Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Nambia - Ein Hauch von Afrika

Namibia - ein Hauch von Afrika
- Auf Safari - mit Land Cruiser und Dachzelt durch Namibia ; September 2017 -





"Macht das nicht, nach mehr als 25 Jahren in Ostafrika, ist das nix für euch!" hatte mir ein guter Freund vor einigen Jahren gesagt. Aber da waren diese Bilder in meinem Kopf, Bilder von aschgrauen, fast weißen Elefanten umringt von Springböcken und Zebras. Bilder von Wasserstellen in einer öden fast vegetationslosen Landschaft mit unzähligen Tierarten! Ja, auch Bilder von endloser Weite, den roten Dünen von Soussusvlei und Petra hatte diese Bilder alter deutscher Kolonialkultur in Windhuk und vor allem in Swakopmund vor Augen!

Mehrmals planten wir eine Reise nach Namibia und in den Etoscha, aber immer wenn ich bei meinen Recherchen über die Fotos von Tribünen an den Wasserstellen und Reisebussen auf Pirschfahrt stieß, verflog meine Vorfreude und wir verwarfen die Pläne.
Dann überwog die Neugier und das Verlangen nach etwas Neuem, die Hoffnung auf neue Tierarten die wir bisher noch nicht beobachtet hatten, noch nicht beobachten konnten. Arten die im östlichen Afrika gar nicht vorkamen und Tierarten die wir bisher nur selten oder kurz zu Gesicht bekommen hatten! Ich hatte plötzlich nicht nur wage Vorstellungen, sondern es wuchsen Erwartungen und konkrete Wünsche! Und diese Wunschliste war gar nicht mal so kurz.

Gerne hätte ich endlich einmal eine Wildkatze so vor die Kamera bekommen, dass ich genügend Zeit zum abdrücken hätte, genauso stand ein Honigdachs auf dieser Liste. Beide Tierarten hatten wir schon mehrfach gesehen, aber meist nur kurz oder Nachts! Die nur im südlichen Afrika lebenden Braunen Hyänen, Kap Füchse, Fuchsmangusten, Lechwe Antilopen, Rote Kuhantilopen und Tsessebes (die südlichen Leierantilopen) standen aber auch auf dieser Liste. Ganz oben natürlich die Phantome der Wildnis, Erdferkel und Gürteltier!

Und so planten wir letztendlich eine vierwöchige Safari / Reise durch Namibia. Ergänzten die Planung um einen kurzen Abstecher in den Kgalagadi-Transfrontier-Nationalpark kurz KTP, in Südafrika und sahen der Tour aufgeregt entgegen!

Als Fahrzeug wählten wir einen, uns gut vertrauten Land Cruiser HJ und da wir die Weite des Landes, aber auch ein wenig die Wildnis genießen wollten entschieden wir uns, für die meisten Übernachtungen, für ein Dachzelt. Da wir nicht die Absicht hatten wie Sardinen auf dem Autodach zu liegen, wählten wir ein großes 140 x 200cm Dachzelt.
Im Gegensatz zum seit Jahren nur mäßig besuchten Kenya boomt Namibia. Schnell mussten wir feststellen, das viele Unterkünfte und auch die Plätze auf den Campsites schon 12 Monate im Voraus gebucht werden mussten. Ein Umstand der die Safari Planung teilweise zum Stress werden ließ und die Vorfreude etwas eintrübte.

Ankunft in Windhuk

Den Kopf voller Erwartungen und Wünsche und die beiden Zargesboxen gefüllt mit viel zu viel Kleidung landeten wir am Samstag dem 02.09.17 in Windhuk! Die Einreise auf dem kleinen übersichtlichen und typisch afrikanischen Flughafen war unkompliziert und schnell erledigt. Und kaum waren wir im öffentlichen Bereich, erwartete uns die erste Überraschung. Unser Abholer, ein vom Tamboti Guesthouse organisierter Taxifahrer führte uns zu einem weiteren Abholer, der ebenfalls einen Zettel mit unserem Namen in der Hand trug. Ein Abholer vom Guesthouse, ein Abholer vom Fahrzeugvermieter (von dem wir aber erst am Folgetag unser Fahrzeug bekommen sollten). Hut ab, hier war man bemüht! Die Situation war schnell geklärt und wir ebenso schnell auf dem ca. 40 Kilometer langem Weg vom Flughafen in Richtung Windhuk! Auf der Fahrt bekamen wir einen ersten Eindruck von den hervorragenden Asphaltstrassen und dem übersichtlichen Verkehrsaufkommen in Namibia. Kein Vergleich zu Kenyas überfüllten Straßen. Die Landschaft die an uns vorbei huschte gefiel mir. Lockerer Busch mit trockenem Gras, zwar alles hinter Zäunen, aber daran sollte ich mich in diesem Land noch gewöhnen müssen.

Menschen sahen wir auf der Fahrt in Richtung Stadt so gut wie keine, genauso wenig wie Rinder, Ziegen oder Schafe am Fahrbahnrand. Ein oder zwei Antilopen und ein Warzenschwein konnte Petra hinter einem der Zäune ausmachen, ansonsten einfach nur hügelige, trockene Buschlandschaft! Wobei in Flughafennähe die unzähligen Fahrzeugvermieter und hunderte von weißen Toyota oder Nissan Pick-Ups auffielen!

Als wir am Stadtrand von Windhuk ankamen stachen mir sofort die Verkehrsschilder ins Auge, die die Geschwindigkeit auf 40 km/h beschränkten! Was unseren Taxifahrer aber nicht im geringsten beeindruckte, im Gegenteil!
"speedlimit fourty is per person or?" fragte ich ihn und erntete ein breites Grinsen! Ich erkundigte mich noch ob und wie geblitzt werden würde und erfuhr, dass es schon Blitzer und auch Laser Geräte im Land gab, diese aber meist nur in den wenigen größeren Städten. Gut zu wissen dachte ich, aber wir hatten es ja sowieso nicht eilig auf unserer geplanten Tour!

Windhuk machte einen sehr aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck. Petra und ich sahen uns grinsend an und dachten vermutlich gleichzeitig an die letzten Warnungen vor unserer Reise.
"Passt blos auf euch auf in Windhuk!" hatten uns erfahrene Namibia Fahrer mit auf den Weg gegeben!

Nachdem wir einige fast menschenleere Straßen passiert hatten standen wir vor dem ausgesuchten, zentral in der Stadt gelegenen Tamboti Guesthouse. Wir klingelten am Tor und dann wurde uns ein Teil des Tores geöffnet. Die Begrüßung war freundlich, knapp und zweckmäßig. Aber das Guesthouse war auch gut besucht und die Besitzerin Siggi auf den ersten Blick sehr beschäftigt. An das gute, alte, deutsche "Sie" mussten wir uns wohl gewöhnen? Wir konnten uns nicht erinnern irgendwo in Afrika schon einmal jemanden gesiezt zu haben, aber das war in Ostafrika mit English eben auch viel einfacher!

Erstaunlicherweise gab es im Tamboti trotz der vielen Zimmer kaum Angestellte und so schleppten wir unsere, nicht wirklich leichten Kisten selber zum Zimmer.
- Ich vermisste die überschwängliche Lebensfreude und Hilfsbereitschaft der Kenyaner etwas-

Auf jeden Fall hatten wir für die ersten beiden Nächte in Namibia ein schönes geräumiges Zimmer mit eigener Terrasse und einem, wenn auch etwas eingeschränkten Blick über die Stadt.

Tamboti Guesthouse - Windhoek

Tamboti Guesthouse - Windhoek
Tamboti Guesthouse - Windhoek Tamboti Guesthouse - Windhoek

Tamboti Guesthouse - Windhoek Tamboti Guesthouse - Windhoek


Tamboti Guesthouse - Windhoek

Tamboti Guesthouse - Windhoek

Nachdem wir uns etwas sortiert hatten und ich Siggi erfolgreich und erleichtert das "Du" angeboten hatte, holten wir uns einige Tipps ein und schlenderten dann zu einer ersten Besichtigung in die Stadt!

"Nehmt nur mit, was ihr unbedingt braucht! Nach Möglichkeit keine Rucksäcke! Nehmt kein Taxi von der Straße! Passt auf Taschendiebe auf, Taxis arbeiten mit den Dieben zusammen, es sind in letzter Zeit öfter Leute ausgeraubt worden!" gab man uns mit auf den Weg! Ok, nahmen wir die Hinweise dankbar entgegen und dachten uns, schlimmer als Nairobi kann es kaum sein. Wobei man ganz klar sagen muss, in Nairobi gibt es nur wenige Gegenden in denen wir Spazierengehen würden!

Unsere kleine Stippvisite zu Fuß führte uns nach nur ca. 10 Minuten gemütlichen Ganges auf die Independence Avenue, die ehemalige Kaiserstraße, die noch bis 1990 so hieß. An und um diese Hauptstraße, gab es eine ganze Menge Sehenswürdigkeiten oder besser Relikte aus der vermutlich nicht wirklich rühmlichen Deutschen Kolonialzeit bzw. Statuen und Hinweise auf diese Zeit.

Windhuk - Independence Avenue

Windhuk - Independence Avenue

Windhuk - Independence Avenue

Windhuk - Independence Avenue Windhuk - Independence Avenue


Windhuk - Independence Avenue



Ähnlich wie in Nairobi oder Mombasa, sind zwischen modernen Bankgebäuden und neuen Geschäften, Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten geblieben. Namen wie z.B. "Luisen Apotheke" die alte Christuskirche oder die inzwischen zum Museum gewordene "Alte Feste" erinnern an die Geschichte des ehemaligen Deutsch-Südwest Afrika. Dazu kommen Standbilder bzw. Statuen wie das Denkmal von Curt von Francois (dem Gründer Windhuks), die Kudu Statur oder das aktuell in der alten Feste aufgebaute "Reiter Denkmal" zum Gedenken an die deutsche Schutztruppe. Viel passender wurde an Stelle des Reiterdenkmals ein neues Standbild mit zwei sich von den Ketten der Kolonialzeit befreienden Schwarzen aufgestellt und erinnert nun gleichermaßen an das Ende der Kolonialzeit!

Windhuk

Christuskirche - Windhuk
Christuskirche - Windhuk

Alte Feste - Windhuk

Reiterdenkmal - Windhuk
Alte Feste Gedenktafel - Windhuk Alte Feste Gedenktafel - Windhuk

Alte festung Windhuk

Their Blood Waters Our Freedom
"Their Blood Waters Our Freedom"
Their Blood Waters Our Freedom Their Blood Waters Our Freedom

Windhul

Windhuk Windhuk

Windhuk Windhuk

Curt von Francois - Windhuk

Curt von Francois - Windhuk



Die Orientierung in der übersichtlichen Stadt war im Zentrum recht einfach und so hatten wi schnell einen guten, ersten Überblick. In einem Steakhaus oder eher Steak - Imbiss auf der Independence Avenue nahmen wir unser erstes, fühes Dinner ein und waren dann noch vor Einbruch der Dämmerung zurück im Tamboti Guesthouse. Zu keiner Zeit hatten wir uns belästigt oder gar bedroht gefühlt oder hatten Angst um unser Hab und Gut. Im Gegenteil! Ganz sicher ist es in Hamburg, Frankfurt oder Berlin wesentlich gefährlicher sich auf der Straße zu bewegen als in Windhuk. Ganz zu schweigen von Nairobi!

Wir ließen den langen oder besser die langen Tage der Anreise und den ersten Stadtspaziergang, mit einem kühlen Savanna Dry entspannt auf unserer kleinen Terrasse ausklingen und gingen dann früh schlafen.

Am nächsten Morgen wurde dann, wie vereinbart, während unseres Frühstücks pünktlich um 8:00 Uhr unser Land Cruiser gebracht. Wenn ich Petra glauben durfte, leuchteten meine Augen, als der große beige Pick Up auf dem Hof vorfuhr! Genauso hatte ich ihn mir vorgestellt und gewünscht! Beige - nicht weiß!

Da wir ja grundsätzlich seit mehr als 12 Jahren Land Cruiser in Afrika für unsere Safaris nutzen und schließlich 10 Jahre lang einen eigenen Land Cruiser in Kenya hatten, war eine Einweisung nicht wirklich nötig und so ließen wir uns nur kurz den Aufbau des Dachzeltes und die Campingausrüstung zeigen und erklären! Am meisten beeindruckte uns von unserer Ausrüstung der "Engel", eine große elektrische Kühlbox, mit der wir sogar Fleisch hätten einfrieren können!

Africa on Wheels - Namibia



Da in Namibia die großen Supermärkte und die meisten Geschäfte auch am Sonntag geöffnet haben, fuhren wir nach dem Frühstück als erstes einmal einkaufen. Wir wollten uns mit dem nötigsten für die ersten 4-5 Tage versorgen. Typisch Deutsch nutzten wir für diesen Einkauf einen der großen Supersparmärkte, in denen es in den Regalen an nichts fehlte!

Die Fahrt zum Supersparmarkt war auf den übersichtlichen Straßen in Windhuk keine Schwierigkeit und wir fanden uns schnell und gut zurecht. Der bewachte Parkplatz machte, wie alles bisher gesehene, einen gut organisierten Eindruck und zwischen den Regalen des Sparmarktes konnte man sich ebenfalls leicht zurechtfinden. (Vielleicht war die Auswahl nicht ganz so groß und exotisch wie in den ehemaligen Nakumatt Märkten Kenyas, aber es gab alles was man brauchte)
Nachdem wir den Grundeinkauf dann auf unser Zimmer gebracht und den dortigen Kühlschrank bis an seine Grenzen aufgefüllt hatten, beschlossen wir noch einmal kreuz und Quer durch Windhuk zu fahren.

Windhuk Windhuk


Windhuk

Tamboti Guesthouse Tamboti Guesthouse



Zum Lunch besuchten wir dann das legendäre "Joe´s Beer House" und waren im nach hinein froh diesen urigen Biergarten am Nachmittag besucht zu haben und nicht wie die meisten Besucher am Abend, wenn es unangenehm voll wurde!

Joe´s Beer House muss man gesehen haben, eine Beschreibung des eher an einen Trödelladen oder Schrottplatz erinnernden Biergartens ist kaum möglich! Inmitten von allerlei Unnützen oder Kaputtem, hunderten von leeren Jägermeisterflaschen, alten Straßenschildern, Tierfallen, ausgestopften Tieren, Klodeckeln und alten Klavieren stehen rustikale Tische und eine recht gut sortierte Getränke- und Speisekarte lädt zum gemütlichen Verweilen ein. Wir entschieden uns für eine üppige Vorspeisenplatte und zwei kühle Softdrinks und genossen das Ambiente. Irritiert mussten wir nur miterleben, wie einem farbigen Pärchen der Nachbartisch, der erst für die Abendstunden reserviert war, verwährt wurde. Irritiert deshalb, weil einer weißen Familie wenig später der Tisch freigegeben wurde! Insgesamt war uns schon beim Einkaufen der hohe Anteil an weißer Bevölkerung aufgefallen, ganz abgesehen von den vielen Touristen, die sich überall in Windhuk bewegten! Das Stadtbild Windhuks ist somit mit einem Besuch in Nairobi oder Mombasa nicht wirklich zu vergleichen. Und so erinnerte ich mich an unsere zweite Keniareise vor mehr als 26 Jahren; damals gingen wir mit unserer vierjährigen Tochter mitten durch Mombasa und waren die einzigen Weißen auf der Straße, weshalb Jenny mir am Ärmel zupfte und sagte:
"Papa, jetzt sind wir richtig in Afrika!" ein Satz, der ihr hier wohl eher nicht über die Lippen gekommen wäre!

Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk


Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Joe´s Beer house - Windhuk
Joe´s Beer house - Windhuk Joe´s Beer house - Windhuk

Nach dem Lunch besichtigten wir noch kurz den historischen Hauptbahnhof von Windhuk und fuhren dann zum Tamboti zurück um das Fahrzeug und die Ausrüstung für unseren am nächsten Tag geplanten Safari Start vorzubereiten!

Windhuk Hauptbahnhof
Windhuk Hauptbahnhof


Windhuk Hauptbahnhof Windhuk Hauptbahnhof

Windhuk Hauptbahnhof
Windhuk Hauptbahnhof Windhuk Hauptbahnhof

Windhuk Hauptbahnhof Windhuk Hauptbahnhof

Windhuk Hauptbahnhof



Von Windhuk bis in die Kalahari

Am nächsten Morgen verließen wir Windhuk und fuhren auf der B 1 auf hervorragendem Asphalt in Richtung Marienthal. Die Landschaft war hügelig und trocken, nur vereinzelt standen karge Sträucher und Bäume, rechts und links von der Straße befanden sich nicht enden wollende Zäune. Manchmal waren die einfachen Zäune höher, so dass sie auch größere Antilopen wie Kudus aufhalten können, meist waren sie nur knapp einen Meter hoch und dienten vermutlich als Grundstücksgrenze um Rinder und Schafe zurückzuhalten? In regelmäßigen Abständen gab es ordentliche und sauber wirkende Parkplätze mit Mülleimern und Schattenplätzen.



Namibia Septermber 2017 - Route




- Teil II -
Von Windhuk bis in die Kalahari

(hier gehts weiter / continue!)



Kiwara private Safaris