Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text Jörg Reinecke; Fotos Miriam Girke, Patricia Uhle, Petra und Jörg Reinecke (digital)


Man kann seine Träume nicht verschenken
- Ein Teenager Abenteuer in Kenya -

- Tsavo Safari Juli 2011 -

Die Sonne stand noch tief am Horizont und es war unerwartet kühl, als Patricia (14 J.) und Miriam (16 J.) das erste Mal in ihrem Leben Afrika betraten.

Wir hatten seit vielen Jahren darauf hingearbeitet mit unseren beiden Patenkindern auf Safari zu gehen, hatten im Laufe der Zeit verschiedene Zoos besucht, unzählige Tagesexkursionen zu Fuß oder mit Booten unternommen und regelmäßig von unseren Erlebnissen in Kenya berichtet. Aber das war in Europa!

Jetzt in Nairobi sah die Welt auf einmal ganz anders aus und unser reichliches Gepäck machte die Ankunft bzw. Weiterreise nicht einfacher. Überall wuselten hilfsbereite oder geschäftstüchtige schwarze Menschen um die Gepäckstücke. Ein Sprachgewirr aus Englisch und Kisuaheli hagelte auf die Mädels ein und da es auch in Kenya nicht nur ehrliche Menschen gibt, hatte ich die Beiden angewiesen, nichts aus den Augen zu verlieren. Tapfer schoben Tritze und Pixi, wie die beiden kurz genannt wurden, ihre Kofferwagen vom Internationalen Terminal rüber zum Inlands Terminal.
Auch wenn wir auf dem langen KLM Nachtflug von Hamburg, via Amsterdam, viel Platz im Flugzeug gehabt hatten und die beiden etwas schlafen konnten, hatte die lange Anreise schon jetzt erste Spuren hinterlassen.

Pixi und Tritze auf dem dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi
Pixi und Tritze auf dem dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi
Pixi und Tritze auf dem dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi Pixi und Tritze auf dem dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi

Ohne "matata" (Probleme) checkten Petra, die Mädchen und ich für unseren Flug nach Mombasa ein und erreichten nach 45 Minuten Flug und einem ersten Blick auf den Kilimanjaro, die Hafenstadt Mombasa.

Kilimanjaro, Foto - Miriam Girke


Am Flughafen erwartete uns Trevor Jennings (Kiwara Safaris Ltd.) mit seinem großen Landcruiser, um uns nach Hause in das Boko Boko zu fahren! Trevor war ein alter Freund von uns und da wir einiges für ihn aus Deutschland mitgebracht hatten, bot es sich an, dass er uns zum Boko Boko brachte.

Tritze und Pixi hatten in Deutschland jeden Versuch von uns geblockt, noch mehr Infos und vorbereitende Erklärungen zu verteilen. Immer wieder hieß es:
"Wir lassen das mal auf uns zukommen!" und so bemerkten wir Anfangs nicht, wir die ersten Eindrücke der bunten, quirligen Umgebung, vor allem Pixi beschäftigten.
Durch die offenen Fenster drang der Geruch von verbrannten Müll und Gras, Autos hupten, Ziegen am Straßenrand meckerten, Kühe standen urplötzlich im Wege, Menschen mit unvorstellbar vollgeladenen Holzkarren querten die Straße, Frauen in bunten Tüchern trugen gelbe Kanister auf ihren Köpfen, an den Kreuzungen saßen Männer ohne Beine auf Holzbrettern und Kinder führten ihre vermeintlich blinden Eltern zum Betteln an die Fahrzeugscheiben. Am Straßenrand wechselten sich kleine Buden in bunten Farben, einfache Holzunterstände und bemalte Steinhäuser ab. Auf einer großen Müllkippe wühlten Rinder und Kinder gleichermaßen nach Ess- und Brauchbarem.
Bilder die für Petra und mich den afrikanischen Alltag widerspiegelten und so normal waren, wie die Einkaufspassagen in Hamburg oder Hannover!

Wie immer waren die Straßen in Richtung Mtwapa von dichtem, lauten Verkehr verstopft und vor allem die rücksichtslosen Matataus (Sammeltaxis) verursachten immer wieder Verkehrsstaus. Trevor kutschierte uns sicher durch das, ganz normale, Chaos und gegen Mittag erreichten wir das Boko Boko, wo wir schon sehnlichste von Yolanda, Nancy und dem Rest des Teams erwartet wurden.

Nachdem wir uns von Trevor verabschiedet und unseren Willkommensdrink in Form einer Kokosnuss geleert hatten, zeigten wir Tritze und Pixi ihren Bungalow!
"Das müssen wir aber nicht jeden Tag trinken" gaben uns die Mädchen zu verstehen, dass Kokosmilch nicht zu ihren Lieblingsgetränken zählen würde!
Petra und ich sahen uns an.

Ankunft im Boko Boko
Ankunft im Boko Boko


Während die Mädels ihren Bungalow einrichteten oder besser gesagt ihr Reisegebäck im Raum verteilten ;-); fingen wir an unser mitgebrachtes und das hier im Boko Boko lagernde Gepäck auszuräumen und zu sortieren.
Anschießend mussten auch wir uns erst einmal von der Anreise erholen und was bot sich da besser an, als der Pool im Garten.

Am Nachmittag unternahmen wir dann zusammen eine erste Exkursion durch den tropischen Garten, besuchten die Nilkrokodile und die Aldabra Riesenschildkröten, sahen uns kurz auf der Farm um und die Mädchen lernten nach und nach immer mehr von ihrer neuen Umgebung kennen.


Pixi und Tritze im Boko Boko





Etwas irritiert, bemerkten wir kurz nach dem Dinner im Porini Restaurant, wie Pixi in ihrem Menü herum stocherte und plötzlich brach es aus ihr heraus:
"Ich glaube ich halte das hier nicht aus, die armen schwarzen Menschen, alles riecht so komisch...und vor den Krokodilen habe ich Angst...ich habe Heimweh!"
Wieder sahen Petra und ich uns an, während Pixi erste Tränen über die Wange kullerten. Hatten wir den "Kulturschock" unterschätzt? Wie oft hatten Erwachsene Reisende mir nach ihrer ersten Afrika Reise von den "erschütternden und schrecklichen Bildern" berichtet, die sie unterwegs gesehen hatten. Wie oft hatten Erwachsene mich gefragt kann man sich im Bush vom Boko Boko wirklich bedenkenlos bewegen, was ist mit Malaria, Schlangen usw.? Hatten wir von den Kindern zu viel verlangt. Das Boko Boko ist sicher, die Zimmer sind mehr als sauber, der tropische Garten eigentlich ein Traum, aber es ist eben keine Hotelanlage, mit vielen weißen Gästen. Das Boko Boko ist ein Stück Afrika, mitten in Afrika! Wir waren genau deshalb immer wieder hier. Für Pixi, die mehr als behütet bei ihren Eltern aufwächst, war der Einstieg in diese neue Welt offensichtlich erst einmal zu viel des Guten!
Tritze war zwar vorerst nicht so begeistert von ihrem Steak, wie wir, aber ansonsten zufrieden und Neugierig auf mehr von Kenya.


Um auch Pixi wieder auf das Land einzustimmen und etwas abzulenken, unternahmen wir an diesem Abend noch eine kleine Nachtpirsch auf der Anlage und durch den kleinen Dschungel des Boko Boko. Während Pixi und Tritze tropische Baumfrösche, große bunte Nachtfalter, Flughunde und afrikanische Igel beobachteten und fotografierten überlegten Petra und ich uns ein neues Programm für die folgenden Tage. Eigentlich war es sonst immer unser Landcruiser der einen Plan B und C erforderlich machte. Na ja, nun hatten wir zusätzlich noch zwei Teenager, die unseren Ideenreichtum und unsere Fantasie herausforderten.




Am nächsten Morgen war die Welt erst einmal wieder in Ordnung. Pixi hatte wieder ein Lächeln im Gesicht und Tritze war verschlafen und zerknittert wie immer nach dem Aufstehen. Wir hatten beschlossen, uns nun ganz behutsam an Afrika, seine Umgebung und seine Menschen heranzutasten und hierzu schien uns ein Tag am Beach und am Indischen Ozean genau die richtige Therapie zu sein. Und anstatt wie geplant in eine besonders lokale Ecke mit wenig Touristen, ein bisschen Wildnis und einigen Einheimischen an den Kikambala Beach zu fahren, hatten Petra und ich uns vorgenommen zum Baden zum Whitesands Hotel zu fahren und uns mitten in den Touristentrubel zu stürzen.
Was tut man nicht alles als guter Patenonkel!

Unser großer grüner Toyota Landcruiser hatte alle Wehwehchen und Gebrechen kuriert bekommen und brachte uns ohne "matata" zum Sarova Whitesands. Schnell war klar, das die Mädchen nicht das geringste gegen einen Urlaub in dieser Anlage gehabt hätten und auf einmal war Afrika gar nicht mehr so unheimlich! Wir bezogen vier Liegen fast direkt am Strand und während Petra und ich nachdenklich in der Sonne lagen, entdeckten Tritze und Pixi die Vorzüge des warmen Wassers des Indischen Ozean und stellten fest, dass der Sand viel weißer und weicher war als an der Ostsee. Als wir später am Public Beach gemeinsam mit 20 oder mehr Kenyanern im blauen, warmen Wasser mit einer Frisbee-Scheibe spielten und die Beiden amüsiert feststellten, dass die meisten erwachsenen Afrikaner nicht schwimmen konnten, war das Eis gebrochen. Es gab keine Berührungsängste mehr.
"Dürfen wir uns da auch was kaufen!" fragte Pixi mich und zeigte auf einen der Stände am Strand.
"na klar, ihr habt doch euer Geld! Aber denkt daran, nichts kostet hier, was es kosten soll!!!" ermahnte ich die beiden zum Handeln.


Bamburi Beach Mombasa North Coast




"Na, da haben wir ja die richtige Ecke ausgesucht!" grinste Petra, als die beiden jungen Damen zwischen bunten Kikois, Kangas und allerlei Schmuck verschwanden.
"Der will 1000,- Kenya Schilling haben?" hielt Pixi fragend eine Schnitzerei nach oben, ich schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Daumen nach unten. Die Verhandlung ging weiter!
"Ich brauch noch was für Mama und was für meine Schwestern!" erklärte Tritze, ganz offensichtlich im Kaufrausch.
"Hallo, wir sind den ersten Tag am Beach!" bremste ich die beiden Mädels.


Moorings Floating Restaurant


Nach dem Strandbesuch erlebten wir einen entspannten und schönen Sonnenuntergang auf dem Schwimmsteg des Moorings Restaurant und ließen den Tag bei Freunden in Mtwapa ausklingen!


bei Karsten und Christiane


An den nächsten zwei Tagen gewöhnten wir die Beiden langsam an "unser" Afrika und besuchten die ruhigeren Strandabschnitte von Kikambala. Wir unternahmen ausgedehnte Spaziergänge am Strand und in das Riff, ließen uns. besonders zur Freude von Tritze, von zwei netten Jungs die Tierwelt des Riffs erklären oder alberten einfach nur am Beach herum. Natürlich achteten wir bei unseren Meeresexkursionen darauf, dass alle Bewohner wieder lebend und sicher im Meer landeten. Neben dem warmen Wasser des Indischen Ozean genossen wir den blauen Pool im Boko Boko, erholten uns bei einstündigen Massagen, besuchten regelmäßig die Aldabra Schildkröten und freuten uns über kleine Lappenchamäleons oder freche Affen, welche es im Garten zu entdecken gab.


Kikambala Beach
















Tritze war angekommen und fühlte sich offensichtlich wohl, während Pixi regelmäßig Abends einen Durchhänger bekam und von Heimweh geplagt wurde! Nach dem Dinner zogen sich die jungen Damen meist müde und erschöpft in ihrem Bungalow zurück, während Petra und ich den Abend auf unserer Terrasse mit Blick in "unseren" Teich und dem Froschkonzert im Hintergrund genossen. Gerne hätten wir auch diese Momente mit den Mädels geteilt, aber die Tage waren vermutlich immer aufregend genug! Und das Tritze viel Schlaf braucht wussten wir vorher! (Nicht war mein Schatz ;-) )

Nach drei intensiven Strandtagen war es endlich soweit, unsere Tsavo Safari sollte starten. Das Ziel war der riesige Tsavo Ost National Park, der unglaubliche 12300km2 groß ist. Hier wollten wir nicht nur der südliche Teil unterhalb des Galana Rivers, sondern, dank einer Sondergenehmigung, auch den sonst für Touristen gesperrten nördlichen Teil des Parks erkunden. Wir hatten uns mit Netti, die zusammen mit ihrer Freundin eine von Trevor geführte Safari gebucht hatte, im Ithumba Camp verabredet. Trevor wollte mit seinen beiden Gästen das Camp vom Norden her anfahren, während wir aus dem Süden kamen. Gemeinsam hatten wir das ganze Ithumba Camp (nur 5 Zelte) für zwei Nächte gebucht.

Doch erst einmal ging es für uns zum Tarhi Camp, welches in der Nähe des Kanderi Swamp in einem der wildreichsten Gebiete des Tsavo Ost liegt. Das Tarhi Camp wurde von Trevor und Margit (jetzt Kiwara Safaris Ltd) gegründet und aufgebaut und war wie ein zu Hause im Bush für uns. Zwar hatte es seit dem Verkauf des Camps, einige Veränderungen gegeben, aber noch waren fast alle der alten Angestellten da und wir konnten regelmäßig einige VIP Vorzüge, wie z.B. Dinner direkt vor der Wasserstelle oder nächtliche Streifzüge mit dem Askari rund um das Camp genießen. Das Tarhi Camp hatte trotz der Veränderungen und ersten Stacheldrahtzäunen noch den Charme und das Flair der alten Peeonier Camps.


auf dem Weg in den Tsavo National Park


- Teil II -
Erstes Großwild - Safari im Tsavo Ost National Park

(hier gehts weiter!)



Boko Boko Guesthouse, Kenya