Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Silke u. Maxi Grams, Holger Ahlbrecht und Jörg Reinecke (digital)

David Sheldrick Wildlife Trust


Rote Elefanten hautnah
- Oktober 2018 -





Ngutuni Lodge und Wasserstelle

Und als am nächsten Morgen das erste zarte Morgenrot zu erkennen war, waren bereits die ersten Dickhäuter wieder an der Wasserstelle. Noch war die Zeit der Raubkatzen und so zeigte sich kein anderes Wild außer den wehrhaften Elefanten direkt am Wasser.

Wir hatten uns auf eine kurze Frühpirsch vor dem Frühstück geeinigt, mussten aber an diesem Morgen auf Maxi verzichten. "Sorry Leute, aber ich muss mal ausschlafen!" hatte er sich am Vorabend entschuldigt. Und so pirschten Silke, Holger und ich alleine durch das kleine Reservat und suchten vor allem nach Löwen. Zunächst beobachteten wir nach einem wunderschönen Sonnenaufgang verschiedene Antilopen und eine Horde Gelber Paviane im goldenen Licht der Morgensonne und dann wurde unser frühes Aufstehen richtig belohnt. Wir entdeckten kurz nachdem wir die Fährte einiger Löwen auf der Piste aufgenommen hatten, drei Löwinnen. Die drei Weibchen hatten ganz offensichtlich ihre nächtliche Jagd noch nicht beendet. Wir begleiteten die Raubkatzen, bis sie sich unter einer Akazie in den langen Schatten legten.
"Maxi wecken, Frühstücken, auschecken und dann mal sehen was die Katzen machen?" fragte ich! Silke und Holger nickten!

Gerenuk im Ngutuni Reservat

Impalas im Ngutuni Reservat

Gelbe Paviane im Ngutuni Reservat

Löwen im Ngutuni Reservat

Löwen Fährte im Ngutuni Reservat

Löwen im Ngutuni Reservat



Verschlafen sah mich der junge Mann an, als ich ihn vorsichtig weckte.
"Habe ich was verpasst?" fragte Maxi mich.
"Man verpasst immer irgend etwas da draußen!" antwortete ich.
"Aber nicht wirklich, wir haben drei Löwinnen gefunden und wenn wir Glück haben, sind sie nach dem Frühstück auch noch da!" ergänzte ich.
"Frühstück! Frühstück ist ein gutes Stichwort!" grinste Maxi und verschwand im Badezimmer! Erstaunlicher Weise verschlang Maxi zum Frühstück ungefähr die gleiche Menge wie am Vorabend und ich war froh, das es überall Buffet gab und keine Tellergerichte oder abgezählten Marmeladentoast!

An der Wasserstelle waren inzwischen Zebras und Giraffen zum Trinken erschienen und so fiel es besonders Silke schwer, von der Lodge Abschied zu nehmen.









Aber nachdem sogar Maxi satt geworden war, brachen wir auf um noch einmal nach den Löwen zu suchen und dann weiter in den Tsavo Ost National Park zu fahren. Die Löwen mussten wir nicht lange suchen. Alle drei Katzen lagen noch im Schatten der Akazie, wo wir sie verlassen hatten. Aber keine der Löwinnen ruhte tatsächlich, alle drei hatten ihre Köpfe erhoben und beobachteten das in der Gegend umherziehende Wild. Eine Gruppe Impalas graste unaufmerksam in der Nähe und war ganz offensichtlich in das Visier der hungrigen Raubkatzen geraten. Alle drei Löwinnen lagen angespannt, mit gestreckten Köpfen auf dem Boden und man konnte deutlich das Muskelspiel ihrer Nackenmuskeln beobachten. Als die ersten Impalas die Lichtung vor den Katzen überquerten, duckten zwei Löwinnen weiter ab, alles sah nach einem plötzlichen Angriff aus. Als sich auf einmal die dritte der Katzen hinter der Akazie aufrichtete, ertönte der Warnruf der Impalas, der Bock hatte die Gefahr erkannt. Sofort sprangen die meisten Impala Weibchen mit langen Sätzen in sichere Entfernung. Aber noch wollten die Katzen nicht aufgeben und schon hatten sie ein neues Ziel ausgemacht. Von der Lodge her näherte sich eine kleinere Gruppe Zebras. Aber leider war in der Zwischenzeit auch der Matatu Minibus von gestern Abend aufgetaucht und wollte gerade anfangen um die Löwen herum zu fahren. Es kostete uns einige Mühe um dem Fahrer begreiflich zu machen, was vor seinen Augen vorging.
"This lions start to hunt and you are hunting the lions! What kind of driver you are?" schnauzte ich den Fahrer wütend an.
"Sorry Sir! Thanks for teaching!" antwortete der junge Fahrer kleinlaut und fuhr zurück, um das Blickfeld der Löwen wieder frei zu machen. Aber die Löwen waren nun abgelenkt und irritiert, ihr Interesse an der Jagd war ganz offensichtlich vorüber. Sie ließen die Zebras vorbei ziehen, ohne wirklich Deckung zu suchen. Als die Zebras auch aus unserem Sichtfeld verschwunden waren, setzten wir die Fahrt fort.
"Schade! Das sah sehr vielversprechend aus! Aber selbst wenn sie zugeschlagen hätten, liegt ihre Erfolgsquote nur bei 20 - 30%, also in den weitaus meisten Fällen entkommt das Wild!" erklärte ich Silke und Maxi.

Ngutuni Lodge und Wasserstelle
Ngutuni Lodge und Wasserstelle Ngutuni Lodge und Wasserstelle

Ngutuni Lodge und Wasserstelle

Ngutuni Lodge und Wasserstelle

Kurz nach 11:00 Uhr verließen wir das Ngutuni Reservat, streiften kurz den immer schneller wachsenden Ort Voi, wo wir noch einmal die Tanks des Land Cruiser randvoll auffüllten und fuhren dann durch das "Main Gate" in den Tsavo Ost National Park. Da wir die Löwen im Ngutuni Resrvat mehr als eine Sunde beobachtet hatten, fuhren wir nun mehr oder weniger auf direktem Wege zum Sentrim, dem ehemaligem Tarhi Camp. Dem Camp, in dem ich von Trevor und seinen Askaris einen Großteil meines heutigen Wissens und meiner Erfahrungen gesammelt hatte.

Als wir die Route entlang des Voi Rivers einschlugen, traute ich meinen Augen nicht. Zwischen der großen Voi Wildlife Lodge und den kleineren Zelt Camps am Rande bzw. außerhalb des Parks waren weitere große Lodgen gebaut worden. Während sich die Voi Wildlife Lodge zumindest noch optisch in die Landschaft einfügte (soweit das am Stadtrand von Voi möglich ist), warteten die neuen Lodgen, wie Hotels als drei- oder mehrstöckige hässliche Gebäude auf. Ich wagte gar nicht nachzurechnen, wie viele Betten dort wohl zur Verfügung standen. Und malte mir vor meinem inneren Auge den Konvoi von Minibussen aus, der jeden Morgen von so einer vollen Lodge starten würde. "Ein Alptraum!" kam es mir über die Lippen!

Tsavo Ost National Park

Tsavo Ost National Park

Tsavo Ost National Park

Tsavo Ost National Park Tsavo Ost National Park

Tsavo Ost National Park


Gegen Mittag erreichten wir dann nach direkter Anfahrt und ohne weitere spektakuläre Wildbeobachtung das Tarhi Camp. Kaum hatten wir unsere beiden Zelte bezogen, sprang Maxi von unserer Terrasse und lief durch das Gras rüber zum Zelt seiner Eltern! "Das machst du heute Abend bitte nicht mehr!" erklärte ich ihm, als er wieder an unserem Zelt zurück war. Maxi sah mich ungläubig an: "Warum?" fragte er. "Schlangen, Skorpione und was du sonst in der Dunkelheit nicht siehst! Der Zaun hält zwar das meiste Großwild ab, aber alles andere, was die Wildnis sonst noch so zu bieten hat, ist auch hier im Camp!" erklärte ich und ging in unser Zelt.

Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park
Fotograf Holger
Sentrim Tsavo - ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park
Fotograf Holger


Als ich wieder heraus kam hörte ich im selben Moment Holger rufen: "Kill, ne Schlange!" Ich griff zu meiner Kamera und kam gerade noch rechtzeitig, um die fliehende Grasnatter mit ihrer Beute, einem Springfrosch, im Bild einzufangen. Holger und Silke hatten die ganze Jagd beobachtet und den kleinen Frosch quacken gehört, als die Schlange zustieß!

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch

Grasnatter frißt Frosch



"Die ist zwar ungiftig, aber das meinte ich!" sagte ich zu Maxi. Obwohl wir am Abend noch den Besuch an der Stockade des David Sheldrick Wildlife Trust vor uns hatten, war ich mir jetzt schon sicher, gerade eben mein Highlight des Tages beobachtet zu haben!

Wir hatten nicht nur zwei Zelte mit guter Aussicht auf die Wasserstelle, sondern Margit (Chefin von Kiwara Safaris Ltd. und ehemalige Mitbesitzerin vom Tarhi Camp) hatte uns den schönsten Tisch im Camp, mit guter Aussicht auf die Wasserstelle reservieren lassen. Und so erlebten wir unser Dinner mit Blick auf die dieses Mal in Augenhöhe vor uns stehenden Elefanten an den Wasserstellen. Die lange Trockenheit im Tsavo war unübersehbar und zwang das Wild an die letzten verbliebenen Wasserstellen. Schon immer war das Tarhi Camp mit seinem permanenten Wasser eine viel genutzte Anlaufstelle für durstiges Großwild. Auch jetzt tummelten sich auf der Ebene vor dem Camp, mehr als fünfzig Elefanten, Zebras, Wasserböcke, Impalas, Oryx, Warzenschweine und Hornraben. Auch hier gab es also direkt vom Camp aus eine gute Wildbeobachtung.

Sentrim Tsavo ex Tarhi Camp Sentrim Tsavo ex Tarhi Camp

Sentrim Tsavo ex Tarhi Camp

Sentrim Tsavo ex Tarhi Camp

Sentrim Tsavo ex Tarhi Camp



Dennoch fuhren wir am Nachmittag zeitig wieder raus in den Busch. Wir wollten uns auch hier einen Überblick vom Wildvorkommen verschaffen und auch rechtzeitig an der Stockade beim Trust sein, wo gegen 17:00 Uhr die Waisenelefanten zurückerwartet wurden. Auf unserer Pirschfahrt beobachteten wir verschiedene Antilopenarten, von denen eine Wasserbock Kuh mit ihrem Kalb unsere Aufmerksamkeit am meisten beanspruchte. Allerdings merkte ich auch, das Antilopen nicht die Tiere waren, die Maxi und Silke so wirklich interessierten.

Wasserbock mit Jungtier



Wir waren etwas überpünktlich an der Stockade und so konnten sich Holger, Silke und Maxi ein gutes Bild von der Arbeit und den Vorbereitungen an der Stockade machen, während ich versuchte, mit Trevor Jennings Kontakt aufzunehmen. Trevor, der mit Margit zusammen das Tarhi Camp gegründet hatte, leitete hier im Tsavo nun seit vier Jahren den Fuhrpark und andere technische Dinge des David Sheldrick Wildlfe Trust. Er bewohnt ein kleines Haus oberhalb der Voi Station und wir hatten uns nun schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. Während wir früher am Ende jeder Safari einige Tage im Tsavo Ost im Tarhi Camp verbrachten und wir uns so regelmäßig sahen, konzentrierten wir uns seit dem Verkauf unseres alten Land Cruisers mehr auf die Masai Mara. Der Kontakt beschränkte sich in letzter Zeit auf SMS oder WhatsApp.
Umso größer war die Freude, als wir nun endlich wieder einmal voreinander standen und ausgelassen über alte Zeiten, inzwischen ausgegangene Haare und andere Dinge, fachsimpeln konnten.

Trevor und ich Oktober 2018 Trevor und ich Oktober 2018


Holger, Silke und Maxi hatten in der Zwischenzeit nicht nur hautnahen Kontakt zu den in drei Gruppen in die Stockade stürmenden und gar nicht mehr so kleinen Elefantenwaisen, sondern lernten auch das halbwilde Zebra, die kleine Eleanantilopen Familie mit ihrem gerade erst geborenen Kalb und das Kaffernbüffelkalb kennen, welche hier auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet werden. Genau wie die Elefantenwaisen hatte jedes der Tiere ein Schicksal erlitten, welches sie in die Obhut des Trustes gebracht hatte.

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost
David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost
David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost
David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

David Sheldrick Wildlife Trust - Voi Stockade - Tsavo Ost

Damals, vor rund 25 Jahren, als wir Daphne Sheldrick und ihre Familie kennen gelernt hatten, betreute der Trust eine handvoll Elefantenbabys und zwei Nashorn Waisen. Heute, gut ein halbes Jahr nach Daphnes Tod, wird das Projekt maßgeblich von Angela, Daphnes jüngster Tochter, geleitet und der David Sheldrick Wildlife Trust blickt auf die Rettung von Elefanten im dreistelligen Bereich zurück. Außerdem betreibt der Trust Tierarzt Teams im Tsavo und in der Masai Mara und arbeitet eng mit dem Kenya Wildlife Service zusammen.

Trevor gab mir noch eine Menge Hintergrundwissen mit auf den Weg und zum Schluss verabredeten wir uns an einer der Wasserstellen, wo er in den kommenden Tagen mit einem seiner Teams zu arbeiten hatte. "In the moment it´s not possible because of to much wild elephants!" erklärte er mir, ehe wir uns trennten.

Als wir ins Tarhi Camp zurückgekehrt waren und uns unter einer heißen Dusche von dem von den Elefanten mitgebrachten rotem Staub befreit hatten, gab es natürlich erst einmal wieder einen kühlen Drink vor dem Zelt, ehe wir zum Dinner an die Wasserstelle bzw. ins Dinningtent gingen. Während wir beim Essen dem Geschrei der Bushbabys lauschten, die über unseren Köpfen in den großen Feigenbäumen herum turnten, entdeckte Silke auf einmal einen junge Tüpfelhyäne, die fast unmittelbar und nur durch den Elektrozaun und eine Holzbrüstung von uns getrennt am Tisch vorbei lief.
"Tja, das waren noch Zeiten, als es hier keine Zäune, aber genauso viel Wild gab!" geriet ich ins Schwärmen und Träumen von alten Zeiten.
"Damals hatten wir regelmäßig Elefanten im Camp und es gibt kaum ein Tier, welches mir hier zwischen den Zelten und meistens in der Nacht nicht begegnet ist inkl. Löwen, Leoparden, Hyänen, Erdwölfen, Wildkatzen und Kaffernbüffeln. Hier im Tarhi Camp hatte ich viele meiner schönsten Wildlife Erlebnise!" fuhr ich fort.
"Ich möchte eigentlich nur ein Buschbaby treffen und mal so richtig sehen!" wünschte sich Silke und holte mich in die neue Zeit zurück.
"Ich habe euch ja jeden Tag etwas Neues versprochen!" sagte ich zuversichtlich und machte mich auf die Suche. Aber an diesem Abend sah ich einen der kleinen Halbaffen nur noch kurz, wie er scheu von einem Ast zum anderen hüpfte und dann im dichten Laubwerk verschwand. Zu kurz, um ihn Silke zu zeigen.

"Wer ist Morgen bei der Frühpirsch dabei?" fragte ich in die Runde und brauchte eigentlich keine Antwort von Holger, der natürlich nickte, während Silke den Kopf schüttelte.
"Ich brauche mal ne kleine Auszeit!" sagte sie!
"Ich bleibe auch im Bett!" klinkte sich Maxi ein!
"Ok, deine Entscheidung. Eigentlich solltest du morgen früh den Land Cruiser fahren!" erklärte ich.
"Äh, ich komme mit raus. Ganz sicher komme ich mit raus!" änderte Maxi schnell seine Meinung!

Gegen fünf Uhr Morgens wird im Tarhi Camp der Generator gestartet und somit auch die Wasserstelle wieder ausgeleuchtet. Ohne Absprache waren Holger und ich wach und trafen uns auf dem Weg zu einem ersten Kaffee bzw. Tee.
"Maxi schon wach?" fragte Holger.
"Wach noch nicht wirklich, aber aufgestanden ist er!" grinste ich, während ich meinen Tee umrührte. Mein Versprechen hatte Wunder gewirkt, pünktlich um kurz nach 06:00 Uhr waren wir bereit für unsere Pirschfahrt und verließen das Camp in Richtung "Pipiline road", ein Gebiet vor der Voi Lodge, an der es durch die marode Wasserleitung eigentlich immer Wasser gab und somit auch immer Wild und deshalb auch die meisten Löwen!
Zunächst einmal fuhren wir aber durch den Kanderi Swamp und suchten die Grasebenen nach Raubkatzen ab. Aber die Ebene sah aus wie leergefegt. Einzig einige Elefanten waren im Anmarsch auf die inzwischen permanente und mit einer Solarpumpe ausgerüstete Wasserstelle. Wir fuhren also weiter in Richtung Pipiline Road.

Mein Blick glitt langsam von links nach rechts und ich scannte die Umgebung ab. Aber die Gegend war trockener als ich erwartet hatte. Es gab auch wesentlich weniger Wasser als ich erwartet hatte. Viele der kleinen, von den Elefanten gegrabenen Pools, waren leer. Rund um die Pipeline Road gab es auch kaum noch Nahrung. Gerade wollte ich enttäuscht umdrehen, da entdeckte ich zwischen zwei Büschen einen kleinen, flinken schwarzen Körper.
"Ein Honigdachs, wie geil ist das denn!" Ich wollte noch etwas dichter an das Tier heranfahren, aber der kleine Kerl reagierte sofort und wich uns aus. Also blieben wir stehen.

Honigdachs im Tsavo Ost

Game Drive Tsavo Ost

Honigdachs im Tsavo Ost

Honigdachs im Tsavo Ost



Maxi konnte meine Aufregung nicht im geringsten verstehen und war auch noch wenig beeindruckt, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass es nach fast 30 Jahren Safaris, der erste Honigdachs in Kenya war, den ich tatsächlich fotografieren und so lange beobachten konnte. Bisher waren alle Begegnungen ein kurzes über die Piste huschen der kleinen Raubtiere gewesen. Seine einzige Bemerkung dazu war:
"Wie kann man bitte ein so kleines Tier auf so eine Entfernung sehen und dann noch erkennen was es ist!" Ich grinste stolz auf meine Entdeckung und stieg aus. "Was jetzt?" fragte er, während Holger weiterhin hinten im Land Cruiser stand.
"Ich hatte mein Highlight für heute! Du kannst jetzt weiter fahren!" sagte ich und erntete ein breites Grinsen.

Als ob er noch nie etwas anderes gemacht hatte startete Maxi den übergroßen Land Cruiser und fuhr sanft und ohne Probleme los. Artig folgte er meinen Anweisungen und ließ sich nur ungern etwas einbremsen.
"Hallo, wir sind auf Pirschfahrt nicht beim Autorennen! Langsamer!" musste ich ihn ermahnen. Er machte seine Sache wirklich gut, auch wenn er nach dem ersten Bremsen einen Knoten in den Beinen hatte und der Land Cruiser mit einem letzten Hopser ausging. Mit großen Augen sah Maxi mich an.
"Ja was!" sagte ich
"Gang Raus, Fuß auf die Kupplung, anmachen und...äh hallo andern Fuß auf die Kupplung, und dann langsam Gas geben!" Holger und Maxi hatten ihren Spaß und so rollte die vergnügte Männerrunde zurück zum Camp zum Frühstück. Natürlich haben wir zwischendurch auch Wild gesehen, aber das war an diesem Morgen gar nicht mehr so wichtig!
Im Camp erwartete Silke uns schon und so erlebten wir ein entspanntes Frühstück mit Blick auf die Wasserstelle und wieder viele Elefanten.

Maxi goes wild

Maxi goes wild

Maxi goes wild
Maxi goes wild Maxi goes wild

Maxi goes wild


Nach dem Frühstück wollten wir noch einmal unser Glück im Kanderi Swamp probieren, jetzt wieder mit mir am Steuer. Dieses mal hatten wir im Swamp mehr Glück und entdeckten am Rand der Piste eine Löwin. Ein weiteres Löwen Weibchen lag neben einem kleinen grünen Strauch, ebenfalls unweit der Piste. Ganz offensichtlich wollten die Katzen jagen und hatten ein Kongoni, welches in ca. 200 Meter Entfernung stand, ins Visier genommen. Als das Topi anfing zu grasen, nutzte die Löwin am Pisten Rand die Chance und suchte hinter Büschen und im Gras nach Deckung, ohne sich viel Zeit zu lassen ging in geduckter Haltung auf die große Antilope zu. Auch hier war wieder das Muskelspiel bei jedem Schritt gut und deutlich zu erkennen. Aber auch diese Raubkatze hatte Pech. Während wir die sich anbahnende Jagd aus zwei Land Cruisern heraus beobachteten, kam ein Minibus, fuhr an uns vorbei und verjagte so die Kongoni.
"Better you start you next life as a milkman!" rief ich dem Fahrer zu und sogar Silke ärgerte sich lautstark. Der Fahrer des Land Cruisers neben mir lachte und schüttelte ebenfalls verärgert den Kopf!

jagende Löwen im Tsavo Ost, Kanderi Swamp

jagende Löwen im Tsavo Ost, Kanderi Swamp

jagende Löwen im Tsavo Ost, Kanderi Swamp

jagende Löwen im Tsavo Ost, Kanderi Swamp

jagende Löwen im Tsavo Ost, Kanderi Swamp



So schlimm wie in diesem Jahr hatte ich es in Kenya noch nie erlebt. Schon in der Mara waren uns viele unsensible und ungeschulte Fahrer aufgefallen. Rücksichtslos wie Matatu Fahrer versuchten sie ihre Gäste möglichst auf Handyfotoreichweite an das Wild zu bringen. Eine Entwicklung, die mich wütend machte!

Enttäuscht vom Ausgang dieser Jagdszene fuhren wir weiter und suchten nach der Wasserstelle an der Trevor an diesem Vormittag arbeiten wollte. Ich wusste, dass wir zunächst in Richtung Ndara Wasserstelle fahren und dann vor Erreichen der Ndara Bohrung nach links in Richtung Dida Hara weiterfahren mussten. Die Landschaft war karg und nur mit trockenem Gras und wenigen flachen Büschen bewachsen. Ab und zu sahen wir Zebras, Strauße, Grant Gazellen und Großtrappen durch die immer mehr austrocknende Landschaft ziehen. Dann teilte sich plötzlich die Piste und ich war mir nicht mehr sicher, welche wir wählen sollten. Aus dem Bauch heraus entschieden wir uns für den rechten Abzweig und trafen dann wenig später ein anderes Fahrzeug, welches uns entgegen kam.
"We are looking for the new waterhole!" fragte ich den Fahrer.
"Go strait, you will see many elephants!" war die knappe Antwort, die der Fahrer mir gab.
Aber viele Elefanten klang vielversprechend und deckte sich mit Trevors Beschreibung. Ich versuchte Trevor anzurufen, aber er schien kein Netz zu haben und so vertrauten wir einfach meinem Bauchgefühl und der Aussage des anderen Fahrers. Nach ungefähr 10 Kilometern, vorbei an abgestorbenen Bäumen, kargen Büschen und roten Termitenhügeln, sahen wir immer öfter große Elefantengruppen, die offenbar alle ein Ziel hatten. Kurze Zeit später erreichten wir einen kleinen Damm und eine größere Wasserstelle, mit einem gemauerten Brunnen und einem recht großen schlammigen Wasserloch. Die Wasserstelle wurde mit Hilfe eines Windrades gespeist. Rund um das Wasserloch standen rund sechzig Elefanten und weitere waren im Anmarsch. Der Beschreibung nach musste es die Wasserstelle sein, an der Trevor arbeiten wollte. Aber von ihm war nichts zu sehen, dafür schien er nun wieder Netzverbindung zu haben:
"Yes Jorg! Where are you?" fragte er, als ich ihn erreichte.
"We are at the waterhole, which you told me! But I´m not sure if it is the right one!" antwortete ich und beschrieb, wo wir waren.
"I think you are right. Wait there I´m in Aruba right now but on my way back. Just wait for me there! There was a pride of lions during the morning hours, but they left because of to much elephants!"

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle



Das Warten auf Trevor fiel uns nicht schwer, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen an der Wasserstelle. Mehrere Elefantenfamilien waren am Baden und saufen und während immer wieder neue Familien ankamen, zogen andere ab. Außer der vielen Jumbos, hielt sich allerdings nur ein einzelnes Zebra und in einiger Entfernung ein paar Kongonis in der Nähe der Wasserstelle auf. Von dem Löwenrudel konnten wir zunächst nichts entdecken. Aber die Elefanten sorgten für mehr als gute Unterhaltung. Wann immer sich ein Familienverband dem Wasserloch näherte, konnten wir beobachten, wie die Herde immer schneller wurde und wie vor allem die kleinen Jumbos voller Lebensfreude in das Wasser stürmten. Meist dauerte es nicht lange und die kleinen Elefanten waren vollständig im schlammigen Wasser untergetaucht, während sich ihre Mütter, Tanten und älteren Geschwister erst einmal ein paar Liter Wasser mit ihrem kräftigen Rüssel in das Maul spritzten, ehe dann auch sie mit der Körperpflege begannen und sich mit Schlamm und Wasser bewarfen oder ebenfalls untertauchten.

Nach ca. zwanzig Minuten kam dann auch Trevor mit seinem Team angefahren und wir beobachteten das Treiben am Wasserloch gemeinsam. Für uns waren die vielen Elefanten ein unterhaltsamer Anblick. Für Trevor aber bedeuteten die vielen Dickhäuter, das er zunächst keine Chance hatte an der Wasserstelle zu arbeiten, sie zu warten und zu reinigen!
"This morning we try to chaise them a bit with the Land Cruiser, but they are to much and return very fast, there was no chance for us!" erklärte Trevor uns, während wir zwischen den beiden Land Cruisern standen und das Treiben um uns herum beobachteten.

Dida Wasserstelle
Dida Wasserstelle Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle

Dida Wasserstelle



Zwischendurch sahen wir einmal kurz nach dem Löwenrudel, welches Trevor auf seiner Anfahrt zum Wasserloch ganz in der Nähe unter einer Akazie wieder entdeckt hatte. Fast zwei Stunden blieben wir an der Wasserstelle stehen, ehe wir zum Lunch zurück in das Tarhi Camp fuhren. Während wir aßen, beobachteten wir auch hier jede Menge Elefanten und anderes Wild an der Wasserstelle des Tarhi Camps. Nach dem Lunch wollten Silke und Maxi zunächst einmal den Pool des Camps nutzen und die heißen Stunden des Tages im Schatten des Camps verbringen. Holger zog stattdessen den Schatten am Zelt vor und ich nutzte die Pause für ein kurzes Sonnenbad auf einer der Liegen am Pool.

Gegen 15:00 Uhr verließen wir dann wieder das Camp und fuhren entlang des trockenen Tsavo Rivers. Insgeheim hoffte ich, den Dreien hier an einem der folgenden Tage einen Leoparden präsentieren zu können. Aber zunächst beobachteten wir eine Familie Hornraben, die ihren fast erwachsenen Nachwuchs mit Fröschen fütterte und einem kleinen Dik Dik, wie es mit seinen Drüsen unter den Augen sein Terretorium markierte. Ansonsten gab es immer wieder Antilopen, Zebras und viele Giraffen entlang des Voi Flussbettes zu sehen.

Hornraben mit Frosch
Fotograf Holger

Hornraben mit Frosch
Fotograf Holger

Hornraben Hornraben

Hornraben

Hornraben

Hornraben mit Frosch

Dik Dik
Fotograf Holger


Vor Einbruch der Dämmerung fuhr Maxi uns dann noch eine letzte Runde durch den Kanderi Swamp und so trafen wir neben sehr vielen Elefanten und anderem Wild, auf die Löwen vom Vormittag. Nach wie vor machten die Löwen einen hungrigen Eindruck. Und da auch das Wild genau wusste, dass die Nacht den Raubtieren gehörte, zogen sich Kudus, Giraffen, Impalas, Kongonis, Elenantilopen und Zebras langsam aus dem Sumpfgebiet und aus der Nähe der Wasserstellen zurück.

Tsavo Ost Oktober 2018

Kleiner Kudu

Kleiner Kudu

Kleiner Kudu

Game Drive im Tsavo Ost Game Drive im Tsavo Ost

Steppenzebras und Masai Strauße
Fotograf Holger

Steppenzebras
Fotograf Holger

Masai Strauße
Fotograf Holger

Weißbrauenkukuk
Fotograf Holger

Weißbauchlärmvogel
Fotograf Holger

Siedleragame
Fotograf Holger

Masai Giraffe
Fotograf Holger

Game Drive im Tsavo Ost Game Drive im Tsavo Ost

Kleiner Kudu
Fotograf Holger
Masai Giraffe
Fotograf Holger

Löwe im Kanderi Swamp
Löwe im Kanderi Swamp Löwe im Kanderi Swamp



- Teil III -
Hungrige Löwen im Kanderi Swamp

(hier gehts weiter - continue!)



Löwe im Kanderi Swamp


Boko Boko Guesthouse, Kenya