Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text und Fotos Jörg Reinecke (digital)


Abenteuer Tsavo - Exkursion Wildhund
- Mit dem eigenen Geländewagen auf Safari im Tsavo; November / Dezember 2013 -



Bombenstimmung in Likoni und Nachtpirsch im Boko Boko
Die Strecke zwischen Maungu und Mombasa war verhältnismäßig frei und auch durch Mombasa und bis zum Boko Boko war an diesem Sonntag nicht viel los und so war ich gegen Mittag wieder zu Hause im Boko Boko. Vorerst schienen alle Wolken bis zum Tsavo gezogen zu sein, zumindest lachte die Sonne vom wolkenlosen Himmel und ein leichter Wind machte die schwüle Hitze erträglich. Das unter der Woche eher verschlafene Porini Restaurant (gehört zum Boko Boko) war gut besucht und die gesamte Belegschaft mehr als beschäftigt. Deshalb entlud ich nur kurz den Landcruiser und fuhr dann zum Bamburi Beach wo ich das Fahrzeug gründlich reinigen ließ und selber im und am Indischen Ozean entspannte. Während ich im flachen, warmen Wasser umher dümpelte, ließ ich mir noch einmal die vergangenen Tage der Safari durch den Kopf gehen. Natürlich hatte ich schon Zeiten mit spektakulärerer Wildbeobachtung im ostafrikanischen Bush erlebt, aber schon lange nicht mehr, hatte ich mir sowiel Zeit genommen, auf die kleinen Tiere am Rande der Piste zu achten. Für mich war die Safari auch ohne das anversierte Ziel, die Wildhunde aufzuspüren, eine weitere unvergessliche Zeit im Tsavo. Und der Landcruiser, sinnierte ich weiter und kam zu der Überzeugung, dass es ohne Reparaturen vermutlich langweilig im Bush sein würde.
Ich erstand noch ein paar Geburtstagsgeschenke für Freunde in Deutschland und fuhr kurz vor Sonnenuntergang zurück zum Boko Boko.

Am Abend lernte ich Roger, einen symphatischen Engländer, kennen. Roger brannte, laut Collin schon seit seiner Ankunft vor einer Woche darauf, mit mir Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Er hatte sich vorgenommen dem englischen Winter zu entfliehen und wollte drei Monate in Kenya bleiben, weshalb er von mir einen überaus fairen Langzeitmietpreis im Boko Boko erhalten hatte!


Gleich nach dem Frühstück am Montag fuhr ich nach Nyali, wo ich einen Monroe Shop entdeckt hatte und ließ den Landcruiser mit neuen Stoßdämpfern ausrüsten. Ich wurde auf der Tour von Roger begleitet, der dringend ein Handy erwerben wollte.


Im Nakumat Center wurden wir fündig und Roger kaufte ein einfaches Handy für umgerechnet nicht einmal 18,- Euro. Da Petra und ich Ende Februar zurück in Kenya sein wollten, überließ ich ihm meine Safaricom Telefonkarte, woraufhin Roger mich im Gegenzug zum Lunch einlud. Wir hatten uns jede Menge zu erzählen und Roger besaß ein breites Wissen über Großwild im südlichen und östlichen Afrika. Gerne lauschte ich den Geschichten und Anekdoten aus der Zeit, in der er in Zambia gelebt hatte. Wir waren voll auf einer Wellenlänge. Begeistert ließ Roger sich von mir die verschiedenen Froscharten im Boko Boko erklären und zeigen und zu unserer großen Überraschung erlebten wir bei der Gelegenheit den ersten Kill auf dieser Safari. Eine große Spinne, die an meinem Teich lebte, hatte vor unseren Augen einen Fisch gefangen! So etwas hatten wir beide noch nicht beobachtet. Während wir der Spinne zusahen, verrann die Zeit des Tages. Am späten Nachmittag entdeckte ich dann endlich auch einen der im Garten heimischen Nilwarane.




Gerandete Jagdspinne, Fishing Spider (Dolomedes fimbriatus)


An den folgenden Tagen galt meine Aufmerksamkeit wieder dem Landcruiser, der in einen vernünftigen Zustand versetzt werden musste. Irgendetwas musste geschehen, damit das ewige Abbrechen der Bolzen aufhörte. Nachdem mehrere Mechaniker sich den Wagen angesehen hatten, war klar, das ich die linke Antriebsachse austauschen musste, da sie zuviel Spiel hatte und die rechte Seite von zwölfer Bolzen auf vierzehner Bolzen modifiziert werden musste. Ich verteilte also die entsprechenden Aufträge. Die Arbeiten sollten allerdings erst nach meiner Abreise ausgeführt werden. Neben diesen notwendigen Dingen genoss ich meine Freizeit am Stand und betätigte mich intensiv als "Babysitter" für Yolandas Enkelkinder. Saria, Collins siebenjährige Tochter war aus London zu Besuch und zusammen mit ihrer Cousine Soraya (3J.) machte sie den Pool unsicher. Da beide nicht schwimmen konnten, mutierte ich zum Bademeister und versuchte ihnen das Schwimmen beizubringen. Wir hatten viel Spaß zusammen und wenn wir nicht gerade im Pool waren, versuchten wir Frösche und Geckos zu fangen. Bei einer der abendlichen Frosch-Exkursionen durch den Garten, entdeckten wir eine kleine Weißlippen- Schlange. Als ich die kleine harmlose Schlange in einer unserer Kühlboxen verstaute und später auch noch darin mit Baum- und Zwergfröschen fütterte, wusste ich gleich, wie gut diese Aktion bei Petra ankommen würde, wenn sie die Bilder zu sehen bekommt. (Die befürchtete Predigt habe ich inzwischen natürlich schon erhalten)
An einem anderen Abend gerieten wir unverhofft in eine Ameisenstraße und mussten gegen sogenannte "safari arns" (Wanderameisen) kämpfen. Die kleinen Krabbelviecher bissen uns ganz fürchterlich und Saria und Soraya flüchteten gleichzeitig auf meine Arme. Arme, die ich selber gerne zur Abwehr der Ameisen eingesetzt hätte. Gut das uns bei dieser Aktion niemand beobachtet hatte.
Die kleine Schlange erhielt natürlich am folgenden Morgen ihre Freiheit zurück!


Weißlippen- Schlange, White Lipped Snake (Crotaphopeltis hotamboeia)



Collin berichtete mir eines Morgens von einer Katze die seine Palmensamen fraß und in seinem Garten räuberte. Er Sprach von einer Wildkatze. Je mehr er mir das gesehene Tier aber beschrieb, je mehr kam ich zu der Überzeugung, dass er eine Ginsterkatze gesehen hatte. Schon einmal hatte Nancy mir von der Sichtung eines "kleinen Leoparden" berichtet und auch Joachim und Yolanda hatten die Schleichkatzen schon im Garten beobachtet. Nachdem ich von der Katze wusste schlenderte ich jeden Abend mit meinem Scheinwerfer bewaffnet durch den Garten und über die Farm bis zu Collins Grundstück. Und eines Abends als ich von Collin zurückkam entdeckte ich plötzlich den gefleckten Körper des Räubers; ich konnte es kaum glauben, die Ginsterkatze streifte durch den Garten des Boko Boko und suchte nach Nahrung. Bushbabys und Ginsterkatzen, sie sind da, wir müssen sie nur dazu bringen sich öfter zu zeigen, machte ich mir Gedanken für meinen nächsten Aufenthalt!

Zwischen den Abenteuern im tropischen Garten des Boko Boko unternahm ich noch eine Exkursion an die Südküste, verbrachte einige Stunden am Diani Beach und besuchte Margit und Trevor (Kiwara Safaris), wo ich auch die Nacht verbrachte. Margit bestätigte mir auch meinen Verdacht, auch sie war mehrfach im Tsavo West von Elefanten attackiert worden.
"Es ist als würden die Elefanten auf große grüne Geländewagen warten!" sagte sie. "Irgendwelche schlechten Erfahrungen müssen sie mit den dunklen Fahrzeugen in Verbindung bringen!"
"Wilderei vom Fahrzeug aus?" fragte ich,
"Möglich!" antwortete Margit und zuckte mit den Achseln.


bei Margit und Trevor am Diani Beach





Während ich auf der Hinfahrt an die Südküste nur kurz auf das Übersetzen mit der Fähre warten musste, war am folgenden Tag die Warteschlange unerwartet lang. Schon am Anfang der schmutzigen Ortschaft Likoni stauten sich die Fahrzeuge. Viele Menschen waren unterwegs. Irgendwann realisierte ich, dass irgend etwas ungewöhnliches geschehen sein musste. Von Haus- und Fahrzeugdächern wurde in die Richtung vor mir gesehen. Später erkannte ich mehrere Polizeifahrzeuge mit Blaulicht (ich weiß, hat in Kenya nichts zu bedeuten). Es dauerte eine ganze Weile bis der Verkehr wieder in Bewegung geriet. Ich sah auf die Uhr 09.23 zeigte mein Handy an. Kurze Zeit später erreichte ich die Fähre und setzte über an die Nordküste, von wo ich meine Fahrt zum Boko Boko fortsetzte.


Bombenstimmung morgens in Likoni 12.12.2013


Am nächsten Morgen erfuhr ich von Margit am Telefon, dass um 08.58Uhr also 25 Minuten vor meiner Ankunft in Likoni eine Handgranate, auf ein mit britischen Touristen besetztes Auto geworfen worden war. Die Granate war zum Glück nicht detoniert! Es gibt Dinge, die muss man nicht erlebt haben, dachte ich!


Boko Boko - Kikambala
Boko Boko Guesthouse, Kenya









Zurück im Boko Boko ließ ich meinen Aufenthalt entspannt ausklingen und genoss den tropischen Urwald im Garten und weitere fröhliche, anstrengende Stunden mit Yolandas Enkeltöchtern! Soraya, Yolandas jüngste Enkeltochter, die noch Anfang des Jahres nicht ohne Schwimmflügel in den Babypool wollte, machte große Fortschritte und nach nur zwei Tagen hing sie ohne Schwimmhilfe an meinem Hals und durchquerte mit mir den großen tiefen Pool. Mit Hilfe eines großen Schwimmringes konnte sie sogar den Pool alleine durchqueren.
"Now I´m a big girl; I´m not anylonger a baby!" verkündete sie stolz! Ich genoss die "Familydays" und freute mich auf unsere Rückkehr in 9 Wochen im Februar.


Boko Boko Guesthouse, Kenya