Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)

Camping Safari September 2019 - Serengeti, Tarangire und Tsavo


Back to the roots - 3 Wochen Campingsafari in der Serengeti, dem Tarangire und dem Tsavo National Park
- September 2019 / Teil VI -




Zwischenstopp in Moshi
Am nächsten Morgen warteten wir bis wir wieder fast alleine auf der Campsite waren und nahmen uns die Zeit für ein deftiges Frühstück, ganz in der Nähe waren einige Impalas intensiv mit ihren Revierkämpfen beschäftigt. Der Abschied fiel uns schwer als wir uns noch einmal die gesamte Campsite an sahen, ehe wir dann unser Lager abbrachen und ein letztes Mal an der nahen Wasserstelle stoppten, um uns über einige ungestühme Zebras zu freuen. Außerdem mussten wir ein weiteres Mal eine Sumpfschildkröte retten und dieses Mal war es Petra, die das Reptil vor den Reifen der neu in den Park kommenden Fahrzeuge in Sicherheit brachte. Kurz vor dem Gate und direkt hinter den Gebäuden des Hauptquartiers lag dann noch ein frischer Kill, auf dem einige Geier herum sprangen und unter einem Strauch lag eine einzelne Löwin, doch wir verließen ohne zu stoppen den Tarangire National Park.



Tarangire Campsite Nr. 1 - Tarangire National Park, Tansania
















Bereits 2 Stunden später waren wir in Arusha im Supermarkt und kauften noch ein paar wenige Lebensmittel und einen neuen Handfeger. Der alte Feger musste irgendwo in der Serengeti liegen? Nachdem Einkauf im Shopping Center nutzten wir die neue und gut ausgebaute Umgehungsstraße nach Moshi und verpassten so zwar viele alte und bekannte Eindrücke, sparten aber jede Menge Zeit ein. Auf frisch asphaltierter Straße ging es im großen Bogen um Arusha. Durch den immer währenden Blick auf den gigantischen Mount Meru im Hintergrund der Stadt, hatte man den Eindruck die Umgehungsstraße würde nie enden.
Als sie dann endlich doch endete, war allerdings die Verwirrung auch groß, von den anfänglichen vielen und guten Hinweisschildern war keines mehr zu sehen. Ich musste also meinem Bauchgefühl folgen. Als mich dieses Gefühl aber plötzlich auf eine alte, holprige Piste führte, war ich mir plötzlich nicht mehr sicher.
"Egal, die Richtung stimmt und irgendwie wird es schon passen!" fuhr ich auf der Piste weiter.
"Das kommt mir bekannt vor!" bemerkte Petra als wir irgendwann ein weiteres Mal rechts abbogen.
"Jap, das ist die alte Hauptstraße, jetzt stimmt es wieder!" stellte ich fest und fuhr weiter. Unser nächstes Ziel war das Honey Badger Guesthouse in Moshi.






Nach kurzer Zeit erreichten wir Moshi und mussten noch einmal feststellen, dass sich vieles verändert hatte. Verzweifelt suchte ich das Hinweisschild zum "Honey Badger guesthouse and campsite".
"Do you know the Honey Badger Guesthouse?" fragte ich an einer Tankstelle nach dem Weg.
"Yes, just follow this road!" zeigte der freundliche Tankwart genau die Straße neben der Tankstelle entlang.
"Gutes Bauchgefühl, richtiger Abzweig, aber kein Schild mehr!" stellte ich fest und fuhr die holprige Piste in Richtung Guesthouse.



Wir hatten Mama Lucy und ihr Guesthouse bzw. ihre kleine Campsite vor 13 Jahren das erste Mal besucht. Damals konnte man vor ihrem Haus sein Zelt aufschlagen oder in einem kleinen Gästezimmer übernachten, alles war sehr familiär. Als wir dann 2012 noch einmal in Tansania waren, hatte ihr Sohn das Gästehaus schon übernommen und es war viel gebaut worden. Neben mehreren größeren Zimmern gab es nun auch einen Pool und eine kleine Wiese zum Zelten. Als wir jetzt nach vielen Jahren wieder durch das kaum veränderte Tor fuhren, mussten wir feststellen, das Campen nun nicht mehr möglich war. Stattdessen bot man uns ein Doppelzimmer für 75,- US$ inkl. Frühstück an.
"For 60 dollar we stay!" versuchte ich zu verhandeln und hatte Glück. Der junge Mann hinter der Rezeption versuchte sein Glück zwar kurzfristig noch mit 70,- US$, aber ich blieb hartnäckig.
"Was jetzt?" fragte Petra, als ich zurück zum Land Cruiser kam.
"Jetzt darfst du heute Nacht nicht im Dachzelt schlafen!" erklärte ich.
"Schade, ich hatte mich auf die letzte Nacht im Zelt gefreut!" antwortete Petra ehrlich enttäuscht.

Es war früher Nachmittag und so räumten wir kurz unsere Sachen in das geräumige Doppelzimmer und unternahmen dann einen kurzen Spaziergang in die Umgebung um möglichst noch vor Sonnenuntergang einen guten Blick auf den Kilimanjaro zu bekommen. Nach dem Spaziergang ließen wir uns endlich mal wieder bekochen und genossen ein leckeres Dinner im Restaurant des Honey Badger. Anschließend gingen wir früh schlafen.



Honey Badger Lodge














Obwohl das große Doppelbett im Gästezimmer eine ordentliche Matratze hatte und das Zimmer groß und gemütlich war, stellten wir beide am nächsten Morgen fest, dass wir im Dachzelt besser geschlafen hatten und vermissten das Zelt jetzt schon. Im Tsavo waren eigentlich keine Zeltübernachtungen mehr geplant. Hier wollten wir Ngutuni Lodge, Tarhi Camp und Kitani Bandas nutzen. Im Ngutuni waren wir auf die Wildbeobachtung gespannt und das Tarhi Camp im Tsavo Ost war einfach Tradition, in den gemütlichen Kitanai Bandas wollten wir dann mit Selbstversorgung die Safari im Tsavo West langsam ausklingen lassen.

Etwas verunsichert, ob wir nicht doch noch campen wollten, fuhren wir nach einem guten Frühstück weiter in Richtung Grenze, wo wir nach nur kurzer Zeit ankamen.
"Stopp here and go with your luggage to the control point!" zeigte eine kenyanische Sicherheitsbeamte in das Grenzgebäude. Wir sahen uns verwundert an, folgten aber der Anweisung. Mit den Pässen in der Hand betraten wir das Gebäude und ließen unsere Kiste durchleuchten. Dieser Teil der Wiedereinreise war schnell erledigt und auch der tansanische Grenzbeamte arbeitete schnell und ordentlich. Sein kenianischer Kollege allerdings war weder so freundlich wie der Tansanier noch war er bereit schnell zu arbeiten. Stattdessen drehte und wendete er meinen Pass immer wieder in seinen Händen. Blätterte vor und blätterte zurück.
"Thumb, for fingers, thumb, other hand, left again!" kontrollierte er mehrfach meine Fingerabdrücke.
"You are living in Kenya!" raunzte er mich harsch an.
"No, I´m coming as a tourist!" antwortete ich zunächst freundlich,
" Why do you have so many Kenya stamp and Visa in you passport?" fragte er weiter,
"because I love your country and the wildlife! I´m here as a tourist!" antwortete ich etwas genervt,
"Are you not! You are living in Kenya!" behauptete er weiter.
"Look to the time between the different visa and please, just give me my stamp!" sagte ich und war gespannt was passieren würde. Noch einmal drehte er meinen Pass provozierend zwischen seinen Fingern und dann erhielt ich meinen Einreisestempel.

Als dann auch noch der kenianische Zoll ungläubig auf die vorgelegten Fahrzeugpapiere blickte und drei Leute anfingen mit Blick auf die Unterlagen zu tuscheln, musste ich erst einmal tief durchatmen.
"Any problem" fragte ich, als im selben Moment ein offensichtlicher Vorgesetzter der Beamten erschien, einen kurzen Blick auf die Papiere warf und seine Mitarbeiter dann anwies alles abzustempeln und mir zurück zu geben.
Genervt aber erleichtert traten wir wenig später vor die Tür des Gebäudes und gingen zum Land Cruiser.
"Einfach geht anderes" bemerkte ich als ich den Land Cruiser startete.

Nachdem wir die Grenze in Taveta passiert hatten durften wir feststellen, dass auch hier die Straße in Kenya in einem besseren Zustand war, als die auf tansanischer Seite. Aber der Bau dieser Straße hatte ja auch viele Jahrzehnte auf sich warten lassen. Nun erreichten wir wenige Kilometer nach Taveta den Tsavo West National Park, der hier von der Verbindungstrasse Voi - Taveta durchschnitten wird. Eintritt oder Transitgebühren muss man hier nicht bezahlen, aber an bestimmte und ausgeschriebene Regeln sollte man sich strikt halten.







Wir waren noch gar nicht wirklich im National Park, da entdeckten wir, zu unserer großen Freude, die ersten roten Elefanten neben der Piste im Busch. Wenig später beobachten wir dann zwei alte Elefanten Bullen, wie sie die Piste überquerten und in der Wildnis verschwanden.
Die rote Landschaft war ein krasser Gegensatz zum meist grauen Staub der Serengeti oder des Tarangire Park und somit wieder eine ganz andere Landschaft als zu Beginn der Safari. Aber auch im Tsavo Gebiet war es rechts und links der Straße staubtrocken und es gab nur wenig Grün.







Nachdem wir dann auch das Taita Hills Wildlife Sanctuary auf der neuen Hauptstraße durchfahren hatten erreichten wir nach etwas mehr als einer Stunde Fahrtzeit Voi und wenig später das Ngutuni Reservat. Am Gate brauchten wir uns nur kurz registrieren und schon fuhren wir unsere erste Pirschfahrt in der kleinen Tsavo Ost Enklave. Das Ngutuni Reservat zeichnet sich durch seine kleinen, verschlungenen Pisten und während der Trockenzeit durch viel Wild aus. Durch die große, permanente Wasserstelle genau vor der Ngutuni Lodge hält sich speziell in den trockenen Monaten immer viel Wild in dem Gebiet auf. Besonders große Kaffernbüffel Herden und alte Elefantenbullen sind hier gut zu beobachten und wegen der Kaffernbüffel zieht es auch regelmäßig ein Löwenrudel aus dem angrenzenden Park in dieses Gebiet. Spätestens seit dem letzten Oktober weiß ich auch, dass das Gebiet zur Aufzucht der Jungen des Rudels genutzt wird. Wir waren also gespannt.













"So cool, sau geil!" rief ich, als wir nach nicht einmal 15 Minuten im Reservat eine Löwin in einem kleinen Baum entdeckten! Völlig entspannt und genau neben der Piste schlief die junge Löwin sozusagen in Augenhöhe mit uns, auf den dicken Ästen.
"Ich sage doch, Ngutuni ist immer für eine Überraschung gut!" freute ich mich. Wir suchten noch vergeblich nach weiteren Mitgliedern des Rudels und fuhren dann die Lodge an.







"Oh, you are back again, it´s a long time!" wurden wir freundlich vom Manager begrüßt.
"Yes, we are back. Can we get Nr. 41 or 42?" fragte ich
"What is about Nr. 40?" fragte der Manager.
"No please, 41 or 42!" wiederholte ich, da es von dem Balkonen dieser beiden Zimmer freie Sicht auf die Wasserstelle gab. Der Manager drückte mir den Schlüssel von Nr. 41 in die Hand und lächelte.
"How many nights?" fragte er noch
"Just one!" antwortete ich.

Vor der Lodge an der Wasserstelle standen, wie fast immer, einige alte Elefantenbullen und stillten ihren Durst. Während wir das Zimmer bezogen und unsere Sachen einräumten erschienen dann noch zwei Masai Giraffen zum Trinken. Ansonsten war außer einigen Marabus, zunächst wenig Wild an der Wasserstelle zu sehen.



Ngutuni Lodge - Ngutuni Reservat













Wir erfuhren in der Lodge von einem zwei Tage alten Büffel Kill und fanden so am Nachmittag in der Nähe des Kadavers eine weitere Löwin.
"Bisher hatten wir noch nicht einen einzigen Tag ohne Raubkatzen!" bemerkte ich zufrieden.
Im Verlauf des Nachmittages trafen wir dann noch, wie gehofft, auf eine größere Kaffernbüffel Herde, die auf dem Weg zur Wasserstelle war und beobachteten einige Giraffenhalsantilopen, wie sie auf den Hinterbeinen stehend, die Blätter an den Büschen abzupften an die die anderen Antilopen nicht heran kamen.

Am Abend ließen wir uns dann vom sehr guten Buffet der Lodge verwöhnen, aber natürlich vermissten wir die eher einsamen Abende im Bush und am Lagerfeuer. Dafür hatten wir nun an der beleuchteten Wasserstelle Elefanten genau vor unserer Nase.



















Mit Zebras, Oryx, Wasserböcken, Impalas, Grantgazellen, Gerenuk, Kleinen Kudus und Giraffen, sowie Pavianen, Elefanten, Kaffernbüffeln und Löwen, war die Wildsichtung insgesamt für den kurzen Aufenthalt im trockenen Ngutuni Reservat sehr gut und so fuhren wir nach einer Frühpirsch und einem anschließenden Frühstück zurück in Richtung Tsavo Ost Voi Gate. Bevor wir allerdings das Reservat verließen suchte ich noch nach den Resten eines bzw. zweier Kaffernbüffel, die im Oktober letzten Jahres hier von Löwen gerissen worden waren. Damals hatte ich das Glück den Zustand der Kadaver mehrere Tage beobachten zu können. Da die Stelle direkt neben einer Piste war, war der Tatort relativ schnell gefunden. Von den beiden Büffeln fand ich allerdings nur noch einen Schädel.



















Für den Wechsel in den Tsavo National Park wählten wir dieses Mal die Route entlang des Wildschutzzaunes und der Bahnstrecke. Auf diese Weise ersparten wir uns den Umweg über die Hauptstraße und waren unmittelbar nach verlassen des Reservates in Voi. So war zumindest unser Plan. Kurz nachdem wir den Ranger Posten und das Gate passiert hatten, teilte sich die Piste und ich wählte die Route, von der ich ich glaubte, dass sie die kürzeste sei. Das war dann mein erster Fehler an diesem Morgen, den die Piste endete nach ca. 10 Minuten auf einem etwas herunter gekommenen Lagerplatz, für was auch immer. Also wendete ich und fuhr die buckelige, schlechte Piste wieder zurück. Der nächste Abzweig brachte uns dann zwar nach Voi, aber in eine Ecke, die ich vorher noch nie gesehen hatte.
"Weißt du wo wir sind?" fragte Petra etwas genervt von der unnötigen Schaukellei,
"In Voi!" grinste ich,
"aber keine Ahnung wo!" fügte ich hinzu, während wir langsam weiterfuhren und nach dem richtigen Weg suchten. Inzwischen gab es immer wieder Abzweige oder die Piste teilte sich einfach vor uns. Dann hatte ich eine Idee und stoppte den schweren Land Cruiser. Im selben Moment hörte ich hinter mir ein schepperndes Geräusch und sah in den Außenspiegel.
"Was war das?" fragte Petra erschrocken,
"Ein Moped, das jetzt unter unserem Land Cruiser liegt!" antwortete ich ebenfalls erschrocken. Aber im nächsten Moment stand der Mopedfahrer schon mit seinem etwas lädiertem Zweirad neben meinem Fenster und sah mich traurig an.
"Are you ok?" fragte ich und sah zu, wie der Mann versuchte sein Moped wieder zu starten. Zum Glück sprang die Maschine nach drei Startversuchen wieder an. Der Mann nickte.
"Are you really fine?" wollte ich wissen und beobachtete besorgt die Frauen Gruppe, die laut und aufgeregt diskutierend auf den Unfallort zukam und wild mit den Armen fuchtelte. Ich ahnte nichts Gutes.
"Give me something for my bike!" bat mich der Mann, der sich offensichtlich tatsächlich nicht verletzt hatte und der nun nur ein wenig Geld für sein verbogenes und etwas verbeultes Motorrad haben wollte. Auch wenn mir noch nicht ganz klar war, wie der Kerl unter mein stehendes Auto rutschen konnte, waren Petra und ich uns einig, dass es besser war die Situation einfach so hinzunehmen und so gab ich dem armen Kerl 1000 Kenya Shilling. Den einzig greifbaren Schein in diesem Moment. Dann fuhren wir zügig weiter und fanden auch tatsächlich die gesuchte Piste zum Main Gate.
"Tolle Einlage, ich dachte wir wollten jetzt nur noch entspannte Tage?" war Petra froh als wir dann vor dem Tsavo Ost Gate standen und ich endlich Zeit hatte unter den Land Cruiser zu sehen.
"Und?" kam es fragend vom Beifahrersitz.
"Nichts zu sehen, er muss unter die Stoßstange gerutscht sein!" sagte ich.
"Autsch!" meinte Petra noch und ich ging los um die Parkgebühren zu begleichen.

Kurz nach der Einfahrt in den Tsavo National Park war dann ein Sporenchamäleon, welches unseren Weg kreuzte, die erste spannende Wildbeobachtung. Knallgrün lief das Reptil, alles andere als gut getarnt, über die rote Piste.

Sporenchamäleon



Wir hatten uns telefonisch über Margit (Chefin Kiwara Safaris. Ltd) ein Zelt im Tarhi Camp reservieren lassen und ich bereute diese Entscheidung schon fast, als wir im Tsavo als erstes die Public Campsite neben dem ehemaligen Ndololo Camp inspizierten. Wiedererwartend fanden wir eine gute Infrastruktur vor. Die einfachen Duschen und Toiletten waren grundsätzlich sauber und auch hier gab es einen verdrahteten ordentlichen Küchenbau. Alles in Allem waren die Einrichtungen einfacher und ungepflegter als in Tansania, aber dennoch besser als wir es erwartet hatten. Der vermutlich von der Rangern genutzte alte Wohnwagen, der in einer Ecke der Campsite abgestellt war wirkte zwar etwas befremdlich und fehl am Platz und auch die Nähe zum inzwischen zerfallenen Ndololo Camp war nicht wirklich schön. Aber einsam und alleine konnte man die Wildnis auf der Campsite ansonsten bestimmt erleben.
"Aber ganz sicher sitze ich im Tsavo Abends nicht draußen neben dem Auto! Das kannst du aber wissen!" bekundete Petra ihren Respekt vor den immer noch berüchtigten Tsavo Löwen und den manchmal unberechenbaren Elefanten des Parks.
Natürlich blickten wir auf viel Erfahrung im Tsavo zurück. Auf eine Zeit, in der das Tarhi Camp noch ein offens, nicht umzäuntes Camp war und eine Zeit, in der wir fast jede Nacht Elefanten, Büffel, Löwen oder Leoparden im Camp und um um unser Zelt hatten. Oft hatte ich die Nächte zusammen mit den Askaris des Camps draußen verbracht. Hatte am Lagerfeuer geschlafen oder im Camp nach nachtaktiven Tieren gesucht. Im alten Tarhi Camp waren wir unseren ersten Erdwölfen, der ersten Wildkatze und vielen anderen kleinen und großen nächtlichen Räubern begegnet. Petra wusste also nur zu genau, was Nachts im Tsavo in der Wildnis los war.
"Das Tarhi ist ja eh jetzt gebucht!" beruhigte ich Petra und dann fuhren wir weiter in den Kanderi Swamp.



Ndololo Public Campsite - Tsavo Ost National Park







Dank der vor einigen Jahren angelegten Wasserstellle, hielt sich trotz absoluter Trockenheit und so gut wie nicht einem grünen Grashalm, relativ viel Wild im Swamp auf. Am Rande des Swamps entdeckten wir einige Eland Antilopen und mitten im Swamp standen, neben einer großen Gruppe Masai Giraffen, einige Elefanten und eine handvoll Zebras. Und dann entdeckten wir zu unserer Freude noch eine offensichtlich hungrige Löwin. Die Raubkatze kam gerade den kleinen Hügel hinunter und blickte sich in der Ebene des Sumpfes nach Beute um. Die Löwin war stark geplagt und zerbissen von Zecken und anderen Insektenbissen und sah etwas zerrupft aus, aber auf jeden Fall schien sie jagen zu wollen. Den kaum hatte sie die Piste überquert, nahm sie die Zebras mitten im Swamp ins Visier und fing an sich anzuschleichen. Gerade fragte ich mich, wie sie denn an die im freien Gelände stehende Huftiere heran kommen wollte ohne gesehen zu werden, da schien sie einen neuen Plan gefasst zu haben und jagte einigen Warzenschweinen hinterher. Aber auch dieser Angriff geschah aus viel zu großer Entfernung und so kam sie den Warzenscheinen nicht einmal wirklich nah. Die Borstenviecher legten, mit erhobenen Schwanz, einen kurzen Spurt ein und waren dann in Sicherheit.

















Es war sonnig und heiß im Tsavo, deutlich heißer als in der Serengeti oder auch heißer als im Tarangire Park und so hatte sich auch die Löwin schnell verausgabt und suchte direkt an der Wasserstelle nach Schatten, während wir weiter zum Tarhi Camp fuhren.
"Hi Mr. Jorg, welcome back, long time!" wurde wir auch hier herzlich begrüßt und bekamen ein Zelt mit direktem Blick auf die Wasserstelle. Wobei wir einen Moment überlegten ob wir nicht doch lieber etwas weiter an den Rand des Camps und weiter weg vom Messezelt wollten.
"Las uns hier beleiben, dann können wir Abends noch ein wenig auf die Wasserstelle schauen!" hatte Petra die Entscheidung getroffen.
Zunächst aber wollten wir uns einen Überblick über die Wildbewegungen verschaffen und fuhren in Richtung Aruba Damm. Obwohl wir nur langsam dahin rollten hatten wir nur wenige Wildsichtungen. Erst am Damm selber nahm das Wildaufkommen wieder zu und wir beobachteten Kongonis, Zebras und Wasserböcke. Zwischen den Kongonis entdeckten wir dann auch wieder zwei der drei oder vier (vielleicht sind es auch nur noch zwei) Topis die im Tsavo Ost leben. In der Nähe der Wasserstelle in Aruba, lagen weit entfernt von der Piste zwei Löwen Männchen. Die vielen Elefanten denen wir unterwegs begegneten ließen sich hingegen meist gut beobachten.

















Bevor wir am Abend wieder das Tarhi Camp anfuhren checkten wir noch einmal den Kanderi Swamp, konnten aber die Löwin nicht wieder aufnehmen und so waren wir pünktlich mit Sonnenuntergang im Camp. Eine gute Zeit um mit Blick auf die Wasserstelle einen ersten Sundowner auf der kleinen Terrasse vor dem Zelt zu genießen. Während des Dinners und letztendlich bis in die Nacht hinein konnten wir an der beleuchteten Wasserstelle des Camps Elefanten beobachten.

Am nächsten Tag entdeckten wir kurz nach Sonnenaufgang im Kanderi Swamp einige Fransenohroryx Antilopen und zwei Löwinnen die vergeblich versuchten sich an eine Eland Antilope heran zu schleichen, dann aber nach erfolgloser Aktion im Dickicht verschwanden. Die anschließende Pirschfahrt zur Pipeline Road verlief eher ernüchternd und ohne nennenswerte Wildbegegnungen und so waren wir zeitig zurück im Camp. Schon ab 11:00 Uhr zogen sich die meisten Tiere in den Schatten zurück, denn die afrikanische Sonne brannte erbarmungslos vom blauen Himmel. Wasser gab es nur noch an den künstlichen Wasserstellen, die durch Windkraft oder Solar getriebene Pumpen gefüllt wurden. Nahrung war mehr als rar. Der Regen der kleinen Regenzeit wurde dringend erwartet.









Auch wir verbrachten die heißen Mittagsstunden im Schatten und hielten uns im Camp auf. Eigentlich gab es auch von hier aus in der Ebene vor uns genug zu sehen. An der kleinen Wasserstelle des Camps, wechselten sich Giraffen, Eland Antilopen, Impalas und Warzenschweine ab und stillten ihren Durst. In etwas größerer Entfernung beobachteten wir einige Marabus und einen Schabrakenschakal, die sich um den Kadaver eines Pavians stritten. Hierbei folgte eine handvoll Marabus einem, gehetzt wirkeneden Schabrakenschkal. Eilig hatten es die Marabus dabei nicht. Als würden sie wissen, dass der Schakal unmöglich die gesamte Beute wegschaffen konnte, schritten sie würdevoll hinter ihm her. Schlau genug ihm nicht zu nahe zu kommen. Der Schakal hingegen dachte gar nicht darn zu teilen, fürchtete aber wohl auch, dass andere Raubtiere auftauchen könnten. Wir vermuteten, dass der Pavian einem Leoparden zum Opfer gefallen war. Aber das war nur eine Vermutung, da sich diese beiden Tierarten alles andere als leiden konnten. Am Ende schaffte es der Schakal dann doch den Affenkadaver in das Dickicht zu schleppen. Außerdem befanden sich wie immer Elefanten in großer Anzahl in der offenen Landschaft vor dem Sentrim (ex. Tarhi) Camp.


Sentrim, ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

















Als wir am späten Nachmittag, trotz der guten Beobachtungen vom Camp aus, zu einer kurzen Pirschfahrt aufbrachen, konnten wir einige Zeit mit einem wunderschönen Kudu Bullen verbringen und fanden außerdem eine der Löwinnen im Kanderdi Swamp wieder. Wir blieben bis zum Sonnenuntergang im Swamp und beobachteten die langsam den Swamp verlassenden verschiedenen Elefanten Familien. Mit verschwinden der Sonne gehörte der Sumpf und die Wasserstelle wieder den Raubtieren.








Nach dem Dinner und als die meisten anderen Gäste schon in ihren Zelten verschwunden waren, unternahmen wir wie früher, eine kleine Pirsch quer durch das Camp und stießen auf Dik Dik die den Schutz des Camps nutzten und mehrere Bushbabys, die in den Bäumen turnten oder das Messezelt für sich entdeckt hatten. Das Highlight der Fußpirsch und des ganzen Tages waren aber die beiden jungen Honigdachse, denen wir kreuz und quer durch das Camp folgten und die sich einfach nicht fotografieren lassen wollten.


Sentrim, ex. Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park









Ein Chamäleon, Bushbabys und Honigdachse und schon hatte sich der Abstecher in den Tsavo Ost für uns gelohnt. Gerade weil wir auf der bisherigen Safari nur wenige Begegnungen mit den kleinen und versteckten Tieren gehabt hatten. Als wir dann am nächsten Morgen auf dem Weg in Richtung Mudanda Rock und rüber in den Tsavo West auch noch auf eine größere Gruppe Löwen, an zwei in der Nacht erbeuteten Büffeln, trafen, war die Welt für mich mehr als in Ordnung. Ja, Blut und Beute gehörte für mich immer zu einer gelungenen Safari dazu. Auch wenn die Beobachtungen oft brutal waren, aber genau diese Momente zeigten die Spielregeln in der Wildnis.
Vor uns auf der Piste, riss und zerrte eine Löwin an einem schon recht weit ausgeweideten Büffel Kadaver herum. Der Rest des Rudels, war gerade dabei sich in den Schatten der Voi Hills zurück zu ziehen, als eine der Löwinnen plötzlich und völlig unerwartet lossprintete und auf den Rücken einer vorbei ziehenden Eland Antilope sprang. Das angegriffene Antilopen Weibchen bockte und sprang hin und her und konnte so die Angreiferin abschütteln, noch bevor weitere Löwinnen dazu eilen konnten. Mit dieser Attacke hatten wir absolut nicht gerechtet, obwohl wir die Eland Antilope hatten kommen sehen.
Auch ohne die neue Beute wirkten die Löwen satt und zogen sich in die Felswand zurück und so hatten wir sie genau da, wo wir sie tagelang in der Serengeti gesucht hatten. Wenn auch im Gegenlicht und Schatten. Insgesamt zählten wir neun Löwen, von denen vermutlich einer ein mähnenloses Männchen war. Tsavo war eben immer wieder für viele Überraschungen gut. Noch ahnten wir nicht, dass der Tsavo noch nicht fertig war mit seinen Überraschungen und uns das Highlight dieser dreiwöchigen Safari noch bevorstehen sollte.















Zunächst einmal begegneten wir einer Junggesellen Gruppe von drei ausgewachsenen, riesigen Elefantenbullen und bestaunten ihr gigantisches, schneeweißes Elfenbein und dann erkundeten wir noch kurz den Mudanda Rock. Dieses Mal kletterten wir aber nicht auf den roten Felsen, sondern umfuhren ihn mit dem Land Cruiser. Die Aussicht von oben hätte sich auch nicht gelohnt, den der See war wie alle natürlichen Wasserstellen ausgetrocknet und es befand sich kaum Wild in der Nähe.















Wenig später verließen wir am Manyani Gate den Tsavo Ost und fuhren in Richtung Tsavo Gate und Tsavo West National Park. Auf der gut ausgebauten Asphalt Strasse erreichten wir nach knapp 30 Minuten das Gate und fuhren in die raue und schroffe Landschaft des Tsavo West ein. Nach den Ebenen der Serengeti und den kleinen Hügeln des Tarangire Park wirkte die Landschaft einfach nur großartig und beeindruckend. Die schroffen oft steilen Hügel und Berge ragten mit spärlichem Baumbewuchs in den blauen Himmel. Die holprige Piste schlängelte sich auf und ab durch die raue Landschaft und man war nach jeder Kurve erneut von den Eindrücken erschlagen. Allerdings hatte die Piste nicht nur Kurven und kleinere Huckel, sondern sie war in einem genauso katastrophalen Zustand wie die Hauptpisten in der Serengeti. Wir drehten ab und versuchten eine kleine Piste entlang des Tsavo Rivers zu nutzen. Weit kamen wir allerdings nicht, beim ersten Versuch eine andere als die Hauptpiste zu nehmen, landeten wir an der verfallenen Tsavo River Lodge und eine weitere kleine Piste erwies sich als zu eng, mit zu vielen Dornenbüschen Links und Rechst der Piste. Schließlich wollten wir nicht an den letzten Tagen unserer Safari noch das Dachzelt zerfetzen. Es blieb uns keine Wahl und so holperten wir durch den Tsavo und von Meter zu Meter verschlechterte sich Petras Laune. Im Gegensatz zur Serengeti konnte man im Tsavo West auch kaum der schlechten Bodenbeschaffenheit durch Geschwindigkeit ausweichen, denn man wusste nie, was einen hinter der nächsten Kurve erwartete.



zwischen Manyani und Tsavo Gate











Auf jeden Fall wollte und wollte die Piste nicht besser werden und Wild gab es auch so gut wie keines zu sehen, abgesehen von dem Flusspferd, welches wir kurz nach der Einfahrt in den Park am Tsavo River gesehen hatten, gab es eigentlich außer einigen Dik Dik und Bushhörnchen keine Wildsichtungen.



- Teil VII -
Endlich Wildhunde im Tsavo

(hier gehts weiter - continue!)