Für uns waren die anwesenden Löwen, es waren inzwischen drei, Grund genug, am nächsten Morgen gleich wieder in den Kanderi Swamp zu fahren. Natürlich hatten wir die Hoffnung, dass die Katzen die Dunkelheit für eine erfolgreiche Jagd genutzt hatten. Aber auch an diesem Morgen war von einem Kill nichts zu entdecken. Stattdessen liefen die drei Löwinnen noch immer mit anscheinend leerem Magen durch den Swamp. Eine der Raubkatzen nutzte einen der trockenen Bäume um nach ankommenden Wild Ausschau zu halten, während die anderen beiden eher verspielt ihre sozialen Kontakte pflegten.
Als nach einer Weile die ersten Minibusse im Kanderi Swamp ankamen, suchten wir das Weite. Unser Ziel für diesen Morgen war der Mudanda Rock, wo wir unser mitgenommenes Frühstück genießen wollten. Zunächst fuhren wir entlang des ausgetrockneten Voi Rivers in Richtung Voi Gate, wo eine größere Herde Kaffernbüffel unseren Weg kreuzte und dann wählte ich die Route hinter der Voi Lodge, die uns nach einer Weile an verschiedenen Wasserlöchern vorbei führte. Unten in der staubig, trockenen Savanne, die von gelben trockenem Gras geprägt wurde, entdeckten wir einige Zebras und Elefanten und am Horizont ein paar Strauße, ansonsten gab es wenig Wild zu sehen. Entgegen aller vorher erhaltenen Informationen fanden wir dann sowohl den Damm an der Pipiline Piste, als auch Irima und die folgende Wasserstelle leer und ausgetrocknet vor. Kein Wasser bedeutet natürlich auch wenig Wild. Schon an der Ngutuni Lodge hatte ich Silke, Maxi und Holger erklärt, dass die großen Elefanten Bullen, die wir dort beobachtet hatten, sonst meist in dem Gebiet zwischen Irima und Mudanda Wasserstelle zu finden sind. Kein Wild und eine extrem raue Piste bis zum Mudanda Rock förderte nicht gerade die Stimmung und so griff Maxi gelangweilt nach seinem Handy. "Sorry, ich will nur Musik hören!" sah er mich flehend an. Ich nickte und er steckte sich zufrieden die Kopfhörer in die Ohren.
Ich hoffte inständig, auf Wasser und Wild am Mudanda Rock, denn auch Silke schien die Anfahrt als sehr anstrengend zu empfinden. "Ich verschaffe mir nur einen kurzen Überblick und dann gehen wir gemeinsam rauf!" erklärte ich, während ich zunächst alleine den Mudanda Rock bestieg. Zwar führen sogar einige Stufen auf diesen Granit Felsen und er ist eine offizielle Anlaufstelle, an der das Verlassen des Fahrzeuges erlaubt ist, aber dennoch liegt er mitten in der Wildnis und ich habe schon mehr als einmal Löwen auf diesem Felsen beobachtet. Freunden von mir begegneten sogar bei einem Besuch eine handvoll Wildhunde auf dem Mudanda Rock. Vorsicht war hier also genauso ein Muss, wie überall in der Wildnis. Zum Glück enttäuschte Mudanda uns nicht. Zwar gab es keine Raubtiere, aber die Wasserstelle hinter dem Felsen war gut gefüllt und es gab eine ganze Reihe an verschiedenen Tieren zu beobachten. "Alles schick!" kam ich wieder zurück zum Auto. "Und was jetzt!" fragte Maxi immer noch etwas gelangweilt. "Frühstück!" antwortete Holger und holte den Picknick Korb und Kameras aus dem Land Cruiser. "Da oben?" fragte Maxi ungläubig! "Jap!" anwortete ich knapp und dann stiegen wir auf den großen roten Felsen. Die Aussicht war wie immer grandios. Wenn man über die Wasserstelle sah, gab es bis zum Horizont nur Wildnis zu sehen. Der Blick reichte bis zum Galana River und dem dahinter liegenden Escarpment! Unten an der Wasserstelle, standen einige Giraffen und Zebras und von links waren gerade einige große Elen Antilopen im Anmarsch, während eine kleinere Herde Kaffernbüffel im Schatten der Bäume vor sich hin döste. Mitten im Wasserloch tauchte hin und wieder ein großes Flusspferd auf und spritzte Wasser durch seine Nüstern. Nachdem wir unser Frühstück auf zwei Decken ausgebreitet hatten, erschienen unter uns erste Elefanten und mit dem Fernglas entdeckten wir im Schatten unter den Bäumen und im Busch Wasserböcke und Gerenuk Gazellen. Noch weiter weg waren auch noch einige Impalas und Grant Gazellen auszumachen. Es gab also einiges zu beobachten.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Fotograf Holger ![]() ![]() ![]() Nach einem leckeren und entspannten Frühstück, bei dem es an nichts fehlte, fuhren wir nach ca. 90 Minuten zurück in Richtung Camp. Dieses Mal hatte ich die Piste entlang der Pipeline gewählt, als wir plötzlich und unerwartet angeriffen wurden! Aufgeregt flatterte ein kleiner Kronenkibitz vor und neben unserem Land Cruiser auf und ab! "Hier muss irgendwo sein Nest sein!" sagte ich und stoppte den Wagen um auszusteigen. Und richtig, genau am Rand der Piste hatte der kleine Vogel aus Elefantendunk und Holzspäne ein unscheinbares Nest angelegt, in dem ein einzelnes gut getarntes Ei lag!
Nach der kleinen Attacke stießen wir an der Pipiline Piste auf mehrere Gruppen von Elefanten, die sich am, aus den Rohren austretenden Wasser, labten oder im Schlamm badeten. Dann entdeckten wir plötzlich eine große Schar von Geiern am Boden, rund um eines der kleinen Wasserlöcher. Und als wir näher kamen erkannten wir auch, was die fliegenden Aasfresser in so großer Zahl angelockt hatte. Mitten im Wasser lag ein ausgeweideter Büffel. Laut kreischend und streitend wechselten sich die Geier auf dem Kadaver ab. Obwohl die meisten wohl schon ihren Anteil erbeutet hatten, versuchten einzelne Weißrückengeier noch ein leckeres Stück halbverwesten Fleisches zu ergattern, indem die Vögel ihren langen fast federlosen Hals tief in den Büffelkörper steckten. Die wenigen großen Ohrengeier sahen dem Schauspiel gelassen zu, sie hatten ganz sicher schon ihren Anteil erhalten.
Spät, aber nicht zu spät für das Lunch erreichten wir das Tarhi Camp. Während Silke den Nachmittag am Pool und im Camp verbringen wollten, zog es Holger und mich natürlich zurück in die Wildnis und zu den Löwen. Wir verbrachten fast den ganzen späten Nachmittag bei den Katzen. Aber erst gegen Abend wurden die Tiere munter und zogen in Richtung Tarhi Camp. Zunächst konnten wir ihren Weg noch eine Weile mit den Augen verfolgen, doch dann verloren wir die drei Löwinnen aus dem Blickfeld. Also folgten wir ihnen bzw. fuhren ebenfalls zurück in Richtung Camp. Im offenen Gelände vor dem Camp stand noch eine ganze Reihe an verschiedenen Wildtieren und so näherten wir uns langsam durch den kleinen Wald am Rande des Swamps, gleich neben dem Tarhi Camp. Während ich den großen Land Cruiser vorsichtig über die Piste steuerte, stand Holger auf dem Sitz neben mir und beobachtete die Umgebung. "Da, da vorne ist eine!" zeigte er mit ausgestrecktem Arm nach vorne und da sah auch ich die Löwin, die genau auf uns zukam. Kaum hatten wir die erste Raubkatze entdeckt, fing diese an nach rechts zu rennen. Ihr Ziel schienen einige Zebras zu sein, die allerdings die Jägerin auch entdeckt hatten und ebenfalls los galoppierten. Im selben Moment trabte eine junge Giraffe an uns vorbei und kaum hatten wir die Situation begriffen, sprang eine zweite Löwin aus der Deckung und unmittelbar an unserm Land Cruiser vorbei. Alles spielte sich in Sekunden ab. Während es zunächst so aussah, als würde die zweite Löwin die junge Giraffe jagen, schwenkte sie plötzlich wieder um und folgte ebenfalls den Zebras. "Die Zebras flüchten genau am Zaun entlang vor das Camp!" rief ich und fuhr los. Aber dann mussten wir erkennen, dass die Huftiere einen Haken geschlagen hatten und jetzt nicht vor, sondern neben dem Camp flüchteten. Ich wendete den Cruiser und meinte zu ahnen, wo wir die Jagd weiter verfolgen konnten, aber dazu mussten wir zunächst zurück bis zur Hauptpiste. Als wir die Piste erreicht hatten, sahen wir schon erste Zebras über die Selbe in das Dickicht galoppieren. Aber die Löwen schienen schon aufgegeben zu haben, zumindest konnten wir sie nicht entdecken. "Zurück vors Camp!" fragte ich und Holger nickte. Kaum hatten wir die offene Grasfläche vor dem Camp wieder erreicht, entdeckten wir auch die Löwen. Gleich alle drei Löwinnen zeigten sich in der hier grünen Savanne. Während zwei der Raubkatzen sich offenbar entschlossen zurück in den Kanderi Swamp zu ziehen und dort zu jagen, verblieb die dritte Katze bei uns. Es hatte inzwischen schon angefangen zu Dämmern und wurde nun schnell dunkel. Im letzten verfügbaren Licht beobachteten wir die einzelne Löwin, wie sie versuchte sich einer kleinen Gruppe Zebras zu nähern, dann verloren wir sie aus den Augen und die anbrechende Nacht zwang uns zurück ins Camp zu fahren. Wieder hatten die Löwen keine Beute machen können.
Wie jeden Abend belohnten wir uns mit einem ordentlich kühlen Drink für unsere Katzensichtungen, als plötzlich irgend etwas auf unser Zeltdach sprang und darauf herum turnte. Wir saßen auf der Terrasse und hörten deutlich das Geraschel im Makutidach über uns. Auf einmal erschien ein Buschbaby und versuchte, ohne sich von uns stören zu lassen, eine große Heuschrecke zu fangen, die an der Zeltgaze vor unserem Fenster hing. Immer wieder hüpfte der kleine Kerl am Fenster hoch, bekam aber keinen Halt und konnte auch das große Insekt nicht erreichen. Kurzer Hand schüttelte ich den gefangenen Skorpion aus der Flasche. Kaum war der kleine giftige Kerl im Freien, stürzte sich auch schon das Buschbaby über bzw. auf ihn. Wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie der Stachel abgebissen und der Körper des Skorpions verschlungen war. Ich nutzte die kurze Zeit, um die Heuschrecke einzufangen und sie ebenfalls auf den Boden zu werfen. In der selben Geschwindigkeit wie zuvor stürzte sich das niedliche Buschbaby auf die Heuschrecke, packte sie mit der kleinen Hand und verspeiste dann genüsslich kauend das große Insekt, indem er Stück für Stück davon abbiss. "Cool, das war der zweite Kill hier im Camp!" bemerkte ich! "Ach und Silke....Auftrag ausgeführt!" wir lachten. Silke hatte ihr Buschbaby so nah wie sie es wollte und Holger und ich unsere Buschaction! Jetzt brauchten wir eigentlich nur noch W-Lan für Maxi!
Der junge Mann konnte den Wechsel in die Ashnil Aruba Lodge gar nicht mehr abwarten, um endlich eine WiFi Verbindung zu bekommen. Ich war mir inzwischen nicht mehr ganz sicher, ob die Sucht tatsächlich so groß war oder er mich einfach nur ärgern wollte? Egal, nach drei Nächten im Tarhi Camp waren wir dann ja auf dem Weg zum Aruba Damm, wo es eigentlich auch W-Lan für ihn geben sollte. Der Tag begann für Holger und mich mit einigen Hyänen vor dem Tarhi Camp und einer der Löwinnen im Kanderi Swamp. Wir hatten an diesem MOrgen zunächst alleine eine kurze Pirschfahrt unternommen und ein weiteres Mal vergeblich nach Leoparden gesucht, wobei wir nicht ganz erfolglos waren und eine deutliche Spur im roten Sand der Piste uns zeigte, das wir nicht an der falschen Stelle sondern einfach nur zur falschen Zeit vorbeigekommen waren! Nach der kurzen Pirschfahrt, Frühstückten wir zusammen und brachen dann auf um das Camp zu wechseln. Kurz bevor wir die Aruba Lodge erreichten bewies Maxi, dass er doch mehr als nur Videospiele drauf hatte und entdeckte einen Milchuhu in einem der Bäume am Pistenrand.
Rund um die Wasserstelle in Aruba gab es erwartungsgemäß wenig Fressbares für die Pflanzenfresser und selbst das sonst überall zu findende trockene Gras war hier rar. Aruba war wie immer staubtrocken. Auch der Stausee am Aruba Damm war ausgetrocknet und somit gab es nur eine kleine Wasserstelle neben der Lodge und die durch die Windmühle gespeiste Wasserstelle gegenüber der Lodge. An der Windmühe hielten sich erwartungsgemäß Elefanten und Zebras auf, während dort wo sich sonst der der Stausee befand nun grünes, wenn auch nur kurzes, frisches Gras, Zebras, Impalas, und vor allem Kongonis angelockt hatte. Die Huftiere nutzten das Nahrungsangebot und standen weit verstreut im zarten Grün.
Gegen Mittag fuhren wir in die Ashnil Aruba Lodge und fanden eine ganz andere Welt als im Tarhi Camp vor. Das ganze Gelände war weitläufiger als im Tarhi Camp und obwohl Aruba Damm vor vielen Jahrzehnten einmal als Camp aufgebaut wurde, hatte es seit der Übernahme von der Ashnil Kette nun, mit großer Rezeption und mehreren Shops, absoluten Lodge Charakter. Das Essen wurde in einem Restaurant serviert und die meisten Gäste waren in Wohnblöcken untergebracht. Ich mochte die Lodge nicht besonders, aber nachdem im Frühjahr das eigentlich gebuchte Epiya Chapeau Camp vom Galana River weggespült worden war, musste ich nach verfügbaren Alternativen suchen und so landeten wir zumindest für eine Nacht hier in der Lodge. Glücklicherweise hatte ich aber zwei der wenigen Zelte reservieren können. Und diese Zelte konnten sich tatsächlich sehen lassen. Auch wenn, ähnlich wie im Tarhi Camp, die Aussicht von einem Zaun getrübt wurde! Aber dass schien Ansichtssache zu sein. Silke fühlte sich zumindest sehr wohl und Maxi war das Zelt total egal. Er hatte gleich nach Ankunft W-Lan Verbindung gefunden und verbrachte zunächst einmal jede Minute in der Nähe der Rezeption auf einem Sofa. Erstaunlicherweise konnte man ihn kaum mit dem Lunch locken.
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![]() Und so brauchte es dann auch eine kleine Familiendiskussion um zu klären, dass wir am Nachmittag alle gemeinsam eine weitere Pirschfahrt unternahmen. Unser Kurs führte uns zunächst zu einer Straußendame mit gebochenem Flügel, die aber zum Glück auch schon dem Veterinär Team des DSWT aufgefallen bar. Anschließend fuhren wir zu der Wasserstelle an der Trevor arbeiten wollte, aber wegen der vielen Elefanten zunächst nicht konnte. Inzwischen schienen die Arbeiten aber verrichtet worden zu sein und es war ganz offensichtlich, das Trevor die Elefanten mit dem Land Cruiser von der Pumpe vertrieben hatte. Denn als wir an diesem Nachmittag an der selben Stelle und in der selben Position wie vor zwei Tagen stoppten, flüchteten die Elefanten sofort bei unserem Anblick. Wir lösten ohne etwas zu machen, eine regelrechte Massenflucht aus. Die Dickhäuter beruhigten sich erst als sie mehr als 1000 Meter von uns entfernt zwischen einigen Akazien stoppten. Vor der Elefantenaktion am Wasserloch entdeckten wir noch eine einzelne Hyäne, die in einer der Straßenröhren Schatten gesucht hatte. Ansonsten verbrachten wir den Nachmittag damit, ein paar weitere Kameraeinstellungen für unseren jungen Kameramann auszuprobieren und so hatte Maxi auch eine neue Idee nach der nächsten und auf einmal war Safari gar nicht mehr nur blöd und langweilig!
![]() ![]() Fotograf Maxi ![]()
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![]() Der Tag endete für Holger und seine Familie mit vielen weiteren Großwildbeobachtungen und einem wunderschönen Sonnenuntergang mit anschließenden Sundowner vor dem Zelt. Wobei das mit dem Zelt gar nicht so einfach war. Gut gelaunt waren Maxi und ich nach der Pirschfahrt zu unserem Zelt unterwegs, als ich bemerkte: "Ooch, diese Schnarchnasen. Ich hatte extra gesagt, sie sollen das Zelt aufgeschlagen lassen und vorne nicht alles zuziehen.!" "Und aufgeschlossen ist es auch!" bemerkte Maxi, und dass unser Zeltschloss offen im Reißverschluss hing! Etwas wütend betraten wir das Zelt und rollten dann die äußere Zeltplane wieder hoch. Während des Hochrollens fielen mir dann einige Kleidungsstücke auf meinem Bett auf. "Äh Maxi, dass ist gar nicht unser Zelt!" sah ich mich verdutzt um. "Wir sind ein Zelt zu weit gelaufen!" lachte ich. "Alter eh, du bist eingebrochen! Du bist in ein fremdes Zelt eingebrochen!" lachte er und konnte sich gar nicht wieder einkriegen. Schnell versetzten wir alles wieder in seinen Urzustand und gingen dann zu unserem Zelt, wo, oh Wunder, sogar die Zeltplane noch offen war.
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