, wenn es mir möglich gewesen wäre, in den zweiten Gang zu schalten. Aber diese ohnehin schwierige Aktion war nun fast gar nicht mehr möglich, außerdem roch es seit heute morgen stark nach Getriebeöl.
Festgefahren

Ich bat also in Narok an einer Tankstelle einen Mechaniker mal nach dem Öl zu sehen. Kopfschüttelnd kam dieser wieder unter dem Auto hervor, lediglich ein Bolzen hielt das Getriebe noch zusammen, alle anderen hatten sich herausgerüttelt. "Glück gehabt" Neue Bolzen waren in Narok schnell aufgetrieben und eingebaut, mit Hilfe einer aufgeschnittenen Flasche und einem langen Schlauch wurde das Getriebe wieder mit Öl gefüllt, vorsichtshalber noch ein loser Radbolzen gewechselt, die Blattfeder noch einmal gerichtet, einige andere Bolzen nachgezogen und schon ging es weiter. Na ja, drei Stunden hat es schon gedauert, aber was ist Zeit in Afrika.

Der Land Rover hielt den Rest der Strecke tapfer durch, in Nairobi gönnten wir uns nur eine kurze Nacht und wurden dafür mit einer herrlichen Aussicht auf den Kilimanjaro kurz nach dem Sonnenaufgang belohnt. Nach ereignisreichen 8 Tagen, einer grandiosen Wildbeobachtung und einigen spannenden Erlebnissen kamen wir am frühen Nachmittag bei strahlend blauem Himmel wieder im Boko Boko an.
Meine Aufgabe, aus einer Hochzeitsreise ein Abenteuer zu machen, hatte ich bestanden.

Glücklich und zufrieden über das Erlebte spendierten mir Yvonne und Elias eine Body-Massage im Boko Boko. So konnte ich mir die ganze Safari noch einmal durch den Kopf gehen lassen, während mir der strapazierte Rücken durchgeknetet wurde.

Yvonne und Elias verlebten noch fünf herrliche Tage am traumhaften Diani/Galu Beach, sammelten Muscheln, schwammen im Indischen Ozean oder übten schnorcheln im Pool. Damit die beiden Kenya noch besser kennen und verstehen lernten, besuchte ich mit ihnen das Ngomongo Villages und Cultur Center an der Nordküste, wo wir den Abend am The Moorings Floating-Restaurant verbrachten. Eine Exkursion, die beide fesselte und den Gedanken an die nahe Rückreise noch unerträglicher machte.

Ich kümmerte mich um meinen alten Land Rover, den Kijiji Reptilien Park, traf noch einige Freunde und stellte irgendwann fest, das mir ein Tag zum Entspannen fehlte.

Das schönste an dieser Reise war für mich, mitzuerleben wie zwei junge Menschen mit Haut und Haaren dem Zauber Afrikas erlegen waren und schon jetzt freue ich mich auf unsere nächste gemeinsame Safari, dann sicherlich auch mit Petra und Jenny.


Kwaheri Kenya, tutaonana