Unser nächstes Etappenziel war das Rockside Camp am Rande des Tsavo Gebietes, welches wir ohne Zwischenfälle oder besondere Vorkommnisse erreichten. Bei Petra, Bine und Micha machte sich wieder die Müdigkeit breit, die drei schliefen, während ich mich bemühte uns auch die beiden letzten Tage heil und sicher zu fahren. An der Hunters Lodge legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein und erreichten am Nachmittag dann die rote Erde des Tsavo und das Rockside Camp, wo Nana und Marc uns schon erwarteten. Wir bezogen zwei schöne große Bungalows und Petra und ich genossen die Aussicht von unserer Terrasse. "Urlaub!" sagte ich zu Petra und wechselte meine Safarikleidung gegen einen Kikoi! Es waren fantastische und ereignisreiche Tage gewesen, die wir als Freunde zusammen verbracht hatten, aber irgendwie war ich auch Guide und Fahrer. Und nach zwei Wochen Guide und Fahrer hatte ich mir etwas Ruhe verdient.
Das Rockside Camp bot mir, mitten in der Wildnis, genau den richtigen Ort dafür. Entspannt beobachtete ich eine Familie Zebramangusten, die direkt vor unserer Terrasse im Sand nach etwas Fressbarem suchte und freute mich über die überall herum laufenden Klipschliefer. Der Tag endete mit einem wolkenlosen Sonnenuntergang und anschließendem BBQ mit Blick mit den Busch! Kurz nach dem Wachwerden hatte ich einen kurzen Spaziergang um unseren Banda gemacht und war zwischen all den kleinen Fußspuren der Mangusten und Schliefer auf Footprints gestoßen, die ich nicht zuordnen konnte. Von Nana erfuhr ich später, das sich in der Nacht zwei Honigdachse auf unserer Terrasse herumgetrieben hatten und diese Tiere schon mehrere Zebramangusten getötet hatten! Mist, warum musste ich auch schlafen, ärgerte ich mich, das ich den Moment verpasst hatte und auch weiterhin kein Foto eines Honigdachses hatte. Nachdem Micha am Vorabend das Glück hatte im Camp eine Ginsterkatze zu filmen, kroch er nach dem Frühstück schon wieder im Busch rund um das Camp herum. Unermüdlich nach neuen Filmmotiven suchend. Sabine und Petra genossen hingegen den Luxus des Pools und ich erfreute mich nach dem Aufstehen an kleinen Tieren vor unserer Terrasse, ehe ich auch im Pool abtauchte. Am späten Vormittag entschädigte Micha mich für die verpassten Honigdachse. "So, für heute habe ich mal wieder meinen Kill filmen können!" setzte er sich zu mir an den Pool. Ich sah ihn ungläubig an und dachte an eine Echse, die einen Grashüpfer gefressen hatte. "Puffotter kills a lizard!" sagte er dann "Puffotter?" ich sah ihn an und Micha zeigte mir seine Aufnahme. Glasklar hatte er eine Puffotter gefilmt. "Wie groß" fragte ich und wunderte mich, als Micha so ca. 20 cm mit den Fingern zeigte. "Wo?" war meine nächste Frage, als ich schon dabei war meine Kamera auszupacken. "Hier vorne im Busch, da unter dem Baum wo ich gesessen habe!" Wir gingen gemeinsam zu dem Baum und ich holte mit Hilfe eines Stockes eine kleine braune, hübsch gezeichnete Puffotter aus ihrem Versteck, um ebenfalls ein paar Aufnahmen zu machen. "Geil, aber du weist schon, das sie auch in der Größe tödlich giftig sind!" fragte ich Micha "Echt?" blickte er mich an.
Aber nicht nur die kleine Puffotter sorgte für Abwechslung und Wildbeobachtung, auch eine Horde Gelber Paviane unterhielt uns mit ihrem Spiel am Wasserloch. Als ob sie das Badeverhalten der Menschen am Pool abgeguckt hätten, tobten mehrere junge Paviane um die gemauerte Wasserstelle und sprangen immer wieder, mit wilden Sprüngen in das Wasser. Der Spaß war ihnen geradezu anzusehen und bisher hatte ich Paviane als eher Wasserscheu in Erinnerung. Aber Afrika und seine Wildnis haben eben jeden Tag neue Überraschungen für uns parat!
Nach einem herzlichen Abschied im Rockside Camp erreichten wir am Abend unser zu hause an der Küste, das Boko Boko. Grundsätzlich verlebten wir 10 weitere entspannte und sonnige Tage im Boko Boko und an den verschiedenen Stränden in der Umgebung. Ich organisierte an einem der Abende eine Schlangensafari für einige Gäste, an der auch Micha teilnahm. Wir besuchten Freunde in Mtawapa, fuhren mit dem Motorboot im Creek und wurden mit leckeren Fischspezialitäten verwöhnt. Fütterten für Bine und Micha unsere Nilkrokodile und zelebrierten nur für uns unseren dreißigsten Verlobungstag auf unserer Terrasse. (haben wir vorher noch nie gemacht und war letztendlich romantischer und schöner als der fünfundzwanzigste Hochzeitstag auf den Malediven) Nebenbei kümmerten wir uns um unseren Land Cruiser, indem ich Reparaturlisten erstellte. Auch Bine und Micha unternahmen die ein oder andere Exkursion auf eigene Faust, ehe sie ein paar Tage vor uns die Rückreise antreten mussten. Die gemeinsamen Erlebnisse im Bush hatten aus fast Fremden, Freunde gemacht und es war uns (glaube ich) gelungen, das Afrikafieber in ihnen weiter zu schüren, zumindest gibt es erste Pläne für eine nächste Safari! Boko Boko Guesthouse and Porini Restaurant Boko Boko und Umgebung ein besonderer Tag Aber Kenya wäre nicht Kenya, wenn nicht auch ein Teil dieses relaxten Aufenthaltes zum Abenteuer geworden wäre. Von unseren Freunden in Mtwapa liehen wir uns an einem der Nachmittage ein Surfkajak, wie wir es schon öfter gemacht hatten. Chrischi hatte das Kajak selber einige Monate nicht genutzt und so musste das Gerät erst einmal ordentlich geputzt werden. Wir hatten für die Tour unsere eigenen Stechpaddel mitgebracht und hatten mutig verkündet: "Ist egal, ob das Wasser aufläuft oder ab, wir kommen schon zurück!" Eigentlich waren wir schon länger auf der Suche nach einem eigenen Kanu in Kenya und spielten aktuell mit dem Gedanken, Chrischi dieses Surfkajak abzukaufen. Mit Hilfe einiger Fundis am Moorings Anleger wurde das Kajak von unserem Auto gehievt und zu Wasser gelassen. Zügig paddelten wir am Anleger entlang, winkten Karsten noch einmal zu und fuhren dann in den Creek hinein. Wir hatten Zeit genug und die Strömung nahm uns erst einmal mit. "Wir beleiben einfach so lange zwischen den Mangroven, bis das Wasser wieder ausläuft!" erklärte ich Petra die mit ihrem Paddel vor mir saß. Sie nickte. Als wir das Moorings Restaurant passiert hatten entdeckten wir Weißkehlmeerkatzen in der Felswand bzw. den Bäumen am Ufer und machten einige Fotos. Anschließend steuerten wir das gegenüberliegende Ufer an. Auf halber Strecke schnauzte Petra mich an: "Was machst du den da hinten? Wir liegen ja ganz schief" "Nichts, aber das Scheißding läst sich nicht richtig manövrieren, das kann Chrischi echt behalten!" empörte ich mich die Schuld bekommen zu haben und versuchte gleichzeitig das Kajak wieder in eine vernünftige Lage zu bekommen. Mühsam fuhren wir bis an das andere Ufer und paddelten entlang der Mangroven. Wieso sitze ich eigentlich bis zum Bauchnabel im Wasser, ging es mir durch den Kopf, als ich immer nasser wurde. "raus, raus, alles in den Sack und raus, wir sinken!" rief ich Petra zu, als ich feststellte, das das Kajak irgendwo Wasser zog und wir untergingen. Fotokamera, Latschen und Sonnenöl flogen in Windeseile in unseren Wassersack und dann versuchte Petra halbwegs sicher an das rettende Ufer zu kommen, während ich mich bemühte das Kajak vor dem kompletten Untergang zu bewahren. Als wir das Boot umdrehten, entdeckten wir ein Loch mit einem Durchmesser von mindestens 3 cm! Da standen wir nun irgendwo zwischen den Mangroven, am Ufer des Mtwapa Creek. "Wir sind abgesoffen, kannst du uns holen?" rief ich Karsten, Chrischis Mann an. "Ich melde mich!" war die kurze knappe Antwort. Karsten war dabei sein Boot für eine Hochseeangeltour vorzubereiten und dementsprechend gesprächig am Handy. Da das Wasser langsam stieg, versuchten wir uns selber zu helfen. "Guck mal was du hier so finden kannst, Plastiktüten und anderer Müll!" forderte ich Petra auf, im am Ufer liegen Unrat nach brauchbarem zu suchen. Ich bastelte aus einem Holzstück und einer Plastiktüte einen großen Korken und stopfte ihn mit Hilfe eines großen Steines in das Loch. Anschließend ließen wir das Boot wieder ins Wasser. Petra setzte sich in ihre Sitzmulde, natürlich nicht, ohne mir ihre Zweifel an meinem Rettungsversuch mitzuteilen und ich platzierte mich ganz vorne auf der Spitze des Gefährts. Das Loch befand sich hinten unter dem Boot und die Idee war, das löchrige Heck durch meine Sitzposition aus dem Wasser zu bekommen. Hätte die Strömung im Laufe der Zeit nicht zugenommen, hätte Petra nicht Recht behalten und es hätte vielleicht geklappt, so aber drückte uns das auflaufende Wasser wie eine Feder immer weiter in den Creek.
Am Ende rettete uns eine große Hochseejacht aus unserer misslichen Lage. Ich musste Petra mit dem Kajak einen starken Schubs geben und selber bis zu der Jacht schwimmen, die natürlich nicht so dicht an das Ufer fahren konnte! Auf diesem Wege "Asante sana" an die Crew der Albatros! Sonne, Sand und Meer sowie der tropische Garten des Boko Boko entschädigten uns und ließen uns dieses ungeplante Abenteuer schnell vergessen! Wir suchen jetzt wieder nach einem eigenen Kanu, möglichst ohne Löcher! Und Karsten und Christiane zeigten uns, mit der Baba Karl, wie man den Sonnenuntergang auf dem Creek ohne Schiffbruch erlebt ;-) Sundowner auf dem Mtwapa Creek! Da nach der Safari für uns auch immer vor der Safari ist, wünscht Petra sich nun nichts mehr, als ein heiles Gefährt für die nächste Exkursion, dann geht es für uns nämlich mit einem Kanu auf dem Sambesi in die Wildnis des Mana Pool National Park in Simbabwe! |