Endlich Wildhunde im Tsavo Eine gefühlte Ewigkeit holperten wir so dahin, bis wir erste Elefanten sahen und wenig später, gegen Mittag endlich die Kitani Bandas erreichten und uns für die nächsten zwei Tage einrichteten. Obwohl uns die Wildbeobachtung rund um das Tarhi Camp natürlich gut gefallen hatte, waren wir jetzt froh wieder alleine zu sein und genossen einfach nur die herrliche Landschaft und die Zweisamkeit. Die Wildbeobachtung hatte für die letzten beide Tage dieser Safari nicht mehr die oberste Priorität, vielmehr wollte wir einfach nur noch die Wildnis um uns herum genießen und in uns aufsaugen. Wobei es rund um die Kitani Bandas auch einiges an Wild gab, wie wir am Nachmittag noch feststellen durften.
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![]() Den nächsten Tag ließen wir mehr als entspannt angehen, wir schliefen etwas länger und brachen dann auf um eine kurze Runde zum Poachers Lookout zu fahren und evtl. noch einmal einen Blick auf den Kilimanjaro zu erhaschen. Anschließend wollten wir am Banda Frühstücken und uns einfach Treiben lassen. Unsere Route führte zunächst vorbei am benachbarten Severin Camp und dann folgten wir einer Piste entlang schwarzer Lava. Während ich rechts das Lavagestein nach einem möglichen Leoparden im Auge behielt, schaute Petra mit Schwerpunkt nach links in die Landschaft. Zunächst begegneten wir einer Elefanten Familie und dann einer kleinen Büffelherde, bei der wir ein wenig verweilten. Viel Wild hielt sich an diesem Morgen nicht in der Gegend auf. "Was ist das!" rief Petra plötzlich und ich erkannte Aufregung in ihrer Stimme und als ich rüber auf ihre Seite sah konnte ich es fast nicht glauben: "Wildhunde!" brüllte ich fast, "Ich glaube es nicht, wie geil ist das denn?" ich konnte meiner Begeisterung fast keinen Ausdruck verleihen und fiel Petra um den Hals! Nicht nur das Wildhunde ein wirkliches Highlight einer Safari sind, vielmehr war es die Tatsache das wir nach gut dreißig Jahren nun endlich den Bann gebrochen hatten. Natürlich hatten wir schon mehrfach Wildhunde beobachtet, wir hatten sogar schon einmal eine ganze Woche mit ihnen verbracht. Sie querfeldein beim Jagen begleitet, hatten sie Fressen sehen und waren fast jeden Tag mehrere Stunden mit ihnen zusammen gewesen. Aber das war im Selous Reservat in Tansania. In Kenya suchten wir seit vielen Jahren nach ihnen. Ich sammelte schon seit einigen Jahren via facebook ( African Wild Dogs (Lycaon pictus) in Kenya and Tansania) und mit Hilfe von Safari Guides und Fahrern nach Daten und Fakten. Sogar Wissenschaftler hatten mich schon wegen dieser Datensammlung angeschrieben und vielleicht war ich eine der Personen die am besten wussten wo sich die Wildhunde am meisten zeigten, aber dennoch hatten wir in Kenya noch nie das Glück sie auch tatsächlich zu finden. Wenn ein Rudel nicht gerade Junge hatte, waren die Hunde eigentlich ständig in Bewegung und durchstreiften riesige Gebiete. Sie waren in der Lage gut 100 Kilometer an einem Tag zu laufen! Wildhunde konnte man nur schwer gezielt suchen, Wildhunde musste man einfach Treffen. Schnell machte ich einige erste Bilder, ich war mir sicher, wenn die Hunde aufbrechen würden, würde alles sehr schnell gehen und wir sie wieder aus den Augen verlieren. Wir zählen zunächst 8 Hunde, die momentan im Schatten unter den tief hängenden, dünnen Zweigen einer buschigen Akazie lagen. Nur hin und wieder nahm einer der Hunde den Kopf kurz hoch und dann dösten sie weiter. Wir waren uns nicht sicher, ob das Rudel am Morgen erfolgreich gejagt hatte und die Tiere jetzt satt und müde waren oder ob sie nach einer erfolglosen Jagd ruhen mussten. Da Wildhunde aber im Gegensatz zu Raubkatzen eine mehr als 80prozentige Erfolgsquote beim Jagen hatten, hofften wir das sie satt waren.
Petra wusste wie der Rest des Tages nun ablaufen würde und richtete sich schon einmal auf einen längeren Aufenthalt ein. Als zunächst Oryx Antilopen und dann Zebras unmittelbar an den Hunden vorbei zogen, waren wir uns sicher, dass die Tiere am Morgen gefressen hatten und nun erst einmal ruhen würden. Beim Dösen und herumliegen standen sie den Löwen um nichts nach. Auch Wildhunde konnten stundenlang herum liegen und Schlafen. Und dennoch war es interessant ihnen zuzusehen. Ständig hatte mindestens ein Tier der Gruppe seine Ohren gespitzt und war bei der kleinsten Bewegung oder dem kleinsten Geräusch sofort wach und richtete sich auf. Interessanter Weise erhoben sich die Tiere für ihre Notdurft nur kurz und koteten im wahrsten Sinne des Wortes mitten in die Gruppe. Wollte sich aber einer der Hunde von einem Floh oder anderem lästigen Parasiten befreien, sprang er auf und lief mindestens 10 Meter weit weg um sich ausgiebig zu kratzen. Kam ein Tier dann wieder zurück zur Gruppe wurde er meist von den anderen freudig begrüßt und beleckt, obwohl er nur kurz weg war.
Es war also auch nach zwei Stunden noch nicht langweilig neben den Wildhunden zu stehen. Zumal die Hunde mitten im Busch und nicht wie bei den meisten Sichtungen im Tsavo irgendwo an der Piste lagen. Dennoch sagte ich: "Ok, kurzes Frühstück und dann zurück zu den Hunden. Einverstanden!" Petra sah mich verdutzt an. "Ernsthaft?" fragte sie, "Ja ernsthaft, ich bin mir ziemlich sicher, das sie hier liegen bleiben. Die sind satt haben sich nicht für das Wild interessiert und wenn wir sie jetzt verlieren ist es auch ok, folgen können wir ihnen in dieser Landschaft sowieso nicht!" erklärte ich, "Ok, deine Entscheidung!" freute sich Petra auf ein vernünftiges Frühstück. Ich sah auf die Uhr, bis zum Banda zurück waren es nur 10 Minuten. Wollten wir eine Stunde weg bleiben, hatten wir also 40 Minuten zum Frühstücken, das reichte für ein deftiges Frühstück, eine Tasse Tee und Toast.
![]() Nach genau 60 Minuten waren wir wieder zurück und fanden die Hunde da, wo wir sie verlassen hatten. Sie waren nur eine wenig dem Schatten nachgewandert und lagen nun so, dass man sie besser beobachten konnte. An uns störten sie sich nicht im Geringsten. Erneut beobachten wir, vielleicht auch nur ich, die Hunde weitere 2 Stunden lang ohne das viel passierte. Ganz nebenbei entdeckten wir in den Zweigen über den Wildhunden einen Weißschopf-Brillenwürger, einen interessanten Vogel, den wir bisher noch nicht kannten.
![]() ![]() "Mittag?" fragte ich Petra kurz vor 12 Uhr und blickte in ein dankbares Gesicht. Wir hatten die Wildhunde um kurz nach 7 Uhr gefunden und schon mehr Zeit mit ihnen verbracht als wir uns erhofft hatten. "Gerne! Und danach?" fragte Petra weiter, "Einigen wir uns auf 1 Stunde Pause und dann wieder Wildhunde, wenn sie noch da sind!" Petra nickte. Wieder fuhren wir direkt und schnell zurück zum Banda und gönnten uns eine Stunde Ruhe im Schatten des Banda.
Als wir nach etwas mehr als einer Stunden zurück kamen, waren die Wildhunde immer noch da und ich genauso aufgeregt wie in der ersten Minute, als Petra sie entdeckt hatte. Während Petra ihre Mittagspause im Land Cruiser fortsetzte, beobachtete ich die Hunde. Eigentlich passierte nichts. Hin und wieder stand einer der Hunde auf, pinkelte oder kotete oder lief zum Kratzen etwas weiter weg. Aber inzwischen zählten wir neun Hunde. Die manchmal den Eindruck machten als würden sie alle Schlafen und dann blickten sie wieder neugierig in der Gegend umher. Am interessantesten waren bisher die Minuten wenn Zebras an dem Pack vorbei zogen und dabei beängstigend nahe an die Hunde heran kamen. Und dann erschien plötzlich ein Impala Weibchen auf der Bildfläche, ganz offensichtlich hatte die Antilope die Hunde nicht gesehen. Sofort spitzte einer der Hunde die Ohren und sprang auf. Das Impala schnaubte laut und pfeifend und flüchtete dann in weiten Sätzen. Einer der Hunde setzte sofort nach und verschwand aus meinen Augen. Auch die anderen Hunde standen nun auf. "Das war es dann wohl!" dachte ich laut, als ein zweiter Hund aus meinem Sichtfeld verschwand. Doch nach nur wenigen Minuten erschienen beide Hunde zurück, offensichtlich war die Impala entkommen. Entweder hatte das Rudel den Start verpasst oder die meisten Tiere waren einfach zu satt. Auf jeden Fall kam nun Bewegung in die Gruppe und es wurde geschmust, begrüßt und man sprang sich gegenseitig an. Dann kehrte zunächst wieder Ruhe ein.
![]() ![]() ![]() ![]() Kurz nach sechs am Abend, wir hatten nun inkl. der beiden Pausen bereits 11 Stunden mit den Hunden verbracht, kam plötzlich wieder Leben in die Gruppe, einige Tiere streckten und reckten sich und alles sah nach Aufbruch aus. Wie auf ein verabredetes Zeichen und ohne einen hörbaren Laut von sich zu geben, standen auf einmal alle Tiere des Rudels und liefen los. Fast zu schnell um es fest zu halten. Als die Hunde noch einmal kurz stehen blieben, hatte ich gerade den Land Cruiser gewendet und dann trabten sie los. Ich folgte ihnen. "Das geht nicht! Hör auf!" rief Petra, "du kannst da nicht hinterher!" "Doch kann ich!" zeigte ich auf eine kleine Piste die von der Route abzweigte. "Zumindest einen Augenblick!" und so folgten wir den Wildhunden ein kleines Stück bis sie immer schneller wurden und im leichten Trab in der Wildnis des Tsavo West verschwanden. "Geil!" bemerkte ich noch einmal und wendete den Land Crusier um zurück zum Banda zu fahren. Für mich war es der schönste Safariabschluss den ich mir vorstellen konnte und dementsprechend zelebrierten wir dann auch den vorerst letzten Sonnenuntergang in der Wildnis des Tsavo!
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Der nächste Morgen empfing uns mit einem weiteren wunderschönen Sonnenaufgang und dann ging es nach dem Frühstück zurück nach Nairobi. Unterwegs erlaubten wir uns noch eine kurze Pause an der Hunters Lodge und erreichten dann am späten Vormittag die hektische Hauptstadt Kenyas. Wir hatten genügend Zeit das Fahrzeug abzurüsten und unsere Safariausrüstung wieder im Gästezimmer zu verstauen und Gaby und Dave von unseren Erfahrungen der letzten 3 Wochen und von den Wildhunden zu berichten, ehe es mit dem Flugzeug am späten Abend nach Mombasa ging! Viel Spaß und Entspannung an der Küste Mombasa empfing uns ebenfalls mit ungewöhnlich viel Wind und für die Jahreszeit viel zu viel Regen. Aber warum sollte uns nicht gefallen, was der Bevölkerung gefiel und der Flora und Fauna gut tat? Es war ja schließlich nicht kalt und Sonne gab es immer noch reichlich. Wie schon seit vielen Jahren war das Boko Boko an der Nordküste wieder unsere Basis für Exkursionen und kleinere Naturerlebnisse mit Krokodilen, Schildkröten, Schlangen, Fröschen und anderen Tieren. Vom Boko Boko aus starten wir Exkursionen zu schönen Strandabschnitten wie Bamburi, Shanzu, Kuruvitu, Jumba oder auch Diani und von hier aus besuchten wir auch viele Freunde und Bekannte.
![]() ![]() ![]() ![]() Boko Boko Bungalows - Bungalow Nr. 3
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Endlich schafften wir es uns mit Jay (Mara Eden Safari Camp) in Takaungu zu treffen und einen schönen Tag in dem vom Tourismus verschonten, aber auch etwas unheimlichen Ort zu verbringen. Ganz besonders freuten wir uns, dass wir Jay mit dem Kuruvitu Beach, ein neues, schönes Fleckchen ihrer Wahlheimat zeigen konnten! Aber auch der Tag am Monsoon Restaurant am Jumba Beach mit Gerd, Evi, Christiane und Karsten, bei dem wir vom Strand aus mehere große Grüne Meeresschildkröten in der ungewöhnlich starken Brandung des Indischen Ozeans beobachten konnten, wird uns in guter Erinnerung bleiben. Genau wie das Sushi-Essen mit Margit (Kiwara Safaris) und der ausgedehnte Strandspaziergang am Diani Beach. Ein Highlight war dann noch das unerwartete Wiedersehen mit Ali auf dem Mtwapa Creek, einem Freund, den wir schon aus den Augen verloren glaubten und den wir mit seinem Boot am Moorings Floating Restaurant trafen.
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--------------------- ![]() Monsoon - Fischrestaurant Jumba Ruinen
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--------------------- ![]() Moorings - schwimmendes Restaurant und Ali (Kapitän) mit seinem Boot, Mtwapa Creek ![]() ![]()
--------------------- ![]() The Sands at Nomad - Diani Beach
Am Ende vergingen die 10 Beach Tage viel zu schnell! Petra und ich konnten es kaum erwarten, in Kürze zusammen in Kenya den Winter abzuschütteln und ich freute mich in wenigen Tagen wieder in der Masai Mara zu sein. Ich hatte es dem Beamten an der Grenze doch gesagt: "Ich liebe Kenya und sein wilden Tiere!" |