Ein Reisebericht von:
Birdingsafari in Kenya

Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)
KAD 643 G

Die Dürre in Kenya und Wiedersehen mit den Raubkatzen der Mara
- Kenya September 2009 -


Boko Boko und Safarivorbereitung
Es war kurz nach Mitternacht, als wir (Petra und ich) das Boko Boko erreichten. Die Luft war warm und ungewohnt trocken. Die auffallend leeren Straßen die wir auf der Strecke vom Flughafen bis nach Kikambala vorfanden, erklärte Nasim unser Taxifahrer, der wie immer pünktlich zur Stelle war als wir via Amsterdam und Nairobi, in Mombasa ankamen, schnell mit nur einem kurzen Wort:
"Ramadan!"
Zwar machte die Anzahl der Moslems hier in der Umgebung von Mombasa nur einen Teil der Bevölkerung aus, dennoch wirkten sich die moslemischen Feier- und Fastentage immer spürbar auf das soziale Leben an der Küste aus. Alles ging noch ein wenig mehr "pole pole" (langsam) oder kam ganz zum erliegen.

Bei dem Gedanken an nicht erledigte Arbeiten, viel mir dann auch sofort unser Land Cruiser wieder ein. Das gute Stück war vier Wochen vor unserer Anreise in eine Werkstatt gebracht worden und sollte eine Rundumerneuerung (Bodywork) erhalten.
"Vier Wochen Zeit, dass wird doch nie etwas"
hatte ich zwar Bedenken, als ich von der Aktion erfuhr, aber da war es schon zu spät, man hatte angefangen den Wagen zu zerlegen!
"Vielleicht ist er ja auch fertig, wenn ihr ankommt!"
gab Joachim uns in Deutschland mit auf den Weg. Vielleicht, aber eben nur vielleicht, jetzt stand er jedenfalls nicht an seinem Platz unter dem Carport, wie wir bei unserer Ankunft im Boko Boko gleich feststellen. Der ein oder andere stellt sich jetzt vermutlich die berechtigte Frage: Braucht man den sofort, wenn man in Kenya ankommt ein Auto?
Nein, braucht man nicht, aber es ist ein beruhigendes Gefühl, sein Fahrzeug zu sehen. Zu sehen, dass die Reifen noch brauchbar sind, das kein Öl an irgendeiner Stelle aus dem Getriebe tropft, zu hören, dass der Motor läuft oder einfach nur zu wissen, theoretisch kann die Safari sofort losgehen.

Der erste Tag nach unserer Ankunft war wie immer geprägt vom Zusammentragen unserer Ausrüstung, von der der größte Teil bei Yolanda und Joachim im Haus lagert. Sortieren von Kisten und Seesäcken und Einrichten im Bungalow. Da ich es fertig gebracht hatte mir vier Tage vor unserer Abreise den Mittelfinger der linken Hand zu brechen und nun einen mehr als hinderlichen dicken Gipsverband an der linken Hand trug, war meine Beteiligung an den Ein- und Sortieraktionen mehr als zurückhaltend. Aber da an Baden im Pool, mit dem Gibs ebenso wenig zu denken war hatte ich ja den ganzen Tag Zeit, alles nach und nach zusammen tragen zu lassen, Stative zu reinigen und Werkzeug zu sortieren. Zwischendurch blieb sogar noch Zeit für ein Sonnenbad, fast so wie im Urlaub!

Bis zur geplanten Safari hatten wir fünf Tage Zeit. Zeit, die wir eigentlich dazu nutzen wollten, den Land Cruiser vorzubereiten und zu sehen, ob alles in Ordnung sei und natürlich um ein paar Tage das Boko Boko und den Indischen Ozean zu genießen.

Boko Boko Farm and Guesthouse
Boko Boko Farm and Guesthouse, Kikambala
Boko Boko Farm and Guesthouse Boko Boko Farm and Guesthouse Boko Boko Farm and Guesthouse
Porini - Boko Boko Porini - Boko Boko
Boko Boko - Porini Boko Boko - Porini Boko Boko - Porini

Boko Boko - Porini

Boko Boko - Porini Boko Boko - Porini
Hotel Mombasa - Boko Boko Hotel Mombasa - Boko Boko Hotel Mombasa - Boko Boko
Im Boko Boko hatte sich in den vergangenen 6 Monaten unserer Abwesenheit, wieder einiges getan und auch jetzt war man dabei weitere Renovierungs- und Umbauarbeiten zu erledigen. Terrassen am Porini Restaurant und am Pool wurden neu lasiert und gestrichen, Makutidächer wurden vergrößert und ausgebessert und die Terrassen an den Bungalows Nr. 1 + 2 wurden vergrößert! Außer uns waren keine Gäste da die durch die Renovierungsarbeiten gestört worden wären und wir gehörten ja schließlich zur Familie und außerdem ist der Garten des Boko Boko groß genug, dass man irgendwo eine ruhige Ecke hätte finden können! Letztendlich hätten wir uns ja auch ans Wohnhaus von Yolanda zurückziehen können. Aber irgendwie waren wir sowieso immer mit irgendetwas beschäftigt beschäftigt und unsere Abende und Nächte verbrachten wir wie gewohnt nur von den nächtlichen Geräuschen der Frösche, Zikaden und Grillen begleitet auf unsere Terrasse vor dem Bungalow. Ich hatte mich besonders gefreut trotz der Trockenzeit, fast alle Froscharten die ich bisher im Garten des Boko Boko bisher entdeckt hatte, wieder zu sehen.

Auch wenn Petra die ersten Tage für ein gutes Buch nutzte, für mich war erst einmal nicht an echte Erholung zu denken. Irgendwie lag mir die Situation mit unserem Land Cruiser etwas quer im Magen, gepaart mit der Unsicherheit, wie und ob ich mit meiner lädierten Hand, den Wagen überhaupt fahren konnte. Mit Yolanda zusammen hatten wir uns in Mtwapa in der Werkstatt einen Überblick über den Fortschritt beim "Bodywok" gemacht und ich musste mich sehr zusammenreißen um nicht laut los zu schreien. Irgendwie kam mir die Situation aber auch bekannt vor, so ähnlich hatte unser Land Rover 109 vor einigen Jahren auch ausgesehen, als wir ihn in Empfang nehmen wollten. Keine Fenster, keine Sitze, keine Lackierung. Der Land Rover hatte damals allerdings noch nicht einmal einen Motor!

KAD 643 G KAD 643 G
unser Land Cruiser KAD 643 G


"The engine and so on is still ok; it is just the body!"
versicherte Yolanda mir, die den Cruiser häufig während unserer Abwesenheit nutzt! Na dann , dachte ich!

"Wann brauchst du den Wagen?"
fragte Werner, der die Wartungs- und Aufbauarbeiten leitete, mit bayrischem Akzent? Da wir am Donnerstag tatsächlich in Richtung Masai Mara aufbrechen mussten, wo wir ab Freitag eine Reservierung im Mara Bush Camp hatten, antwortete ich:
"spätestens Mittwochmorgen"
"Das ist übermorgen!" stellte Werner scharfsinnig fest,
"das ist übermorgen!" wiederholte ich leicht grinsend und hatte keine Vorstellung wie das gehen sollte.
"hakuna matata, Mittwoch um 09.00 Uhr kannst du ihn abholen!"
antwortete Werner selbstsicher und erklärte noch, das man den Wagen eben nur provisorisch für die Safari herrichten würde und das man ihn dazu grob mit dem Pinsel überstreichen würde. Nach der Safari, wenn wir wieder in Deutschland sind, würde man dann alles wieder abschleifen und vernünftig machen. Klang soweit alles ganz gut, die neuen Bleche waren ja schon eingeschweißt und der meiste Rost entfernt.

Trotz Gibshand und Autosorgen wollten wir natürlich den Aufenthalt an der Küste genießen und so freuten wir uns jeden morgen beim Frühstück über die kleinen Schildkröten (Kiniksys), die neben uns im Gras die Reste unserer Mangos oder Papayas fraßen oder über die Horde junger Meerkatzen, die über unseren Köpfen und vor unseren Füßen umherturnte und damit beschäftigt war frische Blüten und unreife Früchte von den diversen Pflanzen zu pflücken. Als wir an einem Nachmittag zusammen mit Yolanda im Garten standen und eine große Meerkatze mit einer unreifen Mango an uns vorbei huschte, bemerkte Yolanda lachend:
"Ich wünschte, sie würden warten bis alles reif ist und dann können wir gerne teilen!"

Boko Boko - Hotel Mombasa Boko Boko - Hotel Mombasa
Boko Boko Farm and Guesthouse, Kikambala
Boko Boko - Hotel Mombasa Boko Boko - Hotel Mombasa


Neben Yolanda, gab es natürlich noch andere Freunde, die begrüßt werden mussten und so trafen wir uns in Mtwapa mit Margit und Trevor, die wir beim Aufbau ihres Safariunternehmens KIWARA Safaris Ltd. unterstützen (www.kiwara-safaris.com) und natürlich mit Christiane und Karsten, die immer noch an ihrem zukünftigen Wohnsitz in Mtwapa arbeiteten. Neben netten Abenden auf der Terrasse, mit leckerem Essen, verbrachten wir auch wieder einen Nachmittag auf der "Baba Karl", Karsten seinem kleinen Big Game Boot, im Mtwapa Creek.

Mtwapa Creek Mtwapa Creek
Mit der "Baba Karl" im Mtwapa Creek

Am Mittwochmorgen meldete sich dann zuerst der für 09.30 Uhr bestellte Taxifahrer via Mobilphone:
"I´m arround, waiting for you at the parking place"!

Na das klappt ja, dachte ich während ich den letzten Happen meines Frühstück - Spiegeleis in den Mund schob! Der nächste Anrufer war dann Yolanda.
"Sorry, Werner call me! The Land Cruiser is not ready, they break one window, better you call him!"
Ich schenkte mir eine weitere Tasse Tee mit Milch ein, zündete mir eine Zigarette an und schickte das Taxi wieder weg. Von Werner erfuhr ich am Telefon, dass man beim Einbau eine Seitenscheibe zerbrochen hatte und jetzt erst einmal in Mombasa nach einer neuen Scheibe suchen müsste.
"Spätestens um 13.00 Uhr hast du den Wagen auf dem Hof"
beendete Werner unser Telefonat. Um 14.00 Uhr war der Wagen dann auch tatsächlich da. Ich fragte den Fahrer, der den Wagen gebracht hatte, nach dem Algemeinzustand des Fahrzeuges und seinen persönlichen Eindruck.
"Everything is ok.; the car is in a very good condition and drives very well!"
Na, das war doch mal eine beruhigende Aussage! Umso erstaunter war ich, als ich den Wagen nach hinten auf das Grundstück fahren wollte und dabei fast gegen eine Mauer fuhr, weil meine Servolenkung nicht arbeitete und ich es kaum schaffte das Lenkrad zu bewegen.

Die ambulante Versorgung meines gebrochenen Mittelfingers hatte ich inzwischen auch selber in die Hand genommen und den Gipsverband um die ganze Hand durch eine Kunststoffschiene, die nur den betroffenen Finger stützte und schiente ersetzt. Mit der nun wieder etwas mehr zu nutzenden Hand war es dann auch keine Problem, Servo- und Motoröl nachzufüllen sowie Kühlwasser zu kontrollieren. Für eine wirkliche Überprüfung des Fahrzeuges blieb uns aber keine Zeit mehr und wir mussten uns auf eine Sichtkontrolle und Yolandas Versicherung das alles ok. war verlassen. Zwar fehlten die Halterungen für Wagenheber und Schaufel, genauso wie man den Rammschutz noch nicht wieder ordentlich verschraubt hatte, aber im Großen und Ganzen sollte es gehen! Musste es gehen!


Safari September 2009 Teil II, Wiedersehen mit den Raubkatzen der Mara - (hier gehts weiter)

Boko Boko