- Die Wildnis ruft - Auf der Suche nach einer Gepardenmutter - Wie immer, unternahmen wir zunächst eine kurze Pirschfahrt um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Neben der neuen Wasserstelle neben dem Foto Hide fuhren wir den Lions Rock an. Trafen aber weder an der Wasserstelle noch am Rock auf viel Wild. Rund um den mächtigen Felsen war die Landschaft zwar zart grün, aber das einzelne Zebra neben einem inzwischen weißen und blanken Kaffernbüffelkadaver spiegelte das aktuelle Bild des Wildbestandes rund um den Lions Rock. Interessanterweise hatten wir den Kaffernbüffel, dessen blanken Reste nun in der Savanne lagen, vor genau einem Jahr hier sterben und verenden gesehen. Nach dem ersten Eindruck fuhren wir unsere Unterkunft an. Oben im Leopards Lair Camp angekommen wurden wir wie immer herzlich begrüßt und dieses Mal durften die fleißigen Helfer auch unser Gepäck aus dem Land Cruiser räumen. Wie so oft waren viele Hände gefragt um Kisten, Getränke und Lebensmittel aus dem Auto in den Banda zu schaffen. Etwas enttäuscht mussten wir feststellen, dass unser Banda Nr. 4 noch von einem Fotografen belegt war. "Don`t worry. If you like you can change tomorrow!" erklärte Bernhard der Manager vom Leopards Lair uns milde lächelnd. "No Bernhard, it´s fine. By the end the Bandas are all the same!" wiegelte Petra den Vorschlag ab, da wir keine Lust hatten noch einmal umzuziehen. "Wir werden ja eh die meiste Zeit unten sein!", ergänzte sie noch und sah mich dabei fragend an. Ich grinste nur. Gleich nachdem wir uns ein wenig sortiert hatten, begannen wir damit uns unser spätes Frühstück zuzubereiten. Wie so oft gab es in der Pfanne geröstetes Toastbrot, Spiegeleier mit Käse überbacken, die Reste unserer extra aufgehobenen Mettwurst und, da es schon fast Mittag war, ein kühles Tusker Bier.
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Nach dem deftigen Brunch, begann Petra gleich damit das von der Küste mitgebrachte Minz-Rinderhack anzubraten. Auch wenn wir im Fahrzeug einen Kühlschrank hatten und unsere Lebensmittel gekühlt bis in den Lumo transportieren konnten, wollten wir am Ende unserer Safari nicht riskieren uns mit irgendetwas den Magen zu verderben! Nachdem die Vorbereitungen für das Abendessen abgeschlossen waren, fuhren wir runter in die grüne Ebene. Kaum hatten wir das Camp verlassen, entdeckten wir eine Familie Kleiner Kudus, weitere Zebras, erste Gnus und Kongonis sowie einige Strauße. Am Vormittag hatten wir unterhalb der Lions Bluff Lodge einen recht frischen Zebrakadaver gefunden, bei dem bereits die Geier ihre Aufgabe der Restebeseitigung übernommen hatten. Der Kadaver ließ uns vermuten, dass die Löwen nicht allzu weit entfernt waren. Wir hofften, dass sie ihre Aktivitäten in die Nähe der Wasserstellen verlegt hatten und fuhren deshalb eines dieser Wasserlöcher gezielt an. Die markante Felsenerhebung, den Lion Rock, klammerten wir zunächst einmal aus. Rund um den Lion Rock und in seiner Umgebung war deutlich weniger Wasser angekommen, als im Rest des Reservates. Die Landschaft in Richtung der mächtigen Felsen war nach wie vor trocken und Dürre prägte das Bild. Weshalb wir neben der erwähnten Wasserstelle den Bura Dam und das Umfeld anvisierten.
![]() ![]() ![]() Nachdem wir die Wasserstelle ausgetrocknet vorgefunden hatten, entdeckten wir auf der Fahrt zum Dam dann wie gehofft die ersten Löwen. Eine der Löwinnen, die wir schon vor zwei Wochen mit den drei Kleinen beobachtet hatten, lag auf einer kleinen Anhöhe und wachte über die jungen Löwen, die im Schatten eines größeren Baumes dösten. Nachdem wir ein bisschen Zeit bei den noch recht schläfrigen Großkatzen verbracht hatten, fingen wir an nach der zweiten Löwin zu suchen. Unsere Suche führte uns über eine der kleinen Brücken auf die andere Seite des Bachlaufes, wo wir einige Zebras entdeckten. Die gestreiften Huftiere grasten friedlich das frische Gras ab und waren so sehr mit Fressen beschäftigt, dass sie, genau wie wir, die Löwin die in unmittelbarer Nähe lauerte nicht bemerkten. Auch wir hatten die Raubkatze recht spät entdeckt. Regungslos und sprungbereit starrte die Löwin auf die Zebras. Jeder ihrer Muskeln schien zum Zerreißen gespannt zu sein. Einzig ihre Schwanzspitze zuckte manchmal leicht hin und her und verriet ihre Erregung. Noch waren die Zebras 20 bis 30 Meter weit weg, aber sie kamen langsam näher. Die Löwin hatte ihre Position gut gewählt, dicht neben einem kleinen Strauch und auf den Boden gedrückt, war sie kaum zu erkennen. Immer weiter näherte sich die Zebras, doch die Raubkatze war ungeduldig, vielleicht auch hungrig, sie schien nicht warten zu wollen. Vielleicht lagen ja auch noch weitere Löwen auf der Lauer, die wir noch gar nicht entdeckt hatten. Wir wussten es nicht, wir konnten nur zusehen, wie die Löwin mit angespannten Nacken- und Beinmuskeln in geduckter Haltung auf die Zebras zu schlich. Dann erhallte auf einmal der eselartige Warnruf der Zebras, eines der Huftiere hatte die Löwin entdeckt. Im selben Moment schoss die Raubkatze nach vorne, zwei, drei gewaltige Sprünge, ich konzentrierte mich schon auf eines der davon galoppierenden Zebrafohlen, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie die Raubkatze aufgab. Die Entfernung für eine erfolgreiche Jagd schien ihr zu groß oder sie sich zu sicher, in Kürze eine bessere Gelegenheit zu bekommen? Nachdem alle Zebras ein paar hundert Meter geflüchtet waren, wandte sich die Löwen dem Bachlauf zu und verschwand im Dickicht.
Kurz nach diesem Erlebnis bekamen wir einen Hinweis. Am Bura Dam war ein Gepard gesehen worden und es bestand die Möglichkeit, dass die Raubkatze den Dam überqueren würde. In dem Moment wo uns die Nachricht erreichte, waren wir zwar fast am Dam, entschieden aber sofort den Geparden lieber auf der anderen Seite entgegenzufahren, als ihm über den Dam hinterherzusehen. Kaum hatten wir jedoch die andere Seite erreicht, hielten uns zunächst die Löwen noch einmal auf. Das Weibchen mit den Jungen war aufgebrochen ihre vermeintliche Schwester zu suchen und rief mit tiefem Brüllen. Die kleine Familie machte sich gleichzeitig auf, um ebenfalls zwischen den Büschen am Bachlauf zu verschwinden.
Wenige Minuten nach der Löwenbegegnung erreichten wir den Bura Dam und kamen gerade rechtzeitig um den bzw. die Gepardin in Empfang zu nehmen. Das Geschlecht hatten wir zwar schnell aufgeklärt, allerdings waren wir uns lange nicht sicher, ob es die Gepardin war, die vor wenigen Wochen noch 4 Jungen geführt hatte. Ganz sicher waren wir uns allerdings mit der erstaunlichen Feststellung, dass die Gepardin Jagen wollte. Erstaunlich deshalb, weil wir Geparden bisher immer nur am Tage hatten jagen sehen. An diesem Abend war allerdings die Sonne schon am Horizont verschwunden und es Dämmerte. Unbeirrt und immer wieder stoppend, um die Gegend abzusuchen, wanderte die Gepardin durch das recht hohe Gras. Nach einer Weile hatte sie einige Impalas entdeckt und pirschte diese an. Wir folgten ihr bis das letzte Tageslicht verschwand. Solange es ging versuchten wir die Gepardin mit dem Fernglas im Auge zu behalten. Vorsichtig und mit Bewegungen im Zeitlupentempo schlich die Raubkatze ihre vermeintliche Beute an. Wir wussten, dass sie nur wenige Meter vor den Impalas entfernt sein musste, als wir plötzlich den Warnruf derselben hörten. Ein kurzes, kräftiges Schnauben halte durch die Dunkelheit. Als wir den Land Cruiser starteten und Licht einschalteten, waren die Impalas und auch die Gepardin spurlos verschwunden. Angespannt horchten wir in die fast lautlose Nacht, vernahmen aber nur das leise Zirpen der Grillen. Die Gepardin blieb verschwunden und der Ausgang ihrer Jagd für uns ein weiteres Geheimnis Afrikas. Nach dem ersten spannenden Nachmittag im Reservat fuhren wir zurück zu unserem Banda, es war wieder einmal spät geworden, weshalb wir froh waren, dass wir das Dinner schon Mittags vorbereitet hatten. Auch wenn es am Ende nur Bohnen in Tomatensoße mit Minz Rinderhack, Knoblauch und Chili gab.
Nach einer ersten sehr ruhigen Nacht verbrachten wir eine Menge Zeit am Bura Dam, wo sich unterschiedlichste Wildarten zum Trinken abwechselten. Vereinzelt erschienen Wasserböcke, Impalas, Warzenschweine oder Paviane um ihren Durst zu stillen. Zebras und Kaffernbüffel kamen in großer Zahl, bevölkerten die Trockenflächen im noch nicht einmal zur Hälfte gefüllten Bura Dam, nahmen Schlammbäder oder reihten sich zum Trinken am Wasser auf. Die Gepardin konnten wir nicht wieder aufspüren, entdeckten dafür aber die beiden Löwinnen, die nun in Begleitung eines der drei starken Löwenmännchens waren. Wir mussten davon ausgehen, dass die Löwinnen in den frühen Morgenstunden oder in der Nacht doch noch erfolgreich ein Zebra erbeutet hatten und das, dass Männchen aus diesem Grunde zu ihnen gestoßen war. Die drei Junglöwen zeigten sich erst am späten Nachmittag und wurden von den Alten dann nicht daran gehindert an dem aufgebrochenen Zebrakadaver herumzuzerren und davon zu fressen. Die ausgewachsenen Löwen hingegen mussten sich am frühen Morgen schon die Bäuche vollgeschlagen haben, denn während der Tagesstunden warteten wir vergeblich auf ihre Rückkehr zur Beute. Das beeindruckenste Erlebnis des Vormittages war allerdings das Zusammentreffen mit einer Gruppe von sechs ausgewachsenen, alten Elefantenbullen, die unmittelbar vor uns die Piste kreuzten. Die Giganten waren sich ihrer Stärke und Macht durchaus bewusst und schlenderten seelenruhig durch die grüne Savanne.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Die ausgesprochen heißen Mittagsstunden verbrachten auch wir im Schatten und waren dafür zurück zum Camp gefahren. Auf dem Weg dorthin oder zurück zu den Löwen begegneten wir immer wieder größeren Gruppen Kongoni Antilopen sowie kleinen Elefanten Verbänden und ihren Neugeborenen. Regelmäßig beobachteten wir säugende Antilopen oder Elefanten. Letztendlich verbrachten wir den ganzen Nachmittag bei den Löwen und warteten mehrere Stunden, bis eines der Weibchen am späten Nachmittag endlich die Jungen an die Beute führte.
Während wir am frühen Morgen die Aussicht vom Kudu Hill genossen, fuhren wir am Abend, nachdem wir die Löwen an ihrem Kill verlassen hatten, zum Lion Rock. Da Lumo immer für Überraschungen gut war und wir nie sicher waren, wann wir tatsächlich wieder oben am Camp ankommen würden, hatte Petra uns ein paar Sandwich vorbereitet. Eine warme Mahlzeit hatten wir uns bereits zum Mittag gegönnt. Auch wenn die Sandwich lecker waren und die Idee uns sehr flexibel machte, glaube ich nicht, dass die geschmierten Toastbrote sich langfristig gegen unsere zelebrierten Sundowner am Lions Rock durchsetzen würden. Nach dem interessanten Dinner unternahmen wir noch eine kleinere Nachtpirschfahrt, erlebten aber außer einigen glühenden Augen vor uns keine nennenswerte Wildbeobachtung. Der Foto Hide, den ich eigentlich an diesem Abend auch noch kurz nutzen wollte, war von Michela, der Managerin von der Lions Bluff Lodge besetzt worden und so fuhren wir irgendwann hoch zu unserem Cottage. Es folgte ein weiterer Tag voller Überraschungen. Gleich nach Verlassen des Camps sahen wir nicht nur oben auf dem Kamm der Hügelkette einige Zebras im Licht der aufgehenden Sonne, sondern begegneten auch einer Gruppe Masai Giraffen. Kaum hatten wir dann die Ebene erreicht entdeckten wir unweit des Cheetah Camps die so sehnsüchtig gesuchte Gepardin mit ihren vier Jungen. "Bingo, wie cool ist dass denn? Drei Parks, drei Mütter 12 Junge!" freute ich mich und folgte der Geparden Familie mit dem Land Cruiser. Die Jungen mussten inzwischen vier Monate alt sein. Kennengelernt und zum ersten Mal entdeckt hatten wir sie Ende Juli, als sie knapp 2 Monate alt waren und vermutlich zum ersten Mal Fleisch gefressen hatten. Damals hatten wir die fünf unweit des jetzigen Standortes mit ihrer Beute entdeckt.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Natürlich blieben wir fast den ganzen Morgen bei der gefleckten Sprinterin und ihren Jungen. Erst als die Gepardin samt Anhang zwischen einigen Büschen verwand und es für uns nach einer längeren Pause im Schatten aussah, fuhren wir weiter in Richtung Lions Rock. Hier erwartete uns überraschenderweise eine weitere Gepardin. Die Katze lag im Schatten eines größeren Busches und ruhte. Später erfuhren wir, dass sie am frühen Morgen vergeblich versucht hatte Impalas zu jagen. Zufrieden mit unseren Beobachtungen fuhren wir gegen Mittag zurück zum Camp, wo uns dann die nächste Überraschung erwartete. "Sorry, Mr. Jorg do you know about the surprise for you two?" sah Bernhard uns mit großen Augen und etwas verlegen an. "Which surprise?" antwortete ich erstaunt, ahnte aber schon etwas. "From today, you get an upgrade to Lions Bluff Lodge!" was jeden anderen Gast vermutlich das Herz hätte höher schlagen lassen, versetzte uns zunächst in Schockstarre. "No please, we are fine with what we have! We have done our shopping, we love Leopards Lair!" erklärten wir Bernhard hartnäckig, aber genauso hartnäckig bestand er auf unseren Umzug nach oben in die Lodge. Natürlich war unsere anfängliche Gegenwehr, jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Und am Ende der Safari waren wir tatsächlich mehr als froh dieses Update bekommen zu haben. Und dies nicht etwa wegen des außergewöhnlichen Services, der fantastischen Verpflegung oder der kaum zu überbietenden Aussicht. Nein, am Ende passte die Wildbeobachtung direkt von unserer Terrasse und die unmittelbaren Geschehnisse unten in der Ebene genau zusammen. Lions Bluff ließ uns weitere unvergessliche Beobachtungen und Momente mit Großwild und Raubkatzen erleben. Aber der Reihe nach. Anstatt uns ein weiteres einfaches Lunch vorzubereiten, verschenkten wir unsere Einkäufe und Lebensmittel an unseren Room Steward. Packten nur unsere Getränke sowie Kisten zusammen und fuhren im wahrsten Sinne des Wortes mit Sack und Pack nach oben in die Lions Bluff Lodge. Oben angekommen wurden wir schon von Michela erwartet. Wie immer fand sie viele Worte, um uns zu begrüßen und suchte gleichzeitig nach einer Entschuldigung für das Durcheinander. "It´s ok now! This are the last days of our holidays, it´s not to bad to start now a bit with relaxing and enjoying!" erklärte ich lachend und fing tatsächlich an mich mit dem neuen Ambiente anzufreunden. Michela hatte uns Zimmer Nr. 4 zugeteilt und uns somit eine fantastische Aussicht auf die unter uns liegende kleine Wasserstelle am Foto Hide verschafft. Nachdem wir unser Zimmer, was zu mindestens 70% aus großen Glaswänden bestand bezogen hatten. Begaben wir uns erst einmal in den unbeschreiblichen Infinite-Pool um das warme Wasser und die unbeschreibliche Aussicht in die Ebene zu genießen. Es war nicht unser erstes Bad in diesem Pool und auch nicht unser erster Aufenthalt in dieser ganz besonderen Lodge. Aber es war das erste Mal, dass wir nicht nachdenklich wurden, warum es hier oben einen mit klarem Wasser gefüllten Pool gab, während in der Ebene Dürre herrschte. Nach der Abkühlung im Pool genossen wir ein nicht nur sehr schmackhaftes, sondern auch optisch sehr gelungenes Lunch. Die Mittagsstunden waren wie am Vortag unglaublich heiß, weshalb wir es vorzogen, genau wie das Wild, im Schatten zu bleiben. Die überaus große Terrasse erlaubte eine unbeschreibliche Aussicht in die Weite des Reservates. Das mit großen Glaswänden in Richtung Terrasse versehene Zimmer bestach ansonsten durch ein überdimensionales King Size Bett, über dem ein ausladendes Moskitonetz angebracht war, einem Badezimmer mit In- und Outdoor-Dusche sowie einem großen Doppelwaschtisch. Außerdem befand sich im Zimmer ein gut gefüllter Kühlschrank, ein Wasserkocher und ein großer Wasserspender. Also viel, viel mehr als man brauchte und mehr als genug um einem das Buschleben so angenehm wie möglich zu machen.
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![]() Nach dem unerwarteten Luxus fuhren wir am frühen Nachmittag wieder hinunter in die Ebene des Reservates. Sahen nach dem von den Löwen gerissenen Zebrakadaver, ohne allerdings die Löwen zu entdecken und versuchten dann vergeblich noch einmal die Gepardin mit den Jungen wiederzufinden. Am Kadaver hatten einige Geier und Marabus schon ganze Arbeit geleistet und kaum noch etwas übrig gelassen. Noch einmal umrundeten wir den Lions Rock, entdeckten anstatt der gesuchten Weißkehlwarane eine große Leopardschildkröte und sinnierten unterwegs über unsere Erlebnisse und Beobachtungen des vergangenen Jahres. "Eigentlich haben wir dieses Jahr alles erlebt und gesehen was wir uns erhofft haben. Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt einfach mal einen Gang runter zu schalten und noch ein bisschen mehr zu genießen!", bemerkte Petra, während ich immer noch versuchte die Gepardin und ihre Jungen wiederzufinden. "Hast eigentlich recht, lass uns in den Relaxmodus gehen!" schloss ich mich Petras Meinung an und suchte anstatt nach Großwild, nach einem schönen Platz für unseren Sundowner im Bush. Unter einem stachligen Florettseidenbaum wurden wir schließlich fündig und zelebrierten so, vor der goldgelb untergehenden Sonne, unser Sundowner Ritual. Auf dem kleinen, aufklappbaren Frontfängertisch platzierten wir Whisky und Gin, dazu kalte Cola und Tonic, sowie ein paar Bananenchips zum Knabbern, schon waren wir fertig um den Sonnenuntergang in der Wildnis zu genießen.
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![]() ![]() ![]() Nachdem die Nacht den Tag abgelöst hatte, fuhren wir hinauf zur Lions Bluff Lodge, wo wir zunächst eine heiße Dusche genossen. Frisch geduscht erschienen wir wenig später zum Dinner, wobei wir uns, trotz üppiger Fullboard Verpflegung in der Lodge, mit dem Nachtisch bzw. einer kleinen Käseplatte begnügten. Bevor wir dann in unserem riesigen Himmelbett verschwanden, gönnten wir uns noch ein oder zwei selbst gemixte, würzige Bloody Mary. Den Cocktail in der Hand starrten wir in den von unzähligen Sternen übersäten Himmel über uns. "Hier oben wirkt der Himmel noch einmal gigantischer als vom Cottage aus!" stellte Petra fest und mit Blick in das luxuriöse Zimmer hinter uns, ergänzte sie: "Ist doch gar nicht so schlimm hier oben zu sein!" Dem hatte ich ausnahmsweise außer einem Grinsen, nichts hinzuzufügen.
![]() ![]() ![]() ![]() Gegen vier Uhr morgens wachte ich dann von eindringlichen Rufen einiger Hyänen auf. Gespannt lauschte ich in die Nacht, wunderte mich zwar kurz darüber, dass ich ungewöhnlich viele Hyänen gehört hatte, aber schlief dann zunächst doch wieder ein. Gut zwei Stunden später hatte sich die Geräuschkulisse um das Brüllen einiger Löwen und das klägliche, dumpfe Schreien eines Rindvieches erweitert und ich ging das erste Mal hinaus auf die Terrasse. Natürlich konnte ich in der stockdunklen Nacht nichts erkennen, aber die Geräusche waren näher als ich zunächst geglaubt hatte. "konntest du etwas erkennen?", fragte Petra mich noch etwas verschlafen, aber ebenfalls vom Brüllen der Löwen wach geworden, als ich wieder an das Bett kam. "Nee noch nicht, aber ich glaube die haben ein Rind gerissen? Ausschlafen fällt aus!", erklärte ich. "Hallo, es war Entspannung und Erholung angesagt!", erwiderte Petra. "Die Mischung macht´s! Ein bisschen Action und dann wieder Erholung, ok?", sah ich sie fragend an. "Ja, ja, ich habe mir gleich gedacht, das Ausschlafen nix wird. Dann möchte ich wenigstens `nen Tee im Bett!" "Daran soll es nicht scheitern memsahib!", lachte ich und bereitete uns zwei schwarze Tee mit Milch. Zusammen mit den im Zimmer bereit gestellten verschiedenen kleinen Keksen servierte ich wie gewünscht am Bett. Aber auch Petra war viel zu neugierig, gespannt blickten wir, mit dem Tee in der Hand, von der Terrasse hinunter in die Ebene unter uns. Unten an der beleuchteten Wasserstelle vor dem Foto Hide standen einige Elefanten, aber viel weiter konnten wir noch nichts erkennen. Nach dem Tee machten wir uns deshalb fertig für die Pirschfahrt. Das Brüllen der Löwen und das Gekicher der Hyänen war wieder lauter geworden. Auch die Askaris blickten durch ihre Ferngläser nach unten. Aber noch lag die Ebene im Schatten des Lions Bluff Hügels, das fehlende Licht erschwerte die Sicht. "Did you see anything?", fragte ich einen der Askaris, der mit einem Fernglas in der Hand, neben mir stand. "Not from here, but the people in the pump station, can see the lions!", zeigte er nach unten zu der Solar betriebenen Wasserpumpstation. "Oh, they are more close as I believed!", antwortete ich erstaunt. Eine Minute später stand Petra neben mir am Land Cruiser. "Kann man von hier oben etwa sehen?", fragte sie gespannt. "Nein, aber ich weiß jetzt wo die Löwen sind!", antwortete ich und erklärte ihr dann, was ich von den Askaris erfahren hatte. Kaum im Auto ging unsere recht zügige Fahrt dann hinunter in die Ebene. Einzig einen kurzen Stopp, um den unglaublichen Sonnenaufgang festzuhalten, mussten wir uns einfach gönnen. Nur zwanzig Minuten später passierten wir die Pumpstation, wo die beiden Arbeiter auf einen Stein neben der Umzäunung standen und uns durch ihre Blickrichtung verrieten, wo die Löwen und Hyänen waren. Wenige Minuten später kam uns eine erste Tüpfelhyäne entgegen und dann hatten wir den Kill erreicht. Nicht die Löwen waren am Kill, sondern unerwartet viele Hyänen. Wir zählten sieben Individuen, die an der vermeintlichen Beute herumzerrten. Dann entdeckten wir auch vier Löwen, die das Szenario aus einiger Entfernung beobachteten. Wie ich es mir schon gedacht hatte, hatten die Raubtiere keinen Büffel, sondern ein Rind erbeutet! Ob nun aber die Hyänen den Löwen die Beute streitig gemacht hatten oder ob die Löwen versucht hatten, während der Morgenstunden den Hyänen die Beute abzujagen, vermochten wir nicht zu sagen. Gingen aber von der ersten Variante aus.
![]() ![]() ![]() Es war das erste Mal, dass wir eine so große Anzahl an Hyänen in diesem Reservat beobachten konnten und auch wenn die arme Kuh nichts dafür konnte, so waren wir uns doch einig, dass die Rindviecher hier im Reservat genauso wenig verloren hatten, wie im Mara Reservat. Deshalb war für uns jede gerissene Kuh, eine gute Kuh! Die Hyänen vertilgten ihre Mahlzeit auffällig einhellig, keines der Tiere entfernte sich mit einzelnen Knochen oder Gebeinen. Vermutlich fürchteten sie die wegtransportierte Beute wieder an die Löwen zu verlieren. Die Raubkatzen hingegen beobachteten das Fressgelage aus einiger Entfernung und als die Sonne höher stieg, zogen sie sich in den Schatten einiger kleinerer Bäume zurück. Als die Löwen abwanderten erkannten wir deutlich ihre gut gefüllten Mägen und glaubten zu wissen, warum sie nicht weiter um den Kadaver gekämpft hatten. Sie hatten ihren Anteil vermutlich bereits erhalten! Als sich dann auch die Hyänen ihre Bäuche vollgeschlagen hatten, fuhren wir weiter in Richtung Lions Rock. "was kommt nun?", sah Petra mich fragend an, als ich den Land Cruiser auf einer der großen Gesteinsplatten neben dem Lion Rock stoppte. "Nun kommt wieder Erholung. Ich habe doch gesagt, die Mischung macht es!", zwinkerte ich ihr zu. Natürlich hatte ich, trotz der schnellen Abfahrt von der Lions Bluff Lodge, es nicht versäumt uns ein Frühstück einpacken zu lassen. Entspannt bauten wir Tisch und Stühle auf und deckten uns dann in der Wildnis des Lumo einen schönen Frühstückstisch auf dem Tee, Saft, Jogurt, Toast, Eier und viele andere leckere Dinge ihren Platz fanden.
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![]() ![]() ![]() Nach der Frühstückszeremonie wollten wir gerade zurück zu dem Kill vom Morgen fahren, als wir einen Anruf von Bernhard, dem Manger der Leopards Lair Cottage, erhielten. "Hi Jorg. The Ranger told us, that there is a lion with a kill next to the road. Number ten to pump house!" erklärte Bernhard mir am Telefon. "Asante my friend. We are on our way!" antwortete ich ihm und sah dann Petra an: "Kleine Plan Änderung!", anschließend erzählte ich ihr, was ich von Bernhard erfahren hatte. "Das ist ja gleich hier vorne!", bemerkte Petra und ich nickte. Kurz darauf hatten wir den Löwen auch schon gefunden. Es war, ein weiteres der drei großen Löwenmännchen des Reservates. Der Kater lag unter einem kleinen Busch, neben einem Gnukadaver. Da wir in unmittelbarer Nähe auch noch einen Zebrafohlenkadaver entdeckten, auf dem schon einige Geier und Marabus herumturnten und sich gütlich taten, waren wir uns auch hier nicht sicher, ob der Löwe tatsächlich auch der Jäger der Beute war. "Vielleicht waren die vier Löwen von heute Morgen ja auch die Jäger und hatten deswegen so dicke Bäuche?" überlegte ich. Wir blieben einige Zeit in der Nähe des Löwen Männchens, als dieser aber keine Anstalten machte zum Fressen an die Beute zu gehen, entschieden wir uns ebenfalls in den Schatten zu fahren und wieder zu Plan A zurückzukehren. Schließlich stand ja eigentlich Entspannung auf dem heutigen Programmzettel.
"Siehst du, die machen es richtig!", zeigte Petra lachend auf die Elefanten Gruppen, die unter mehreren Bäumen nach Schatten gesucht hatten und nun dicht gedrängt unter den lichten Laubdächern standen. Die roten Dickhäuter hatten auffallend viele Jungtiere und Neugeborene dabei und waren tatsächlich sehr relaxt. Einzig wenn neue kleine Familienverbände erschienen, wurde es etwas unruhig und es dauerte einen kleinen Augenblick bis man sich geeinigt hatte, wer nun Anspruch auf den Schattenplatz hatte. Meist reichte aber ein erhobener Rüssel, ein lautes Magengrollen und ein wenig Schubsen um festzustellen, wer bleiben und wer gehen musste. Zog dann ein Familienverband weiter, fand er unter einem anderen Baum schnell wieder Schatten. Während wir das Treiben der Jumbos beobachteten, fing ein junger Elefantenbulle an sich für uns zu interessieren. Ganz offenbar gehörte er zu denjenigen, die ihren Schattenplatz an stärkere verloren hatten und jetzt suchte er jemanden, um seinen Frust loszuwerden. Mit aufgestellten Ohren kam er schwungvoll direkt auf uns zu und stoppte erst wenige Meter vor dem Land Cruiser. Als wir allerdings nicht reagierten, warf er wütend etwas Erde in die Luft, drehte dann aber wieder ab um zu seiner Herde zu trotten. "Is irgendwie nicht sein Tag!", bemerkte ich lachend, war aber natürlich hinter dem Lenkrad jederzeit bereit gewesen um reagieren zu können.
Zehn Minuten später, waren wir oben an der Lions Bluff Lodge und weitere 15 Minuten später saßen wir im Pool, von wo aus wir den Löwen neben seinem Kill beobachten konnten. Ich weiß, klingt dekadent und war es auch. Aber ich fand, am vorletzten Tag unserer diesjährigen, teils wochenlangen Safaris, hatten wir uns, dass auch irgendwie verdient. Nach dem erfrischenden Bad gab es dann noch ein, nicht unbedingt leichtes, aber sehr gutes Dinner und anschließend ein wenig Ruhe im Schatten unserer Terrasse. "Wenn die Hyänen das können, dann darf ich das auch!" kommentierte ich den Verzehr meines Ossobuco. Mit dem Fernglas konnte ich auch von unserer Terrasse aus die am frühen Morgen entdeckten Löwen und Kills beobachten. Ich konnte die vier satten Löwen genauso im Auge behalten wie das Löwenmännchen neben dem Gnukadaver. Auch das fast vollständig von den Hyänen aufgefressene Rind bzw. seine Reste konnte ich erkennen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Als die Schar der Geier immer größer geworden war, wurde es für uns Zeit wieder hinunter in die Ebene zu fahren. "Eigentlich war der Umzug nach oben ein sehr gutes Timing! Vom Cottage aus hätten wir es nicht so gut mitbekommen und schon gar nicht weiter im Auge behalten können!", stellte ich zufrieden fest, während wir den kleinen Berg herunterfuhren. Wie geplant stoppten wir zunächst neben den Geiern und den restlichen, inzwischen fast blanken Knochen des Rindes. Hyänen, Schakale und Geier hatten ganze Arbeit geleistet und es war kaum noch zu erkennen, dass das Rind erst in der Morgendämmerung sein Leben verloren hatte. Von dem ersten Kill ging es dann gleich weiter zu dem Löwen Männchen. Paradoxerweise waren es ausgerechnet die Artgenossen des toten Gnus, die den Löwen bei unserer Ankunft geweckt hatten. Kaum waren wir bei der großen Raubkatze angekommen, erhob diese sich und fing an von dem Kadaver zu fressen. Der Unterleib des ausgewachsenen Gnus war komplett geöffnet und so verschwand der große Kopf des Löwen hin und wieder im Leib der Beute. Die Sonne stand noch recht hoch, als der Löwe angefangen hatte schmatzend das rote Fleisch des Gnus zu vertilgen. Irgendwann wurde es der Raubkatze zu heiß und der mächtige Kater zog seine Mahlzeit in den Schatten unter den kleinen Busch, um dort weiter zu fressen. Nach gut einer Stunde war der Löwe vorerst satt und legte sich in den inzwischen länger gewordenen Schatten des Busches. Natürlich wollte er auch den Rest seiner Beute nicht aufgeben. Wir waren uns sicher, dass er frühestens in den Nachtstunden wieder von dem Kill fressen würde und fuhren deshalb weiter. Bevor sich die Sonne an diesem Tag am Horizont verabschiedete begegneten wir noch einmal einer kleinen Elefantenherde und freuten uns über die Nähe zu den Dickhäutern.
Der Tag hatte uns wieder einmal mit guten Beobachtungen verwöhnt und so beschlossen wir unseren vorerst letzten Sundowner anstatt im Bush, oben auf unserer Terrasse zu genießen. Aber, so wie Afrika nun einmal ist, wurde aus diesem Plan nichts! Eigentlich wollte ich vor dem Hochfahren zur Lodge, nur kurz nachsehen, welches Wild sich in der Nähe des Wasserlochs am Foto Hide aufhielt, als mir ein auf der Piste liegendes Zebra auffiel. Auf den ersten Blick dachte ich, dass das Huftier ein genüssliches Sandbad nehmen wollte, aber dann war klar, dassirgend etwas nicht stimmte. Wir beobachteten das Zebra eine Weile und fuhren dann noch näher an das Tier heran. Als wir uns näherten waren wir uns dann sicher, dass Zebra lebte, konnte aber aus irgendeinem Grund nicht aufstehen. "Sei bitte vorsichtig!", rief Petra mir nach, als ich ausstieg um mir das Tier genauer anzusehen. Natürlich war ich vorsichtig, die Löwen waren kaum mehr als 500 Meter entfernt und wer oder was sonst noch so in der Nähe war wussten wir natürlich auch nicht. Mit wachsamen Augen ging ich auf das Zebra zu, dieses versuchte schwerfällig den Kopf zu heben und auf die Vorderbeine zu kommen, brach dann aber wieder zusammen. Wunden konnte ich nicht erkennen und außer einem recht aufgeblähten Bauch fiel mir nichts Ungewöhnliches auf. Vorsichtig ging ich zurück zum Land Cruiser und verständigte Bernhard und die Crew in den Camps. Bernhard versprach mir die Ranger zu verständigen und wir versprachen bis zur Ankunft derselben bei dem Zebra zu bleiben. Als die Dämmerung schon eingesetzt hatte, meldete sich Nigel bei mir: "Where are you exactly? I will come down with our ranger.", fragte er. "we are direct in front of the Foto Hide!", antwortete ich und gab Lichtzeichen mit dem Autoscheinwerfer. "We can see you. Give me some minutes!"
15 Minuten später war Nigel mit zwei Rangern bei uns. Wir hatten in der Zwischenzeit überlegt, ob die Stute vor uns nicht tatsächlich trächtig war und ein "matata" (Problem) mit der Geburt hatte. Ich gab Nigel eine kurze Einweisung in die Situation und wies auch darauf hin, dass wir die Löwen in unmittelbarer Nähe hatten. Die beiden Ranger waren zwar mit Gewehren bewaffnet, aber Handscheinwerfer hatten nur Nigel und ich. Im Licht der Scheinwerfer fingen wir an uns das Zebra erneut anzusehen und hofften, dass die Ranger die Umgebung im Auge behielten. Für Nigel war es nicht die erste Rettungsaktion für ein Zebra in dieser Woche und so tastete er fachmännisch den Bauch der Stute ab. Kam dann aber zu dem Ergebnis, das der Bauch einfach nur aufgebläht war und er eine Kolik vermutete. Gemeinsam versuchten Nigel und ich zweimal das Huftier auf die Beine zu rollen und zum Aufstehen zu bewegen. Aber irgendetwas war mit dem Hals des Tieres nicht in Ordnung. Kaum hatten wir die Stute aufgerichtet schlug der Kopf unkontrolliert hin und her und letztendlich unsanft auf den Boden, ehe das Zebra wieder ganz auf der Seite lag. Nigel telefonierte mit einem Tierarzt als ich plötzlich Geräusche aus Richtung des nahen Foto Hide vernahm. Löwen ging es mir durch den Kopf und ich sah die Ranger fragend an: "simba?", Die Ranger schüttelten den Kopf: "ndovu!", und dann sah auch ich die großen Körper im Scheinwerferlicht des Foto Hide. Kurz darauf kam Nigel kopfschüttelnd zurück. "The vet is to fare from here, he can not come during the night!" erklärte er, während wir immer wieder mit der Taschenlampe die Umgebung ausleuchteten. Niemand wusste, wo die Löwen waren. "We can´t do anything, this is part of nature!", erklärte Nigel und ich ergänzte: "The hyenas will clear it!" Natürlich waren wir nicht glücklich mit der Situation, aber so wie es aussah, gab es nichts was wir hätten tun können.
![]() ![]() Der Rest der Nacht blieb unerwartet ruhig, obwohl das Zebra mehr oder weniger direkt unter unserer Terrasse lag, hörten wir weder Löwen noch Hyänen. Als dann das erste Licht des Tages einen Blick durch das Fernglas zuließ, konnte ich den anscheinend unverletzten Körper des Zebras sehen. Regungslos lag es da. Das Tier schien verendet zu sein, aber kein Fleischfresser hatte den Kadaver bisher angerührt. Wir beschlossen deshalb anstatt einer letzten Frühpirsch oben an der Lions Bluff Lodge zu bleiben und das Geschehen rund um den Kadaver und die Wasserstelle aus der Vogelperspektive zu beobachten. Die Aussicht hätte aus einem Heißluftballon nicht schöner sein können. Zebras zogen durch das Grasland, Elefanten, Kaffernbüffel und sogar eine Tüpfelhyäne kamen zum Wasserloch am Hide und die Löwen lagen zwischen den Büschen unterhalb der Lodge.
Die anfängliche Skepsis der Lodge gegenüber war schon am ersten Tag dem puren Genießen gewichen und vielleicht auch, weil wir die Lodge fast für uns alleine hatten, zu einer unvergesslichen Zeit geworden. Als wir uns nach dem Frühstück von Michela verabschiedeten und uns die Managerin mit den Worten: "I know, next time you like to stay in Leopards Lair, only!" in den Arm nahm. Antwortete ich mit einem Augenzwinkern: "You know, it was not that bad to be here with you!" Dann fuhren wir runter in die Savanne, um nach dem Zebrakadaver zu sehen. Als wir bei dem toten Tier ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Zwar hatte ich von der Terrasse aus zwei Geier in den nahen Bäumen beobachtet, aber wir hätten nicht damit gerechnet was wir nun vorfanden. Gut 100 Geier hatten sich in der Zwischenzeit am toten Zebra versammelt und da kein größeres Raubtier den Kadaver geöffnet hatte, waren die gefräßigen Vögel damit beschäftigt irgendwie an das Fleisch und an die Innereien zu gelangen. Jede Körperöffnung kam ihnen da gerade recht. Die Augäpfel hatten die Aasfresser bereits verspeist und waren nun dabei durch Hals, Maul, After und die hohlen Augen mit ihren langen, federlosen Hälsen in den Körper einzudringen. Immer mehr Geier kamen aus der Luft angesegelt und landeten neben oder auf dem Kadaver. Freundlich begrüßt wurde keiner von ihnen, meist ging die Landung der Neuankömmlinge in lautes Geschrei, Flügelschlagen und Schnabelhiebe über. Immer wieder flatterten die großen Vögel auf um ihre Artgenossen mit den langen Beinen und den scharfen Klauen zu attackieren. Auch Marabus waren zwischenzeitlich gelandet und versuchten ihren Anteil zu ergattern. Ganz sicher würden später auch noch Schakale und andere Aasfresser auftauchen! Nur die nahen Löwen schien diese Mahlzeit nicht zu interessieren.
Mit den Bildern der aktiven, gefiederten Gesundheitspolizei im Kopf, fuhren wir in Richtung Park Gate und als ob uns die Natur nicht mit dem Kadaverbildern im Kopf ziehen lassen wollte, entdeckten wir vor dem Verlassen des Reservates zwei streitende Zebrahengste. Dann ging es endgültig zurück in die Zivilisation und Richtung Voi. In Voi ging es dann weiter auf die Hauptverbindungsstrecke in Richtung Hauptstadt. Rechts und links der Straße nach Nairobi war die Landschaft noch trockener geworden und wir fragten uns ob der angekündigte El Nino, dessen erste Vorboten wir in der Masai Mara ja zu spüren bekommen hatten, tatsächlich so heftig ausfallen würde, wie angekündigt? (Inzwischen wissen wir natürlich, dass El Nino noch heftiger das Land getroffen hat als die Prognosen waren - El Nino hat Flüsse über die Ufer treten lassen, Dörfer und Städte verwüstet, Existenzen bedroht und Leben genommen. Er würde alle noch lange in Erinnerung bleiben)
![]() Noch aber war der Himmel überwiegend blau und die Luft angenehm warm. Erst in Nairobi empfingen uns erste Wolken. Die gesamte Fahrt war recht entspannt, anfangs hatten wir im Tsavo Gebiet immer wieder Zebras und Paviane rechts und links am Straßen Rand zu sehen bekommen dann nahmen die Wildsichtungen ab. Der Verkehr auf der Straße hielt sich in Grenzen, sodass wir zügig vorwärtskamen und nach knapp sieben Stunden die Hauptstadt und kurz darauf das Haus von Evi und Gerd erreicht hatten.
Natürlich gab es reichlich zu erzählen und auszutauschen und so verbrachten wir einen langen und unterhaltsamen Abend, an dem wieder viel gelacht und noch mehr gut gegessen wurde. Den folgenden Tag nutzten wir nicht nur zum Ausschlafen, sondern auch dazu um unser Gepäck zu sortieren. Ein Großteil unserer Safariausrüstung verblieb schließlich in Nairobi. Auch der Land Cruiser musste zurück auf den Hof von Sunworld Safaris. Am Nachmittag wurde ein vorerst letztes Mal zusammen gekocht und irgendwann am Abend fuhren Evi und Gerd uns dann zum Flughafen. Von der politischen Situation und dem Krieg zwischen Israel und Palästina hatten wir genauso wenig mitbekommen, wie vor einigen Jahren vom Ausbruch der Covid 19 Pandemie. Natürlich hatten Evi und Gerd uns auf den Stand der Dinge gebracht, allerdings hatte keiner von uns damit gerechnet, dass der Ausruf: "Moslems dieser Welt zu den Waffen" derartige Auswirkungen auf den Flughafen in Nairobi haben würde. Vor der mehrspurigen Einfahrt auf das Flughafengelände standen hunderte von Fahrzeugen und es staute sich auf jeder Spur. Die Zufahrt wurde kenianisch, akribisch kontrolliert. Selbst Gerds rote Diplomaten Kennzeichen erlaubten uns kein schnelleres Vorankommen. Auch im Flughafen Gebäude wurden wir und das Gepäck mehrfach und ausgesprochen sorgfältig kontrolliert. Am Ende erreichten wir unseren Flug pünktlich, erlebten beim Einchecken noch ein paar Besonderheiten der Britisch Airways Bürokratie und beschlossen deshalb, diese Fluggesellschaft erst einmal wieder auszuklammern. Mit weiteren zehntausenden von Bildern im Kopf und auf den Speicherkarten kamen wir ein wenig später, aber gesund zu Hause an und sind jetzt, neben der Nachbearbeitung natürlich mit der Planung und Vorbereitung weiterer Safaris beschäftigt ;-) Nach der Safari ist halt vor der Safari, in diesem Sinne bis bald - und Danke für Lesen und Miterleben. |