Ein Reisebericht von:
Text und Fotos (digital) Jörg Reinecke; Elke Hoppe und Tony Plus
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!
Zurück in Kenya
neue Erlebnisse im Amboseli, der Masai Mara und im Tsavo
Safarivorbereitung im Boko Boko
August 2007, Mitte der großen Trockenzeit in Kenya und über mir eine geschlossene dunkle Wolkendecke, aus der es wie aus Eimern schüttet. So wie in der ganzen Welt, spielt auch in Kenya in diesem Jahr das Wetter verrückt, bzw. nach anderen neuen Regeln!
Zum Glück ist es warm, 28 Grad C. zeigt mein kleines Thermometer und so sitze ich auf der Überdachten Terrasse vor einem der neuen Gästebandas im neuen Boko Boko. Vor mir prasselt der Regen mit angenehmen trommeln auf Bananenblätter und dicke Wassertropfen rollen über die Äste der vielen verschiedenen Bäume des großen Gartens. Je länger ich in den tropischen kleinen Urwald sehe, umso besser gefällt mir der Anblick. "Urwald pur!" schießt es mir durch den Kopf und ich verschränke die Arme hinter dem Kopf und genieße den tropischen Regen!
Eigentlich müsste ich den Land Cruiser für die kommende Safari vorbereiten, aber das geht sicher auch noch Morgen, es wird ja nicht ewig regnen, wir haben ja schließlich Trockenzeit!
Am Sonntag erwartete ich Elke (siehe Safari November 2006) und ihren Lebenspartner Tony.
Elke hatte sich Ende letzten Jahres in Begleitung ihrer Mutter Edith von mir in die Wildnis Ostafrikas entführen lassen. Die Safari hatte so tiefe Eindrücke hinterlassen, dass sie mich gefragt hatte ob ich ihr diesen Traum noch einmal erfüllen könnte. Diesmal wollte sie die Safari mit ihrem Lebenspartner Tony erleben. Tony war vor vierzig Jahren das letzte Mal in Kenya gewesen, damals war er lange Zeit beruflich in Afrika und hatte so natürlich ganz besondere Erwartungen.
Da meine Frau Petra und ich im September/Oktober auch eine längere Safari geplant haben wollte ich unseren Land Cruiser noch einer kleinen Verjüngungskur unterziehen. Neue Reifen, neue Stoßdämpfer, neue Lackierung, stärkere Blattfedern und noch einige andere Kleinigkeiten standen auf meinem Arbeitszettel. Außerdem gab es auch im Boko Boko noch so einiges zu organisieren und so ließ sich dieser Arbeitsaufenthalt gut mit einer Safari mit Freunden kombinieren.
Wie bei ihrer letzten Safari wird Elke wieder ein Tagebuch führen, außerdem sind Tony und Elke diesmal beide mit digitalen Kameras ausgerüstet und so ist der folgende Bericht auch mit einigen ihrer Bilder versehen. Außerdem hat Tony mir angeboten neben seinen aktuellen Aufnahmen auch noch einige fast fünfzig Jahre alte Bilder dazuzusteuern und natürlich war auch ich nicht ohne Kamera unterwegs!
tropischer Urwald im Boko Boko Guesthouse - Kikambala
Aus dem Tagebuch von Elke Hoppe
Von der Küste bis zum Kilimajaro
Sonntag 05.08.07 - 1. Tag
Mit dem Nachtflug der LTU kommen wir morgens um 6ººh voller Vorfreude in Mombasa an, erhalten unser Gepäck und gehen schnurstracks Richtung Ausgang um unsere Safari mit Jörg zu starten. Aber da kommt schon das erste Hindernis auf dieser Reise: der kenianische Zoll. Was denn in dem großen Packet ist? "Ein elektrischer Campingkühlschrank fürs Auto" erklären wir. Tja, den müssen wir natürlich verzollen, was der denn gekostet habe. Tony reagiert schnell und überlegt, gibt einen geringeren Preis an und erklärt gleichzeitig: Ach, den nehmen wir doch wieder mit! Da aber keiner von uns beiden den "Kühli" in seinem Pass eingetragen haben wollte (Visum für Campingkühlschrank?) werden wir ihn eben verzollen. Der Beamte füllt drei Quittungen aus, alle mit Durchschlag, wir müssen unterschreiben, bezahlen und nachdem jetzt alles seine Richtigkeit hat dürfen wir weitergehen.
Draußen steht schon Jörg und wartet auf uns und ich freue mich ehrlich ihn nach 8 Monaten wieder zu sehen und nochmals eine Safari zu machen, diesmal zusammen mit Tony, meinem Lebensgefährten.
Nachdem wir unser Gepäck und Kühlschrank im Land Cruiser verstaut haben geht es los Richtung Tsavo West. Unterwegs erzählt Jörg stolz, dass der Jeep neu lackiert ist. Stimmt -sieht wirklich gut aus und glänzt schön. Ich hoffe nur, dass die neue Lackierung nichts mit meinen Fahrkünsten im November zu tun hat?
Inzwischen haben wir Mombasa hinter uns gelassen und sind auf der Strasse Richtung Nairobi. Die Fahrt ist wie immer in Kenia spannend - kleinere und größere Ortschaften, ein umgekippter LKW und meine Müdigkeit vom Nachtflug verschwindet von Minute zu Minute. Bald biegen wir auch schon nach links ab zur Einfahrt in den Tsavo West Nationalpark. Jörg hatte mir schon im Vorab gesagt, dass im Tsavo West die Wildbeobachtung wegen der teilweise recht dichten Vegetation sehr schwierig sei, eigentlich sollte man hier eher die Landschaft und die vielfältige Vogelwelt genießen. Das gleiche habe ich auch schon in meinem Reiseführer gelesen und entsprechend ist natürlich unsere Erwartungshaltung. Doch schon auf dem Weg zum Camp, wo wir hoffen übernachten zu können, begegnen uns Zebras, Impalas und das in einer wirklich großartigen Landschaft. Der Tsavo West ist sehr hügelig und immer wieder werden wir nach einer Bergkuppe oder Wegbiegung von einem grandiosen Panoramablick überrascht.
Wir haben besprochen, dass wir zuerst ins Kitani Camp fahren um für einen Übernachtungsplatz zu sorgen, das Gepäck abladen und dann auf Pirsch gehen. Jörg erklärt uns, dass das Camp aus zwei Teilen besteht: das normale Camp mit sehr komfortablen Zelten, Restaurant etc. und der andere Teil auf dem einige Bandas stehen. Bandas sind gemauerte Unterkünfte bzw. kleine Häuser, meist einfacher in der Ausstattung als die Zelte. Da Jörg auf jeden Fall in einem Banda übernachten wird, fahren wir zuerst zu den Bandas und ich bin begeistert. Jede Banda hat eine Terrasse und man befindet sich direkt im Busch, ruhig und ganz privat. Auch die Banda selbst hat einen großzügigen Raum und Badezimmer. Von der Terrasse aus blicken wir auf Busch, im Hintergrund Bäume und einige Geier- gar nicht so weit weg- sind auch zu sehen. Das ist doch perfekt!
Keine Frage, ich würde sofort hier bleiben, schöner können auch die Zelte im Camp nicht sein. Aber Jörg meint wir sollen es uns erst einmal anschauen und dann entscheiden- na gut. Vielleicht haben wir ja Glück und das Camp ist ausgebucht? Und genauso ist es dann auch- Glück gehabt!
Das Mittagessen lassen wir ausfallen, darin waren wir uns in weniger als einer Minute einig, wir nutzen die Zeit lieber um uns gleich wieder mit dem Land Cruiser auf den Weg zu machen und soviel wie möglich vom Tsavo West zu sehen.
Und das gelingt uns wirklich. Ich bin total überrascht über die Anzahl der Tiere die uns begegnen. Es fängt schon an bevor wir ins Auto steigen - direkt hinter unserer Banda schnüffeln Warzenschweine den Boden ab. Fast vor unserer Haustüre! Unterwegs begegnen uns Kudus und Oryx-Antilopen, etwas später treffen wir auf eine große Herde Elefanten, sie stehen zwischen den Bäumen und es ist ein Szenario wie aus dem "Dschungelbuch".
Eines der Tiere kommt aus dem Wald, schlackert ein wenig mit den Ohren und schaut nach ob wir auch wirklich nur vorbeifahren. Als die Elefantenkuh jedoch sieht, das wir uns weder nähern noch sonst böse Absichten haben dreht sie wieder ab und geht zurück in den Wald zu ihren Artgenossen.
Auf unserer Fahrt kommen wir auch an die Mzima Springs. Dabei handelt es sich um eine Frischwasserquelle, von hier wird ganz Mombasa mit täglich ca. 240 Millionen Litern Trinkwasser versorgt. Hier können wir aussteigen und zu Fuß einen Rundweg durch das Gelände gehen. Hierbei kommen wir an die Quelle und haben einen recht beachtlichen See vor uns. Gibt es hier Krokodile? Es gibt sie, einen Augenblick später macht mich einer der hier zuständigen Ranger auf ein ca. 4 m langes Krokodil aufmerksam. Es liegt unbeweglich auf der anderen Uferseite, hat das Maul aufgesperrt und zeigt seine Zähne. Mir kommen einen Moment Zweifel- ob das wirklich echt ist? "Doch" wird mir versichert "das ist echt". Nun, dann hoffe ich, das es weiterschläft und bitteschön auf der anderen Flussseite bleibt.
Doch im Wasser ist noch entschieden mehr Leben. Neben den verschiedenartigsten Fischen kann man auch Flusspferde beobachten. Wir gehen zu einer kleinen Hütte in die wir einige Stufen hinabsteigen, so dass wir wie in einem Aquarium durch Scheiben unter Wasser schauen können und die Fische beobachten. Ich schaue aber nicht nur unter Wasser, sondern auch auf einer Ebene mit der Wasseroberfläche und kann damit den Hippos auf der gleichen Höhe tief in die Augen blicken. Gibt ein tolles Foto- ob mir wohl jemand glaubt das ich hier schwimmen war?
Auf unserem Rundgang bewundern wir auch die Vielzahl an Pflanzen. Zum ersten Mal sehe ich bewusst eine Fieberakazie aus deren Rinde sich ein Medikament gegen Malaria gewinnen lässt. Vermutlich ist die Rinde chininhaltig. Ein Stückchen weiter im Busch treffen wir auf "Wegelagerer" - eine ganze Horde Affen lebt dort und, da an Spaziergänger gewöhnt, auch überhaupt nicht scheu. Ich selbst habe jedoch großen Respekt vor Affen und in Spanien schon oft Touristen aus Gibraltar mit Affenbissen gesehen. Also Abstand !
Ein sehr schönes Bild bietet sich uns kurz vor Ankunft auf dem Parkplatz. Eine Gruppe Impalas steht direkt neben uns im Gebüsch und ist am äsen. Für einen Moment bleiben wir unbemerkt und können dieses schöne Bild kurz genießen. Dann- eines der Tiere hebt den Kopf, schaut in unsere Richtung - und schon wird mit großen Sprüngen die Flucht ergriffen.
Wieder im Auto fahren wir langsam in Richtung Kitani Bandas zurück um uns nach den vielen Reisestunden zu duschen und dann essen zu gehen.
Um das Restaurant zu erreichen müssen wir ein kleines Stück mit dem Auto bis zum "Severin Kitani Zeltcamp" fahren. Wir haben einen Tisch auf der Terrasse, direkt neben uns eine große Wiese und dahinter Busch. Während des Essens kommt der Kellner, zeigt auf das eine Ende der Wiese - da läuft ein Hippo spazieren, nur ca. 15 Meter an unserem Tisch vorbei und grast fröhlich schmatzend vor sich hin, wie ein großer Rasenmäher.
Nach dem Abendessen geht es dann zurück in unsere Bandas, wir setzen uns auf die Terrasse
und Jörg organisiert ein Lagerfeuer vor der selben. Genauso hatte ich mir das beim ersten Blick auf die Bandas vorgestellt! Zwischendurch hören wir es hin und wieder im Busch rascheln und versuchen im Strahl von Jörgs kräftiger Taschenlampe zu sehen von wem wir Besuch bekommen. Jörg sieht einmal eine Ginsterkatze - aber ein so schnelles und geübtes Auge habe ich nicht. Oder hat das vielleicht damit zu tun, dass wir seit 36 Stunden nicht mehr geschlafen haben? Kann sein, auch Tony sieht inzwischen so müde aus wie ich mich fühle und sobald das Feuer aus ist gehen wir in unsere Banda und schlafen auch sofort ein.
Monntag 06.08.07 - 2. Tag
Wie schon von meiner letzten Safari im November gewohnt ist frühes aufstehen angesagt, um 6:30h geht es los auf Pirschfahrt. Es begegnen uns Kaffernbüffel, ich frage mich immer wieder: schauen sie nun neugierig oder aufmerksam? Schwer zu unterscheiden. Auf jeden Fall halten sie die Nase in die Luft und beobachten uns aus sicherer Distanz. Auch ein Hippo ist noch unterwegs, es steigt langsam und gemächlich aus einem Bachbett, klettert die Böschung hinauf und verschwindet im Gebüsch. Es ist noch etwas dämmerig und trotz seiner Größe und der relativen Nähe zum Auto hätten wir es fast übersehen. Wie kann ein so tonnenschweres Tier sich so lautlos bewegen? Einige Schildkröten und ein mittelgroßes Krokodil nutzen die ersten Sonnenstrahlen um auf "Beriebstemperatur" zu kommen. Ein Stückchen weiter hat sich eine Masai Giraffe mitten auf die Piste gestellt als wollte sie Maut-Gebühr kassieren. Als wir uns jedoch im Schritttempo nähern ändert sie ihre Meinung, macht drei Schritte auf ihren langen Beinen und die Piste ist frei.
Rechts und links von uns tauchen immer wieder Zebras und Impalas auf und kurz vor unserer Rückkehr ins Camp entdecken wir sogar eine der sehr scheuen Elen Antilopen.
Als wir zum Frühstück im Kitani Camp angekommen stehen Tony und ich vor dem Eingang zur Rezeption als wir eine weitere Tierbeobachtung haben. Ein Angestellter des Camps macht uns auf eine Schlange aufmerksam - klein und rotbraun mit einem dunkleren Streifen. Ein wirklich hübsches Tier und so nah- ca. einen halben Meter von uns entfernt schlängelt sie sich dahin. Natürlich fürchte ich mich nicht - Schlangen sind doch scheu und weichen den Menschen aus! Außerdem lächelt der Mann, also kann das Tier nicht giftig sein! Oder?
"Was ist das für eine Schlange?" frage ich trotzdem mal.
"Eine Kobra" meint er, immer noch lächelnd.
Eine Kobra?????? Will er mich versch……? Ich lächle zwar auch noch, aber nicht ganz so breit wie mein Gesprächspartner. Das kann doch nicht sein- eine Kobra ist doch größer und vor allem giftig!
Gott sei Dank - da kommt ja Jörg, ein Schlangenexperte. Er wird mir sicher sagen, dass das keine Kobra ist!?
"Wo?" fragt er.
"Dort" sagt Tony und zeigt mit seinem großen Zeh die Richtung an.
"Ja, klar" sagt Jörg nun jedoch ganz locker
"das ist eine Rote Speikobra, die kann bis zu einem Meter weit spucken und der Speichel ist hochgiftig. Wenn sie Dich in die Augen trifft kann das zur Erblindung führen!".
Interessant, sehr interessant was es so alles gibt.
Wir frühstücken auf der Terrasse und dort werden nicht nur wir mit gutem Essen und Getränken verwöhnt. Nicht weit von unserem Platz sind für Vögel Wasserstellen angelegt worden und so können wir die verschiedensten und farbenprächtigsten Vogelarten beobachten. Manche in bunt schillernden Farben, andere wiederum fallen durch einen besonders schönen Kopfschmuck auf. Und mittendrin, der darf natürlich nicht fehlen, ein kleiner grauer Spatz. Natürlich fotografiere ich auch ihn, schließlich soll er sich nicht benachteiligt fühlen. Da an allen Tischen immer wieder ein paar Toastkrümel auf den Boden fallen, haben wir natürlich auch "Tischgäste". Sehr zutraulich und fast schon dreist hüpfen sie auf den Tisch, schauen einmal in die Runde um zu sehen was so auf dem "Speiseplan" steht und flattern dann mit kleinen Brocken davon. Aber nicht nur gefiederte Besucher kommen, sonder auch einige Buschhörnchen. Sie haben viel Ähnlichkeit mit unseren Eichhörnchen, allerdings sind Bushhörnchen eher grau/braun anstatt rötlich. Auf den Hinterbeinen stehen sie direkt neben den Stühlen und warten auf ihren Anteil an Brotkrumen.
Bald müssen wir jedoch aufbrechen, denn es soll heute ja weitergehen zum Amboseli Park.
Jörg hat uns erzählt, dass die Fahrt Tsavo West nach Amboseli entweder im Konvoi oder mit einem Ranger als Begleitung stattfindet. Wir entscheiden uns dafür, lieber einen Ranger im Fahrzeug mitzunehmen, als in den Staubwolken der Minibusse zu fahren.
Am Ausgang des Tsavo West Parks kommen wir also an die Ranger - Station und haben dort einen kleinen Aufenthalt um auf einen der Ranger zu warten. Ich bin erstaunt- es hat wirklich jeder der nicht-uniformierten Polizisten eine Waffe in der Hand. Ein ungewohntes Bild für mich- junge Männer in Jeans und T-Shirt mit Kalaschikows oder so was unterm Arm anstatt eines CD-Players oder Laptops. Nach einer Weile kommt einer der Polizisten in Zivil zu uns, stellt sich als unser Begleiter vor und die Fahrt kann weitergehen. Eine überraschende Attraktion kommt schon nach kurzer Zeit- die Shetani Lavafelder. Sie sind bei einem Vulkanausbruch vor 200 Jahren entstanden und wir haben das Gefühl uns in einer Mondlandschaft zu befinden. So weit wir schauen können sehen wir schwarzes, scharfkantiges Lavagestein.
Nach einer Weile lassen wir die versteinerte Umgebung hinter uns und kommen wieder in die gewohnte Buschlandschaft. Auf unserer Fahrt passieren wir einige Massaidörfer und große Rinderherden. Wir entdecken am Rande der Chyulu Hills einige Gnus und Jörg wundert sich die Tiere hier, so nahe am Tsavo zu beobachten. Im Tsavo gibt es nämlich eigentlich keine Gnus!
Gegen Mittag kommen wir im Amboseli an und suchen uns zuerst wieder eine Bleibe. Jörg weiß auch hier ein sehr schönes Camp, das relativ neue Kibo Camp. Genau wie im Tsavo West stellen wir nur kurz unser Gepäck im Zelt ab und machen uns dann sofort wieder auf die Pirsch. Nur keine Minute verlieren!
Mein erster suchender Blick geht in die Runde- wo bitte ist hier denn der Kilimandscharo?
Er hat sich in den Wolken versteckt und wir können im Moment nur seine "Füsse" bewundern- hoffentlich bleibt er nicht so schüchtern. Die Landschaft im Amboseli ist vorwiegend flach und so können wir schon von weitem die großen Elefantenherden und viele andere Tiere erspähen.
Als wir näher kommen erkennen wir, dass viele Elefanten teilweise bis zur Hälfte im Wasser stehen. Es handelt sich um eines der drei Sumpfgebiete des Reservates und hier hält sich natürlich auch ein Grossteil der Wildtiere auf. Es gibt Nahrung ohne Ende und so begegnen uns in kurzer Zeit eine große Anzahl der "Amboseli-Bewohner" wie Zebra, Kudu, Gnu, Thomson -und Grantgazellen. Seite an Seite watet auch ein Sattelstorch nebst Jungvögeln mit Reihern und Elefanten durch den Sumpf. Die Gnus und Thomson Gazellen jedoch versuchen sich mehr am Rand aufzuhalten und trockene Füsse zu behalten. Dagegen staune ich über die Zebras, auch sie stehen zum Teil bis zum Bauch im Wasser.
Etwa in der Mitte des Sumpfs ist eine kleine Insel auf der sich eine Herde Flusspferde niedergelassen hat. Da der Himmel zum Teil wolkenbedeckt ist, können sie dort ihren Mittagsschlaf halten ohne im Wasser Schutz vor der Sonne suchen zu müssen.
Eine ganze Weile verbringen wir damit zwei junge Elefantenbullen im "Teenager-Alter" zu beobachten. Die beiden sind dabei ihre Kräfte zu messen und für einen späteren "Ernstfall" zu proben. Da wird sich gekabbelt und geschupst, gedrückt und geschoben. Irgendwann hat einer der beiden genug, er dreht sich um und möchte weggehen. Doch halt- Moment mal- so einfach geht das aber nicht- Spielverderber- sagt sich da wohl sein Gefährte. Er läuft hinterher, legt erst den Kopf auf den Rücken des Ausreißers, dann den Rüssel- sieht aus wie die "Elefantenparade" im Dschungelbuch. Aber das Ziel ist erreicht: der Spielgefährte bleibt stehen, dreht sich um, lässt sich provozieren und das Gerangel und das Schupsen geht von vorne los.
junge Elefantenbullen messen ihre Kräfte
Wir fahren langsam weiter und es kreuzen zwei Elefantendamen mit einem ca. 3-4 Monate altem Jungtier unseren Weg, sicher Mutter mit Kind und Tante.
Da inzwischen die Mittagszeit vorbei ist tauchen auch wieder die ersten Minibusse und andere Fahrzeuge auf und wir sind leider nicht mehr alleine mit "unseren" Elefanten. Also drehen wir eine kleine Runde und fahren an der Ol Tukai Loge vorbei. Diese Loge wurde 1948 für die Dreharbeiten und das Filmteam von "Schnee am Kilimandscharo" gebaut. Wir sehen heute zwar keine Filmstars, dafür aber eine Pavianfamilie. Sie sitzen am Pistenrand als wollten sie per Autostop fahren oder auf den Bus warten. Die Ol Tukai Lodge wirkt von außen jedoch leider zum Teil sehr unbewohnt.
Tiermütter und ihre Sprößlinge
Jörg fährt auf ein paar kleinen Nebenpisten wieder Richtung Sumpfgebiet und wir sehen schon von weitem eine recht stattliche Ansammlung von Minibussen. Was gibt es denn da wohl zu sehen? Wir fahren einfach mal hin und Jörg erfährt von einem Fahrer, dass zwischen den Schilf- und Grasgewächsen eine Löwin gesehen wurde und da Tony schon den ganzen Tag verzweifelt nach Löwen Ausschau hält, erkundigen wir uns genauer.
"Ist die Katze Nahe der Piste?" fragen wir nach.
"Nein, schon etwas weiter weg" war die Antwort.
Da ich selbst ja vom letzten Jahr in Bezug auf Löwenbeobachtung sehr verwöhnt bin und Tony sich seine erste Löwenbegegnung, nach vierzig Jahren, auch etwas anders vorgestellt hat, beschließen wir uns wieder ein wenig von der Menge abzusondern und unsere eigenen Wege zu fahren. Außerdem sind wir uns alle drei einig, Löwen werden wir sicher noch von viel näher zu Gesicht bekommen.
Tja, nur ist es gar nicht so einfach wieder aus diesem Pulk raus zu fahren. Inzwischen sind noch einige Minibusse dazugekommen und jeder wollte die beste Sicht haben. Mittendrin ein großer Truck, er nimmt ja schon alleine die ganze Wegesbreite ein. Auf der einen Seite ist Sumpf, auf der anderen ein Graben. Und nun? Ach ja, Jörg sieht noch eine kleine Lücke und kämpf sich vorwärts, an allen anderen vorbei. Die müssten doch eigentlich froh sein um jeden der weg möchte und uns freien Weg geben. Oder nicht? Aber ein Minibus erkennt unsere gute Absicht nicht - und schwupp - da hat er sich in die Lücke gedrängt. Und nun geht gar nichts mehr. Die Löwin ist inzwischen auch verschwunden und wir stehen total verkeilt auf der schmalen Piste. Während die Fahrer alle am rangieren sind um diesen gordischen Knoten zu lösen, kommen auf einmal wieder die verschiedensten Kameras aus den Dachluken der Wagen. Jörg hat es natürlich auch schon gesehen und ruft uns zu:
"Der Kili!" tatsächlich, die obersten Wolken haben sich verzogen und man kann in der beginnenden Abenddämmerung den Gipfel des Kilimandscharo erkennen. Ein wenig verschwommen und diesig- aber doch ganz klar: das ist der Kilimandscharo, der höchste Berg Afrikas, mit 5.895 m.
Ich bin mir nicht so sicher ob die Fotos bei dem Licht gut werden, fotografiere aber erst mal drauf los. Wer weiß wie morgen das Wetter ist!
Inzwischen hat sich auch der Knoten etwas gelockert und es gibt die eine oder andere Lücke um sich aus dem Autoknäuel zu lösen. Das tun wir auch, denn inzwischen fängt es an zu dämmern und wir haben noch ein ziemliches Stück bis zum Kibo Camp zu fahren. Wie gewohnt kommen wir fast pünktlich an, es ist gerade eben erst ein klein wenig dunkel geworden, und so verabreden wir uns zum Abendessen.
Am Büffet gibt es kleine Warteschlangen und während ich mich nur darauf konzentriere was es zu essen gibt, nutzt Tony die Zeit positiv und kommt mit anderen Gästen verschiedener Nationalitäten ins Gespräch. Hat er denn keinen Hunger?
Als wir später den Abend mit einem Drink vor unserem Zelt beschließen, erzählt Tony uns einiges von der Zeit als er in Afrika gearbeitet hat. Das war vor ca. 50 Jahren und er hat nicht nur den Anfang von Präsident Kenyatta sondern auch das Ende der Mau Mau Zeit miterlebt.
Natürlich hat er damals auch die eine oder andere Safari mitgemacht und so lausche ich abwechselnd den Erlebnisberichten von Tony und Jörg.
Tony ist jetzt natürlich sehr gespannt, dass heutige Kenia und die Veränderungen in den Parks, zu sehen. Damals hatte er mehr oder weniger regelmäßig den Amboseli Park besucht und kannte den Kilimanjaro noch mit einer dichten Schneekappe, genauso, wie er sich begeistert an einen ganz besonderen Löwen und verschiedene Elefantenbegegnungen erinnert. Sehr schnell vergeht die Zeit und irgendwann wird mir bewusst, es ist verflixt kalt! Ich hole mir eine "Masai - Decke" aus unserem Zelt und wickle mich darin ein. Also, ich hatte mir den August so nahe am Äquator doch entschieden wärmer vorgestellt.
Als ich später im Bett liege finde ich Gott sei Dank noch eine zweite Decke. Trotzdem, es bleibt eine sehr kalte Nacht und Tony hat sogar gegen kalte Füße seine Socken angezogen. Wir hoffen beide, dass die Temperaturen morgen ein wenig ansteigen.
Dienstag 07.08.07 - 3. Tag
Es ist noch dunkel als wir uns am nächsten morgen zum Frühstück treffen. Eine Gruppe vermeintlicher Japaner reist heute ab und es sind endlose Warteschlangen am Buffet. Das Kibo Camp an sich ist sehr schön gelegen, aber etwas weniger Zelte, würden dem Camp mehr Charme verleihen. So lange stehen für ein Spiegelei? Also Toastbrot mit Marmelade gibt es ja am Tisch und das reicht mir eigentlich. Tony ist da geduldiger, wartet und nutz die Chance mit den "Japanern" ins Gespräch zu kommen. So erfahren wir wenigstens, dass es sich bei den "Japanern" um Koreaner handelt.
Kibo Camp, Amboseli
Als es beginnt hell zu werden fallen uns die Koreaner nochmals auf- alle stehen draußen und knipsen und knipsen was der Film bzw. Chip hergibt. Na nu, was ist da wohl so tolles? Ich gehe doch mal lieber nachsehen ob ich was versäume- und gut so! Jetzt in der Morgendämmerung zeigt sich der Kilimandscharo klar und deutlich in seiner ganzen Größe. Oben auf dem Gipfel sieht man den Gletscher, oder besser gesagt das was noch davon übrig ist. In diesem Moment finde ich es einfach nur schön und beeindruckend. Wie sehr der Gletscher geschmolzen ist wird mir erst viel später klar, als ich ein "altes" Kilimandscharo - von Tony sehe. Dort saß der Schnee wie eine Pudelmütze auf dem Berg, auf meinem Foto ist der Gletscher nur auf dem obersten Bereich als eine dünn aufgetragene Schicht zu sehen. Immer noch schön, ganz ohne Zweifel- aber eben viel, viel weniger Schnee.
Aber zuerst mal machen Tony und ich das gleiche wie die Koreaner: wir knipsen und knipsen was der Film oder besser der Chip hergibt.
Und dann geht es auch schon wieder auf Pirschfahrt! Während wir in Richtung Sumpf unterwegs sind können wir auf der linken Seite weiterhin den "Kili" sehen und bewundern. Wir bekommen das Panorama mit den unterschiedlichsten Motiven im Vordergrund geboten: Zebras, Schirmakazien und Elefanten.
Nach einigen Kilometern liegt auf der rechten Straßenseite einen Minibus im Strassengraben. Er ist übel verbeult und die Frontscheibe zerbrochen. Jörg vermutet, dass der Unfall gestern Abend passiert ist. Aber wie? Hat ein Tier die Strasse gekreuzt und der Fahrer wollte ausweichen? Oder zu spät gewesen und zu schnell gefahren? Wir hoffen auf jeden Fall, dass es keine Verletzten gegeben hat.
Anmerkung des Webmasters: Im eigenen Interesse sollte man als Passagier rasende Safaribusfahrer ansprechen!!!
Pole Pole, gilt erst recht auf Safari!
Je mehr wir uns dem Sumpf nähern, umso mehr Tierherden begegnen uns. Wir machen einen Stopp als uns eine Gnu-Herde entgegen kommt. Ich hatte die Gnus von letztem Jahr aus der Masai Mara in ganz anderer Erinnerung, viel dunkleres Fell und auch die Streifen am Hals. Ist das eine andere Rasse? Jörg meint nein, es liegt wahrscheinlich an der Erde. Die ist hier ja viel heller als in der Mara und entsprechend ist auch die Farbe des Staubs, welcher sich im Fell festsetzt. Ich bin erst etwas ungläubig- sollte ich mich so irren? Ja, ich habe mich geirrt. Als wir 2 Tage später in der Masai Mara sind kann ich es selbst sehen, es sind die gleichen Gnus. Was so ein wenig Haare färben alles ausmacht!
Eine Zebraherde macht ihren Morgenspaziergang an unserem Jeep vorbei, dabei werden hin und wieder ein paar trockene Gräser vom Boden gezupft. Merkwürdig, warum trockene Gräser und nicht die saftigen vom Sumpf? Oder ist das die Vorspeise?
Wir drehen erst mal die "Sumpfrunde" und schauen was die Elefanten so machen. Genau wie gestern stampfen sie durchs Wasser und sind ständig am fressen. Wir machen jetzt einen größeren Bogen, entfernen uns ein ganzes Stück vom Sumpf und kommen in eine komplett andere Landschaft. Es ist absolut trocken, fast wie in einer Wüste. Was für ein Unterschied!
Weit entfernt am Horizont erkennen wir Staubwolken von denen ich annehme, dass es andere Fahrzeugen sind. Nicht ganz so weit weg wandert eine Herde Zebras durch die trockene Einöde und bei jedem Schritt der Tiere löst sich ein wenig Staub vom Boden und wirbelt in kleinen Wolken hinter den Tieren her. Aber nicht immer stammt der in die Luft fliegende Sand von Tieren oder Autos. Durch den im flachen Gelände herrschenden Wind und die Temperaturen bilden sich immer wieder kleine Windhosen. Wie ihre großen Brüder, die Wirbelstürme, ziehen sie quer durch die Landschaft, jedoch sind sie -Gott sei Dank- so klein, dass sie keinen Schaden anrichten. Nach einer Weile tauchen am Horizont auch wieder einige Hügel und Berge auf. Jörg erklärt uns an hand seiner Karte wo wir sind und ich bin ganz erstaunt zu sehen, dass wir schon fast die Parkgrenze erreicht haben. Hier, in der Nähe der Parkgrenze treffen wir auch auf einige Masai mit ihren Rinderherden. Das ist zwar verboten, aber es gibt keine "Grenzzeichen" und das Gesetz ist den Masai-Hirten sicher auch nicht unbedingt verständlich, schließlich haben sie seit Jahrhunderten dieses Land genutzt. Wir bleiben auf unserer Route, die uns ein wenig abseits geführt hat. Da Tony schon zwei, drei, oder vier? mal ganz diskret gefragt hat
"Gibt es hier denn auch Löwen?" vermute ich, dass Jörg hofft hier im etwas abgelegenen Busch eine Raubkatze aufzustöbern. Nun, Katzen finden wir im Moment keine aber dafür landen wir unverhofft an einigen Steinhäusern, Wäsche flattert lustig im Wind, einige Männer und Frauen schauen uns interessiert entgegen. Wo sind wir hier? Jörg spricht mit einem der Männer, die Karte wird zu Rate gezogen, nanu- Jörg hat sich doch nicht etwa verfahren? Nein, hat er natürlich nicht! Nur um ein paar Meter- und schon war da diese Rangerstation :
(Anmerkung des Webmasters: "Natürlich war ich etwas vom eigentlich geplanten Weg abgekommen, aber das musste ja nicht gleich jeder merken!")
So langsam geht es schon auf die Mittagszeit zu und wir nehmen wieder Kurs auf den Sumpf. Auf dem Weg dorthin halten wir weiterhin Ausschau nach Raubkatzen- irgendwo müssen sie ja schließlich sein. Aber zwischen den Büschen und Sträuchern gehört wirklich mehr als Glück dazu, ein sich duckendes oder liegendes Tier zu sehen. Aber dafür begegnen uns andere Bewohner des Amboselis. Da kommt z.B. eine Warzenschweinmutter, die mit ihrem Nachwuchs spazieren geht. Eine Straußendame verschwindet eilig zwischen dem Gebüsch als wir uns nähern und eine kleine Herde Kaffernbüffel kreuzt in aller Ruhe die Piste. Klar, die wissen genau sie haben Vortritt, auch ohne "Zebrastreifen". Wir sind jetzt nicht mehr weit vom Enkongo Narok Sumpf entfernt und können schon den "Observation Hill" sehen. Jörgs Frage:
"wollt ihr hochgehen?" wird mit einem zweistimmigen
"ja, klar!" beantwortet.
Also machen Tony und ich uns an den "Aufstieg" und Jörg bleibt beim Auto. Der kleine Fußweg auf die Anhöhe lonht sich, wir haben von dort oben einen fantastischen Blick auf das gesamte Umfeld. Vor allem kann ich von hier aus sehr gut die Abgrenzungen des Sumpfes sehen. Das dunkle Grün im direkten Bereich des Sumpfes in dem sich Elefanten und Hippos bewegen. Dann ein etwas heller grüner Gürtel um das Feuchtgebiet und danach wie abgeschnitten gelbbraunes trockenes Terrain.
Die drei Hauptsumpfgebiete im Amboseli werden durch viele unterirdische Rinnsale mit Schmelzwasser des Kilimandscharo gespeist und während der Trockenzeit halten sich 95% der Wildtiere an den Sümpfen auf. Das können wir von hier oben besonders gut erkennen. Mit und ohne Tonys Fernglas erspähen wir von unserem Ausblick die unterschiedlichsten Wildarten. Büffel, Hippos und Elefanten neben Zebras und verschiedenen Antilopen und Gazellen. Das ganze erinnert mich an ein Bild des Malers "el Bosque", welches- meines Wissens nach - den Garten Eden darstellen soll. Was passiert mit diesem Paradies wenn der Gletscher auf dem Kilimandscharo weiterhin immer kleiner wird?
Ich gehe einmal rund um und genieße die Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Es lässt sich von hier auch sehr gut beobachten, wie die Tiere in Richtung Wasser wandern. Nach einer Weile machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto und Jörg fährt mit uns nochmals Richtung "Ol Tukai Lodge" und von dort noch mal einen anderen Weg, der uns anscheinend auch wieder bis fast zur Parkgrenze führt. Es ist ein sehr steiniges Gebiet aber auch hier treffen wir wieder auf Masai-Hirten. Sie rufen uns zu wir sollten anhalten, laufen uns ein ganzes Stück nach und das mit einem Speer in der erhobenen Hand. Was wollen sie von uns? Vermutlich irgendwas verkaufen, gegen Geld fotografiert werden oder so. Der Speer wird doch sicher nichts zu bedeuten haben? Jörg fährt auf jeden Fall weiter, Gott sei Dank! Ich muss ja nicht alles wissen. Oder?
Langsam wird die Landschaft wieder hellgrün und auf der Wiese, die wir gerade passieren gehen drei Kronenkraniche spazieren und so wie wir in die Nähe des Sumpfes kommen sammelt sich das ganze Wild. Sogar einen Riedbock bekommen wir zusehen, und er wartet ruhig und gelassen ab bis wir ihn fotografiert haben. Viel mehr Geduld brauchen wir dann etwas später bei einem Schreiseeadleradler. Er sitzt auf einem Holzpfeiler, ein echtes Prachtexemplar. Also "schleichen" wir uns mit dem Fahrzeug ganz langsam und vorsichtig näher, noch eine Stückchen- noch ein klein wenig näher- Fotoapparat schussbereit- da breitet er die Flügel aus und fliegt davon. Pech gehabt! Wir fahren weiter- aber schau an, der Adler fliegt nicht weg sondern dreht eine Runde und setzt sich genau wieder auf den gleichen Holzpfahl. Also, noch mal das ganze! Langsam und vorsichtig auf ihn zurollen- noch ein Stückchen, ein klein wenig näher noch, noch ein Zentimeter- jetzt den Foto anheben- und flapp, flapp, flapp fliegt er davon. Gut sieht er aus- so von hinten. Doch kaum sind wir ein paar Meter entfernt nimmt er seinen Platz auf dem Holzpfahl wieder ein- na gut, da spielen wir doch noch mal eine Runde mit. Also- von vorne! Ganz sanft und vorsichtig näher rollen, noch ein wenig, noch etwas mehr, Kamera "schussbereit" machen- und jetzt: klick- geschafft! Wir haben ihn "erwischt"! Einen kleinen Moment später schon hebt er wieder ab um eine weitere Flugrunde zu drehen. Wir ziehen weiter und überlassen ihm seinen Stammplatz alleine.
Nun fahren wir zur anderen Seite des Sumpfs, denn dort haben sich zu den Gnus und Zebras inzwischen Giraffen hinzu gesellt. Noch ein Stück weiter ist auch wieder eine der Elefantenherden. Wir fahren etwas näher und ich bemerke zwei Elefantenkühe, zwischen ihnen liegt ein Elefantenbaby auf dem Boden. Zuerst erschrecke ich furchtbar - ist das Junge krank? Oder noch schlimmer- vielleicht gestorben? Es regt sich gar nicht! Jörg beruhigt mich jedoch, es ist nichts tragisches passiert. Das Junge ist müde und die Mutter und eine Tante bewachen den Schlaf und spenden Schatten. Und tatsächlich, das schlafende Elefantenkind wackelt mit dem Ohr und dem Rüssel, schläft aber erst mal gut behütet weiter. Wir bleiben noch eine Weile stehen, denn von hier aus können wir die ganze Herde in Ruhe beobachten. Und nach einer Weile hat auch der Nachwuchs ausgeschlafen. Er rappelt sich auf und sobald er auf seinen Beinen steht schüttelt er die Ohren aus. Danach geht er zu seiner Mutter, lässt sich stillen und nun kann der Tag für ihn weitergehen.
Amboseli Game in den Sümpfen
So gut wie es mir hier auch gefällt, auch wir wollen noch ein wenig weiterziehen ehe der Tag vorbei ist. Wir bewegen uns an Palmenoasen vorbei und sind erstaunt wie tief die Sonne schon steht. Direkt hinter einer Wegbiegung liegt ein Kaffernbüffel. Er genießt die letzten abendlichen Sonnenstrahlen und ignoriert unsere Anwesenheit vollkommen. Nicht weit weg von dem Büffel treffen wir auf Hyänen. Allerdings entfernen sie sich von den Büschen und den Palmen, ob sie sich schon zu ihrer nächtlichen Jagd aufmachen?
Als der "Oservation Hill" in unser Blickfeld kommt dürfen wir auch heute wieder raten: Warum stehen da so viele Minibusse? Was gibt es dort zu sehen? Jörg, der immer noch nach Tonys Löwen sucht, fragt einen entgegen kommende Fahrer. Ach so, Elefanten und Giraffen - da müssen wir jetzt nicht mit drängeln. Also weichen wir der Masse aus und nehmen einen anderen Weg. Später dann wider der abendliche Blick auf den Kilimandscharo! Schön, aber der Killi liegt rechts von uns. Warum schaut Jörg also mit dem Fernglas nach links? Er beobachtet die Zebras! Diese sehr aufmerksamen Tiere bemerken oft eine Raubkatze als erstes, jetzt stehen dort mehrere in einer Reihe und fixieren einen Punkt. Vielleicht ein Leopard? Dann hat er die Raubkatze im "Visier" und gibt das Fernglas an Tony und mich weiter, es handelt sich um einen Geparden der dort auf der Lauer liegt. Voller Freude reichen wir das Fernglas von einem zum anderen, es ist immerhin "mein erster Gepard in Afrika " den ich soeben zu sehen bekomme. Dann macht Jörg noch eine weitere Entdeckung - der Gepard ist nicht alleine sondern hat noch einen Partner bei sich, ganz vorsichtig taucht ein zweiter Kopf auf. Jetzt wird es jedoch den Zebras zu bunt, sie drehen ab, geben Fersengeld und damit verziehen sich auch die beiden Geparden. Sie sind zu weit entfernt um vorauszusehen in welche Richtung sie sich bewegen. Und nicht nur zu weit, erst jetzt merken wir, dass es ja fast schon dunkel ist.
Huch! Wie spät ist es denn? Ach, oh Schreck! Wir sind auch ein recht weites Stück von unserem Camp entfernt, jetzt aber los! Natürlich kommen wir heute im Dunkeln an, aber wir waren zumindest nicht alleine. Es ging anderen auch so, wie wir an den Scheinwerfern hinter uns sehen konnten.
Nach diesem langen und erlebnisreichen Tag entscheiden wir uns für einen kürzeren Abend, vor allem da wir morgen eine lange Strecke geplant haben. Es soll mit dem Auto in einem Rutsch vom Amboseli bis zur Masai Mara gehen. Wir nehmen nach dem Abendessen noch auf jeden der beiden Geparden einen Drink und lassen den Tag so ausklingen, ich packe mich in eine wärmende Decke, Tony zieht warme Socken an und schon sind wir eingeschlafen.