Von der Milchbar zur Fleischtheke - unerwartete Momente mit den Löwenbabys Für die Anfahrt in Richtung Lumo Reservat entschiedenen wir uns wieder für die landschaftlich besonders reizvolle Strecke über Kaloleni und dann erst in Mariakani auf die Hauptstrecke. Als wir dann gegen Mittag das Reservat erreichten, fragten wir uns ob es in den vergangenen 2 Wochen noch trockener, noch brauner und noch staubiger geworden war. Wild sahen wir zunächst nur sehr wenig, von den großen Gruppen Kaffernbüffel war keine zu entdecken und auch Zebras und Topis sahen wir nur sporadisch. Der Versuch die Löwen oben auf dem Lion Rock aufzuspüren blieb genauso erfolglos, wie die Suche nach der Löwin mit den drei kleinen Jungen. Es sah also erst einmal so aus, als ob wir eine ruhige Zeit im Reservat erleben würden, so dass wir zunächst zum späten Frühstück unseren Cottage im Leopards Lair Camp anfuhren. Nach dem Frühstück fuhren wir hoch zur Lion Bluff Lodge um uns mit Michaela zu treffen. Von Michaela erfuhren wir dann auch, dass es weiterhin keine Neuigkeiten über die verletzte Gepardin geben würde. Niemand hatte die angeschlagene Raubkatze wieder gesehen, so dass wir uns fragten ob sie überhaupt noch lebte. Gleichzeitig erzählte Michaela uns von den Löwen, die alle oben an der Lion Bluff Lodge gewesen waren und an der Wasserstelle gesichtet wurden. Außerdem sollte sich das Männchen mit dem Sender aktuell irgendwo unterhalb der Lodge in der Savanne aufhalten. Zusammen mit einem der älteren Weibchen des Rudels war er seit mehr als einer Woche beim täglichen Liebesspiel beobachtet worden. Oben an der neuen Wasserstelle hielt sich tagsüber weiterhin die auf inzwischen vier Tiere angewachsene Gruppe Kaffernbüffel auf.
![]() Lumo Conservancy and Taita Hill Reserve - privates Schutzgebiet am Rande des Tsavo West National Parks ![]()
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Leoopards Lair Cottage - Lumo Conservancy ![]() ![]() ![]() ![]() Inspiriert von den neuen Nachrichten, fuhren wir runter in die Ebene und suchten bis zum Anbruch der Dämmerung nach den verliebten Löwen ohne allerdings eine der beigen Raubkatzen zu sehen zu bekommen. Anstelle der Löwen entdeckten wir zunächst einen relativ frischen Erdferkelbau und kurze Zeit später zu Füssen des Lion Rock eine Gepardin. Natürlich waren wir gespannt ob es sich um "unsere" Gepardin handelte. Gespannt vor allem deshalb, weil wir nach einiger Zeit der Beobachtung feststellten, dass die gefleckte Katze einen frischen Kill in ihrem Versteck hatte. Erst als die Sonne schon am Horizont verschwunden war konnten wir uns der Gepardin endlich so nähern, dass wir erkennen konnten, dass es sich nicht um unsere verletzte Katze handelte. "Schade!" stellte ich enttäuscht fest. "Ist zwar auch schön, eine weitere, gesunde Gepardin zu sehen, aber wäre es unsere Gepardin gewesen und sie würde wieder jagen können, wären ja auch alle Probleme behoben!" ergänzte ich und Petra stimmte mir zu.
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![]() ![]() ![]() Wir hatten für den Aufenthalt im Lumo Reservat in Mombasa eingekauft und dieses Mal auch richtiges Weizenmehl dabei. Zwar stand uns oben im Leopards Lair Camp kein eigener Pizzaofen zur Verfügung, aber ich hatte mir vorgenommen Chapatis zu machen und zusammen mit Tomaten- Thunfischsalat zum späten Dinner zu servieren. Nachdem wir, nach dem Essen auch unsere Drinks ausgetrunken hatten, fragte Petra: "Aber es bleibt bei unserem Vorhaben? Wir machen Mittags Pause und sind spätestens nach dem Sundowner wieder hier oben, oder?" "Schaun wir mal, was der Bush so für uns hat!" antwortete ich und hoffte die Gepardin auch am nächsten Tag wieder zu finden und begleiten zu können. "Ne, nix schaun wir mal!" beendete Petra das Gespräch und lächelte mich selbstbewusst an!
![]() Auch wenn wir alles etwas relaxter angehen wollte, so einigten wir uns doch darauf, am Grundablauf zunächst nichts zu ändern. Wir standen kurz nach 5 Uhr auf, aßen ein bis drei Kekse, tranken einen heißen Tee und starteten unsere Pirschfahrt. Wenn es gegen Mittag heißer wurde, fuhren wir wieder das Camp an um ausgiebig zu frühstücken. Dann war eine Mittagspause und eine weitere Pirschfahrt bis in die Dämmerung geplant. Soweit der Plan! Am zweiten Tag im Reservat konnten wir uns auch an diesen Plan halten. Morgens entdeckten wir sehr früh die Gepardin vom Vorabend wieder. Die Raubkatze hatte sich, wie ich es mir gedacht und erhofft hatte, immer noch in der Nähe des Lion Rock aufgehalten. Wieder konnten wir sie nach dem Aufspüren eine ganze Weile durch die Savanne begleiten. Interessant war dabei, dass die Gepardin genau das selbe Gebiet durchstreifte, in der wir vor zwei Wochen auch die verletzte Gepardin beobachtet und später verloren hatten. Nachdem sich die gesunde und offensichtlich sehr satte Katze unter einem Dornenbusch in den Schatten zurückgezogen hatte, ließen wir sie alleine und suchten noch einmal nach dem Löwenpärchen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Unsere Suche, die wir immer weiter und schließlich bis an den kleinen Bachlauf im Taita Gebiet ausgedehnt hatten, blieb aber weiterhin erfolglos. Zumindest was die Löwen anging, dafür stießen wir in der Nähe des Bachlaufs auf Elefanten. Eine kleinere Gruppe der Dickhäuter stand vor einigen Büschen und umgestürzten Bäumen und war am Fressen. Geschickt streiften die Jumbos das frische Laub mit ihrem Rüssel von den Zweigen oder ließen ganze Äste zwischen ihren großen Mahlzähnen verschwinden. Direkt neben uns stand eine entspannte Elefantenkuh und war besonders eifrig am Fressen. Aber unsere Aufmerksamkeit galt nicht ihr, sondern dem kleinen orangeroten Häufchen zwischen ihren Beinen. Bewegungslos lag dort ein winziges Elefantenkalb. "Oh, bitte nicht schon wieder!" rief Petra. Doch der kleine Körper lag ohne jegliche Regung am Boden. "Wenn das Kalb tot wäre, wäre die Kuh doch eigentlich nicht so entspannt oder?" fragte Petra und sprach so meine Gedanken aus. "Ne, eigentlich nicht, aber komisch ist es schon!" antwortete ich.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erst nach Endlosen 20 Minuten bewegte sich der Winzling das erste Mal und zeigte uns so, dass er lebte. Ob er Gesund und ok war wussten wir aber noch nicht. Geduldig warteten wir weitere 30 Minuten und freuten uns dann, als der kleine Jumbo sich langsam aufrappelte und dann sofort versuchte bei seiner Mutter an die Zitzen zum Trinken zu kommen. "Puh!" stöhnte Petra erleichtert als der kleine Kerl etwas wackelig auf den Beinen endlich neben seiner Mutter stand.
![]() ![]() Wir blieben weitere 30 Minuten bei der kleinen Familie stehen und erlebten so die Ankunft einer größeren Elefanten Herde, die direkt auf uns zu steuerte und ebenfalls mehrere sehr kleine Babys mit sich führte. Von denen einer besonders aktiv war und wild mit seinem kleinen Rüssel umherschlug. Nach kurzer Zeit befanden wir uns umringt von drei Elefantenfamilien und gut 30 Elefanten. Wir blieben bei den Dickhäutern, bis diese friedlich weiterzogen und setzten dann unsere Pirschfahrt fort.
![]() ![]() Nach diesen schönen Beobachtungen am Vormittag, fiel es mir nicht schwer mein Versprechen und unseren Plan einzuhalten und so fuhren wir gegen Mittag, vorbei an Zebras, Kaffernbüffeln, Kongonis, Pavianen und Giraffen, zurück ins Camp um zu Frühstücken. Von der Küste hatten wir frische Mangos und Bananen mitgebracht, so dass wir wieder üppig und gesund schlemmen konnten.
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![]() ![]() ![]() ![]() Nach dem Frühstück gönnten wir uns eine kleine Ruhepause auf dem großen, mit einem Moskitonetz überspannten Himmelbett und brachen dann ausgeruht am frühen Nachmittag so gegen 3 Uhr wieder zu einer weiteren Pirschfahrt auf. Zunächst einmal suchten wir nach der Gepardin und trafen diese dort an, wo wir sie verlassen hatten. Die Katze genoss ausgiebig ihren Verdauungsschlaf und ihre Ruhephase vor der nächsten Jagd, die aber ganz sicher nicht mehr an diesem Tag stattfinden würde.
Dennoch erlebten wir kurze Zeit später einen Life Kill. Ein kleiner Binnenfresser fing, tötete und verspeiste vor unseren Augen mehrere Bienen. Immer wieder startete der kleine, farbenprächtige Vogel von einem laublosen, dünnen Ast und jagte dann blitzschnell den Insekten hinterher. Hatte er eine Biene im Flug gefangen, kam er mit dieser auf den Ast zurück, betäubte oder tötete die Beute in seinem Schnabel durch Schlagen gegen den Zweig auf dem er saß und dann warf er die vermeintliche Mahlzeit so lange hoch, bis sie passgenau in seinem Schnabel und Schlund verschwinden konnte.
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![]() ![]() Die durch die Savanne stolzierenden Hornraben hatten es da mit ihrer Beute einfacher. Die großen schwarzen Vögel suchten in erster Linie neben den vielen Kadavern nach Insekten und pickten aus den halbverwesten Leichen Maden, Käfer und anderes Getier. Aber auch verschiedene durch die Savanne stolzierende Trappen oder Adler an ihrem Nest konnten wir an diesem Nachmittag noch beobachten.
![]() Nachdem wir die Gepardin verlassen hatten, hatten wir den Hügel angesteuert, auf dem wir vor etwas mehr als 2 Wochen, die Löwin mit den 3 Jungen angetroffen hatten. Natürlich waren wir uns nicht sicher ob sie nicht in der Zwischenzeit ein anderes Versteck für ihre Jungen gewählt hatte, aber ein Versuch konnte ja nicht schaden. "Da, da liegen die Kleinen!" stellte Petra glücklich fest, als wir den Hügel hinauf fuhren und die Kleinen genau dort vorfanden, wo wir sie auch vor 2 Wochen schon beobachten durften. Selbstbewusst lag einer der drei kleinen Löwen auf dem kargen Steinen und sah uns mutig an. Seine Mutter lag auf den Rücken gedreht, die pralle Milchbar anbietend ebenfalls vor uns. Ein weiterer kleiner Löwe spielte mit dem Schwanz seiner Mutter, nur von dem dritten Jungtier fehlte zunächst jede Spur. Noch ehe wir aber anfangen konnten uns Sorgen zu machen, erschien auch der dritte kleine Löwe hinter einem Felsen und steuerte direkt die Zitzen seiner Mutter an. Die kleinen Zähnchen der jungen Löwen mussten in den letzten beiden Wochen ordentlich gewachsen sein, denn nicht immer sah ihre Mutter glücklich und zufrieden aus, wenn die kleinen Racker, wild an ihren Zitzen saugten und vermutlich auch mal zubissen.
Nach einer wunderschönen Stunde mit den Katzenkindern, ließen wir die kleine Familie wieder alleine und setzten unsere Pirschfahrt bis zum Anbruch der Dämmerung fort. Die Anzahl der Kadaver aufgrund von Trockenheit war noch einmal gestiegen und der Himmel sah alles andere als nach kommenden Regen aus. Wenn sich überhaupt einmal Wolken zeigten, so konnte man zusehen, wie der starke Wind diese schnell wieder davon trug. Tsavo, Lumo und die anderen Parks brauchten dringend Wasser. Die Situation machte nachdenklich, wir überlegten sogar ganz auf das Duschen zu verzichten, eine Autowäsche kam gar nicht in Frage und mit dem restlichen und notwendigen Abwaschwasser versuchten wir einen kleinen Strauch vor unserer Terrasse wieder zum Leben zu erwecken. Bevor wir an jenem Abend wieder hinauf zu unserem Cottage fuhren, zelebrierten wir unseren Sundowner unterhalb der Lions Bluff Lodge, unweit der Löwin mit ihrem Nachwuchs und im Windschatten eines großen Busches. Oben am Cottage kochten wir dann unser Abendessen und verschwanden anschließend relativ früh in unserem von einer Wärmflasche vorgewärmten Bett.
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Während der Nacht waren immer wieder Hyänen zu hören gewesen und als ich am sehr frühen Morgen so gegen 5 Uhr auf die Terrasse trat, konnte ich im Dunst der ersten Tagesstunden eine Tüpfelhyäne beobachten, die den Hügel hinauf kam und dann im Gestrüpp unweit unseres Cottage verschwand. Wir hatten uns für den Morgen vorgenommen die Löwenbabys in der aufgehenden Sonne zu beobachten und waren dementsprechend früh auf den Beinen. Unterwegs passierten wir zunächst einige Kleine Kudus und Giraffen, erlebten dann einen wunderschönen Sonnenaufgang und hatten das Glück, dass unser Plan zu 100% aufging. Im ersten Licht des Tages durften wir dabei sein, als die kleinen Löwen immer weiter ihre Welt erkundeten, ihre Frühstücksmilch bekamen oder einfach nur mit ihrer Mutter kuschelten.
Dann unterbrach uns die Nachricht von einem frischen Löwen Kill am Lion Rock und es entstand eine dieser Situationen, die man sonst meist nur in der Mara erlebt. Man wusste nicht was man zuerst oder zuletzt anfahren sollte. Wir entschieden uns für das Rudel mit dem Kill und fuhren in Richtung des nicht all zu weit entfernten Lion Rock. Schon von Weitem konnte ich sehen, dass die meisten Rudelmitglieder bereits auf dem Weg zum Rock waren und eigentlich nur noch ein Löwe am Kill stand und fraß. Wieder war eine Entscheidung fällig. Wir stoppten nur kurz, um den Löwen am Kill zu dokumentieren und folgten dann dem Löwenmännchen und dem älteren Weibchen. Womit wir nun auch endlich die Honeymooner gefunden hatten. Allerdings stellten wir schnell fest, dass dem mehr als gut genährten Weibchen der Sinn gerade nicht nach Paarungen stand und sie das Männchen fauchend abwerte. Vermutlich war ihre Empfangsbereitschaft, nach mehr als einer Woche aber auch nun vorrüber. Dies musste sie nun nur noch dem Männchen klar machen! Etwas gekränkt aussehend wendete sich das Männchen ab und beschnupperte eine seiner eigenen Duftspuren. Auf jeden Fall waren beide Raubkatzen gut wieder zu erkennen, was uns ihre Identifizierung bei dennächsten Safaris im Lumo Reservat erleichtern würde. Während das Männchen, genau wie das Weibchen mit den drei Jungen ein Senderhalsband trug, hatte das Weibchen einen Quast am Schwanzende verloren. Nachdem auch das junge Weibchen, ebenfalls mit blutverschmiertem Maul, vom erlegten Kaffernbüffel abgelassen hatte und zum Rock gekommen war um ebenfalls zum Rock gekommen war beobachteten wir das Rudel beim Aufstieg, wo sie noch bis zum Mittag oben auf dem Felsen zu sehen waren.
Nachdem sich alle 9 Löwen mit ihren vollen Bäuchen in die Sonne gelegt hatten, versuchten wir ein weiteres Mal die Gepardin auf zu spüren und pirschten durch dichtes Dornengestrüpp. Gerade wollte ich Petra mitteilen, dass wir ja eigentlich die Nadel im Heuhaufen suchten, da entdeckten wir die gefleckte Jägerin neben einem Dornenbusch, unmittelbar an einer ausgetrockneten Wasserstelle. Wieder folgten wir ihr mehr als 2 Stunden und vorbei an vielen anderen wilden Tieren. Letztendlich ließen wir erst von ihr ab, als wir uns sicher waren, dass sie in der anbrechenden Mittagszeit nicht erneut jagen bzw. weiter ziehen würde. "Hier finden wir sie nach dem Frühstück eigentlich ganz gut wieder!" so hoffte ich zumindest. "Dann wirds wohl nix mit einem entspannten Tag heute?" sah Petra mich an, "Also ich möchte eigentlich wieder hier runter!" antwortete ich, dann fuhren wir aber erst einmal zum Brunch nach oben zum Camp.
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![]() Neben dem Früchteteller gab es an diesem Morgen die Reste vom Vortag und somit gebratene Spagettis zum späten Frühstück. Nach dem üppigen Mahl erhielt ich im Camp von anderen Gästen die Information, dass am Morgen eine Löwin ein Zebra gerissen und die Beute unter einen Busch gezogen hatte. Die Position deutete ganz auf unsere Löwin mit den Kleinen hin. Wobei wir ja am sehr frühen Morgen bei der Löwin gewesen waren. "Willst du mit oder soll ich dich später holen?" fragte ich Petra nachdem für mich sofort klar war, dass ich die Situation aufklären wollte. "Ne, ich bleibe hier oben, bist du weißt was an der Meldung dran ist!" sagte Petra. "Sicher?" fragte ich noch und Petra nickte: "Sicher! Brauche noch nen bisschen Schlaf, sind die letzten Urlaubstage!"
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Es dauerte nicht lange, da hatte ich tatsächlich den frischen Zebra Kadaver gefunden. Und nicht nur den. Neben dem toten nur wenig angefressenen Zebra lag unsere Löwin, gut und leicht an ihrem Halsband zu erkennen. Die Löwin atmete schwer und war am Hecheln, es war ihr deutlich anzusehen, dass sie sich nicht all zu wohl in dem spärlichen Schatten fühlte. Aber mir war auch klar, dass sie nicht bereit war den frischen Kadaver aufzugeben. Gespannt stellte ich mich in ihre Nähe auf und wartete. Zwischendurch rief ich im Camp an und ließ Petra ausrichten, dass ich sowohl den Kill als auch die Löwin gefunden hatte und bei ihr bleiben würde. Wenn Petra jetzt nicht abgeholt werden wollte, wollte ich sie gegen 15:00 Uhr holen. Da Petra nicht abgeholt werden wollte und die Löwin inzwischen eingeschlafen war, stellte ich mich auf eine längere Wartezeit ein. Gönnte mir ein kaltes Pausenbier und döste dann auch vor mich hin. Im Grunde hatten also alle ihre geplante Mittagsruhe. Meine war vielleicht nicht ganz so bequem wie die von Petra und die der Löwin, aber zumindest konnten wir alle ein bisschen schlafen. Auch wenn ich es vorzog, so dicht bei der Raubkatze doch immer ein Auge ein wenig offen zu lassen.
Tatsächlich passierte bis kurz vor 3 Uhr gar nichts. Die Löwin schlief und ich ruhte neben ihr. Zehn Minuten vor drei fuhr ich dann los um Petra aus dem Camp einzusammeln und um zehn Minuten nach drei standen wir dann gemeinsam neben der Löwin und dösten. Die Löwin wechselte zwar hin und wieder die Position, schlief aber grundsätzlich weitere 2 Stunden. Erst danach wurde sie langsam munterer, streckte und reckte sich, verrichtete ihr Geschäft und lief dann in Richtung der Jungen. "Die holt die Jungen runter zum Kill!" war ich mir sicher! Stand aber mit meiner Meinung alleine da. "Die sind doch noch viel zu klein um Fleisch zu fressen!" konterte Petra. Oben auf dem Hügel angekommen, rief die Löwin ihre Kleinen und kurz darauf erschienen alle drei Fellbälle und rannten auf ihre Mutter zu. Wieder erlebten wir wie zärtlich eine Raubkatze sein konnte und sahen den schmusenden und spielenden Löwen bis zum Anbruch der Dämmerung bei ihrem Treiben zu.
Nachdem die Dunkelheit eingesetzt hatte, versuchte die Löwin mehrfach ihre Kinder von ihrem Spielplatz weg und in Richtung des toten Zebras zu führen, aber die Kleinen hatten andere Pläne als ihre Mutter. Sie waren so sehr mit sich selber oder ihren Geschwistern beschäftigt, dass die kleine Familie irgendwie nicht vorwärts kam. Immer wieder scherte einer der drei jungen Löwen aus der Reihe und lief in unsere Richtung zurück. Anfangs dachten wir, dass sie von unserem Scheinwerferlicht angelockt wurden und deshalb nicht ihrer Mutter folgten. Aber auch als wir ohne Licht und weiter weg standen, hatten die kleinen Löwin nicht die Absicht ihrer Mutter zu folgen. Nach einer Dreiviertelstunde gab die Löwin auf und kehrte mit ihrem Nachwuchs auf den Hügel zurück, so dass wir beschlossen erst einmal nach dem gerissenen Büffel vom frühen morgen zu sehen. Ich war mir immer noch sicher, dass sie mit den Kleinen an den Zebrakadaver wollte.
Wir ließen die Löwin in der Dunkelheit zurück uns fuhren in Richtung Lion Rock wo Löwenrudel am Morgen ihre Beute angefressen zurück gelassen hatte. Auch hier konnte ich mir vorstellen, dass einzelne Löwen an die Beute zurückkehren würden. Als wir aber die Stelle mit dem Kaffernbüffelkadaver ausleuchteten, konnten wir weder am noch in der Umgebung des Kadavers Raubkatzen oder Hyänen entdecken. Niemand schien sich mehr für das immer noch reichlich vorhandene Fleisch zu interessieren. Nach gut dreißig Minuten waren wir zurück bei der Löwin und fuhren direkt den Zebrakadaver an, wo sich dann auch meine Vermutung bestätigte. Die Löwin hatte es geschafft und ihre Jungen in der Dunkelheit der Nacht zu ihrer Beute geführt. Niemals würde sie die Beute zu ihren Babys schleifen, viel zu groß war die Gefahr dadurch Hyänen und andere Räuber auf die hilflosen Kätzchen aufmerksam zu machen. Auch wir mussten mit unserem Scheinwerfer aufpassen, das wir keine Hyänen anlockten. Wobei die Stärke der Hyänen Clans bei weitem nicht so groß war wie in der Masai Mara, aber es gab sie natürlich, wie der Morgen und andere Beobachtungen ja schon gezeigt hatten. Vermutlich war es das erste Mal, dass die kleinen Löwen Fleisch probierten. Dennoch wussten sie genau um was es ging und wir sahen zu, wie die Miniraubkatzen an den Knochen nagten, auf kleinen Fleischstückchen herum kauten oder Blut tranken. Natürlich sah ihre Mutter sich immer wieder in der Umgebung um, versäumte es aber nicht ebenfalls von der Beute zu fressen.
Wir blieben nur eine Viertelstunde bei den Raubkatzen und zogen uns dann wieder zurück. Inzwischen war es schon weit nach 21 Uhr und auch unsere Mägen fingen an zu knurren! Bis zu unserem Cottage war es zum Glück nicht weit aber so richtig Lust etwas zu kochen hatten wir nach dem langen Tag und an diesem letzten Abend im Busch nicht mehr. Kurzerhand erfand ich Chapati Magaritta und zauberte uns noch eine leckere Kleinigkeit. Vor und nach dem Essen gab es noch einen
Den nächsten und vorerst letzten Tag im Bush ließen wir dann tatsächlich entspannt angehen. Wir hatten in den letzten drei Tagen eine Menge mehr erlebt und gesehen als wir erwartet hatte. Der Lumo hatte uns noch einmal auf beeindruckende Weise gezeigt, was man in dem verhältnismäßig kleinen Gebiet erleben konnte. Zufrieden packten wir nach dem letzten Bushfrühstück auf unserer Terrasse unsere Sachen zusammen, ließen den Land Cruiser beladen und fuhren noch einmal hoch zur Lion Bluf Lodge, wo wir uns von Michaela und Bernhard den beiden Managern verabschiedeten, ehe wir in Richtung Nairobi aufbrachen. Anfangs hatten wir noch Wildsichtungen von den Hauptstrassen aus. Vor allem so lange wir uns noch im Taita Hils Reservat befanden, aber auch später, als wir durch das Tsavo West Gebiet fuhren sahen wir hin und wieder noch Zebras, Dick Dick, Bushhörnchen und vor allem Paviane am Straßenrand. Kurz vor Nairobi dann zusätzlich noch Giraffen, Strauße, Kongonis und Gnus auf dem weitläufigen Farmland. Insgesamt kamen wir gut und schnell voran. Der Straßenverkehr hielt sich in Grenzen und dank Petras akrobatischen Einlagen, klappte die Versorgung auch während der Fahrt. Einzig zu Entsorgung mussten wir zwei bis drei Pausen einlegen.
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![]() Am späten Nachmittag erreichten wir dann Nairobi und standen wenig später bei Evi und Gerd vor der Haustür. "Hi, lang nicht gesehen!" wurden wir lachend und gut gelaunt von Evi in Empfang genommen. Gerd hatte den großen, selbst gebauten Grill schon vorgeheizt und wir freuten uns, das man auch im kühlen Nairobi wieder draußen im Garten sitzen konnte. Und so lecker die Rouladen vor knapp 6 Wochen bei unserer Ankunft auch gewesen waren, der Geruch von eingelegtem Grillfleisch passte doch besser in diesen Teil der Welt. Wieder verlebten wir einen gemütlichen Abend zusammen, wurden mehr als reichlich bewirtet und fielen irgendwann müde in unser Bett. Nach dem üppigen Frühstück am nächsten Morgen genossen wir es, in aller Ruhe unsere Ausrüstung sortieren zu können, alles ein wenig zu reinigen und dann wieder in den Kisten zu verstauen. Gegen Mittag brachten wir dann den Land Cruiser zurück auf den Hof von Sunworld und Gerd holte uns ab, damit wir die restliche Zeit des Tage zusammen verbringen konnten. Natürlich schmiedeten wir in dieser Zeit schon die nächsten Safaripläne, die wir dann teilweise wieder gemeinsam erleben wollten. Außerdem genossen wir wie immer die interessante Vogelwelt in Form von Eulen und Milanen in dem, eigentlich kleinen Garten, von Evi und Gerd.
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Bei Freunden in Nairobi
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Vollgestopft mit neuen Eindrücken, Erfahrungen, Beobachtungen und voller neuer Ideen im Kopf, traten wir am Abend die Heimreise an. Gerd und Evi fuhren uns wieder zum Flughafen Nairobi, so dass wir auf der Fahrt zum Airport auch gleich mal den Express Highway kennen lernten. Der Abschied war dann gewohnt kurz, herzlich und schmerzlos: "Kommt gut Heim und bis bald!" gab Evi uns mit auf den Weg. Denn wir alle wussten nach der Safari ist vor der Safari und wir würden bald zurück in Kenya sein ;-) |