Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)
Birding Safari im Rift Valley und Grevy Zebras im Tsavo Ost
- Kenya Februar / März 2009 -
Teil IV
Noch mehr Vögel und Reiten auf Sandai
Ein wenig unwohl war mir schon dabei, eine Reparatur ausgerechnet in Nakuru machen zu lassen. Der Stadt, die für ihre Automafia in ganz Kenya bekannt war. Aber unterwegs waren die "terminals" nicht zu bekommen. Auch der Versuch außerhalb der Stadt die Ersatzteile an einer Tankstelle zu kaufen scheiterte. Da ich aber auch keine Lust hatte sämtliche Shops in Nakuru abzuklappern, fuhren wir auf eine Tankstelle in der Stadt. Während Petra im Auto sitzen blieb um auf den Verschluss der Türen zu achten, öffnete ich die Motorhaube und erklärte was ich brauchte und wo der Fehler lag. Sofort waren zwei Fundis (Spezialisten) zur Stelle, wovon der eine eilig Anfing im Motorraum herum zu schrauben. Energisch jagte ich den Schrauber aus der Nähe des Autos.
"I need terminals, just terminals!" gab ich unmissverständlich zu verstehen.
"just terminals, sure?" sah man mich fragend an
"sure!" gab ich zurück
"money?" fragte mich ein anderer Fundi mit offener Hand,
"I´m sure you have some money in your pocket, go and bring new terminals!" entgegnete ich grinsend ohne wirklich zu wissen was die Batterieanschlüsse kosteten. Meine Schätzung lag so bei 300,- bis 500,- KSH das Stück.
Es dauerte ungefähr eine Viertelstunde bis der Fundi mit den neuen Anschlüssen wieder da war. Die alten hatte er als Muster mitgenommen und in der Zwischenzeit war unter meinen wachsamen Augen die Batterie gereinigt und überprüft und die Kabel vorbereitet und neu isoliert worden.
Der Einbau der "terminals" ging relativ schnell und die beiden machten einen unerwartet guten und sauberen Job.
Die Frage nach den Kosten für die neuen Anschlüsse wurde mit tot ernster Mine und den folgenden Worten beantwortet:
"1500,-KSH! Only"
"only!" wiederholte ich lachend
"only" wiederholte der Fundi, immer noch keine Mine verziehend
"for that money, I get 6 of this things in Mombasa!" gab ich verdutzt drein schauend von mir
"Yes sir, but here in Nakuru ....."
Ich unterbrach ihn und fragte nach dem Arbeitslohn...
"….and don´t say only!" beendete ich meine Frage
"500,-KSH?" sah er mich fragend an.
Ich drückte ihm 1500,-KSH in die Hand und gab ihm zu verstehen dass das genug für Terminals und Arbeit sei.
Er nickte und grinste.
"How much is the shitting?" wollte ich von ihm wissen um zu erfahren um wie viel KSH er mich über das Ohr gehauen hatte, aber vor allem um ihn wissen zu lassen, das ich wusste das er mich übervorteilt hatte.
"no shitting!" sah er mich tot ernst und fast beleidigt an um dann doch zu lachen.
Ich fuhr ein Stück rückwärts und fragte wieder
"How much?!"
"no shitting!" und jetzt musste er richtig lachen. Ich winkte ab, während wir vom Hof fuhren und rief von weitem noch einmal
"how much?"
Beide Fundis winkten uns lachend hinterher.
Später erfuhr ich dass ich mit meiner Schätzung von 300,- KSH gut gelegen habe und dass sich mein Lehrgeld noch in Grenzen gehalten hat! Da aber von dem Moment, in dem die neuen Anschlüsse im Wagen waren, der Cruiser ohne Probleme startete, war uns die Geschichte die zuviel bezahlten Kenya Shilling wert!
Nun da der Wagen wieder ohne "matata" lief, konnten wir auch Petra Allmendinger auf Sandai verständigen, das wir einen Tag eher als verabredet kommen wollten. Und ob es überhaupt Platz für uns gab. Aber zur Not hätten wir ja auch im Zelt schlafen können.
Die Straße von Nakuru bis Nyahururu war sehr gut und wir kamen zügig voran. Wir waren diese Strecke noch hie vorher gefahren und waren von der Landschaft, den Kaffee- und Teefeldern an den sanften Hängen und auf den vom Tee grünen und sonst trocken braunen Hügeln einfach nur begeistert! Drehte man sich Anfangs zurück in Richtung Nakuru, so konnte man fast den gesamten Nakuru National Park mit seinem See erblicken und direkt daneben die "Großstadt" Nakuru!
Als wir dann später in Nyahururu die Thomson Falls passiert hatten wurde die uns eigentlich als gut in Erinnerung gewesene Straße, löchrig und schlecht und wir kamen nur noch langsam vorwärts, schließlich wollten wir unsere neuen Stoßdämpfer eher im Bush und nicht auf der normalen Straße strapazieren!
Irgendwann erreichten wir das Gebiet der Solio Ranch, dadurch wurde die Straße zwar nicht besser, aber wir sahen rechts und links von der Piste wieder öfter Wild in Form von Zebras und Antilopen!
Wenig später folgte auch der versteckte Abzweig zur vertrauten Sandai Farm!
Kurz vor der eigentlichen Sandai Farm überraschten uns dann einige Elen Antilopen, die ich so nah an der Farm vorher noch nicht gesehen hatte, Impalas und auch Thomson Gazellen waren einer normaler Anblick hier oben im Farmland! Als wir dann Sandai erreicht hatten, wurden wir freudig von den Hunden Oskar und Tack begrüßt. Da Petra noch in Nyeri unterwegs war, bezogen wir unsere Zimmer und unternahmen zusammen mit den beiden Hunden einen ausgedehnten Spaziergang über die Farm und in den Bush. Schnell entdeckten wir hierbei auch das Geheimnis der Elenantilopen. Petra hatte eine neue Wasserstelle angelegt, die ihren Pferden einerseits und dem Wild andererseits diente. Als wir nach gut 2 Stunden wieder am Haus ankamen, war auch Petra aus Nyeri zurück. Gleichzeitig lernten wir Alfred kennen. Alfred, 21 Jahre jung, war als gelernter Zimmermann auf der Walz und hatte auf einer Nachbarfarm Arbeit gefunden. Da es dort noch keine Unterkunft für ihn gab, hatte Petra ihn aufgenommen, wofür er sich im und am Haus etwas nützlich machte. Unsere kleine Runde wurde noch von Petras Tochter Tessa und Sammy ergänzt!
Sammy hatte ich schon im November als naturbegeisterten Afrikaner kennen und schätzen gelernt und war vor allem von seinem Wissen über die ostafrikanische Vogelwelt begeistert. Eigens um mit ihm meine bisherigen Fotos im Bezug auf die Artenbestimmungen abzustimmen, hatte ich einen kleinen Laptop mit unserer Homepage und den Bildern mit nach Kenya genommen. Und so verbrachten Sammy und ich zwei lange Abende damit Bilder zu sichten und evtl. Fehler in der Bestimmung zu korrigieren, während die Frauen ihre eigenen Themen hatten!
Reiten auf Sandai
Am nächsten Morgen nach dem gemeinsamen Frühstück, nutzten Petra (meine Frau) und ich Sandais Reitpferde für einen ausgedehnten Ausritt. Begleitet wurden wir von Peter, einem jungen Turkana, der auf Petras Farm arbeitet. Zuerst steuerten wir die Pferde quer durch den Bush, hinunter in die kleine Schlucht, wo es einige kleinere Wasserstellen gab. Unterwegs erblickten wir hin und wieder Impalas, die aber rasch flüchteten, da wir (wie so häufig) von Oskar, dem kleinen alles jagenden Jack Russel Mischling, begleitet wurden.
Als Peter, der nur wenig englisch spricht, und einige Meter vor uns ritt, an einer der kleinen Wasserstellen plötzlich innehielt und mit den Worten "chui!" nach vorne in Richtung eines kleinen Hügels deutete, konnten wir es kaum glauben! Im selben Moment startete allerdings auch Oskar in Richtung des vermeintlichen Leoparden, er schoss an unseren Pferden vorbei und hinein in den Bush! Wir haben an diesem morgen keinen Leoparden zu sehen bekommen. Da ich allerdings im November zusammen mit meinen Safari Begleitern, bei einer Fußpirsch auf Sandai, einen offensichtlichen Leopardenkill in Form eines in einer Akazie aufgehängten Impala Bock gesehen hatte, zweifelte ich kaum an Peters Beobachtung. Zumal wir damals im November ebenfalls von Oskar begleitet wurden und der kleine neugierige Hund nichts Besseres zu tun hatte als tief in jede Höhle und Felsspalte hinein zu kriechen, die sich in der Nähe des Kills befand.
Erst im Dezember letzten Jahres hatte Petra einen ihrer Hunde an einen Leoparden verloren und im Jahr 2007 sogar ein neugeborenes Fohlen.
Wir versuchten alle drei Oskar mit lauten Rufen aus dem Bush zurück zu bekommen, aber der kleine Kerl blieb für die nächste Viertelstunde spurlos verschwunden. Da der Bush für die Pferde zu dicht war, zogen wir weiter und irgendwann tauchte auch Oskar unversehrt wieder auf!
Wir ritten noch rüber zu Freunden von Petra, wo Alfred seine Baustelle hatte und nutzen anschließend die weiten Ebenen auf Petras Land um den Pferden und uns im Galopp etwas Spaß zu gönnen!
Da wir beide am Nachmittag nicht mehr wirklich gut sitzen konnten nutzte Petra die Zeit zur Erholung und ich unternahm zusammen mit Sammy eine Birding Exkursion auf der Sandai Farm. Es war unglaublich mitzuerleben, wie Sammy die vielen verschiedenen Vögel die wir beobachten konnten nicht nur schon im Flug erkennen, sondern auch an ihrem Gesang erkennen konnte. In relativ kurzer Zeit bekam ich eine ganze Reihe guter Fotos zusammen, die die Liste der identifizierten Vögel (unidentifizierte, gibt es Dank Sammy gar nicht mehr) auf safari wangu erweitern werden. Gleichzeitig wuchs der Gedanke zusammen mit Sammy und vielleicht anderen Interessierten, eine reine Birdingsafari in Kenya zu unternehmen!
Gegen Abend rundeten wir die guten Beobachtungen spontan mit einem Abstecher in die Umgebung ab. Sammy wusste noch eine Schlucht, an der man die seltenen Mackindus Eulen aufspüren und fotografieren konnte.
Birding Exkursion auf der Sandai Farm
In den Aberdares hatte es wieder angefangen zu regnen, daher verwarfen wir die Idee einer Exkursion in die Berge und der Suche nach Bongo Antilopen! Zumal man diese Exkursion zu einem Großteil zu Fuß hätte durchführen müssen. Außerdem freuten wir uns beide nun auf Wildbobachtungen im Tsavo!
Noch einmal hatten wir ein gemeinsames familiäres Frühstück und dann verabschiedeten wir uns von Petra, Alfred,Sammy und Tessa. Wir hatten uns viel Vorgenommen, schließlich sollte unsere lange Fahrt, bis in den Tsavo gehen!
Unser nächstes Ziel hieß also erst einmal Tsavo West National Park ...