Text und Fotos (digital) Jörg und Petra Reinecke;
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!
Bekanntschaft mit den "Maneatern" vom Tsavo
20 Tage Safari mit dem eigenen Toyota Landcruiser,
Erlebnisse in und am Mount Kenya, Shaba, Samburu, Sandai, Solio, Crater Lake, Masai Mara und Tsavo Kenya Reisebericht 2007 / September
Safarivorbereitung im Boko Boko
Es war kurz vor Mitternacht, angenehme 28 Grad C. warm und ein leichter Wind wehte, als wir unsere zweite Heimat, das Boko Boko erreichten. Neugierig näherten wir uns auf den schmalen, sich dahin schlängelnden Wegen unserem neuen "zu Hause", dem neusten Gästehäuschen im Boko Boko. Den Platz für diesen Gästebanda durften wir uns im letzten Jahr selber aussuchen und einige kleine Extra Wünsche, wie z.B. ein eigener kleiner Teich vor der Terrasse und eine extrabreite Bank wurden auch noch erfüllt. Natürlich war es nicht wirklich unser Banda und eigentlich hatten Joachim und Yolanda für uns ein Zimmer in ihrem Wohnhaus vorgesehen. Aber so schön das neue Atriumhaus der beiden auch war, wir wollten lieber draußen im immergrünen tropischen Garten wohnen, die Affen und Vögel vorbeiziehen sehen und nachts Schildkröten im Teich beobachten.
Vor 4 Wochen hatte ich kurz vor meinem Rückflug nach Deutschland eine kleine junge Klappbrust Sumpfschildkröte in den Teich vor der Terrasse eingesetzt, sowie einige lokale Pflanzen und exotische Gubbys gegen die Moskitolarven. Damals war der Banda noch nicht ganz fertig gestellt, die Fenster hatten noch kein Glas und aus der Dusche kam noch kein Wasser. Jetzt wenige Wochen später war das Häuschen fertig. Als wir die Tür zu "unserem" zu Hause öffneten strahlten uns die hellen freundlichen Wände an, zwei Hausgeckos flüchteten vor dem plötzlichen ungewohnten Licht und die warme Luft roch noch nach Farbe. Was wir im Licht der Energiesparlampen sehen konnten gefiel uns gut und so vielen wir erschöpft von der langen Anreise müde in unser Bett unter dem großen Moskitonetz.
Boko Boko Guesthouse, Kikambala
Am nächsten Morgen erwartete uns ein strahlendblauer Himmel, über einem in allen erdenklichen Grüntönen schimmernden tropischen Pflanzenmeer. Unser erster Weg führte uns zum neuen Pool, der mitten im üppigen Garten lag und einladend blau leuchtete. Nach dem erfrischenden Bad, begrüßten wir erst einmal Yolanda und Joachim. Auch wenn ich ja gar nicht lange abwesend war, so gab es doch schon wieder die ein oder andere Neuigkeit und so plätscherte die Zeit, wie so oft in Afrika, dahin. Unser Land Cruiser (das ist jetzt wirklich unserer) hatte die letzte Safari im August bis auf wenige Kleinigkeiten, wie ein heraus gefallenes Fenster, eine ausgefallene Tachowelle und verrottete Batterieanschlüsse, gut überstanden und war bereit für unsere große dreiwöchige Safari. Auch unsere Ausrüstung, die hier im Boko Boko lagert war in einem ordentlichen Zustand. Als ich allerdings nach meinen Kleidungsstücken sah, die ich vor vier Wochen hier zurückgelassen hatte, konnte ich es kaum glauben!
"Na prima" stellte ich begeistert fest, als ich T-Shirts, Hemden und Shorts kontrollierte. Auf meinen Sachen lag ein feiner weißer Schimmelfilm!
Na gut, wieder etwas gelernt, was wir eigentlich auch schon geahnt hatten. Die Lagerung von Kleidung ist an der Küste nur in klimatisierten Räumen möglich, ansonsten kann man zusehen wie Hosen und Hemden von Schimmel, Motten und Termiten zu Staub verarbeitet werden.
Von der Küste bis zum Mount Kenya
Nachdem wir neben unseren Safarikisten, den Lebensmitteln und dem Wasser auch unsere Zeltausrüstung, Schlafmatten und Werkzeug verstaut hatten, verzurrte ich noch unsere Safari-Stühle und den Tisch und dann ging es auch schon los. Unser Ziel, 20 Tage Safari in den Gebieten Aberdare - Mount Kenya, Shaba - Samburu, Crater Lake, Masai Mara und Tsavo. Wie immer hatten wir bis auf eine Anmeldung im Tarhi Camp (Tsavo East) keine Reservierungen gemacht. Wie immer wollten wir uns die Möglichkeit offen lassen, da wo es uns gefällt einfach etwas länger zu bleiben und natürlich auch da wo es uns nicht gefällt den Aufenthalt zu verkürzen. Genauso kann man ohne Reservierungen natürlich auch viel Besser auf irgendwelche "matata motokaa" (Probleme mit dem Auto) reagieren und was das angeht, hatten wir ja mit dem alten Land Rover einige Erfahrung, auf die wir nun mit dem Toyota Land Cruiser gerne verzichtet hätten.
Als wir Mombasa hinter uns gelassen hatten und auf frisch ausgebauter und glatter Straße dahin rollten, die Tachonadel, die inzwischen wieder funktionierte, 100 km/h anzeigte, das Lenkrad nicht in meine Hand vibrierte, der Motor leise schnurrte und Petra und ich uns ganz normal unterhalten konnten, die Canvas bezogenen Sitze einen gewissen Komfort versprühten und nicht wie die Plastiksitze im Land Rover 109 am Hintern klebten, da fühlten wir uns wohl und wussten, dass wir mit der Anschaffung des Land Cruiser alles richtig gemacht hatten. (asante Gaby and Dave)
Der Himmel war blau, es gab nur vereinzelt Wolken, als wir das Gebiet des Tsavo passierten und auf Höhe der Chyulu Hills nach Links in Richtung Umani Springs Camp abbogen. Auf einer holprigen Bushpiste ging es nun vorerst weiter, bis wir schließlich Lavafelder querten und auch die Piste aus Lavagestein bestand, immer tiefer ging es in den Bush und die angekündigten 15 km kamen uns ewig vor. Je weiter wir fuhren, desto dichter wurde die Vegetation und das Gebiet wurde sumpfiger und bewaldeter. Die Ausschilderung war nicht ganz eindeutig, aber irgendwann hatten wir das Camp gefunden. An einer Lichtung standen mehrere Safarizelte auf hölzernen Plattformen, alle mit Dusche und WC und einer Terrasse mit Ablagefläche für Kameras und Ferngläser, eine große Überdachte Holzterrasse diente wohl als Restaurant.
Wir hatten das Camp gegen 15.30 Uhr erreicht, es war leider genauso wenig Wild auf der Lichtung zu sehen, wie Menschen im oder am Camp.
Obwohl der Platz, speziell in den Abend und Nachtstunden bestimmt eine interessante Wildbeobachtung bietet (ich hatte gelesen, dass sogar Elefanten aus den nahen Chyulu Hills bis zu diesen Wasserstellen und Sümpfen kommen) sah das Camp auf den ersten Blick wenig einladend aus.
"Hello, ………hello, somebody around?" rief ich in den Bush hinein!
Schweigen, ich rief in eine andere Richtung!
"Ah, jambo, karibu sana!" kam es nach einer ganzen Weile aus einer unerwarteten Richtung als Antwort zurück. Es gab also doch noch Menschen hier.
Verschlafen kamen einige Männer auf uns zu und es war nicht zu erkennen, ob sie sich freuten oder wunderten unerwarteten Besuch zu bekommen.
Freundlich zeigte man uns das ganze Camp und die Zelte, allerdings sollte eine Übernachtung genauso viel kosten wie in einem Camp innerhalb der National Parks und da half diesmal auch mein ganzes Verhandlungsgeschick und ein Telefonat mit dem nicht anwesenden Manager nicht weiter. Da wir uns vorgenommen hatten bei den Zwischenstopps möglichst preiswert zu Übernachten, entschlossen wir uns bis zur Hunters Lodge weiter zu fahren. Waren uns aber einig, dass wir irgendwann auch hier an den Umani Springs mal schlafen werden.
Gegen 16.30 Uhr erreichten wir die alte Hunters Lodge, die nur wenige 100 Meter von der Straße direkt an einem kleinen Teich liegt, der sein Wasser vom Kiboko River bekommt.
Kaum hatten wir unser kleines aber sauberes Zimmer bezogen, fingen wir an den Garten zu erkunden. Hunderte von Reihern hatten bei unserer Ankunft unsere Aufmerksamkeit mit ihrem Geschrei erregt.
Quer über den Teich führte eine wenig Vertrauen erweckende, wackelige, aus weißen Latten zusammengehauene Holzbrücke, überall ragten Nägel aus dem Holz und bei jedem Schritt wankte das Bauwerk in eine andere Richtung. Während ich versuchte von dem unsicheren Gebilde aus einige der zahlreichen Vögel zu fotografieren, saß Petra am Ufer und wartete mit der Kamera in der Hand, das die Brücke endgültig einstürzte und ich im Wasser verschwand!
Ich glaube nicht, dass sie wirklich enttäuscht war als ich irgendwann trocken und unverletzt wieder neben ihr stand.
Neben einigen Reihern konnten wir an diesem Abend noch Fotos von Gigant Kingfischern und Kormoranen machen und damit unsere Webseiten Bestandsliste gleich um 2 neue Vogelarten ergänzen.
Hunters Lodge
Am nächsten Tag ging es zunächst noch auf ordentlicher Asphaltstraße weiter, weniger Kilometer nach Sultan Hamud allerdings trafen wir auf den Straßenbauabschnitt, von dem ich gehofft hatte, dass er inzwischen fertig war. Aber das Gegenteil war der Fall. Konnten wir im August noch auf frisch geschobener glatter Piste zügig vorankommen, so fanden wir nun eine ausgefahrene, löchrige, staubige Holperpiste vor. Die Geschwindigkeit verringerte sich für lange Zeit auf 20 - 40 km/h und kostete uns viel Zeit, aber schließlich hatten wir noch drei Wochen vor uns und wollten nicht gleich an den ersten Tagen größere Schäden riskieren.
Gegen Mittag erreichten wir Nairobi und quälten uns im erwarteten Stau in die laute, hektische Stadt hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus. Beim Tanken in Nairobi, bemerkte ich das irgendwo Unterwegs auf der schlechten Piste, einer der Radbolzen abgeschert war. Entschied dann aber, dass 5 reichen müssen und wir keinen Reparaturstopp einlegen werden.
Als wir die Thika Road im Norden von Nairobi erreicht hatten, ging es wieder zügiger voran. Vorbei an den Thika Falls fuhren wir auf gut ausgebauter Straße immer weiter in Richtung Mount Kenya, die ganze Zeit hatten wir die Schneebedeckte Spitze des höchsten Berges in Kenya zur Orientierung vor uns. Langsam mussten wir uns entscheiden, wo wir die nächste Nacht verbringen wollten und da sich über den Aberdares noch dichte Wolken befanden und ich vor ein par Tagen die Meldung von schweren Regenfällen in dem Gebiet bekommen hatte, viel die Wahl auf die Mountain Lodge, am Rande des Mount Kenya National Parks.
1995 waren wir das letzte Mal gemeinsam in der Lodge und auch mein letzter Besuch lag inzwischen 7 Jahre zurück und so waren wir etwas verblüfft, als wir plötzlich vor einem Gate standen und zwei Ranger vom KWS (Kenya Wildlife Service) von uns Parkgebühren kassieren wollten. Damals befand sich die Lodge noch nicht im Mount Kenya National Park, sondern genau an der Parkgrenze, aber damals gehörte die Lodge auch noch nicht zur Serena Kette! Serena hatte nun in einen breiten Gürtel am Rande des National Parks ein Forstschutz Projekt ins Leben gerufen und somit auch den National Park erweitert.
Wir klärten vorsorglich am Gate über die Ranger via Funkgerät mit der Mountain Lodge ob überhaupt ein Zimmer für uns frei ist und fuhren dann durch dichten Wald bis zur Lodge hoch. An der Lodge an sich hatte sich nichts verändert, nur die Preise befanden sich nun auf Serena Niveau und so waren wir froh auf die eher teure Übernachtung im Umani Springs Camp verzichtet zu haben.
Zusammen mit den Parkgebühren hatte sich der erwartete Übernachtungspreis hier an der Mountain Lodge im Gegensatz zu meinem letzten Besuch nämlich mehr als verdoppelt.
Aber wir waren uns sicher, dass der Besuch sich lohnen würde!
Damals hatten wir zusammen mit unserer Tochter unzählige Büffel, Elefanten, Wasser- und Bushböcke, sowie Impalas an der Wasserstelle beobachten können und so war unsere Erwartung dementsprechend hoch.
Wir hatten die Lodge am frühen Nachmittag erreicht und setzten uns gleich nach unserer Ankunft gespannt auf unseren Holzbalkon um die Lichtung zu beobachten. Abwechselnd traten Bush- und Wasserböcke aus dem Dickicht und an das Wasser. Später zeigten sich einige Kaffernbüffel. Etwas weiter weg konnten wir Warzenschweine und Paviane beobachten, einige Diadem Meerkatzen turnten in den Bäumen gegenüber der Lodge als wir plötzlich einen lauten Schrei, vom Nachbarbalkon hörten, unmittelbar danach sauste ein Affe über unseren Balkon und flüchtete Hals über Kopf.
Wir waren gewarnt und vorbereitet, dachten wir jedenfalls.
Wenig später saßen wir mit unseren Kameras und Ferngläsern bei einer Tasse Tee auf dem Balkon, als sich wieder ein großes Diadem Meerkatzen Männchen über die Brüstung näherte.
Sofort sprang ich auf und gestikulierte, fuchtelnd mit den Armen, unbeeindruckt kam der Affe auf mich zu und verschwand, direkt an mir vorbei, durch die offene Tür in unser Zimmer, wo er sich hektisch zwischen unseren Sachen umsah.
"Der Autoschlüssel" rief Petra,
todesmutig stürzte ich in das Zimmer, bewaffnete mich mit einem Sitzkissen und es begann eine wilde Affenjagd über die Betten quer durch das Zimmer.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, auf dem Fußboden meinen Autoschlüssel und einige andere Kleinteile, inzwischen war der dreiste Möchtegern Dieb wieder auf dem Balkon und grinste Petra mit gefletschten Zähnen an. Ich trat auf den Balkon und holte aus, mit dem Kissen in der Hand schlug ich zu, geschickt wich der Affe aus, bekam aber dennoch einen Streifschlag ab und stürzte laut schimpfend vom Balkon, wo er sich eine Etage tiefer wieder fangen konnte und dann fluchtartig in die in die Bäume des Waldes verschwand.
"Wäre bestimmt lustig geworden, wenn du wegen dem Autoschlüssel hinterher gemusst hättest!" grinste Petra.
"Ja, von Ast zu Ast!" entgegnete ich und legte mein Boxkissen griffbereit zur Seite.
Die weiteren Wildbeobachtungen verliefen ruhiger, dafür vielen uns die vielen (für solche Safaris) unqualifizierten Touristen auf. Damals hatte es uns Mühe gekostet unsere kleine Tochter mit in die Lodge zu bekommen und den Manager davon zu überzeugen, dass sie sich ruhig verhalten kann. Heute lärmten Gruppen aus verschiedenen Nationen, so Laut das man sie quer durch die Lodge und sicher noch tief im Wald hören konnte!
Schade!
Dennoch genossen wir unseren Aufenthalt und machten in den Abendstunden und in der Nacht noch schöne Beobachtungen und teilweise sogar gute Fotos von Tieren die wir vorher noch nie abgelichtet hatten. Besonders gefreut habe ich mich über die Rotte Riesenwaldschweine, die gegen Mitternacht auf die Lichtung trat. Aber auch die Sumpf- und die Weißschwanzmanguste haben uns erfreut, genauso wie mehrere "Large spottet Genetcats"(Ginsterkatzen), von der die schwarze Farbvariante besonders imposant war .
Ein weiteres Highlight waren für uns die großen Nashornvögel, von denen uns diesmal dank neuer Ausrüstung sogar ein brauchbares Foto gelang.
Serena Mountain Lodge, Mount Kenya
Als wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück in Richtung Shaba Reservat aufbrachen, waren wir mehr als zufrieden, hatten wir doch nach zwei Tagen Safari schon drei neue Vogelarten und drei neue Säugetierarten zur Erweiterung von www.safari-wangu.de aufgenommen und mit den Riesenwaldschweinen sogar eine Säugetierart beobachtet, die wir in den 17 vergangenen Safarijahren noch nie gesehen hatten.
Bekanntschaft mit den "Maneatern" vom Tsavo
20 Tage mit dem eigenen Toyota Landcruiser durch die Wildnis Überraschung in Shaba (hier gehts weiter!)