Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text und Fotos Jörg Reinecke (digital)

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs

Abenteuer Tsavo - Exkursion Wildhund
- Mit dem eigenen Geländewagen auf Safari im Tsavo; November / Dezember 2013 -



Land unter im Tsavo Ost

Vielleicht habe ich im Tsavo Ost mehr Glück, ging es mir durch den Kopf, als ich durch das Voi Gate in den National Park einfuhr. Hier im eigentlich trockenerem Teil der beiden Tsavo´s fiel die üppige grüne Landschaft noch mehr auf. Das Gras war dicht, satt grün und frisch. Ein Paradies für alle Pflanzenfresser! Auf dem Weg in Richtung Mudanda Rock, meinem ersten Ziel im Tsavo Ost beobachtete ich Impalas, Kleine Kudus, Gerenuks, Grant Gazellen, Strauße und Elefanten. Besonders die großen Elefanten Bullen, die um einiges entspannter waren, als die Elefanten im Tsavo West, beeindruckten mich mit ihrem gigantischen Elfenbein. Und ich musste unweigerlich an unser September Safari in Zimbabwe und die elfenbeinlosen Elefanten im Mana Pool National Park denken. Ich glaube es gibt keine schöneren als große rote Tsavo Elefanten, sinnierte ich vor mich hin, als ein großer Bulle selenruhig, genau neben meinem Landcruiser stehen blieb und mich ansah.

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs
Tsavo Game Drive
Kleine Kudus im Tsavo Ost
Gerenuk Grant Gazelle
Kongoni mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs

Elefanten im Tsavo Ost

Kaffernbüffel

Grantgazelle

Somalistrauß mit Jungen


Irima und die folgende Wasserstelle waren bis zum Rand gefüllt! Aber nicht nur die Wasserstellen waren randvoll mit Wasser, auf Höhe des Wasserloches zwischen Irima und Mudanda Rock, stand die gesamte Piste 30 - 40 Meter weit und mindestens 50cm tief unter Wasser. An der beschriebenen Stelle gab es inzwischen schon eine Möglichkeit, die Wassermassen zu umfahren. Was mich darauf schließen ließ, das das Wasser noch höher und schon länger hier gestanden haben muss. Auch ich wählte die Bushroute und umfuhr die Stelle. Nur wenige Kilometer weiter endete dann allerdings die Fahrt vor einer nicht überschaubaren Überschwemmung der Piste. Einige Fahrzeuge mussten es trotz der Flut versucht haben, jedenfalls waren am Rande der Piste tiefen Spurrillen im aufgeweichten Untergrund zu erkennen. Nur weit führten diese Spuren nicht, ich drehte um! Das war für mich das gefühlte Ende der Expedition Wildhund! Mudanda Rock und Irima Wasserloch waren die Punkte, von denen ich noch zuverlässige Berichte über unregelmäßige Wildhund Sichtungen hatte.

Tsavo Ost National Park


Dennoch wollte ich natürlich den Tsavo Ost genießen und mir, wie vorgenommen noch zwei Camps ansehen. Mein nächstes Ziel lautete nun also Ndololo Camp. Bevor ich das Camp anfuhr sah ich mich noch kurz an der Pipeline Road und im Kanderi Swamp um. Aufgrund der ergiebigen Regenfälle hatte das meiste Wild in diese Region des Parks gewechselt. Viele Elefantenherden, Zebras, Giraffen und Antilopen grasten in dem üppigen Grün, der sonst trockenen Ebene. Im Kanderi Swamp war zwar so gut wie kein Wild zu sehen, dafür führte der kleine, sonst trockene Voi River reichlich Wasser.

Kanderi Swamp



Die Landschaft wirkte wie der Garten Eden, überall blühten die Akazien, Pilze und Blumen waren aus dem Boden geschossen, Sträucher und Büsche standen im vollen Laub. Auch das Ndololo Camp war von dichtem grünen Bush umgeben. Ich erreichte das Camp genau zur Lunchzeit und traf auf unerwartet viele Fahrzeuge und Menschen am und im Camp. Nachdem ich mir eines der Zelte angesehen und mich im Camp umgesehen hatte überlegte ich kurz ob ich bleiben sollte und entschied mich dann, wegen der vielen Menschen, doch zur Weiterfahrt. Über Aruba Damm wollte ich noch heute bis zum Galana River hoch fahren und dann im BiGi Camp (Epiya Chapeyu) übernachten.

Akazien Baum
Tsavo Ost Akazien Blüte


Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park
Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park
Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park

Ndololo Camp - Tsavo Ost National Park


Ich wählte die Piste entlang des Voi Rivers und stieß auf Höhe der alten Voi River Furt auf eine neue Brücke. neben der Brücke hatte man mehrere Kanalrohre unter der Piste durchgeführt, außerdem sah es so aus als ob man gezielt versuchen wollte das Wasser aufzustauen! Ob nun gewollt oder nicht, der Voi River breitete sich stark aus und überflutete so das Umland. Je weiter ich allerdings in Richtung Aruba Dam vordrang, je trockener wurde die Gewgend wieder, zwar zeigten sich sogar in der sonst wüstenartigen Steppe um die Aruba Windmühle erste Gräser und grüne Sträucher, aber der unterschied zum kräftigen Grün in der Voi Region war gravierend. Dem Landschaftsbild angepasst war in der Gegend auch wenig Wild anzutreffen.

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs

Voi River

Aruba, Tsavo Ost

Wieder schmiss ich meinen Plan über den Haufen und fuhr anstatt von Aruba direkt zum Galana, erst einmal wieder zurück in Richtung Voi. Erst auf Höhe des alten Tarhi Camps bog ich nach rechts ab um zum Galana River hoch zu fahren. Auch in Richtung Norden hatte es geregnet und obwohl ich die glatten, weichen, roten Sandpisten im Tsavo Ost liebte, war ich immer wieder froh, wenn ich auf festen Untergrund und Splitpisten fahren konnte. Ähnlich wie im Tsavo West, gab es das ein oder andere Wasserloch auf der Piste zu durchfahren oder ein Schlammloch zu überwinden. Wie gewohnt machte sich das Wild in der Region rar, dennoch sah ich immer wieder Elefanten.

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs

rote Elefanten im Tsavo Ost

rote Elefanten im Tsavo Ost


Ich war gespannt auf das Bigi Camp, in dem ich zuletzt vor mehr als 14 Jahren gewesen war. Damals war das Camp gerade im Aufbau und wir nur zufällig über die wenigen Zelte am Ufer des Galana gestolpert. Während ich über die alten Zeiten sinnierte, gab es auf einmal wieder dieses hässliche und bekannte Knack und Rattergeräusch. "Klasse!" sagte ich laut vor mich hin und wusste sofort was geschehen war. Im selben Moment drehte auch schon der Motor im Leerlauf! Ich öffnete die Tür und sah nach hinten! Die Reparatur in Kilanguni, hatte nicht gehalten, wieder waren alle Steckachsenbolzen abgeschert! Routiniert entfernte ich die Steckachse, verschloss das Loch wieder mit Toilettenpapier und stellte das Fahrzeug auf Allrad um. Wenig später ereichte ich ein Hinweisschild "Lugard Falls 33 km". Ich sah auf meine Uhr, es war kurz vor 17 Uhr. Mir war klar, das ich es bei Tageslicht nicht mehr bis zum Camp schaffen würde. Langsam fuhr ich auf der recht guten Piste weiter, aber nach ca. 10 km kam es wie es kommen musste. Die Piste vor mir stand tief und matschig komplett unter Wasser. Ich war mir sicher, wenn ich hier stecken bleiben würde, wäre ich erst einmal ein bis zwei Tage auf mich alleine gestellt. Es gab außer dem Galana River keinen Grund in diese Gegend hoch zu fahren. Das meiste Wild hielt sich weiter südlich um Voi herum auf! Ich überlegte kurz, öffnete eine Dose Tusker und suchte dann auf der Karte nach einer Alternative. Die gefundene Piste bedeutete einen Umweg.

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs


Mit Einbruch der Dämmerung kam ich dem River und dem Hochplateau immer näher. Aber erst als es vollständig dunkel war erreichte ich die gesuchte, parallel zum Galana River verlaufende Piste. Ich wusste wieder nur annähernd wo ich war und so war es mehr ein Bauchgefühl als Wissen, als ich nach links abbog. Es war stockdunkel um mich herum, ein anderes Fahrzeug hatte ich zuletzt am späten Vormittag gesehen. Ich wusste nur irgendwo hier am River, auf Höhe der alten Furt über den Fluss, musste ein Ranger Posten sein. Und mein Bauch sagte mir auch, irgendwo muss vorher ein Hinweis auf das Bigi Camp kommen. Was mein Bauch nicht wusste, war der Zustand der Piste. Zweimal musste ich einen Seitenarm des Galana überqueren. Beide Male hatte der Arm kein Wasser, aber beide Male gab es auch weder eine Brücke noch eine vernünftige Furt! Jedes Mal war ich gezwungen in der Dunkelheit auszusteigen und den Zustand der Über- bzw. Durchführung auf Befahrbarkeit zu überprüfen. Ich war froh alleine zu sein. Ich musste niemanden erklären, was ich machte, warum ich es machte und wie ich es machte!

Endlich entdeckte ich einen schwachen Lichtschein in der Ferne und wenig später einen Hinweis auf das gesuchte Camp. 22.20 Uhr zeigte die Uhr an, es war spät geworden. Während ich über den Tag nachdachte stürmte plötzlich ein dunkler Koloss aus dem Bush neben mir, überquerte die Piste unmittelbar vor dem Cruiser und verschwand genauso schnell und geräuschlos wie er gekommen war. "Blödmann!" sagte ich laut vor mich hin und dachte an die "Happy Hippos", die wir vor wenigen Wochen bei unserer Kanutour auf dem Zambesi erlebt hatten! Können die einen nicht mal an Land in Ruhe lassen, beendete ich belustigt mein Gedankespiel und fuhr langsam weiter in Richtung des Lichtscheins.

Nachdem ich die Hauptroute verlassen hatte, folgte ich einer kleinen schmalen Piste, bis ich endlich erste Konturen des Camps vor mir sah. Es brannten nur wenige Lichter und Menschen sah ich überhaupt keine. Ich parkte den Wagen in der Dunkelheit unter einigen großen Dumplamen!
"Hello, somebody around?" rief ich in die Nacht hinein. Wenig später erschienen zwei dunkle Gestalten.
"Do you have a booking?" fragten sie erstaunt, ich schüttelte den Kopf und antwortete:
"hapana"
"we expect no guest today!" erklärte einer der Afrikaner
"Thats good!" antwortete ich
"So I can be sure, you have a tent for me!"
Kaum waren wir uns über mein Bleiben einig geworden (wo sollte ich Mitten in der Nacht auch sonst hin), wurde der Generator angeschmissen und mir ein geräumiges Zelt zugeteilt. Ich war seit Tagen der erste Gast in dem Camp. Als man mich gefragt hatte, ob ich noch etwas essen wollte, hatte ich nicht mit einem kompletten drei Gänge Menü gerechnet.
An einem perfekt gedeckten Tisch wurde ich perfekt bewirtet, ich war angenehm überrascht. Das eher einfach wirkeden Camp hatte nicht nur eine gute Lage, sondern auch eine gute Küche. Nach zwei Tusker und einem sehr leckerem Dinner, fiel ich gegen 00.30 Uhr todmüde in mein Bett!


Kurz nach 6 Uhr kroch ich aus meinem Schlaflager, schlang mir meinen Kikoi um die Hüfte und trat aus dem Zelt. Alles war ruhig, es war niemand zu sehen. Barfuss lief ich durch den lockeren Sand des Camps. Ich schlenderte bis zum nahen Ufer des Galana und blickte auf einen reißenden Fluss! Außer ein paar Meerkatzen, waren keine Tiere zu sehen. Ich verschaffte mir einen ersten Überblick und legte mich dann wieder müde auf mein Bett! Erst als ich erste Stimmen im Camp hörte kam ich wieder aus dem Zelt. Man hatte mir inzwischen direkt am Ufer des Flusses einen Frühstückstisch gedeckt und so genoss ich Spiegeleier, Toast und heißen Tee mit Blick auf den tobenden Galana River und einige Nilkrokodile, die auf auf einer Sandbank dösten!
"In the moment we do not have much game, but during the dry season, we have some elephants who visit the camp. Sometimes they stay for some days!" erklärte man mir, während ich meinen Tee schlürfte und eine Zigarette rauchte.

BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park


Nach dem Frühstück sah ich nach meinem Wagen, kontrollierte den Öl- und den Wasserstand und stellte fest, das mir am frühen Morgen ein paar Meerkatzen bei ihren Turnübungen den rechten Seitenspiegel abgerochen hatten. Zumindest hatte ich deutlich Kotspuren auf der Motorhaube und der Spiegel lag neben dem Auto.
Es gab also genug am Fahrzeug zu tun und hier eigentlich nichts zu sehen. Außerdem konnte mir niemand etwas über den Zustand der Pisten in Richtung Voi sagen und ich befürchtete, das nach erneuten Regenfällen ein Durchkommen mit dem angeschlagenen Wagen unmöglich werden könnte. Bisher war es trocken und die Sonne lachte aus einem blauen Himmel, aber wie lange noch?

BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park
BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park
BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park
BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park

BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park
BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park
BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park BiGi oder Epiya Chapeyu Camp - Galana River, Tsavo Ost National Park


Ich erklärte dem Manager meine Situation, verabschiedete mich und brach auf in Richtung Voi Lodge. Natürlich musste ich weiterhin sehr langsam und vorsichtig fahren.
"Use nr. 110!" hatte man mir mit auf den Weg gegeben und so bog ich kurz hinter den Lugard Falls ab in Richtung Süden. Die Strecke war gut gewählt und führte über festen Boden ohne große Schlamm- oder Wasserlöcher. Unterwegs begegnete ich mehreren Elefantenfamilien und erlebte außerdem eine recht intensive Begegnung mit einem großen braunen Steppenwaran. Die Großechse war wenig scheu und versuchte sich tapfer mit Drohgebärden und Schwanzschlägen Respekt zu verschaffen.

mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs


Am frühen Nachmittag erreichte ich das Voi Gebiet und fuhr noch einmal zum Irima Wasserloch und in Richtung Mudanda Rock, am Zustand der Piste hatte sich nichts geändert. Das Wasser stand hoch auf der Piste und der tiefe Matsch verhinderte eine sichere Weiterfahrt. Immer noch hielten sich vor allem große, alte Elefantenbullen in dem Gebiet auf. Einer der großen roten Kolosse kam zielstrebig auf die Piste zu und ich überlegte mir, ihn direkt vor dem Auto passieren zu lassen und dabei zu filmen. Anfangs sah es so aus als würde mich der Dickhäuter glatt ignorieren, als er dann ca. 10 Meter vor dem Landcruiser auf der Piste war, signalisierte er mir allerdings, dass ich ihn nervös machte und drehte sichernd, seinen erhobenen Kopf in meine Richtung. Eine Drohung war das noch nicht und so filmte ich weiter. Als der Riese dann die Piste überquert hatte schien ihm meine Position aber gar nicht mehr zu gefallen. Der Elefant wurde immer schneller als er auf mich zukam und ich hatte das ungute Gefühl, dass der Landcruiser einem Aufprall nicht standhalten würde. Ich flüchtete 50 Meter Rückwärts und versuchte dabei den Dickhäuter im Visier der Kamera zu behalten. Die kurze Machtdemonstration, quer durch einen kleinen Busch, wirkte auf den ersten Blick dramatischer als sie war und endete so schnell wie sie begonnen hatte. Eigentlich hatte ich nur nichtsahnend die kürzeste Verbindung zu einem seiner lieblings Kratzbäume blockiert. Zumindest beachtete mich der Jumbo nicht mehr nachdem er den Baum erreicht hatte und sich genüsslich den Rücken und das Hinterteil an dem Baum scheuerte. Hätte er ja auch irgendwie andeuten können, ich hätte ihm sofort Platz gemacht, sinnierte ich vor mich hin. Viel friedlicher waren die vielen Pillendreher die momentan im Tsavo zu beobachten waren. Die fleißigen Mistkäfer wühlten vor allem im frischen Elefantendunk und rollten ihre Beute dann vor sich her. Schon im Tsavo West hatte ich einige der Tiere intensiv beobachtet!



mit dem KAD 643 G im Tsavo unterwegs
Nach dem Mudanda Rock immer noch nicht erreichbar war, nahm ich mir vor ein letztes Mal auf dieser Safari nach Katzen zu suchen. Die nahe Pipeline Road empfand ich hierfür als den geeignetesten Ort, anschließend wollte ich dann die Nacht an der Voi Lodge verbringen. Aber anstatt von Großwild, entdeckte ich als erstes eine weitere Leopardschildkröte, die auf einer der Fahrspuren unterwegs war.


Wenig später rollte ich langsam im Schritttempo die Piste entlang und beobachtete dabei eine handvoll Kaffernbüffel, als ich plötzlich im hohen Gras zwei Ohren wackeln sah. Ich war verblüfft, gerade waren mir zwei Safaribusse entgegen gekommen. Hatten die "gut geschulten Guide" nichts gesehen! Mit dem Fernglas versicherte ich mich und holte mir die Bestätigung: Geparden! Im hohen grünen Gras lag eine Gepardin und nach einer Weile entdeckte ich ihre drei Jungen. Anfangs sah man nur hin und wieder die Ohren zucken oder den Schwanz in die Höhe schnellen, aber nach einer Weile fingen die jungen Raubkatzen an, miteinander zu spielen und umher zu tollen. Ich war wieder alleine; alleine mit vier Geparden. In aller Ruhe wechselte ich meine Objektive und machte es mir auf meinem Wagendach gemütlich. Die gefleckten Raubkatzen waren gut 80 Meter von mir entfernt und nahmen mich gar nicht war. Mehrfach passierten mich Minibusse, stoppten kurz, sahen sich in der Umgebung um und fuhren dann weiter. "Sieh sehen sie nicht!" dachte ich vergnügt und blickte jedes Mal in die Entgegengesetzte Richtung. Fast eine Stunde hatte ich die Geparden für mich alleine, dann wurden sie doch entdeckt und die Ruhe war vorbei.




Ich hatte beschlossen, die Nacht an der Voi Lodge ohne Zimmer, auf der unteren Aussichtsterrasse zu verbringen. Es war nicht das erste Mal, das ich es vorzog die Wasserstelle an der Lodge im Auge zu behalten, anstatt in einem Bett zu schlafen.
"Ich bin an der Voi Lodge und werde heute Nacht draußen bleiben, weißt du wo ich sitze?" telefonierte ich mit Petra (meiner Frau).
"Auf dem Scheinwerfer?" fragte sie zurück,
"Fast. Auf geht nicht, da sind zu viele Insekten, aber ganz in der Nähe......!" Während wir noch telefonierten, zuckten auf einmal grelle Blitze vom Himmel und kurz darauf wollte die Welt untergehen. Es regnete in Strömen.
"Ich muss mir einen trockenen Platz suchen..... melde mich später wieder!" beendete ich das Gespräch und flüchtete in die offene Lobby der Lodge. Die Dinner Zeit war vorüber und die meisten Gäste schon in ihren Zimmern, ich rückte zwei der großen gemütlichen Sessel zurecht und machte es mir bequem.

Als nach mehreren Stunden der Regen etwas nachließ, wechselte ich den Platz, so dass ich wieder besser nach unten in die weite Ebene sehen konnte. Hinter mir, auf zwei anderen Sesseln, schliefen zwei Nachtwächter und auch ich nahm meinen Kopf in den Nacken und döste ein wenig vor mich hin. Es regnete die ganze Nacht und so hatte ich beschlossen von der Lodge direkt zum Gate zu fahren um rechtzeitig in Voi an einer Werksatt zu sein, anstatt noch weiter auf aufgeweichten Pisten in Ungewisse zu pirschen.


Zusammen mit den Askaris trank ich eine Tasse heißen Kaffe, machte noch einige Aufnahmen von der ungewohnt grünen Ebene und den Wasserstellen und machte ich mich dann auf den Weg um in der immer größer werdenden Stadt Voi eine Werkstatt aufzusuchen.


Die Werkstatt unten an der T-Kreuzung, dort, wo die Sandpiste zum Main Gate von der Hauptstraße abzweigt, war mir gut bekannt und so wurde ich auch nicht enttäuscht. Gewohnt schnell, sauber und gut, wurden die alten abgebrochenen Bolzen heraus geholt und durch neue ersetzt. Die ein oder andere Dichtung wurde noch ausgetauscht und das Differenzialöl kontrolliert. Allerdings konnten wieder nur fünf Bolzen der sechs Bolzen ersetzt werden.



"...ich bin noch in Voi, sowie die hier fertig sind, komme ich zu euch rüber!" meldete ich mich bei Nana telefonisch im Rock Side Camp an.


Schlaflose Nächte im Rock Side Camp
Wenig später rollte ich in Richtung Mombasa. Das fahren auf der glatten Asphaltstraße war nach 8 Tagen im Bush etwas ungewohnt, aber erstaunlicher Weise, machte der Wagen keine ungewöhnlichen Geräusche und fuhr spurtreu geradeaus. Noch bevor ich Maungu erreichte sah ich erneut dunkle Regenwolken am Himmel aufziehen und war froh den Tsavo verlassen zu haben.
Aber auch in Richtung Rock Side Camp sah der Himmel nicht besser aus und kaum hatte ich die Hauptstraße verlassen und die ohnehin schon durchweichte Piste zum Camp erreicht, fing es wieder an zu regnen. Gespannt fuhr ich weiter. Bis zum Rock Side Camp waren es 10 Kilometer, 10 Kilometer mit leichter Steigung. Wo sonst pulvriger, gelber und roter, lockerer Sand die Piste ausmachte, kamen mir nun kleine Bäche entgegen. Es regnete nicht, es goss, der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet. Die Scheibenwischer des Landcruiser kamen kaum hinterher und von innen beschlug die Scheibe. "was mache ich hier eigentlich?" fragte ich mich selber und schlidderte weiter in Richtung Camp. Als ich das Rock Side Camp schließlich erreichte, fielen nur noch wenige Tropfen vom Himmel.








Simon, der Manager begrüßte mich als erstes am Camp und nachdem ich einen kleinen Bungalow bezogen, meine Ausrüstung verstaut, ein leichtes Lunch zu mir genommen und einen ersten kurzen Rundgang durch das Camp beendet hatte, erschien auch Nana. Sie war in Begleitung von Aruba, ihrem neuen Rhodesian Ridgeback Welpen.
"Oh, der will mal richtig groß werden!" stellte ich mit Blick auf Arubas Pfoten fest! Nach einer herzlichen Begrüßung und dem Austausch einiger Neuigkeiten ließ Nana mich wieder alleine und ich genoss die Ruhe im Camp. Auch hier waren nur wenige Gäste außer mir und so nutzte ich die Gelegenheit, den einladenden Pool für mich alleine zu haben. Der leichte Wind hatte die Regenwolken weitergetragen und die Mittagssonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Als später einige der anderen Gäste munter wurden, zog ich mich auf meine Terrasse vor dem Bungalow zurück.


Rock Side Camp













Vom Safaristuhl aus beobachtete ich Klippschliefer, Agamen, Skinke und vorbei ziehende Gelbe Paviane. Als am späten Nachmittag wieder eine breite Regenfront aufzog und es erneut anfing zu regnen behielt ich vor allem die Paviane im Auge. Die Affen verteilten sich trotz des Regens auf der Anlage und um die Wasserstelle, pflegten ihr Fell oder tobten übermütig umher.

Gegen Abend zeigte sich wie gewohnt eine Ginsterkatze an der Futterstelle und sorgte für Gesprächsstoff bei den Gästen. Von gelangweilt bis verängstigt waren alle Reaktionen dabei und man diskutierte um was für ein Tier es sich wohl handelte.

Beim gemeinsamen Dinner mit Nana, Mark und Simon, kam das Gespräch auf einmal auf unerklärliche Löcher in der Piste. Und nach einer kurzen Diskussion mutmaßten wir, die Verursacher könnten Stachelschweine oder Erdferkel sein.
"Thank you Mark, that is an other night without sleep!" kündigte ich an die Nacht im Freien zu verbringen und erkundigte mich dann bei Mark, ob ich mit Großwild an der Wasserstelle zu rechnen hätte. Impalas und Paviane sind immer auf dem Gelände und um die Wasserstelle. Elefanten oder Kaffernbüffel zeigen sich manchmal in der Trockenzeit und sogar Wildhunde hatten das Camp schon besucht!


Mark hatte nichts dagegen, dass ich draußen bleiben wollte und so platzierte ich einen der Safaristühle fast direkt neben der Wasserstelle. Ich suchte mir einen Platz von dem aus ich die Piste vor mir gut überschauen konnte. Ca. 50 Impalas hatten sich um die Wasserstelle im Dunkeln versammelt und grasten oder ruhten. Als ich mich in ihrer Nähe hinsetzte, flüchteten die Tiere nur wenige Meter und ich stellte im Laufe der Nacht fasziniert fest, dass die Antilopen immer näher kamen und absolut relaxt waren. Einige Tiere lagen kaum mehr als 3 Meter von mir entfernt im Gras. Nur wenn ich von Zeit zu Zeit meinen Scheinwerfer benutzte um die Umgebung auszuleuchten, standen einige von ihnen auf und liefen ein paar Meter, meist kamen sie aber wieder zurück.


Stachelschweine oder gar Erdferkel entdeckte ich bis ca. 3.30 Uhr nicht, stattdessen sah ich einen Weißschwanzmungo, der zwischen den Impalas nach fressbarem suchte. Gegen Morgen legte ich mich noch für knappe 2 Stunden in mein Bett, war allerdings pünktlich um kurz nach 6 Uhr wieder auf den Beinen um nach frischen Fußspuren auf der Piste zu suchen.
Die Spurenlese im weichen, feuchten Boden, ergab eindeutig, dass ich in der Nacht nichts verpasst hatte. Auch waren die angesprochenen Löcher viel zu klein um von Erdferkeln zu sein und wiesen nicht die geringsten Spuren der Tiere auf. In Zimbabwe hatten wir uns intensiv von Erdferkeln aufgebrochene Termitenhügel und die tiefen Kratzspuren der kräftigen Klauen angesehen, ich wusste also genau worauf ich achten musste!

Da Mark mir aber versicherte das sich Erdferkel auf dem Gelände aufhielten, machte ich mich nach dem Frühstück auf die Suche nach Spuren und weiteren Hinweisen. Ich meldete mich bei Nana ab und verschwand dann im angrenzenden Bush. Fasziniert stellte ich fest, dass sich die Impalas hier auch am Tage nicht wirklich vor Menschen fürchteten, ohne Probleme konnte man sich bis auf wenige Meter den Tieren nähern. Ich rechnete nicht damit einem Erdferkel zu begegnen, aber wenn sie hier lebten, dann würden sie deutliche Spuren hinterlassen haben. Mein Hauptaugenmerk galt den großen, roten Termitenhügeln. Begeistert beobachtete ich eine Termitenkolonie beim Aus- und Weiterbau ihres riesigen Wohnkomplexes und fand an anderer Stelle tatsächlich Hinweise auf Erdferkel. Große Löcher, mit deutlichen Kratzspuren der krallenbewährten Vorderläufe, waren sichere Indizien für die Anwesenheit der Termitenfresser. Spuren von Stachelschweinen hingegen fand ich nicht!



Gegen Mittag umrundete ich bei strahlendem Sonnenschein den Kopje und suchte nach Schlangen und anderen Kleintieren. Bisher waren mir in den vergangenen Tagen auf den Pirschfahrten bereits eine Nachtotter und eine Sandrennnatter auf der Piste begegnet aber jeweils vor der Kamera entwischt. Diesmal hatte ich mehr Glück, als ich eine weitere Sandrennnatter in einem Strauch entdeckte. Die kleine Schlange ließ sich gut fotografieren und flüchtete nicht einmal als ich einen störenden Zweig über ihrem Kopf entfernte!




Hatte ich noch am Vortag Fotos gemacht, die den Kopje wie einen Ausschnitt aus dem legendären Film "Gorillas im Nebel" erscheinen ließen, so waren nun Landschaftsaufnahmen mit blauem Himmel und weißen Wolken möglich! Die Mischung aus sattem Grün, roten und gelben Felsen und blauem Himmel faszinierte mich einmal mehr.
An der Rückseite des Hügels stieß ich auf Rinder und Ziegen und zog mich schnell wieder in die Wildnis zurück. Irgendwo in der Nähe des Camps fand ich die sterblichen Überreste eines gar nicht so kleinen Pavians und fragte mich, wer oder was für den Tod verantwortlich war. Das Zusammenliegen von Schädel und fast allen Knochen zeigte mir auf jeden Fall, das Hyänen nicht im Spiel waren.










Als am Nachmittag dann wieder Regenwolken aufzogen und kleinere Schauer nieder gingen, konnte ich meine Studie: "nasse Paviane und Klippschliefer im Regen" fortsetzen ;-) Während ich von den Pavianen wusste, das sie große und vor allem die Männchen gefährliche Reißzähne hatten, war ich von den gar nicht mal so kleinen spitzen Zähnen der niedlichen Klippschliefer beeindruckt!








Als nach dem Dinner Ruhe im Camp eingekehrt war und Mark und ich alleine an der Bar saßen, ließ sich neben der Ginsterkatze auch ein Bushbaby an der Fütterstelle blicken. Mark fing an zu erzählen und fasziniert von Marks Lebenslauf, kam ich an diesem Abend viel später in das Bett als ich eigentlich geplant hatte und als ich dann endlich müde, nach zwei Nächten ohne Schlaf, in mein Bett fiel, musste ich feststellen, dass über mir eine Party stattfand. Mindestens 2 Klippschliefer hatten sich unter das Dach verirrt und schienen nun nicht mehr heraus zu finden. Die Tiere saßen zwischen Holz- und Makutidach fest. Die Viecher müssen doch auch irgend wann einmal schlafen dachte ich und zog mir die Decke über den Kopf. Ich konnte kaum glauben, dass die kleinen Säuger einen solchen Radau machen konnten, über mir klang es wie ein Gewitter mit endlosem Donner.

Als ich am nächsten Morgen beim späten Frühstück saß kam Nana auf mich zu:
"Na gut geschlafen? Du siehst geschafft aus!" Ich klagte ihr mein Leid und Nana orderte sofort einige Leute zum Klippschliefer fangen bzw. befreien.
"It´s 6!" erfuhr ich als ich wenig später zu meinem Bungalow kam. Sechs Stück, kein Wunder, das da oben Party war, dachte ich. Belustigt verfolgten Nana und ich das Spektakel der Befreiungsaktion. Draht musste entfernt werden und mehrere Leute turnten auf dem Dach herum, Leitern wurden herangeschafft und mit langen Stangen unter dem Dach herumgestochert. Es half ja nichts, auch wenn ich keine weitere Nacht bleiben wollte, die Tiere mussten unter dem Dach weg.
Vermutlich waren sie vor dem Gewitter am Abend unter das Dach geflüchtet und hatten dann nicht wieder herausgefunden? Da das Ende der Aktion "Klippschliefer" nicht absehbar war, musste ich mich zwischendurch von Nana verabschieden. Anschließend brach ich auf in Richtung Küste!



- Teil IV -
Bombenstimmung in Likoni und Nachtpirsch im Boko Boko

(hier gehts weiter!)





kiwara safaris ltd., Kenya