Ein Reisebericht von:
Text und Fotos (digital) Jörg Reinecke; Elke Hoppe und Tony Plus
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!
Zurück in Kenya
neue Erlebnisse im Amboseli, der Masai Mara und im Tsavo
Auf dem Weg in die Masai Mara
Mittwoch 08.08.07 - 4.Tag
Ein paar Stunden später heißt es schon wieder aufstehen, Frühstücken und das Gepäck in den Landcruiser laden.
Wir werden erst noch einmal ein Stück durch den Amboseli Parks fahren und dann am Remito Gate die Piste in Richtung Emali nehmen. Von dort aus kommt die mir vom letzten Jahr her bekannte Strecke Nairobi/ Masai Mara.
Wie weit inzwischen wohl die Baustellen und Reparaturen sind?
Aber noch sind wir im Amboseli und verabschieden uns mit einem Blick vom Kilimandscharo. Er war gestern Abend ja noch einmal zu sehen und auch heute Morgen war er fast wolkenlos. Allerdings- so eine gute und klare Sicht wie gestern früh hatten wir kein zweites mal. Glück gehabt- am richtigen Tag hier gewesen!
Begeistert von unserer Zeit im Amboseli genießen wir den Blick über die Weite der Landschaft als Jörg auf einmal kurz stoppt, den Wagen beschleunigt und uns kurz zuruft: "Löwen!"
Und tatsächlich, als wir näher kommen laufen zwei Löwen quer durch das flache Gelände auf unser Auto zu. Es ist ein Pärchen und sie machen den Eindruck als seien sie sehr zielstrebig unterwegs, weder uns noch dem Jeep würdigen sie einen Blick. Jetzt aber schnell ein Foto, ehe die beiden an uns vorbei sind!
Erstes Foto- zu langsam, ich habe gerade noch das Hinterteil erwischt anstatt den Kopf mit der Mähne. Na gut- Hakuna Matata- zweiter Versuch, können die beiden nicht mal stehen bleiben? Schon wieder den Schwanz sehr gut getroffen! Was haben die es denn so eilig? Dritter Versuch- das Weibchen habe ich erwischt, er ist schon an uns vorbei.
Tony war erfolgreicher, er hat sie beide in voller stattlicher Größe aufgenommen. Glückwunsch!
Das war zum Abschied sicher noch eine extra Zugabe für Tony, der ja gestern schon daran zweifelte, dass es im Amboseli noch Löwen gibt.
Die restliche Strecke durch den Park fahren wir sehr zügig und ohne weitere Stopps, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ob wir es an einem Tag schaffen bis in die Masai Mara? Mal sehen, wenn nicht müssen wir eben irgendwo übernachten. Wir sind recht zuversichtlich, denn auch nachdem wir das Remito Gate passiert haben bleibt die Piste gut und wir können zügig fahren. Selten kommt uns mal ein anderer Jeep oder Minibus entgegen.
Jörg hatte ursprünglich eine kürzere Route ausgesucht, er hat jedoch umgeplant nachdem er hörte, dass die Straßenverhältnisse dort zurzeit sehr schlecht seien. Die Hauptstrasse Mombasa- Nairobi sei viel besser und in den letzten Monaten sind auch viele Schäden an der Strasse repariert worden. Schön - hört sich gut an. Und dann haben wir auch schon das Ende der Pistenstrasse erreicht und kommen auf die Nationalstrasse. Und tatsächlich, kein Vergleich zu letztem Jahr. Die Strasse ist in gutem Zustand und wir kommen flott voran - für einige Kilometer. Danach ist die Strasse eben noch nicht fertig. Es kommen Baustellen, die man auf provisorischen Umleitungen umfahren muss und natürlich die von letztem Jahr noch gut bekannten Schlaglöcher. Und ein Verkehr - wo wollen die denn alle hin? Und wenn das die "gute" Straße ist - wie sieht denn dann eine "schlechte" Strasse aus? Auf jeden Fall hängen wir unserem Zeitplan inzwischen ein klein wenig hinterher und Jörg schlägt vor, dass wir in Nairobi übernachten sollten. Na klar, kein Problem. Vor allem können wir dann noch in eine Autowerkstatt, denn es blinkt ein rotes Licht und laut Jörg hat dieses Blinken etwas mit der Bremse zu tun. Die Bremse bremst zwar einwandfrei, aber es blinkt eben. Ich denke an die Strecke von Nairobi bergab in das Rift Valley- oh ja, es ist sicherlich sehr sinnvoll das erst checken zu lassen! Außerdem klemmt das Fenster auf der Fahrerseite und lässt sich nicht mehr richtig öffnen oder schließen. Eine Werkstatt wäre also wirklich hilfreich!
Vielleicht tut es uns auch mal ganz gut, wenn wir einen kürzeren Tag haben. Zeit zum Ausruhen mit Füße hochlegen, Karten kaufen und schreiben, Notizen in mein Reisetagebuch machen.
Also fahren wir zuerst das Auto in eine Werkstatt in Karen, danach suchen wir ein Hotel in Nairobi, alles in Ruhe und mit Zeit.
Hier in Karen hat ja letztes Jahr unsere Safari begonnen und es hat sich in den acht Monaten eigentlich nichts verändert. Der kleine Laden mit den Ansichtskarten, gegenüber die Post und natürlich auch der große unpassende Nakumat Supermarkt. Tony und ich nutzen die Zeit zum Einkaufen während der Jeep durchgecheckt wird.
Bei unserer Rückkehr erfahren wir, dass die Bremse o.k. ist; es war nur ein Kontakt locker. Fein! Aber es dauert doch noch eine kleine Weile, irgendwelche Kontakte an der Batterie sind zu reinigen und nach der Schüttelei auf den Pisten wohl ein paar Schrauben festzuziehen. Das Fenster wurde während unseres Einkaufs komplett ausgebaut, repariert und wieder eingesetzt.
Ich überlege ob ich vielleicht einen warmen Winterpullover für mich finde? Es ist wirklich recht kühl hier und ich schaue voller Neid auf die Wollmütze des Zeitungsverkäufers.
Da es jetzt doch nicht mehr so früh ist schlage ich vor, dass wir uns ein Hotel in Karen suchen um heute und vor allem morgen früh den Verkehr von Nairobi zu umgehen. Gut, der Land Cruiser ist wieder fahrbereit, also fangen wir an und suchen. Jörg seine erste Idee, Karen Blixen House, ist ausgebucht. Hakuna matata, da vorne war doch ein großes Schild: Bed and Breakfast. Wir schauen es uns an- das ist ja ein ganzes Haus was wir da mieten sollen. Nein, das ist nicht das richtige.
Was nun? Jörg fasst einen Entschluss: Wir fahren zurück nach Nairobi und suchen uns dort ein richtig schönes Hotel, am besten das Fairview in dem es Edith und mir so gut gefallen hat. Wir stürzen uns also wieder in den Verkehr und kämpfen uns langsam voran Richtung Zentrum. Am Uhuru Park vorbei, jetzt müsste es irgendwo links abgehen. An einer Kirche- wo war das denn wieder? Hier, ja genau, jetzt den Berg hoch. Na nu- irgendwie sind wir jetzt doch falsch abgebogen. Leider verkehrt herum in eine Einbahnstrasse und- da steht er schon: unser Freund und Helfer, ein Polizist! Prompt hält er uns auch an und möchte von Jörg die Papiere und den Führerschein sehen. Es beeindruckt ihn überhaupt nicht, dass wir uns nicht auskennen, nur Urlauber auf der Durchreise sind und eigentlich wirklich nur ein Hotel suchen. Kann er uns vielleicht erklären wie wir ins Hotel Fairview kommen? Eine Wegbeschreibung scheint er nicht zu geben, aber ich sehe wie er Jörgs Führerschein einsteckt.
Au weh, das sieht nach einer längeren Geschichte aus und ich spitze meine Ohren um auch ja alles zu hören was Jörg und der Polizist besprechen. Wie, wir sollen mit auf das Polizeirevier? Um Himmels willen, der wird uns doch nicht verhaften? Wegen einer Einbahnstrasse? Ich höre noch irgendwas von "Gerichtstermin für morgen" und der Ordnungshüter steigt zu uns ins Auto und gibt die Richtung ins Revier an. Jörg versucht für uns zu verhandeln: "was ist denn mit den beiden Beifahrern, die können ja nichts dazu. Wir sollten sie erst in ein Hotel bringen, am besten ins Fairview. Auch wenn ich eigentlich der Meinung bin mit gefangen, mit gehangen - das hört sich für mich nach einer sehr guten Idee an!"
Anscheinend leuchtet das auch unserem Polizist ein, er stimmt zu und so geht es nach polizeilicher Anweisung zum Hotel. Dort angekommen geht Jörg erst mal zur Rezeption während wir zu dritt im Auto warten. Tony versucht ein Gespräch in Gang zu bringen - dass er vor ca. 50 Jahren schon mal hier war - keine Reaktion. Dass es ungewöhnlich kühl ist - keine Reaktion.
Als er hier war, dass war als Kenyatta Präsident wurde - aha, jetzt ist Interesse geweckt und wir sehen das erste Lächeln im Gesicht unseres Begleiters.
Da kommt Jörg nach ca. 20 Minuten wieder zurück- das Hotel ist leider ausgebucht, aber die Rezeption ist ihm behilflich und macht einige Telefonanrufe in andere Hotels. Er muss nur auf die Rückrufe warten, dauert eben ein wenig. Hakuna matata- wir sind doch in einem Land wo Zeit keine Rolle spielt. Oder etwa nicht? Tony plaudert noch ein wenig mit dem inzwischen recht freundlichen Polizisten, der wird allerdings nach einer Weile (45 Minuten) etwas unruhig. Ob es noch lange dauert, will er wissen. Keine Ahnung, aber ich gehe mal und frage. Nein, meint Jörg, vielleicht noch ein paar Minuten und ich sollte versuchen seinen Führerschein zurück zu bekommen.
Im Jeep ist die Stimmung gut und wir erfahren unter anderem, dass in Nairobi die Kriminalität rückläufig ist. Im Laufe des Gesprächs bekomme ich dann auch tatsächlich Jörgs Führerschein zurück und der Polizist erklärt, dass er die "Angelegenheit" vergessen würde. Er würde Jörg vergeben, allerdings: ob es denn noch lange dauert? Er müsse doch jetzt bald mal wieder auf seinen Posten. Na ja, keine Ahnung- aber ich gehe mal und frage. Nein, meint Jörg, er komme in Kürze und freut sich als er hört, dass ich seinen Führerschein habe.
Einige Minuten später ist es dann soweit, Hotel haben wir zwar noch keines aber wir können unseren Freund und Helfer wieder zum Ende der Einbahnstraße bringen. Es regnet leicht und dämmert inzwischen schon, aber vielleicht hat er ja bald Dienstschluss!?
Jetzt brauchen wir nur noch eine Unterkunft, wohin also? Wir reihen uns erst mal wieder in die Autoschlangen ein als Jörg ankündigt: jetzt reicht´s, ich gehe wieder in den Busch. Einverstanden, wir kommen mit, auch wenn wir noch nicht so genau wissen wohin. Jörg´s Ziel liegt offensichtlich Richtung Karen, denn wir fahren auf dem Highway die inzwischen bekannte Strecke wieder zurück. Genau wie die male davor bin ich fasziniert von den Baumbewohnern rechts und links der Strasse, Marabus nisten mitten in der Millionenstadt. Ein toller Anblick, wie diese Riesenvögel über den Autos dahin gleiten und sicher in einem Baum landen.
Kurz vor Karen biegen wir links ab in Richtung Magadi, vorbei am Nairobi National Park und dann an einigen Wellblechhütten und dann noch mal nach links in eine Bushpiste. Die Strasse ist ungeteert, es gibt ein paar Verkaufsstände und Kinder tragen Wasserkanister nach Hause. In der beginnenden Dunkelheit streunen einige Mischlingshunde durch die kleinen Gassen. Bei Tony scheinen leichte Zweifel aufzukommen, sein Frage an Jörg:
"Ähm, hast Du eigentlich ein bestimmtes Ziel?" lassen das jedenfalls vermuten.
Noch eine weitere Kurve, an einer imposanten Villa vorbei und wir haben Jörg sein Ziel erreicht. Es ist die Masai Lodge und sie liegt genau auf der anderen Seite vom Nairobi Nationalpark, getrennt durch eine Schlucht. Die Lodge liegt in einer großzügigen und sehr schön bepflanzten Anlage, der Balkon unseres Bungalows erlaubt uns einen Blick in die Schlucht sowie auf einen Teil des Parks. Nachdem ein geduldiger Hausmeister mich mit den Tücken der Technik vertraut gemacht hat, haben wir auch Licht und warmes Wasser. Woher soll ich auch wissen, dass die Sicherung nach unten gekippt wird um sie anzumachen? Das Badezimmer ist groß und geräumig und ich genieße die heiße Dusche nach einem erlebnis- und abwechslungsreichen Tag.
Beim Abendessen habe ich Gelegenheit das Restaurant zu bewundern. Es besteht aus verschiedenen Terrassen, alle mit Blick auf die Schlucht und deren Vegetation. Das Abendessen ist hervorragen mit einem etwas indischen Touch, genau mein Geschmack. Eine Lodge zum Wohlfühlen, ein Blick auf Tony- ja, ihm gefällt es hier auch. Vielleicht können wir ja auf dem Rückweg von der Masai Mara wieder hier haltmachen?
Auf Grund der recht kühlen Temperatur bleiben wir nicht zu lange sitzen, denn durch den "Terrassenstil" ist es natürlich etwas zugig. Im Bungalow "begießen" wir mit Jörg noch kurz die beiden Löwen von heute morgen, dann kommt wieder unser tägliches Ritual- Tony zieht warme Socken an, ich wickle mich in eine Decke und kurz darauf sind wir beide eingeschlafen.
Donnerstag 09.08.07 - 5. Tag
Nachts hat es angefangen zu regnen und als wir morgens aufstehen herrscht "Nieselwetter", der Himmel ist verhangen und auch die Temperatur ist noch recht frisch. Ich hoffe, es wird mir nach einer Tasse heißem Tee und einem guten Frühstück etwas wärmer.
Sofort nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg in Richtung Masai Mara. Erst geht es noch durch einige Vororte von Nairobi und das regnerische, graue Wetter macht das Umfeld nicht einladender. Die Wege und Straßen sind vom Regen aufgeweicht und matschig. Dann lassen wir die Ortschaften hinter uns und haben die Hauptstraße zum Rift Valley erreicht.
Inzwischen hat sich das Wetter verschlechtert und die Wolken hängen jetzt so tief, dass wir uns mitten darin befinden. Die Sicht beträgt nur einige Meter und wir sind in einer richtigen "Waschküche", allerdings für kenianische Autofahrer anscheinend kein Grund langsamer zu fahren. Jörg bleibt wie immer gelassen, auch als wir eine "Ehrenrunde" drehen mussten weil er die Ausfahrt mangels Sicht verpasst hatte. Die gesamten Straßenschilder sind komplett von den Regenwolken verhängt und nur zu erahnen- aber lesen, unmöglich. Das ist jedoch Hakuna matata- Jörg ist ortskundig und findet die richtige Strasse. Dann haben wir es geschafft, der höchste Punkt der Route ist erreicht und es geht jetzt in zahlreichen Kurven bergab ins Rift Valley. Mit jedem Kilometer kommen wir weiter aus der Wolkendecke und nach einer Weile haben wir freien Blick auf das Rift Valley. Sobald wir die Höhe hinter uns gelassen haben, steigen auch die Temperaturen obwohl der Himmel weiterhin bedeckt bleibt. Ich bin erstaunt als ich die Landschaft sehe, bin ich hier wirklich schon mal durchgefahren? Wo ich auch hinschaue - es grünt und blüht und wo vor acht Monaten Trockenheit herrschte stehen jetzt mannshohe grüne Büsche. Kaum zu glauben!
Als wir in Narok ankommen ist gerade Markt und es herrscht ein lebhaftes Treiben auf der Strasse. Auch das Wetter ist inzwischen besser, die Sonne blinzelt durch die Wolkendecke. Jörg möchte hier tanken und dann gleich weiter fahren, das Auto wurde ja erst in Nairobi gecheckt. Interessiert schaue ich mich um, ja es sieht hier unverändert aus- sogar der Obstverkäufer steht noch an der gleichen Ecke.
Auf den letzten Kilometern bis in die Mara wird der Unterschied der Jahreszeiten noch sichtbarer, wo ein reißender Bach über die Ufer trat und die Brücke den Eindruck erweckte davon gespült zu werden, fließt nun ein stilles Bächlein. Masaifrauen stehen mit den Füssen im Wasser und waschen Wäsche, bunte Kleider und Tücher sind zum Trocknen auf den Steinen ausgebreitet. Auch die Vegetation- wo nur schwarze rutschige Erde war stehen jetzt kleine Sträucher und das Gelände ist mit Gras bedeckt.
Kurz nach unserer Einfahrt in das Reservat kommt auch schon das erste Empfangskomitee- zwei Giraffen die uns in Augenschein nehmen und auch eine Herde Zebras lässt sich sehen. Nicht lange später begegnen uns die ersten Gnuherden. Letztes Jahr war ich ja schon beeindruckt von den riesigen Herden Gnus - aber kein Vergleich zu dem was wir hier sehen.
Es ist die Zeit der Migration, die große Wanderung der Gnus von der Serengeti in die Masai Mara. Ich knipse erst mal- wer weiß ob wir noch mal sooo viele Gnus sehen. Jörg jedoch ist sich sicher: es werden uns noch entschieden größere Herden begegnen und er wird recht behalten.
Also fahren wir zuerst ins Fig Tree Camp um eine Unterkunft zu haben und dort merken wir ganz deutlich: es ist Hauptsaison.
Mit Jörg hatten wir vor der Safari abgesprochen, dass wir, so wie er es immer macht, ohne feste Reservierungen fahren. So hatten wir es auch im November letzten Jahres gemacht und konnten so auf das Wetter sehr gut reagieren.
Für heute ist zwar im Fig Tree noch etwas frei, aber für morgen ist eigentlich sowieso überbucht - also keine Garantie ob wir bleiben können. Na gut, Hauptsache wir haben erst mal diese Nacht sicher, wir werden schon etwas finden. Kann doch nicht so schwer sein, oder? Nachdem wir unsere Koffer abgestellt haben fahren wir also erst mal ins Basecamp damit wir morgen nicht "im Busch stehen". Allerdings auch hier - für heute noch ja, aber ab morgen ist leider nichts mehr frei. Na nu? Wir versuchen es in einem weiteren Camp - vielleicht noch für morgen, aber übermorgen sieht das ganz schlecht aus. Hoppla! Na so was!
Selbstverständlich lassen wir uns von derartigen Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen - und schon gar nicht von der Pirsch abhalten. Außerdem - im Fig Tree Camp heißt es ja immerhin "vielleicht." Richtig? Also erst mal abwarten bis morgen und jetzt das wichtigste - Game Drive!
Unsere Fahrt führt uns an Gnu Herden vorbei und hin und wieder auch mitten durch, da die Gnus natürlich auch die Pisten kreuzen. Die Gnus sind überall, die Herden ziehen sich hin bis zum Horizont und sie kommen aus allen Himmelsrichtungen. Es ist als ob ich Zucker in meiner Küche ausstreue und beobachte wie von allen Seiten Ameisen ankommen, nur größere Flächen und Tiere. Klar! Das fantastische Schauspiel ist aber nicht nur zu sehen, auch akustisch kann ich die tausenden von Tieren wahrnehmen. Da ist das Auftreten der vielen Hufe, das Rascheln von Gras und um uns herum ist ein ständiges geblöcke in der Luft. Jörg nimmt eine Piste, die uns den Fluss entlang führt und ich versuche mich zu orientieren. Erkenne ich den Weg wieder? Aber wenn ich bei Jörg nachfrage
"war das nicht dort wo….."? liege ich bis jetzt immer falsch. Na ja, kommt vielleicht noch.
Noch ein Stückchen weiter kommen wir an eine Furt und hier ist wohl vor nicht allzu langer Zeit eine Herde Gnus bei der Flussüberquerung getrennt worden. Irgendwas hat eines der Tiere beim Crossing erschreckt - nun steht ein Teil der Tiere auf der linken und der andere Teil auf der rechten Flussseite. Es ist eine Herde Gnus gemischt mit Zebras und Jörg erklärt uns, dass die beiden sich meist gemeinsam auf diese große Wanderung machen. Die Zebras finden Schutz in den sehr großen Herden und für die Gnus hat es den Vorteil, dass die Zebras entschieden aufmerksamer sind als sie selbst.
Wir entschließen uns eine Weile zu warten, denn sicherlich werden die zurückgebliebenen Tiere versuchen der Herde zu folgen. Es scheint als sind verschiedentlich Mutter und Kind bei der Überquerung getrennt worden. Ein junges Zebra ist laut und jämmerlich am rufen und von der anderen Flussseite kommt Antwort. Gnus und Zebras sind gleichermaßen nervös und aufgeregt: Sollen wir nun rüber oder nicht? Wer geht zuerst? Und dann fasst sich eines der Tiere ein Herz und macht den ersten Schritt - und sofort rennen alle anderen hinterher. Wir wechseln noch einmal die Position um besser sehen zu können und auf einmal geht es ganz schnell - blitzartig springt eine Löwin aus dem Gebüsch, direkt zwischen die Gnus. Panik!!! Zebras und Gnus machen kehrt, versuchen so schnell wie möglich wieder ans Ufer zu kommen. Eines der Gnus stürzt die Böschung hinab, rappelt sich wieder auf und entkommt knapp der Löwin. Es steigt die Böschung an einer anderen Stelle wieder hinauf- und steht direkt vor unserem Jeep. Das Gnu ist so nahe, wir können die panische Angst in den Augen sehen. Nach einer Schrecksekunde rennt das Gnu um das unerwartete Hindernis herum. Die Löwin hat jedoch noch nicht aufgegeben, sie schneidet dem flüchtenden Tier den Weg ab und ich denke: jetzt, jetzt erwischt sie es! Da geschieht jedoch etwas für mich völlig unerwartetes- das Gnu dreht sich um- senkt die Hörner und bietet der Löwin Paroli. Das ist echter Mut- wenn auch der der Verzweiflung. Aber es wirkt! Kaum zu glauben aber die Löwin ist anscheinend total verdutzt und irritiert und das Gnu nutzt diesen Moment und macht sich davon. Da sitzt sie nun, die "First Lady" des Bushes, und schaut ein wenig dumm.
Jörg meint, dass dies eine noch junge Löwin sei und mangels Erfahrung zu früh die Herde angegriffen hat. Im Moment möchte sie wohl erst mal wissen wo der Rest ihres Rudels ist, denn sie hebt den Kopf in den Nacken und lässt ein lautes Löwengebrüll hören. Bekommt sie Antwort? Wir hören zwar nichts, aber die Löwin macht sich auf den Weg zu einem uns unbekannten Ziel. Ganz vorsichtig und Abstand haltend fahren wir ihr eine Weile hinterher. Sie streift durch das Gras, beäugt eine Gnu Herde aus der Ferne und macht den Eindruck, dass sie sehr genau weiß wohin sie möchte.
Wir hatten ja gehofft, sie führt uns zu dem restlichen Rudel. Jörg hat jedoch recht als er sagt, sie sei aber vielleicht auch mit knurrendem Magen auf der Suche nach anderer Beute. Da hat sie es natürlich schwer mit uns im Schlepptau und das wollen wir ja auf gar keinen Fall. Also lassen wir sie alleine ihres Weges ziehen und fahren zurück zum Talek Fluss.
Unterwegs entdecken wir noch einige Warzenschweine, die ich im letzten Jahr als sehr scheue Tiere kennen lernte. Heute jedoch scheinen sie in keinerlei Weise an Flucht zu denken und stehen da als warten sie auf ein "Fotoshooting". Wie kommt das denn? "Ganz einfach" meint da Jörg, "sie sitzen im hohen Gras, fühlen sich in Deckung und glauben wir können sie nicht sehen".
Tja, das macht Sinn! Aber es gibt auch Tiere die nicht so viel Vertrauen in Gräser und Büsche haben. Das merke ich als uns Zebramangusten begegnen. Kaum in Sicht- husch- weg sind sie auch schon wieder. Keine Chance für ein Foto!
So langsam nehmen wir auch schon wieder Kurs in Richtung Camp und können so die Rückfahrt in Ruhe genießen. In der beginnenden Dämmerung treffen wir noch auf einige Giraffen und Büffeln, auch eine Topi Antilope ist unterwegs. Bei dieser Antilopenart bewundere ich immer wieder die wunderschönen verschiedensten Braunfärbungen, es sieht aus wie gemalt.
Im Camp angekommen packen wir das notwendigste aus den Koffern, duschen und machen uns so hungrig wie die Löwin auf den Weg ins Restaurant. Dort hat Jörg schon den schönsten Tisch im Garten ausgesucht und wir lassen uns nach einem langen, ereignisreichen Tag das Essen schmecken. Danach beenden wir auch heute wieder den Tag vor unserem Zelt und an diesem Abend können wir sogar Hyänen und Löwen hören. Ob "unsere" Löwin von heute Mittag wohl ruft?
Vor dem Einschlafen noch eine kleine Kontrolle: lädt die Batterie vom Foto auch auf? Habe ich da alles richtig gemacht? Steckdose auch eingeschaltet? Denn in Kenia ist an allen Steckdosen zusätzlich ein Kippschalter angebracht und wenn man den nicht kippt…………! Zumindest weis ich jetzt, was ich im vergangenen Jahr falsch gemacht habe.
So, nun das Licht aus- und : Gute Nacht !
Freitag 10.08.07 - 6. Tag
Nach dem Aufstehen stelle ich ganz stolz fest, dass mein technisches Verständnis besser geworden ist - unsere Batterien sind aufgeladen. Welch ein Erfolg !
Kurz darauf treffen wir uns auch schon am Jeep, starten zu unserer heutigen ersten Pirsch und bekommen ein beeindruckendes Schauspiel am Himmel zusehen. Zur gleichen Zeit wie wir starten drei Heissluftballons zu ihrem Flug über den Busch, über die Gnus mit den Zebras und über eventuelle anschleichende Löwen. Im Morgengrauen steigen sie höher und höher, gewinnen an Tempo und verschwinden hinter dem immer heller werdenden Horizont. Ob das sehr teuer ist? Es ist! Als ich mich am Abend nach den Preisen erkundige stelle ich fest: nein, das ist in meinem Taschengeld für diese Reise nicht mit drin.
Nun genießen wir jedoch erst mal unsere Fahrt und es sind auch schon die ersten Gnus unterwegs, jedoch nicht alle haben diese Nacht überlebt. Wir finden den Rest eines Gnus, an dem sich gerade einige Geier um die "schmackhaftesten" Stücke streiten. Es wird gefaucht, gedroht und mit den Flügeln geschlagen um sich nicht von seinem Platz verdrängen zu lassen. Sehr viel Eindruck macht anscheinen das "Vergrößern" durch Flügelausbreiten, auf jeden Fall schafft es einer dadurch seinen Platz eine ganze Weile zu behaupten. Wir beobachten das lärmende Treiben noch eine Zeitlang und ich bedauere, dass ich auf meinem Foto die Geräusche nicht mitknipsen kann.
Je weiter der Tag voranschreitet, umso größere Gnuherden begegnen uns. Jedoch nicht nur die Zahl der Tiere steigt, zu meiner Erleichterung auch die Temperatur. Die Sonne gewinnt langsam an Kraft und meine beim Fahrtwind kalt gewordene Nase taut langsam wieder auf.
Wir befinden uns jetzt mitten in einer Gnuherde und Jörg fährt ganz langsam, um die Tiere rechts und links von uns nicht zu erschrecken. In welche Richtung laufen die Gnus eigentlich? Das ist nicht zu erkennen, sie kommen einfach von allen Seiten und das Ganze macht den Eindruck als wüssten sie nicht so recht wohin. Immer wieder legen sie einen Stop ein und fangen an zu fressen. Da inzwischen auch einige Tommygazellen dazugekommen sind, bleiben wir stehen und beobachten das friedliche Bild. Da raschelt und wackelt es auf einmal in den Bäumen am Rande der Lichtung- was kommt denn da? Elefanten- sie mischen sich unter die Gnus und Zebras, gehen von Baum zu Baum und "frühstücken". Frühstücken? Ach herrje- das hätten wir doch fast verpasst und wenn wir noch etwas zu essen möchten, müssen wir uns jetzt beeilen. Wir überlegen einen Moment- haben wir eigentlich Hunger wenn es hier gerade so schön ist? Aber wir müssen ja so oder so wieder ins Camp da unsere heutige Übernachtung noch nicht bestätigt ist, also verbinden wir das auch gleich mit einem Frühstück.
Wir sind noch am essen, als Jörg die gute Nachricht erhält: wir können unser Zelt für eine weitere Nacht behalten. Prima, abgesehen dass es uns hier sehr gut gefällt, brauchen wir jetzt auch nicht auf "Unterkunft - Suche" zu gehen sondern können gleich wieder starten.
Wir fahren als erstes zurück zu den Geiern- aber hier ist fast nichts mehr zu sehen, nur noch ein paar Reste für die ganz Kleinen wie Ameisen und Käfer. Es ist beeindruckend wie viele Tiere von der erfolgreichen Jagd der letzten Nacht profitieren und Nahrung finden.
Auf unserer Weiterfahrt erleben wir immer wieder die eindrucksvollen Bilder der Gnuherden in der weiten Landschaft der Masai Mara. Es ist ein endloser Strom von Tieren und der Anblick erstreckt sich bis an den Horizont.
Dann entdeckt Jörg aber etwas anderes, eine Hyäne. Sie läuft einige Meter von uns entfernt durch das Gras und wir blicken ihr gespannt hinterher. Wohin geht sie? Ist sie alleine? Und auf einmal ist sie weg - einfach so, als sei sie in ein Loch gefallen. Jörg fährt ein wenig näher ran - hat sie sich vielleicht in eine Kuhle gelegt? Wir sehen sie nirgendwo, aber es taucht ein zweites Tier auf und wir beobachten es mit Spannung. Gehören die beiden zusammen? Da taucht die verschwunden Hyäne auf einmal wieder auf, mit lautem bellendem Fauchen springt sie hoch und hält ihre Artgenossin auf Distanz. Die Vermutung von Jörg, dass sie dort ihren Bau hat, evt. sogar mit Jungen, erweist sich als richtig. Nachdem wir eine Weile gewartet haben kommt eine junge Hyäne hervor und schaut sich neugierig um, die runden Ohren aufmerksam nach oben gestellt. Wir bleiben noch eine Weile hier, aber dann ziehen wir weiter. Jörg hat gehört in diesem Gebiet gibt es Löwen und die möchten wir natürlich gerne finden.
Und tatsächlich, nicht viel später hat Jörg sie entdeckt. Es sind zwei männliche Löwen und ein Fahrer im Fig Tree Camp hatte Jörg gesagt, es seien Brüder. Im November hatten wir ja vier Löwenjunge beobachtet, damals waren drei der "Jungs" ungefähr ein halbes Jahr alt und der vierte einige Monate älter. Könnten das zwei davon sein und ich habe hier "alte Bekannte" vor mir? Das weiß Jörg auch nicht genau, aber abends im Camp erfährt er, dass dies schon möglich sei. Also ich bin mir fast sicher: die beiden habe ich schon letztes Jahr gesehen. Diese Ähnlichkeit kann einfach kein Zufall sein! Sie haben die Köpfe erhoben und liegen hechelnd im Schatten. Merkwürdig, so heiß ist es doch gar nicht. Oder haben die beiden vielleicht gerade einen schnellen Sprint hinter sich?
Wir drehen eine langsame Runde um den Busch - von wo aus gibt es das beste Bild? Sicherheitshalber knipse ich mal von allen Seiten während die beiden Löwen, immer noch kurzatmig, in die Runde schauen. Als ein anderer Jeep kommt machen wir Platz und fahren erst mal weiter.
Immer wieder gibt es neues zu sehen, Giraffen bei ihrem Spaziergang oder die so scheuen Elen Antilopen inmitten einer Gnu Herde. Die Elen Antilope ist die größte Antilopenart, gerade zwischen den kleineren Gnus können wir das sehr gut erkennen. Eine Zebra Herde läuft parallel zur Piste im Gänsemarsch, ein Zebra nach dem anderen wie bei einer Polonäse.
Jörg fährt Richtung Fluss, mal sehen was dort so alles passiert. Tatsächlich stehen auch heute wieder einige Zebras in der Nähe des Ufers und Jörg stellt den Motor ab. Vielleicht sehen wir ein Crossing?
Auch auf der anderen Seite des Flusses warten drei Fahrzeuge, vollbesetzt mit Safari-Reisenden. Nach einer Weile verlieren sie allerdings die Geduld und der erste Wagen fährt an einer relativ seichten Stelle durch den Fluss und auf der anderen Seite die steile Böschung wieder hinauf. Dann der nächste - na, der nimmt aber einen etwas anderen Winkel, ob das wohl gut geht?
Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gebracht, da ist es auch schon passiert. Zwei Räder greifen nicht mehr und er steckt fest!
Die Fahrgäste schauen etwas ratlos aus der Dachluke, kommt etwa schon ein Krokodil angeschwommen? Aber da ist ja Gott sei Dank noch das dritte Auto und versucht seinen Kollegen anzuschieben, vielleicht bekommen die Reifen nach ein paar Zentimetern ja wieder Bodenkontakt. Doch Fehlanzeige, so geht es nicht! Da sitzen am Ende nur beide Jeeps im Fluss fest.
Jetzt bleibt dem Fahrer nichts anderes übrig als auszusteigen um das Abschleppseil an beiden Autos zu befestigen. Da steht er nun, das Masai Tuch nach oben gerafft, bis zu den Knien im Wasser. Da wird doch hoffentlich kein Krokodil schlanke Masai-Beine mit Gnu-Beinen verwechseln? Aber dann hat er den Knoten festgezogen, kann wieder in den Wagen steigen und wird von seinem Kollegen rückwärts aus dem Wasser gezogen. Geschafft! Jetzt möchte er nur noch über den Fluss- ob´s diesmal gut geht? Er nimmt etwas mehr Schwung, hat die richtige "Spur" und schon ist er auf der unserer Seite. Seine Fahrgäste applaudieren, winken uns noch mal zu - man kann sehen, sie freuen sich wirklich wieder auf trockenem Boden zu sein.
Kurz darauf machen auch wir uns wieder auf den Weg- ein "Crossing" haben wir jetzt ja schließlich gesehen. Wir möchten nochmals schauen was die beiden Löwenbrüder inzwischen machen, ob sie an ihrem heutigen Platz geblieben sind. Aber zuerst die Frage- finden wir das richtige Gebüsch wieder? Nun, "wir" finden es nicht- aber Jörg fährt zielsicher auf die richtige Stelle zu; da liegen die zwei und halten ihren Mittagsschlaf. Einer der beiden dreht sich in aller Ruhe auf den Rücken und streckt genussvoll seine Pranken in die Luft. Wir wollen sie nicht stören und beschließen erst mal weiterzufahren, mal sehen was uns noch alles begegnet. Unsere Fahrt bringt uns wieder in Flussnähe, in ein recht buschiges und bewachsenes Gebiet. Da taucht auch schon der nächste "Buschbewohner" auf. Ein Elefantenbulle kommt rechtwinklig genau in Richtung der Piste, auf welcher wir fahren. Sieht aus als würden sich unsere Wege kreuzen und Tony freut sich schon- das gibt sicher ein gutes Foto! Es ist ein schon etwas betagter aber stattlicher "Herr" mit zwei abgebrochenen Stosszähnen. Jetzt kreuzt er gleich die Piste- Achtung Kamera bereithalten! Aber was macht er da? Er dreht ab und kommt auf uns zu? Jörg bleibt gelassen:
"Ach, er will nur das Wegerecht. Geben wir es ihm einfach, kein Problem."
Wir weichen also seitlich aus, runter vom Weg und geben dem Elefant die Piste frei. Tja, der ist jedoch nicht so einfach zufrieden. Er bleibt nicht auf der Piste sondern macht einen Schlenker zur Seite - und kommt direkt auf uns zu, Kollisionskurs. Hoppla- Jörg legt den Rückwärtsgang ein, erst mal weiter ausweichen. Auf die andere Seite der Piste können wir nicht- alles voller Gestrüpp. Wir stehen inzwischen wieder auf der Piste- der Elefant macht einem Schlenker in unsere Richtung. Und nun?? Ich sitze im Jeep und versuche mich möglichst klein zu machen- vielleicht sieht der Elefant mich dann nicht? Er kommt immer näher und ich frage Jörg ganz leise: "Vielleicht einfach kräftig Gas geben bevor er ganz da ist?" Tony dagegen nutzt die Gunst der Stunde und knipst- so nahe bekommt er nie wieder einen mit den Ohren wackelnden Elefant vor die Kamera. Und dann gibt Jörg auf einmal zügig Gas und wir fahren an dem missgestimmten "Herrn" vorbei, der wackelt in diesem Moment übellaunig mit dem Kopf und hätte beinnahe den neuen Lack angekratzt; geht dann aber weiter seines Weges. Gott sei Dank! Denn wie Jörg ganz richtig sagt: in Partystimmung war der wirklich nicht!
Nach dieser spannenden Elefantenbegegnung ist es sehr relaxend einen Wasserbock und einige Tommy-Gazellen zu beobachten. Wir sind immer wieder begeistert von den anmutigen Tommys mit ihren großen Ohren und dem grazilen Körper.
Tony hat einen Safari-Wunsch: eine Tommygazelle mit ihrem Neugeborenen. Nun, das lässt sich normalerweise ja nicht bestellen- aber heute ist wohl Tony´s "Foto-Glücks- Tag". Es dauert weniger als zehn Minuten und wir treffen auf eine Tommygazelle mit ihrem Jungen. Die Geburt kann noch nicht lange her sein, denn das Fell ist noch feucht und das Kitz steht sehr wacklig auf seinen feingliedrigen Beinen. Die frischgebackene Mutter wirkt nervös, schaut sich ständig um und wir lassen sie auch rasch wieder alleine.
Inzwischen haben wir späten Nachmittag und Jörg wechselt noch mal die Richtung. Wo es wohl hingeht? Es geht zu einem kleinen See und an seinem Ufer stehen auch schon einige Minibusse. Trotzdem fahren auch wir hin, mal sehen was die so entdeckt haben. Löwen! Sechs Löwen liegen am Ufer, faulenzen und wirken total entspannt trotz der Zuschauer in Minibussen und Jeeps. Nach einer Weile sehe ich jedoch - nicht alle sechs Tiere schlafen. Eine aus der Gruppe ist wach, hebt den Kopf zwischendurch und schaut einmal in die Runde. Anscheinend sieht sie bis jetzt nichts ungewöhnliches, das Rudel bleibt still liegen. Das Wasser zieht jedoch auch andere durstige Tiere an und es dauert nicht lange bis ein Zebra am gegenüberliegenden Ufer auftaucht. Damit kommt so langsam auch ein wenig Bewegung in die Raubkatzen. Die zweite Löwin hebt den Kopf, blickt interessiert aber gelassen zur anderen Seite. Dann gehen bei der der nächsten erst die Ohren und dann der Kopf in die Höhe und nach kurzer Zeit liegen sechs Löwinnen am Ufer und beobachten das Zebra. Das ist ungefähr so, wie wenn ich vor dem Essen in den Topf schaue ob das Menü auch gelingt. Dem Zebra wird es anscheinend auch etwas ungemütlich, nach einem weiteren Blick zu unserer Uferseite dreht es ab und spaziert davon.
Auch wir wollen unseren Standort um einige Meter wechseln und den See umrunden. Aber schon nach einer kurzen Strecke kommt ein neuer Halt- drei Löwinnen sind sich hier am putzen, balgen und schmusen. Sie haben wohl den Tag über geschlafen und machen sich jetzt für die nächtliche Jagd bereit. Wir werfen einen Blick zurück zum See- es sind inzwischen noch mehr Minibusse eingetroffen. Aber nanu, warum steht da ein einzelner Jeep hinter dem Busch? Der Wagen ist außer Sicht der Minibusse- verdeckt durch Büsche, aber von hier aus können wir ihn sehen. Da wollen wir doch auch mal nachschauen, denn da scheint es ja etwas ganz Besonderes zu geben. Sonst bleibt man doch nicht den Löwen fern, oder?
In dem Fahrzeug ist der Fahrer mit einem junges Paar und sie schauen bei unserer Ankunft genauso begeistert wie ich das in ihrem Fall getan hätte, nämlich: oh je, mussten die uns entdecken? Kann ich ja verstehen, aber……!
Und sie haben etwas wirklich wunderschönes entdeckt - eine Löwin mit drei Babylöwen. Sie liegen in einem Graben und durch die beginnende Dämmerung sind die Jungen im ersten Moment etwas schwer zu sehen. Nach einer Weile jedoch kommen sie weiter nach vorne und wir können erkennen wie sie tollpatschig durch das Gras gehen und die Nähe der Mutter suchen. Das andere Auto ist inzwischen weggefahren, so verringert sich die Gefahr "entdeckt" zu werden und plötzlich in einem Pulk von Minibusse zu stehen. So sind wir im Moment allein und hoffen, dass es auch so bleibt. Wer jedoch "Besuch" bekommt ist die Löwenmutter, der stolze Vater erscheint und schaut nach seinem Nachwuchs.
Auf unserem Rückweg ins Camp kommen wir noch mal am See vorbei - neun Löwen waren hier heute Abend zu beobachten. Aber wie sieht es jetzt hier aus! Das Gras ist platt, an einigen Stellen die Erde aufgerissen, tiefe Autospuren sind überall zu sehen. Man könnte meinen hier sei eine Walze entlang gefahren, aber es war einfach nur die Anzahl der Fahrzeuge. Die Minibusse der organisierten Reiseveranstalter halten untereinander Funkverkehr - und wenn einer irgendwo etwas Interessantes entdeckt verständigt er alle anderen Minibusse. Die Masse ist es dann, die solche Schäden verursacht. Wir sind froh, das wir so oft wie möglich das Wild für uns alleine genießen dürfen.
Wir verbringen wie immer einen schönen Abend nach einem sehr schönen Tag und kurz vor dem Zubettgehen mache ich noch meine heutige Tagbuch Eintragung und kann es kaum fassen, das wir an einem Tag wieder so viel erlebt haben. Der letzte Satz
den ich heute schreibe ist:
"bin ganz schön groggy!"
Samstag 11.08.07 - 7. Tag
So müde ich gestern Abend auch war, jetzt fühle ich mich wieder fit und pünktlich um halb sieben geht es los auf die nächste Pirsch. Vor der Abfahrt wärmen wir uns noch mit einer Tasse heißem Tee innerlich auf, aber gegen den kühlen Fahrtwind hält das nicht lange an. Also Jacke zuknöpfen bis oben hin und auf die Sonne warten. Warum habe ich eigentlich nicht daran gedacht einen Wollschal mit nach Afrika zu nehmen?
Jörg fährt heute eine andere Richtung, trotzdem haben wir wie gestern nochmals den Blick auf die Heissluftballons. Langsam verschwinden sie in der Morgendämmerung am Horizont. Unter den Ballons erstreckt sich die Weite der Masai Mara, übersäht mit Herden von Gnus, Zebras und einigen Antilopen. Aber nicht nur in der Ferne gibt es Wild zu erspähen, auch fast neben unserem Land Cruiser herrscht reges Leben. Ein Schakal läuft sehr flink durch das teilweise schon trockene Gras, wir entdecken ihn nur durch die Bewegung. Die Höhe des Grases verdeckt ihn fast, nur ein Teil des Rückens sowie die Ohren sind zu sehen. Außerdem hat er es wohl eilig, ein "Fotostop" legt er nicht ein sondern huscht weiter bis wir ihn aus den Augen verlieren.
Nicht weit weg treffen wir auf drei Hyänen, ein schon erwachsenes Tier und zwei "Teenager". Die beiden Halbwüchsigen sind am Toben und am Spielen und wir beobachten dieses Schauspiel mit Begeisterung. Jörg erklärt uns einiges über das soziale Verhalten von Hyänen im Rudel. Am meisten beeindruckt mich, dass ein verletztes Tier von den anderen mit Futter versorgt wird, es wird "gepflegt" bis es wieder gesund ist. Tja- Familienleben hat schon gewisse Vorteile.
verspielte Tüpfelhyänen
Viel zu schnell ist die Zeit gekommen zum Frühstück ins Camp zu fahren- aber wir müssen ja auch nachfragen: wo schlafen wir kommende Nacht? Während wir unser Frühstück genießen, ist der Rezeptionist im Camp am telefonieren und planen um uns weiterhin eine Unterkunft im Fig Tree Camp zu ermöglichen. Aber heute ist das wohl etwas schwieriger, er kann jetzt noch nichts Genaues sagen. Wir packen also erst mal unsere Koffer, stellen sie an der Rezeption ab - und dann? Na klar, erst mal fahren wir wieder auf die Pirsch und vertrauen einfach in das organisatorische Talent der Mitarbeiter im Camp.
Auf unserem Weg bewundern wir auch immer wieder die Anzahl und Schönheit der Vögel, mit bunt schimmernden Federn sitzen sie in den Büschen. Nach einer Weile hat Jörg etwas hinter einem Busch erspäht- es ist eine Löwin und wir fahren mit dem Jeep vorsichtig näher ran. Sie ist halb unter dem Busch verborgen und wir wollen natürlich erst mal eine Weile warten und sie beobachten. Jörg stellt dazu den Motor ab- warum soll der auch unnötig laufen? Die Löwin zieht sich ein Stück weiter hinter den Busch zurück und unser bisher guter Blick geht verloren. Aber kein Problem- wir fahren einfach zwei Meter weiter vor. In dem Moment bemerke ich, die Löwin ist nicht alleine- sie hat einen Partner bei sich. Jörg und ich sprechen beide im gleichen Moment - ich: "Das sind zwei!" Jörg: "Das Auto springt nicht an!" Tja- aussteigen und schieben geht ja wohl nicht, aussteigen und unter die Motorhaube schauen auch nicht. Also warten- irgendwann wird ja jemand kommen. So ist es dann auch, nach kurzer Zeit stehen ein Minibus und ein kleiner Jeep bei uns. Jörg spricht mit einem Masai, den er aus dem Fig Tree Camp kennt, die Vorgehensweise ab. Danach schiebt sich der kleine Geländewagen zwischen uns und die Löwen, dann versucht Jörg auszusteigen und zur Motorhaube zu gelangen. Weit kommt er aber nicht, kaum hat er unser Fahrzeug verlassen,ist die Löwin auch schon auf den Beinen. Mit einem schnellen Satz kommt Jörg wieder durch die noch offene Tür und bespricht danach "Plan B" mit dem Masai. Es steigt natürlich keiner mehr aus um Mechaniker zu spielen, aber der Jeep schiebt uns von hinten, Reserveräder an Reserveräder, an- der Land Cruiser hustet ein wenig, schüttelt sich und dann läuft der Motor rund. Nur nicht wieder ausgehen lassen! Die Löwen haben sich trotz des Umtriebs zwischendurch gepaart, schauen über die Schulter nochmals in Richtung der Fahrzeuge, verschwinden in einen Graben und sind dann außer Sicht.
Wir machen uns also wieder auf den Weg, fahren in Richtung Fluss weiter. Unterwegs werden wir Zeuge einer erstaunlichen Auseinandersetzung. Zwei Sekretär Vögel haben anscheinend Beute gemacht als ein Geier mit ausgebreiteten Schwingen hinzukommt und seinen Teil abhaben möchte. Aber nicht mit den beiden! Die Beute wird verteidigt mit Flügelschlagen und vor allem kräftigen Fußtritten wie beim Kickboxen. Tatsächlich - der Geier gibt auf! Nur den einen Sekretär Vogel, den muss er ernsthaft verärgert haben. Der, obwohl etwas kleinere Vogel, lässt den ungebetenen Tischgast nicht so einfach davon kommen. Der Start des Geiers wird mit einigen Tritten in den Rücken erschwert und als der Abflug endlich gelungen ist nimmt der Sekretär Vogel sogar die Verfolgung auf. Inzwischen kümmert sich der andere Sekretär um die umstrittene Beute - er frisst sie auf, so ist zumindest im Moment der "Zankapfel" beseitigt.
Die weitere Fahrt führt uns an einem Flussufer entlang und wir kommen an eine mir vom letzten Jahr bekannte Stelle, der "Swimmingpool" der Flusspferde. Es geht heute etwas ruhiger zu als beim letzten Besuch, aber auch diesmal schauen mehrere Hippos neugierig zu uns hinauf. Ich zähle sieben Tiere, aber wer weiß wie viele "abgetaucht" sind.
Wir bleiben noch eine Weile parallel zum Fluss, fahren mit Blick auf das Wasser weiter und sehen Krokodile von denen eines nach Jörgs Schätzung ca. 4 Meter lang ist. Es liegt ganz ruhig im Nass und ist kaum von einem Baumstamm zu unterscheiden.
Auf unserer heutigen Route verlassen wir wieder das Flussufer und fahren kurz darauf durch das Grasland der Masai Mara. Dort begegnet uns hinter einem Hügel eine Gruppe von Giraffen. Es sind ca. neun Tiere, allerdings befinden sich drei Nachzügler dabei. Es sind zwei Giraffendamen und ein Jungtier die offenbar den Anschluss verloren haben. Es scheint als kann das Jungtier das Tempo der Erwachsenen noch nicht mithalten, es hat sich ins Gras gelegt und Mutter und Tante bleiben zu seiner Sicherheit bei ihm. Das gibt natürlich "Bilderbuchfotos", also bleiben wir auch stehen und beobachten das Verhalten der Tiere. Immer wieder geben die beiden ausgewachsenen Tiere dem Nachwuchs einen kleinen Schups mit der Nase als wollten sie sagen: "Na los doch! Wir müssen weiter, sonst verlieren wir den Anschluss an die anderen." Aber der Kleine hat noch keine Lust, mit seinen viel kürzeren Beinen so weit zu laufen findet er wohl einfach zu anstrengend. Die beiden "Damen" haben dafür ja vielleicht Verständnis, werden jedoch immer unruhiger je weiter die Herde sich entfernt. Nochmals bekommt das Giraffenjunge einen aufmunternden Schups, aber auch der hilft nichts. Die Giraffen recken ihre Hälse immer weiter in die Höhe um die vorangeschrittenen Tiere nicht aus den Augen zu verlieren, denn die Herde bedeutet für sie Sicherheit. So langsam wird die Entfernung kritisch, das Junge bekommt noch mal einen energischeren Schups und tatsächlich- es stellt sich auf seine Beine. Nur das Laufen, das will nicht so recht klappen- die Beine sind einfach zu kurz und noch zu schwach. Den beiden Giraffendamen geht allerdings inzwischen die eigene Sicherheit vor, sie machen sich auf den Weg um die übrige Herde einzuholen. Und das Jungtier? Nun, es läuft langsam hinter her- aber der Abstand zu den anderen wird immer größer. Können die denn nicht auf den kleinen Knirps warten? So eine Rabenmutter! Oder kommt sie vielleicht zurück? Oder schafft es das Junge doch noch den Abstand zu verringern? Nun, es sieht nicht so aus- aber das sind die Dinge in der Natur die wir nicht ändern und auch nicht beeinflussen können.
haushohes Familienleben
Ein wenig schweren Herzens fahren wir weiter, denn so ein hilfloses Fohlen tut mir natürlich leid. Aber trotz dem Mitleid für die Giraffe - wir wollten doch noch mal nach dem Löwenpaar von heute morgen schauen. Sie waren nicht weit vom Flussufer entfernt, vielleicht finden wir - bzw. Jörg- sie ja wieder. Tatsächlich, nach kurzer Zeit werden wir fündig. Die beiden liegen in der Nähe des Flussufers und genießen vermutlich ihre "Flitterwochen". Es ist ein noch junges Männchen mit blonder Mähne und ich frage mich, ob dies wohl das dritte Löwenbaby von letztem Jahr ist? Das Alter könnte stimmen! Jörg sagt, er wundere sich, dass der Löwe mit so einer recht kleinen und blonden Mähne schon ein Weibchen erobert hat. Denn das "Schönheitsideal" der Löwen sieht eigentlich ganz anders aus. Imposant, lang- und dunkelhaarig muss die Mähne sein damit der Löwe attraktiv für die Löwenddame ist. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, und wo die Liebe eben hinfällt- das scheint auch bei den Löwen so zu sein. Jetzt kommt jedoch erst mal Bewegung in die beiden - sie strecken sich, stehen langsam auf und schleichen zum Fluss hinunter. Wir fahren vorsichtig hinterher und wie immer staune ich, wie wenig die Tiere uns beachten. Nun - eigentlich ist es ja das Auto was nicht beachtet wird und hier wohl zum festen "Landschaftsbild" gehört.
Am Fluss angekommen stillen die beiden "Flitterwöchner" zuerst ihren Durst und steigen dann auf der anderen Seite die Böschung wieder nach oben. Der junge Löwe ist ganz Kavalier, er lässt seiner Braut den Vortritt. Wir können da nun nicht mehr nachfahren, die Steigung ist selbst für den Land Cruiser zu steil. Nachdem wir die Löwen aus den Augen verloren haben machen wir also kehrt und verlassen das Flussbett auf dem gleichen Weg wie wir gekommen sind.
Köngliche Bienenjagd
Unterwegs telefoniert Jörg mit der Rezeption im Fig Tree Camp und erhält gute Nachrichten. Wir können eine weitere Nacht im Fig Tree bleiben- in einem anderen Zelt wie bisher, aber wir haben eine Unterkunft und müssen jetzt nicht selbst suchen. Gott sei Dank, denn schon an der nächsten Flussbiegung werden wir zu einem weiteren Stopp "eingeladen".
Zuerst bemerken wir nur zwei, drei Elefanten aber nach und nach tauchen immer mehr Dickhäuter dieser Großfamilie zwischen den Büschen auf. Sie kommen von allen Seiten und kurz darauf stehen wir mitten in einer Herde. So ganz wohl ist mir im ersten Moment nicht und ich muss an unseren gestrigen Treff mit dem schlechtgelaunten "Herrn" denken. Ob diese Elefanten bessere Laune haben? Anscheinend ja, denn sie schauen zwar mal kurz zu uns rüber, lassen sich aber in ihrer Hauptbeschäftigung - sich satt essen - nicht stören. Friedlich gehen sie von einem Busch zum nächsten und wir hören neben brechenden Zweigen eigentlich nur Kaugeräusche - und natürlich unseren laufenden Motor, denn wer weiß ob gleich wieder jemand zum Anschieben kommt. Jörg hat inzwischen die Leitkuh ausgemacht und behält besonders dieses Tier im Auge, aber auch die "Chefin" bleibt ruhig und entspannt. Wir verbringen fast 2 Stunden inmitten dieser Elefantenherde in der sich auch viele Jungtiere befinden. Die Zeit vergeht wie im Fluge, aber dann wandert unsere "Großfamilie" weiter. Es geht runter zum Fluss, eine Stück durchs Wasser und auf der anderen Seite die Böschung wieder hoch. Ein kleiner Elefant tut sich ein wenig schwer, der Abhang ist für ihn zu steil und er rutscht immer wieder nach unten. Er gibt jedoch nicht auf, und nach einem kleinen hilfreichen Schubs von einem der älteren Tiere hat er es dann endlich geschafft. Auch wir ziehen weiter und ich bin froh, dass mein Vertrauen in die - zumeist- Friedfertigkeit der Elefanten wieder hergestellt ist.
Auf unserem Weg begegnen wir noch mal "alten Bekannten"- unsere Flitterwöchner. Sie sind wieder in der Nähe des Flussufers und nicht lange nach unserer Ankunft fangen sie an sich zu paaren. Diesmal bin ich aber gewappnet, denn ich weiß ja inzwischen wie schnell dieser Moment bei Löwen wieder vorbei ist. Also Kamera raus - fotografiert- den kurzen Moment festhalten, und hinterher schauen was auf dem Bild zu sehen ist. Und tatsächlich- gar nicht so schlecht geworden!
Aber nicht nur das Brautpaar ist unterwegs, wir treffen noch auf andere Löwen bei unserer Fahrt. Es beginnt die Abenddämmerung und die nächtlichen Jäger werden jetzt so langsam munter. Es wird sich gestreckt, gedehnt und zärtlich miteinander gespielt. Die Krallen erprobt? Die Zähne geputzt? Wer weiß!
Für uns ist leider schon wieder Zeit uns auf die Rückfahrt ins Camp zu machen, die Bestimmung, dass kein Auto bei Dunkelheit noch unterwegs ist hat ja einen Sinn und wir wollen sie ja auch einhalten. Jedoch nicht nur die Parkbestimmungen sind es, es fängt auch an zu regnen und in kürzester Zeit ist die Piste matschig und rutschig. Und das evt. im Dunkeln? Lieber nicht- also treten wir trotz Löwen vorbildlich und rechtzeitig den Heimweg an.
Im Camp holen wir unsere Koffer wieder an der Rezeption ab und beziehen unser heutiges Zuhause. Es ist kein Zelt, sondern eine innen sehr geräumige hölzerne Banda mit kleiner Terrasse. Sie bietet Platz für einen Tisch und drei Stühle und so sitzen wir auch heute Abend nach unserem Nachtessen zusammen und lassen den Tag ausklingen.
Sonntag 12.08.07 - 8. Tag
Wir haben heute den gleichen Tagesplan, früh zur Pirsch und dann zurück ins Camp um zu frühstücken. Tony ist heute nicht so ganz auf der Höhe, er muss sich irgendwie den Magen verdorben haben und war dadurch heute Nacht öfter wach. Ob ich denn nichts gehört habe? Nein, ich selbst habe tief und fest geschlafen und bin schon ganz gespannt was wir heute alles erleben werden.
Auf unserer Fahrt halten wir natürlich alle drei wieder Ausschau nach Raubkatzen- wer sieht sie zuerst? Meistens ist es Jörg mit geübten Augen, aber heute bin ich schneller und entdecke die Löwin. Sie streicht auf einer Anhöhe durch das Gras und ich schaue genau in dem Moment zu ihr hin, als sie die Quaste ihres Schwanzes in die Höhe streckte. Sofort sucht Jörg eine Piste um auf den Hügel zu fahren und zu schauen ob die Löwin denn alleine oder mit einem Rudel dort ist. Und sie ist nicht alleine sondern hat Gesellschaft. Ihr Bräutigam und vier weitere Löwinnen liegen nach der nächtlichen Jagd im hohen Gras. Nicht weit weg lümmelt sich ein weiteres männliches Tier mitten auf der Piste, er gähnt faul und beschaut sich ausführlich seine Pranken- na, ist eine Maniküre fällig? Sich durch ein ankommendes Auto stören lassen? Warum denn auch, ist doch schließlich sein Revier. Also legen wir den Rückwärtsgang ein und fahren zurück zum Brautpaar mit seinen "Gesellschafterinnen". Dort betätigen wir uns als "Spanner" und es gelingen mir einige sehr schöne Schnappschüsse "Löwen bei der Paarung".
Auf einmal jedoch schauen zwei der Löwinnen angespannt in eine Richtung. Was gibt es dort wohl zu sehen? Dann entdecken wir es- ein Gnukalb, verlassen und alleine steht es im Gelände und weit und breit keine Gnuherde zu sehen die ihm Schutz geben könnte. Irgendwie hat es den Anschluss an seine Familie verpasst, vielleicht auf die gleiche Weise wie gestern das Giraffenjunge. Jetzt läuft es ratlos hin und her, dann hat es sich entschieden und kommt genau auf uns und die Löwen zu. Noch näher und noch ein Stück, die Löwinnen schleichen sich geduckt in die richtige Position. Und dann sprinten sie los, von einem Moment auf den anderen. Das Kalb dreht ab, schlägt einen Haken, rennt so schnell es kann und- entkommt! Ich atme wieder aus und Jörg meint, es sei wohl von den Löwinnen nur ein halbherziger Versuch gewesen. Sie sind wohl noch satt von letzter Nacht und die eben beobachtete Jagd war eigentlich mehr so aus Prinzip und Gewohnheit, nicht wirklich ernst gemeint.
Masai Mara - Löwen
Kann ja sein, aber für uns war es Aufregung und Spannung pur! Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass es Zeit ist zurück ins Camp zu fahren um zu frühstücken, den schließlich verzichten wir ja regelmäßig auf das Lunch. Tony stöhnt bei dem Wort Frühstück leise auf, so 100% ig ist sein Magen anscheinend noch nicht.
Nachdem wir uns mit Spiegeleiern - Tony mit ein wenig Toast und Marmelade - gestärkt haben gehen wir zuerst unsere Koffer packen, denn auch heute muss unsere Unterbringung neu geregelt werden. Wie gestern stellen wir unser Gepäck an der Rezeption ab und machen uns auf den Weg zu neuen Abenteuern.
Die Masai Mara verwöhnt uns auch heute wieder mit ihrem Reichtum an Wildtieren. Zebras, einer Herde Topiantilopen und Jörg entdeckt ein Dik Dik direkt neben der Piste. Geduldig bleibt das sonst so scheue Tier stehen und lässt uns fotografieren. Und dann kommt ein weiteres "Highlight" auf dieser Safari - es begegnet uns ein Serval! Wir haben Glück- nicht weit von uns entfernt pirscht er durch das Gras, bleibt plötzlich stehen und springt mit einem mächtigen Satz in einen großen Grasbüschel. Er hat Beute gemacht und trägt seine Mahlzeit nun zu einem sicheren Platz um es sich schmecken zu lassen. Diese wunderschöne gefleckte "Katze" ist sehr selten zu beobachten - ich weiß dass, denn schließlich habe ich ja aufmerksam Jörgs Web Seite gelesen!
Serval mit Beute - Leptailurus serval
Wir fahren weiter, beobachten Gazellen und Antilopen und bestaunen einen Baum dessen Krone völlig mit Geiern besetzt ist. Es ist kaum zu glauben, dass die Äste nicht unter dem Gewicht brechen. Hin und wieder begegnet uns ein anderer Jeep und von den Fahrern hören wir, dass ein Gepard in der Nähe sein soll. Aber wo? Da gehen die Meinungen auseinander, gestern wurde er hier gesehen, aber vorgestern in einem anderen Gebiet. Und heute? Auf jeden Fall scheint das ein sehr wanderfreudiger Gepard zu sein der öfters seine Richtung wechselt, wir werden natürlich nach ihm Ausschau halten.
In der Zwischenzeit genießen wir jedoch all die anderen Beobachtungen die hier zu machen sind und immer wieder neue Eindrücke verschaffen. Auch heute treffen wir wieder auf Giraffen, wir zählen 16 Tiere - eine wirklich stattliche Anzahl. Sie stellen sich leider nicht zum Gruppenbild zusammen - schade, aber dafür habe ich den Anblick in meinem Gedächtnis.
Jörg fährt Richtung Mara Fluss und als wir dort ankommen stellen wir fest - wir sind genau im richtigen Moment hier angekommen. Eine Gnuherde, die sich bis zum Horizont erstreckt, ist kurz davor den Fluss zu überqueren. Wir stellen den Motor ab, warten und hoffen, dass wir die vorsichtigen Tiere mit unserer Ankunft nicht erschreckt haben. Jörg hat gestern am Auto noch irgendwelche Kontakte reinigen lassen, der Land Cruiser wird also sicherlich und hoffentlich wieder anspringen. Die Gnus stehen am Ufer und sind sich unschlüssig, ganz vorsichtig -Schritt für Schritt- nähern sie sich der Furt. "Sollen wir oder sollen wir nicht?" scheint die Frage zu sein. Nach einigem weiteren Zaudern übernimmt ein entschlussfreudiges Gnu die Initiative und wagt den wichtigen ersten Schritt. Es ist als sei ein Stein ins Rollen gebracht worden, ein Tier nach dem anderen überquert den Fluss. Immer so rasch wie möglich, denn erst am anderen Ufer fühlen sich die Tiere wieder in Sicherheit. War der Herdenfluss zuerst noch sehr zögerlich, so ändert sich das im Laufe des Crossings. Immer mehr Gnus drängen nach, schneller als die vorangegangenen Tiere den Fluss überqueren und aus dem Wasser steigen können. So kommt es zu einem regelrechten Stau und einige Tiere drohen zu straucheln. Trotzdem wird von hinten weiter geschoben und gedrängt, es erinnert mich an Schlussverkauf bei C&A. Doch dann taucht eine kleine Gruppe Zebras auf und "regelt den Verkehr". Sie "stoppen" dieses kopflose hinterher Gedränge und warten bis alle sich im Wasser befindenden Gnus sicher am anderen Ufer sind und der "Stau" beseitigt ist. Danach wenden sich die Zebras der Furt zu und überqueren nach vorsichtiger Sondierung des Geländes ihrerseits den Fluss. Mit ihnen wagen sich auch wieder die ersten Gnus auf den riskanten Weg und das Schauspiel beginnt von vorne. Jörg ist davon überzeugt - Zebras sind viel intelligenter als Gnus, und so wie es aussieht hat er Recht.
Als der Strom der Tiere wieder "fließt" entscheiden wir uns ein Stück weiter zu fahren. Der Land Cruiser springt ohne zu zögern an- genau wie heute Morgen. Gutes Auto!!!
Unser Weg führt uns weiterhin den Fluss entlang, vorbei an einer Herde Elefanten. Ob es die gleiche Familie wie gestern ist? Eine Weile bleiben wir auch hier stehen und beobachten die Tiere, die bis auf wenige Meter an unser Auto kommen. Wir sind nicht alleine, neben uns steht ein Jeep mit zwei sehr professionell aussehenden Fotografen. Zumindest habe ich noch keine "normalen" Touristen mit solch riesigen, überdimensionalen Teleobjektiven gesehen - auf Kissen gebettet sind sie an der Dachöffnung des Jeeps angebracht.
Dann verlassen wir die "Profis" und die Elefanten, fahren einige Kilometer weiter und kommen an eine Reihe Büsche unter denen Perlhühner nach Körnern suchen. Irgendwie kommt mir die Gegend bekannt vor - dieses Gebüsch! Habe ich das nicht auf einem Foto bei mir Zuhause? Auf einmal stoppt Jörg das Auto, eine Leopardschildkröte sitzt unter einem Strauch! Und jetzt fällt mir auch wieder ein, wieso mir das Gebüsch so bekannt vorkommt- das Foto mit der Leopardschildkröte von letztem Jahr! Es sieht hier genauso aus! Ich wusste ja, dass Schidkröten langsam sind- aber soooo langsam? Oder ist es vielleicht doch nur ein ähnlicher Busch?
Nicht weit von der Schildkröte entfernt begegnet uns auch heute nochmals eine Tommygazelle mit einem Neugeborenen auf staksigen Beinen. Noch etwas unsicher, aber doch schon mit flottem Tempo läuft es hinter seiner Mutter her. Diese grazilen Tiere begeistern mich immer wieder aufs Neue.
Einen meiner weiteren Favoriten bekomme ich heute auch zusehen, und gleich im Doppelpack. Zwei Schakale streifen unruhig hin und her- jetzt trägt einer der beiden etwas in der Schnauze weiter, schleppt es dann hinter sich her. Die beiden haben eine Beute! Jörg erkennt auch sofort um was es sich handelt: "Es ist eine junge Tommygazelle, noch ganz klein" klärt er uns auf. Ach?! - nun ja, der Schakal soll ja auch nicht hungern. Ist mir schon klar! Ob die beiden die Beute selbst gerissen haben? "Möglich" meint Jörg. Aber wo ist die Gazellen Mutter?
Nicht weit von den Schakalen entfernt finden wir ihren Körper, umringt von Pavianen. Die Affen sind sehr nervös und vorsichtig, beim kleinsten Geräusch lassen sie von der Gazelle ab und flüchten auf einige Meter Distanz. Dann nähert sich ein mutiges Tier und versucht den Kadaver für sich zu beanspruchen. Da sind die anderen natürlich nicht mit einverstanden - es gibt Familienstreit. Kurz, laut und heftig, dann sind die Fronten geklärt. Paviane sind keine reinen Vegetarier sondern Allesfresser und schätzen ein gutes Stück Fleisch ebenso wie eine Banane. Trotzdem mutet es mich merkwürdig an, zuzusehen wie sie mit ihren "Händen" eine Keule aus der Gazelle reißen. Warum eigentlich? Das weiß ich bis heute nicht- oder habe ich an einen Primaten in der Wildnis andere Erwartungen als an einen Löwen? Das wäre doch recht albern, oder?
Eine andere Frage die ich stelle: jagen Paviane wirklich Gazellen? Jörg ist der Meinung, dass nicht die Paviane die Gazelle getötet haben sondern evt. ein Leopard oder Gepard. Die Paviane haben ihm dann seinen Fang streitig gemacht. Als Einzelgänger ziehen der Leopard und noch eher der Gepard gegen eine ganze Meute kreischender und bissiger Affen den Kürzeren und verzichten so häufig notgedrungen auf ihre Beute. Tja- das macht Sinn.
Nun müssen wir uns jedenfalls auf den Rückweg machen, denn leider wird es schon wieder dunkel.
Heute Mittag haben wir telefonisch erfahren, dass wir im Fig Tree Camp bleiben können- nur eben wieder eine andere Banda. Kein Problem, wir sind ja froh - nichts gegen Jörgs wunderschönen Land Cruiser - aber ein Bett ist mir da schon lieber. Sobald wir im Camp ankommen holen wir die Schlüssel und unser Gepäck um unsere heutige Unterkunft zu beziehen. Die Banda ist kleiner als gestern, aber es stehen zwei Betten drin und wir bekommen sogar noch eine zweite Matratze damit wir bequem schlafen. Es ist unsere letzte Nacht im Fig Tree Camp, morgen geht es wieder zurück nach Nairobi und das heißt wir haben eine lange Fahrt mit einigen evt. Überraschungen vor uns.
Deshalb beenden wir den Abend heute etwas früher und nach dem erlebnisreichen Tag bin sogar ich ein wenig müde.