Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)

Sonnenaufgang in der Masai Mara


Sonne, Strand und viel Mehr
- Dezember 18 - Safari Februar 2019 Teil III-






Die Suche nach der Leopardin Kaboso geht weiter
Einzig einige größere Wasserlachen auf den Pisten und frisch gefüllte kleinere Wasserstellen erinnerten an die sinnflutartigen Regenfälle vor wenigen Tagen. Am Himmel war nicht mehr das geringste Anzeichen auf Regen zu erblicken. Die Tage begannen, wie sie endeten mit fantastischen Sonnenauf- bzw. Untergängen. An diesem Morgen passierten wir, kaum das wir das Camp verlassen hatten Herden von Zebras und Topis, als wir wieder früh morgens auf dem weg zum Elefantenkadaver waren. Plötzlich kreuzten vier Löwen unseren Weg. Es waren die drei jungen Löwen Männchen, in Begleitung ihrer Schwester, die wir vor einigen Tagen genau vor dem Mara Bush Camp beobachtet hatten. Es sah anfangs so aus, als wären sie ebenfalls auf dem Weg zum Kadaver. Allerdings machhten die Raubkatzen es uns nicht einfach ihnen zu folgen. Immer wieder wechselten sie durch Dickicht und sogar über den Olare Orok, aber zum Glück waren wir in der Nähe des Double Crossing und managten es, sie nie länger aus den Augen zu verlieren. Mein "Katzeninstinkt" funktionierte wieder einmal hervorragend und wir erahnten ein ums andere Mal, wo die Löwen wieder aus dem Dickicht auftauchen würden.

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen



Gerade sahen wir sie wieder aus dem Bush treten, als das Weibchen plötzlich inne hielt und eine Gruppe Warzenschweine ins Auge fasste...dachten wir zumindest. Kaum hatte ich den Land Cruiser so positioniert, das wir eine mögliche Jagd gut beobachten konnten. Da kam auf einmal ein Flusspferd aus dem Gebüsch gestürmt und hinter ihr die Löwin. Mit einem gewaltigen Satz sprang die Raubkatze, für uns völlig unerwartet das Hippo von hinten an und krallte sich an dessen Hinterteil. Nur leider kam der Angriff für ihre drei Brüder genauso unerwartet wie für uns, zumindest machte keines der Männchen einen wirklichen Versuch ihr zu helfen und als der erste von ihnen auf der Bildfläche auftauchte, hatte das Weibchen schon wieder von dem Flusspferd abgelassen und sah dem laut grunzenden, flüchtenden Fleischkoloss hinterher.

Anscheinend war tatsächlich nur das Weibchen und eines der Männchen an frischer Nahrung interessiert, denn während die beiden wenig später versuchten einige Zebras anzuschleichen, legten sich die anderen beiden Männchen desinteressiert und ohne Deckung ins offene Gelände. Das Weibchen hingegen pirschte sich so nah sie konnte an die durch Revierkämpfe abgelenkten Zebras heran. Aber ohne ihre Brüder hatte sie auf die große Distanz keine Chance an die sich schließlich immer weiter entfernenden Zebras heran zu kommen.

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen



"So wird das nix mit einem ordentlichen Frühstück!" stellte Petra fest, aber ganz offensichtlich hatte das Weibchen ihren Brüdern ihr ungeschicktes Verhalten nicht übel genommen, denn alle vier zeigten uns eindrucksvoll und in schönen Bildern, ihre innige Verbundenheit und ihre Zusammengehörigkeit. Als die Raubkatzen sich dann alle vier in den Schatten zurückzogen, setzten wir unsere Pirschfahrt fort und fuhren zu dem ganz in der Nähe liegenden Elefantenkadaver.

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Kiombo Löwen

Noch ehe wir den Kadaver erreichten konnten wir ihn dieses Mal riechen und als wir näher kamen, trauten wir unseren Augen nicht, vom großen Fleischberg war nicht mehr viel zu sehen.
Hyänen und Geier hatten bzw. waren immer noch dabei ganze Arbeit zu leisten. Einen Elefantenkörper konnte man schon jetzt nicht mehr erkennen, anderes als bei allen anderen Elefantenkadavern die ich bisher gesehen hatte, war so gut wie keine Haut mehr zu erkennen. Einzig die starken Rippen, die weiß in die Sonne ragten und die immer noch herum liegenden Extremitäten verrieten, um was für ein Tier es sich gehandelt hatte.

"Aber bitte nicht wieder so lange bleiben!" bettelte Petra und zog sich ein Tuch vor die Nase. Auch wenn augenscheinlich nicht mehr viel von dem Kadaver übrig war, das was noch da war reichte um einen üblen Verwesungsgeruch zu verbreiten. Was Petra mehr abschreckte als mich, musste für die vielen Geier und rund ein Dutzend Hyänen wie eine Einladung zum Essen duften. Einvernehmlich und ohne viel Streit taten sie sich an dem Verbliebenen gütlich und auch wenn es nicht mehr reichlich aussah schien noch für alle genug da zu sein! Ich versuchte die Veränderungen so schnell und so gut es eben ging einzufangen und dann zogen wir uns aus dem Gestank zurück.


am Elefanten Kadaver

Tag 3 - am Elefanten Kadaver - Morgens

am Elefanten Kadaver am Elefanten Kadaver

am Elefanten Kadaver

am Elefanten Kadaver



Bis zum Nachmittag verlebten wir eine interessante und entspannte Zeit in der Wildnis, erlaubten uns eine längere Pause inmitten einer größeren Zebra - Herde sowie einer Hand voll Kaffernbüffel und genossen unsere Freiheit. Nach dem späten Frühstück ließen wir uns unter anderem von der vielfältigen Vogelwelt in der Mara unterhalten. Neben jagenden Racken und fischenden Nimmersatten, waren hierbei die beiden Hornraben, die ihrem in der Bruthöhle wartenden Nachwuchs eine breite Palette an Futter lieferten, ganz sicher die Interessantesten. Die beiden imposanten Tiere liefen auf ihren kräftigen kurzen Beinen durch die Grassavanne. Ungewöhnlich war nur, dass einer der Vögel, der augenscheinlich eine Schlange im Schnabel trug, diese nicht herunterschluckte, sondern noch weitere Beutetiere suchte. Am Ende stellten wir fest, das der große schwarze Vogel,mit dem roten Kehlsack, neben der grünen Garsnatter, mehrere Skinke, einen Scorpion, eine große Raupe und mindestens einen Frosch im krummen Schnabel hatte. Sein Partner war nicht ganz so erfolgreich und trug nur einen Skink im Schnabel.

Steppenzebras

Buschfrühstück in der Mara

Buschfrühstück in der Mara

Buschfrühstück in der Mara

Buschfrühstück in der Mara

Grünscheitel-oder Gabelracke(Coracias caudata) Zwergspint (Merops pusillus cyanostictus)


Nilgänse (Alopochen aegyptiaca)

Grünscheitel-oder Gabelracke(Coracias caudata) Koritrappe (Ardeotis kori)


Schweifglanstar (Lamprotornis purpuropterus)

Spornkiebitz (Vanellus spinosus) Gelbschnabel Madenhacker (Buphagus africanus)


Nimmersatt (Mycteria ibis)

Nimmersatt (Mycteria ibis) Nimmersatt (Mycteria ibis)


Jungvogel Nimmersatt (Mycteria ibis) Kronenkranich (Balearica pavonina)


Wiesenweihe (Circus pygargus) Wiesenweihe (Circus pygargus)

Savannenadler (Aquila rapax)

Schwarzbrust-schlangenadler (Cricaetus pectoralis) Schwarzbrust-schlangenadler (Cricaetus pectoralis)


Sekretär (Sagittarius serpentarius)

Südliche Hornrabe (Bucorvus leadbeateri, Syn.: Bucorvus cafer) Sekretär (Sagittarius serpentarius)


Südliche Hornrabe (Bucorvus leadbeateri, Syn.: Bucorvus cafer) Südliche Hornrabe (Bucorvus leadbeateri, Syn.: Bucorvus cafer)
Südliche Hornrabe (Bucorvus leadbeateri, Syn.: Bucorvus cafer)


Neben den Topi Plains waren auf dieser Safari die Mara Plains bzw. das Gebiet entlang des Olare Orok für uns die ergiebigsten Beobachtungsbereiche, hier entdeckten wir an diesem Tag dann auch nicht nur einige Mitglieder des Enkuyanai Rudels, sondern fast das gesamte Rudel mit vielen Weibchen, den halbstarken Männchen und Olbarnoti, dem neben Lolpapid zweiten alten Männchen des Rudels. Alle sahen wohlgenährt und gesund aus.

Enkuyanai Pride

Enkuyanai Pride

Enkuyanai Pride

Olbarnoti, Enkuyanai Pride

Da wir an diesem Abend das Bush Camp ausnahmsweise früh und noch bei Tageslicht erreicht hatten, nutzten wir die Gelegenheit den Land Cruiser betanken zu lassen und für eine kleine Exkursion zu Fuß zwischen und durch die beiden Sunworld Camps. Ehe wir dann wieder zum abendlichen Ritual bzw. den gewohnten Drinks und Snaks vor dem Zelt übergingen.

Masai Giraffe Mara Bush Camp


Mara Bush Camp



Gegen Morgen wurden wir von mächtigem Löwengebrüll geweckt, ich sah verschlafen auf die Uhr.
"und?" fragte Petra.
"kurz vor vier!" antwortete ich und wurde wieder von dem Löwengebrüll unterbrochen.
"Die müssen ganz in der Nähe sein!"
"Ja, aber eine Stündchen noch Schlafen!", murmelte Petra und rollte sich wieder in ihre Bettdecke ein.
"Aber nur ein Stündchen!" dachte ich und lauschte wieder in die Nacht. Richtig schlafen konnte und wollte ich bei der Geräuschkulisse nicht mehr, aber natürlich fuhren wir erst gegen sechs Uhr aus dem Camp.

Lange brauchten wir dann auch tatsächlich nicht suchen, mindestens zwei der nächtlichen Aktivisten befanden sich fast unmittelbar neben dem Mara Bush Camp. Ob es zu Revierkämpfen gekommen war, konnten wir nicht feststellen, auf jeden Fall hatten wir auf einmal zwei uns bisher unbekannte sehr dunkle Löwenmännchen vor uns. Ihr Flehmen zeigte uns, dass vermutlich noch weitere Löwen in der Nähe waren und ihr selbstbewusstes Markieren der Umgebung zeigte deutlich, dass sie Anspruch auf dieses Revier erhoben.Wir begleiteten die beiden eine Weile und beobachteten sie dann, wie sie den Olare Orok in der Nähe des Bush Camps überquerten und dort von mindestens drei Weibchen erwartet wurden. Nach kurzer Überlegung entschieden wir sie ziehen zu lassen und ihnen nicht zu folgen.

Fig Tree Pride, Maridadi und Kaka

Fig Tree Pride, Maridadi und Kaka

Fig Tree Pride, Maridadi und Kaka

Fig Tree Pride, Maridadi und Kaka


Vielmehr wollten wir entlang des Olare Orok nach Leoparden suchen und hofften natürlich vor allem Kaboso wieder zu sehen. Langsam und mit kreisendem Blick rollten wir entlang des kleinen Flusses, als wir auf eine Gruppe von Schabrakenschakalen aufmerksam wurden. Eines der Tiere erwartete offensichtlich Beute in einem Erdferkelbau. Entweder war ein vermeintliches Beutetier vor ihm in den verlassenen Bau geflüchtet oder er wusste etwas was wir nicht wussten und nicht sehen konnten. Auf jeden Fall rannte der kleine Jäger vor dem Bau aufgeregt hin und her und fing immer wieder an zu buddeln. Mal von oben, mal einfach als Bauerweiterung! Gespannt warteten wir, was er wohl ans Tageslicht befördern würde, ich hoffte natürlich auf ein Erdferkel.

Schabrackenschakal (Canis mesomelas)
Schabrackenschakal (Canis mesomelas) Schabrackenschakal (Canis mesomelas)

Schabrackenschakal (Canis mesomelas)



Aber nach einer Weile ließ das Interesse des Schakals nach und er entfernte sich von dem Bau um sich zu einigen Artgenossen zu gesellen. Also setzten auch wir unsere eigentliche Suche fort und bekamen wenig später von einem vorbeikommenden Fahrzeug einen hoffnungsvollen Hinweis auf Kaboso. Die Leopardin sollte am frühen Morgen gesichtet worden sein. Natürlich wollten wir die Raubkatze, die wir nun schon seit einigen Jahren immer wieder beobachtet hatten, auch auf dieser Safari gerne wiedersehen und verlegten deshalb unsere Pirschfahrt in das uns bekannte Gebiet in dem der kleine Olare Orok eine Schleife durch die Savanne zieht. Hier sollte eine Leopardin ihre Beute in einem Baum aufgehängt haben. Schon von weitem sahen wir zwei Typfelhyänen, die mit nach oben ausgestreckten Hälsen in die Baumkronen sahen und dann immer wieder am Boden schnüffelnd zwischen den Büschen und Bäumen hin und her liefen. Natürlich steuerten wir genau auf die beiden Aasfresser zu und entdeckten dann auch schnell die Beute zwischen den Ästen und grünen Blättern. Das frische Blut war noch gut am Laub der Bäume zu erkennen Von dem Leoparden sahen wir allerdings nur ein paar Flecken auf hellem Grund. Wir hatten keine Ahnung ob es sich um Kaboso handelte. Die Raubkatze lag etwas oberhalb ihrer Beute und wartete vermutlich, dass die Hyänen wieder abziehen würden. Und tatsächlich, als die Hyänen verschwanden, kam sie zu ihrer Beute und begann gut versteckt zu fressen.

Tüpfelhyäne Kaboso Tochter


Kaboso Tochter



Wir konnten sie nun durch das dichte Blätterwerk beobachten und stellten fest, dass die Beute nicht ganz so frisch war, wie wir gedacht hatten. Die Thomson Gazelle war schon sehr weit aufgebrochen und zu einem Großteil verspeist. Der Kill musste also in der Nacht oder in der frühen Morgendämmerung stattgefunden haben.
Etwa eine Stunde nachdem wir die Leopardin entdeckt hatten, verließ sie den Baum und legte sich in der Nähe ihres Kills zwischen den Büschen ab. Eigentlich kam uns diese Leopardin etwas zu klein für Kaboso vor, aber so wirklich und gut hatten wir sie ja auch immer noch nicht zu sehen bekommen.

Kaboso Tochter

Kaboso Tochter

Kaboso Tochter



Wir waren uns sicher, dass sie im laufe des Tages oder spätestens am Abend zu ihrer Beute zurückkehren würde und fuhren deshalb weiter. Noch war es früh und noch bestand die Chance, dass die Löwen jagen würden und so hofften wir das Enkuyanai Rudel vom Vorabend wieder zu finden. Da wir wussten, dass das Rudel sich mit Vorliebe in der Nähe einer Flussbiegung aufhielt und wir auch einige andere der Lieblingsplätze des Rudels kannten hatten wir die große Gruppe schnell wieder gefunden. Allerdings hatten die Tiere vermutlich in der Nacht gejagt oder waren einfach nicht hungrig, zumindest lag ein Großteil des Rudels tiefenentspannt und teilweise mit den Pranken in die Höhe gestreckt im Schatten unter einem großen Busch. Hier war so schnell keine Action zu erwarten, stellten wir fest und verließen die großen Katzen nach einem kurzen Besuch wieder.

Enkuyanai Pride

Enkuyanai Pride



Wie in den vergangenen Tagen wurde es wieder sehr schnell sehr heiß. Die Ebenen in denen nach den drei Tagen mit heftigen Regen, schnell das frische Gras angefangen hatte zu wachsen, waren schon wieder braun und das Wild musste mit dem Vorlieb nehmen, was es geboten bekam. Wer konnte und fand nutzte den Schatten der Bäume und Büsche oder zog sich an die Uferböschungen der Flüsse und Bäche zurück. Dort wo es Wasser in Wasserlöchern gab, war immer Wild anzutreffen. Die Wasserläufe wurden vor allem von den vielen Zebras genutzt und wann immer die auffällig großen Herden an das Wasser kamen, wurde es hektisch und laut. Die Leithengste riefen mit ihren heiseren Rufen nach ihren Herden und galoppierten aufgeregt durch die Reihen der gestreiften Hufträger, immer ging es sehr vorsichtig in Richtung Wasser und hatten die ersten Tiere sich dann endlich getraut, durstig den Kopf in das erfrischende Nass zu senken, waren die Zebras immer bemüht, schnellstmöglich Kopf an Kopf eine Reihe im Wasser zu bilden. Da aber meist weitere Zebras von hinten nachdrängten, war die vorderste Reihe gezwungen, immer weiter in das Wasser vorzugehen. In einer solchen Situation reichte meist das kleinste Geräusch oder die geringste Störung und die ganze Herde geriet in Panik und stürmte aus dem Wasser, um dann wenig später mit dem selben Ritual und dann noch vorsichtiger zum Trinken zurück zu kehren.

Wir hatten nicht damit gerechnet solche Szenen in solchen Dimensionen außerhalb der Migrationszeit hier in der Mara geboten zu bekommen. Waren es während der Migartion meist gemischte Herden aus tausenden von Gnus und wenigen Zebras, so waren es nun reine Zebraherden von teilweise mehreren hundert Tieren. Es schien, als seien auch die Löwen mit diesen großen Zebra Herden überfordert, mehr als einmal sahen wir die Raubkatzen wie sie am Ufer lagen und die großen Herden der Huftiere nur beobachteten. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes dachten wir das Krokodile aktuell keine Rolle spielten, bzw. kaum eine Chance hatten sich unbemerkt der Beute zu nähern, aber da hatten wir uns vermutlich geirrt.

Nachdem wir am Olare Orok eine Löwin direkt am Ufer und mehrere hundert Zebras auf dem Weg zu einer Furt im kleinen Fluss beobachtet hatten waren wir zunächst etwas unentschlossen, ob wir nun wie geplant für eine kurze Mittagsruhe in das Camp fahren oder einfach warten wollten, was sich an dem kleinen Fluss entwickeln würde.
"Das ist viel zu heiß zum Jagen und ich will auch in den Schatten!" drängelte Petra und so einigten wir uns auf einen Kompromiss. Ich fuhr Petra kurz in das nahe Mara Bush Camp und kam dann zum Fluss zurück.

Vorsichtig und langsam näherte ich mich mit dem Land Cruiser der Furt, konnte aber nicht verhindern, dass die meisten Zebras zunächst einmal wieder vom Ufer flüchteten. Die Löwin lag immer noch in ihrem Busch und beobachtete das Treiben, noch waren ihr die Zebras vermutlich nicht nah genug, allerdings machte sie auch nicht den Anschein sich anschleichen zu wollen. Ich war mir auch nicht sicher ob nicht einige Zebras sie sogar schon entdeckt hatten, zumindest schlugen sie einen immer größeren Bogen um den Busch in dem die Raubkatze lag. Aber dennoch zog es immer wieder Tiere hinunter zum Wasser an dessem Ufer einige mittelgroße Nilkrokodile dösten.

Nilkrokodil im Olare Orok



Als ich eine größere Anzahl von Zebras im Wasser beobachtete, tobten diese auf einmal ohne einen für mich ersichtlichen Grund auseinander und kamen in einer aufgewirbelten Staubwolke die Uferböschung hinauf galoppiert. Hatte ich eine Löwin übersehen, fragte ich mich, doch dann sah ich plötzlich das eines der Zebras eine klaffende Wunde an der Schnauze hatte, die von einem Krokodil stammen musste. Aber so sehr ich auch nach dem Reptil im Wasser suchte, ich konnte kein Krokodil entdecken. Die Zebras selber hatten aus der Erfahrung des Artgenossen nicht wirklich gelernt, sie kehrten nach kurzer Zeit an den Flusslauf zurück. Während ich nach gut zwei Stunden einsehen musste, dass es der Löwin anscheinend tatsächlich zu heiß zum Jagen war.

Löwin am Olare Orok

Steppenzebras

Steppenzebras

Steppenzebras

Steppenzebras

Krokodil Atacke



"Na, was habe ich verpasst!" fragte Petra mich, als ich sie wie abgesprochen aus dem Camp abholte.
"Viel Staub und eine blutige Zebranase!" antwortete ich, während wir noch einmal zurück in die Mara Plains fuhren, wo nach wie vor viel Wild friedlich graste und wo die Enkunyanai Löwen immer noch satt unter ihrem Busch schliefen. Unser Ziel eigentliches Ziel war aber natürlich der Leoparden Kill im Baum und die Hoffnung, das die Leopardin immer noch da war, bzw. an den Kadaver zurück kommen würde.

Zunächst aber machten wir eine freudige Entdeckung in den Mara Plains. Inmitten einiger anderer Thomson Gazellen sprang das Thomson Baby herum, dessen Geburt wir vor wenigen Tagen nur um wenige Minuten verpasst hatten. Der merkwürdig geknickte kleine Schwanz machte es unverkennbar. Während die junge Gazelle es damals kaum schaffte die kleinen dünnen Beinchen ordentlich voreinander zu setzen und der Mutter zu folgen sondern immer wieder umknickte und auf den Hintern fiel, tobte das Tier heute mit übermütigen Sprüngen umher. Die kleine Thomson Gazelle freute sich des Lebens und kräftigte mit langen Sprüngen oder aufrecht hüpfend ihre Sprunggelenke und übrigen Muskeln.
"Bist du sicher, dass es unsere Gazelle ist!" fragte Petra und freute sich über das herum tollende Jungtier.
"Ganz sicher. Erstens war es genau hier wo du sie entdeckt hattest und zweitens hatte es schon gleich nach der Geburt diesen merkwürdig verdrehten Schwanz!"

Thomson Gazellen Kitz (Eudorcas nasalis)
Thomson-Gazelle Kitz (Eudorcas nasalis) Thomson-Gazelle Kitz (Eudorcas nasalis)

Thomson-Gazelle Kitz (Eudorcas nasalis)



Wir beobachteten die Thomson Gazelle und ihre Mutter eine ganze Weile und fuhren dann in Richtung Leoparden Kill weiter, wo wir die Leopardin immer noch im dichten Buschwerk gut versteckt wieder fanden.
"Lassen wir ihr die Ruhe und fahren noch einmal zum Double Crossing bzw. zum Elefanten Kadaver!" sagte ich und fuhr nach kurzer Zeit weiter. Doch noch ehe wir den Elefanten Kadaver erreichten, entdeckten wir eine alte Bekannte. Im hohen Gras saß die Gepardin, die wir beim Jagen beobachtet hatten. Sie war wieder hungrig und sah sich suchend in der Umgebung um. Als sie, genau wie wir, keine Beute entdecken konnte, fing sie an durch das hohe Gras zu streifen und wir folgten ihr so gut es ging.
"Tja, jetzt müssen wir uns entscheiden an der Gepardin dran bleiben oder zurück zur Leopardin!" was für eine Luxus Entscheidung dachte ich und war froh als Petra mir die Antwort abnahm.
"Ich würde lieber noch mal Zeit mit der Leopardin verbringen, zumal wir sie immer noch nicht richtig gesehen haben!" erklärte Petra. Wir ließen die Gepardin also ziehen und fuhren zurück in Richtung der Leopardin.

Gepardin Imani



Noch ehe wir den Baum mit der abgelegten Beute erreichten, entdeckten wir in einem anderen Baum einen gut getarnten Leoparden. Hatte die Raubkatze sich so weit von ihrer Beute entfernt fragten wir uns, stellten dann aber schnell fest, dass es sich bei diesem Leoparden um ein Männchen handelte und zwar sehr wahrscheinlich um das Männchen welches wir als ersten Leoparden dieser Safari beobachtet hatten. Der kräftige Kater lag oben zwischen mehreren Ästen und schlief.

Leoparden Männchen



Es war wohl tatsächlich immer noch zu früh für die gefleckten Jäger, denn auch die Leopardin am Gazellen Kadaver schlief in einem der Bäume ganz in der Nähe ihrer Beute. Es dauerte eine ganze Weile bis Leben in die Raubkatze kam und wir sie endlich richtig zu sehen bekamen und dann waren wir uns auch sicher. Vor uns kletterte nicht Kabosso sondern ihre Tochter im Baum herum!

Kaboso Tochter
Kaboso Tochter Kaboso Tochter


Kaboso Tochter



Da die Sonne sich schon fast vollständig verabschiedet hatte, nutzten wir das letzte Tageslicht um auch noch einmal nach dem Männchen zu sehen und staunten nicht schlecht als wir neben dem Männchen nun endlich auch Kaboso zu sehen bekamen. Beide Katzen lagen am Boden, ganz in der Nähe von dem Baum, wo wir das Männchen entdeckt hatten. Leider gab uns Kaboso selber nicht mehr die Chance ein aktuelles Foto von ihr zu machen, sondern zog sich bei unserer Ankunft in das dichtere Buschwerk zurück. Dafür gelang uns noch ein letztes Bild von dem Männchen ehe wir schon fast im Dunkeln unsere Rückfahrt zum Camp begannen.

Leoparden Männchen (Panthera pardus)



Noch vor Sonneaufgang brachen wir am nächsten Morgen auf in der Hoffnung, einen der drei Leoparden wieder zu sehen. Und dann kam es wieder, wie es in der Mara so oft passiert und wie es schon am Vortag passiert war. Eine handvoll Löwen, die sich zur Jagd positioniert hatten und eine größere Herde Zebras beobachteten, hielten uns auf. Schnell suchten wir uns eine geeignete Stelle, um möglichst Löwen und Zebras gleichermaßen im Blick zu haben und rechneten uns aus, wo die Raubkatzen ungefähr zuschlagen würden. Während insgesamt fünf Löwen Weibchen auf einer kleinen Anhöhe lagen, hielten sich die Zebras in der Ebene auf. Wir hatten die Position gut gewählt und beobachteten ca. hundert Meter vor unserem Land Cruiser wie die Katzen langsam und geduckt mit angespannten Nackenmuskeln den Hügel herunter kamen und die Zebras zunächst ahnungslos weitergrasten. Aber dann war eine der Raubkatzen unvorsichtig und zeigte sich etwas zu lange im offenen Gelände. Eine Gnuherde hätte vermutlich weitergegrast, aber die übervorsichtigen Zebras warnten sich sofort durch Nüsternschnauben und ihr heiseres Rufen. Fast alle Zebras hoben gleichzeitig den Kopf und rannten in die entgegengesetzte Richtung, weg von den Löwen. Die Raubkatzen waren noch zu weit weg um einen Angriff starten zu können und sahen sofort die Aussichtlosigkeit ihres Jagdversuches ein. Eine Katze nach der Anderen zeigte sich nun und trottete zurück in den Schatten der Büsche.

enkuyanai pride



"Schade, wäre ein schöner Abschluss der Safari gewesen!" bemerkte ich, während ich den Land Cruiser startete. Als wir wenig später den Baum passierten, in dem die junge Leopradin ihren Kill versteckt hatte, konnten wir von der Beute keine Spur mehr entdecken und auch von den drei Leoparden war nicht einer wieder zu finden.
"Dann ein letzter Blick auf den Elefanten Kadaver und dann zurück ins Camp zum Frühstück!" sagte ich und sah auf die Uhr. Eigentlich ist uns die Zeit auf einer Safari egal, aber an diesem Tag mussten wir noch zurück bis nach Nairobi fahren.
"Frühstück hört sich gut an! Den Elefanten können wir gerne auslassen!" erklärte Petra und bereitete vorsorglich schon einmal ihren Gesichts- und Nasenschutz vor.

Als wir dann den Kadaver erreichten bot sich uns ein unglaubliches Bild, denn von dem Elefanten lagen nur noch ein paar Knochen in der Landschaft herum. Haut und Fleisch waren verschwunden. Immer noch nagten Hyänen und Geier an den jetzt blanken Knochen und Rippen und wir hörten deutlich die kräftigen Gebisse der Tüpfelhyänen, die nun dabei waren auch noch die Knochen zu zerteilen um an das Mark heran zu kommen. Die Assfresser der Mara hatten ganze und unerwartet schnelle Arbeit geleistet.

am Elefanten Kadaver

Tag 5 - am Elefanten Kadaver - Morgens - 6 Tage nach dem der Elefant verendet war

am Elefanten Kadaver

am Elefanten Kadaver am Elefanten Kadaver

am Elefanten Kadaver



Und als wir kurze Zeit später zurück im Camp waren, gab es schon die nächste Aufgabe für die Aasfresser. Nebenan im Private Wing des Bush Camps, war ein Hippo direkt am Ufer neben einem der Zelte verendet.
"Do you like to see it?" fragte Nelson uns beim Frühstück.
"Yes of course!" antwortete ich.
"We can go together, when you are ready, but we have to be careful, we have even some lions in the camp!" erklärte Nelson.
"Lions sounds good!" sagte ich und freute mich auf den kleinen bushwalk.

Als wir wenig später mit Nelson und einem der Askaris um das Camp liefen um nach den Löwen zu suchen, musste ich schmunzelnd an Zimbabwe denken, wo wir kaum einen Schritt in der Wildnis oder gar im Camp ohne einen bewaffneten Guide machen durften. Natürlich waren wir hier auch bewaffnet, der Askari hatte ein langes und ich ein kurzes Messer dabei ;-)

Mara Fusspirsch



Die Löwen hatten allerdings den Schauplatz schon wieder verlassen und ließen sich rund um das Camp nirgends entdecken.
"I hope that they come back and finish the hippo together with the hyenas and crocos for you. Other ways you get a nice smell in the camp!" sagte ich zu Nelson.
"Oh yes, me too! Sad, that you have to go back. Other ways I will give you the tent next to the hippo and I´m sure you will enjoy it the hole night!! antwortete Nelson und ich nickte zustimmend.

Das war wieder einer dieser Momente in denen man die Mara eigentlich nicht verlassen durfte, denn eines war klar, die kommende Nacht würde rund um den Kadaver spannend werden. Mit etwas Glück würden sich Löwen und Krokodile um das Fleisch streiten, nur eben leider ohne uns dabei.

Nachdem wir zum ersten Mal auf dieser Safari im Camp gefrühstückt hatten, verabschiedeten wir uns von Nelson und seinem Team und fuhren dann in Richtung Sekenani Gate. Unterwegs hatten wir das Glück für einen kurzen Moment den vierten Leoparden dieser Safari zu beobachten und schafften es auch noch die fünf Geparden Männchen aufzuspüren. Allerdings lagen die fünf Geparden entspannt und satt unter einem Bush.
"Zum Glück liegen sie so faul da!" kommentierte Petra die Situation.
"Sonst würden wir nie rechtzeitig aus der Mara heraus kommen und ich will echt nicht erst im Dunkeln in Nairobi ankommen!" fügte sie hinzu und hatte vermutlich recht.
"Vielleicht schaffe ich es ja im Oktober, wenn ich mit Holger hier bin, mich endlich einmal intensiv an die Fersen der Fünf zu hängen!" antwortete ich und fing in Gedanken schon an zu planen.

Fast Fife - Geparden Koalisation



Dank einer frisch geschobenen Piste erreichten wir schneller als gedacht die asphaltierte Strecke und erreichten dann ohne weitere "matata" und bei herrlichem Sonnenschein Nairobi. Den späten Nachmittag verbrachten wir dann bei Gaby und Dave im Garten, wo wir auch noch einmal die ungewöhnliche Situation mit dem toten Elefanten und dem Elfenbein besprachen und letzte Absprachen mit den beiden für unsere kommende September Camping-Safari trafen. Zusammen mit Dave sahen wir uns noch einmal den Safari Camper, einen voll ausgestatten Land Cruiser mit Dachzelt und allem was das Camper Herz begehrte, an und gingen dann früh schlafen.

Nach nur wenig Schlaf ging es am nächsten Morgen planmäßig mit Türkisch Airlines zurück in Richtung Deutschland.
In Deutschland hatte ich dann sofort mit Angela Sheldrick, der Tochter von Daphne Sheldrick Kontakt aufgenommen um mehr über den mysteriösen Tod des Elefanten zu erfahren. Schon am nächsten Morgen erhielt ich die Antwort und den offiziellen Bericht des Veterinär Teams sowie einige Bilder von dem Tag vor unserem Eintreffen am Kadaver. Aus dem Bericht geht hervor, dass es sich um einen 45 Jahre alten gesunden Elefanten Bullen gehandelt hat. Als Todesursache wurde ein vergifteter Pfeil festgestellt. Das Team wurde von den Rangern auf den taumelnden Elefanten hingewiesen, konnte dem Tier aber nicht mehr helfen. Der Elefant verstarb am Nachmittag des 25.02.19! Dem Bericht waren einige Bilder beigefügt, die ich leider nicht veröffentlichen darf!

Die Nierenschmerzen sind tatsächlich seit der Spritze in der Masia Mara nicht wieder aufgetreten, allerdings hat ein Ultraschall und eine Röntgenuntersuchung inzwischen neue Steine in beiden Nieren bestätigt. Also were ich immer schön weiter spülen!

Neben dem kleinen Abenteuer "Talek Klinik" hat die Mara uns wieder einmal mit guten Beobachtungen neuen Erlebnissen verwöhnt und die Entscheidung ob Masai Mara oder Serengeti und Tarangire Park in Tansania für den kommenden September nicht leicht gemacht. Aber irgendwie waren wir auch hungrig auf neue Landschaften und das Abenteuer drei Wochen Camping in der Wildnis!

Auf der Camping Safari kann man uns leider nicht begleiten, wer aber Lust hat irgend wann einmal zusammen mit uns und auf unsere Weise, die Wildnis Ostafrikas zu erleben, darf uns gerne anschreiben!


Jörg Reinecke


Boko Boko Guesthouse, Kenya