Ein Reisebericht von:

Text und Fotos (digital) Jörg Reinecke;
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!


Ngorongora Conservation Area oder
auf den Spuren der Migration in Tansania




Es ist Mitte Februar und es ist heiß, sogar in Nairobi, wo man doch eher ein mildes Klima gewohnt ist. Wir sitzen irgendwo in der Hauptstadt, im Schatten einer großen Markise und genießen die hier oft angebotene Indische Küche. Petra und Dietmar, ein Bekannter der hier in Nairobi seit einigen Jahren lebt und uns nicht nur eine Herberge geboten hat, sondern sich auch die Zeit nimmt uns durch die Stadt zu fahren, unterhalten sich über das Leben in der hektischen Großstadt; während ich versuche etwas Reis unter das viel zu scharfe Curry zu mischen ohne das es jemand merkt. Gleichzeitig grübele ich über unsere Vorhaben und Wünsche.

Nachdem wir in den letzten Jahren immer wieder erhebliche Reparaturen an unserem Land Rover 109 in teilweise abendteuerlicher Umgebung durchführen lassen mussten, wuchs in mir der Wunsch nach einem anderen zuverlässigeren Fahrzeug. Ich dachte an spannende Erlebnisse zwischen Großwild ohne ständig wissen zu müssen, wo den die nächste Werkstatt ist. Deswegen waren wir nun mit Dietmar nach unserer Ankunft aus Deutschland, via London, erst einmal in Nairobi unterwegs um uns ein wenig nach Fahrzeugen um zu sehen. Irgendwie war mir der alte Land Rover 109 ja auch an das Herz gewachsen, aber etwas mehr Komfort wäre schon schön. Immer wenn ich so vor dem 109 stand, dann war er irgendwie die Erfüllung der Kindheitsträume. Aber leider waren wir aufgrund der häufigen Motorreparaturen nie dazu gekommen den Innenraum und die Ausstattung nach unseren Vorstellungen herzurichten. Ein schöner großer Land Rover Defender oder noch besser ein Toyota Landcruiser für die nächsten 10 Jahre, das wäre schon ein Traum. Ein Traum, von dem ich nicht die geringste Ahnung hatte wie ich ihn bezahlen sollte.

Wir studierten also die Pinnwände in den großen Märkten Nairobis, hatten uns in Karen in Werkstätten und bei Händlern umgehen und hatten Dave und Gaby von Sunworld Safaris besucht. Noch in Deutschland hatte ich von Hermann, Gabys Bruder, einen Tipp bekommen; Dave wolle sich evtl. von einigen seiner alten Toyota Landcruiser trennen.

Bei unserem Besuch am Vormittag hatte auch Dave versucht uns von den Vorteilen eines Toyota Landcruisers gegenüber eines Land Rover Defenders zu überzeugen und zeigte uns zwei seiner zum Verkauf stehenden Fahrzeuge. Ist schon mächtig viel Auto so ein Landcruiser, dachte ich, sah aber das Petra der Zustand der beiden gezeigten Fahrzeuge nicht gefiel. Naja, Dave wollte sowieso erst im November Fahrzeuge abgeben, bis dahin wäre ja ein bisschen "bodywork" hakuna matata (kein Problem). Wir vereinbarten also in Kontakt zu bleiben und Dave wollte uns noch von allen drei zu verkaufenden Fahrzeugen die Daten Mailen.

In unseren Köpfen fing eine Idee an zu brodeln, die uns das ganze Jahr über beschäftigen sollte und zwar nicht nur in Kenya.

Um auf andere Gedanken zu kommen entschlossen wir uns mit Dietmar einen Abend Game Drive im Nairobi National Park zu unternehmen. Wir erwarteten nichts spektakuläres, sondern wollten nur einfach den Bush genießen und vielleicht das ein oder andere Stück Großwild vor der Skyline Nairobis fotografieren.

Hatte sich Dietmar im Straßengewirr Nairobis noch als sehr Ortskundig erwiesen, so wirkte er hier im Park etwas hilf- und orientierungslos. (Sorry Dietmar) Aber schließlich hatte er sich auch in den letzten 6 Jahren mehr mit Menschen und Landschaften als mit Großwild beschäftigt. Dennoch machen wir einige schöne Bilder von Zebras und Antilopen vor der Skyline von Nairobi.

Den Abend ließen wir dann später in Dietmars Lieblingsbar mit einem Gin Tonic ausklingen ließen, ehe wir dann spät abends nach Mombasa an die Küste flogen.

Ali unser Mechaniker für den Land Rover erwartete uns bereits am Flughafen. Ich ersparte mir selber die Fragen nach dem Zustand des Fahrzeuges. Wenn es nach Ali geht, ist immer alles in Ordnung. Zuerst verwunderte mich zwar die Tatsache, dass alle Knöpfe im Armaturenbrett des alten Landys fest angebracht waren und nicht lose herumhingen. Fast erleichtert stelle ich dann aber fest das der Schalter für das Licht nun für die Hupe zuständig war und der Knopf für die Zusatzscheinwerfer seit neustem zum Vorglühen diente. Also alles wie immer!

Ali erzählte noch, dass er von Yolanda 1000,-KSH für Diesel bekommen hatte und sich nun gar nicht erklären konnte warum denn nur so wenig Diesel im Tank sei, so viel sei er doch gar nicht gefahren. Ich entschloss mich also den Wagen kurz hinter der Likoni Fähre voll zu tanken. Im Tankstellenshop kaufte ich noch schnell Zigaretten und etwas zu trinken und stutzte dann als ich zum Wagen zurück kam und von Ali nur die Beine aus dem geöffneten Motorraum herausschauten.
"What`s on Bwana?"
"Hakuna Oel!",
"Hakuna what"
ich wurde laut, hatte mühe meine Stimme weiterhin freundlich klingen zu lassen. Kein Motoröl? Seit Wochen wusste Ali von unserer Ankunft und es war mehr als genug Zeit gewesen den Wagen in einen Safaritauglichen Zustand zu versetzen. Mir gingen wieder die Bilder von einem Toyota Landcruiser durch den Kopf und neben diesen Bildern tauchte auch immer wieder das Bild eines neuen Mechanikers auf.

Bis Ukunda sprach Ali kein Wort mehr, kleinlaut saß er an die Tür gepresst im Wagen und wagte es kaum mich an zu sehen. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Schließlich wollten wir mit dem Land Rover bis nach Tansania auf dieser Safari, da wäre es doch ganz praktisch gewesen wenn alles am Fahrzeug funktioniert hätte!

Müde erreichten wir nachts um 02.00 Uhr das Boko Boko am Galu Beach, wo uns Saidi der Koch erwartet und uns freudestrahlend das Gepäck abnahm. Erschöpft und nachdenklich fielen wir in unsere Betten.
Am kommenden Morgen wachten wir spät auf und genossen dann später beim Frühstück unter dem freien Himmel die wärmenden Sonnenstrahlen Afrikas. Neugierig sahen uns einige Meerkatzen beim Frühstück zu und hatten sichtlich Mühe respektvollen Abstand zu halten.

Nachdem wir unsere Ausrüstung ein wenig sortiert hatten, ließen wir am Strand das warme Wasser des Indischen Ozeans um unsere Füße spülen und relaxten bei einer Ganzkörpermassage. Am Abend weihten wir Yolanda und Joachim in unsere genauen Safaripläne ein und besprachen Zukunftspläne über Um- und Neubauten in Kikambala am Porini Restaurant.

Für Tansania waren dann am nächsten Tag noch einige Papiere für das Fahrzeug vorzubereiten, wir brauchten unser "Lookbook" und eine Auslandsversicherung. Zusammen mit Joachim kümmerte ich mich um die Vorbereitungen. Da Ali immer noch nicht herausgefunden hatte warum der Land Rover soviel Öl verlor fuhren wir mit dem Pick Up von Yolanda nach Mtawapa um einen Freund zu besuchen.

In Mtwapa erwartete uns Karsten, der uns stolz die neusten Fortschritte an seinem Haus- und Grundstücksbau zeigte. Seit einigen Jahren waren Karsten und seine Frau Christiane dabei in Mtwapa sich auf eine Zukunft in Kenya vor zu bereiten und bauten sich hier ihren Traum vom Leben und ein neues Zuhause auf. In Deutschland sind wir fast Nachbarn und Kollegen. Die Geschichte des Hausbaues ist mindestens so spannend wie die Erlebnisse mit unserem Land Rover und ich bin eigentlich froh das wir im Boko Boko eine zweite Heimat gefunden haben und uns nicht auch noch um ein Dach über dem Kopf hier in Afrika kümmern müssen.

Den Abend verbrachten wir unten am Mtwapa Creek, wir trafen noch weitere Freunde am Moorings und genossen einen schönen Abend am ruhigen Wasser des Indischen Ozeans. Später verwöhnte uns Roger (ein Freund von Karsten) mit gegrillten Rindersteacks und Knoblauchsauce, ehe wir im Gästezimmer von Karsten die Nacht in Mtwapa verbrachten.



Gewohnt hektisch begann der kommende Tag, statt Frühstück bekamen wir Pinsel in die Hand gedrückt. Da für Karsten nach gut 6 Wochen, die letzten Tage seines Urlaubs anbrachen wollte er gerne noch einige Dinge erledigen und so strichen wir Wände und trugen Baumstämme und Bretter von rechts nach links ehe wir am Nachmittag zurück an die Südküste fuhren.

Am Abend erfuhren wir im Boko Boko, das unser Land Rover 109 einen Motorschaden hat, die Kolbenringe sind hin. Ersatzteile waren natürlich erst in zwei Tagen, am Montag zu bekommen. Unsere Pläne gerieten wieder einmal ins wanken. Ob ein Toyota Landcruiser wohl immer fahren würde, ging es mir durch den Kopf?

An den nächsten beiden Tagen warteten wir auf Ersatzteile, kümmerten uns um Versicherungen und die "Road-Lizenz" und genossen ansonsten das süße "Nichtstun" in den Tropen.

Irgendwann hatte Ali die für meine Augen wild im Garten verstreuten Motorteile wieder in den Land Rover eingebaut und so brachen wir dann einen Tag später als ursprünglich geplant mit unserem frisch reparierten Geländewagen auf in Richtung Tansania. Die Straße hinter Mombasa bis Mariakani war immer noch in unglaublich schlechtem Zustand und hielt uns sehr auf. Aber dank des Schritttempos, entdeckten und retteten wir noch ein Lappenchamäleon auf der Straße und setzten es in den angrenzenden Bush.

Ab Mariakani ist die neue Straße inzwischen fertig und man kommt gut voran. In Voi, 160km nach Mombasa tankten wir noch einmal 20 Liter Diesel und fuhren dann in Richtung Taveta und Grenze. Bis zu der Ortschaft Mwatate war die Strecke noch asphaltiert und ging dann in Bushpiste über. Die Strecke trennt den nördlichen selten befahrenen Teil des Tsavo West vom Rest des National Parks und war uns schon von anderen Safaris der letzten Jahre bekannt, am frühen Nachmittag erreichten wir ohne Probleme den Grenzübergang.

Taveta ist ein typisches, kleines afrikanisches Grenzdorf mit Märkten und verschiedenen anderen Einkaufsmöglichkeiten und vielen durcheinander wuselnden Menschen. Langsam rollten wir auf die Grenzgebäude zu. Ich entdeckte ein Schild mit der Aufschrift "Immigration" und erledigte in dem Büro die Ausreiseformalitäten mit unseren Pässen, ich konnte kaum glauben, dass sich kurz danach vor uns ein Grenztor öffnete. Ein etwas rundlicher Grenzbeamter hielt das Tor in der Hand und raunzte mich in unfreundlichem Ton an:
"Have you been in my office?"
Natürlich war ich nicht in seinem Büro gewesen, ich wusste ja auch gar nicht wer er und schon gar nicht wo sein Büro war! So schnell wie sich die Schranke geöffnet hatte, so schnell war sie nun auch wieder für uns geschlossen. Ohne mich eines Blickes zu würdigen stapfte der rundliche Beamte vor mir her und verschwand dann in einem der vielen Büros. Ahnungslos folgte ich dem unfreundlichen kenyanischen Beamten in sein Büro, dort wurden dann noch einmal die Pässe kontrolliert (in denen sich ja schon der Ausreisestempel befand) und der dicke Grenzbeamte stellte fest, dass Kopien der Pässe fehlten. Ich suchte also irgendwo zwischen den Hütten des Grenzdorfes nach einem Shop der meine Pässe kopieren konnte, fand einen kleinen Kiosk und bekam die benötigten Kopien. Dabei wurde ich irgendwie den Verdacht nicht los, dass der Verkäufer der Kopien und der Grenzbeamte Verwandt waren. Wieder im Grenzbüro angekommen, erkundigte ich mich bei meinem mürrischen Gegenüber ob ich hier mit dem Fahrzeug ausreisen und dann an einem anderen Grenzübergang wieder einreisen könne. (Ich hatte vorher immer wieder verschiedene Meinungen und Erfahrungen gehört!)
"Of corse you can do that, you are free in the East African Community"
sprach mein dickes, schwitzendes Gegenüber und warf im selben Augenblick meine Fahrzeugpapiere in eine Schublade seines unaufgeräumten Schreibtisches, wo sie für die nächsten Tage verschwanden!
"Äh, sorry?" wie sollte das nun gehen?
Um weitere Schwierigkeiten und vor allem Kosten (Schmiergelder) zu vermeiden, verließ ich wortlos das Büro, startete den Land Rover und wir passierten die Grenze.

Auf holpriger Piste näherten wir uns dem Schlagbaum von Tansania. Dann tauchten wir ein in eine andere, für uns neue Welt in Ostafrika.

Freundliche lächelnde Grenzbeamte, bearbeiteten zügig die Einreiseformalitäten (Visum US$ 50,- pro Person) und gaben bereitwillig Auskunft. Ein kurzer freundlicher Blick in die Pässe, zwei Stempel, ein Blick in die Ausland KFZ Versicherung und schon durften wir weiter.



Sofort fielen uns die breiten ordentlichen und gut asphaltierten Straßen auf, auf denen wir zügig in Richtung Moshi rollten. Unterwegs dann allerdings eine kleine Überraschung. Ein Polizist in ordentlich weißgestärktem Hemd stoppte uns und fragte neben den Papieren nach unserem Warndreieck. Etwas verdutzt hätte ich ihm fast erklärt, dass wir hier in Afrika sind und man hier keine "reflector triangel" sondern Grasbüschel und Zweige zur Absicherung einer Unfallstelle benutzt. Dann versicherte ich ihm aber nach einer kurzen freundlichen Unterhaltung, dass ich bei nächster Gelegenheit ein Warndreieck kaufen würde, worauf hin ich weiter fahren durfte.


Petra und ich erfreuten uns bei wolkenlosem Himmel über die aufgeräumt wirkende Landschaft und die sehr gute Straße, bis wir am späten Nachmittag kurz vor Moshi unser erstes Ziel in Tansania, das Honey Badger Camp erreichten.

Via Internet hatten wir uns bei "Mama Lucy" angemeldet und wurden jetzt wo wir einen Tag später anreisten schon vermisst. Lucy, ein sympathisches, herzliches, afrikanisches Familienoberhaupt, empfing uns wie alte Bekannte. Von der ersten Minute an fühlten wir uns geborgen und wir mussten regelrecht darum kämpfen in unserem Zelt schlafen zu dürfen, schließlich gab es auch einige nette Doppelzimmer in denen wir hätten schlafen können.

Statt der netten Gästezimmer bevorzugten wir es in unseren Safaristühlen vor unserem Zelt zu sitzen und genossen ein erstes Kilimanjaro Bier mit Blick auf den namensgebenden gigantischen Berg. Unser Zeltplatz war ein kurz gehaltenes Stückchen Rasen in einem ordentlichen Garten, der auf mehreren kleinen Grasflächen Platz für Zelte bot. In einiger Entfernung gab es Toiletten und Duschen mit heißem Wasser. Ein ordentliches, hübsches Restaurant und etwas weiter hinten einige Gästezimmer sowie das angeschlossene Wohnhaus von Lucy und ihrer Familie waren auch noch auf diesem Grundstück zu finden. Gegenüber gab es einen Kiosk und ein weiteres größeres Grundstück.

Auf diesem war reichlich Platz, ein großes Dusch- und Toilettenhaus, ein offener Banda, der für Tanzvorführungen und andere kulturelle Ereignisse genutzt wurde, sowie eine große Parkfläche, die auch für große LKW`s ausgelegt war, ergänzten die Anlage. Lucy´s Sohn erklärte mir auf einem Rundgang, das häufig die großen "Overland Trucks" mit ihren Gästen diesen Platz nutzen würden und die Familie auch plane in der Nähe ein Schulgebäude zu errichten und zu renovieren in dem später mittellose Kinder der Umgebung unterrichtet werden sollten.
Aber dieses Projekt sei nur mit weiteren Spendengeldern durchführbar. Ich machte noch ein paar Bilder vom Kilimanjaro im Abendlicht und bekam auf unserem Rundgang unter anderem einen heiligen Feigenbaum gezeigt.

Nach der langen Fahrt, waren wir froh nicht mehr selber kochen zu müssen. Eine Speisekarte gab es allerdings nicht, wir zählten einfach auf was wir gerne essen wollten und bekamen dann ein leckeres abwechslungsreiches Menü. Die Nacht verbrachten wir in unserem Zelt und am kommenden Morgen Frühstückten wir Eier, Speck und Toast mit Blick auf den wolkenlosen Kilimanjaro.



Honey Badger Lodge and Camp


Nach unseren Informationen sollte es "hakuna matata" (kein Problem) sein in Tansania mit US$ zu bezahlen, im Gegenteil US$ sollten beliebter sein als die eigene Währung! Aber schon an der ersten Tankstelle wurden wir eines Besseren belehrt, nur mit Mühe konnte ich meine Tankrechnung in US$ bezahlen und machte dabei nicht gerade einen guten Schnitt. Unsere Informationen, obwohl aus Travelhandbüchern, stammten wohl alle samt von Pauschaltouristen. "Schlechte Vorbereitung" warf ich mir selber vor.

Unser nächstes Ziel war dann Arusha. Eigentlich wollten wir uns sie Stadt in Ruhe ansehen aber schon bei der Anfahrt störte uns ein relativ großes Verkehrsaufkommen und auch wenn es in Tansania alles etwas ordentlicher als in Kenya zuging, auf "Stop and go" im Land Rover hatten wir nun gar keine Lust. Wir fuhren also nur soweit es nötig war in die Stadt hinein, wechselten an einer Bank 100 US$ in Tansania Shilling (1 US$ = 1185 TSH am 23.02.06) und fuhren dann zurück in Richtung Arusha National Park.

Ursprünglich wollten wir die Nacht im Camp am Meserani Snake Park verbringen, aber nach nochmaligem Kartenstudium hatte ich festgestellt, dass dieses Vorhaben ein unnötiges Hin- und Herfahren bedeutet hätte. Kurzerhand änderten wir also mal wieder unsere Pläne und suchen nach einem Quartier am Mount Meru.

Die in Erwägung gezogene "Meru View Lodge" entsprach im Preis- Leistungsverhältnis nicht unseren Vorstellungen und der unfreundliche, mürrische deutsche Besitzer lud auch nicht gerade zum verweilen ein. So zogen wir weiter und entdeckten in der Nähe des Gates zum Arusha National Park die "Colobus Mountain Lodge" mit ihren sauberen freundlichen Zimmern. Schnell war ein akzeptabler Preis ausgemacht und wir räumten unser Gepäck ein. Danach ging es erst einmal zum Gate des Parks.

Im Meru National Park wollten wir eine Kanu Tour auf einem der Momella Seen machen, die hier seit kurzem angeboten wurden. Die Idee eine Kanutour auf dem Lake Manyara zu unternehmen hatten wir schon in der Vorplanung verworfen. In den letzten Jahren war es immer öfter vorgekommen, dass der See zu wenig Wasser und außerdem reichlich Tsetsefliegen hatte, so hatten wir auch hier umdisponiert.

Am Main Gate des Arusha Parks fand ich die nötigen Informationen für eine Kanutour auf den Momella Seen und vereinbarte einen Termin für den nächsten Morgen. Es stellte sich heraus, dass es für uns praktischer und preiswerter ist, wenn wir uns abholen lassen, als wenn wir mit dem eigenen Wagen bis zum Lake "Little Momella" fahren. Trotzdem kostet so eine zweistündige Kanutour inkl. Transfer und somit einer kurzen Pirschfahrt (2 Std.) zum bzw. vom See und inkl. aller Parkgebühren (es gibt eine extra National Park Bootsgebühr) 100,-US$ pro Person! Wenn man aber bedenkt was die Ballonsafari auf einer der letzten Safaris gekostet hatte, war es geradezu ein Schnäppchen!

Den Nachmittag verbrachten wir zu Füßen des Mount Meru mit einem herrlichen Blick auf den Selben. Wir streiften durch die Landschaft und die umliegenden Shambas und lernten interessante freundliche Einheimische kennen. Eine ganze Weile saß ich zwischen Kühen und Ziegen auf einem alten Holzschemel zusammen mit einem freundlichen alten Mann der mir über die Umgebung und seine Lebensgeschichte erzählte. Besonders stolz war er auf seine wenigen Worte Deutsch, die er von seinem Vater gelernt hatte. (Tansania = ex Deutsch Ostafrika)

In der Colobus Lodge waren wir die einzigen Gäste und so konnten wir nicht nur die Speisen, sondern auch die Zeiten für die Einnahme frei wählen. Gegen Abend saßen wir zufrieden mit dem Erlebten und erholt auf der Terrasse vor unserm kleinen Banda und sahen zu wie der Mount Meru sich langsam in Wolken hüllte und unseren Blicken entschwand. Auf dem kleinen Tisch vor uns standen kühle Kilimanjaro Biere und im Hintergrund zirbten und sangen Insekten und Vögel die gewohnten Geräusche der afrikanischen Abende.



Pünktlich wie vereinbart erschien am nächsten Morgen Steve mit einem Toyota Landcruiser an unserer Unterkunft. Mit ihm zusammen wollten wir die Kanutour unternehmen und so ging es nachdem wir das Gate des Arusha National Parks passiert hatten durch üppig grünes Gelände, vorbei an der "kleinen Serengeti" hinauf und hinunter durch hügelige und teilweise dicht bewaldete Landschaft bis zu einem freien Platz auf dem, neben ein paar Hütten einige Kanus auf einem Trailer lagen. Zusammen mit Steve koppelten wir den Trailer an den Landcruiser und fuhren weiter bis an den "Little Momella". Unterwegs bekamen wir immer wieder Giraffen und Zebras zu sehen, Paviane hockten neben der Piste und Warzenschweine kreuzten unseren Weg. Hin und Wieder zeigten sich auch Impala Antilopen. In den Bäumen konnten wir Diadem Meerkatzen und Colobusaffen beobachten. Vorbei an "Hardy Krügers" ex Farm "Momella" fuhren wir auf die Seenplatte zu. Am Ufer des "Kleinen Momella See" hielten wir und luden dann zwei Kanus ab. Ein Kanu bereitete Steve für sich und eines für uns vor.



Der "Little Momella" glitzerte im Sonnenlicht vor uns, an seinem Ufer konnte ich Impala Antilopen und ein Pärchen Kronenkraniche sowie einige Reiher ausmachen. Auf dem See trieben einige Pelikane und andere kleinere Wasservögel. Der ganze See strahlte eine unheimliche Ruhe aus und im Hintergrund konnten wir den Kilimanjaro erkennen.

Da wir in Deutschland ein eigenes Kanu besitzen,mit dem wir die einheimische Gewässer erkunden, ging es ohne größere Einweisung gleich hinaus auf den See. Bloß die Stellen an denen Steve Flusspferde vermutete zeigte er uns genau und bestand darauf, dass er sich immer vor uns diesen Plätzen nähern wollte. Petra war sein Bestreben ganz recht und sie war auch sehr zufrieden darüber, dass es im See keine Krokodile gab. Ich hätte zwar gerne Krokodile vom Kanu aus beobachtet, war aber schon glücklich an zwei Stellen des Ufers große Nilwarane sitzen zu sehen. Mit ruhigen Stichen glitten wir durch das Wasser und es war schon ein besonderes Gefühl mit einem Kanu in Afrika unterwegs zu sein, auch wen es nicht der "Okawango" war. Nur ein einziges Fahrzeug zeigte sich noch in der Nähe des Sees, auf dem See waren wir mit unseren beiden Booten ganz alleine.

In einer Ausbuchtung des Sees entdeckten wir dann auch die gesuchten Flusspferde, sechs oder sieben Tiere konnte ich zählen, wobei das Zählen durch ihr ständiges Auf- und Abtauchen sehr erschwert wurde. Als sich dann am Ufer noch eine Giraffenfamilie zeigte, war das Panorama mit dem Mount Meru im Hintergrund eigentlich perfekt.




Nachdem wir die Kanus wieder verladen hatten, konnten wir Steve überreden mit uns noch einen kurzen Abstecher zur Momella Farm zu machen. Unterwegs beobachteten wir wieder einige der hier häufigen Giraffen und ich genoss dabei das Platzangebot und die gute Aussicht aus einem Toyota Landcruiser und auch Petra bemerkte seufzend:
" Ist schon ein schönes Auto!"
Besonders angenehm war, dass man sich während der fahrt unterhalten konnte und sich nicht anschreien musste so wie in unserem alten 109.

Ohne Probleme bekamen wir Zutritt zur Momella Lodge und man zeigt uns bereitwillig die ganze Anlage und stolz die alten Hütten und Zimmer in denen John Wayne, Hardy Krüger und all die anderen Schauspieler von "Hatari" gewohnt hatten. An den Zimmern wurde wenig verändert, was aber nicht unbedingt ein Vorteil ist. Die Räume sind eher europäisch eingerichtet, mit Linoleum Fußboden und Blümchengardinen wirken sie wenig passend für diese Gegend der Welt. Etwas uriger sind die später erbauten weißen Hütten, die unter der Regie von Hardy Krüger entstanden sind. Wir schossen ein Foto am alten legendären Kamin der Lodge, nahmen noch einen Drink und fuhren dann weiter.

In einiger Entfernung sahen wir die neue Hatari Lodge, eine Luxus Lodge in unmittelbarer Umgebung und in Sichtweite zur Momella Lodge.



Gegen Mittag erreichten wir wieder die Colobus Montain Lodge, packten unsere Sachen zusammen und fuhren weiter in Richtung Meserani Snake Park. Unterwegs überraschte uns dann die Regenzeit mit einem heftigen Tropengewitter, innerhalb weniger Minuten wurde jede noch so große Erdmulde zu einem See, in unseren alten Landy lief das Wasser nicht nur an den Seiten hinein, sondern spritzte auch immer wieder von unten durch die Öffnungen am Getriebegestänge. Ohne weiter zu überlegen passierten wir die Meserani Snake Farm und hofften dass der Regen wieder aufhört und wir einen trockeneren Zeltplatz finden.

Die Straßen waren nach wie vor sehr gut und wir kamen trotz des Unwetters zügig voran. Als wir uns dem Lake Manyara näherten, hatte es bereits aufgehört zu regnen. Ab hier stieg die Route an und wir erlebten einen spektakulären Ausblick auf den fast komplett ausgetrockneten Lake Manyara und den umliegenden staubigen, trockenen National Park.



Mit Karatu passierten wir die letzte größere Ortschaft vor der Ngorongoro Conservation Area. Wir kauften in der kleinen Stadt aus einem unglaublichen Angebot an Bananen, einige rote und einige kleine gelbe und suchten danach weiter nach einem Platz für de Nacht.

In Moyo Hill, einem typischen Dorf dieser Gegend, wurden wir mit dem Moyo Hill Camp fündig. Auch hier hatten wir das gesamte Camp für uns alleine. Also suchten wir uns einen geeigneten Platz für unser Zelt und errichteten unseren Lagerplatz. Da das Camp über ein kleines lokales Restaurant verfügte, verzichteten wir wieder auf ein eigenes Lagerfeuer und verspeisten zum Abendbrot eine viertel Ziege mit Spagetti und Gemüse im Restaurant.

Am folgenden Morgen genossen wir die ersten Blicke auf die Außenwände des Ngorongoro Crater, allerdings hatte es in der Nacht wieder geregnet, deshalb beschlossen Petra und ich uns für die kommende Nacht eine feste Unterkunft zu suchen und noch ein paar Kilometer näher an den Ngorongoro Crater heran zu fahren. Wir warteten also bis unser Zelt von der Morgensonne getrocknet war und fuhren dann weiter. Auf guter aber steil ansteigender Straße erreichten wir nach nur ca. 20 Kilometern schon das Gate der Ngorongoro Conservation Area und erinnerten uns an ein, im vorbeifahren gesehenes, Hinweisschild zum "Ngorongoro Farm House".




Wir drehten also und fuhren die 2-3 Kilometer zurück, unterwegs sahen wir nicht nur einen Schwarm Weißstörche, sondern fanden auch noch ein Lappenchamäleon neben der Piste. Besonders freuten wir uns auch über Begegnungen und Beobachtungen von Leopardschildkröten am Straßenrand die wir mehrmals hatten.



Das Ngorongoro Farm House erwies sich als ein Glücksgriff, wir bezogen ein geräumiges (70qm) Häuschen mit großer Terrasse und einem gigantischen Ausblick in die Weite der Farm. In der Ferne sahen wir Rinder, Ziegen, Riedböcke und Perlhühner. Neben unserem erdroten Gästehaus wuchsen kräftig grüne Bananenbäume und auf liebevoll angelegten kleinen Feldern gediehen Kaffee, Tee, verschiedene Kohlarten und Kartoffeln. Beim umherstreifen entdeckte ich eine kleine flinke Streifengrasmaus, eine Art die ich vorher noch nie in Afrika beobachten konnte. Im Tagebuch notierten wir:
"Wir haben ein Traumhaus zu Füßen des Ngorongoro Craters!"

Im Laufe des Tages lernten wir "Wild Willy", wie er sich selber vorstellte, kennen. Als Manager war er gerade dabei mit einigen Architekten neue Ideen für die Anlage aus zu arbeiten; fand dabei aber noch Zeit uns einen Drink zu spendieren und die Kaffeerösterei der zu zeigen. Angeregt durch die ansprechenden Gebäude der Farm machte ich Notizen und Pläne für unser neues Zuhause an der Nordküste in Kikambala, die ich Joachim vorstellen wollte. Auch in dieser Nacht hatte es wieder geregnet und wir freuten uns statt in unserem Zelt in einem bequemen großen Bett zu schlafen.
Als wir aufwachten, war der Morgennebel gerade dabei sich aus dem vor uns liegenden Weiden zu verziehen. Ich kümmerte mich gleich um den Land Rover und bereitete alles für unsere Fahrt zum Crater Rand vor. Als ich zurück auf unsere Terrasse kam, fand ich eine kreidebleiche unglücklich dreinschauende Petra vor.
"Was ist los, kommst du mit guten Betten nicht mehr klar?" witzelte ich.
"Magenkrämpfe" hauchte Petra mir entgegen.
Ich durchwühlte unsere Bordapotheke und musste feststellen, das sämtliche Magenmittel schon seit fast 2 Jahren abgelaufen waren. Vielleicht hätte ich die Reiseapotheke, die ja nun schon seit einigen Jahren immer im Boko Boko an der Küste verblieb, doch zwischendurch mal kontrollieren sollen. Zum Frühstück konnte ich Petra gar nicht überreden, seit 03.00 Uhr in der Nacht quälte sie sich mit heftigsten Magenbeschwerden. Ich frühstückte alleine und machte mir Gedanken über die kommenden Tage.


Es half nichts, das Zimmer in der Ngorongoro Serena Lodge war für die zwei kommenden Nächte reserviert und bezahlt (Ich hasse Reservierungen). Mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte Petra sich zum Land Rover und mit gemischten Gefühlen fuhr ich los. Nachdem ich am Gate die Parkgebühren + Extra Crater Gebühren bezahlt hatte, die angekündigten Preiserhöhungen wurden noch nicht umgesetzt (40,-US$ pro Person + 100,-US$ pro Person, ist inzwischen erheblich teurer), schlängelten wir uns mit dem Landy an der Crateraußenwand hinauf zum Craterrand. Immer wieder stoppte ich um den Ausblick zu genießen und um vorbeihetzende Safariwagen vorbei zu lassen. Als wir den Craterrand erreichten wurden wir mit einer gigantischen Aussicht empfangen. Wir blickten in einen grünen Crater, mit dem Fernglas waren am Cratergrund Zebras und Antilopen auszumachen und Büffel und Elefanten konnte man mit dem bloßen Auge erkennen (ich jedenfalls).



Petra stand gequält neben mir und ich wusste nicht was mehr schmerzte, der Magen oder die Tatsache die Situation nicht genießen zu können?

Auf unserer Fahrt zur Ngorongoro Serena Lodge, die uns teilweise direkt am Craterrand entlang führte stoppten wir noch kurz am Gedenkstein von Michael und Bernhard Grzimek und fotografierten den alten Landy an dem legendären Ort.
Früher als erwartet erreichten wir die Serena Lodge, Petra krümmte sich im Wagen und ich versuchte so schnell wie möglich unser Zimmer zu bekommen.
"Reservation, her is no reservation for you!" war die erste Antwort die ich and der Rezeption erhielt.
"Where did you get this paper?" fragte mich der in einem großen Buch suchende Rezeptionist als ich ihm meine schriftliche Buchungsbestätigung unter die Nase hielt.
"Please, my wife is sick, me I´m tired and anyway, here is the booking confirmation!" entgegnete ich ihm so freundlich es eben ging.
Man könne keine Reservierung finden, ich sollte mich erst einmal setzten!
Setzen?
Ich wollte nicht sitzen, ich wollte ein Zimmer und zwar jetzt!

Als ich zum Land Rover kam und Petra die Situation erklärte, hatte sie schon die ersten Tränen in den Augen.
"I need a bed and a doctor for my wife; now!" raunzte ich den kleinen Mann an der Rezeption an.
Erschrocken antwortete der arme Kerl hinter dem Tresen:
"You get a room, but the doctor has to come from Arusha!"
Erleichtert nahm ich erst einmal das Zimmer und wollte später noch einmal nach einem Arzt fragen.

Die Zimmer in der Serena Lodge sind klein und nichts besonderes, für den Preis hatten wir mehr erwartet, aber sie haben alle eine spektakuläre Aussicht in den Crater. Nun war aber erst einmal ein Bett für Petra wichtig. Kaum im Zimmer angekommen, legte sie sich auch sofort hin und versuchte zu schlafen. Ich räumte unser Gepäck aus dem Fahrzeug und kümmerte mich um eine Fahrgelegenheit in den Crater für den nächsten Tag. Wir waren uns zwar sicher, dass der alte Land Rover 109 die Fahrt nach unten in den Crater schaffen würde, aber ob er die 600 steilen Höhenmeter auch beim hinaus klettern ohne Überhitzen und Motorschaden überstehen würde, da waren wir uns nicht ganz sicher. Um kein unnötiges Risiko einzugehen buchte ich einen Land Rover Defender für den nächsten Tag. Leider gibt es diese großen Geländewagen immer nur mit Fahrer zu mieten. Nachdem wir noch ein wenig um den Preis verhandelt hatten, sah ich nach Petra, die zum Glück ein wenig Schlaf gefunden hatte.

Notgedrungen, verzichtete ich auf die geplante Fahrt am Craterrand und fing an den Crater aus verschiedenen Perspektiven von der Lodge aus zu fotografieren und zu filmen. Besonders beeindruckend war hierbei zu beobachten, wie innerhalb weniger Minuten eine dunkle, fast schwarze Regenfront von Südwesten her über den Crater zog, sich in der einen Hälfte der Caldera kurz abregnete, dann verschwand und eine Viertelstunde später keine einzige Wolke mehr am Himmel zu entdecken war und man klare Sicht in den gesamten Crater hatte.

Petras Zustand verbesserte sich nicht wirklich, im Gegenteil, immer wieder krümmte sie sich im Bett, weigerte sich aber auch hartnäckig, wenn ich einen Arzt rufen wollte. "Toll" versuchte ich sie auf zu muntern
"Einer von euch beiden ist immer kaputt, jetzt läuft der Land Rover mal ohne Probleme…!"
Ich bekam ein schwaches Lächeln zurück.

Zum Lunch hatte ich versucht Petra Tee und Kekse anzubieten, die sie aber nicht bei sich behalten konnte. Es lief, oben so wie unten! Auch unsere letzten (nicht abgelaufenen) Imodium Tabletten konnten nicht helfen. Nachdem ich schon alleine beim Lunch war, konnte ich Petra überreden mich zum Dinner zu begleiten und wenigstens eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Eine Tatsache die ich lieber unterlassen hätte. Nach zwei Löffeln Suppe sprang sie auf und rannte, mit vorgehaltener Hand und viel Schwung bis in die Damentoilette. Da der Weg dorthin, vorbei am Büfett und den daran stehenden gut gestylten Ladys (vornehmlich aus den USA) und eine Wendeltreppe hinab führte, war es eine echte Leistung von ihr sich nicht mitten im Speisesaal zu übergeben. "coole nummer!" bemerkte ich als sie zurück ins Zimmer begleitete und freute mich das sie doch wenigstens etwas Lachen konnte. So nahm ich dann auch das Dinner alleine ein und wunderte mich über die anderen Gäste wozu bitte kiloweise Goldschmuck auf einer Safari nützlich sei?

Die Nacht brachte wenig Besserung für Petra, nur die Krämpfe waren jetzt einem Kneifen gewichen. Ich nahm also auch das Frühstück alleine ein und bemühte mich um Lunchpackete für den Game Drive in den Crater.

Den Land Rover Defender hatte ich für 05.30 Uhr bestellt, da ich eine Stunde später im Crater sein wollte, gegen 06.30 Uhr fuhr dann ein Toyota Landcruiser vor. Den Namen des Fahrers habe ich inzwischen wieder vergessen und erinnere mich auch nur ungern an ihn. Im Schritttempo rollten wir die teilweise steile Piste in den Crater hinein. Obwohl wir erst um 07.30 Uhr im Cratergrund waren, waren wir eines der ersten Fahrzeuge. Ich erklärte unserem Fahrer, das wir schon seit vielen Jahren in Ostafrika unterwegs seien und ich ihm sagen würde bei welchem Wild wir gerne länger verweilen wollten und bei welchem nicht, weiter erklärte ich ihm welche Gebiete und was ich auf jeden Fall sehen wollte. Petra saß hinten im geräumigen Wagen kämpfte mit ihrem Magen und machte gute Mine zum bösen Spiel.

Der Erste Eindruck war überwältigend, Wild soweit das Auge reichte. Nahm man das Fernglas zur Hand entdeckte man von ein und dem selben Standort aus Zebras, Gnus, Impalas, Thomys, Flusspferde, Hyänen, Elefanten, Büffel und unzählige Vögel. Als erste Raubkatze entdeckten wir eine Gepardin die aber in ziemlicher Entfernung vollgefressen oberhalb eines Grabens lag. Ihr gegenüber standen ca. 6 Geländewagen.
"nice, we can go!" sagte ich und verärgerte damit wohl zum zweiten Mal unseren Fahrer, dem meine klaren Vorstellungen eines Game Drive auch nicht gefallen hatten.

"rhino, black rhino" zeigte unser Fahrer wenig später mit ausgestreckter Hand.
"buffalo, thats a buffalo!" entgegnete ich ihm und behielt nach dem wir näher gekommen waren recht. Nachdem wir dann auch noch die von ihm entdeckten Löwen als "nicht so wichtig" erachtet hatten war es mit unserer Freundschaft ganz aus. Als ich dann irgendwann merkte, das wir den Cratergrund nach einem festen Schema abfuhren, ohne auf Wildbewegungen und Beobachtungen zu reagieren, platzte mir der Kragen und ich bat den Fahrer auf dem Beifahrersitz platz zu nehmen, was er verwundert tat.

Plötzlich fuhr ich einen Toyota Landcruiser und verliebte mich sofort. Das leicht zu lenkende Fahrzeug mit dem kräftigen Motor hatte mich sofort in seinen Bann gezogen. Zwischen Gnus und Zebras und vorbei an Flusspferden und Elefanten lenkte ich "meinen neuen Traum" und vergaß dabei den schlecht gelaunten Fahrer.

Gegen Mittag entdeckten wir, da wir uns abseits der anderen Fahrzeuge am obligatorischen "Ngoitokitok Springs" Lunchplatz aufbauten, ein weiteres Löwenrudel. Interessant wurde es, als mehrere Safarigäste die Löwen ebenfalls entdeckten und sich zu Fuß näherten, ich habe noch nie so viele aufgeregte Safarifahrer gesehen, wie sie versuchten ihre Passagiere wieder in den Sicheren Bereich der Fahrzeuge zu bekommen.
"Wer erklärt den Amis, dass das hier nicht Disneyland ist" grinste ich Petra an, die vorsichtig an einem Sandwich kaute.

Ngorongoro Crater Game
Bilder


Wir mochten unseren Fahrer nicht und er mochte uns nicht. Ein höchst unglückliche Situation für einen gelungenen Game Drive. Ich war froh dass wir sonst immer alleine unterwegs waren und ich jetzt wenigstens Zeitweise das Lenkrad in der Hand halten konnte. Trotzdem beobachteten wir als Highlights neben vielen anderen Tieren ein Löwenrudel bei der Warzenschwein Jagd, eine Hyäne und einen Goldschakal, wie sie um Beute stritten, Gaugler bei der Paarung, viele Zebras und Gnus mit ihren Neugeborenen, Elefanten im Akazienwald, Büffel an den Craterwänden, insgesamt 3 Geparden und 4 Spitzmaulnashörner, eines davon aus nächster Nähe.

Als ich, da wir gerne noch einen Leoparden aufgespürt hätten, zurück in den einzigen Akazienwald des Craters wollte, bot mir unser Fahrer barsch an doch zu Fuß zu gehen, er wolle jetzt aus dem Crater fahren, es sei spät und der Crater schließe. Es war 16.15 Uhr und die beste Zeit für Game Drive begann gerade erst. Pirschfahrten sind bis 18.00 Uhr möglich! Da es aber gleichzeitig auch wieder zu regnen begann, wir viel gesehen hatten und Petra immer noch nicht richtig fit war, stimmte ich gegen 16.45 Uhr mürrisch zu.

Den Fahrer mochte ich zwar nicht, aber seinen Land Cruiser liebte ich dafür umso mehr. Schnell wurde uns bei der Fahrt nach oben klar, das wir trotz des unmöglichen Fahrers (der sicher eine Schande für alle Kollegen ist und damit eine unangenehme Ausnahme) die richtige Entscheidung getroffen hatten. Die Piste aus dem Crater war nicht nur steil, sondern nun auch noch schmierig. Mit dem Land Rover 109 wären wir da nicht ohne Motorprobleme rauf gekommen. Der Landcruiser aber kletterte die schwierige Strecke mühelos nach oben. Ich will auch nicht behaupten, dass unser Fahrer nicht vernünftig fahren konnte, nur mit Menschen konnte er halt nicht umgehen! Zumindest nicht mit uns.

Viel zu früh erreichten wir gegen 18.00 Uhr die Ngorongoro Serena Lodge. Petra legt sich erschöpft in ihr Bett und ich war gezwungen den Luxus der Lodge alleine zu genießen. Im Crater hatten sich inzwischen dichte Wolken gesammelt, auf die ich vom Restaurant aus herab Blickte. Wir befanden uns schließlich in fast. 2400m Höhe!

Am nächsten Morgen hatte sich Petras Zustand etwas gebessert und wir Frühstückten zusammen ehe wir in Richtung Lake Ndutu aufbrachen. In der Nacht hatte es wieder heftig geregnet und nun stieg neben einem leichten Regen dichter Nebel an den Craterwänden und über der Piste auf. Zebras, Rinder und Masai erschienen wie aus dem Nichts vor dem Land Rover und verschwanden auch wieder genauso schnell. Die Landschaft war satt grün und die Piste schlängelte sich zuerst am Craterrand entlang und später durch eine eher flache baumlose Landschaft. Die Allwetterpiste, die gleichzeitig die Hauptverbindgsstraße in die Serengeti ist, war eigentlich trotz des Regens, gut zu befahren. Nur leider gab irgendwann der Motor des Scheibenwischers auf, was dazu führte, dass ich jedes Mal wenn uns ein Fahrzeug überholte (und der alte Landy wird oft überholt) anhalten musste um mit Hilfe einer Wasserflasche und eines Lappens die Frontscheiben per Hand zu waschen.

Wir folgten dem Hinweisschild zur "Lake Ndutu Lodge", das Wild wurde nun zahlreicher, erste Ausläufer der Migration waren zu beobachten. Vereinzelt zogen Zebras und Gnus in langen Reihen Richtung Serengeti, große Herden Thomson Gazellen säumten den Pistenrand. Nur die Piste wurde immer matschiger, je mehr wir uns dem Lake Ndutu nährten. Immer mehr Ausweichspuren und tiefe ausgefahrene Löcher in der Piste führten dazu, dass ich mich weit nach vorne orientieren musste um die richtige Spur zu wählen.

"Immer schön auf dem Gas und nur nicht stehen bleiben" dachte ich,
"da kommen wir nie durch" hörte ich Petra öfter sagen.
Aber wir kamen durch und ich war stolz auf den alten Landy, als wir in einiger Entfernung zu einem festgefahrenen LKW vom Tansania Wildlife Service nach dem Weg und dem Zustand der weiteren Piste fragten.

Bei diesem Gespräch erfuhr ich, dass Hilfe für den LKW unterwegs informiert sei, man aber warten wolle bis es etwas trockener würde, im übrigen sei die Piste durch den Akazienwald ganz ok. und die Strecke die unter Wasser stand wäre für einen Land Rover "hakuna matata". (kein Problem).

Als wir wenig später vor einem fast 300 Meter langem Stück Piste standen, welches gut 80cm Tief unter Wasser stand, wäre ich ohne die Informationen der Ranger wieder umgedreht. Mehr rutschend als fahrend erreichten wir dennoch gegen Mittag die Lake Ndutu Lodge, die wir für die nächsten zwei Nächte als Quartier gewählt hatten.

Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und die Wolken hatten sich verzogen, es wurde schnell sehr heiß. Auch wenn die Lake Ndutu Lodge mit ihren freistehenden Bandas nicht zu den schönsten Lodgen gehörte die wir kennen, so hatte das offene Restaurant und die Lage am Lake Ndutu doch ihren Reiz.

Rund um die Lodge gab es eine ganze Menge an kleineren Tieren zu beobachten, die sich auch zwischen den Bandas bewegten. Wir beobachteten Gelbflügel Fledermäuse, Grünkopfagamen, Grasmäuse und die bunten kleinen Zwergpapageien (Pfirsichköpfchen). Kurz nach 16.00 Uhr fuhren wir mit dem Land Rover aus dem Camp um einen Game Drive zu unternehmen und wollten eigentlich einmal den See, der zu einer Hälfte in der Serengeti liegt, umrunden. Schnell erkannten wir dass die Pisten und Geländeverhältnisse dieses Vorhaben zu einem riskanten Abenteuer gemacht hätten.


Um nicht in unbekanntem Terrain stecken zu bleiben, drehten wir ab und fuhren zurück in die Plains, über die wir auch gekommen waren. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellte. Gegen 17.00 Uhr stießen wir auf die erwartete Migration. Vor uns liefen, sprangen und grasten hunderttausende von Gnus und tausende von Zebras. Unglaublich, noch vor wenigen Stunden war von den Tieren nichts zu sehen gewesen und nun waren sie da, soweit das Auge reichte.

Wir hatten unser Ziel erreicht, Ende September hatten wir die wandernden Gnu- und Zebraherden in der Masai Mara in Kenya zurückgelassen und sie nun wie geplant hier im Ngorongoro Conservation Area am Rande der Serengeti in Tansania wieder gefunden. Das wir dadurch genau wie die Tiere dem Regen gefolgt waren, nahmen wir für diese Erlebnisse gerne in kauf. Wir standen nun mit dem Land Rover einfach nur so da, saßen auf dem Dach des Fahrzeuges und beobachteten das laute Treiben um uns herum. Wie schon im Crater so vielen auch hier die vielen neugeborenen Kälber und Fohlen auf. Neben Gnus und Zebras, zogen noch Topis und Thomson Gazellen, durch die flache grüne Landschaft. Von den Carnivoren hatte noch keiner die Ankunft der Herden bemerkt, zumindest zeigten sie sich nicht.

Als wir mit Einbruch der Dämmerung zum Camp zurückkehrten, trafen wir noch auf einen Familienverband Elefanten.
Im Camp saßen wir nach dem Dinner noch eine Weile am "Campfire" und beobachten eine fast 40 köpfige Impala Herde und später die aufziehenden Gewitter um uns herum.

Kurz vor Mitternacht hatte es angefangen zu regnen und am morgen regnete es immer noch. Da die Pisten gestern Nachmittag bei Trockenheit schon sehr schmierig und schwer zu fahren waren, verzichteten wir auf einen Morning Game Drive.
Aber auch nach dem Frühstück hatte es nicht aufgehört zu regnen, trotzdem wollten wir nach den Gnuherden suchen. Als ich allerdings versuchte den Land Rover zu starten, gab dieser nicht einmal ein müdes Schnaufen von sich. Kaltstarter defekt, war die nüchterne Diagnose. Leider konnte auch nach mehreren Versuchen keiner der Fundis der Lodge das Problem beheben. Da standen wir nun im herunter prasselnden Regen und hatten nicht einmal ein fahrtüchtiges Fahrzeug. Deprimiert kehrten wir zu unserem Banda zurück.

Gegen Mittag schleppten wir den Land Rover an und überlegten ob wir die Rückfahrt antreten sollten, entschlossen uns dann aber den ganzen Tag an der Lodge zu verbringen. Diese Entscheidung hatten wir dann auch nicht bereut, als am Nachmittag die Sonne durchbrach, bekamen wir endlich die Gelegenheit die Pfirsichköpfchen zu fotografieren, auch einige andere Vögel ließen sich entdecken und ablichten. Gegen Abend erreichte nicht nur die Migration das Camp bzw. den Lake Ndutu, sondern auch einige der am frühen Morgen aufgebrochenen Fahrzeuge kamen zurück. Allerdings hatte es keiner aus eigener Kraft geschafft, insgesamt waren 6 große Geländewagen (Landcruiser und Defender) im wahrsten Sinne des Wortes im Schlamm versunken und stecken geblieben. Ein Trucktor war nötig und benötigte den ganzen Tag die Fahrzeuge zu bergen. Die Gäste waren, wie ich später erfuhr, mit einem Geländewagen der Lodge evakuiert worden. Weit gekommen waren sie alle nicht; wir hatten also außer einem Schlammbad nichts verpasst und die richtige Entscheidung getroffen.

Am Abend und in der Nacht wurden wir durch das Zusammentreffen mit einer Genetcat im Camp für den verregneten Tag entschädigt. Fast eine Stunde lang verbrachten wir mit dem jungen Tier, welches zwischen den Bandas damit beschäftigt war Käfer zu fangen und zu verspeisen.

Nachts über war es trocken geblieben, trotzdem machten wir uns über den Zustand der Piste sorgen. Zumal wir es nicht riskieren konnten das uns der Land Rover Motor irgendwo beim Steckenbleiben ausging. Wir betankten den Wagen aus unseren Kanistern mit 20 Litern Diesel, ließen uns dann anschleppen und brachen auf in Richtung Serengeti Gate in der Hoffnung dort eine befahrbare Piste zu finden.

Mit uns schlitterten zwei Landcruiser in Richtung Serengeti, wir fuhren im Konvoi, die Strecke war matschig und das Fahren beschäftigte mich voll. Für Wildbeobachtung blieb keine Zeit. Irgendwann erreichten wir die Allwetterpiste, die Landcruiser bogen ab in Richtung Serengeti und wir fuhren alleine in Richtung Crater weiter. Jetzt konnten wir uns auch wieder auf das Wild konzentrieren und entdeckten unter anderem noch ein Pärchen Goldschakale. Wir genossen die Landschaft und das Wild während wir mit dem Land Rover langsam die Steigungen des Ngorongoro Craters hinauf kletterten, als ich plötzlich einen rapiden Temperaturanstieg des Fahrzeuges bemerkte. Wir stoppten und stellten begeistert fest, dass unser Kühler ein Leck hat.
"Prima!" kommentierte Petra.
"Jetzt geht es mir ja auch besser!"
"sag ich ja, einer von euch Beiden hat immer was!"
Zweimal schafften wir es noch sauberes Wasser von unserem mitgeführten Trinkwasser nach zu füllen ehe wir 3 Liter verbraucht hatten und ich anfing aus einer Pfütze, nach Rindern stinkendes, Wasser durch ein Handtuch zu filtern und es dann in den Kühler zu füllen.


Erleichterung machte sich breit als wir von einem vorbeikommenden Safarifahrzeug 20 Liter Wasser und viel wichtiger 5 Teebeutel geschenkt bekamen. Den Inhalt von zwei Teebeuteln füllte ich sofort in das Kühlwasser. Es dauerte nicht lange und der Kühler hörte auf zu lecken! Der aufgequollene Tee hatte sich wie geplant vor das Loch gesetzt und es verstopft. Nachdem wir das Wasser wieder aufgefüllt hatten ging die Fahrt bis zum Craterrand ohne Probleme weiter. Oben tankten wir in der Nähe des NCAA Hauptquartiers weitere 20 Liter Diesel und ich freute mich über den immer noch haltenden Kühler, trotzdem besorgten wir uns an der exklusiven Ngorongoro Wildlife Lodge noch vier Eier, von denen ich zwei gleich in den Kühler schlug. Dieses Gemisch aus Tee und im Kühler gekochten Eiern war vermutlich nicht das beste Rezept für einen Motor, aber unschlagbar zum reparieren eines defekten Kühlers. Ohne Vorzugreifen darf ich sagen, dass das Rezept bis zurück an die Küste Kenyas zum Boko Boko den Kühler dicht gehalten hat.

Gegen 19.00 Uhr erreichten wir nach 11 Stunden Fahrt kurz hinter Moshi ohne weitere Probleme das Honey Badger Cultural Center and Camp. Wieder wurden wir herzlich aufgenommen und verbrachten diesmal die Nacht in einem der angebotenen Gästezimmer.

Am nächsten morgen schoben wir zusammen mit Lucys Familie den Land Rover an und fuhren zurück Richtung Grenze. Nachdem man an der Grenze in dem unaufgeräumten Schreibtisch tatsächlich mein Fahrzeugbuch wieder gefunden und mir ausgehändigt war unser nächstes Ziel das Tarhi Camp im Tsavo Ost National Park. Wir versuchten noch in Voi den Kaltstarter reparieren zu lassen, was aber mangels passender Ersatzteile ohne Erfolg blieb. Stattdessen erklärte mir ein Fundi, wie ich den Wagen mittels der nun lose umherhängenden Kabel per Hand vorglühen konnte.

"Everything ok. With the Land Rover?" empfing Trevor uns grinsent im Tarhi Camp.
"Take time and a sit, I tell you!" lud ich ihn in seinem eigenen Camp auf einen Drink ein und finge an zu erzählen.
"You need this, you need it!" lachte er immer wieder ohne zu ahnen wie sehr ich mich nach einem zuverlässigeren Fahrzeug sehnte.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Trevor im Camp. Am Abend und in der Nacht begrüßten uns dann die Vorboten der kommenden Regenzeit in Kenya. Wir erlebten ein schweres Unwetter mit Blitz und Donner und einem gewaltigen Blitzeinschlag genau zwischen Trevors und unserem Zelt.

Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und wir entdeckten auf unserer Morgenpirschfahrt ein 10 köpfiges Löwenrudel mit Jungtieren. Eine ganze Weile beobachten wir das Treiben und die ausgelassen spielenden Tiere. Vorbei an der Voi Lodge fuhren wir auf vom Regen durchtränkten Buschpisten weiter. Die lange Trockenzeit hat den Roten Tsavoboden auf den Pisten zu feinem puderigen Staub werden lassen. Der Regen der vergangenen Nacht hat aus diesem Puder nun einen klebrigen Brei gemacht, der mehrere Zentimeter hoch am Pistenrand lag. Deshalb kam es wie es kommen musste, als uns auf einer kleinen Piste zwei Safaribusse entgegen kamen und wir uns gegenseitig ausweichen wollten fahren sich alle drei Fahrzeuge fest. Bei dem Versuch den Land Rover frei zu fahren, stellte ich fest dass das Allradystem nicht mehr funktionierte. Ich liebe Land Rover!
Petra bemerkt nur trocken:
"Wieder mal kein Frühstück!"
Zuerst versuchten wir den ersten Safaribus frei zu bekommen, während die beiden Safariführer und ich verzweifelt versuchten den Minibus aus dem Schlamm zu schieben wurden wir mit großen Augen und Fotoapparaten von den Insassen des Fahrzeuges bestaunt.
"I think it will be nice and helpful, if your guest get out of the bus!" stellte ich kopfschüttelnt fest und siehe da, ohne Insassen war der Bus viel leichter und schnell aus seiner misslichen Lage geschoben!

Nachdem wir bis zu den Knien in roter Tsavo Erde watend die Fahrzeuge befreit hatten fuhren wir zurück zum Tarhi Camp, welches wir um 11.30 Uhr erreichten und wo man mit dem Frühstück auf uns gewartet hatte.

Die brütend heiße Mittagszeit verbrachten wir im Schatten des Camps und unseres großen Zeltes, Trevor hatte Petra den Wunsch von den Augen abgelesen und uns das große Suite Tent angeboten. Am Nachmittag freuten wir uns über Elefanten und Büffel an der kleinen Wasserstelle des Camps.

Bein unserer Abendpirschfahrt fiel uns am Aruba Damm ein relativ frischer Kadaver einer Grantgazelle auf. Wir stoppten und suchten mit dem Fernglas intensive nach dem Verursacher dieses Kills. Nach einiger Zeit entdeckten wir, durch ein Gebüsch gut getarnt, zwei voll gefressene Geparden Männchen. Wenig später überraschten uns junge, ausgelassen spielende Masai Giraffen mit ihrem tollkühnen Sprüngen.



Die zweite Nacht im Tarhi Camp verlief ruhiger und ohne Regen und der nächste Morgen empfing uns mit viel Sonne und dem Gezwitscher unzähliger Vögel. Nach einem kurzem Morgen Game Drive bei dem wir zwei Kapwarane aufstöberten kräftigten wir uns mit einem deftigen Frühstück im Camp und brachen dann auf in Richtung Küste. Wir verließen den Park durch das Voi Gate und legten noch einen kurzen Zwischenstopp an der Ngutuni Lodge ein, wo man sich an uns erinnerte und uns freundlich in Empfang nahm. Am späten Nachmittag waren wir dann wieder zu hause im Boko Boko an der Südküste.



Die nächsten zwei Tage verbrachten wir mit Sonnenbaden, relaxen, schwimmen, Schnorcheln und dem sortieren unserer Ausrüstung. Am dritten Tag nach der Safari fuhren wir dann nach Kikambala wo das Porini Restaurant von Joachim und Yolanda renoviert wurde und das neue zu Hause von den beiden und dann natürlich auch unser neues zweites zuhause entstehen sollte. Das Wohnhaus von Joachim und Yolanda hatte schon echte Formen angenommen und wir besprachen unsere und die Zukunft des Boko Boko. Im Laufe der nächsten Monate sollte in Kikambala eine neue kleine individuelle Anlage entstehen, mit einem Pool, drei kleinen Gästehäuschen und viel viel Grün. Gleichzeitig wollte man für das Boko Boko an der Südküste einen neuen Manager einsetzten bzw. langfristig einen neuen Besitzer finden.

Petra konnte sich nur schwer von der Südküste trennen, aber ich fing an gefallen an dem Gedanken zu finden bei einem Neuaufbau von Anfang an dabei zu sein und träumte davon viele meiner "Hirngespinste" zu verwirklichen. Damals ahnte keiner von uns wie sehr uns der Umzug und der Neuaufbau beschäftigen sollte und wie sehr er auch unser Leben in Deutschland beeinflussen würde. Jetzt ging es erst einmal neben dem Wohnhaus und den Gästezimmern um neue Gehege und Anlagen für unsere Krokodile, Schlangen und Schildkröten!

Gestern hatten wir auf der Rückfahrt noch gleichzeitig einige Einkäufe erledigt, schließlich war heute Yolandas Geburtstag und wir wollten unseren ersten Kuchen in Kenya backen. Die Fertigbackmischung für einen Bananenkuchen hatten wir aus Deutschland mitgebracht. Es war ein riesiger Spaß in der Küche und zusammen mit Saidi dem Koch und den Mädchen rührten, übersetzten und mixten (natürlich mit einem Handmixer) wir was das Zeug hielt, am Ende konnte sich das Ergebnis aber sehen lassen und am Abend bei einem gemeinsamen Essen gab es so auch noch für jeden ein Stück Deutsch-kenianischen Bananenkuchen.

Um schon einmal etwas für den bevorstehenden Umzug zu üben fing ich mit Hilfe einer Schlinge und der Unterstützung eines unserer Reptilienpfleger ein ca. 150 cm langes Nilkrokodil ein um es dann in ein anderes Becken zu setzen. Die ganze Aktion verlief eigentlich ganz gut, hätte sich das Tier nicht zum Schluss aus der Schlinge befreit und hätte ich nicht versucht ihm mit bloßen Händen das Maul zu zuhalten. Leider rotierte das Kroko in meiner Hand und schlitzte mir so einen tiefen Triangel in meinen kleinen Finger der linken Hand. Die Tiefe Fleischwunde konnte ich aber dank einiger lieber Gäste und meiner Erfahrung mit solchen Wunden selber gut versorgen und heute ist der Finger gut Verheilt, vollbeweglich und nur eine mehr oder weniger schöne Narbe erinnert an das Abenteuer.

Als wir Mitte März durch das Tor des Boko Boko fahren, fahren wir ohne zurück zu blicken, wir wollen nach vorne schauen und unsere Zukunft liegt nun in Kikambala. 8 schöne Jahre ist das Boko Boko an der Südküste ein zweites zu Hause für uns gewesen, wenn wir nun im September zurück kommen werden wir an die Nordküste gehen!