Kaum hatten wir die beiden ruhenden Geparden verlassen, entdeckten Micha und ich eine junge Löwin im freien Gelände. Wir
stoppten und blickten mit dem Ferngläsern zu dem Tier, das sich inzwischen hingesetzt hatte. "Irgend etwas stimmt mit der nicht!" bemerkte ich zu dem ungewöhnlichen Verhalten der Katze, sich um diese Zeit in die pralle Sonne zu legen. Langsam nährten wir uns mit dem Fahrzeug. "Die ist verletzt!" entdeckte Michael als erster oben aus der Dachluke heraus. "Oh ja, ganz übel sogar!" sah nun auch Sabine die große klaffende Wunde an der rechten Flanke der jungen Löwin. "Das sieht nicht gut! Da hat heute Nacht der Büffel zumindest eine Runde gewonnen!" fügte ich hinzu! Natürlich war auch dieser Anblick wieder traurig und regte erneut zu einer Diskussion an. Aber letztendlich war auch dies: "a part of wild nature!" Wir machten einige Fotos zur Dokumentation und dann überließen wir die Raubkatze ihrem Schicksal, welches vermutlich die Hyänen besiegeln würden, würde sie es nicht in den sicheren Schutz des Rudels zurück schaffen.
Ich wusste nicht genau, was Sabine in diesem Moment mehr erregte, die Gesetze der Natur oder meine Art damit umzugehen. Etwas später durchquerten wir den Ort Talek, und folgten dem gleichnamigen Fluss in Ufernähe. Im Gegensatz zum Talek Gebiet zwischen Fig Tree und Mara Eden Camp, hielt sich die Wildkonzentration sehr in Grenzen. Je näher wir dem Ol Kiombo Aistrip kamen, je höher wurde das Gras. Außer einigen Giraffen blieb uns das meiste Wild verborgen. Nicht nur das nicht sichtbare Wild, sondern auch die aufgeweichten Pisten machten mich nachdenklich. Gegen Mittag erreichten wir, bei leichtem Regen, die versteckte Piste, die zum Mara Bush Camp führte. Schon lange hatte ich den schmalen Weg nicht mehr in einem derart überfluteten und matschigen Zustand gesehen! Die Regenfälle der vergangenen Nacht mussten hier noch kräftiger gewesen sein. Der Empfang für Petra und mich fiel wie immer sehr herzlich aus und dieses mal lernten wir auch Sabine kennen, die schon seit drei Jahren Managerin im Mara Bush Camp war, aber immer während unserer Anwesenheit, Abwesend war. Während wir unser im Bush eingebettetes Zelt bezogen, bekamen Bine und Micha von Sabine ihre Camp Einweisung! Das gemütlich und schön eingerichtete Camp, hatte wieder einige Neuerungen erfahren, die den Aufenthalt noch angenehmer machten. "Du hast so schöne Camps ausgesucht und die Steigerung immer tiefer in den Busch zu kommen ist auch genial!" schwärmte Bine. Micha war weniger am Design des Camps, als viel mehr am Wildlife drum herum interessiert und schlich schon begeistert am Ufer des Ol Are Orok herum und filmte erfolgreich kleine Krokodile und ein junges Hipo. Ich nutzte indes die Zeit um Kontakt mit den Fahrern und Guides im Camp aufzunehmen und Neuigkeiten zu erfahren bzw. unsere Beobachtungen weiter zu geben. "Most of the game is on the Governors side or on the other side from Talek, but since two days we have a lot of rain, you can´t cross anywhere!" erfuhr ich wo sich das meiste Wild aufhielt und das es zur Zeit mehr als kompliziert war die Gebiete zu erreichen. Die heftigen Regenfälle der letzten beiden Tage machten ein gefahrloses Durchqueren der Flüsse und Furten so gut wie unmöglich. Wir beschränkten uns also für den ersten Nachmittag auf die nähere Umgebung und verbrachten eine längere Zeit mit einer Horde Anubispavianen. Wir sahen zu wie die jüngeren Tiere übermütig herum tollten, Mütter ihre Babys liebevoll im Arm hielten, Familienmitglieder sich gegenseitig lausten und kräftige Paschas mit scheinbar wahllos ausgesuchten Weibchen neuen Nachwuchs zeugten. Rund um den Land Cruiser gab es etwas zu sehen. Anders als im Mara Eden Camp, hatten die Zelte hier keinen permanenten Wasseranschluss. Das Abends benötigte Duschwasser wurde von dem Zelt - Stuart in einen 30 Liter Wassersack gefüllt und dann mittels Seil in die richtige Position gebracht. "Shover is ready!" erklang es anschließend hinter dem Zelt. Sparsam genossen wir jedes mal die heiße Dusche und zogen uns anschließend für den kühlen Abend um. Nicht nur wegen der Moskitos bevorzugten wir im Bush Abends lange Hosen und Stiefel! Seit einigen Jahren nutzen wir das zentral gelegene Mara Bush Camp von Sunnworld, auf unseren Mara Safaris und kennen diesen Platz und seine Entwicklung von einem angemieteten einfachen Zeltlager bis hin zum eigenen Luxus Camp. Dank des Mittags und Abends angebotenen Buffets konnten wir nun die Größe unserer Portionen selber bestimmen und Bine musste nicht mehr um den Sitz ihrer Safarihose fürchten. Wir ließen den Tag vor unserem Zelt mit einem Drink ausklingen und freuten uns auch in diesem Camp eine Wärmflasche im Bett vorzufinden! Die Geräusche der Nacht und allen voran einige Hyänen sangen uns in den Schlaf!
Der nächste Morgen begann für mich wie jeder Safaritag im Mara Bush Camp. Aufstehen um 05.30 Uhr, ein eher flüchtiger Besuch des Badezimmers unter Ausnutzung der letzten Wassertropfen der Dusche. Vor dem Zelt wartete dann bereits ein heißer schwarzer Tee mit viel Milch und genauso viel Zucker und ein paar Kekse. Dazu eine, zugegeben ungesunde Zigarette und dann ging es mit einer Taschenlampe bewaffnet zum Auto. Ich nickte dem Askari zu, dass ich den Weg alleine finden würde und leuchtete vorsichtig rundherum den Bush ab. Die Chance um die Zeit auf ein im Camp grasendes Flusspferd zu treffen, war durchaus real. An diesem Morgen huschte auf Höhe des Küchenzeltes aber nur eine kleine Ginsterkatze an mir vorbei. Wie jeden Morgen drehte ich eine Runde um den alten Land Cruiser, überprüfte den Sitz aller Rad- und Achsbolzen, checkte Luft, Wasser und Oil. Füllte, weil es immer noch leckte, Bremsflüssigkeit nach und versuchte so gut es ging die Scheiben zu reinigen. Aufgrund der Morgentemperaturen verzichtete ich auf das öffnen des Daches. Nachdem der Wagen überprüft war, erschien auch schon jemand mit dem großen Korb in dem sich unser Busch - Frühstück befand. Nachdem auch Petra, Bine und Micha am Fahrzeug angekommen waren starteten wir unsere Pirschfahrt. Der Sonnenaufgang tat sich hinter den noch tief hängenden Wolken etwas schwer an diesem Morgen, aber zumindest hatte es in der Nacht nicht geregnet. Die Chancen auf besser befahrbare Pisten und Crossings waren also gut. Zunächst galt es aber Bines Wunsch nach weiteren Flusspferden zu erfüllen, was hier direkt am Ol Are Orok nicht all zu schwer war. Beim Herausfahren aus dem Camp entdeckten wir ein im hohen, dichten Gras grasendes Tier. "Bitte!" sagte ich nur und zeigte in Richtung des Flusspferdes. "Du wolltest doch gerne noch ein Hipo an Land!" "Aber das ist so weit weg und ...Mist, mein Akku ist leer!" ärgerte Bine sich (und mich)..., ich zog die Augenbrauen hoch. Weit weg dachte ich, hatte ich meine Begleiter zu sehr verwöhnt? Zugegeben trennten uns gut 150 Meter von dem, wie ein Rasenmäher, Gras fressenden Schwergewicht, aber weder das Gelände noch die Laune von Flusspferden ließ ein dichteres heranfahren zu. Wenig später standen wir an einem Hipo-Pool. Ich verließ das Fahrzeug und prüfte kurz das Gelände und die Umgebung, nachdem ich mir sicher war, dass wir nicht über Raubkatzen stolpern würden, gab ich Petra ein Zeichen und alle drei stiegen aus und kauerten sich an das Ufer. Dicht unter uns tummelte sich eine Gruppe von Flusspferden. Große Bullen maßen mit offenen Maul ihre Kräfte, Jungtiere tauchten geräuschvoll auf und ab und ein kleines Kalb blieb immer dicht bei der Mutter.
Für weitere Abwechslung sorgten ein paar Kronenkraniche, die über uns in einem der Bäume zu landen versuchten.
Vom sogenannten Double Crossing (zwei aufeinander folgenden Naturfurten durch den Ol Are Orok) wusste ich, dass zumindest die erste Furt befahrbar sein sollte. Da wir uns in der Nähe befanden, versuchte ich mein Glück und der Land Cruiser meisterte, die im Moment hohe und nach Flusspferd Kot stinkende Brühe ohne "matata". Ich überlegte kurz ob ich auch die zweite Furt angehen sollte, entschied mich dann aber für einen Abstecher in ein anderes Gebiet. Für diesen Morgen eine meiner besten Entscheidungen. Nach kurzer Fahrt erreichten wir ein weites offenes Gebiet, mit kurzem grünen Gras und jeder Menge Pflanzenfressern. Wir fuhren bis zum Ngorbob, wie der kleine Fluss hier hieß und Petra entschied spontan: "Hier möchte ich Frühstücken!" Ich blickte auf die Uhr, es war noch von 09.00 Uhr "Jetzt schon?" fragte ich skeptisch, "Ist doch schön hier und es muss doch nicht immer unter einer Akazie sein!" antwortete Petra und hatte irgendwie recht. Ich nickte und drehte noch eine kleine Runde um sicher zu gehen, das wir nirgends eine um diese Zeit noch recht aktive Katze übersehen hatten. Dann stoppte ich den Land Cruiser parallel zum Flussufer und wir bauten Tisch und Stühle auf. Die Frauen deckten den Tisch, (ich weiß, ihr habt jeden Tag den Tisch gedeckt!!) Micha filmte und ich fotografierte. "Super schön hier!" stellte Sabine fest. "tatsächlich einer der schönsten Frühstücksplätze überhaupt!" ergänzte ich und sah rüber zu den Giraffen am anderen Ufer. "Und, wer hat ihn ausgesucht!" fragte Petra stolz, "Du Schatz, ganz alleine du!" lachte ich. Wir hatten in den letzten Tagen jeden Morgen irgendwo im Bush unter einem schattigen Baum gefrühstückt, hatten immer gemütlich Tisch und Stühle aufgebaut und das aus dem Camp mitgeführte Frühstück aufgetischt. Hatten Kaffee, Tee, Eier und Brot genauso wie Saft und gebraten Speck genossen. Immer war auch Wild in der Nähe oder zog in der Ferne an uns vorbei. An diesem Morgen allerdings saßen wir mitten im Geschen. Ich hatte das Gefühl, das Wild würde uns gar nicht beachten, irgendwie waren wir ein Teil des Ganzen. Zu den Giraffen am anderen Ufer hatten sich inzwischen einige Elen Antilopen gesellt und von der anderen Seite näherte sich eine Zebraherde. In nur ca. 30 Meter Entfernung von unserem Tisch zogen die Tiere an uns vorbei und tranken im River, ehe sie ihn durchquerten. Eine Scharr Sandhühner schwirrte lautstark durch die Luft und landete schließlich ebenfalls zum trinken am Flussufer, später ergänzten noch Warzenschweine, Thomson Gazellen und Topis die Idylle! "So habe ich noch nie in meinem Leben gefrühstückt, diese Momente werde ich nie vergessen!" drückte Micha seine Zufriedenheit aus. "ich auch nicht!" musste ich gestehen, "In 20 Jahren noch nicht!" Michas Wunsch die Wildnis außerhalb des schützenden Autos zu erleben war erfüllt! Nach dem Frühstück hielt ihn nichts mehr am Tisch, bewaffnet mit seiner Kamera entfernte er sich immer weiter zu Fuß vom Frühstücksplatz. "Micha! Es ist nicht überall so friedlich" erinnerte ich ihn an die Gefahren der Wildnis!
"Es wird heiß!" erhob Petra sich nach gut 2 Stunden ausgedehnter Wildbeobachtung aus dem Safaristuhl! Die morgendlichen Wolken hatten sich komplett verzogen und der afrikanischen Sonne Platz gemacht. Diese strahlte nun, wie man es auf diesem Kontinent erwarten durfte unbarmherzig auf uns herab. Es war wirklich heiß! Die Sonnenstrahlen leckten unaufhörlich die teilweise noch nassen Pisten trocken und so beschloss ich heute schon nach dem Löwenrudel im Governors Gebiet zu suchen, den legendären Musiara Löwen (Siehe Big Cat Diary). Nachdem wieder alles im Fahrzeug verstaut war, ging die Pirschfahrt weiter. Zwar war die zweite Furt des Double Crossing immer noch glitschig und nicht vollständig abgetrocknet, da ich die Stelle aber gut kannte, kamen wir problemlos durch. Wir umfuhren die Hügel von Rhino Ridge auf der südwestlichen Route ohne auf viel Wild zu stoßen. Das Gebiet wurde von hohem trockenem Gras beherrscht. Obwohl die Pisten anfangs gut befahrbar und trocken waren, wurde die Strecke erwartungsgemäß rund um die Musiara Sümpfe wieder matschiger und ein Durchkommen war nicht überall garantiert! Ich orientierte mich am Airstrip und fuhr direkt den dichten Grünstreifen am Rande der Sümpfe an. Gezielt und langsam pirschten wir entlang des kleinen Grabens und des teilweise üppigen Grüns. Immer wieder versuchte ich so dicht wie nur Möglich, an den zur Zeit mit Wasser gefüllten Graben heran zu kommen. Dann plötzlich entdeckte ich, wonach ich gesucht hatte. Löwen! Als erstes erspähten wir ein großes kräftiges Männchen unter einem Busch und Micha entdeckte hinter dem Busch gleich ein weiteres männliches Tier, ebenfalls mit prächtiger Mähne. Vielmehr als Haare war im hohen grünen Gras und im dichten Blättergewirr nicht von den Katzen zu sehen, und ich war mir sicher, dass noch weitere Familienmitglieder in der Gegend waren. Wir suchten an anderer Stelle weiter und wurden für unsere Mühe belohnt, ein Großteil der Musiara Löwen war im Dickicht entlang des Grabens verteilt. Neben zwei weiteren ausgewachsenen Männchen fanden wir fünf ausgewachsene Weibchen, drei etwa ein bis eineinhalb Jahre alte Junglöwen und diverse Neugeborene zwischen 2 und 4 Monaten. Wir beschlossen soviel Zeit wie möglichmit den Löwen zu verbringen und so pendelten wir zwischen den alten Männchen und dem Rest des Rudels hin und her. Während die beiden großen Löwenmänner zunächst nur einmal ihre Position veränderten, war bei den Müttern mit den Jungtieren ständig Bewegung. Speziell die ganz kleinen balgten ständig entweder mit ihren älteren Geschwistern herum oder übten Anpirschen auf den Schwanz ihrer Mutter.
Leider trennte uns eine Wegstrecke von gut einer Stunde von unserem Camp, so dass wir die Löwen noch vor Einbruch der Dämmerung verlassen mussten. Auch wenn das hohe Gras und der gegen Nachmittag wieder bewölkte Himmel es schwer gemacht hatte zu fotografieren, das gesehene und mit den Löwen erlebte, entschädigte für alles. "Auch das ist Natur pur!" freute ich mich besonders für Bine und Micha, die nun nicht nur Löwen als Giraffen fressende Killer, sondern als liebevolle Eltern kennen gelernt hatten! Ein rundum erfolgreicher Tag ging zu Ende und wurde vor unserem Zelt mit einem entsprechenden Drink gewürdigt! In der Nacht hatte es wieder leicht geregnet! Für die Tiere der Masai Mara war das Nass lebensnotwendig, sorgte es doch für stetig nachwachsendes Grün. Für ein entspanntes Fahren, war der erneute Regen weniger geeignet. Als ich an diesem Morgen den Frühstückskorb im Land Cruiser verstaute, bekam ich von einem der Fahrer im Camp einen wertvollen Tipp! Notch, der alte legendäre Löwe, hatte mit seinen Söhnen ein Flusspferd gerissen. "We didn´t see the the kill and left them in the evening!..." erklärte er mir unter anderem, dass die Löwen bis zur Dämmerung nur am Kopf des Hypos gefressen hatten. Ich ließ mir die Stelle beschreiben wo der Kadaver liegen sollte und bereitete den Wagen weiter vor. Noch bevor wie die große tiefe Furt erreicht hatten, erlebten wir einen fantastischen Sonnenaufgang. Gespenstisch schön verzog sich der Morgennebel langsam über der Ebene im goldenen Himmel, aufsteigende Heißluftballons im Dunst rundeten das Bild ab. Als wir an den Talek River kamen, erwartete uns eine leicht glitschige, tiefe Furt mit steilen Ufern. Der Wasserstand des Flusses war in den letzten Tagen kontinuierlich gefallen. Sorgen machte mir auch nicht die Tiefe des Wassers, sondern die steile, glitschige Ausfahrt, vor der mich einige der Fahrer gewarnt hatten. Die Freilaufnarben am Land Cruiser hatte ich an diesem Morgen schon im Camp verriegelt und legte jetzt nur noch die Geländeuntersetzung ein. Im Schritttempo fuhren wir in die Furt ein, der schwere Land Cruiser rollte langsam das steile Ufer hinab, durchquerte problemlos, den langsam fließenden Fluss und quälte sich dann mit teilweise durchdrehenden Reifen das noch steilere andere Ufer wieder hinauf. "Unglaublich, was diese Autos leisten müssen!" kommentierte Sabine unsere Durchfahrt. Auf der anderen Seite des Talek angekommen, war ich mir nicht mehr ganz sicher, wo wir nach dem Kill suchen sollten und nahm telefonisch Verbindung mit dem Fahrer auf, der mir den Tipp gegeben hatte und bekam eine weitere Beschreibung. "Was erwartet uns den hier!" fragte Sabine neugierig. "Ein Hipo an Land!" antwortete ich ihr nach hinten. Sabine strahlte! "Die fünf Löwenmännchen haben gestern Nachmittag, während wir bei den Musiara Löwen waren, ein Flusspferd gerissen!" bremste ich ihre Vorfreude! "Hast du so etwas schon einmal gesehen?" fragte Micha, während Sabine wohl überlegte ob sie so etwas überhaupt sehen wollte. "In 23 Jahren noch nie!" antwortete ich genauso gespannt wie alle anderen im Auto und fuhr an den Schauplatz des Geschehens. Noch bevor wir etwas sehen konnten, konnten wir den Kadaver riechen. Der süßliche, verwesende Geruch des Todes hing in der Luft! Und dann entdeckten wir den unübersehbaren, auf einer Seite noch fast unversehrten, stinkenden Körper des Flusspferdes. Unmittelbar neben dem Kadaver lag, blutverschmiert und alles andere als schön anzusehen Notch, der König der Mara. Mit seiner zerzausten Mähne, dem abgebrochenen Reißzahn und den neuen Narben und Wunden im Gesicht, sah er allerdings alles andere als königlich aus. Erstaunlicherweise fraßen außer Notch noch 3 ca. 1,5 - 2 jährige Löwenmännchen und zwei ausgewachsene Weibchen an dem Kadaver. Ein weiteres großes Männchen, einer von Notch seinen Söhnen, lag vollgefressen ganz in der Nähe. Unglücklicherweise befand sich die beste Position für Aufnahmen genau im unglaublich stinkenden Wind aus Richtung des Kadavers. "Boah, das geht hier gerade gar nicht!" Sabine hielt sich die Nase zu und Petra hatte sich mit Hilfe eines Tuches, ein Frischhaltetuch unter die Nase gebunden. "fahr hier weg!" flehte Petra, "ne noch nicht!" waren Micha und ich uns einig. Um alle Gemüter und die Nasenwände zu beruhigen, drehte ich immer wieder eine Runde um das tote Flusspferd und suchte nach Positionen, die Atmen, Filmen und Fotografieren gleichermaßen zuließen. Wir sahen zu, wie eines der jüngeren Männchen die mindestens 3 cm dicke Speckschicht des Kadavers aufriss, und tief mit seinem Kopf im toten Tier verschwand. An mehreren Stellen wurde gleichzeitig gerissen und gezerrt und auch Notch ließ lautstark die Knochen des Hipo knacken, als er sich im Nacken des Opfers nach Fleisch bediente. Mehr als zwei Stunden beobachteten wir die Löwen am Kadaver, ehe wir unsere Pirschfahrt fortsetzten. Als wir die Raubkatzen verließen, waren die meisten von ihnen satt und vollgefressen und die einige suchten sich einen Schattenplatz zum ausruhen.
Video von Michael auf you tube "Frühstück?" fragte ich? "Können wir erst Mal ein wenig Sauerstoff bekommen?" fragte Petra und nahm sich erleichtert das Tuch aus dem Gesicht. Micha waren indes einige Fahrzeuge aufgefallen, die offensichtlich interessantes Wild gestellt hatten. Ich fuhr in Richtung der Sichtung und so kamen wir gleich nach den Löwen zu einer Geparden Mutter mit drei ca. 5 - 8 Monate alten Jungtieren. Die Gepardin folgte der Piste und sah sich suchend in der Umgebung um, während die Cubs ihr folgten. Nachdem die Raubkatze mehrfach Anhöhen ausnutzte um eine Bessere Sicht zu haben, bemerkte ich: "Frühstück verschiebt sich, die Gepardenjagt geht vor! It´s my day, today" grinste ich nach hinten. Mehrere Fahrzeuge folgten der Gepardenfamilie, während ich mich dazu entschloss nach möglicher Beute zu suchen. Im weiten Bogen umfuhren wir ein Gebiet mit sehr hohem trockenen Gras und entdeckten eine kleine Gruppe Thomson Gazellen. Die Gepardin musste die vermeintliche Beute auch entdeckt haben, zumindest schlug sie die Richtung der Tiere ein. Micha erwies sich einmal mehr als guter Spoter und verfolgte die Tiere mit bloßem Auge oder mit dem Fernglas, während ich versuchte in die günstigste Positionen zu fahren. Es ist nie leicht für eine Gepardin mit großen übermütigen Jungtieren zu jagen, zu oft vertreibt der Spieltrieb und die Unerfahrenheit der Jungen die Beute. Zweimal konnten wir beobachten, wie die Gepardin die Thomson Gazellen anschlich, aber jedes Mal flüchteten die Gazellen sehr früh und der kurze Spurt der gefleckten Sprinterin ging ins Leere, dann verloren wir sie irgendwann im hohe Gras aus den Augen.
"Jetzt aber Frühstück!" forderte Petra "Erst noch mal Löwen?" fragte ich vorsichtig, "Ne, Frühstück!" kam die Antwort. Da so gut wie alle schattenspenden Bäume der Umgebung inzwischen von Löwen belegt waren, suchten wir uns wieder einen übersichtlich Frühstücksplatz im offenen Gelände. Die in der Nähe grasenden Topis und Thomson Gazellen, sollten als Raubkatzenvorwarnsystem ausreichen. Ich funktionierte kurzerhand einen kleinen Termitenhügel als Ständer für mein Einbeinstativ um und so konnten wir unser gemütliches Frühstück auch einmal mit allen Beteiligten im Bild festhalten. Nach dem Frühstück suchten wir gespannt, wieder den Löwen - Kill auf, doch sowohl Notch als auch die ausgewachsenen Weibchen hatten sich in den Schatten freistehender Akazien zurückgezogen... - Teil IV - Abenteuer Masai Mara - erfüllte Träume zwischen wilden Katzen, die Jagd geht weiter (hier gehts weiter!) |