Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy


Schwarze Leoparden und Pangoline eine Safari voller Highlights -
sechs Wochen Safari - Lamu, Laikipia, Masai Mara, Erholung an der Küste, Lumo Conservancy

- Februar / März 2023 / Teil VII -




- Spannende Urtiere im Lumo Reservat -
Wir waren wieder einmal sehr früh am Boko Boko aufgebrochen und dann via Kaloleni, Mariakani und Voi bis zum Lumo Conservancy gefahren. Während an der Küste noch blauer Himmel und viel Sonnenschein vorherschte, kündigten die teilweise dunklen Wolken über dem Tsavogebiet die lange vermisste aber nun nahe Regenzeit an. Eine drei Jahre ausgebliebbene Regenzeit von der jeder hoffte, dass sie auch tatsächlich eintreffen möge, damit die Dürre endlich ein Ende finded. Die staubtrockenen Felder der einheimischen Bevölkerung waren auf jeden Fall vorbereitet und warteten auf den dringend benötigten Regen.

Auf dem Weg zum Lumo Conservancy
Auf dem Weg zum Lumo Conservancy Auf dem Weg zum Lumo Conservancy
Auf dem Weg zum Lumo Conservancy Auf dem Weg zum Lumo Conservancy



Wir hatten das Gate zum Lumo Conservancy am späten Vormittag passiert und verschafften uns zu nächst einen kleinen Überblick über die Landschaft und die Möglichkeiten der Wildsichtungen. Schnell mussten wir allerdings erkennen unsere Erwartungen ein wenig nach unten zu schrauben.
"Wow, das können interessante Tage werden!" bemerkte ich während wir durch die staubtrockene, braune und graslose Savanne fuhren. Trocken und staubig hatten wir das Reservat vor wenigen Monaten im Oktober auch schon erlebt, aber da gab es zumindest noch ein wenig kurzes, trockenes Gras. Nun aber gab es weder Wasser noch etwas zu fressen und somit vermutlich auch kaum Wild zu beobachten. Selbst die sonst so zahlreichen Kongonis machten sich recht rar, Zebras sahen wir zunächst gar keine. Auch die mit der Trockenheit eigentlich gut zurecht kommenden Grant Gazellen entdeckten wir nur hin und wieder. Einzig größere Trupps von Gelben Pavianen durchzogen die staubige Savanne und suchten nach Essbarem. Augenscheinlich waren die meisten größeren Tiere in den benachbarten, großen Tsavo West National Park in Richtung Lake Jipi gezogen.
Auch wenn die ersten Erkenntnisse ernüchternd waren, wussten wir nur zu gut, dass die Wildnis eigentlich immer Überraschungen für uns parrat hatte und steurten zunächst das ausgesuchte Camp an. Bevor wir dann das Camp erreichten passierten wir die neue / alte Wasserstelle unterhalb der Soroi Lions Bluff Lodge und freuten uns, dass Dave unseren Ratschlägen gefolgt und die alte Wasserstelle wieder hergerichtet worden war. Sie ist zwar kleiner geworden, hatte aber nun nicht nur einen festen Boden, sondern wird auch regelmäßig mit Frischwasser befüllt. Eine aufwändige, aber hilfreiche Prozedur. Zusammen mit der kleinen Wasserstelle an der Salt Lick und der Taita Hills Lodge, waren dies nun die einzigen permanenten Wasserstellen im Reservat, die wir kannten. Alle natürlich Wasserstellen waren aktuell ausgetrocknet. Dennoch wirkte das Gebiet zwischen Lumo Gate, Lions Rock und Leopards Lair Camp bzw. Lions Bluff Lodge zunächst wie ausgestorben. Nachdenklich erreichten wir gegen MIttag unserem Banda im Leopards Lair Camp um zu Frühstücken.

Dürre im Lumo Conservancy
Dürre im Lumo Conservancy Dürre im Lumo Conservancy

Dürre im Lumo Conservancy
Dürre im Lumo Conservancy, Zebra Kadaver Dürre im Lumo Conservancy, Schildkrötenpanzer

Dürre im Lumo Conservancy, Kaffernbüffelkadaver

Dürre im Lumo Conservancy, Grantgazelle

Dürre im Lumo Conservancy, Kongoni

Lion Rock im Lumo Conservancy

Dürre im Lumo Conservancy, Gelbe Paviane

Dürre im Lumo Conservancy, Gelbe Paviane

Dürre im Lumo Conservancy, Gelber Pavian

Soroi Lion Bluff Wasserstelle, Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya

Soroi Leopards Lair Cottage
Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy
Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy



Nach dem sehr späten Frühstück, welches ja eher ein Lunch war, fuhren wir wieder in die Ebene hinunter um auch die Taita Hill Seite zu besuchen, wo wir uns ebenfalls einen Überblick verschaffen wollten. Schon bei unserer Anfahrt in das Gebiet mussten wir feststellen, dass es auch auf dieser Seite des Reservates so gut wie nichts mehr zu fressen gab. Der eigentlich immer, zumindest ein wenig Wasser führende Bura Damm lag ausgetrocknet vor uns. Man war zwar gerade mit schwerem Gerät dabei den Dam auf eine hoffentlich kommende Große Regenzeit vorzubereiten, aber aktuell war der kleine Stausee und die Umgebung sehr trocken. In dem kleinen Bachlauf hinter dem Dam, befand sich nicht ein einziger Tropfen Wasser. Der Sumpf bzw. die große Wasserstelle an der Salt Lick Lodge war ebenfalls ausgetrocknet. In folge des fehlenden Wassers und vor allem aufgrund fehlender Nahrung, war die Anzahl der verendeten Kafferbüffel weiter gestiegen. Aber auch verhungerte oder verdurstete Kongonis und Zebras mussten wir immer wieder passieren. Zum Glück war die Anzahl der Geier, im Gegensatz zum Oktober gestiegen, so dass die Natur zumindest anfing aufzuräumen und die Spuren der Dürre zu beseitigen.
Doch es lag Hoffnung in der Luft, gegen 16 Uhr verdunkelten immer mehr Wolken den Himmel und am späten Abend fielen tatsächlich einige wenige Regentropen. Im warsten Sinne des Wortes Tropfen auf heiße Steine!

Lumo Conservancy
Lumo Conservancy, Elend Antilope Lumo Conservancy, Wasserbock

Lumo Conservancy, Elend Antilopen

Lumo Conservancy, Elend Antilopen
Lumo Conservancy, Riedbock Lumo Conservancy, Riedbock, Weibchen

der Regen kommt, Lumo Conservancy Ende März 2023


Fast unerwartet hatten wir am Nachmittag drei jüngere, erwachsene Löwenmännchen entdeckt. Ganz in Katzenmanier dösten die Löwen neben einem Bush, unweit einer der Pisten zwischen Lions Bluff und Taita Hills Lodge. Wie fast alle Löwen der Region, so sahen auch diese drei gesund und mehr als gut ernährt aus. Tatsächlich waren wir sehr gespannt welche Stellung bzw. welchen Rang diese drei Raubkatzen im Reservat inne hatten, gingen wir doch eigentlich davon aus, dass die Lumo Löwen von einem einzelnen alten Löwenmännchen geführt wurden, welches wir seit mehreren Jahren hier beobachteten. Den alten Pascha, der genau wie eines der Weibchen, ein Senderhalsband trägt hatten wir zuletzt im Oktober mit seinem Rudel am Lions Rock beobachtet. Mit dieser ersten unerwarteten Beobachtung hatte Lumo und seine Löwen mich sofort wieder in seinen Bann gezogen und ich war gespannt auf weitere Sichtungen. Gab es vielleicht sogar ein zweites Löwenrudel, waren die drei Männchen alleine und nur auf der Wanderschaft? Diese sowie andere Fragen gingen mir durch den Kopf, als wir in der Nähe der Raubkatzen standen und sie beobachteten.

Wir blieben an diesem Nachmittag lange bei den drei Löwen Männchen. Möglicherweise kannten wir sie sogar schon und hatten die Kater vor rund 12 Monaten mit einem der Weibchen am Bura Damm beobachtet? Als die Dämmerung langsam einsetzte erhoben sich die Drei nacheinander und zogen langsam und eher ziellos los. Eines der Männchen hatte eine auffällige helle Mähne, wobei die Mähne bei allen dreien noch nicht in voller Pracht vorhanden war. Natürlich bestand imm Tsavo Gebiet auch immer die Möglichkeit das die Löwenmännchen grundsätzlich spärlich oder gar nicht über eine Mähne verfügten und die alten "Man Eater Gene" sich durchsetzten. Aber dieses Rätzel würde die Zukunft für uns lösen. Zunächst freuten wir uns die drei im Reservat gefunden zu haben und folgten ihnen, bis sie irgendwann aus unserer Sicht entschwanden.

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates

Löwen Männchen, die neuen Herrscher des Lumo Reservates




Die am Nachmittag verheißungsvoll aufgezogenen Wolken ließen uns zumindest auf Regen hoffen und so waren wir Gespannt auf das was uns die nächsten Tage und Nächte bringen würden. Das wir trotz des wenigen Wassers und der Dürre neben auffällig vielen Elend Antilopen ausgerechnet Wasser- und Riedböcke beobachten konnte verwunderte uns etwas.
An jenem ersten Abend im Reservat fuhren wir bereits kurz nach dem Sonnenuntergang wieder hoch zu unserem Banda, wo wir unser Abendessen noch zubereiten mussten. Schon immer hatten wir es gemocht uns selber zu versorgen. Selbstversorgung machte uns in der Wildnis weitestgehend unabhängig und gab uns ein zusätzliches Gefühl von Freiheit. Währen der Corona Pandemie, in der wir öfter den je auf Selbstversorgerunterkünfte gewechselt hatten, gab es uns außerdem ein Gefühl der Sicherheit vor möglichen Anteckungen. Mit den neu aufgebauten Soroi Leopards Lair Cottages hatten wir in dieser Zeit eine der schönsten und für uns praktischsten Unterkunft im Tsavo Gebiet gefunden. Das wir fast nebenbei, einige unserer Vorstellungen und Ideen in die Neugestaltung der Cottages mit einbringen konnten, war ein angenehmer Nebeneffekt und machte das Camp nochmehr zu einem neuen Zuhause für uns als ohnehin. Die kleine Außenküche auf der Terrasse vor dem Banda bot alles und noch viel mehr, was man zum Kochen benötigte. Der große Vierflammenkocher konnte mit einem ganzen Topf- und Pfannenset bestückt werden, der kleine Kühlschrank reichte für zwei bis drei Personen und mehrere Tage Lebensmittel, dazu eine Spüle, ein Geschirrschrank und ein Vorratsschrank. Im Zimmer selber gab es nun ein großes Doppelbett, einen kleinen Schreibtisch und einen offenen Kleiderschrank, sowie einen permanenten Wasserspender für frisches Trinkwasser. Angeschlossen an den Schlafraum war ein kleines Badezimmer mit Dusche und WC. Alles sehr gemütlich und voll und ganz ausreichend für ein paar entspannte Tage in der Wildnis. Egal, ob man sich so wie wir, selber versorgen wollte oder den guten Service und Rundum Full Board Versorgung gebucht hatte. Zwei der nur vier Bandas verfügten über ein drittes Bett.

Taita Hills / Lumo Conservancy

Taita Hills / Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya
Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya




Eigentlich hatten wir ja auf dieser recht langen, sechswöchigen Safari schon mehr als genug erlebt, aber speziell die Chance, auf nachtaktive Tiere wollten wir natürlich ausnutzen. Bisher hatten wir auf unseren Night Game Drives im kleinen Lumo Resevat zwar schon diverse nachtaktive Tiere, wie z.B. einen schwarzen Serval, beobachten können, aber ein Erdferkel fehlte nach wie vor in unserer "have seen" Liste. Die grundsätzlich selten zu beobachteneden Tiere fehlten genauso in unserer "have to see" Liste, wie Schuppentiere in freier Wildbahn. Da bisherigen Nachtpirschfahrten, die manchmal bis über Mitternacht hinaus gedauert hatten, zwar nie langweilig und ohne Sichtungen aber dennoch ohne die Begegnung mit den oben genannten Tieren verlaufen waren, hatte ich mir überlegt die Nachtpirschfahrt auf die Morgenstunden zu verlegen. Auf diese Weise wollten wir heraus bekommen, welches Wild in den letzten Nacht bzw. ersten Morgenstunden noch oder schon unterwegs waren.
"Wir fahren aber jetzt nicht jeden Morgen um vier raus oder?" hatte Petra anfangs wenig begeistert von meiner Idee reagiert, wollte aber natürlich trotzdem dabei sein, als wir nach der ersten Nacht am frühen Morgen in der Dunkelheit starteten. Zunächst hieß es allerdings erst einmal unbehelligt zum Fahrzeug zu gelangen. Sorgfältig leuchteten wir deshalb, die aktuell gut überschaubare Umgebung ab, suchten nach reflektierenden Augenpaaren und Bewegungen in den Büschen und dann ging es gleichzeitig vorsichtig und langsam in Richtung Land Cruiser. Die Scheinwerfer in unseren Händen waren dabei ständig in Bewegung und schwenkten von rechts nach links, bis wir endlich das Fahrzeug erreicht hatten. Bei solchen kleinen Fußmärschen, machte ich mir viel weniger Gedanken um Löwen, als viel mehr um Elefanten oder Kaffernbüffel, die in der Dunkelheit oft schwer zu erkennen waren und die oft und regelmäßig die Nähe der Camps aufsuchten.

An diesem frühen Morgen entdeckten wir aber außer ein paar schnell flüchtenden Kudu Weibchen, kein weiteres Wild in der Nähe des Camps. Anders als im Laikipia Gebiet, wo wir das Glück hatten Große Kudus zu beobachten, hatten wir es hier im Tsavo Gebiet wieder mit den Kleinen oder Lesser Kudus zu tun.
Einmal mt dem Fahrzeug aufgebrochen, ereichten wir nach wenigen Minuten die Ebene und begannen sogleich mit Hilfe des Handscheinwerfers die Savanne abzusuchen. Wie am Tag zuvor mussten wir uns aber mit wenigen, im Grunde sehr wenigen Beobachtungen und kurzen Begegnungen zufrieden geben. Eine scheue Weißschwanzmanguste war dann das erste nachtaktive Säugetier, welches schnell durch das Scheinwerferlich huschte und nur kurz zu sehen war. Dann plötzlich erneut zwei Augenpaare, die genauso schnell verschwunden waren, wie sie aufgetaucht waren.
"Das waren keine Mangusten!" stellte Petra gleich fest und leuchtete ebenfalls mit einer Taschenlampe aus dem offenen Fenster.
"Da! Da rennt etwas!" zeigte sie nach links und dann erkannten wir einen kleinen Löffelhund.
"Da ist noch einer!" stellte ich begeistert fest und folgte den beiden kleinen Kerlen, die recht schnell in der Nacht unterwegs waren. Immer wieder stoppten die Füchse und steckte ihre Nasen in kleine Termitenbauten und Büsche, ehe sie flink und fast im Zick Zack weiter liefen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich einmal sitzen blieben und sich eng aneinander drückten und uns somit einne Chance auf einige eher schlechte Ablichtungen boten.
"Das war ein guter Start in den Tag und somit hat sich das frühe Aufstehen auch gelohnt!" rechtfertigte ich mich vor Petra und erntete ein beipflichtendes Lächeln.

Löffelhunde bei der sehr frühen Morgenpirsch
Löffelhunde bei der sehr frühen Morgenpirsch Löffelhunde bei der sehr frühen Morgenpirsch

Löffelhunde bei der sehr frühen Morgenpirsch



Da uns die Löffelhunde in Richtung Lion Rock geführt hatten nutzten wir nach der ersten Wildbegegnung die Gelegenheit und umkreisten den großen Felsen um nach Katzen zzu suchen. Aber nach Löwen suchten wir an diesem Morgen vergeblich. Stattdessen entdeckten wir bei Tagesanbruch einige magere Kaffernbüffel auf dem Plateau, die an den wenigen, verbliebenen Grashalmen zupften und aus den kleinen Pfützen das wenige Wasser soffen, das sich während eines kurzen nächtlichen Regens dort gesammelt hatte. Die schweren Regenwolken hingen immer noch über dem Lumo und so tat sich die Sonne etwas schwer den neuen Tag auszuleuchten und zu erwärmen.


Kaffernbüffel auf dem Lion Rock

Lion Rock, Lumo Conservancy



"Katzenwetter! Wenn nicht hier, dann vielleicht unten am Bachlauf" bemerkte ich nach der Büffelsichtung und steuerte in Richtung "Daktari Brücke". Unterwegs begegnete uns ein anderer Geländewagen:
"Any lions on the rock?" fragte mich der Fahrer.
"No, just buffalos!" antwortete ich dem Guide.
"At nr. 4, there are many lions, males and females!" erklärte mir daraufhin mein Gegenüber.
"Asante!" bedankte ich mich und dann trennten wir uns nach dem kurzen Gespräch. Als wir uns wenig später der Wegmarkierung Nr. 4 näherten, erkannten wir schon von Weitem einige Löwen und drei weitere Land Cruiser. Mit etwas Abstand zu den anderen Fahrzeugen und den erkannten Löwen, stoppte ich den Wagen und wollte mir einen Überblick verschaffen. Wir sahen die drei Männchen vom Vortag und entdeckten außerdem 2 ausgewachsene Weibchen. Wobei eines der Weibchen neben einem augenscheinlich frisch erlegten Kaffernbüffel lag. Da wir am Vortag mit einem der Sunworld Guides die Handy Nummern ausgetauscht hatten, rief ich sogleich Obadiah an:
"We have the 3 male lions and two femals here, next to nr. 4!" erklärte ich ihm kurz. Da die Gruppe für uns nun nicht unbedingt "many lions" waren, griff ich zum Fernglas und suchte die Umgebung nach weiteren Großkatzen ab. Während ich mir hierbei dann nacheinander die drei, ein wenig verstreut im Gelände liegenden Männchen noch einmal genau ansah, stockte ich nicht nur in der Bewegung, sondern mir stockte auch der Atem:
"Pangoline, da vorne neben dem Löwen liegt ein Pangoline!" prustete ich los.
"Wo?" fragte Petra verdutzt und starrte in die Richtung, in die ich aufgeregt zeigte.
"Da, keine drei Meter neben dem rechten Löwen! Das ist kein Termitenhügel, der rote Haufen ist ein Pangoline!" Dann nahm ich wieder mein Handy und meldete Obadiah betont kurz und sachlich:
"and a Pangoline as well!"
"what? A pangoline? Wow, wow! Will be there soon!" antwortete Obadiha fast genauso aufgeregt wie ich.

Das Pangoline lag regungslos und wie versteinert da und so wie es aussah hatte niemand der anderen Anwesenden es bemerkt. Alle starrten, die ebenfalls wenig aktiven Löwen an. Plötzlich kam ein wenig Leben in den kleinen roten Haufen, der tatsächlich wie einer der kleinen Termitenhügel aussah. Vorsichtig entrollte sich das Pangoline und wir konnten zum ersten Mal den kleinen Kopf erkennen. Doch nachdem kurz darauf eines der Löwen Weibchen aufgestanden war und über die Piste lief auf der wir standen, kam auch etwas mehr Bewegung in die drei Löwen Männchen. Kaum aber richtete sich der Löwe neben dem Pangoline auf, rollte dieses sich wieder zusammen und bewegte sich nicht mehr. Der Löwe der wenige Meter neben dem Schuppentier lag, nahm nicht die geringste Notiz von dem ungewöhnlichen Urtier, er stand irgendwann auf und ging davon. Natürlich verfolgten alle Fahrzeuge die vor Ort waren, nun die Aktivitäten der abziehenden Löwen. So bekam eigentlich außer uns keiner mit, wie das dritte Löwen Männchen sich erhob und unmittelbar zum Pangoline lief. Gespannt verfolgten wir das Geschehen und einem Moment sah es so aus, als wolle der Löwe den ungewöhnlichen Klumpen genauer untersuchen, doch dann schnüffelte er nur kurz an dem Schuppentier und ordnete es vermutlich als uninteressant, unerreichbar oder als nicht fressbar ein, zumindest zog er ebenfalls hinter den Weibchen hinterher. Der rote Haufen blieb sich selbt überlassen.

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Löwen und Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy



Wenige Minuten nachdem die Löwen verschunden waren, entrollte sich das Schuppentier und inspizierte vorsichtig die Umgebung. Die irgendwo hinter unserem Fahrzeug brüllenden Löwen interessierten uns erst einmal genauswenig, wie sich das Pangolin für das Brüllen interessierte. Im Rückspiegel des Land Cruisers nahm ich nur kurz wahr, wie eines der Weibchen sich fauchend den Männchen entgegenstellte. Natürlich blieben wir bei dem Steppenschuppentier und sahen begeistert zu, wie das faszinierende Tier auf zwei Beinen loslief und dabei recht schnell unterwegs war. Es war unsere erste Begegnung mit einem Schuppentier und wir hatten tatsächlich nicht gewusst, das sich speziell die Steppenschuppentiere überwiegend auf zwei Beinen fortbewegten. Mit ihren überdimensionalen, kräftigen Schuppen und den kurzen Vorderbeinen, wirkten die Urtiere dabei wie Minidinosarier. Das mit dichten, harten Schuppen bedeckte, eigentlich eher nachaktive Tier hatte es recht eilig so dass wir vermuteten, dass die Löwen das rechtzeitige erreichen des Tagesquartiers verhindert hatten und der kleine Kerl nun schnellst möglich in sein Versteck wollte. Gut 20 Minuten konnten wir zusehen wie das Schuppentier zielstrebig durch die Savanne und das wenige, trockene Gras wanderte, bis es letztendlich einen Termitenhügel erreichte und darin verschwand. Neugierig konnten wir es nicht seinlassen sein Versteck genauer zu erkunden und konnten so tatsächlich das zusammengerollte und ruhende Schuppentier in seinem Nachtquartier entdecken. Das Steppenschuppentier (Smutsia temmmincklii) ist nach dem Riesenschuppentier die zweitgrößte Pangoine Art von insgesamt vier Schuppentierarten in Afrika. Weltweit gibt es acht verschiedene Arten, die alle sehr stark gefährdet sind!

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy
Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy


Nach dieser, für uns, unglaublichen Begegnung suchten wir doch noch einmal nach den Löwen und fanden sowohl die drei Männchen, als auch die beiden älteren Weibchen ganz in der Nähe und unter einem Bush ruhend. Grundsätzlich wäre die Pangoline Sichtung eigentlich Grund genug gewesen um die Pirschfahrt abzubrechen und den Rest des Tages entspannt am Banda zu verbringen, aber der Tag hatte ja erst begonnen und schließlich wollten wir ja auch noch ein wenig mehr über die Löwen des Lumo Reservates wissen und so ging unsere Pirsch durch das trockene Reservat weiter.
Von Obadiah hatten wir den Hinweis auf zwei jüngere Weibchen am Lion Rock bekommen und diesem Hinweis wollte wir unbedingt nachgehen, ehe wir zurück zum Camp fahren wollten. Da die Entfernungen im Lumo Conservancy überschaubar sind, dauerte es nicht lange, dann hatten wir den Lion Rock erreicht und entdeckten tatsächlich ganz oben auf dem schwarzen Felsen erst eine und dann die zweite Löwin. Im Gegensatz zu den gut genährten Artgenossen, die wir an diesem Morgen zuerst beobachtet hatten, sahen diese beiden jungen Löwinnen eher hungrig aus. Es dauerte dann auch nicht lange, da setzten sich die Raubkatzen in Bewegung und kamen den Felsen hinunter. Während das eine Weibchen sich für eine Gruppe Kaffernbüffel interessierte, beobachteten wir die andere, wie sie einen älteren Büffelkalbkadaver zwischen Grassbüscheln aufstöberte und davon schleppte. Kurze Zeit später, erschien sie dann aber ohne den Kadaver ebenfalls unterhalb des Lion Rock.

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy


hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy

Kaffernbüffel im Lumo Reservat

hungrige, junge Löwen Weibchen im Lumo Conservancy



Aufmerksam beobachteten beide Löwinnen die Kaffernbüffel, als diese jedoch weiter zogen und die Löwinnen ihnen, anders als erwartet, nicht folgten, beschlossen wir zunächst in Richtung Camp zu fahren. Unsere ausgesuchte Strecke führte uns an dem Felsplateau unterhalb der Lion Bluff Lodge vorbei. Im Oktober hatten wir dort mehere Tage lang eine Löwin bei der Aufzucht ihrer drei Jungen beobachtet. Zu unserer Überraschung entdeckten wir an jenem Tag keine Löwen, sondern einen flinken und leider viel zu schnell fliehenden Ägyptischen Mungo. Eine Tierart, die wir bisher immer nur auf der Flucht erlebt hatten und so gab es auch dieses Mal wieder nur ein Fluchtbild.

Ägyptischer Mungo im Lumo Reservat



Oben am Soroi Leopards Lair Camp angekommen, bereiteten wir uns ein mehr als üppiges Frühstück. Brieten Spiegeleier und Toast in den verschiedenen Pfannen, erwärmte Bohnen in Tomatensoße, schnitzten Pommes aus den Kartoffeln und schnitten Mangos auf. Dazu heißen Tee sowie kalten Orangesaft und das ganze mit Blick in die weite Savanne unter uns. Wir fühlten uns einfach nur wohl und genossen das Bushleben, zu dem wohl oder übel auch der Abwasch gehörte. Während Petra nach der der gemeinsame erledigten Küchenarbeit ein wenig Schlaf nachgeholt hatte, war ich auf der Terrasse sitzen geblieben und blickte hinunter in die Wildnis. Nebenbei versuchte ich über Fahrer und Camp Manager Infos über Geparden Sichtungen zu bekommen.

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen erst am späten Nachmittag noch einmal nach den Löwen zu sehen und nach Geparden zu suchen, aber das Wetter hatte urplötzlich gewechselt und es zogen wider dunkle Regenwolken auf. Minuten nach der Verdunkelung schien die Welt unterzugehen, es regnete nicht, sondern es fiel einfach nur Wasser aus dem Himmel. Der ganze Spuck dauerte keine dreißig Minuten, dann stand die Savanne unter uns unter Wasser. Lumo glich einer Seen Platte. Dichte Nebelwolken bildeten sich über der eben noch staubtrockenen Savanne und hüllten alles in ein gespenstisches Licht! Petra, die von dem auf das Dach trommelnden Regen und dem Gewitter wach geworden war starrte erstaunt in die, von einem Augenblick auf den nächsten, veränderte Landschaft.
"Was war das!" sah sie mich mehr als überwältigt an.
"So etwas ähnliches wie die Sintflut!" grinste ich,
"Aber Regenwetter ist Katzenwetter! Lass uns mal runter fahren. Denke, ist jetzt auch gut für Schildkröten, Warane und Schlangen!" ergänzte ich und wechselte den Kikoi von meinen Hüften gegen Hemd und Hose.

am Soroi Leopards Lair Cottage am Soroi Leopards Lair Cottage

am Soroi Leopards Lair Cottage
am Soroi Leopards Lair Cottage am Soroi Leopards Lair Cottage


am Soroi Leopards Lair Cottage

der Regen kommt, Leopards Lair Cottage

Lumo Conservancy nach einem kurzen Unwetter



Wenig später pirschten wir in der nassen Savanne und beobachteten die aus der Lethargie der Hitze und Trockenheit erwachten Tiere. Kudus leckten die Tropfen von den Ästen. Kaffernbüffel, Kongonis, Elend Antilopen sowie andere Tiere soffen aus den Wasserlachen auf den Pisten und es dauerte gar nicht lange, da entdeckten wir eine erste Leopardschildkröte an einer der Pfützen. Wenig später eine weitere, etwas kleinere Leopardschilkröte und dann auch erste rote Elefanten. Als wir uns nach der Begegnung mit den Dickhäutern, der Wasserstelle unterhalb der Lions Bluff Lodge näherten, kamen wir nur Sekunden zu spät, um eine Löwin beim Anschleichen an einige Büffel an der Wasserstelle zu beobachten. Gerade hatten wir die Löwin vor uns entdeckt, da stürmte die Raubkatze auch schon auf die Wasserstelle zu und im selben Moment galoppierte eine kleine Gruppe Kaffernbüffel auf der anderen Seite des Wasserlochs die Böschung hinauf und floh. Die Löwin setzte sofort nach und sprang einem der hinteren Büffel von Rückwärts an. Dieser wirbelte sofort herum und griff die Löwin mit gesenktem Haupt an. Die Löwin hatte ihr erstes Ziel erreicht, sie hatte den Büffel von seiner Gruppe getrennt. Jedes Mal, wenn der Büffel seinen Artgenossen folgen wollte, Griff die Löwin wieder von hinten an. Zweimal sprang sie von rückwärts auf den Kaffernbüffel. Wir waren noch gut 500 Meter von den beiden Kontrahenten entfernt und hatten Schwierigkeiten eine geeignete Möglichkeit für die Annäherung zu finden. Als wir dann endlich einen Weg gefunden hatten, hatte die Löwin jedoch aufgegeben und ließ den Büffel entkommen.

Lumo Conservancy nach einem kurzen Unwetter

Lumo Conservancy nach einem kurzen Unwetter
Kongoni freut sich über frisches Regenwasser Elend freut sich über frisches Regenwasser

Lumo Conservancy nach einem kurzen Unwetter
Schreiseeadler im Lumo Conservancy Warzenschwein im Lumo Conservancy

Leopardschildkröte freut sich über frisches Regenwasser
Kronenkibitz Leopardschildkröte

Leopardschildkröte freut sich über frisches Regenwasser
Tüpfelhyäne im Lumo Conservancy Weissrückengeier im Lumo Conservancy

Zebras nach einem Regenguss im Lumo Conservancy

junge Leopardschildkröte im Lumo Conservancy

Kaffernbüffel
Rotschnabelmadenhacker nach einem Regenguss im Lumo Conservancy Rotschnabel Tocko nach einem Regenguss im Lumo Conservancy

Elefanten im Lumo Conservancy

nach einem Regenguss im Lumo Conservancy

vergebliche Büffeljagd im Lumo Conservancy



Mit dieser einzelnen Löwin wussten wir aktuell nun bereits von fünf Weibchen und drei Männchen im Reservat. Um sicher zu gehen, dass wir keines der Weibchen doppelt zählten, suchten wir nach den Löwen vom Vormittag und fanden die beiden Weibchen zusammen mit den Männchen in der Nähe des Büffel Kadavers. Das blonde und offensichtlich kräftigste Männchen war gerade dabei am Kadaver zu fressen und zerrte an dem toten Kaffernbüffel herum. Es war immer wieder unglaublich mit welcher Kraft die Löwenmännchen einen bis zu 900kg schweren Büffelbullen bewegten. Wir blieben eine Weile bei den Löwen und beschlossen dann den ereignisreichen Tag am Lion Rock mit einem weiteren Sundowner ausklingen zu lassen.
Nach dem entspannten Drink in der Wildnis und bevor wir hoch zum Camp fuhren, sahen wir noch einmal zum Termitenhügel, in dem das Pangoline auch weiterhin schlief. Gespannt nahmen wir uns vor, auch am nächsten Morgen nach dem Schuppentier in der Höhle zu sehen.
An unserem kleinen Banda angekommen, ging es dann zunächst erst einmal wieder an die Zubereitung des Abendessens, ehe wir dann irgendwann nach dem Dinner, einer heißen Dusche und einer letzten Zigarette recht früh im Bett verschwunden waren.

erfolgreiche Büffeljagd, Löwen am Kaffernbüffel Kadaver

erfolgreiche Büffeljagd, Löwen am Kaffernbüffel Kadaver

erfolgreiche Büffeljagd, Löwen am Kaffernbüffel Kadaver


Lumo Conservancy, Sundowner am Lion Rock

Lumo Conservancy, Sundowner am Lion Rock
Lumo Conservancy, Sundowner am Lion Rock Lumo Conservancy, Sundowner am Lion Rock

Lumo Conservancy, Sundowner am Lion Rock
Pangoline, Schuppentier im Termitenhügel Pangoline, Schuppentier im Termitenhügel

Soroi Leopards Lair Cottage, Selfcatering Soroi Leopards Lair Cottage, Selfcatering


Unseren dritten Tag im Lumo Reservat begannen wir zwar auch früh, aber nicht so früh wie am Vortag und genau das war eine gute Entscheidung. Als wir nämlich nach unserem Morgentee den kleinen Weg zum Land Cruiser hinauf gingen, entdeckte ich im Scheinwerferlicht frische Kaffernbüffel Spuren mitten auf dem schmalen Fussweg, von den Tieren selbst war zum Glück nichts mehr zu sehen.

Wie geplant steuerten wir zunächst den Pangoline Schlaffplatz an. Entdeckten dann aber das Löwenrudel unweit der Stelle, wo wir sie vor ungefähr 12 Stunden verlassen hatten. Die Raubkatzen hatten einen weiteren Kaffernbüffel gerissen. Die durch die Dürre geschwächten, großen Wiederkäuer schienen eine leichte Beute für das Rudel zu sein. Neben den drei Männchen, zählten wir an jenem Morgen, vier ältere Weibchen und zu unserer großen Freude, drei Junge Löwen, die ungefähr 6 Monate alt sein mussten. Es lag für uns also nahe, dass es sich um die drei Jungen handelte, die wir im Oktober kurz nach ihrer Geburt mehrere Tage beobachtet hatten. Ungewöhnlich war nur, dass ihre vermeintliche Mutter nicht bei ihnen war, sondern augenscheinlich nur Tanten. Ihre Mutter hätte eigentlich genau wie das alte Männchen, ein Senderhalsband tragen müssen. Es tauchten also erneut Fragen für uns auf.
Während die drei Männchen an jenem Morgen bereits mit vollgefressenen Bäuchen im Schatten einiger Büsche lagen, durften wir zusehen, wie eine der Löwinnen zusammen mit den Jungen vom Kadaver fraß. Die drei jungen Löwen hatten sich prächtig entwickelt und auch ihre Bäuche waren bereits prall gefüllt. Dennoch konnten sie anscheinend nicht genug bekommen. Irgendwann waren dann aber auch die Kleinen satt und zogen sich zusammen mit dem Weibchen ebenfalls in den Schatten zurück.

Soroi Leopards Lair Cottage, Selfcatering Soroi Leopards Lair Cottage, Büffelspuren am Morgen

Löwe, Männchen, Lumo Conservancy

Löwe, Weibchen mit Jungtier

Löwen am Büffelkadaver, Lumo Conservancy

Löwen am Büffelkadaver, Lumo Conservancy

Löwen am Büffelkadaver, Lumo Conservancy
Löwen am Büffelkadaver, Lumo Conservancy schlafende Löwin im Lumo Conservancy

schlafende Löwin im Lumo Conservancy

vier Löwen Weibchen mit 3 Jungtieren, Lumo Conservancy

drei Löwen, die neuen Herrscher im Lumo Conservancy



Nach der Zeit bei den Löwen kontrollierten wir den Termitenhügel, aber das Pangoline hatte sich vermutlich eine andere Schlafgelegenheit gesucht, zumindest trafen wir es nicht mehr in seinem ursprünglichen Versteck an. Da wir uns sicher waren, dass die satten Löwen uns an diesem Tag nicht verloren gehen würden, hatten wir beschlossen nach einem Geparden zu suchen, von dem wir am Morgen im Camp erfahren hatten. Die schlanke Raubkatze war in den frühen Morgenstunden unterhalb des Camps bzw. zwischen Lodge und Camp gesehen worden. Aber entweder war die gefleckte Katze längst weiter gezogen oder sie hattte sich gut verborgen, wir konnten sie jedenfalls unterhalb der Lodge nicht aufspüren. Immer weiter dehnten wir deshalb unsere Suche aus und konzentrierten uns dabei auf Gebiete in denen wir bei unseren letzten Besuchen eigentlich immer erfolgreich nach Geparden gepirscht hatten. Nach einer Weile stießen wir bei der Katzensuche auf eine Kolonie Zwergmangusten und ließen uns von den quirligen Zwergen die Zeit vertreiben. Die kleinen Raubtiere turnten auf und um einen Termitenhügel herum und wirkten dabei sehr abgelenkt. Aber immer war mindestens ein Wächter damit beschäftigt die Umgebung und den Luftraum zu überwachen. Drohte Gefahr, erklang ein schriller Pfiff und Sekunden später hatten sich meist alle Gruppenmitglieder irgendwo in Sicherheit gebracht. Wobei es nie lange dauerte, bis wieder erste Köpfe erschienen und das muntere Treiben, Gezanke und die Suche nach Fressbarem weiterging. Die lustig grinsenden, kleinen Säugetiere wirkten so friedlich wenn sie spielten oder uns einfach nur ansahen, aber wenn sie anfingen sich zu Streiten und ihre kleinen weißen Zähne aufblitzen, wurde einem schnell klar, dass man es mit Räubern zu tun hatte.
Den eigentlich gesuchten Geparden konnten wir an diesem Vormittag allerdings nicht aufspüren und hatten auch keine neuen Hinweise bekommen können. Dennoch entdeckten wir immer wieder kleine Überraschungen, wie zum Beisspiel eine muntere Halswender Sumpfschildkröte, die zwischen den neu entstandenen Wasserlöchern herum krabbelte. Aber auch die haushohen Masai Giraffen hatten sich an den ersten beiden Tagen nicht blicken lassen und zeigten sich nun sogar mit Nachwuchs. Trotz der Wolken war es wieder schnell sehr heiß geworden im Lumo Reservat, so dass wir gegen Mittag zu einem weiteren späten Frühstück unser Camp anfuhren.

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Zwergmangusten im Lumo Conservancy

Regen bedeutet Leben im Lumo Conservancy

Sumpfschildkröte im Lumo Conservancy

Sumpfschildkröte im Lumo Conservancy

Masai Giraffen im Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage
Soroi Leopards Lair Cottage, Selbstversorgung Soroi Leopards Lair Cottage, Selbstversorgung

Soroi Leopards Lair Cottage, Selbstversorgung

Soroi Leopards Lair Cottage, Selbstversorgung



Am frühen Nachmittag hatte es dann ein weiteres mal geregnet. Nicht so heftig wie am Vortage aber stark genug um die vielen neuen oder alten Wasserstellen weiter mit Wasser zu versorgen. Wir waren gespannt wann das erste Grün sich zeigen würde und ob wie eine Veränderung der Landschaft noch während unserer Anwesenheit mitbekommen würden. Nachdem der Regen sich verzogen hatte und unsere Suche nach dem Geparden auch am Nachmittag keine Ergebnisse gebracht hatte, dehnten wir das Suchgebiet immer weiter aus und trafen so in der Nähe der Daktari Bridge auf zwei alte Bekannte. Vom trockenen Bachlauf her schlenderten zwei von den drei großen alten Elefantenbullen, die wir aus diesem Gebiet kannten, auf uns zu. Während der größere und ältere Bulle gewohnt relaxt und entspannt war und unsere Anwesenheit unbekümmert duldete, war der zweite Bulle wesentlich vorsichtiger, wenn auch nicht wirklich aggressiv uns gegenüber.
Kurz nachdem der große alte Bulle uns unmittelbar passiert hatte und dann Angefangen hatte aus einem größeren Baum dicke Äste heraus zu brechen, glaubten wir einen Moment an die nächste Sensation. Aber am Ende stand der riesige Jumbo dann doch noch auf drei Beinen, als er sich aufrichtete um die Baumkrone herunter zu reißen. Wir hatten kurz geglaubt er würde sich nur auf die Hinterbeine stellen. Kaum lag das leckere Grün zu seinen Füssen hatte er angefangen Zweig für Zweig heraus zu brechen und zu verspeisen. Sein kräftiger Rüssel schob einen Ast nach dem anderen in sein Maul, während sein Artgenosse einen größeren abgebrochenen Ast dazu nutze seinen Rüssel und die Stoßzähne darauf abzulegen um ein wenig zu schlafen. Wir blieben eine ganze Weile bei den beiden Dickhäutern, ehe wir unsere Pirschfahrt fortsetzten.

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy
hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy
hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy

hautnahe Elefantenbegegnung im Lumo Conservancy



Die Löwen hatten sich wie erwartet an diesem Tag nicht mehr fortbewegt und von dem angesprochenen Geparden entdeckten wir bis zum Abend keine Spur. Dafür bemerkten wir, dass die Anzahl der Geier weiter zugenommen hatte und die Vögel an immer mehr älteren Kadavern ihre Aufgabe erfüllten und ihren Hunger stillten. Friedlich ging es dabei selten zu. Lautstark kämpften die großen Vögel um Fleisch und Hautstücke, als könne ihnen die Beute noch entkommen. Obwohl wir am Himmel so gut wie keine größeren Gruppen der Aasfresser ausmachen konnten, wurde ihr Anzahl an den jeweiligen Kadavern jedes Mal von Minute zu Minute größer. Als erstes waren meist die Weissrückengeier am Kadaver, oft gefolgt von den größeren Ohrengeiern und selten auch von Kapengeiern. Hin und wieder sahen wir Marabus am Ass. Im aktuell beige, rot-braunen Tsavo bzw. Lumo Gebiet wirkte die Szenerie im Moment besonders düster und gespenstisch!

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit
Ohrengeier Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit

Lumo Conservancy, Geier bei der Arbeit



Da wir es trotz oder vielleicht auch wegen unserer entspannten Safariabläufe und verhältnismäßig langen Mittagspausen noch nicht geschafft hatten die oberhalb der Leopards Lair Cottage liegende Soroi Lion Bluff Lodge anzusteuern um Michaela die Managerin zu treffen, hatten wir beschlossen, uns den Sonnenuntergang an jenem Tag oben von der Terrasse der luxeriösen Lodge anzusehen und dabei eine kühle "Bloddy Marie" zu genießen. Das mit der Bloddy Marie hatte dann auch geklappt, aber der erhoffte Sonnenuntergang wurde von vielen Wolken verhüllt. Dafür war der Empfang von Michaela herzlich und wie immer hatte sie viel neues zu berichten und zu erzählen, so dass wir erst spät zu unserem Banda zurück gekehrt waren.
Trotz des wiederholten Regens waren die Tage im Lumo heiß und so beschlossen wir unsere Aktivitäten, ähnlich wie das Wild auf die frühen Morgen und späten Abendstunden zu verlegen, zumindest so lange bis wir neue Hinweise auf Geparden bekommen würden.

Sundowner an der Soroi Lions Bluff Lodge, Lumo Conservancy

Sundowner an der Soroi Lions Bluff Lodge, Lumo Conservancy
Soroi Leopards Lair Cottage Soroi Leopards Lair Cottage



Tag 4 im Lumo Reservat und zwei Tage nach unserer "Once in a lifetime" Sichtung des Pangolines, brachen wir noch einmal eine Stunde vor Sonnenaufgang am Camp auf und fuhren in Richtung des Löwen Rudels. Noch ehe der Tag richtig erwacht war standen wir auf einer Anhöhe unterhalb der Lions Bluff Lodge und suchten mit Hilfe unserer Ferngläsern die Savanne nach Löwen ab, als ich plötzlich zusammen zuckte.
"Hast du was gesehen?" fragte Petra sogleich,
"Nicht durch das Fernglas!" antwortete ich und konnte es selber kaum glauben.
"Was denn?" drängelte Petra ungeduldig,
"Hier vorne läuft ein Pangoline neben dem Auto!" zeigte ich nach untern.
"Quatsch!" war die kurze Antwort, aber da war ich schon ausgestiegen und folgte dem Schuppentier auf der Piste.
"Kannst du vielleicht mal auf die Umgebung achten!" rief Petra.
"Alles gut!" antwortete ich und folgte dem Pangoline, das sich von mir überhaut nicht stören ließ! Erst als das Tier immer weiter in und durch das Gestrüpp gelaufen war, kehrte ich zum Fahrzeug zurück und dann versuchten wir es so gut es ging vom Auto aus im Auge zu behalten. Im Gegensatz zu seinem Artgenossen vor zwei Tagen, hatte es dieses Pangoline nicht eilig in irgend einem Versteck zu Verschwinden. Im Gegenteil nachdem die Sonne aufgegangen war, verließ es sogar seine relativ sichere Umgebung zwischen Felsen und Sträuchern und lief durch die offene Savanne. Anfangs glaubten wir noch es würde einen bestimmten Termitenhügel suchen oder ansteuern aber irgendwie war er ziellos unterwegs, wobei wir auch nicht erkennen konnten, dass es wirklich am Fressen oder auf Nahrungssuche war. Klar war nur, dass es sich definitiv um ein zweites und nicht um das selbe Schuppentier handelte. Dieser Kerl war größer als das erste gefundene Pangoline und bei der späteren Auswertung der Fotos erkannten wir auch deutlich unterschiedliche Schuppen.
"Auch schade, nix mehr once in a lifetime!" lachte ich und freute mich über den gelungenen Start in den Tag. Nach knapp einer Stunden ließen wir den schuppigen Zeitgenossen ziehen und fuhren weiter, schließlich wollten wir durch unsere Anwesenheit nicht unnötig auf ihn aufmerksam machen.

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy
Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy

Ein zweites Pangoline, Steppenschuppentier im Lumo Conservancy



Den restlichen Tagesablauf bestimmten dann wieder die Löwen. Das Rudel bzw. die drei Männchen und die beiden Weibchen, die die Obhut der drei Jungen vom Vorjahr übernommen hatten, hielt sich immer noch in der Nähe des zweiten Büffelkadavers auf, von dem sie im Laufe des Vormittags auch immer mal wieder frassen. Es war für uns sehr interessant zu beobachten, wie die Männchen sich den drei kleinen, jungen Löwen gegenüber verhielten. Denn eines war ziemlich sicher, keiner von ihnen war der Vater der Jungen! Ganz besonders das augenscheinlich stäkste Männchen, das mit der helleren Mähne, suchte immer wieder die unmittelbare Nähe der Weibchen und der drei Jungen. Wobei die beiden Weibchen, die die Obhut der drei Jungen übernommen hatten, die Annäherungsversuche argwöhnisch im Auge behielten und die Männchen immer mal wieder fauchend und Zähne fletschend auf Abstand hielten. Alles sah nach einer Machtübernahme der drei neuen Männchen aus, denn wir konnten die Kater mehrfach beim Reviermarkieren beobachten. So dass wir immer mehr vermuteten, das die drei jüngeren Männchen den alten Revierinhaber vertrieben hatten. Allerdings fragten wir uns auch, wo das Weibchen mit dem Senderhalsband war. Laut Michaela, der Managerin der Soroi Lions Bluff Lodge, war sie unterhalb der Lodge in der Näher der Wasserstelle gesehen worden. Aber warum war sie nicht bei ihren Jungen? Fragen über Fragen, die uns auch noch nach der Safari, zu hause beschäftigten. Wobei wir inzwischen, nach Auswertung alter und neuer Bilder (Stand 15.05.23) davon ausgehen, dass das Weibchen mit dem Cut im rechten Ohr die Mutter ist, die allerdings das Halsband mit dem Sender verloren hat??? Aber noch sind wir uns nicht sicher!

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy
Die Jungen am 29.09.2022

Löwen im Lumo Conservancy
Die Jungen mit Mutter oder Tante am 31.03.2023

Löwen im Lumo Conservancy Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy

Löwen im Lumo Conservancy



Genauso interessierte uns, warum die beiden jüngeren Weibchen, die wir am Lion Rock beobachtet hatten und die wir an diesem Tag immer wieder und sehr lange beobachteten, nicht beim Rudel geduldet wurden. Die beiden jungen Weibchen sahen trotz der beiden üppigen, gerissenen Büffel immer noch sehr hungrig aus. Sie waren zwar nie sehr weit entfernt vom Rest des Rudels, wurden aber von uns auch nie in unmittelbarer Nähe der anderen Löwen gesichtet und durften ganz offensichtlich nicht an die Büffelkadaver heran. Am Nachmittag sahen wir den beiden jungen Löwinnen zu, wie sie erfolglos einen Wasserbock anvisierten und später wie sie genauso vergeblich Impalas ins Visier nahmen. Insgesamt verbrachten wir viel Zeit bei den beiden Raubkatzen und ließen sie eigentlich nur während der heißen Mittagstunden alleine, so dass zumindest wir etwas zu Essen bekamen.

junge Löwen im Lumo Conservancy
junge Löwen im Lumo Conservancy Löwenbeobachtung im Lumo Conservancy

junge Löwen im Lumo Conservancy

junge Löwen im Lumo Conservancy

junge Löwen im Lumo Conservancy
Wasserbock Löwen

junge Löwen im Lumo Conservancy


Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy, Kenya

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy
Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy
Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy



Spannend wurde es dann auch noch einmal, als wir am späten Abend auf dem Weg zum Lion Rock eine größere Herde Gnus wieder entdeckten, die wir schon am frühen Morgen unterhalb der Salt Lick Lodge beobachtet hatten. Die Herde, die aus einem Bullen, gut dreißig Kühen und mindestens 12 Kälbern bestand, graste friedlich mehere hundert Meter abseits der Piste, wobei der Bulle etwa 50 Meter hinter dem Rest der Herde stand. Wir hatten eigentlich nur gestoppt um einen kurzen Blick auf die Herde zu werfen, als ich plötzlich eine Löwin entdeckte. Die gut getarnte und nur mit dem Fernglas auszumachende Raubkatze hatte es augenscheinlich auf den Bullen abgesehen und war ihm schon gefährlich nah gekommen. Gespannt standen wir im Land Cruiser und starrten durch unsere Ferngläser auf das sich anbahnende Szenario. Unsere Nackenmuskeln waren mindestens so angespannt, wie die der Raubkatze. Wir konnten im Gegenlicht des Abends durch unsere Ferngläser nicht erkennen, ob noch weitere Löwinnen in der Nähe waren, vermuteten aber das es sich um die Löwin handelte, die wir bereits bei der vergeblichen Büffeljagd unterhalb der Lions Bluff Lodge beobachtet hatten. Der beige Körper hob sich kaum von der Umgebung ab und das schwindende Tageslicht erschwerte die Beobachtung zusätzlich, manchmal erkannten wir nur ihre dunklen Ohren in der Savanne. Geschmeidig nutzte die Löwin jeden Busch und jeden Strauch als Deckung, trotz der großen Entfernung konnte man sehen wie sie Meter um Meter ihrer Beute immer näher kam. Jeden Moment erwarteten wir ihren Angriff, doch dann zog die Herde auf einmal weiter und der Bulle folgte. Die Distanz zwischen Jäger und Beute wuchs wieder. Die Löwin musste handeln und entschied sich für einen Angriff, aber in diesem Moment war ihre Position ungünstig und der Gnu Bulle bemerkte sie zu früh und entkam mit einem kurzen Galopp.

Lion Rock jagende Löwin im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy
jagende Löwin im Lumo Conservancy jagende Löwin im Lumo Conservancy



Nach der Beobachtung der missglückten Löwenjagd fuhren wir weiter um unseren Lieblingsplatz für einen gemütlichen Sundowner zu erreichen. Der Tag war zwar recht wolkig, aber es war zum ersten Mal seit unserer Ankunft im Reservat trocken geblieben. Grund genug endlich unseren so geliebten Sundowner am Lion Rock zu zelebrieren. Auch wenn ein in der Nähe liegender Kaffernbüffelkadaver uns zwang uns ganz genau nach dem Wind auszurichten.
Während unserer Mittagspause hatten wir am Camp neben Spagettis zum Mittag, noch eine leckere Guacamole zubereitet und ich hatte außerdem einige Fladenbrote in der Pfanne gebacken. Zusammen mit den kühlen Drinks, genau das richtige für unseren Sundowner.
Als wir nach dem nicht wirklich spektakulären Sonnenuntergang zurück zum Leopards Lair Camp fuhren begegneten wir den beiden jungen Löwinnen, ließen sie aber schnell alleine, um ihnen mit unserem Licht nicht die wenige, mögliche Beute zu vertreiben. Nach der Löwenbegegnung nutzten wir noch einmal die Gelegenheit für eine etwas ausgedehntere Nachtpirschfahrt und hatten so das Glück weitere Weißkehlmangusten zu entdecken. Aber die scheuen Mangusten ließen sich genauso wenig länger beobachten oder gar fotografieren, wie die flinke Wildkatze die wir zu guter letzt noch zu sehen bekamen. Obwohl die Vegetation mehr als licht war, gelang es den kleinen nachtaktiven Jägern immer wieder uns schnell zu entkommen. Und selber fahren, leuchten, spotten und fotografieren ist eben eine echte Herausforderung, die nur hin und wieder zum gewünschten Erfolg führt. Aber wir waren uns einig und wussten, dass wir in den letzten sechs Wochen mehr als nur eine ungewöhnliche oder seltene Wildbegegnung hatten und fuhren deshalb zufrieden hoch zum Camp.
Dank des üppigen Mittag Essens, und des leckeren Snacks beim Sundowner, fiel das Abendessen aus und wurde durch weitere Flüssigkeit ersetzt. Die nötigen Eiswürfel holte ich mir wieder vorne aus der Bar des Leopards Lair Camps und vereinbarte bei der Gelegenheit auch gleich ein Lagerfeuer für den letzten Abend.
"Are we still the only guest in the camp!" fragte ich den sympathischen Barkeeper, während ich auf unsere Eiswürfel wartete.
"Tomorrow yes! But the day after there is a new arrival!" antwortete er und reichte mir meine Eiswürfel.
"That´s good. Then please, prepare us a nice camp fire. Tomorrow we will be back in time!" versicherte ich, dass wir am letzten Abend rechtzeitig im Camp sein wollten.

Lion Rock, Lumo Conservancy

Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy

Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy

Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy
Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy

Sundowner am Lion Rock im Lumo Conservancy

Night Game Drive im Lumo Conservancy

Night Game Drive im Lumo Conservancy

Night Game Drive im Lumo Conservancy

Night Game Drive im Lumo Conservancy



Die Nächte im Leopards Lair Camp waren grundsätzlich eher ruhig, einzig am sehr frühen Morgen hörten wir in der Entfernung öfter Hyänen.
Auch am nächsten Morgen waren es die Tüpfelhyänen, die uns weckten und nach denen wir kurz nach Sonnenaufgang suchten, nachdem wir unseren ersten Tee getrunken hatten. Anstatt auf die gesuchten Hyänen stießen wir aber im ersten Sonnenlicht des Tages auf die zwei Löwinnen und die drei Jungen. Während eine der beiden Raubkatzen auf die Junglöwen achtete, war die andere gerade dabei eine Gruppe Kongonis anzuschleichen. Die trotz der starken Regenfälle immer noch braune und jetzt wieder staubige Landschaft, bot der Löwin mit ihrem beigen Fell die perfekte Tarnung. Aber obwohl die Jägerin kaum zu sehen war und langsam, Pfote für Pfote vorsichtig anhebend vorwärts schlich, wurden die vorsichtigen Antilopen frühzeitig misstrauisch und zogen weiter. Die Chancen für einen erfolgreichen Angriff der Löwin verschlechterten sich von Minute zu Minute. Der Löwin blieb nichts anderes übrig als den Kongonis zu folgen. Den geschmeidigen Körper leicht geduckt, arbeitete sie sich langsam vorwärts. Wir konnten das Spiel ihrer Nackenmuskeln im goldenen Sonnenlicht mitverfolgen und trauten uns kaum zu atmen, so sehr knisterte die Spannung. Am Ende nützte aber weder ihre gute Tarnung noch ihre eigentlich gute Taktik etwas und die Kongonis konnten rechtzeitig flüchten. Erst später beim Auswerten der Fotos entdeckten wir den Stachelschweinstachel in der Brust der Löwin, die Katzen schienen in der Nacht auf ein Stachelschwein gestoßen zu sein
Resigniert kehrte die Löwin zu den Jungen und der zweiten Löwin zurück. Gemeinsam zog die kleine Gruppe dann auf eine leichte Anhöhe und in den Schatten einiger Büsche, so dass wir sie nicht mer sehen konnten und deshalb weiter fuhren.

Sonnenaufgang im Lumo Conservancy

Morgennebel im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy

Kongoni
Kongoni jagende Löwin im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy

jagende Löwin im Lumo Conservancy

Löwen am frühen Morgen

Löwen am frühen Morgen

Löwen am frühen Morgen



Wenig später erreichten wir den Lion Rock und der Felsen machten seinem Namen wieder alle Ehre. Auf den Felsplatten zu seinen Füssen, genau dort wo wir am Vorabend unseren Sundowner zelebriert hatten, hielten sich die beiden jungen Löwinnen auf. Vermutlich hatten die beiden jungen Raubkatzen wieder keinen Jagderfolg gehabt, so dass sie gezwungen waren ihren Hunger an dem schon leicht verwesten Büffelkadaver zu stillen. Dann erkannten wir, dass die arme Büffelkuh mit ihrem Kalb im Bauch verendet war. Wie die beiden Löwinnen es allerdings geschafft hatten, das ungeborene Büffelkalb aus dem Büffelleib zu bekommen ohne diesen zu öffnen, blieb uns ein Rätsel.
"Vielleicht lag der Körper des Kalbes auch unter dem der Kuh und wir haben ihn gestern nur nicht gesehen?" überlegte ich laut und Petra meinte:
"Oder sie ist bei der Geburt gestorben?" Alles war möglich. An diesem Morgen jedenfalls fraßen die beiden jungen Löwinnen kurz von den heraushängenden Eingeweiden oder Geburtsresten und an dem Körper des vermutlich ungeborenen Kalbes, ehe sie wieder den Lion Rock erklommen und aus unserer Sicht verschwanden.

Bei dem anschließenden Versuch die Löwinnen wieder zu finden entdeckten wir einen Klippspringer, den wir hier schön öfter beobachtet hatten und seltsamer Weise auch immer nur den einen. Die scheue, kleine Antilope verriet uns durch ihr Verhalten, wo sich die Löwinnen aufhielten ohne das wir diese sehen konnten.

junge Löwen fressen Aas
junge Löwen fressen Aas junge Löwen fressen Aas

junge Löwen fressen Aas

junge Löwen fressen Aas

Klippspringer am Lion Rock im Lumo
Klippspringer am Lion Rock im Lumo Klippspringer am Lion Rock im Lumo



Sekunden nachdem dann auch der Klippspringer aus unserer Sicht entschwunden war, tauchte plötzlich in dem trockenen Gras neben unserem Fahrzeug ein großer Weißkehlwaran auf.
"Na endlich!" kommentierte ich die Sichtung und freute mich. Schließlich hatten wir täglich so gut wie jeden Termitenhügel nach diesen großen Reptilien abgesucht und hatten nicht einmal eine Schwanz- oder Nasenspitze entdeckt.
Wie um uns für die bisherige, vergebliche Suche zu entschädigen hatte es der nun entdeckte Waran dafür weder eilig, noch wollte er sich vor uns verstecken. Seine lange, an der Spitze, geteilte Zunge schoss immer wieder aus dem geschlossenen Maul und tatstete die Umgebung nach Düften und Spuren auf vermeintliche Beute ab. Jede einzelne Züngelbewegung lieferte dem Waran wertvolle Hinweise auf seine Umgebung. Genau wie bei Schlangen wird hierbei der aufgenommene Duftstoff beim Hereinziehen der Zunge am sogenannten Jakobsonschen Organ abgestriffen und dort ausgewertet. Langsam die Felswand herauf kletternd untersuchte der Waran so Felsspalten, kleine Höhlen und einzelne Sträucher. Seine Beute hätten Schlangen, Vögel oder ihre Eier, aber auch Käfer, kleine Säugetiere oder Aas sein können. Aber an jenem Vormittag und so lange wie wir das Reptil beobachteten, fand der Waran keine Nahrung.

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Weisskehlwaran am Lion Rock im Lumo Conservancy

Wiedehopf im Lumo Conservancy



Nach den interessanten Beobachtungen des Vormittags fuhren wir vom Lion Rock direkt zurück zu unserem Banda, wo wir während der heißen Mittagsstunden Nadia und ihrem Mann Ted am Leopards Lair Camp kennen lernten. Nadia studierte das Verhalten der Löwen und ihre Auswirkungen auf die umliegenden Bevölkerung bzw. das mögliche Zusammenleben beider im selben Lebensraum. Vornehmlich hielt sie sich hierfür im Amboseli Gebiet bis hin zum Lake Magadi und im Tsavo West National Park auf. Hatte ich anfangs gehofft von der jungen Damen Neuigkeiten über den Bestand der Lumo Löwen zu bekommen, wurde ich schnell enttäuscht. Es war genau umgekehrt und wir berichteten Nadia von unseren Beobachtungen, Vermutungen und Erfahrungen mit den Löwen in diesem Gebiet. Dennoch freuten wir uns einen neuen und vielleicht irgendwann wertvollen Kontakt geknüpft zu haben.

Bis zum Abend versuchten wir ein weiteres Mal den ganz in der Nähe gesichteten Geparden aufzuspüren, blieben aber wieder ohne Erfolg, sodass wir tatsächlich zum ersten Mal eine Zeit im Lumo verbracht hatten ohne einen der gefleckten Sprinter zu entdecken. Stattdessen fanden wir am späten Nachmittag noch einmal die drei Löwenmännchen und die beiden Weibchen. Auch das Weibchen mit dem Senderhalsband blieb für uns dieses Mal verborgen (Wenn es nicht eine der beiden Löwinnen bei den drei Jungtieren war, was immer warscheinlicher wurde) und so hoffen wir nun auf den Juli, wenn wir zurück im Park sein würden. Genau wie Laikipia und die Masai Mara, hatte das Lumo Reservat uns fantastische Wildbeobachtung beschert und uns unglaubliche Begegnungen erlaubt. So war dann das gemütliche Camp Fire und die selbst gemixten Bloody Mary genau der richtige Abschluss für diese mehr als erfolgreiche Safari.

Sonnenuntergang im Lumo Conservancy

Soroi Leopards Lair Cottage
Soroi Leopards Lair Cottage Soroi Leopards Lair Cottage

Soroi Leopards Lair Cottage
Soroi Leopards Lair Cottage Soroi Leopards Lair Cottage

Jörg und Petra Reinecke im Soroi Leopards Lair Cottage



Natürlich war der Abend am Lagerfeuer nicht das wirkliche Ende der Safari. Schließlich mussten wir ja noch zurück nach Nairobi. Zunächst aber schafften wir es tatsächlich ein klein wenig länger im Bett liegen zu bleiben und bereiteten dann unser letztes Bush-Frühstück zu einer tatsächlichen Frühstückszeit zu und nicht wie an den vergangenen Tagen immer erst gegen Mittag. Unsere Vorräte hatten wir so gut wie aufgebraucht und somit gut geplant gehabt. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Michaela und Bernhard, die die Sunworld Camps im Lumo managen und brachen dann auf in Richtung Nairobi.

Dann kam es, wie ich es befürchtet hatte, wir waren noch keine 30 Minuten aus dem Park heraus, da klingelte mein Handy und ich erhielt eine WhatsApp Nachricht aus dem Park:
"We have a cheetah in front of our Camp, next to Daktari Bridge!" Ich sah kurz auf die Uhr, aber unsere Zeit lief, unser Flieger zurück nach Deutschland startete noch am selben Abend.
"Schön zu wissen, dass mindestens eine Gepardin im Reservat ist. Schade nur, dass wir sie in sechs Tagen nicht gefunden haben!" resümierte ich und fuhr weiter. Unterwegs staunten wir nicht schlecht, als wir rechts und links die grüne Landschaft sahen und je näher wir Nairobi kamen, um so grüner wurde es. Sollten die Regenfälle tatsächlich das Ende der Dürre eingeläutet haben?
"Jetzt bin ich um so gespannter auf den Juli!" erklärte ich Petra, wobei wir beide wussten das wir im Juli eine ganz andere Safari erleben und fahren würden, als wir sie sonst gewohnt waren. Im Juli würden wir mit unseren Kindern und Enkelkindern unterwegs sein. Ein Erlebnis auf das wir uns selber wie kleine Kinder freuten.

Am späten Nachmittag erreichten wir dann Nairobi, steuerten das Haus von Evi und Gerd an, wo wir dieses Mal unsere Safariausrüstung unterstellen wollten und brachten dann mit Gerd zusammen den Land Cruiser zurück zum Sunworld Büro. Anschließend ließen wir uns ein weiteres Mal mit Gerds berühmt, berüchtigten Schnitzeln verwöhnen, ehe Evi und Gerd uns zum Flughafen brachten.
"Bis die Tage!" nahm Evi uns in den Arm und spielte auf unsere nur kurze Abwesenheit an und dann waren wir auch schon im Flughafengebäude verschwunden. Die Ausreiseformalitäten waren genauso schnell und einfach erledigt wie die der Einreise vor knapp sechs Wochen und wenig später waren wir irgendwann in der Luft und auf dem Weg nach Deutschland. Schon jetzt gingen mir erste Gedanken und weitere Planungen für unsere Safari mit den Enkelkindern durch den Kopf, aber eigentlich waren die Zwerge schon mehr als gut vorbereitet. Die Theoretischen Grundlagen waren schon vor Jahren gelegt worden und das Interesse und auch eine Menge Wissen über afrikanisches Großwild mussten jetzt nur noch in die Realität umgesetzt zu werden. Petra und ich freuten uns auf die neue Herausforderung und natürlich auf die nächste Safari.


Jörg und Petra Reinecke auf Safari im Lumo Conservancy - Kenya



Boko Boko - Porini, Farm and Guesthouse