Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Auf den Spuren von Wildkatzen und Wildhunden in Kenya und Tansania

Auf den Spuren von Wildkatzen und Wildhunden in Kenya und Tansania
- Abenteuer Safari mit Boot und Geländewagen- September / Oktober 2012 -

"Hi Willy, where are you, now?"
"Äh, I´ m around, are you at the airport?"
"Me yes, and you?"
"Sorry Sir, I will be there in 5 minutes"

"Na ja, sonst hat doch alles gut geklappt!" grinste mich meine Frau Petra an, während ich das Handy wieder in der Hosentasche verstaute. Wir standen (fast alleine) auf dem Flughafen in Mombasa, es war 20 Minuten vor 02.00 Uhr und die warme afrikanischen Luft war angenehm klar. Nach 23 Jahren Kenya Reisen, wirft ein Taxifahrer der verschlafen hat uns nicht mehr aus der Bahn. Wir waren eigentlich mehr als zufrieden, dass unser gesamtes Gepäck in Form von 2 Metallboxen und 2 Seesäcken mit insgesamt fast 95 Kilo gut angekommen war!

"Sorry, it was a misunderstanding"! parkte Willy sein gut gepflegtes Taxi neben uns,
"I've been expecting you tomorrow, around noon"!
"Around Noon? What is so much complicated, if I write you 1.05 a.m.?" fragte ich. Willy lächelte verlegen und ich war viel zu müde für längere sinnlose Diskussionen und so fuhren wir wortlos zum Boko Boko, wo man uns erwartete und wir mit Unterstützung des Askaris (Nachwächter) unseren Bungalow bezogen.

Wenigen Stunden später weckte uns angenehmes Vogelgezwitscher und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch den dichten, hohen Bambus vor unserer Terrasse. Ich öffnete die Tür unseres Bungalows und sog die warme, tropische Luft tief ein. Nur mit einem Kikoi (Suaheli Tuch für Männer) bekleidet schlenderte ich, noch etwas verschlafen durch den üppig grünen Garten des Boko Boko. Über mir in den Ästen der Flammbäume, huschten einige Meerkatzen davon und neben mir im Teich unterbrach die Sumpfschildkröte ihr erstes Sonnenbad des Tages mit einem lauten "Platsch" zurück in das Wasser. Ich schlenderte unter dem dichten Blätterdach des tropischen Gartens, vorbei am Pool, bis zum großen Baobab Baum, um dessen Füße herum "unsere" Nilkrokodile ihr Gehege haben. Zufrieden zählte ich sieben große Köpfe im grünen Wasser. Während ich zurück zum Bungalow schlenderte, suchte ich die Bäume und Sträucher nach Geckos ab.

Petra saß bereits auf unserer Terrasse, als ich zurück zum Banda kam.
"Frühstück?" fragte sie.
"Frühstück!" nickte ich. Gemeinsam gingen wir zum Pool und nahmen unter dem Makutidach Platz. Nancy und einige der Mädchen hatten uns schon erwartet und begrüßten uns herzlich.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischer Mango und Spiegeleiern, suchten wir erst einmal Yolanda, die Besitzerin und das Herz des Boko Boko. Es war nie leicht, sie auf dem mehr als 20000qm großem Grundstück zu finden, aber meist war sie zwischen ihren Chilipflanzen beschäftigt. An diesem Morgen trafen wir sie allerdings im Haus an. Anschließend fingen wir an, den Inhalt der beiden Seesäcke zu verteilen; Kleider, Schuhe sowie Bratpfannen und Buntstifte wurden aufgeteilt und zauberten jede Menge lächelnde Gesichter.

Auf dem Pool dümpelte inzwischen unsere Luftmatratze auf dem blauem Wasser und so verbrachten wir erst einmal einen entspannten Tag am Boko Boko. Wir genossen die Sonnenstrahlen, den warmen Wind und den tropischen Garten mit all seinen kleinen und großen Schmetterlingen, Fröschen, Echsen und Vögeln!

Boko Boko Bungalows - Kikambala
Boko Boko Bungalows Kikambala
Boko Boko Bungalows, Kikambala


Boko Boko Bungalows, Kikambala Boko Boko Bungalows, Kikambala Boko Boko Bungalows, Kikambala

Boko Boko Bungalows, Kikambala Boko Boko Bungalows, Kikambala

Boko Boko Bungalows, Kikambala


Die nächsten drei Tage hatten einen relaxten Tagesablauf, wir waren immer früh auf den Beinen, Frühstückten entspannt, fütterten die Aldabra Riesenschildkröten, sowie die Sumpfschildkröten und Fische. Suchten nach Chamäleons und anderen Echsen, sahen nach den Perlhühnern, die seit einiger Zeit auf der angrenzenden Farm zwischen Hühnern und Enten lebten oder beobachteten die spielenden Grünen Meerkatzen in den Bäumen.
An dem alten Haus auf der Farm hatten sich einige Siedleragamen angesiedelt und erste Junge bekommen und rund um die Teiche ließen sich wieder viele verschiedene Frösche beobachten.
Jeden Tag besuchten wir einen anderen Strandabschnitt und fuhren mit unserem Landcruiser (ja er fuhr ;-)) abwechselnd an den Bamburi oder Kikambala Beach.

Kikambala Beach
Kikambala Beach
Kikambala Beach Kikambala Beach


Mitte der ersten Woche unternahmen wir einen Abstecher nach Watamu, wo wir im Temple Point Resort übernachteten. Das Resort steht unter deutschem Management und bietet neben angenehmen Unterkünften im landestypischen Stil und guter Küche, die Möglichkeit mit dem Kanu den Mida Creek und die Mangroven zu erkunden.

Tempelpoint Resort - Watamu
Temple Point Resort - Watamu
Tempelpoint Resort - Watamu Tempelpoint Resort - Watamu Tempelpoint Resort - Watamu

Tempelpoint Resort - Watamu Tempelpoint Resort - Watamu

Tempelpoint Resort - Watamu


Nachdem wir Thomas, dem Manager, in die Hand versprechen mussten, dass wir erfahrene Kanuten sind, wurde ein kleines Kanu für uns fertig gemacht und wir paddelten ohne weitere Begleitung am Ufer des Creeks entlang und in die kleinen Kanäle zwischen den Mangroven. Neben diversen Stelzenvögeln, entdeckten wir Ibise, verschiedene Kingfischer und Affen. Auf den feuchten Luftwurzeln der Mangroven saßen Winkerkrabben und Einsiedlerkrebse. Die Ruhe war unbeschreiblich, nur das leise Gurgeln des Wassers und das Eintauchen des Paddels waren zu hören. Langsam glitt das kleine Boot durch das ruhige Wasser und wir genossen die Freiheit und vermissten eigentlich nur Elefanten und Flusspferde am Ufer. Nach dieser ersten Exkursion entschädigte uns ein fantastischer Sonnenuntergang am Creek für das fehlende Großwild.

Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion
Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion
Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion
Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion

Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion

Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion Mida Creek - Mangroven Kanu Exkursion

Sonnenuntergang am Mida Creek


Am nächsten Morgen ließen wir es uns nicht nehmen in einer der beiden kleinern Buchten im Indischen Ozean zu baden, ehe wir zu einer weiteren Boots- und Kanutour aufbrachen. Diesmal zunächst mit dem Motorboot tief hinein in den Creek und in Begleitung einiger anderer Gäste.

Der Landcruiser hatte im Januar / Februar dieses Jahres ein neues (altes) Getriebe bekommen und machte nach der Watamu Exkursion einen guten Eindruck.
"Na, gutes Gefühl?" fragte Petra eines Morgens, als wir am Carport vorbei kamen, welches unseren alten Geländewagen vor all zuviel Sonne schützte.
"Yes, Tanzania kann losgehen!" antwortete ich zufrieden.

Nach einer entspannten Woche an der Küste, fuhren wir zunächst bis an den Rand des Tsavo Nationalparks, wo wir ohne Zwischenfälle gegen Mittag an der Ngutuni Lodge im gleichnamigen Game Sanctuary ankamen. Die eher moderne Lodge ist nicht unbedingt das, was wir normaler Weise von einer Bushunterkunft erwarten, dafür bietet sie eine in der Trockenzeit immer gut besuchte Wasserstelle und, und deshalb waren wir hier, die Möglichkeit für Nachtpirschfahrten. Unsere Erwartungen wurden auch nicht im geringsten Enttäuscht. Als wir auf unseren Balkon hinaustraten, tobte das Leben rund um die Wasserstelle. Mindestens 50 Elefanten, 100 Kaffernbüffel, eine größere Anzahl Zebras, Warzenschweine und ein Wasserbock, wechselten sich im und am Wasser ab. Als am Nachmittag die Wildbewegung am Wasserloch weniger wurde, entschlossen wir uns zu einer ersten kurzen Pirschfahrt. Barriere und Grenzenlos geht das Ngutuni Gebiet in den Tsavo Ost National Park über, die wenigen Pisten sind verschlugen angelegt und zumindest in der Trockenzeit bietet das Reservat eine recht gute Wildbeobachtung. Wir beobachteten Elefanten, Kaffernbüffel, Masai Giraffen, Zebras, Elenantilopen und Impalas auf unserer ersten Pirschfahrt, die in erster Linie der Orientierung in diesem Gebiet diente.

Ngutuni Game Lodge
Ngutuni Lodge - Ngutuni Game Sanctuary
Ngutuni Game Lodge Ngutuni Game Lodge

Ngutuni Game Lodge Ngutuni Game Lodge

Ngutuni Game Lodge

Ngutuni Game Lodge

Ngutuni Game Lodge


Gegen 20.30 Uhr brachen Petra und ich mit unserem Landcruiser zu unserem Night Game Drive auf. Auch nach längerer Diskussion, hatte man sich in der Lodge nicht davon abbringen lassen, uns einen "erfahrenen" Ranger mit auf die Pirsch zu geben. Über uns leuchtete der Vollmond die Savanne aus, die Nacht war klar und hätte besser kaum sein können. Der Ranger neben mir auf dem Beifahrersitz sucht links aus dem Fahrzeug mit unserem Handsuchscheinwerfer, während ich mit unserem neu angebautem Suchscheinwerfer, die Wildnis nach nachtaktiven Tieren absuchte. Immer wieder blitzen Augen vor uns auf, wir entdeckten Impalas, Giraffen und Mungos. Als ich links neben uns zwei Augen erspähte, war ich mir nicht ganz sicher:
"is that an Oribi or a Steinbock?" fragte ich den Ranger,
"I don´t know, but it must be from the family of antelopes!" war die quallifizierte Antwort.
Wenig später kreuzte ein Erdwolf unseren Weg;
"oh, a Jackal!" erklärte unser Ranger;
ich blickte nach hinten zu Petra und grinste.
Night Game Drive im Tsavo Night Game Drive im Tsavo

Plötzlich leuchteten mich aus dem Bush zwei Katzenaugen an.
"Geil!" entfuhr es mich
"a little genet cat!" machte sich unser fachkundiger Ranger bemerkbar, um darauf hinzuweisen, dass er auch etwas sah!
"No, that is a Wildcat, that is a really rear African Wildcat!" erklärte ich total begeistert.
"Never seen befor!" kam es vom Beifahrersitz.
Wir folgten der kleinen seltenen Katze quer durch den Bush ohne aber die Chance zu bekommen ein Foto zu schießen. Auch ich hatte bisher erst einmal in meinem Leben, damals im Tarhi Camp mitten im Tsavo Ost, eine Wildkatze gesehen.
Als wir wenig später eine zweite Wildkatze entdeckten und gut im Scheinwerferlicht beobachten konnten, kannte meine Begeisterung keine Grenze mehr. Die kleine unscheinbar braun gezeichnete Katze pirschte auf der Suche nach kleinen Nagern und anderer Beute durch das trockene Gras und war immer wieder schwer zu entdecken. Nach einem Funkspruch erklärte unser super Ranger:
"There are some Lions at the waterhole next to the Lodge!"
"We have two Wildcats here! Forget the Lions!" Antwortete ich dem verwunderten Ranger, fast etwas ärgerlich.

Trotz intensiver Bemühungen gelang uns nicht ein einziges brauchbares Bild und so waren die Kameras dann auch wieder verstaut, als wir auf dem Weg zur Lodge noch zwei Löffelhunde in der Dunkelheit erspähten. Nach mehr als 2,5 Stunden beendeten wir zufrieden unsere Nachtexkursion.
"Every thing ok!" wurden wir nach unserer späten Rückkehr in die Lodge gefragt,
"Yes, thanks god we had a ranger with us!" antwortete ich lächelnd!
Als ich am nächsten morgen durch Elefanten-Trompeten geweckt wurde, erlebte ich eine gespenstische Kulisse vor unserem Balkon. Nur mühsam konnten sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch Schleierwolken und Nebel bahnen. Von den wenigen Tieren waren nur Schatten zu erkennen.

Sonnenaufgang im Tsavo Ost National Park


Routinemäßig überprüfte ich Wasser, Öl und Schrauben an den Rädern, ehe wir nach dem Frühstück in Richtung Taveta und Grenze aufbrachen. In Voi füllten wir noch einmal beide Tanks randvoll mit Diesel und dann verließen wir die Hauptpiste. Es waren nur einige wenige Kilometer die wir noch auf halbwegs guter Asphaltpiste fahren konnten.

Die Strecke Richtung Tanzania, war zuletzt in einem katastrophalen Zustand, jetzt wurde sie neu gebaut. Zu diesem Zweck hatte man die Strecke voll gesperrt und der Verkehr wurde über eine geschobene Bushpiste geleitet. Normalerweise ziehe ich eine sandige Bushpiste jeder schlechten Asphaltpiste vor, aber diese Piste bestand auf weiten Abschnitten aus groben Geröll und Waschbrettpiste. Wir wurden also 8o Kilometer, quer durch die Taita Hils, ordentlich durchgeschüttelt. Da ich nie wusste wie es hinter der nächsten Kurve aussah und wie tief die Löcher dort waren, benötigten wir gut 2 Stunden für die Strecke. Ca. 3 Kilometer vor der Grenze fiel der Landcruiser dann mal wieder durch unangenehme Geräusche auf. Vorne Links klapperte es ganz ordentlich und lautstark. Aber auch nach zwei Stopps und Überprüfung der Radlager und der Lenkung konnte ich nichts finden.

Klappernd erreichten wir die schmutzige Grenzstadt Taveta. Ich überlegte ob ich das Fahrzeug hier oder drüben in Tansania überprüfen lassen sollte. Als ich dann, 100 Meter vor der Grenzkontrolle, kurz rückwärts von der Piste fahren wollte, wurde mir die Entscheidung abgenommen. Das Linke Vorderrad blockierte komplett!
Petra und ich sahen uns zweifelnd an.
"Do you have a mechanik somewhere!" fragte ich einen der Umstehenden.
"Gibt es eigentlich irgendeinen Ort in Kenya, in dem du noch nicht nach einem Mechaniker gefragt hast?" sagte Petra sichtbar frustriert.
"Let me call a mechanik for you !" die Zahl der Hilfsbereiten und Derer die ein Geschäft witterten wuchs schnell. Als dann eine wenig Vertrauen erweckende Gestalt unter unser Auto kroch, überlegte ich wieder ob wir nicht doch in Tanzania nach einer Werkstatt suchen sollten. Doch nachdem das Vorderrad abmontiert war, wurde schnell festgestellt:
"It´s just your break, you lost one bolt!" die Erklärung des Fundi (Mechanikers) wurde aus dem Suaheli ins Englisch für uns übersetzt.

breakdown in Taveta breakdown in Taveta

Der Mechaniker versuchte vergebens den nötigen Bolzen in Taveta aufzutreiben, schlussendlich wurde die Bremse mit einem Stück Stacheldraht repariert, 500 Schilling wechselten den Besitzer und wir rollten auf die Grenze zu.

Unerwartet freundlich und hilfsbereit fertigten die Kenyaner unsere Papiere ab, sogar meinem Wunsch, das Logbook (Fahrzeugbrief) behalten zu wollen, anstatt es an der Grenze abzugeben, wurde entsprochen. Wichtig waren nur zwei Kopien von allen möglichen Unterlagen, die mit jeder Menge Stempeln versehen wurden. Afrikanische Beamte lieben Stempel!

neue Taveta Grenzstation

Auch in Tanzania ging zunächst alles problem- und reibungslos, das Visa war schnell im Pass und es fehlte nur noch ein Stempel für das Auto vom Zoll.
"How many days do you stay in Tanzania?" fragte mich der dicke Zollbeamte wenig freundlich und ohne von seinen Unterlagen zu mir auf zu sehen.
"10 maybe 14 days!" antwortete ich irritiert
"10 or 14 days?" kam die harsche Frage.
"12 days!" antwortete ich. Jetzt blickte der dicke Zöllner mich an.
"Pay me 20 Dollar!"
"Sorry?"
"Pay me 20 Dollar!" wiederholte der Beamte seine Vorderung mit Nachdruck in der Stimme.
"For what?" fragte ich
Verwundert sah mich der Dicke über seine Brille hinweg, von unten nach oben, an.
"3 days are free, if you stay longer you have to pay 20 Dollar!"kam die wenig überzeugende Antwort.
"Äh, per day, per person or just 20 Dollar?" fragte ich den verdutzten Zöllner!
"You get nothing, just give me a stamp in my papers! I have never payd here!" fuhr ich fort und legte meine Unterlagen auf den Schreibtisch vor den Beamten. Dieser drückte seinen Stempel auf das Papier und gab es mir wortlos zurück.
Eingereist!
- Teil II -
Auf der Suche nach Wildhunden im Selous - Tansania

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Boko Boko Guesthouse, Kenya