Ein Reisebericht von:

Text und Fotos (digital) Jörg Reinecke; Elke Hoppe und Tony Plus
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!


Zurück in Kenya
neue Erlebnisse im Amboseli, der Masai Mara und im Tsavo Teil 3



Auf Safari mit Elke und Tony im HZJ75


Über Nairobi in den Tsavo Ost und dann ins Boko Boko an die Küste

Montag, 13.08.07 - 9.Tag

Heute früh packen wir unsere Koffer also endgültig und verladen sie nach dem Frühstück in den Land Cruiser um uns auf den Weg nach Nairobi zu machen. Aber wir fahren natürlich nicht auf direktem Weg zum Gate, sonder nutzen die Fahrt zu einer letzten Pirsch in der Masai Mara. Unsere Abschiedspirsch von hier! Und wir werden in allen Ehren verabschiedet - am kleinen Stausee finden wir nach kurzer Suche die Löwin mit den drei Jungen, die wir vor drei Tagen in der Abenddämmerung gesehen hatten. Sie hatte sich damals noch in der Nacht ein neues Versteck für ihren Nachwuchs gesucht, vielleicht auch bedingt durch den Ansturm der vielen Minibusse. Allerdings, wie uns Jörg erklärt, wechseln Löwinnen mit ihren Jungen öfter das Versteck. Sie tun dies zur Sicherheit, denn die kleinen Löwenbabys sind ein begehrter Leckerbissen für Hyänen und gegen so ein Rudel kann auch eine "Königin der Savanne" nicht drei Jungtiere verteidigen. Sie hat sich eine, von einem Gebüsch verdeckte, Mulde gesucht und die drei Kleinen haben hier ihre Kinderstube. Verspielt tapsen sie durch das Gras, krabbeln auf den Rücken der Mutter, die sich nach nächtlicher Jagd gerne ausruhen möchte. Denn auf der Jagd war sie- und zwar erfolgreich wie wir an den Resten des Gnus in ihrem Versteck erkennen können. Aber Mütter haben ja Geduld, dass ist bei Löwen augenscheinlich nicht anders. Sie lässt sich beklettern, dreht sich auf den Rücken, wieder auf die Seite und die drei "Knirpse" beschäftigen sich damit ihre nähere Umgebung zu erkunden. Es sieht einen Moment fast so aus als käme die gestresste Mutter endlich zu ihrer verdienten Ruhe - doch nein, sobald sich eines ihrer Nachkommen zu weit von ihr entfernt ist sie sofort hellwach. Sie schaut eine Weile- kommt die "Range" wieder zurück? Wenn dies nicht geschieht "ruft" sie mit einem leisen Knurren, und ich muss sagen- gut erzogene Kinder- sie hören aufs "Wort" und kommen sofort. Wie Kinder sind natürlich auch die Löwenjungen neugierig und besonderes Interesse erwecken unser Land Cruiser und das zweite Auto, das inzwischen hinzugekommen ist. Immer wieder versuchen sie näher zu kommen um diese interessanten "Gebilde" zu untersuchen. Aber da ist die Mutter absolut dagegen! Da heißt es: Hier geblieben!!!!
Mir wird allerdings klar warum die Tiere so wenig von uns und dem Land Cruiser Notiz nehmen - wir gehören zu ihrem Landschaftsbild schon von ihrer "Kindheit" an und sie lernen, dass eine Hyäne gefährlicher ist als ein Auto. Was natürlich auch stimmt!
So schön wie es hier auch ist, heute haben wir noch eine weite Strecke vor uns und müssen uns von der Löwin mit ihren Stammhaltern verabschieden.




Nicht weit entfernt treffen wir jedoch schon auf die nächsten Löwen, zwei weibliche und zwei männliche Tiere. Die Rangordnung unter den beiden "Herren" ist klar zu erkennen, der eine ist ein stattlicher ausgewachsener Löwe mit langer dunkelhaariger Mähne- also genau das Schönheitsideal unter Löwen. Er hat auch schon einige Kratzer auf der Nase, so nach dem Motto: nur keinen Streit vermeiden!
Der Jüngere ist zurückhaltend, bleibt auf Abstand und hat sich in einigen Metern Entfernung niedergelassen. Mit seiner noch recht kleinen und blonden Mähne kann er seinen Konkurrenten bei den Damen natürlich nicht ausstechen. Oder vielleicht doch? Eine der Löwinnen bevorzugt anscheinend den blonden Typ - sie geht zu ihm hin und macht ihm Avancen! Allerdings nicht lange, sobald der "Chef" des Rudels sie entdeckt gibt es Ärger - so etwas und direkt vor seiner Nase! Das geht natürlich nicht, er springt auf die beiden Flirtenden zu und jagt sie mit lautem Fauchen und Gebrüll auseinander. Seine "bessere Hälfte" scheucht er davon, zurück zu ihrem vorherigen Platz und das ganze bitte "Dalli, Dalli!" Seinem Konkurrenten brüllt er seine Meinung ins Ohr- dieser verhält sich jedoch ruhig, macht sich möglichst klein und denkt wohl: verflixt- nichts als Ärger mit den Weibern! Dann markiert der Boss sicherheitshalber das Gelände mit seiner "Duftnote" - so jetzt ist die Ordnung erst mal wieder hergestellt. Die flirtbereite Dame ist noch ein wenig nervös und nimmt seine "Duftnote" auf. Dazu "flehmt" sie, d.h. sie besitzt am Gaumen ein Organ (Jacobsonsches Organ) mit der sie ihre Geruchsnerven noch intensivieren kann. Sie "riecht" dann nicht nur mit der Nase, sondern auch mit der Zunge.


So, jetzt müssen wir uns aber wirklich auf den Weg in Richtung Gate machen. Schließlich wollen wir ja heute Abend in Nairobi sein und keiner weiß wie der Verkehr ist, bei all den vielen Baustellen die wir ja schon auf unserem Herweg gesehen haben. Auf den letzten Metern im Nationalpark haben wir Begleitung - ein Elefant geht parallel zu der Piste neben uns her, kurz vor dem Gate dreht er dann ab und verschwindet im Busch. Bye, bye Elefant und bye, bye Masai Mara.



Sobald wir außerhalb des Parks sind kommen Masai -Frauen in ihren farbenfrohen Gewändern um Decken und Schmuck zu verkaufen. Nein, kaufen möchten wir nichts - aber Tony würde gerne ein Foto machen. Hakuna matata- alles Verhandlungssache - Tony feilscht eine Weile um den Preis der mit 10$ recht hoch angesetzt war. Noch mehr Bilder? Nein danke- wir hoffen noch auf andere "Modells", vielleicht etwas weniger touristisch, ein klein wenig authentischer. Also halten wir auf unserem Weg in Richtung Narok Ausschau nach geeigneten Szenarien wie z.B. Frauen beim Wäschewaschen oder ähnliches. Da, wie wäre es denn mit den beiden Rinderhirten? Die machen einen richtig ländlichen Eindruck und hier, weit weg vom Gate, ist bestimmt die "Modell - Gage" günstiger. Wir fragen also nach und bekommen die Antwort fast ohne zögern: 10$. Das sieht nach preislicher Absprache aus! Also wieder feilschen, Jörg handelt den Preis runter auf 2$ - aber, betont der junge Masai, nur ein!! Foto. Na gut, einverstanden - ob die Jungs sehen wie oft Tony auf den Auslöser drückt? Ich gehe mal mit und schaue mir das aus der Nähe an! Die Jungs werden erst mal von Tony postiert, im sitzen und im stehen - etwas weiter weg und etwas näher. Jetzt bitte recht freundlich : ! Wie viele Fotos er denn gemacht habe, möchte der Masai Hirte wissen. Nur eins, beteuert Tony - doch der Masai will es genau wissen und das Foto sehen. Ach ja, und das Foto davor natürlich auch, damit er sicher ist nur einmal fotografiert worden zu sein. Digitale Kameras scheinen hier im Busch wohl inzwischen zum Alltag zu gehören und vermutlich haben die beiden Hirtenjungen jeder ein Handy in den Taschen und Falten ihrer traditionellen Bekleidung. Alles wissen die beiden jedoch trotzdem nicht. Meine Kamera habe ich im Auto liegen lassen - und Jörg nutzte die Zeit gut indem er Fotos von uns und den Masai Hirten gemacht hat.




Unser nächster Stopp ist Narok, dort wollen wir tanken und ich möchte gerne in eine Apotheke um Magentabletten zu besorgen, Tonys Magen fühlt sich immer noch ein wenig flau an. Jörg ist skeptisch - in Narok ein ganz bestimmtes Produkt an Magentabletten? "Na, da bin ich ja mal gespannt" höre ich noch, als ich vor der Apotheke aus dem Auto steige. Doch die Apotheke führt alles was man braucht und der Apotheker berät mich kompetent. Schon fünf Minuten später bin ich wieder im Auto, ganz stolz das richtige Medikament bekommen zu haben. Warum war Jörg nur so gespannt???
(Anmerkung vom Webmaster: "Ich war nicht nur beeindruckt, sondern bin auch lernfähig! Asante sana Elke!")

Nun geht es die staubige und holprige Strasse zurück, an allen Baustellen und Schlaglöchern vorbei. Wir fahren durch das fruchtbare Rift Valley mit seinen Maisfeldern und wir erleben ein weiteres "Crossing", als ein Hirte seine Rinderherde über die Autostrasse treibt. Dann kommt die Steigung am Ende des Rift Valleys und die schon vertraut anmutenden Verkaufsstände. Sie sind auf Holzbrettern über den Abhang gebaut, so hat der Kunde eine wirklich gute Sicht auf den afrikanischen Graben. Ein wenig von Nachteil ist, dass die meisten dieser Konstruktionen schon recht morsch aussehen. Ob da schon mal ein Verkaufsstand den Abhang runterrutschte?

Am späten Nachmittag sind wir dann in Nairobi und entschließen uns direkt wieder in die Masai Lodge zu gehen. Es hat uns dort gefallen und jetzt kenne ich mich mit dem Sicherungskasten ja schon aus. Heute kommen wir etwas früher an und dadurch besteht die Gelegenheit uns die Anlage anzuschauen bevor es dunkel wird. Wir gehen einige Stufen runter zum Pool und sind erstaunt über die Größe des Grundstücks. Neben dem Pool ist eine Wiese mit einer Kinderschaukel, es gibt Tische und Stühle und am Pool stehen Liegen mit Sonnenschirme. Bei diesem Anblick fange ich doch an zu glauben, dass es in Nairobi auch mal warmes Wetter gibt. Es wird schon ein wenig dämmrig als wir die Stufen wieder hinaufsteigen - doch was ist dass? Es raschelt rechts und links von uns im Gebüsch, also bleiben wir stehen und schauen mal nach was sich da bewegt. Na nu- so was haben wir beide noch nicht gesehen. Vielleicht Riesenhamster? Sie stammen, nach unserer Meinung, einwandfrei aus der Familie der Nagetiere und sehen richtig possierlich aus. Schnell zwei, drei Fotos machen - jetzt brauchen wir nur noch Jörg die Bilder zu zeigen und fragen was das ist. Und Jörg kann das Rätsel wie gehofft auch ohne Bilder lösen: es handelt sich um Klippschliefer. Das sagt mir in diesem Moment zwar nicht viel, aber zurück in Spanien lese ich nach und staune nicht schlecht - die Klippschliefer gehören zu der Gattung der Huftiere. Sie haben Füße mit hufähnlichen Nägeln und gerillten Sohlen. Diese Füße werden an den Stein gepresst und in der Mitte gehoben, dadurch entsteht ein luftleerer Raum und die Füße haften sogar an überhängenden Felsen. Nach der langen Autofahrt kommt allmählich der Hunger und ich freue mich auf ein leckeres Abendessen. Was es wohl Gutes gibt? Sicher ist doch wieder wie bei unserem ersten Aufenthalt ein Buffet aufgebaut. Aber Fehlanzeige - heute wird "á la carte" gegessen. Ob wir denn nicht bestellt haben? Bestellt????? Tja, wenn nicht ´- hakuna matata- es dauert dann nur etwas länger, so etwa eine Stunde. Na gut, ist ja nicht so schlimm. Es wird dann doch noch ein bisschen mehr als eine Stunde - aber das Essen kommt, und dass bevor mein ausgehungerter und ausgemergelter Körper vor Schwäche unter den Tisch rutscht. Nachdem wir nun wieder gestärkt sind machen wir uns auf den Weg zu unseren Bungalows. Auf Grund der nächtlichen Temperaturen in Nairobis Höhenlage kommen Tonys warme Schlafsocken wieder zum Einsatz, ich wickle mich in die Decke und kurz darauf sind wir beide eingeschlafen.

Rote Erde, rote Riesen

Dienstag 14. 08.07 - 10. Tag

Wir haben heute eine nicht ganz so weite und anstrengende Tour vor uns, es geht "nur" bis zum Tsavo Ost Nationalpark. Da wir auf der Strecke die Höhe von Nairobi verlassen und es sozusagen nur noch "bergab" geht, hoffe ich auch auf entschieden wärmeres Wetter. Aber noch haben wir hier morgendliche frische Temperaturen als wir unser Gepäck ins Auto laden. Jörg startet schon mal den Motor- na nu? Da haben wir wohl das gleiche Problem wie in der Masai Mara, der Wagen springt nicht an. Nur stehen wir hier nicht neben zwei Löwen, was die Sache wesentlich vereinfacht. Jörg schaut unter die Motorhaube, ein Mitarbeiter der Lodge holt Wasser um damit die Kontakte zu reinigen. Ob kenianisches Leitungswasser wohl gut für die Kontakte ist? Auf jeden Fall- helfen tut es im Moment nicht, der Motor schweigt auch weiterhin. Also anschieben - und es ist auch jeder bereit zu helfen. Es kommt sogar jemand aus dem Verwaltungsbüro in Anzug und Krawatte herbeigeeilt.
Inzwischen ist jedoch auch ein Taxi angekommen, für den Fahrer ist es selbstverständlich uns mit einem Abschleppseil anzuziehen. Finde ich mutig, denn der Land Cruiser wiegt doch einiges mehr als sein PKW. Ob er keine Angst hat um sein Auto? Aber alles geht gut, der Motor läuft wieder und ich bin beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen. Für uns hat dies jedoch erst mal die Reiseroute geändert- es geht zuerst wieder nach Karen in die Werkstatt. Es ist ja fast schon eine "Heimkehr"! Tony geht wieder zu "seinem" Zeitungsmann, ich schlendere ein wenig über die Strasse. Während neue Kontakte in den Land Cruiser eingebaut werden, verwickelt Tony einen Passanten in ein Gespräch. Von weitem beobachte ich wie sie sich angeregt unterhalten, Visitenkarten austauschen und so vergeht die Wartezeit bis zu unserer Weiterfahrt wie im Fluge.


Und nun ist es wieder so weit, dass wir die Stadt Nairobi hinter uns lassen. Tony, der vor mehr als vierzig Jahren das letzte Mal in Nairobi war, hatte kaum eine Ecke wieder erkannt, aber allzu lange hatten wir uns ja auch nicht in der hektischen Stadt aufgehalten. Wir nutzen die Nationalstraße Richtung Süden, vorbei am Flughafen- bis jetzt ist auch die Strasse noch gut. Das bleibt allerdings nicht so, streckenweise ist es immer wieder holprig und vor allem staubig. Aber es gibt immer wieder neue und interessante Dinge zu sehen, z.B. macht Jörg mich auf die Bienenkörbe in den Bäumen aufmerksam. Es werden dazu einfach hohle Baumstämme verwendet, eine Methode die es schon im Altertum zur Honiggewinnung gab. Eine weitere wichtige Einnahmequelle in dieser Gegend sind Lehmziegel, die hinter und neben den Häusern getrocknet und in Mailern gebrannt werden und dort auch zum Verkauf ausliegen. Es herrscht hier generell reger Handel an der Straße, Gemüseverkäufer preisen Ihre Ware an, frische Hühner werden angeboten und ein Fahrradfahrer ist mit 5 Stiegen Eiern auf dem Gepäckträger unterwegs.

Und dann sind wir auch schon in Voi und nach dem Auftanken geht es in den Tsavo Park, in Richtung Tarhi Camp. Auf dem Weg zum Camp haben wir auch hier wieder "Empfangkomitees" von Elefanten, Zebras und Giraffen. An einer Weggabelung sehe ich das erste Hinweisschild zum Tarhi Camp, jetzt noch mal eine Abbiegung- noch ein Schild - und da sind wir. Jörg machte möglich was ich kaum gehofft hatte- Tony und ich bekommen das Suite- Zelt. Super! Mit Kühlschrank, Ventilator und viel Platz.

Zuerst jedoch machen wir es wie überall- wir nutzen erst mal die restliche Tageszeit und fahren zur Pirsch. Bei meinem letzten Besuch des Tsavo- noch so halb in der Regenzeit - war alles grün und die Büsche waren hoch gewachsen. Jetzt ist Trockenzeit, kleine bräunliche Büsche säumen rechts und links die Piste. Der Boden ist rotbraun und staubig, stellenweise ist kein Grashalm zusehen.

Jörg fährt mit uns in Richtung eines Gebietes mit mehreren Wasserstellen und hier gibt es, Dank des Grundwassers, noch genügend Vegetation. Es ist wie ein grüner Farbklecks in der Landschaft und das Wasser ist natürlich Anziehungspunkt für die Tiere. Bei unserer Ankunft hat eine Elefantenfamilie eines der Wasserlöcher besetzt und wir bleiben erst mal stehen. Wir haben ja viele Elefanten auf dieser Safari gesehen, aber es ist immer wieder ein spannendes Erlebnis sie zu beobachten. Nicht weit von den Elefanten entfernt grasen Zebras und einige Kuhreiher stolzieren über die weitläufige Wiese. Auf der gegenüberliegenden Seite kommt eine zweite Elefantenfamilie. Sie wird von weitem misstrauisch beäugt, aber da sie sich ein anderes Wasserloch suchen ist das o.k.
Dann die nächste Familie - na, jetzt wird es so langsam eng. Der Protest ist auch schon lauter und mit Trompeten und Ohrengewackel wird gezeigt: der Bereich ist uns!!!! Doch es kommen immer mehr neue Elefanten dazu. Nach einer Weile machen wir den Versuch die Dickhäuter zu zählen und schätzen zum Schluss auf ca. 70 Tiere. Da ist die Stimmung nicht mehr so entspannt und jede "Familie" verteidigt ihr Wasserloch so lange bis alle "Mitglieder" genug getrunken haben. Nicht weit von uns entfernt ist ein junger Elefant, Jörg schätzt ihn auf ca. 3 Jahre, dabei einige Zebras zu vertreiben. Dabei machen die Zebras den Elefanten das Wasserloch nicht streitig, schließlich sind Zebras nicht größenwahnsinnig. Aber immer wieder scheucht er eines der Tiere fort- ihm scheint es Spaß zu machen hier rum zu stänkern. Und nicht nur Zebras - jetzt legt er sich mit den Kuhreihern an und vertreibt auch sie. Den Elefanten-Teenager scheint der Hafer zu stechen und da muss er wohl seine pubertären Launen an den Kuhreihern und Zebras auslassen! Seine Familie macht sich jedoch auf den Rückweg, da muss er wohl mit. Kurz vorher aber noch schnell ein Zebra und einen Kuhreiher angepöbelt - und als "Sieger" geht er vom Feld. Der Familienclan zieht nicht weit von uns entfernt über die Piste und mir ist ein klein wenig unwohl - der "Stänkerer" wird doch jetzt nicht mit uns seine "Spielchen" machen? Aber alles geht gut, wohlerzogen bleibt er im Familienkreis und ist bald darauf hinter einer schlanken Akazie verschwunden- für mich immer wieder ein erstaunliches Phänomen.


Ein Blick zum Himmel zeigt uns, es ist Zeit für den Heimweg. Die Sonne ist schon dabei hinter dem Berg zu verschwinden und taucht den Himmel in die verschiedensten rot-orange Töne. Jörg fährt uns in eine gute Position damit wir diesen fantastischen Sonnenuntergang fotografieren können und dann geht es zügig zum Camp. Dort erleben wir zum Abschluss des Tages noch eine weitere Überraschung, am Wasserloch vor unserem Zelt stehen Kaffernbüffel und auf der anderen Seite Zebras. Direkt vor der "Haustür"! Dementsprechend vorsichtig öffne ich auch die "Zelttür" als wir zum Abendessen gehen. Schließlich ist es ja dunkel und wer weiß ob die Büffel wirklich am Wasserloch geblieben sind. Vielleicht sitzt ja einer auf unserer "Suite-Terrasse"? Nein, kein Büffel zu sehen, nur ein freundlicher Angestellter der uns mit einer Lampe zum Lunch geleitet. Wir haben den gleichen Tisch wie im November, etwas abseits und privat. Während wir uns das Essen schmecken lassen, kommt noch ein weiterer Besuch zum Wasserloch - ein Elefant. Sagenhaft, wir sind am Abendessen und ein Elefant nimmt 10-15 Meter weiter seinen "Drink".
Bei meinem letzten Aufenthalt hatte ich ja Trevor kennen gelernt und hoffte, dass ich diesmal auch seine Frau Margit treffe. Leider sind jedoch beide nicht hier, sie gönnen sich einen wohlverdienten Urlaub. Stattdessen begrüßt uns Peter, ein Schweizer, der in der Urlaubszeit hier die Vertretung macht. Er berichtet was so alles hier im Busch passieren kann, wo es noch Wasser gibt und dass es im Camp eine regelrechte Froschplage gab. Aber das sei jetzt behoben! Anschließend sitzen wir zu dritt noch eine Weile zusammen, plaudern und schauen ob noch weitere durstige Tiere zum Wasserloch kommen. Dann siegt jedoch die Müdigkeit und wir gehen schlafen- heute ohne Bettsocken, denn die Temperaturen im Tsavo sind angenehm warm.

Mittwoch 15.08.07 - 11. Tag

Heute beginnt unser letzter "voller" Safari-Tag für diese Reise und wir sind natürlich wie immer früh auf um jede verbliebene Stunde zu nutzen. Es ist fast noch dunkel als wir losfahren und im Schatten des Morgenlichts kreuzt eine große Herde Büffel die Piste. Es sind ungefähr 100 Tiere, natürlich lassen wir ihnen den Vortritt und zwar in respektvollem Abstand. Es dauert bis so viele Tiere über die Piste sind, dann kommen noch ein paar Nachzügler- und eine Weile später noch einige die einfach so hinterher trotteln.


Jetzt ist der Weg wieder für uns frei und wir lassen die beeindruckende Herde hinter uns. Inzwischen ist auch die Sonne aufgegangen und der Busch ist in goldenes Licht getaucht. Giraffen und Zebras machen ihren Morgenspaziergang und Giraffengazellen halten ihre "Frühstückspause" an einer Buschgruppe. Wir bleiben stehen um diese grazilen Tiere eine Weile zu beobachten. Sie stellen sich zum Fressen auf die Hinterbeine und mit ihrem langen Hals können sie die obersten Spitzen des Busches erreichen, wo die saftigsten Blätter sind. So finden sie auch in der Trockenzeit, in der für andere Tiere ihrer Größe unerreichbarer Höhe, noch erstmal genügend Nahrung. Auch ein Wasserbock ist unterwegs, zwischen den trockenen struppigen Büschen ist er fast nicht zu sehen. Jörg hat ihn entdeckt und obwohl er uns auf ihn aufmerksam macht, dauert es bei mir eine ganze Weile bis ich ihn sehe. Dabei ist der Wasserbock ja bestimmt kein kleines Tier! Und nachdem ich jetzt weiß wo ich hinschauen muss, kann ich ihn auch ganz klar erkennen. Ein kleines Stück weiter begegnet uns eine Herde Impalas und während die weiblichen Tiere friedlich am Grasen sind, messen zwei junge Böcke ihre Kräfte. Die beiden männlichen Tiere gehen mit ihren Hörnern aufeinander los und es gibt ein knallendes Geräusch wenn sie zusammen prallen. Es ist nur ein kurzes Gerangel, keine ernste Sache und auch schnell wieder vorbei. Die Weibchen haben die Angelegenheit geflissentlich ignoriert - oder haben sich diese beiden dort links etwas zugeflüstert? Wenn ja, dann bestimmt in der Richtung wie: Typisch- diese Männer! Kurz darauf kommen wir im Tarhi Camp an, wo wir uns mit einem Frühstück für den weiteren Tag stärken wollen. Wir gehen erst zu unserem Zelt und sehen auf dem Weg, dass auch heute früh das Wasserloch sehr gefragt ist. Fünf Wasserböcke löschen ihren Durst, im Hintergrund warten einige Impalas und Giraffen spazieren einige Meter hinter unserem Zelt über die Wiese. Es ist wie im Paradies!

Obwohl auch im Camp viele Tierbeobachtungen zu machen sind, starten wir nach dem Frühstück zu einem weiteren "Game-Drive". Wir fahren durch die rote trockene Landschaft, die Bäume, Büsche und das Gras wirken silbrig grau im Licht der Sonne. Der Himmel ist blau, keine Regenwolke in Sicht und laut Jörg bleibt das vermutlich auch so für die nächsten zwei bis drei Monate. Wie mag es dann hier aussehen? Wir kommen an eine Wasserstelle, an der einige Zebras vorsichtig ihren Durst löschen und dann den Platz für Elefanten räumen. Hier gibt es fast immer Wasser, erklärt uns Jörg, denn es verläuft hier unterirdisch eine Wasserleitung. Sehr dicht ist diese Leitung dann ja wohl nicht, aber in diesem Fall finde ich das auch überhaupt nicht schlimm. Wir fahren den Verlauf dieses unterirdischen Rohres entlang, aber es gibt anscheinend keine weiteren bedeutenden "Lecks". Wir wechseln ein wenig die Richtung, vorbei an mannshohen Termitenhügeln und soweit wir schauen können herrscht Hitze und Dürre. Ein einzelner Strauss schreitet gemächlich über das flache Terrain, wir fahren mal etwas näher hin. Vielleicht gibt es ja ein schönes Strauß - Foto? Aber er will nicht - er fängt an zu laufen, legt so richtig einen Zahn zu und gewinnt von Meter zu Meter mehr Tempo. Ist er vielleicht etwas kamerascheu? Oder wollte er mal zeigen was er drauf hat? Irgendwas hat ihn sicherlich gestört, aber das kann man natürlich vorher nicht wissen. Das Foto ist ja trotzdem gelungen, ich habe ihn beim Start zu seinem Sprint gut erwischt.

Mit jeder Stunde des Tages steigt die Temperatur und die Tiere fangen an den Schatten zu suchen. Wir sehen eine allein stehende kahle Akazie in deren bisschen Schatten sich eine kleine Herde Elefanten an den Stamm drängt. Es ist nicht viel Schatten, aber die Akazie ist der einzige Baum und Schattenspender in der Umgebung. Wir haben ausgemacht über die Mittagszeit ins Camp zu fahren, so haben wir die Möglichkeit das Camp zu erkunden und zu schauen wer noch alles zum Wasserloch kommt. Außerdem entgehen wir so der größten Mittagshitze, in der auch die Tiere nicht sehr aktiv sind. Es ist auch nicht mehr weit, denn wir nähern uns dem Camp von der Rückseite. Wir haben jetzt schon Blick auf die Zelte und können das Wasserloch auch mal von der anderen Seite sehen. Ein Elefant war gerade dort, er ist jetzt auf dem Rückweg und ich mache noch ein Foto von ihm und den Zelten. Sonst glaubt mir zuhause keiner, dass Elefanten so nahe gekommen sind. So, jetzt brauchen wir nur noch durch das trockene Flussbett zu fahren- dann sind wir schon fast im Camp. Jörg zaudert jedoch an dem trockenen Ufer und auch Tony lässt ein skeptisches "mmm- da durch?" hören. Es sieht auch nicht sehr Vertrauens erweckend aus. Der Sand im Flussbett macht einen sehr losen, lockeren Eindruck und das Ufer auf der anderen Seite ist hoch und steil. Schafft der Land Cruiser das? Risiko oder Sicherheit? Der sichere Weg heißt eine Stunde Umweg um von der anderen Seite das Camp anzufahren, Risiko bedeutet evt. im Sand stecken zu bleiben. Jörg entscheidet sich für die sichere Variante und Tony atmet erleichtert auf, denn auch wenn wir das Camp sehen konnten- so nahe ist es nun auch wieder nicht. Also auf dem gleichen Weg zurück und nach einer Stunde landen wir wohlbehalten im Tarhi Camp.

Dort verbringen wir einen relaxten Mittag und ruhen uns ein wenig aus. Ich lümmle mich auf unserer Zelt - Terrasse auf einen Stuhl, lege meine Füße hoch und habe den Vorsatz nur aufzustehen wenn ein Elefant meinen Platz beansprucht. Tony dagegen behält das Wasserloch im Auge und tatsächlich kommen auch um diese Tageszeit immer wieder Tiere an die Tränke. Hin und wieder sagt Tony: "Komm mal und schau!" - "Kommt ein Elefant? Nein? Dann stehe ich auch nicht auf!" Als die heißesten Stunden des Tages vorbei sind, brechen wir zu einer abendlichen Pirschfahrt auf. Wir fahren zum Aruba Damm, Jörg möchte auch schauen wie viel Wasser es dort noch gibt. Auf unserem Weg dorthin begegnet uns eine Herde Impalas und ich frage mich wie lange ihnen dieses trockene Gras noch ausreicht. Dann kommt die Aruba Lodge in Sicht. Diese Loge existiere schon als Tony vor ca. 50 Jahren hier war und zurück in Spanien stellen wir an Hand seiner früheren Fotos fest, dass er während einer Safari in der Aruba Loge gewohnt hat. Die Lodge wurde vor etlichen Jahren geschlossen, aber inzwischen laufen Renovierungs- und Bauarbeiten auf Hochtouren und die Lodge soll demnächst wieder eröffnet werden.


Kurz nachdem wir an der Lodge vorbei sind, haben wir Blick auf die Wasserstelle. Es ist noch Wasser vorhanden, aber sehr reichlich sieht das nicht aus. Wir können an der Bodenbeschaffung sehen, dass diese Wasserstelle vorher mehr als doppelt so groß war. Einige Elefanten tummeln sich am Rand und bespritzen sich mit dem verbliebenen Nass. Und eine Bewohnerin des Sees ist immer noch hier, eine Hippo -Dame mit ihrem Jungen. Beide liegen sie in dem immer weniger werdenden Wasser. Jörg meint, sie sei sicher wegen ihres Nachwuchses hier geblieben. Das Kleine ist noch zu jung und zu schwach um den weiten Weg von ca. 80 km bis zum Galana - River zu schaffen. Und jetzt? Nun, meint Jörg, evt. wird sie ihr Kind doch irgendwann verlassen oder sie verdursten beide. Aber vielleicht passiert ja auch ein Wunder und es regnet? Wer weiß!

Wir fahren weiter, vorbei an Paviane die in den Büschen nach den letzten saftigen Blättern schauen. Einer hat wohl einen bestimmten Zweig im Auge, er schaut ihn sich erst genau an- komme ich so hoch? - fragt er sich wohl. Er kommt - er stellt sich auf seine Hinterbeine, streckt sich, noch ein Stück und dann hat er den Zweig erwischt. Sehr geschickt zieht er ihn zu sich herunter und kann nun in Ruhe die Blätter abzupfen und in den Mund stecken. Eine Weile bleiben wir hier und beobachten das Verhalten der Affen. Sie wirken kleiner und zierlicher als ihre Artgenossen in der Masai Mara, möglicherweise ist es aber auch ihr "Speiseplan", der bei mir einfach nur einen anderen Eindruck hinterlässt.
(Anmerkung des Webmasters: In der Masai Mara handelt es sich um Anubis Paviane [Papio anubis], im Tsavo um Gelbe Paviane [Papio cynocephalus])

Auf unserem weiteren Weg bemerkt Tony etwas für uns seltsames- mitten in der Wildnis stehen Windräder. Wozu sind die denn hier? Jörg wollte sowieso in diese Richtung, denn wir haben dort auch eine Gruppe Elefanten gesehen. Auf dem Weg erklärt uns Jörg, dass mit den Windrädern Grundwasser hoch gepumpt wird, um so einige Wasserstellen länger zu erhalten. Aus diesem Grund halten sich auch die Elefanten dort auf, wie wir beim näher kommen erkennen können. Es ist ein kleines Wasserloch und ich habe das Gefühl, es kann doch gar nicht genug Wasser für so viele große Tiere in diesem Loch sein. Aber besser als nichts und seit dem Aruba Damm haben wir keine andere Wasserstelle gesehen.

Wir müssen schon wieder den Heimweg antreten, die Zeit vergeht einfach viel zu schnell und obwohl wir nur noch einen kurzen Stopp für ein Sonnenuntergangs-Foto einlegen ist es schon dunkel als wir im Camp ankommen. Dort herrscht Aufregung und wir erfahren von Peter, dem Stellvertreter aus der Schweiz, dass ein Bus im trockenen Flussbett stecken geblieben ist. Anscheinend war der Sand zu lose und die Böschung zu steil, das hat das Auto einfach nicht geschafft. Ach ja? Na so was - und tatsächlich, es ist die gleiche Stelle an der wir heute Mittag beschlossen haben den Umweg zu fahren. Das haben wir aber gut gemacht!! Aus der Ferne, mit einem Drink in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen, können wir die Lichter der Hilfsaktion beobachten, in der der Bus aus dem Flussbett gezogen wird.


Tsavo Ost Game Drive


Zwischen "Bar" und "Restaurant" wurden Lagerfeuer angezündet, die Stühle mit Blick auf das Wasserloch und auch wir setzen uns eine Weile dazu. Es waren vorhin Büffel am Wasser und sicher werden im Laufe des Abends und der Nacht noch mehrere Tiere zum Trinken kommen. Und wirklich, während des Abendessens taucht wieder ein Elefant auf. Ob es der Gleiche ist? Vielleicht ist das hier sein "Stammlokal"? Wir bleiben nach dem Essen noch lange am Tisch sitzen, immer in der Hoffnung, es möge vielleicht doch noch ein durstiger Löwe den Weg ins Tarhi finden. Ein Durstiger bitte- kein Hungriger! Als wir dann jedoch die letzten Gäste sind, beschließen wir zum Zelt zu gehen und uns dort auf der Terrasse noch ein wenig zu unterhalten. Wir sitzen noch nicht lange, als wir Unruhe unter den Wachleuten bemerken und Jörg leuchtet mit seiner Stablampe in den Busch direkt vor uns. Und es ist kaum zu glauben- da streift in etwa 30 Meter Entfernung ein Leopard vorbei. Ein wunderschönes Tier, elegant und ohne Hast schleicht er auf leisen Sohlen durch das Gestrüpp.

Wir schauen ihm nach bis er in der Dunkelheit unseren Blicken entschwindet. Einer der Wachleute erzählt, dass der Leopard am Wasserloch getrunken hat und danach wieder zurück in den Busch ging. Warum sind wir nicht noch eine Weile sitzen geblieben? Oder hat der Leopard so lange gewartet bis wir endlich gegangen sind? Egal- wir sind jedenfalls froh ihn noch so nahe gesehen zu haben. Zufrieden und gutgelaunt setzen wir uns wieder und plaudern über das so eben erlebte, als einer der Wachleute wiederkommt und Jörg ein Zeichen gibt. Also, schnell aufstehen und leise dem Wasserloch nähern. Nicht zu schnell - wir möchten ja kein Wild vertreiben! Und dann können wir sie sehen - eine Löwin, sie sitzt am Wasserloch und trinkt. Vorsichtig hebt sie zwischendurch den Kopf an, schaut aufmerksam über ihre Schulter- wirft noch mal einen Blick in die Runde und trinkt dann weiter. Der freundliche Wachmann bringt mir sogar noch einen Stuhl und da sitze ich nun mit "Logenplatz" mitten im Busch und beobachte eine Löwin auf doch sehr kurze Distanz. Toll!!

Immer wieder unterbricht die Raubkatze das Trinken und lauscht in die Dunkelheit. Auch wir hören etwas- was ist das? Es sind Hyänen, und sie können nicht allzu weit vom Camp entfernt sein. Jörg geht mit den Askaris (Wachmänner) nachschauen- sind die Hyänen evt. auf dem Gelände des Camps und streichen zwischen den Zelten entlang? Dann kommt aber Entwarnung - sie sind hinter der Bar in die andere Richtung gezogen und entfernen sich vom Camp.

Die Löwin hat inzwischen ihren Durst gestillt, langsam steht sie auf und geht gemächlich in Richtung Busch davon. Allerdings nicht ohne hin und wieder einen Blick in die Richtung zu werfen, in die wahrscheinlich die Hyänen verschwunden sind. Das war ein aufregender und spannender Abschiedsabend im Busch. Morgen möchten wir so früh wie möglich zur Pirsch fahren, vielleicht bleiben die Löwin und der Leopard ja in der Nähe und wir können sie nochmals sehen? Wir beenden den Abend bald nach diesem Abenteuer und legen uns schlafen.
Als ich morgens um 4ººh von Löwengebrüll geweckt werde bin ich mir jedenfalls sicher: im Moment ist unsere Raubkatze nicht weit von uns weg!

Donnerstag, 16.08.07 - 12. Tag

Trotz des nächtlichen Löwengebrülls habe ich hervorragend geschlafen und fühle mich fit und ausgeruht, als wir heute noch einige Minuten früher als üblich losfahren. Ob unsere Löwin noch hier ist? Oder ist sie weiter gezogen? Wir halten natürlich Ausschau nach ihr, aber es ist ein sehr weitläufiges Gelände und es gehört eine große Portion Glück dazu sie zu finden. Im Moment genießen wir einfach nur den Anblick des sich langsam verfärbenden Himmels. Das Land liegt noch im Dunkeln, der Horizont glüht in den verschiedensten pink-orange-gelb Tönen und der Himmel leuchtet in einem strahlenden Blau. Wunderschön! Ich habe so was ja schon mal auf Ansichtskarten gesehen- und nie eine gekauft, sondern dachte immer: "So ein Kitsch"! Aber in echt - da ist das natürlich ganz was anderes!

Auch Wildtiere sind natürlich schon unterwegs und als erstes begegnen uns auch heute wieder Büffel. Sind das hier die Frühaufsteher? Aber wir beobachten nicht nur große Vierbeiner, auch die im Tsavo so vielfältige Vogelwelt ist schon "auf den Flügeln". Immer wieder sehen wir die bunt gefärbten Racken, sie sitzen in den Bäumen sowie am Wegesrand und die Sonne lässt ihre Federn schillern. In Schwärmen fliegen die Webervögel über uns hinweg. Dabei bewegen sich die Vögel wie im Ballett und die Schwärme erinnern an eine schnell dahin gleitende Wolke.
Hinter einer Wegbiegung überquert gerade eine Giraffe die Piste um zu ihren Artgenossen zu gelangen. Die stehen auf der anderen Seite und zupfen mit ihren langen Zungen grüne Blätter von einer Akazie. Erstaunlich, die Zungen müssen extrem unempfindlich sein, denn diese Bäume sind sehr stachlige Gewächse. Aber die Akazie hat, wie uns Jörg erklärt, noch einen anderen "Schutzmechanismus" um nicht von den Giraffen kahl gefressen zu werden. Sie entwickelt Bitterstoffe wenn zu viele Blätter abgeknabbert werden. Somit verwandeln sich die zarten, wohlschmeckenden Blätter in bitteres "Gemüse", der Giraffe schmeckt es nicht mehr und sie geht weiter zum nächsten Baum.


Und wo ist unsere Löwin? Vermutlich weiter gezogen, oder wir haben sie einfach nicht gesehen. Macht aber nichts- wir hatten ja letzte Nacht viel Zeit um sie zu beobachten. Und nicht nur die Löwin, da war ja auch noch der Leopard. Jörg nimmt so langsam wieder Kurs auf das Tarhi Camp, denn wir möchten vor der Abfahrt an die Küste noch Frühstücken und unsere Koffer packen. Wir sind auch nicht mehr weit weg, hier kommt schon ein Wegweiser. Er besteht aus aufgeschichteten Steinen und ist mit den verschiedensten Zielen, Richtungspfeilern und Kilometerangaben beschriftet, u.a. auch mit "Tarhi Camp". Es ist aber nicht nur ein einfacher Steinhaufen, sondern das Zuhause von Lebewesen. Eine Mungo - Großfamilie lebt dort in den Zwischenräumen des Wegweisers. Als wir uns mit dem Land Cruiser nähern verschwinden sie jedoch erst mal blitzartig in den Steinritzen und wir entdecken sie eigentlich nur durch diese schnellen Bewegungen. Jetzt liegt der Wegweiser still und verlassen in der Sonne. Na gut- sie haben sich erschreckt, wir warten einfach einen Moment ganz leise. Sicherlich werden die Mungos dann wieder aus ihren Verstecken hervorkommen und unser Auto überhaupt nicht beachten. Einfach nur Geduld! …… Geduld! Diese Tiere sind eben sehr vorsichtig.........! Da, jetzt kommt eine Nase um die Ecke, der Mungo schaut hinter einem Stein hervor- sieht uns und verschwindet! Hm- Geduld! Wir warten weiter, irgendwann werden sie sich an unsere Präsenz gewöhnt haben. Die Kameras sind schussbereit, Geduld……! Geduld…..! Aha- da fasst wieder einer Mut, linst hinter einer Lücke hervor - sieht uns und verschwindet. Tja, wir warten noch ein wenig, wir haben ja Geduld. So, da blinzelt doch schon der dritte neugierig aus einer Lücke- sieht uns und verschwindet. Aber immerhin, die Abstände werden schon kürzer - wie lange sind wir denn schon hier? Oh - halbe Stunde? Drei Mungos? Wann wird wohl der nächste schauen ob wir immer noch an der gleichen Stelle stehen? Als jedoch ein weiterer Mungo einen Vorstoß wagt kommt genau in dem Moment ein anderes Fahrzeug und fährt an dem Wegweiser vorbei. Tja, das war's dann wohl - denn so viel Geduld……..! Wir sind uns einig - dass dauert denn doch etwas zu lange und wir wollen ja heute noch bis an die Küste fahren.

Im Camp angekommen frühstücken wir zuerst, dann gehen wir die Koffer packen. Ich möchte gerade meine Zahnbürste aus dem Badezimmer holen, da hüpft ein kleiner Frosch aus der Dusche. Voller Freude begrüße ich ihn wie einen alten Bekannten von letztem Jahr, ich habe schon die ganzen Tage die "natürlichen Moskitofänger" wie Frösche und Gekkos vermisst. Wo sind sie nur? Ausgewandert? Oder doch nicht etwa schweizerischer Gründlichkeit zum Opfer gefallen?

Kurz darauf ist die Zeit zur Abfahrt gekommen, Jörg wartet schon am Auto und Peter kommt sich noch sehr nett von uns verabschieden. Dann geht es auch schon los, ich werfe noch mal einem Blick zurück bevor Jörg um die erste Kurve fährt. Doch da haben wir schon einen Stopp, nur wenige Meter vom Camp entfernt. Eine Gruppe von vier Elefanten mit einem Jungtier steht unter einem Baum. Das Kalb schläft im Schatten der erwachsenen Tiere, eine Elefantenkuh hat den Rüssel zusammengerollt auf ihrem Stosszahn liegen und wir scheinen sie in ihrer Ruhe gestört zu haben. Wer fährt denn auch um diese ungewöhnliche Zeit aus dem Camp? Doch nach der ersten Schrecksekunde kommt wieder ruhige Gelassenheit auf und wir können zum Abschied noch ein paar Bilder schießen.




Wir fahren zuerst die gleiche Richtung wie gestern Abend bis zum Aruba Damm und von dort zum Buchuma Gate, um auf die Nationalstraße nach Mombasa zu kommen. Als wir am Aruba Damm ankommen schaue ich natürlich zuerst ob das Hippo mit seinem Kalb noch da ist. Ja- sie liegen beide noch im Wasser, genau an der gleichen Stelle. Aber was ist dass? Ich habe das Gefühl es ist heute früh noch weniger Wasser da als gestern Abend. Und das über Nacht? Wie wird das hier nach der heutigen Mittagshitze aussehen? Doch auch Jörg meint, dass das Wasser weniger geworden sei- es ist also nicht nur eine optische Täuschung. Wir fahren weiter und auf dem Weg zum Gate machen wir noch einen Abstecher zum Buchanan Wasserloch. Doch auch hier- alles trocken, nicht ein Tropfen Wasser zu sehen. Kurz darauf haben wir das Gate erreicht, verlassen den Tsavo-Ost Nationalpark und sind damit wieder in der "zivilisierten" Welt mit hupenden Autos, zu schnell fahrenden Matatus, Abgasen, LKW´s und regem Handel. Da wird am Straßenrand Holzkohle verkauft und ein Mann bietet seine Hühner an - lebend, so bleiben sie länger frisch. Immer wieder habe ich Blick in eine der vielen kleinen Cafe-Bars, in vielen steht ein Billardtisch und damit ist der Raum meistens schon voll. Wie soll darin dann noch gespielt werden? Ist doch gar kein Platz mehr!

Kurz vor Mombasa wird die Strecke noch mal so richtig schlecht und staubig, aber dann ist es geschafft und wir sind durch Mombasa durchgefahren und befinden uns an der Nordküste. Jetzt ist es auch nicht mehr weit bis zu unserem Ziel, das Boko Boko Porini Village Guesthouse. Hier werden wir zum Abschluss unserer Safari noch zwei Ruhetage verbringen. Eigentlich wollte ich ja schon letzten November ins Boko Boko, aber da war der Umzug noch nicht fertig und so musste ich damals auf eine andere Unterkunft ausweichen. Nun bin ich ja gespannt, denn ich habe inzwischen ja schon viel über das Boko Boko gelesen und Bilder gesehen. Dann sind wir da, Jörg parkt das Auto und als wir aussteigen stehen wir mitten zwischen tropischen und subtropischen Pflanzen. Einen Moment später kommt auch schon Yolanda, die Besitzerin des Boko Boko. Sie zeigt uns unseren Bungalow, ein großer heller Raum mit viel Fenster und ich fühle mich hier sofort wohl. Der Raum und sogar die Eingangsstufen sind sehr liebevoll mit Blumen dekoriert. Wir setzen uns einen Augenblick auf die Terrasse und Yolanda erklärt und zeigt uns die wichtigsten Dinge. Danach machen wir einen Rundgang mit Jörg und sind erstaunt über die Größe des Gartens. Der Pool lädt zum schwimmen und faulenzen ein, da weiß ich ja schon was ich morgen mache. Eine Attraktion sind die Riesenschildkröten, die ursprünglich ihre Heimat auf den Sychellen hatten. Wir können in das Gehege gehen und ich habe zum ersten Mal die Gelegenheit eine Riesenschildkröte zu streicheln. Ich kraule sie vorsichtig am Hinterkopf- ja, sie hält still und ich habe den Eindruck, dass es ihr gefällt. Die Nilkrokodile schauen wir uns auch an, allerdings nur durch den Zaun - nein, hier wird kein Hinterkopf gekrault.
Unser Rundgang endet im Restaurant, wir entschließen uns erst einen Drink zu nehmen und danach schon mal unser Essen zu bestellen, denn da hier alles frisch zubereitet wird ist die Wartezeit ein klein wenig länger. Aber irgendwann ist es dann soweit, das Warten hat sich gelohnt und wir werden mit leckeren kreolisch/ afrikanischen Spezialitäten verwöhnt. Viel zu schnell ist auch dieser Abend zu Ende, wir genießen jedoch noch für einen Augenblick den tropischen Garten auf unserer Terrasse bevor wir hundemüde in das große und bequeme Bett fallen. Allerdings hier an der Küste mit eingeschaltetem Ventilator- die warmen Socken sind seit Tsavo Ost ganz unten im Koffer.

Freitag 17.08.07 bis Sonntag 19.08.07 - 13. bis 15. Tag

Unsere zwei verbleibenden Ruhetage im Boko Boko vergehen schnell und abwechslungsreich. Neben faulenzen und lesen am Pool machen wir am Nachmittag einen Spaziergang zum Strand, vorbei an den Häuseren der dort lebenden Giriama. Die Kinder rufen uns ein fröhliches "Jambo" zu, einen uns entgegenkommenden Mann fragen wir nach dem Weg. "Yes, zum Strand- dauert eine Stunde", fast eine Stunde später fragen wir den nächsten
"Yes, zum Strand- dauert eine Stunde" ist die Auskunft. Na nu? Wir fragen zwei Frauen "Yes, zum Strand- dauert eine Stunde" auch hier wieder. Aber eine der beiden kann es dann präzisieren: "Das weiße Haus - dahinter ist der Strand" und tatsächlich, wir stehen 5 Minuten später an einem Traumstrand - und der ist fast menschenleer. Der Weg hat sich gelohnt!

Den nächsten Tag nutzen wir zu einem Ausflug in die Umgebung. Eines unserer Ziele ist der Haller Park, ein ehemaliges Abbaugebiet von Korallenkalk. Es muss dort vor einigen Jahren noch ausgesehen haben wie in einem Steinbruch. Der Schweizer René Haller gründete dieses Umweltprojekt, forstete das Gelände wieder auf und siedelte einige Spezies der afrikanischen Tierwelt dort an. Es ist ein sehr schöner Park, doch nach zwölf Tagen Safari-Abenteuer kann ein einzelnes Hippo uns nicht so die richtigen Begeisterungsrufe entlocken. Aber da kann der Park wirklich nichts dafür und wir genießen bei dem Besuch die Vegetation und die schattigen Wege.

Auch der Bombolulu Behindertendorf und -werkstätte statten wir einen Besuch ab und bekommen bei einem Rundgang u.a. die Schmuckanfertigung gezeigt. Die Krankenstation und die Schule werden uns vorgeführt und falls wir Fragen haben können wir uns gerne mit der Ärztin oder der Lehrerin unterhalten. In der Gärtnerei kaufen wir Blumensamen, mal sehen ob die afrikanischen Pflanzen auch in Spanien gedeihen (sie tun es!).
Auf dem Rückweg zum Boko Boko legen wir noch einen kurzen Stopp im Ngombo Park ein. Es handelt sich hier um eine Art "Freiluftmuseum" in dem verschiedene afrikanische Stämme ihre Lebensgewohnheiten zeigen. Im Grunde ist unser Halt hier zu kurz und ich habe das Gefühl unser Führer findet uns etwas seltsam - warum sind wir nicht begeisterter? Nun, das liegt wohl an meinen wehen Füssen, meiner Müdigkeit und meiner Sehnsucht nach dem Pool und der Liege im Boko Boko. Und genau dahin gehen wir nun auch auf dem schnellsten Weg!

Es ist ja unser letzter Tag, morgen geht es schon sehr früh zum Flughafen. Also - jeden Moment auskosten! Das tue ich auch beim Abendessen und lasse mir auf keinen Fall das Steak mit Tamrind Soße entgehen. Dann ist es so weit- noch im Dunkeln steigen wir in das von Yolanda organisierte Taxi und ab geht es Richtung Flughafen. Diesmal hat es mir, anders als im November, sehr gut an der Küste gefallen und es gibt noch vieles was ich gerne sehen möchte. Ich war ja immer noch nicht in Mombasa! Warum nicht einfach mal eine Woche Urlaub im Boko Boko und die Küste erforschen? Mit Sicherheit war dies nicht mein letzter Besuch in Kenya! In der Wartezeit auf dem Flughafen schauen wir uns unsere letzten Fotos an, vor allem Tony hatte im Boko Boko immer seine Kamera schussbereit. Aha- die Schildkröten, das nächste ist Emma, eine der Kellnerinnen. Dann kommt der Pool- danach Emma mit einer Wasserflasche. Hier liegt Jörg auf der Liege - dann Emma mit einem Wasserglas. Tja, auch Tony hat´s im Boko Boko gefallen!
Aber natürlich nicht nur im Boko Boko, wieder zu Hause meint Tony: "Ich war ja schon auf mehreren Safaris- aber das war die beste"!


Boko Boko Guesthouse and Porini Restaurant


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Während Elke und Tony sich nach der Safari erholten und das neue Boko Boko und seine Umgebung erkundeten, nutzte ich die Tage nach der Safari um kleinere Reparaturen am Land Cruiser machen zu lassen. Nachdem die beiden dann zurück in Richtung Spanien abgereist waren, und auch ich etwas Erholung am Pool und am Strand des Indischen Ozeans genossen hatte, begann ich wieder unsere Ausrüstung für die nächste Safari die schon in wenigen Wochen starten sollte zurechtzupacken. Leider musste ich vorher aber noch einmal für kurze Zeit nach Deutschland zurück, wo Petra auf mich wartete.






Boko Boko - Porini, Farm and Guesthouse