Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)
Die Dürre in Kenya und Wiesersehen mit den Raubkatzen der Mara
- Kenya September 2009 -
Die Dürre im Tsavo
In Nairobi angekommen übernachteten wir wieder bei Freunden und nutzten die Gelegenheit, die Steckachse des Land Cruiser in der Sunworld Garage überprüfen zu lassen. Schnell war aber klar, das es sinnvoll war das defekte Teil, durch ein Neuteil zu ersetzen. Wir änderten deshalb ein weiteres Mal unsere Pläne und entschieden uns nach der Reparatur direkt in Richtung Tsavo zu fahren und Sandai, schweren Herzens in diesem Herbst auszulassen.
Gegen 14.00 Uhr verließen wir Nairobi und bekamen ungewöhnlich viel Wild auf dem noch weiter ausgedörrten Farmland neben der Main Road zu sehen. Direkt neben der Straße weideten große Gruppen von Masai Giraffen die letzten grünen Blätter der Akazien ab, die sonst so scheuen Elenantilopen standen am Fahrbahnrand und weiter sahen wir Thomsongazellen, Impalas und Kongonis und an einer Stelle sogar Oryx Antilopen. Dazu Zebras, Strauße und Warzenschweine. Wir vermuteten, dass viel Wild den schützenden Nairobi National Park verlassen hatte, der ebenfalls sehr trocken und ohne Nahrung sein musste um auf den unsicheren Feldern nach den letzten Halmen und Gräsern zu suchen. Das hohe Wildaufkommen zog sich bis gut 100 Kilometer nach Nairobi hin. Dann wurde die Gegend noch trockener.
Den Tsavo West National Park, bzw. das Gate in Mtito Andei erreichten wir gegen 17.00 Uhr.
Wir vermuteten viel Wild in der Gegend um die Kilanguni Lodge und wollten die Nacht in dieser Lodge verbringen, da wir uns eine gute Wildbeobachtung an der beleuchteten Wasserstelle versprachen. Außerdem befindet sich die Lodge in der Nähe zu den Quellen von Mizuma Springs und die wollten wir am nächsten Morgen besuchen!
"Sorry, we are fully booked!"
musste ich allerdings gegen 18.30 Uhr an der Kilanguni Lodge erfahren. Leider blieb uns nun keine Zeit mehr einen längeren Blick auf die tatsächlich gut besuchte Wasserstelle der Lodge zu werfen, da wir ja nun erst einmal ein Quarttier für die Nacht suchen mussten. Im Weggehen sah ich unten an der Wasserstelle Elefanten, Zebras und Antilopen allerdings oben auf der Terrasse auch viel mehr Menschen, als ich bei der Wildbeobachtung eigentlich um mich haben möchte.
Unser nächstes Ziel war das Severin Safari Camp, sollte dort auch nichts frei sein, so waren wir sicher in den daneben liegenden Kitani Bandas eine Unterkunft zu bekommen. Die Bandas nutzten wir regelmäßig, wenn wir im Tsavo West unterwegs waren, hatten aber auch schon länger mal in Erwägung gezogen im Severin Camp zu übernachten. Mit einer Dämmerungs-Pirschfahrt, auf der wir noch weitere Elefanten, Giraffen, Zebras und Antilopen sahen, erreichten wir gegen 19.30 Uhr das Severin Camp und hatten Glück ein Zelt zu bekommen. Ich war erstaunt und etwas enttäuscht, wie viele Zelte das Camp hatte, wirkte es auf den ersten Blick doch eher klein und überschaubar. Dennoch war es uns nach der langen Fahrt mehr als recht, wieder mit einem gewissen Luxus verwöhnt zu werden, schließlich soll bei all dem Abenteuer um das Auto ja auch ein wenig Urlaub dabei herauskommen. Die Zelte im Severin Camp haben eine angenehme Größe und verfügen natürlich über Dusche und WC. Sie sind auf Stelzen gebaut und haben eine schöne Holzterrasse mit mehr oder weniger schöner Aussicht in den abends beleuchteten Bush. Verschließt man sein Zelt nicht vollständig, sondern nur mit der Moskitogaze, genießt man vom Bett aus einen wunderschönen Ausblick in den Bush!
Severin Safari Camp, Tsavo West
Besondere Erwähnung verdient das Ala Card Dinner des Severin Camps, welches im Preis inbegriffen ist, welches ich aber auch schon auf anderen Safaris (siehe Bericht 2008 Aug) genossen hatte. Ein Highlight ist sicher der "Hot stone", bei dem man sich verschiedene Fleischsorten selber auf einem heißen Stein garen kann! Ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren bekamen wir einen Tisch unterhalb der Terrasse, in Augenhöhe mit dem Wild zugewiesen. Ganz so wie wir es uns vorgestellt hatten.
"I remamber you!" raunte mir der Tischkellner zu und freute sich uns wieder zu sehen.
Wenn wir die Nächte in den Kitani Bandas verbrachten war es eigentlich immer die belustigende Frage:
"Kochen wir selber oder gehen wir Essen!" was hier im Bush ansonsten eher albern klang!
An diesem Abend beobachteten wir während eines sehr leckern Abendessens an der kleinen Wasserstelle vor uns 2 Flusspferde und eine Gruppe Impala Antilopen die das von der Lodge ausgelegte Heu fraßen. Vom Kellner erfuhren wir, dass der KWS die Camp und Lodge Betreiber autorisiert hatte, während der jetzigen Dürre an den Wasserstellen auch Futter für die Pflanzenfresser auszulegen. Eine Maßnahme die sonst streng verboten ist!
Als wir auf der Terrasse vor unserem Zelt saßen, in die Nacht hinaus blickten, die Ruhe und einen Gin Tonic genossen und, waren wir froh nicht in der vollen Kilanguni Lodge geblieben zu sein. In der Nacht Erinnerte uns das Ferne Gebrüll von Löwen und das unerwartete Gekicher einer Hyäne daran, das unsere Safari noch nicht zu Ende war sondern nur durch die Reparatur in Nairobi unterbrochen wurde.
Das Ziel unserer Morgenpirschfahrt war Mizuma Springs, wir hatten unterschiedliche Meldungen von toten Flusspferden gehört und wollten uns selber ein Bild von der Dürre machen. Gestern Abend in der Dunkelheit war es uns gar nicht so aufgefallen, aber die Farbe Grün war aus vielen Gebieten des Tsavo West einfach verschwunden. Besonders bedrohlich sah die Situation zwischen den schwarzen Lavafelsen aus neben denen nur noch laublose braune, trockene Büsche standen. Im Umkreis von mehreren Kilometern um Mizuma Springs schien es nichts fressbares mehr zu geben. Durch die laublosen Büsche beobachteten wir häufig die typischen Bewohner des sonst dichten Dickicht, wie Dik Dik und die Kleinen Kudus! Ein echter Erfolg, war das Aufspüren eines …Duikers, einer kleinen Antilopenart, die sonst eher selten zu sehen war.
staubtrockener Tsavo West National Park, September 2009
Die Quelle selber sprudelt natürlich immer noch Kristall klares Wasser hervor, nur wo sonst Gräser am Ufer wuchsen, fand man jetzt nur noch trockenen Staub! War Mizuma Springs sonst eine üppige grüne Oase, so wirkte es nun gespenstisch!
Ein Krokodil entdeckte ich am Ufer und eine handvoll Flusspferde etwas weiter flussabwärts in einem kleinen Pool. In der Quelle selber sah ich kein einziges Hippo und so konnte ich mit der mitgeführten Unterwasserkamera "nur" ein paar Karpfen fotografieren!
Mizuma Springs, September 2009
Während des anschießenden Frühstücks beschlossen wir noch eine weitere Nacht in diesem Gebiet und im Severin Camp zu bleiben und vor allem etwas im Camp auszuspannen.
Nachdem Frühstück erfuhren wir allerdings, das man doch kein Zelt mehr frei hätte und für die nächsten drei Tage wieder ausgebucht sei.
Uns kam es für die verbleibenden Tage unserer Safari weniger auf die Wildbeobachtung, als auf ein paar entspannte Tage in der Natur und im Bush an, was wir sehen und erleben wollten, hatten wir erlebt, jetzt sollte etwas Erholung kommen. Um nicht noch mehrfach um ziehen zu müssen (so dachten wir!) , fuhren wir als nächstes Ziel das Tarhi Camp im Tsavo Ost National Park an. Ich erkundigte mich vorher via Mobilphone bei Francis im Tarhi Camp, ob wir einen Tag eher als geplant ins Camp kommen konnten und nachdem dies bestätigt worden war brachen wir via Ngulia Hills auf in Richtung Tarhi Camp, Tsavo Ost! Von den verhältnismäßig wenigen Kadavern, die wir unterwegs fanden, können wir nicht sagen ob sie Opfer der Trockenheit oder Opfer der Löwen oder beides waren!
Auch im Tsavo Ost National Park war es deutlich trockner als in vergleichbaren Trockenzeiten um diese Jahreszeit, auch wenn das meiste Wild noch einen gut genährten Eindruck machte! Selbst im Kanderi Swamp, in dem sonst zu jeder Jahreszeit grünes Gras vorzufinden ist, gab es nur noch wenig pflanzliche Nahrung.
Wir hatten genügend Zeit für den Tsavo Ost eingeplant um uns einen Überblick über das Ausmaß der Dürre zu machen und gleichzeitig auch den Park und das Wild in Ruhe zu genießen. Das bedeutete für uns vor allem, wir wollten die uns bekannten Wasserstellen abfahren und möglichst viel Zeit dort verbringen, wo die Safaribusse nicht waren! Dass sich diese Absichten nicht immer leicht miteinander kombinieren ließen, zeigte sich gleich am ersten Abend, als wir von der Pipiline Road kommend, die Abkürzung vorbei am KWS Hauptquattier nehmen wollten und prompt in einen Konvoi von Fahrzeugen gerieten, die einige der Voi Löwen im dichten Bush entdeckt hatten. Es machte für uns den Anschein, dass die Fahrer und begleitenden Beachboys aufgeregter waren als die Touristen hinten in den Bussen. Es wurde rangiert und gewunken, gehupt und gedrängelt. Nachdem ich gemerkt hatte, das es für uns nach Rückwärts kein wegkommen mehr gab, versuchte ich langsam an dem Fahrzeugtross vorbei zu kommen. Vergeblich, inzwischen waren auch schon Busse von vorne gekommen und einigen fuhr ich nicht schnell genug in den Stau hinein, so dass sie versuchten sich an uns vorbei zu drängeln. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass jeder auf seiner Safari einen Löwen sehen möchte, aber bitte nicht um diesen Preis!
Mehr noch als die bedrängten Löwen im Bush, die ja immerhin noch die Chance hatten, sich einfach tiefer in den Bush zurückzuziehen, taten mir die Touristen leid, die gerne die Natur in Ruhe erlebt hätten und nun umringt waren von Bussen in denen es Menschen gab, die auch nach einer Viertelstunde immer noch angestrengt auf der falschen Seite aus dem Bus sahen und vergeblich nach den Löwen suchten!
Wir waren jedenfalls froh nach kurzer Zeit die Löwen und vor allem die Menschen hinter uns gelassen zu haben und fuhren entlang des Voi Rivers, bis in den Kanderi Swamp. Es war kein weiters Fahrzeug weit und breit zu sehen als wir unsere Ferngläser nahmen und die Fläche vor uns absuchten.
" So hatte ich mir eigentlich die Tage im Tsavo vorgestellt!"
bemerkte ich zu Petra, als ich plötzlich, Mitten im Swamp einen Leoparden entdeckte.
Die gefleckte Katze war in der anbrechenden Dunkelheit schwer auszumachen, während sie sich durch das trockene Gras in Richtung Voi River bewegte. Jagdbares Wild war nicht in der Nähe und für gute Fotos auf diese Entfernung war es schon zu dunkel, so beobachteten wir den Leoparden mit unseren Gläsern, so lange, bis sich seine Konturen vor dem Bush nicht mehr ausmachen ließen.
Sentrim Tarhi Camp, Tsavo Ost National Park
An den folgenden Tagen genossen wir die ruhige Lage unsers Zeltes im Tarhi Camp und fuhren auf den Pirschfahrten die Wasserlöcher Irima, Maknugani, Ndara, Buchuma und Aruba ab, von Mudanda Rock wussten wir, dass kein Wasser mehr in der Wasserstelle war. Am Ende fanden wir nur dort Wasser, wo durch Windmühlen gepumpt wurde, also in Ndara und an der Aruba Mühle. Der Stausee am Aruba Damm war komplett trocken gefallen. Natürlich gab es auch Wasser an der Pipiline Road, dort brachen die Elefanten fast jeden Tag ein neues Stück der Wasserleitung auf und legten so neue Wasserlöcher an, die von vielen Tieren genutzt wurden. Allerdings, und das war das Alarmierende, es gab im Umkreis der Wasserstellen viel weniger Nahrung als sonst um diese Jahreszeit. Seit 2001 bin ich regelmäßig in jedem Jahr zwischen September und Oktober im Tsavo unterwegs aber so trocken habe ich die Gebiete noch nie gesehen! Im Moment sah es auch nicht im Geringsten danach aus, das es in den nächsten Wochen ergiebig regnen würde. Die wenigen Wolken, die von der Küste her, am Himmel auftauchten, wurden vom ungewöhnlich starken Wind, in Richtung Nairobi getrieben! Aber da wurde das Wasser ja auch gebraucht!
Trockenheit im Tsavo Ost National Park, September 2009
Neben dem Leoparden in den Abendstunden, verbrachten wir unsere Tage vor allem mit Elefantenbeobachtung. Die Dickhäuter hielten sich wie immer in großer Zahl im Kanderi Swamp und am Verlauf des trockenen Voi Rivers auf! Neben einer Gruppe Löwen im Kanderi Swamp beobachteten wir außerdem zwei Löwenmännchen, die wir aus dem Vorjahr kannten, am Aruba Wasserloch. Eines der Tiere schien verletzt zu sein und humpelte leicht. In der ausgedörrten Landschaft gaben die beiden offensichtlich durstigen Katzen ein erbärmliches Bild ab. Die Wasserstelle an der Aruba Windmühle wurde, wie so oft in der Trockenzeit, von verschiedenen Elefantenfamilien abwechselnd zum Baden und trinken genutzt. Immer wieder tauchten neue Familienverbände oder einzelne Bullen auf, vertrieben andere Dickhäuter, tranken mehrere Rüssel voll und bewarfen sich anschließend mit dem dicken schwarzen Schlamm der sich neben der Wasserstelle gebildet hatte. Die beiden Löwen hatten keine Chance sich dem Wasser zu nähern. Als das kräftigere der beiden Tiere, einen zaghaften Versuch unternahm, reichte es, das eine Elefantenkuh drohend ihren Kopf in den Nacken nahm und die Raubkatze drehte ab.
Als die beiden nach Wasser lechzenden Katzen sich in den Schatten eines laublosen trockenen Baumes zurückzogen, wollten wir in Richtung Tarhi Camp aufbrechen. Plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit aber auf eine handvoll Geier gelenkt, die zielsicher hinter dem Aruba Airstrip landeten. Mit dem Fernglas entdeckten wir dann auch noch zwei Schakale, die kurzfristig versuchten die Geier auf Distanz zu halten, dann aber aufgaben. Wir gingen davon aus, das der Kill, von dem wir nicht genau erkennen konnten was es war, den beiden Löwen zuzuschreiben war und das sie wegen der beendeten Mahlzeit erst recht durstig sein mussten.
Als wir allerdings in Richtung Camp aufbrachen, war schon wieder eine neue Elefantenfamilie in Richtung Wasserloch unterwegs. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Durst der Löwen größer war als der Respekt vor den Elefanten!
Im Tarhi Camp bekamen wir dann noch Informationen über zwei Geparden Kills. In der Nähe des Camps hatten zwei Gepardenbrüder ein Impala gerissen und außerhalb des Voi Gat hatte ein Gepard ein Dik Dik erlegt. Wir hatten allerdings wenig Lust uns in ein Kneul von Safaribussen einzureihen, sondern suchten uns Ecken, die wir für uns alleine hatten. Die Beobachtung verschiedener Antilopen, wie z.B. Oryx, Riedbock oder Steinböckchen, sowie der lautstarke Streit zwischen einer Gabelracke und einem Ägyptischen Mungo, war für uns genauso Interessant, wie Geparden mit Beute, vor allem wenn wir das Szenario für uns alleine hatten!
Am selben Tag auch passierten wir eine Löwin, die im Schatten eines Busches aufmerksam die Umgebung beobachtete. Da Löwen um diese Zeit (es war ca. 11.00 Uhr) meist nur noch mit einem Auge blinzeln oder dösend auf dem Rücken in der Landschaft herum liegen, war uns schnell klar, das sich entweder ein Männchen in der Nähe aufhalten musste oder das das Tier Hunger hatte. Bevor wir uns eine geeignete Position zur Beobachtung suchten, fuhren wir ein Stück weiter, in der Hoffnung weitere Tiere des Voi Rudels zu entdecken. Wir hatten schon Streifzüge von mehr als 20 Tieren hier am Voi River in der Nähe des Airstrip beobachtet und konnten uns fast nicht vorstellen, dass dieses Weibchen alleine war. Als wir zurück zu der hungrigen Raubkatze kamen, hatte diese die Piste bereits überquert und offensichtlich eine Gruppe von Elenantilopen ins Visier genommen, die in gut 200 Meter Entfernung ahnungslos grasten. Unerwartet tauchten plötzlich von rechts drei Warzenschweine auf, kreuzten die Löwin in gut 50 Meter Entfernung und verschwanden dann hinter einem Bush. Als die Löwin die Warzenschweine erblickt hatte, machte sie zwar kurz anstallten hinter einem Bush abzuducken, aber dann ging alles blitzschnell, ohne noch einmal auf Deckung zu achten trabte die braune Raubkatze hinter den Schweinen her und als diese im Bush verschwanden nahm sie ohne zu zögern Anlauf und sprang mit einem weiten Satz in den Bush. Im selben Moment schossen zwei Warzenschweine im Schweinsgalopp auf der anderen Seite aus dem Bush und es gab ein ohrenbetäubendes Geschrei und Gequieke, ohne auch nur das geringste von dem Drama zu sehen, war uns klar:
"Kill!"
"unglaublich!"
bemerkte ich. So eine entschlossene, so wenig vorbeireite Löwenjagd hatten wir noch nie gesehen!
Immer wieder erinnerten uns Kadaver großer Tiere daran, wie vielseitig der Speiseplan der Tsavo Löwen ist und wie kräftig ihre Gegner oft sein müssen. Im letzten Jahr hatten wir die beiden oben erwähnten Löwenmännchen am Aruba Damm neben dem Kadaver eines kleineren Elefanten gesehen (siehe Bericht 2009 September) und diesmal machten wir Skelettaufnahmen von Giraffen, Elenantilopen und Kaffernbüffeln.
Letztendlich zeigte sich der Tsavo wieder von seiner wilden erlebnisreichen Seite, der immer für eine Überraschung gut war. Das bemerkten wir auch, als für uns für unseren letzten Abend im Park vornahmen, einen romantischen Sonnenuntergang im Kanderi Swamp zu beobachten. Nachdem wir mit abgestellten Motor, der schnell hinter den Voi Hügeln untergehende Sonne zugesehen hatten, wollten wir für ein Giraffenfoto, die Position wechseln. Ich drehte also den Zündschlüssel herum und war erstaunt über das Aufblitzen sämtlicher Lampen in meinem Armaturenbrett und den leicht verbrannten Geruch aus dem Motorraum. Danach machte es nicht einmal mehr "Klick" wenn ich versuchte den Wagen zu starten.
"Was ist jetzt?"
fragte Petra
"Nix mehr, jedenfalls nix mehr mit dem Land Cruiser!"
antwortete ich etwas ratlos.
Als ich den Land Cruiser verließ um nach dem Rechten zusehen, war mir schon klar, dass diese Stelle nicht besonders günstig für Reparaturen gewählt war. Am Morgen hatten wir hier mehrere Löwen beobachtet. Die Lichtverhältnisse in der Dämmerung waren ebenfalls nicht wirklich ideal, dazu kamen meine mehr als Begrenzten Fähigkeiten ein Auto zu reparieren.
Zu allererst setzte ich also einen Hilferuf in Richtung Tarhi Camp via Mobiltelefon ab und bat darum das jemand zu uns raus kommt.
Aber dann war der Ehrgeiz doch größer als die Vorsicht und außerdem wächst man ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Während Petra intensiv (hoffte ich jedenfalls) die Umgebung beobachtete, überprüfte ich zuerst einmal den Ladezustand der Batterie, als diese nach Überbrückung noch Funken verspritzte, hatte ich wieder Hoffnung das wir nur ein "matata ndogo" ein kleines Problem hatten. Und tatsächlich nach intensiver Reinigung der Batteriekontakte und Neuverschraubung einiger Kabel, sprang der Land Cruiser an als ob nie etwas gewesen wäre. Wir verständigten das Tarhi Camp, das die Maschine wieder lief und fuhren wieder mal im Dunkeln und zu spät in das Camp zurück.
Im Camp angekommen gab es dann aber doch ein "matata nkuba" (größeres Problem), allerdings nicht mit dem Auto.
Walter, der Manager, fragte uns, ob wir nicht eine Nacht im Fahrercamp schlafen könnten, da das Camp überbucht war. Wir hatten ja nicht wirklich gebucht, sondern nur von unterwegs nachgefragt, ob etwas frei wäre und außerdem hatte man uns in all den Jahren im Tarhi Camp auch noch nie hängen gelassen und immer geholfen (meist bei Fahrzeugproblemen).
Natürlich war es für uns keine Frage, dass wir ins Fahrerlager wechselten und ein sehr einfaches Zelt ohne Toilette und Dusche bezogen.
Etwas anders hatten wir uns unsere vorerst letzte Nacht im Bush schon vorgestellt, schließlich hatten wir uns extra am Rande des Camps ein Zelt geben lassen, weit außen am Bush, das Zelt, welches Trevor und Margit (ehemalige Besitzer des Tarhi Camps) damals selber genutzt hatten. Dort wollten wir eigentlich am letzen Morgen den Sonnenaufgang genießen, nur mit Kanga oder Kikoi bekleidet in den Tag hinein träumen, das Wild vor dem Zelt beobachten und dann irgendwann in Ruhe in Richtung Küste zurück fahren. Nun kam alles eben etwas anders.
Für unser vorerst letztes Dinner im Bush hatten wir darum gebeten draußen, direkt vor der Wasserstelle einen Tisch zu bekommen, so wie wir es häufig mit Trevor und Margit, gemacht hatten und so genossen wir das Dinner, während vor uns eine mehrere Elefanten ihren Durst an der künstlichen Wasserstelle stillten. Anschließend saßen wir noch lange wach, anstatt mit unserem Zelt im Rücken wie geplant, mit einem großen Baum, der vor dem kalten Wind schützte, im Rücken. Es war Vollmond und wir blickten in dieser Nacht noch lange auf das Wild an der Wasserstelle.
Da Petra nur ungern die Toilette mit den Fahrern teilen wollte, begleitete ich sie früh (sehr früh) morgens zur Camptoilette, die ein ganzes Stück von uns entfernt war. Anschließend blieben wir gleich auf, kauerten uns in zwei Wolldecken neben die Askaris und warteten auf den Morgen!
Game Drive im Tsavo Ost Natioal Park
Da der Tag ja nun doch ganz anders (und vor allem viel früher) begonnen hatte als wir es uns ausgemahlt hatten, packten wir nach einem sehr frühen Frühstück unsere Sachen zusammen und fuhren zurück zur Küste, zum Boko Boko!
Wir erlebten noch ein paar mehr oder weniger entspannte Tage im Garten des Boko Boko und am Strand des Indischen Ozean, trafen uns mit Freunden und genossen das tropische Klima der Küste. Wir freuten uns mit den Einheimischen über jeden Tropfen Regen und das Thema Trockenheit war allgegenwärtig.
Die Veröffentlichung dieses Berichts fand ungefähr drei Wochen nach Beendigung der Reise statt, in diesen drei Wochen erhielten wir aus Kenya erste Meldungen von stärkeren Regenfällen in der Masai Mara, im Tsavo und in den Aberdares. Gehen wir davon aus, dass die eigentliche Kleine Regenzeit auch noch ordentlichen Regen in die genannten Regionen bringen wird, dann haben wir berechtigte Hoffnung, dass die von besuchten Gebiete sich schnell wieder von der Dürre erholen. Nichts desto trotz hat die erste große Dürre dieses Jahrtausends in Kenya bleibende Spuren in Tierreichen des Amboseli National Parks und des Samburu Reservates hinterlassen und auch im Tsavo werden sie nicht alle Tiere überleben.
Natürlich gibt es schon Pläne für weitere Safaris und so blicken wir gespannt in Richtung Februar, wo wir versuchen werden erneut die Spuren "unserer Raubkatzen" in der Masai Mara und im Tsavo aufzunehmen.