Ein Reisebericht von:
Safari in Kenya

Text Jörg Reinecke; Fotos Jörg Reinecke (digital)
Tauchen in Kenya

Zurück an die Küste und Tauchen im Mombasa Marine National Park
Nairobi erreichten wir dann am späten Nachmittag und quartierten uns wieder im Boulevard Hotel ein. Ich ließ den Landcruiser von innen und außen waschen, und am nächsten Morgen ging es früh los in Richtung Küste. Unser Ziel war der Tsavo West National Park. Wir kamen gut und zügig auf der jetzt ordentlich ausgebauten Straße voran. Zwar hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass der Landcruiser leicht nach rechts zog, aber dass konnte nach den Tagen im Bush auf unwegsamen Pisten auch täuschen. Kurz vor der Ortschaft Makindu legten wir in der Nähe der Hunters Lodge an einer Tankstelle eine kurze Pause ein, um zu ver- und entsorgen. Routinemäßig ging ich dabei einmal um das Fahrzeug, überprüfte Räder und Schrauben und sah nach den Blattfedern.

"Alles ok?" fragte Tony, der uns gerade zwei Coca-Cola besorgt hatte.
"Nö!" gab ich zurück,
"Wir verlieren gerade die Hinterachse, hinten links sind die U-Bolzen gebrochen!"
"Und jetzt?" wollte Tony wissen
"Jetzt lassen wir sie austauschen" gab ich recht ruhig zurück.
"Ersatzteile und Bolzen sind im Wagen, wir müssen hier nur jemanden finden, der das hinbekommt!"
Ich machte mir tatsächlich wenig Sorgen, da wir ja an einer Tankstelle standen und irgendwo an der Strecke eigentlich immer ein mehr oder weniger guter Mechaniker aufzutreiben ist. Trotzdem ärgerte ich mich über den Zeitverlust, da wir eigentlich sehr gut unterwegs waren und schon am frühen Nachmittag den Tsavo hätten erreichen können.
Aber was ist Zeit in Afrika?
"I need a mechanic!" fragte ich einen der herumsitzenden Jungs am Straßenrand, nach einem Meachaniker.
"Hakuna matata, what`s the problem?" wollte man wissen. Ich zeigte den Anwesenden das "matata" an der Achse.
"Do you have the spares?" wollte der vermeintliche Mechaniker wissen, ob ich die erforderlichen Ersatzteile dabei hätte.
"Yes" antwortete ich etwas stolz, endlich mal das Passende dabeizuhaben. Wenig später wuselte eine Handvoll junger Leute unter dem aufgebockten Landcruiser herum.

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Anfangs ging alles recht zügig und lief ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dann sah ich plötzlich, wie die Jungs die ganze Blattfeder ausbauten und mit einem schweren Eisenhammer darauf herum schlugen und ich musste erfahren, das der "center bolt" - (was es alles gibt!) gebrochen war.
"And now?" wollte ich wissen wie der nun ersetzt werden sollte.
"I do not have a centerbolt as a spare!"
erklärte ich, dass ich keinen neuen Herzbolzen dabeihätte.
"No problem! We look for a new one!" war die entspannte Antwort, und schon fuhr jemand mit einem Moped los, um irgendwo einen neuen Bolzen zu besorgen!
Tony und ich sahen etwas erschrocken zu, wie die selbst ernannten Mechaniker mit ihrem großen schweren Hammer die gesamte Blattfeder in ihre Einzelteile zerlegten und dazu auch die Klammern zerschlugen. Mein dezenter Hinweis, dass die Klammern noch gebraucht würden, so, wie sie jetzt aussahen, aber zu nichts mehr zu gebrauchen seien, wurde lächelnd, mit selbstbewusstem Blick und mit dem Satz:
"Hakuna matata, we fix it later!" beantwortet.
Ich konnte mir zwar im Moment nicht vorstellen, wie sie den Haufen Eisen wieder in Form bringen wollten und wo alles wieder zusammen gebraten werden sollte, aber irgendwie hatte man den Landcruiser und damals auch den Land Rover immer wieder hinbekommen.
"Wollen wir nicht lieber in eine richtige Werkstatt fahren?" fragte Tony sichtlich besorgt beim Anblick des Chaos unter meinem Fahrzeug.
"Das hier ist eine richtige Werkstatt und vor allem auch die einzige weit und breit!" entgegnete ich mit Blick auf die verrostete Wellblechhütte, aus der die fleißigen ölverschmierten Helfer immer neues Werkzeug heranschleppten.
"Bekommen die das wieder zusammen?" fragte Tony weiter
"Ich hoffe! Bis jetzt hat`s immer geklappt!" antwortete ich lächelnd und fest an meine Worte glaubend.
Wenig später traf auch der Mopedfahrer wieder ein. Stolz präsentierte er mir einen krummen verrosteten Bolzen. Der gebrachte Bolzen war um einiges dünner als das Original, dafür aber fast doppelt so lang.
"From here to Mombasa it will work, at the coast you have to change it again!" erklärte mir der Chefmechaniker, als er meinen ungläubigen Blick sah.

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Nach dem Einbau der Blattfeder wurden die Klammern bzw. die davon vorhandenen Reste angebracht und wir aufgefordert, mit dem Wagen zu folgen. Lange brauchten wir nicht zu fahren, um in Makindu eine weitere Bush-Werkstatt zu erreichen.
"We can weld it here!" erklärte man mir, und schon waren die Jungs dabei, Schweißflaschen und Brenner heranzuschleppen. Ein etwas älterer Kenianer, ebenfalls in einem zerschlissenen blauen Kombi, kroch unter den Landcruiser und wenig später sahen die Klammern wieder wie Klammern aus und machten auch einen stabilen Eindruck.
"Das war´s?" fragte Tony, nachdem wir eineinhalb Stunden Zwangsunterbrechung gehabt hatten.
"Nicht ganz!" antwortete ich
"Jetzt kommt der schwierige Teil. Die Verhandlung um die Bezahlung!"
Ich sah den Chef der Truppe an und machte mit Daumen und Zeigefinger das typische Zeichen für Bezahlung.
"7000 bobs" antwortete er lächelnd und bestimmt
Ich sah ihn an und lächelte kopfschüttelnd
"300 shillings for the welding, 500 shillings for you, 100 for everybody who was helping and 50 shillings for the bolt, thats maximum 1500,- Bobs!" antworte ich, wohl wissend, dass dies der Preis wäre, den ein schwarzer Kenianer zahlen würde.
"Hapana!…" fing mein Gegenüber an, mir seine Version und Lohnvorstellung vorzurechnen und kam dabei nun auf 6000,- Kenya Shilling.
"2500" war mein nächstes Angebot
"I have to pay the welder and the boys, 2500 is to small" lächelte mich der Mechaniker an, und ich hatte den Eindruck, dass er Spaß an unserer Verhandlung hatte.
"2500 and I pay the welder"konterte ich,
"3000 and you pay the welder" forderte der Mechaniker nun
"2500 otherwise it´s not fair" - wir standen nun Hand in Hand vor dem Landcruiser und lächelten uns an.
"It´s fair and just 2500 is killing me" lachte der Mechaniker "After a good business everybody has to be happy" lachte ich zurück und gab ihm 2700,- Shilling abgezählt in die Hand. Ohne weitere Worte drückte ich dem Schweißer weitere 300,- Shilling in die Hand, erntete ein Nicken und stieg dann zu Tony in den Wagen.

Jörg Reinecke


Auch wenn ich auf den Ausfall des Wagens gut hätte verzichten können, die Erfahrung und Verhandlung am Straßenrand hatte mir wieder richtig Spaß gemacht.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir gegen 15.00 Uhr Mtito Andei und das Gate zum Tsavo West. Tony hatte mir immer wieder von einer Lodge berichtet, in der er zuletzt vor ca. 50 Jahren war, seinen Beschreibungen nach musste es sich um die Kilanguni Lodge im Tsavo West handeln. So hatte ich kurzerhand beschlossen, ihn zurück auf alte Spuren zu führen und freute mich schon auf neue Anekdoten von damals. Außerdem hoffte ich, Trevor in der Kilanguni Lodge zu treffen, der mit Gästen auf einer Tsavo Safari unterwegs war.

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Die Piste vom Gate bis zur Kilanguni Lodge war gut zu befahren, und wieder fiel mir die dichte grüne Vegetation auf. Im vergangenen September hatten wir ja hier im Tsavo - Gebiet, speziell im Tsavo West, deutlich die Auswirkungen der Dürre zu sehen bekommen. Die dichte Vegetation war es aber auch, die eine gute Wildbeobachtung sehr schwer machte. Erst rund um die Kilanguni Lodge, wo alle Wasserstellen prall gefüllt waren, bekamen wir noch einige Gruppen Impalas, Wasserböcke und Zebras zu sehen, ehe wir in die Lodge einfuhren. Auf dem Parkplatz der großen alten Lodge entdeckte ich dann auch den Landcruiser von KIWARA Safaris und freute mich auf ein Wiedersehen mit Trevor.

"Hey Jorg, everything ok? How is the Landcruiser doing? Tony ok., alles gut!" Trevor stand auf der Terrasse der Lodge, und begrüßte uns, mit einer Tasse Kaffee in der Hand!
"I´m ok., Tony is fine and the Landcruiser is running like an old Landcruiser and is never ok, but you know that!" gab ich lachend zurück, und wir begrüßten uns herzlich.

Während wir mit Trevor noch weiter Infos austauschten, und so erfuhren, das und wo Margit gestern zwei Leoparden beobachtet hatte, blickte ich mich immer wieder auf der großen Terrasse der Lodge um. Da ich die offenen, kleinen Safaricamps den großen Lodges absolut vorziehe, hatte ich noch nie den Versuch gestartet, in der Kilanguni Lodge zu übernachten, und auch jetzt reizte mich der Gedanke nicht sonderlich. Die vielen Touristen auf der Terrasse schreckten mich regelrecht ab. Einzig die Aussicht in den Tsavo und die große, vielversprechende Wasserstelle machten den Aufenthalt interessant.

Tony und Trevor hatten sich ja schon im Tarhi Camp vor den Tagen in der Masai Mara kennengelernt und Tony, der perfekt Englisch spricht, berichtete Trevor ausführlich von unseren Erlebnissen, während ich an der Rezeption versuchte, für uns noch ein Zimmer zu bekommen.
"Have you got a room?" fragte Trevor als ich zu den beiden zurückkehrte.
"Hapana, hakuna room!" schüttelte ich den Kopf und erklärte Tony, dass die Lodge hoffnungslos ausgebucht sei.

Wir überlegten, wohin wir ausweichen sollten, und als Trevor meinte, dass es im Moment im Gebiet um die Kitani Bandas bzw. das Severin Camp nicht viel zu sehen gab, entschlossen wir uns, hinüber in die Ngulia - Berge in das gleichnamige Camp zu fahren, welches inzwischen auch als Rhino Valley Lodge bekannt ist!

Da Trevor für seine Pirschfahrt in das gleiche Gebiet wollte, verabschiedeten wir uns nur flüchtig und fuhren dann langsam los. Das Buschwerk stand an vielen Stellen bis dicht an die Piste, und es war eine ziemliche Umstellung, sich vom gewohnten Weitblick aus der Mara umzustellen auf eine Wildsuche im Nahbereich des Fahrzeugs. Trotzdem entdeckten wir häufig Bushhörnchen, Dik Dik und vor allem viele verschiedene große und kleine Vögel. Auch den ein oder anderen Elefanten bekamen wir zusehen, genauso wie Masai - Giraffen und Zebras. Etwas ärgerlich war der schlechte Zustand der Buschpisten in vielen Teilen des Parks, die durch ihre Waschbrett Beschaffenheit den armen Landcruiser permanent durchschüttelten und sicher auch nicht wirklich die richtige Therapie für Tonys Rücken waren, auch wenn dieser sich tapfer nichts anmerken ließ. In der Nähe der Ngulia Lodge, wo wir die Leoparden bei Einbruch der Dämmerung vermuteten, entdeckten wir statt einer gefleckten Katze einen gewaltigen Elefantenbullen, der direkt an der Piste stand und keinen sehr freundlichen Eindruck machte. Leoparden fanden wir an diesem Abend keine, dafür trafen wir wenig später Trevor mit seinen Gästen. Trevor, der auch keine Spur der Leoparden gefunden hatte, fragte nur:
"Have you seen the big big old bull over there?"
"Oh yes, very close!" antwortete Tony. Trevor musste zurück zur entfernten Kilanguni Lodge, und für Tony und mich wurde es Zeit, nach einem Banda im Ngulia Camp zu fragen.

Tsavo West National Park


Im Ngulia Camp angekommen bot man uns ein einfaches Doppelzimmer im Camp an. Das Zimmer war grundsätzlich in Ordnung und sauber, trotzdem störten mich die mit Kükendraht vergitterte Terrasse und die Lage des Zimmers insgesamt.
"What about the bandas on the other side?" erkundigte ich mich nach den schönen großen Steinhütten am Hang.
"They are all fully booked!" erklärte mir der Rezeptionist.
"No chance!" fuhr er fort,
"No chance?" wiederholte ich seine Worte fragend. Er schüttelte den Kopf.
"You have to take this one!"
Nun schüttelte ich den Kopf.
"Hapana, asante. Mimi nenda Kitani Bandas"! erklärte ich ihm, dass wir in diesem Fall hinüber zu den Kitani Bandas fahren würden.
Sein Hinweis, dass es ein langer Weg sei und dass es schon dunkel und gefährlich sei, ignorierte ich, während ich in Richtung Landcruiser ging. Wie geahnt gab es aber doch plötzlich noch eine Lösung und eine Banda.
"But just for one night!"
"One night is ok!" nickte ich, da wir am nächsten Morgen sowie Richtung Küste weiterfahren mussten.

Schon seit 20 Jahren nutzen wir die Ngulia Bandas, die nach ihrem Umbau, mit neuen Terrassen und schönen, urigen Naturholzhmöbeln sowie der Möglichkeit sich selber zu versorgen, eine lohneswerte Anlaufadresse im Tsavo sind. Die Aussicht hinunter in die Ebene ist grandios, und die inzwischen beleuchtete Wasserstelle bietet immer etwas zu sehen. Meist sind es Elefanten und Kaffernbüffel, die sich dort zeigen. Nachdem Trevor und Margit in den Jahren 2008 und 2009 mehrfach Wildhunde in dem Gebiet um die Lodge beobachtet hatten, hoffte ich nun schon länger auf dieses Glück.

Rhino Valley Lodge
- Ngulia Bandas oder auch Rhino Valley Lodge -

Rhino Valley Lodge Rhino Valley Lodge

Rhino Valley Lodge

Ngulia Camp Rhino Valley Lodge Ngulia Camp

Rhino Valley Lodge

Ngulia Camp Rhino Valley Lodge
Die Bandas haben ein zweckmäßiges, geräumiges Badezimmer mit Dusche und WC und verfügen neben einer großen, möblierten Terrasse über einen Küchenanbau, der zur Selbstversorgung genutzt werden kann. Für unsere Zwischenübernachtung buchten Tony und ich uns allerdings mit Verpflegung ein. Das Dinner sowie das Frühstück am nächsten Morgen nahmen wir auf der großen, überdachten Holzterrasse an der Rezeption ein. Wir blickten auf die Wasserstelle unter uns, genossen einen kalten Drink und ließen den ereignisreichen Tag so gemütlich ausklingen. Die Wasserstelle war an diesem Abend gut besucht und es herrschte ein ständiges kommen und gehen von Elefanten. Tatsächlich hatte man von der Terrasse aus eine bessere Wildbeobachtung, als vom Fahrzeug. Konnten wir vom Landcruiser aus nur flüchtig einzelne Elefanten sehen, so zeigte es sich von hier oben, dass sich mehre Familienverbände in diesem Gebiet aufhielten. Auffällig war ein laut trompetender etwa 15 - 20 jähriger Elefantenbulle, der lautstark auf jeden seiner Artgenossen losging und sogar Giraffen und andere Tiere attackierte.
"What`s wrong with him?" fragte ich am nächsten morgen einen Askari im Camp.
"He is wounded!" erfuhr ich, dass der Elefant verwundet war.
"Be careful if you drive out of the camp, he attacks even the cars!" Schön zu wissen, dass ein angriffslustiger, verwundeter Elefant um das Camp streifte und nicht davor zurückschreckte, Safarifahrzeuge anzugreifen. Tony und ich hatten es an unserem letzten Safaritag nicht eilig. Wir waren übereingekommen, dass eine weitere Pirschfahrt im Tsavo West wenig ergiebig sein würde und wir lieber noch eine Weile die Aussicht von der Terrasse genießen wollten, ehe wir in Richtung Küste aufbrachen. In der Ferne zog eine Gruppe Masai-Giraffen durch die dichte Vegetation, und mit dem Fernglas ließen sich Zebras und Wasserböcke beobachten. Elefantenherden ließen sich gut mit bloßem Auge verfolgen. Auch der verwundete Elefantenbulle hielt sich noch in der Nähe auf. Bisher hatten wir ihn zwar noch nicht zu sehen bekommen, aber wir hörten ihn.

Als sich unten auf der Piste ein Safaribus näherte, hörten wir plötzlich erst einen durchdringenden Trompetenstoß und dann einen aufheulenden Motor; der Safaribus musste rückwärts geflüchtet sein, jedenfalls bekamen wir ihn nicht wieder zu sehen. Den wütenden Elefanten hörten wir hingegen noch länger, und ich versuchte, ihn mit dem Fernglas zu entdecken und zumindest anhand seiner Geräusche herauszufinden wo er sich aufhielt. Grundsätzlich bin ich für jedes Abenteuer zu haben, und Wildbeobachtungen können mir eigentlich gar nicht spektakulär genug sein, aber ein unberechenbarer Elefantenbulle im unübersehbaren Gelände, dass ein Ausweichen unmöglich machte, war vielleicht doch nicht der richtige Abschluss für unsere Safari. Ich beschloss also: Wo auch immer der schlecht gelaunte Elefant steht - wir fahren in die andere Richtung!

Nachdem wir das Ngulia Camp verlassen hatten und dem wütenden Bullen hierbei weiträumig ausweichen konnten fuhren wir auf kürzestem Weg in Richtung Tsavo Gate. Die Waschbrettpiste verlangte vom Landcruiser und von Tonys Rücken noch einmal alles. Für eine Waschbrettpiste ist eigentlich eine Geschwindigkeit von mindestens 60-70 Stundenkilometer notwendig, dann fliegt man nämlich quasi über die Wellen, und das Fahrzeug läuft ruhig. Aber erstens ist diese Geschwindigkeit im Park nicht zugelassen, zweitens sieht man so gut wie kein Wild mehr und drittens ist man angespannt wie auf einer Rallye. So blieb uns also nichts weiter übrig, als uns durchschütteln zu lassen.

Nacheinander fielen im Fahrzeug verschiedenste Instrumente aus. Währe der Landcruiser ein Flugzeug gewesen, hätten wir vermutlich notlanden müssen. Erst meldete sich die Tankanzeige ab, dann fiel der Blinker aus, und später zeigte die Öldruckanzeige nichts mehr an. Am Gate merkte ich dann, dass auch die Hupe keinen Ton mehr von sich gab und die gesamte Tachoanzeige sich abgemeldet hatte.
"Ich sehe mal nach, ob wir wenigstens noch vier Räder und eine Handvoll Radmuttern haben!" sagte ich zu Tony, als ich am Gate vor dem Verlassen des Parks noch einmal rundum den Landcruiser ging.
"Soweit ok., etwas Öl am Differenzial, aber das überprüfen wir kurz in Voi!" nickte ich Tony zu als wir in Richtung Küste zum Boko Boko aufbrachen.

In Voi ließen wir dann an einer Werkstatt noch einmal ein paar Bolzen nachziehen und etwas Differenzialöl nachfüllen, auch unter dem Wagen hatte sich einiges an Muttern und Bolzen gelöst! Aber ich hatte ja noch eine Woche Zeit für die Nachbereitung der Safari.
"Ist das immer so?" fragte Tony, als wir von Voi aus weiterfuhren.
"Ja, das ist normal. Nach jeder größeren Safari muss der Wagen in die Werkstatt. Die meisten Schäden passieren aber nicht im Gelände oder in den Parks, sondern auf und durch die schlechten Straßen oder Pisten!" antwortete ich.
"Stoßdämpfer, Reifen und solche Dinge, halten hier in Kenya nicht mal ein Viertel der Zeit, die sie in Europa halten würden. Dazu kommt die Tatsache, dass selten etwas richtig repariert, sondern meistens kunstvoll improvisiert wird!" erklärte ich weiter.
"Ich bin aus Spanien einiges gewöhnt" sagte Tony
"aber was ich hier bisher erlebt habe, ist schon fast nicht mehr zu toppen! Irgendwie hat sich in 50 Jahren nichts verändert!"
"Man gewöhnt sich daran oder fängt an, das Land und seine Mechaniker zu hassen!" lächelte ich.
"Ich hab mich daran gewöhnt. Man darf es halt nur nie eilig haben, dann ist alles hakuna matata!" fügte ich hinzu und fuhr langsam in Richtung Küste weiter.

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Nilkrokodile und Tauchen im Mombasa Marine National Park
Im Boko Boko angekommen bezog Tony wieder sein Zimmer für eine letzte Nacht, und ich räumte den Landcruiser aus. Tony und ich verbrachten einen (hoffentlich vorerst) letzten Abend zusammen, ließen die erfolgreiche und ereignisreiche Safarizeit noch einmal Revue passieren und genossen nach einem leckeren Dinner im Porini Restaurant noch ein wenig die Geräusche des Bushes auf meiner Terrasse im Boko Boko. Diese Safari wird mir ewig in ganz besonderer Erinnerung bleiben, und ich hoffe auch Tony wird sich noch lange an die schöne Zeit erinnern und ich wünschte mir, dass er vielleicht noch einmal zurück nach Kenya findet.

Am nächsten Morgen verabschiedete ich Tony in aller Frühe um 04.00 Uhr, als er sich mit einem Taxi zum Flughafen fahren ließ. Gerne hätte ich ihn auch im Landcruiser zum Flughafen gefahren, der musste aber erst einmal gründlich von innen und außen gewaschen werden, ehe man wieder Menschen mit ihm transportieren konnte, die mit sauberer Kleidung zurück in die Zivilisation wollten!

Nachdem Tony abgereist war, erlebte ich selbst noch eine ereignisreiche Woche an der Nordküste Kenyas. Natürlich nahm die Nachbereitung der Safari einige Zeit in Anspruch, aber dennoch verwirklichte ich die Idee, die Unterwasserwelt vor der kenianischen Küste etwas intensiver zu entdecken. Mein letzter Tauchgang im Indischen Ozean lag gut 19 Jahre zurück.

Unseren Landcruiser lassen wir, seit wir mit dem Boko Boko an die Nordküste gezogen sind, meistens im Whitesands Hotel waschen und reinigen. Anstatt an einer Tankstelle oder einem Waschplatz herumzustehen, können wir so immer die Zeit am Strand verbringen und den nicht unangenehmen Service des Whitesands in Anspruch nehmen. Dieses Mal nutzte ich die Zeit und nahm mit der ansässigen Tauchschule Kontakt auf und lernte so einen neuen Freund kennen und schätzen. Alfonso Kasungu war nicht nur ein lebenslustiger gut gelaunter Zeitgenosse, sondern auch ein erfahrener und kompetenter Tauchinstruktor. Mit ihm und seinen Leuten von der Buccaneer Diving Tauchschule unternahm ich mehrere Tauchgänge und beobachtete so meine ersten Meeresschildkröten und entdeckte meine ersten Haie am Grund des Indischen Ozean.
Kenya Wildlife Service
- Tauchen im Mombasa Marine National Park -

Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park
Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park
Mombasa Marine National Park

Mombasa Marine National Park

Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park
Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park

Mombasa Marine National Park


Der Mombasa Marine National Park und seine Tauchspots entpuppten sich als lohnenswertes Ziel. Meine Canon (D 10) Unterwasserkamera war für die Tauchgänge im Innenriff und für meine Schnorchelexkursionen eine sinnvolle Ergänzung der Ausrüstung, auch wenn ich mir für die Tauchgänge in Tiefen über 10 Meter eine Kamera von Alfonso leihen musste. Am Ende hatte ich nicht nur Aufnahmen von vielen unterschiedlichen bunten Fischen, sondern auch Bilder von meinen ersten Schildkröten und Haien.

Im Riff bei Kikambala fotografierte ich dann noch mehrfach Muränen, Blaupunktrochen, Clownsfische sowie viele andere bunte Fische und so bekam ich in relativ kurzer Zeit einen sehr guten Überblick über die Unterwasserwelt im Indischen Ozean an Kenyas Nordküste. Nun war ich erst recht gespannt auf die Unterwassererlebnisse auf den Malediven im Mai dieses Jahres.
Blog und weitere Unterwasseraufnahmen: http://www.reiseberichte-blog.com/tauchen-im-mombasa-marine-national-park/


Mombasa Marine National Park

Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park


Neben meinen Unterwasserexkursionen war es wieder einmal das Boko Boko mit seiner recht üppigen Fauna und Flora, das für weitere interessante und schöne Erlebnisse sorgte. Neben verschiedenen Fröschen und Schildkröten, die ich im Garten beobachten konnte, waren es wieder einmal mehr die Nilkrokodile, die mich faszinierten. Für mich ist es immer wieder ein Höhepunkt, diese urzeitlichen Reptilien zu füttern. Auch wenn sie im Boko Boko nicht mit lebender Beute in ihrer Anlage gefüttert werden - zuzusehen, wenn sieben inzwischen beachtlich gewachsene Nilkrokodile aus dem Wasser kommen und Beine, Köpfe und andere Körperteile von Kälbern und Rindern, fast in einem Stück, verschlingen ist immer wieder ein faszinierendes Ereignis. In freier Wildbahn hatte ich bisher leider erst einmal das Glück, einer solchen Krokodilmahlzeit beizuwohnen. (siehe Bericht Sep. 2009). Auch wenn eine solche Reptilienmahlzeit vielleicht nicht jedermanns Sache ist, für mich als langjährigen Reptilienzüchter zeigt sie immer wieder, wie perfekt Krokodile an ihren Lebensraum angepasst sind und wie sie seit Millionen Jahren ohne wesentliche Veränderungen überlebt haben. Und wenn der Mensch nicht in ihren Lebensraum oder ihre Bestände eingreift, werden sie auch noch weitere Millionen Jahre überleben.

Nilkrokodil
- Fütterung der Nilkrokodile im Boko Boko -

Nilkrokodil Nilkrokodil
Nilkrokodil

Nilkrokodil Nilkrokodil

Nilkrokodil


Ich hoffe, dass im nächsten Jahr endlich die Möglichkeit besteht, die Krokodilanlage im Boko Boko zu erweitern und umzubauen. Meine Ideen dazu habe ich mit Joachim und Yolanda schon vor einiger Zeit durchgesprochen.

Natürlich hatte ich nach der Safari auch Zeit, um etwas im Garten oder am Beach zu relaxen und Freunde in Mtwapa zu besuchen.

Als der Februar zu Ende ging, ging auch meine Zeit in Kenya erst einmal zu Ende und ich hoffte auf einen sonnenreichen Sommer in Deutschland. Im September wollen Petra und ich dann wieder zurück in Kenya sein und wem meine Art Safaris zu fahren nicht zuviel Abenteuer ist, der darf gerne nach einem freien Termin oder Platz fragen, z.B. im Februar / März 2011.


Boko Boko - Porini