Chaotische Ankunft in Nairobi "Ladys and Gentlemen, this is your captain speaking...!" klang es aus dem Bordlautsprechern unseres KLM Fluges von Amsterdam nach Nairobi und dann folgte die Mitteilung, dass wir weitere 30 Minuten Verspätung haben würden. Ich sah auf die Uhr, wir waren nicht in Eile. Im Gegenteil inzwischen und nach nunmehr fast 2 Stunden Verspätung, fing ich schon an nachzurechnen ob wir schon Anspruch auf Entschädigung hatten. Sendete aber auch eine WhatsApp an Karsten in Nairobi: "Ankunftszeit ungewiss und mit mindest zweieinhalb Stunden Verspätung!" "Schlafe eventuell dann schon. Einfahrt nach France Bakery. Askaris wissen Bescheid. Türkode XYZ!" war die für Karsten typische kurze Antwort aus Nairobi. Karsten hatte aktuell eine kleine Wohnung in Nairobi und war auf dieser Safari für Holger und mich die erste Anlaufadresse. Auch wenn die Flugverspätung am Ende nicht für eine Entschädigung reichte, landeten wir erst um kurz nach 02:00 Uhr Ortszeit in Nairobi. Wie es dann eben so ist, war Holgers Koffer dann noch der letzte vom Band, wofür dann aber die Fahrzeugübernahme vor dem Airport um so schneller klappte. Letztendlich standen wir nach knapp 24 Stunden etwas müde vor Karstens Apartment. Wobei der Hinweis auf die France Bakery wenig hilfreich war und die Bäckerei irgendie ganz anders hieß. "Jambo Bwana!" empfing Karsten uns und half uns das Safarigepäck mit nach oben in die Wohnung zu bringen. "Hier, du kennst dich aus, fühlt euch wie zu Hause!" öffnete er für uns erst die Tür zu unserem Gästezimmer und dann zum Kühlschrank. Wir nahmen einen schnellen Willkommens Drink und nutzten dann die Gelegenheit für ein wenig Schlaf. Obwohl nicht wirklich erholt, war ich am nächsten Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages wach. Wie gewohnt sortierte ich mit eigentlich routinierten Handgriffen meine Ausrüstung und alles Wesentliche und suchte dann vergeblich nach dem Autoschlüssel. "Was rennst du hier denn schon so unruhig von rechts nach links?" wollte Holger wissen, als er wach wurde. Holger und ich waren nun schon zum vierten Mal zusammen auf Safari und wollten die kommenden 2 Wochen mit Schwerpunkt in der Masai Mara verbringen. "Ich finde diesen scheiß Autoschlüssel nicht wieder!" schüttelte ich meine Hose vor mir aus. Dann fingen wir alle drei an systematisch unsere Ankunft zu rekonstruieren. Karsten und Holger durchsuchten ein weiteres Mal das Apartment und ich suchte den Parkplatz ab. Nachdem ich auch bei den Askaris nachgefragt hatte fiel mir nur noch eine Lösung ein. "Ich gehe rüber zum Sunworld Büro und versuche einen Ersatzschlüssel zu bekommen! Vielleicht liegt der Schlüssel ja auch irgendwo im Fahrzeug!" erklärte ich den Beiden und marschierte los. Das Büro und die Räume von Sunworld waren nicht weit entfernt und ich traf unterwegs tatsächlich einige Bekannte und wurde begrüßt, als würde ich zum ganz normalen Bild des morgendlichen Berufsverkehr gehören. Wie befürchtet, war außer den Askaris noch niemand am Büro. Ich telefonierte also mit Leonard, der bei Sunworld Safaris für den Fuhrpark zuständig ist und schilderte mein "matata" (Problem). "No problem, I will be there soon!" versprach Leonard mir und eine Stunde später hatte ich einen Ersatzschlüssel für den Land Cruiser. Mit dem Schlüssel lief ich dann zurück zu Karsten und Holger, die in der Zwischenzeit vergeblich das gesamte Apartment auf den Kopf gestellt hatten. Nachdem ich dann noch das Fahrzeug abgesucht hatte, fuhr ich zurück zu Sunworld, lud meine dort lagernde Safariausrüstung ein und wieder zurück zum Appartment. Dann waren wir endlich soweit um den geplanten Abstecher in den Nairobi National Park zu unternehmen. Weiße und Schwarze Nashörner im Nairobi National Park Für diese Safari gab es einige erhoffte Ziele, eines davon waren Nashörner im Nairobi National Park und zwar nach Möglichkeit Weiße und Schwarze, also Breit- und Spitzmaulnashörner. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir uns durch den dichten und unübersichtlichen Verkehr in Kenya Hauptstadt gearbeitet hatten. Ich war froh uns durch den Moloch Nairobi mit einem Land Cruiser durchschlagen zu dürfen. Der große, schwere Wagen mit seinem beeindruckenden Bullfänger sorgte dafür, dass die meisten kleineren Fahrzeuge respektvoll in ihrer Spur blieben und wir meist zügig in die Kreisel einfahren konnten.
"11 Uhr!" sah ich auf meine Armbanduhr, "Nicht gerade die beste Zeit um mit einer Pirschfahrt zu beginnen, aber Nashörner sollten wir trotzdem finden!" bemerkte ich, nachdem wir am Main Gate unsere Parkgebühren bezahlt hatten und in den Park einfuhren. Der Himmel war inzwischen wolkenverhangen und es regnete zwischendurch immer mal wieder. Da es die Sonne nicht mehr wirklich durch die Wolkendecke hindurch schaffte war es verhältnismäßig kühl. "Da oben musst du rechts ab, dort liegen immer Löwen!" erklärte Karsten uns. "Löwen sehen wir in der Mara jeden Tag, heute suchen wir Nashörner!" antwortete ich. "Ich komme ja gar nicht mit in die Mara, fahr mal bitte rechts ab!" bat Karsten und setzte dann seinen Vortrag über das Leben und Arbeiten in Kenya für Holger fort. Ich überlegte unterdessen, was ich von Karstens Routenvorschlag halten sollte und inwieweit meine Pläne damit durchkreuzt wurden. Dann kam ich zu dem Entschluss unserem Nairobi Gastgeber seinen Wunsch zu erfüllen und wir anschließend im von mir angepeilten Gebiet nach den erhofften Rhinos suchen würden. Zunächst aber fuhren wir den Platz an, auf dem nun schon mehrfach gewildertes Elfenbein öffentlich und offiziell verbrannt wurde. Die weißen Aschehaufen mahnten zusammen mit einigen Hinweißschildern vor dem Raubbau an Kenias Wildtieren.
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![]() Nachdem wir uns den denkwürdigen und geschichtsträchtigen Platz angesehen hatten begann es leicht zu regnen. "Da liegen Löwen" riefen wir alle drei fast gleichzeitig, als wir tatsächlich nach wenigen Hundert Metern, in der von Karsten empfohlenen Richtung, mehrere Löwen unter einem größeren Busch liegen sahen. Die Raubkatzen lagen etwas verschlafen und gut versteckt im Buschwerk und ich gab Holger die Gelegenheit für einige Fotos und "Opa Afrika" konnte ein paar Handyvideos machen. Anschließend setzten wir die Fahrt auf einer recht schmierigen und rutschigen Piste fort. Je weiter wir runter in die offene Ebene kamen, je matschiger wurde die Piste. Als uns ein privater, bis über das Dach verschlammter Land Cruiser entgegen kam stoppte ich. "How is the track down there?" wollte ich von dem bis über beide Ohren grinsenden jungen, einheimischen Fahrer wissen. "Oh, it is so bad and it comes more and more bad, but it´s a lot of fun and you will make it with this car!" Ich war fest davon überzeugt, dass wir es mit unserem and Cruiser durchaus schaffen würden, hatte aber so gar keine Lust auf eine Rutschparty im Morast. "Die Schlammschlacht heben wir uns für die Mara auf, einverstanden?" fragte ich Holger und bekam ein Nicken zurück! Vielen Pisten und vor allem der Boden rechts und links der Piste war aufgeweicht und matschig und es war eine kleine Herausforderung befahrbare Pisten zu finden oder über die Wege zu rutschen. Während ich noch damit beschäftigt war möglichst nirgends stecken zu bleiben, zeigte Karsten plötzlich und breit grinsend nach vorne links. "Nicht schlecht Bwana!" lachte ich und rollte weiter in Richtung unserer ersten Breitmaulnashörner. Neben uns im Gelände graste ein Nashornkuh und ein gut ein Jahr altes Kalb. "Da hinten steht noch eine Kuh!" bemerkte ich etwas später mit ausgestrecktem Arm. Vor dem Hintergrund der lauten Hauptstadt grasten die Nashörner friedlichen neben unserem Fahrzeug. Die Gras fressenden Hornträger wirkten dabei genauso ruhig und entspannt wie Elefanten und tatsächlich waren Breitmaulnashörner auch um einiges einfacher zu beobachten als die nervösen Spitzmaulnashörner. Natürlich musste man die Kolosse immer im Auge behalten und sollte sich ihnen nicht in den Weg stellen, wenn sie die Piste überqueren wollten oder gar ihren Kälbern zu nahe kommen, aber im Grunde waren Breitmaulnashörner sehr friedliche Tiere.
![]() Wir durchquerten den Nairobi Park an diesem Nachmittag bis zur neuen Bahnlinie, die den Park seit neuesten Durchschnitt. Zwar war die Bahnstrecke auf einer Hochtrasse angelegt, aber ihr Bau quer durch einen Teil des National Parks hatte das Wild und seine Bewegungen schon sehr stark beeinflusst, auch wenn die Tiere unterhalb der Strecke ihre alten Wanderwege wieder aufnehmen können. Und so war dann die Meinung zu dem "Jahrhundertbauwerk", wie Opa Afrika die Strecke bezeichnete bei uns auch sehr umstritten.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Aber selbst in unmittelbarer Nähe zum "Jahrhundertbauwerk" stießen wir auf einen Breitmaulnashornbullen. Insgesamt entdeckten wir an diesem Nachmittag sechs der grauen Giganten und ich hoffte Holger nun auch noch ein Spitzmaulnashorn zeigen zu können. Im Gegensatz zu den sanften Breitmaulnashörnern, waren Spitzmaulsnashörner fast immer nervös und unberechenbar. Auch waren die etwas kleineren Spitzmaulnashörner keine Grasfresser, so wie ihre oft in kleinen Gruppen lebenden Verwandten. Sondern bevorzugte Blätter und Laub. Fast immer waren sie alleine oder mit nur einem Kalb unterwegs. Als wir am späten Nachmittag dann, sozusagen als krönenden Abschluss tatsächlich auch noch einen Spitzmaulnashornbullen entdeckten, betrachtete ich unseren ersten Tag als erfolgreich abgeschlossen. Der kräftige Bulle kam geradewegs auf uns zu und überquerte, selbstbewusst vor uns die Piste. Sein leicht trabender Gang unterschied sich deutlich von dem seiner eher schlendernden Artverwandten. Obwohl mir klar war, das ich keine Chance hatte im Rückwärtsgang vor dem Tier zu flüchten, war ich für jedes ausweichende Fahrmanöver bereit. Am Ende aber zog der Bulle eher entspannt seines Weges und verschwand im hohen Gras des Parks.
"Aufgabe erfüllt, die restlichen Big four finden wir in der Masai Mara!" verkündete ich stolz. Wobei wir eigentlich nur noch 2 der großen 5 finden brauchten, denn auch Kaffernbüffel und Löwen hatten wir an diesem Tag schon im Nairobi National Park beobachtet. Unser Fazit war aber ganz klar, dass auch dieser kleine National Park einen Besuch wert ist, wenn gleich ich ihn vermutlich beim nächsten Mal lieber in einem der trockenen Monate aufsuchen werde. Zwar hatte es die Sonne bis zum Nachmittag geschafft sich durch zu setzten, aber das änderte natürlich nichts mehr am Zustand der aufgeweichten Pisten. Nach dem gelungenen Safaristart im Nairobi National Park fuhren wir an den Rand des Parks zum Sheldrick Trust um Holgers Patenelefanten in der Aufzuchtstation zu besuchen. Ich freute mich Edwin den Chef Keeper wieder zu sehen und nutzte die Gelegenheit alte Zeiten aufleben zu lassen, in dem ich einen Augenblick auf der alten Terrasse von Jill und JF, neben Daphnes altem Wohnhaus verweilte. Angela Sheldrick war leider im Tsavo und so hatten wir seit dem Tod von Daphne schon längere Zeit niemanden der Sheldrick Familie mehr persönlich getroffen.
Tano Bora oder auf den Spuren der Fast Five Obwohl wir uns fest vorgenommen hatten noch vor Sonnenaufgang aus Nairobi zu starten, gab es einige kleinere Verzögerungen und wir verabschiedeten uns später als geplant von Karsten (Opa Afrika). Die nächsten knappen zwei Wochen wollten Holger und ich in der Masai Mara verbringen und möglichst viele Wildlife Geschichten erleben. Natürlich hoffen wir auf die Chance noch restliche Herden der Gnuwanderung in der Mara anzutreffen. Aber vor allem hofften wir Zeit, mit den inzwischen legendären fünf Geparden Männchen "Fast Five oder Tano Bora" zu verbringen, wir hofften dabei sein zu dürfen wenn sie Jagten und durch ihr Revier zogen. Außerdem hofften wir darauf, dass die ebenfalls legendäre Leoparden Mutter "Kaboso" uns einen Blick auf ihren neusten und jüngsten, noch nicht einmal drei Monate alten Nachwuchs erlauben würde und wir hätten gerne Löwen, bei einer möglichst erfolgreichen Jagd, beobachtet. Aber bevor wir unsere anspruchsvolle Wunschliste angehen konnten, mussten wir erst einmal aus der überfüllten und chaotischen Hauptstadt Nairobi heraus. Der erneute, heftige Regen der vergangenen Nacht hatte dazu geführt, dass viele Straßenteile überflutet waren und der Straßenverkehr kreuz und quer um und durch oft metertiefe Wasserlöcher führte. Irgendwie schafften wir es dann das Chaos hinter uns zu lassen, obwohl wir den Abzweig in Richtung Narok im unübersichtlichen Umleitungsgewirr eher zufällig fanden.
Die Straße durch das Rift Valley war aber in einem so guten Zustand, dass wir ein wenig der verlorenen Zeit wieder reinholen konnten und noch am Vormittag in Narok ankamen. In der immer größer werdenden Masai Stadt erledigten wir im Tusker Markt unsere Einkäufe für die nächsten zwei Wochen. Denn auf dieser Safari hatten wir uns für eine Low Budget Tour mit Übernachtungen in den Buschzelten im Aruba Camp entschieden. Versorgen wollten wir uns zwar grundsätzlich nicht selber, aber Wasser und "Katzenwhisky" Vorräte mussten natürlich aufgefüllt werden.
Während ich vom Tusker Markt rüber zu einem kleinen Getränkemarkt schlenderte, entdeckte ich auf einmal ein kleines Site Striped Chamäleon auf einem Drahtzaun. "You can take it!" rief mir einer der Boda Boda Fahrer zu, als ich interessiert stehen geblieben war. Während ich nach dem Chamäleon griff, hielt mir der Motorrad seine offene Hand entgegen. Also erkaufte ich für 50 Kenya Schillinge dem kleinen Reptil die Freiheit. "Hier halt Mal!" drückte ich Holger das Chamäleon in die Hand, als ich wieder am Land Cruiser war und blickte in ein erstauntes Gesicht. Kurze Zeit später hielten wir am Pistenrand und setzten das blase Reptil in eine kleine Akazie und zurück in die Freiheit!
![]() Die nächste Überraschung und der erste Kill dieser Safari erwartete und nur wenige Kilometer später. Allerdings hatte die Situation nur bedingt mit African Wildlife zu tun, als wir zusahen wie drei Masai Hunde an einem alten Gnukadaver, neben der Piste, herum zerrten. Viel bunter und natürlich unblutig ging es dann auf einem Masai Viehmarkt zu den wir passierten. Aus allen Richtungen trieben die Masai ihre Rinder, Schafe und Ziegen auf den jetzt schon überfüllten Marktplatz.
Die Straße bzw. Piste zwischen Narok und Sekenani war in einem unerwartet guten Zustand und so erreichten wir dann nach insgesamt ca. 6 Stunden Fahrzeit, das Gate in Sekenani. Wie immer wurde der Land Cruiser von gut einem Dutzend Masai Frauen belagert, während ich die Parkgebühren bezahlte. Holger feilschte und verhandelte tapfer mit den bunt geschmückten Frauen, bis ich wieder am Fahrzeug war. "Hast du etwas gekauft?" fragte ich, als ich wieder zurück war. "Nö! Aber ein Nein hätten sie sowieso nicht akzeptiert und so haben wir uns gut unterhalten!" grinste er und schloss das Autofenster. Kaum hatten wir wenige Minuten später das Gate passiert, begrüßten uns einige Kaffernbüffel die im tiefgrünen Gras der Hügel ruhten. Wir hatten uns vorgenommen entspannt und mit einer ausgedehnten Pirschfahrt bis runter zum Talek Gate zu fahren und dabei möglichst wenig die Hauptpiste zu nutzen. Die sich durch die Masai Mara schlängelnden und zum Glück trockenen Sandpisten boten dazu vielfältige Möglichkeiten. Die vielen Akazien und Büsche waren ideal für Katzen, um vor der brennenden Sonne Schatten zu finden. Um so erstaunter waren wir, als wir im Schatten einer dieser Akazien, anstatt einer Raubkatze einen liegenden Raubadler entdeckten.
Aber auch die ersten Katzen ließen nicht lange auf sich warten, vor uns tauchte schon kurz nach der Raubadler Sichtung eine Löwin in Begleitung von drei kleinen Jungen auf. Die kleine Familie steuerte einen Bachlauf an und führte uns anschießend zum Familienoberhaupt. Übermütig rannten die kleinen Löwen auf ihren vermeintlichen Vater zu, sprangen ihm auf den Rücken und zupften mit ihren kleinen Tatzen an seinem Schwanz. Mit einem deutlichen Zähnefletschen und leichtem Aufbrüllen gab der alte Löwe aber schnell zu verstehen, dass er in seiner Mittagsruhe gerade nicht gestört werden wollte. Mutter und Nachwuchs ließen den Grießgram deswegen eilig wieder alleine und zogen ein kleines Stückchen weiter den Bach entlang, wo sie im dichten Gestrüpp des Bachufers verschwanden.
Nach dem vielversprechenden Safaristart in der Mara fuhren wir weiter in Richtung Talek Gate und nutzten dazu die Pisten durch das Hammerkop Gebiet. Einem Gebiet, welches zum Revier der fünf Geparden Männchen gehörte. Die ungewöhnlich große Koalition aus jeweils 2 Brüdern und einem einzelnen, aus der Serengeti eingewanderten Geparden Männchen, war aktuell ein Garant für außergewöhnliche Jagdszenen. Nicht nur das die fünf Geparden äußerst effektiv jagten, sie wagten sich auch erfolgreich an recht große Beutetiere wie Gnus, Topis oder Zebras. Eigentlich wollte ich im Hammerkop Gebiet versuchen von anderen Fahrern Informationen über den momentanen Aufenthaltsort der Fünf erfragen, als wir sie plötzlich im offenen Gelände vor uns liegen sahen. Mit deutlich dicken und gefüllten Bäuchen lagen alle fünf Kater im Schatten einer großen Akazie. So, wie ich sie schon einmal mehrere Stunden beobachtet hatte. Damals hatten wir vergeblich auf eine abendliche Jagd gehofft.
"Die Fünf haben ein ungewöhnlich großes Revier und bewegen sich regelmäßig zwischen Sekenani und Talek Gate aber auch über den Talek hinaus in die Mara Conservancy Gebiete. Manchmal verschwinden sie aber auch in gesperrte Gebiete und werden dann tagelang nicht in der Mara gesichtet!" erklärte ich Holger und freute mich darüber das wir die Fünf gleich am ersten Tag gefunden hatten. "Ich denke das ist unser Ziel für die nächsten Tage!" sagte ich weiter, "Ja gerne, aber heute wird nicht mehr viel passieren, so fett wie die aussehen. Oder?" fragte Holger, "Eigentlich glaube ich auch nicht, dass sie noch mal losziehen. Aber wer weiß, was sonst noch passiert. Die liegen komplett ohne Deckung im offenen Gelände. Ich denke wir werden jetzt schnell das Zelt beziehen und dann gleich wieder herkommen um zumindest am späten Nachmittag mitzubekommen in welche Richtung sie ziehen!" antwortete ich und dann fuhren wir weiter in Richtung Talek Gate und zum Aruba Camp. Das Aruba Mara Camp von Gerdi Simon, liegt unmittelbar neben dem Talek Gate am Talek River und sollte für diese Safari für die ersten neun Tage unsere Basis bilden, ehe wir später an den Mara River verlegen wollten. Wir hatten uns für die Tage im Aruba Camp die einfachen Buschzelte ausgesucht. Zelte, die groß genug für zwei bis drei ordentliche Betten mit Moskitonetz und direkt mit Blick auf den Talek ausgerichtet waren. Ein neues Dusch- und Toilettenhaus befand sich gleich hinter den Zelten und rundete unsere bewusst einfach gewählte Unterkunft ab. Um nicht die oft beste und wichtigste Safarizeit morgens und abends in der Dämmerung, mit Kaffeekochen oder Essen Zubereiten zu verbringen, wollten wir uns aber von Gerdis Team versorgen lassen. Noch bevor wir das Camp erreichten, erblickten wir Maridadi, die halbwilde, mit der Flasche aufgezogene Eland Antilope. Zutraulich stand die inzwischen erwachsene Antilope am Ufer des Talek und kaute genüsslich an einigen Zweigen. "Jambo rafiki yangu!" begrüßte ich wenig später einen Masai, der uns auf dem Parkplatz vor dem Camp willkommen hieß. "Let Gerdi know that we have arrived and are only moving into our tent for a short time. We are back in the evening!" erklärte ich und dann ließen wir uns kurz die Zelte zeigen um uns ein passendes auszusuchen. "Please, prepare this one for us!" wählten wir ein Zelt mit zwei Betten hinter einander und einem kleinen Tischchen. " And please, place a second safari chair in front of the tent!" bat ich weiter, ehe wir wieder zurück in das Reservat verschwanden.
![]() ![]() Als wir wieder bei den Geparden waren, mussten wir leider auch die Kehrseite der Berühmtheit dieser fünf Raubkatzen in Kauf nehmen. Wir waren nicht mehr die Einzigen die sich für die Fünf interessierten. Mehr als 10 andere Fahrzeuge drängten sich auf der Piste um ein Foto von den gefleckten Jägern zu erhaschen. Wir stellten uns etwas Abseits auf, um dem Trubel etwas auszuweichen aber noch nah genug zu sein um die Geparden beobachten zu können. Bis zum Abend hin wurden die Fünf Jungs von Fahrzeugen belagert, obwohl sie nichts weiter taten als schläfrig dazuliegen. Erst am späten Nachmittag wurden sie etwas munterer, allerdings nur um kurz den Baum, unter dem sie lagen zu markieren und dann wieder vollgefressen zusammen zu brechen. Kurzzeitig spannend wurde es, als auf einmal drei große, schwarze Kaffernbüffel mit Kurs in Richtung der Geparden auftauchten. Aber selbst die großen, kräftigen Büffel konnten die Kater nicht aus der Ruhe bringen. Die Fünf hoben nacheinander kurz die Köpfe und dösten dann weiter. Wir waren nicht ganz sicher, ob die Büffel, die sonst keine Chance auslassen um vermeintlich schwächere Raubkatzen anzugreifen, die Geparden tatsächlich nicht gesehen hatten oder ob sie vor den fünf Raubkatzen Repekt hatten. Auf jeden Fall zogen die Kaffernbüffel weiter ohne Notiz von den Katern zu nehmen.
Da wir, im Gegensatz zu den Katzen, noch nicht all zuviel an diesem Tag gegessen hatten und Holger auch vom Aruba Camp bisher noch nicht viel gesehen hatte, fuhren wir noch vor Einbruch der Dämmerung zurück zum Camp. "Hallo, schön das es dir besser geht!" nahm Gerdi uns im Camp in Empfang und spielte damit auf meinen Besuch im Februar an. Anfang des Jahres erreichte ich das Aruba Camp mehr oder weniger auf allen Vieren und mit unglaublichen Nierenschmerzen. Damals hatte Gerdi mich von einem ihrer Masai und mit Petra (meiner Frau) zusammen in das Talek Hospital bringen lassen, wo mir auch prompt geholfen wurde. "Du wirst es nicht glauben, aber seit der Spitze im Hospital, habe ich nichts mehr von den Nierensteinen gemerkt!" erklärte ich Gerdi. "Wollt ihr raus oder doch ein großes Zelt!" bot Gerdi uns eines ihrer großen Safarizelte an. "Ne, alles ok. Ich bin nach den drei Wochen im Dachzelt im letzten Monat, immer noch im Camping Modus!" antwortete ich und auch Holger schüttelte den Kopf. "Männersafari!" grinsten wir und dann fuhren wir mit dem Land Cruiser hinter das Zelt um unsere Sachen auszuladen. Viel einzurichten gab es nicht und so saßen wir schnell am von uns mitgebrachten Safaritisch und zelebrierten unseren ersten und wohl verdienten "Katzenwhisky!" "One for the lion and one for the cheetah!" prosteten wir uns zufrieden zu, während im Flussbett des Talek River vor uns, ein Nilpferd durch das Wasser pflügte und irgendwo auf der anderen Seite im Reservat einige Hyänen lautstark komunizierten.
![]() Dann, nach einer ersten heißen Bushdusche, gingen wir rüber in das Camp um unser Dinner einzunehmen und noch ein wenig mit Gerdi zu fachsimpeln. |