Die Tage der Jäger und es bleibt spannend Für uns begann der Morgen gewohnt früh und noch ehe wir das Camp verlassen hatten mit einem Crossing! Eine Armee von Soldaten Armeisen zog direkt vor unserem Zelt auf der Plane vorbei! Wir nahmen die Pisten die wir auch an den vorherigen Tagen genutzt hatten und wurden prompt wieder von dem Typfelhyänen Clan begrüßt, der bereits gut verteilt im Gelände und in den Wasserlachen auf der Piste lag! Kurze Zeit später erreichten wir die Stelle, an der wir am Vorabend die beiden Löwinnen angetroffen hatten und fanden nun fast das gesamte Rudel inkl. Lipstick! Auch wenn Lipstick an diesem Morgen mehr Tod als lebendig aussah. Mit offenen Augen lag er vor sich hin dösend, flach atmend und regungslos da.
"Gut zu wissen, dass ihr wieder da seid!" sagte ich und fuhr weiter. Denn für heute Morgen hatten wir uns vorgenommen das Musiara Rudel zu finden. Genau genommen ihre 6 Rudelführer! Die Männchen sollten sich in Bila Shaka aufhalten. Einem Gebiet, in dem wir das Musiara Rudel schon häufiger beobachtet hatten. Die sechs jungen Löwen hatten im letzten Jahr die alten Paschas vertrieben und herrschten uneingeschränkt über das Rudel und das Gebiet. Sollten sie ihre Macht halten und verfestigen können, stand uns eine spannende Zeit für die nächsten Jahre bevor. Schon jetzt hatten sie sich Anfang des Jahres als geschickte Büffeljäger einen Namen gemacht! Doch bevor wir Bila Shaka erreichten begegneten uns hunderte von Gnus, begleitet von unzähligen Zebras und einigen Elen Antilopen. Einen solchen Treck hatten wir außerhalb der Migrationszeit in der Mara noch nie erlebt. Genau wie während der großen Wanderung zogen die Tiere in einer nicht enden wollenden Reihe hinter einander her. Ihr Ziel war nicht genau auszumachen, auf jeden Fall zogen sie mitten in die Mara. Wir waren fasziniert. Als wir wenig später das Musiara Gebiet erreichten fanden wir dort weitere große Gruppen von Zebras, Topis, Elen Antilopen und Straußen. Die Mara bot ein buntes Bild, das für diese Jahreszeit einfach nur ungewöhnlich war.
Als wir Bila Shaka dann durchpirschten konnten wir relativ schnell, vier der gesuchten sechs Männchen aufspüren. Die blonden Löwenmänner lagen, wie die meisten Löwen die wir in diesen Tagen beobachtet hatten, im offenen Gelände. Ein augenscheinlich älteres Männchen lag alleine, zwei vermutlich gleich alte Brüder dicht und besonders vertraut zusammen und ein viertes Männchen war in Gesellschaft einer Löwendame. Unsere Aufmerksamkeit galt natürlich besonders den Honeymoonern. Erfahrungsgemäß paaren sich Löwen über mehrere Tage hinweg und dann meist ca. alle 30 - 45 Minuten! Es war also nur eine Frage der Zeit, wann wir die erste Kopulation zu sehen bekamen. Lange mussten wir dann auch nicht warten. Stellten aber enttäuscht fest, das ihr etwas die Leidenschaft fehlte!
An ihm konnte es eher nicht liegen, soviel Liebe und Energie wie er in die Paarung gelegt hatte. Und kaum war die Paarung beendet lag er schon wieder bei ihr und leckte ihr zärtlich über den Rücken. Seine Liebkosungen blieben nicht ohne Erfolg, nach nur 20 Minuten erhob sich die Löwin und bot sich ihm an! "geht doch!" kommentierte Petra, nachdem dieses Liebesspiel etwas aktiver ausfiel! Insgesamt blieben wir für 3 Paarungen, ehe wir noch einmal unser Glück bei den ganz in der Nähe versteckten Löwenbabys und ihrer Mutter versuchten.
Aber wieder kamen wir zu spät und erfuhren von einem vorbei fahrenden Fahrzeug vom Governors Camp, das sie soeben aufgehört hatte die Jungen zu säugen! Wieder trafen wir nur die Löwin an. Als sich die führsorgliche Mutter nach einiger Zeit ebenfalls unter die Baumwurzel legte, waren wir zwar der Meinung eines der Babys zu sehen. Aber wirklich erkennen konnten wir sie nicht! "Schade!" bemerkte ich und fuhr zurück zum Camp um Holger und Bärbel nicht länger als nötig warten zu lassen.
Auf der Rückfahrt checkten wir noch einmal kurz ob die Topi Plains Löwen noch vor Ort waren und beschlossen nach der Abholaktion zu dem Rudel zurück zu kehren. Wir hatten nicht den Eindruck sehnsüchtig erwartet zu werden, aber schließlich gab es ja auch vom Camp aus genügend zu entdecken und zu beobachten. Dennoch fuhren wir gemeinsam so zügig wie möglich zurück zum Topi Plains Löwenrudel. Die Katzen waren auffällig aktiv und munter an diesem Morgen gewesen, es sah nicht so aus als wollten sie den Tag in Löwenmanier verschlafen. Vom Eden Camp aus hatte ich noch telefonisch Kantakt mit Nelson vom Mara Bush Camp aufgenommen. Aber genau wie Cyrus hatte er mir erklärt, dass es aktuell keine Chance gäbe den Fluss zu überqueren und das Bush Camp zu erreichen. Aber man würde am Smelling Crossing daran arbeiten die Furt wieder befahrbar zu machen. "Maybe in the afternoon!" war Nelsons Aussage. "No problem, you can stay here. Enjoy an other night with us!" erklärte mir Cyrus und somit hatten wir zumindest ein Unterkunft für die Nacht - oder besser jetzt zwei ;-) Als wir das Löwenrudel erreichten bestätigte sich meine Einschätzung. Hier war kaum einer müde (außer Holger vielleicht - sorry bwana), aber fast alle interessiert an ihrer Umgebung. Wir hatten ein gutes "timing". Nach und nach kamen bis auf Lipstick alle Rudelmitglieder aus dem flachen Buschwerk zum Vorschein. Während die ganz jungen Löwen eher verspielt ihre größeren Brüder zum Mitspielen aufforderten, in dem sie ihnen in die Schwänze bissen oder auf ihnen herum turnten, verteilten sich die Weibchen und die heranwachsenden drei Männchen mit aufmerksam erhobenen Kopf in der Umgebung! "Hier geht heute was!" bemerkte ich, "Da unten stehen ein paar Topis und da vorne zwei Warzenschweine!"
![]() ![]() Ich fing langsam an meine eigene Kameraausrüstung auf dem Dach vorzubereiten, etwas zu langsam! "Es geht auf Warzenschwein!" erklärte ich, während wir beobachteten, wie eine einzelne Löwin sich an die beiden Warzenschweine heran schlich. Ihre Muskeln waren zum zerreisen angespannt, ihr Kopf weit nach vorne gestreckt und sie bewegte sich nur wenn sie sich sicher war, dass die Schweine mit Fressen beschäftigt und abgelenkt waren. Zwei weitere Katze hatten die Warzenschweine ins Visier genommen. Die Löwen lagen nun gut gestaffelt rechts und links von unserem Land Cruiser. Dennoch musste es ein eher dummes oder halb blindes Schwein sein, wenn es ausgerechnet in unsere Richtung fliehen würde! Beschrieb Holger die Situation. Vor dem Warzenschwein lag dichter, rettender Bush und nach links weg wäre der Keiler ganz sicher der einen Löwin entkommen.
Gerade hatte ich noch erklärt, dass die Löwin für eine erfolgreiche Jagd dichter an den Keiler heran müsste, da sprintete die Katze los. Im selben Moment reagierte das Warzenschwein. Mit hoch erhobenen Schwanz galoppierte das Schwein davon, doch die Löwin bewies Ausdauer und das Schwein verlor in seiner Panik den Überblick. Die arme Sau flüchtete genau auf uns zu. Meine Kamera wollte nicht so wie ich: "Nein bitte nicht!" fluchte ich vor mich hin, dann konzentrierte ich mich mit der Kamera auf das Warzenschwein und wartete auf die Löwin die unmittelbar hinter ihm auftauchen musste! Doch plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine junge Löwin im Bild auf, packte den Keiler im Nacken und wirbelte ihn zu Boden. Noch hatte sie keinen tödlichen Biss angesetzt, sie hielt das kräftige, mit mächtigen Hauern bewaffnete Schwein nur fest. Das Warzenschwein rappelte sich noch einmal auf, schrie und versuchte zu entkommen, dann hatte die Löwin das Schwein am Boden. Sekunden später stürzte sich einer ihrer Brüder auf das Borstenvieh und dann eine weitere Löwin. Die erfolgreiche Jägerin hatte nun Zeit einen Kehlbiss anzusetzen und zu zudrücken. Doch noch schrie das Schwein erbärmlich! Wie durch das Schreien und Quicken angestachelt stürzten sich nun nach und nach oder besser fast gleichzeitig alle anderen Rudelmitglieder auf das sterbende Schwein. Aber das Warzenschwein war zäher als man denken sollte - der Keiler schrie weiter! Als letzter kam Lipstick humpelnd und doch schnell aus dem Gebüsch gestürzt, mit wehender Mähne warf er sich und seine Masse auf das Warzenschwein. Für einen Moment sah es so aus als ob er es nun sei, der den entscheidenden tödlich Biss ansetzte. Doch die Bilder machen es deutlich, Lipstick wollte wie in alten Zeiten die Beute für sich beanspruchen, versuchte mit dem Warzenschwein im Maul zu entkommen. Doch dafür fehlte ihm anscheinend die Kraft. Erschöpft brach er über dem Warzenschwein zusammen, war nur noch in der Lage das Schwein an der Kehle festzuhalten, bzw. durch sein Gewicht auf den Boden zu drücken. Das Schwein schrie immer noch und auch noch, als die ersten Familienmitglieder am anderen Ende schon anfingen ihm die Gedärme aus dem Leib zu reißen! .... Dann war Ruhe und nur noch das deutliche Schnaufen von Lipstick zu hören, hin und wieder übertönt vom Schmatzen und Knurren der jüngeren Löwen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Bis auf die erwachsenen Löwinnen versuchte nun jeder etwas von der Beute ab zu bekommen. Die Löwinnen ließen den Nachwuchs bewusst fressen. Lipstick jedoch versuchte ein paar mal mit der Beute aufzustehen oder sie zu verteidigen, aber selbst die jüngsten Familienmitglieder schlugen ihm wütend mit der Pranke auf die Schnauze.
Erst 60 lange Minuten nach seinem ersten Eingreifen hatte Lippstick die Kraft und das Durchsetzungsvermögen zurück gewonnen um die Beute für sich zu sichern. Allerdings war nun nicht mehr viel von der Beute übrig, vielleicht auch ein Grund, warum ihn das Rudel gewähren ließ. Den Schädel mit ein paar Vorderbeinen im Maul humpelte Lippstick davon. Immer wieder musste er die Beute ablegen und sich verschnaufen. Wenn er so da stand mit dem restlichen Riss im Maul konnte man sich gut vorstellen, was für ein mächtiger König er gewesen sein musste...damals! Wenn er dann weiter in Richtung Buschwerk humpelte konnte man ihm nur noch Glück und Frieden für seine verbleibende Zeit wünschen!
Für mich hatte sich die Safari schon alleine wegen des Erdwolfs gelohnt, aber sonst war ich ganz Holgers Meinung! - Was für ein Vormittag! Allerdings konnte auch die beste Wildbeobachtung nichts an der Situation ändern. Wir hatten für die nächsten fünf Nächte das Mara Bush Camp gebucht (und bezahlt) und es wäre schön gewesen, wenn wir das Camp irgendwie hätten erreichen können! Aber ein Überqueren des Olare Orok war immer noch unmöglich, wie wir wenig später am Smelling Crossing feststellen mussten. Zwar ging der Wasserstand langsam zurück, aber die Flut hatte Unmengen von Sand und Schlamm in die Furt gespült, außerdem war der gesamte Uferbereich und noch schlammig und matschig, die eigentliche Piste gar nicht zu entdecken. "Try it, if you manage to cross, we get you out on this side!" schlugen mir die Leute von Sunworld vor, die auf der gegenüber liegenden Uferseite mit Manneskraft und zwei Land Cruisern versuchten die Furt wieder befahrbar zu bekommen. "No, not as the first one!" schüttelte ich den Kopf und wollte weder riskieren den Wagen hier am Ufer festzufahren noch ihn im River zu versenken!
Wir fuhren also zunächst zurück ins Mara Eden Safari Camp. Während der Mittagszeit erfuhr ich von dem Fotografen Uwe Skrzypczak und seinem Fahrer Joseph von einem Spitzmaulnashorn, welches sich in der Nähe befinden sollte. Und deshalb verabredeten wir gemeinsam in das Gebiet zu fahren um nach dem Tier zu suchen. Als wir am frühen Nachmittag dann allerdings hintereinander, raus in die Savanne fuhren kam wieder alles etwas anders. Zunächst hielt uns ein weiterer Kill (unser fünfter) auf, als Joseph eine handvoll Hyänen an einem Kaffernbüffel Kadaver im hohen Gras entdeckte. Kurz darauf verfärbte sich der Himmel wieder dunkel und Uwe beschloss die für ihn günstigen Lichtverhältnisse lieber bei den Löwen zu verbringen. Da ich nicht genau wusste wo das Rhino zuletzt gesichtet wurde, folgten wir Uwe zu den Löwen.
Unterwegs überraschte uns ein heftiger Wolkenbruch, die Sicht war zwischendurch gen Null und die Wassermassen schossen uns auf der Piste nur so entgegen. In kürzester Zeit füllten sich die kleinen Bäche und Furten die wir trotzdem sicher passieren konnten. Nur an ein Crossen über den Olare Orok war nun gar nicht mehr zu denken! Wir verbrachten den Nachmittag bei den nassen Löwen, während Uwe und Joseph einem Tipp auf einen Leoparden am Olare Orok nachgingen. Während Lipstick mit dem verbliebenen Stück Warzenschwein im dichten Strauchwerk stand, war der Rest des Rudel damit beschäftigt, sich gegenseitig trocken zu lecken und das Fell zu pflegen. Nachdem alle wieder halbwegs trocken waren, fingen die jungen ausgelassen an zu spielen. Wir hatten fast den gesamten Tag in der nähe verschiedener Löwen verbracht und mehr als genug erlebt. Zufrieden fuhren wir zurück zum Camp wo wir eine weitere ungeplante Nacht im Mara Eden Camp verbrachten.
In der Nacht hatte der Regen langsam nachgelassen und so beobachteten wir am nächsten Morgen das Aufsteigen zweier Heißluftballons direkt am Mara Ufer! Sofort mussten Petra und ich beim Anblick der leuchtenden Fluggeräte an Jay und Munir (Besitzer Mara Eden Safari Camp) denken. Die beiden waren aktuell in den USA um dort ihre Pilotenscheine als Ballonpiloten zu machen! (und hatten mittlerweile auch erste Lizenzen bestanden!) |