Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara


Wenn die Trockenzeit ins Wasser fällt oder die letzte Safari vor Corona (Corvid 19)! - 3 Wochen Nordküste und 3 Wochen Safari in der Masai Mara, Lake Naivasha, Lake Baringo und Lake Bogoria
- Januar - Februar 2020 / Teil II -




Lebensmittel für das Aruba Camp
Nach einem Telefonat mit Margit erfuhren wir, dass es das Aruba Camp von Gerdi hart getroffen und das Hochwasser und die Flutwelle des Talek für reichlich Chaos und Zerstörung in dem Camp gesorgt hatten. Spontan boten wir unsere Hilfe an und fragten nach ob wir irgend etwas aus Nairobi mit hoch in die Mara bringen sollten. Prompt und freudig kam eine SMS mit einer Bestellliste von Gerdi. Ca. 40 Kg Fleisch in Form von Steaks oder ganzen Hühnern wurde benötigt. Um alles transportieren zu können, mussten aber erst einmal neue Kühlboxen besorgt werden.

Natürlich war damit der Aufenthalt in Nairobi auf nur eine notwenige Nacht verkürzt und unsere eigenen Pläne auf Eis gelegt. Ein paar Kühlboxen und 40 kg Fleisch klingt nicht wirklich kompliziert. Aber ganz abgesehen vom chaotischen Straßenverkehr in Nairobi, der es notwendig macht sich ganz genau zu überlegen wo man hin fahren wollte, mussten wir natürlich heraus finden wo es große Kühlboxen gab und vor allem welcher Supermarkt oder Schlachter die gewünschte Menge an Fleisch hatte. Gerdi hatte zum Glück zwei, drei Vorschläge für Supermärkte, die wir anfahren konnten.

Entspannt und gut erholt flogen wir also Mitte Februar von Mombasa nach Nairobi, wo wie schon so oft "unser" Land Cruiser von Sunworld Safaris für uns am Flughafen bereit stand. Weitere Infos und Tipps für den ungewohnt großen Einkauf holten wir uns nach unserer Ankunft bei Bekannten. Evi und Gerhard hatten wir im Februar bei Freunden aus Mtwapa kennengelernt und da die Beiden schon seid mehr als zwei Jahren in Nairobi wohnten und arbeiteten hatte sie für unseren geplanten Großeinkauf einige nützliche Tipps. Noch interessanter als die Einkaufstipps fand ich allerdings den großen Fleckenuhu (Spotted eagle owl, Bubo africanus), der sich den kleinen Garten von Evi und Gerhard als Tagesquartier ausgesucht hatte und aus einem Baum neben der Terrasse auf uns herab blickte. Ganz nebenbei erfuhren wir auch, das in China ein Virus ausgebrochen war und anfing die Welt im Atem zu halten. Aber von China waren wir ja weit, weit weg!






Nach dem Besuch bei Evi und Gerhard nutzten wir den Rest des Sonntags für die Vorbereitung der Einkäufe. Obwohl wir einige Adressen genant bekommen hatten, gestaltete es sich dennoch als eher kompliziert, zwei große Kühlboxen zu kaufen. Fast überall gab es nur kleine Boxen, gedacht für ein paar Flaschen Getränke oder eben unverschämt teure überdimensionale Kühlboxen. Zum Glück hatten wir selber einen "Engel" (elektrische, 12 V Kühlbox), mit der man sogar einfrieren konnte im Fahrzeug und eine weitere große Kühlbox sowie eine Kühltasche in unserer Ausrüstung in Nairobi. Aber am Ende des Tages fanden wir dann doch auch noch zwei Kühlboxen für das Aruba Mara Camp und hatten einen Supermarkt in Karen entdeckt, der das gesamte benötigte Fleisch führte.

Während das Geflügel bereits eingefroren war, vereinbarte ich mit dem Fleischer an der Theke, dass auch das Rindfleisch über Nacht eingefroren werden sollte und wir es am nächsten Morgen kurz nach Ladenöffnung um 09:30 Uhr abholen wollten.

Aber kaum hatten wir, zufrieden alles in einem Laden gefunden zu haben, den Parkplatz verlassen, klingelte mein Telefon:
"Sorry, it´s not possible to freeze the meat, but we can wrap it in!"
"I led you know, give me some minute!" antwortete ich und setzte mich dann mit Gerdi in Verbindung um abzusprechen wie alles transportiert werden sollte.
"Nimm was du bekommen kannst eingefroren und den Rest dazwischen und Eisbeutel oben drauf! So machen wir es auch immer!" erklärte Gerdi mir.

Da mein Rückruf beim Schlachter nicht entgegengenommen wurde. Fuhren wir also noch einmal zurück in den Supermarkt und regelten die Abholung für den nächsten Morgen! Dann tankten wir noch schnell den Land Cruiser randvoll und widmeten uns anschließend unserem eigenen Safarigepäck, welches zu einem Großteil bei Gaby und Dave (Sunworld) in Nairobi lagert. Als wir endlich unsere Boxen schlossen und die Vorbereitungen beendet hatten, war es draußen schon lange dunkel. Müde krochen wir in unser Bett!

Der notwendige Einkauf verzögerte unsere ursprüngliche und gewohnte Abfahrzeit aus Nairobi um mehr als drei Stunden und zwang uns in den morgendlichen Berufsverkehr. Dennoch erreichten wir den Markt pünktlich und noch vor der eigentlichen Öffnungszeit, was uns die Gelegenheit für ein kurzes Frühstück gab. Etwas unentspannt, da ich mein Auto inkl. Foto- und Safariausrüstung, nicht wirklich im Blick hatte, saßen wir im Freien und schlürften einen zugegeben sehr leckeren Cappuccino und aßen Sandwich. Trotz Sonnenschein war es noch recht kühl und so war es nicht wirklich ein gemütliches Frühstück!

Pünktlich um 09:30 Uhr betrat ich dann den Supermarkt und bekam an der Theke der Schlachterei zwei Einkaufswagen vor die Füße gefahren. An den Kühltruhen füllte ich die ohnehin schon vollen Einkaufswagen dann noch mit 5 gefrorenen ganzen Hühnern, diversen Hähnchenschenkeln und einigen Eisbeuteln auf und ging dann in Richtung Kasse.
"Oh, that looks like a big BBQ!" oder "Are we invited to this party!" waren die lächelnden Bemerkungen an der Kasse von einigen Kenyaneren. Und so fühlte ich mich tatsächlich als hätte ich gerade einen großen Geburtstagseinkauf mit meiner Kreditkarte bezahlt, als ich den Laden verließ und anschließend mit Petra, sorgfältig alles in den verschiedenen Kühlboxen verstaute!

Nachdem wir den Parkplatz verlassen hatten, reihten wir uns in den quälend langsamen Straßenverkehr ein und rollten Stadtauswärts in Richtung Masai Mara bzw. Rift Valley.

Wie schon im Oktober, wurde an der Ausfahrtsstraße gebaut und es gab unzählige Umleitungen und Abzweige, die aber alle recht gut ausgeschildert waren. Na ja, fast alle! Als ich mir in einer Baustelle und an einem Abzweig nicht ganz sicher war, folgte ich kurzerhand einem Land Rover mit Dachzelt und Anhänger der vor uns fuhr.
"Bist du sicher, dass du hier abfahren musstest?" fragte Petra etwas unsicher. "Nö, aber der Land Rover sieht mit seinem Anhänger nach einer Mara Camping Safari aus!"

Nach einigen Kilometern stand fest, dass wir ganz sicher nicht auf der gewohnten Straße in das Rift Valley waren und vermutlich einen Abzweig zu früh abgefahren waren. Dennoch stimmte irgendwie die Richtung. Aber eben nur irgendwie. Der Vorteil war, dass die Straße fast frei von anderem Verkehr war und sich mit unzähligen , kleinen Kurven durch eine grüne Landschaft mit vielen kleinen Shambas (Farmen) schlängelte.
"So lange die Straße keinen Bogen macht und wieder nach Nairobi hinein führt, ist doch alles ok!" erklärte ich.
"Und wenn sie dann doch nach Nairobi rein führt, kommen wir um Mitternacht in der Mara an oder wie!" fragte Petra etwas genervt von meiner augenscheinlichen Gleichgültigkeit.
"Ich werde versuchen den Land Rover einzuholen und dann versuchen die Leute zu fragen!" beruhigte ich Petra. Aber das war leichter gesagt als getan. Zwar war der Land Rover mit dem Anhänger nicht wirklich schneller als wir, aber der vollgeladene und vollgetankte schwere Land Cruiser war alles andere als ein guter Sprinter und so reichte der wenige Verkehr und die vielen Bumps (kleine Huckel um den Verkehr zum langsam Fahren zu zwingen) das Kilometer um Kilometer verging ehe wir wieder dicht hinter dem Rover waren. Überholen konnten wir aber deswegen noch lange nicht. Petra sah mich immer wieder fragend an und dann schafften wir es endlich neben dem Rover zu fahren bzw. ihn zu überholen. Der erste Versuch, die Leute während der Fahrt anzusprechen, scheiterte am Sicherheitsbewusstsein, denn anstatt langsam mit geöffneten Fenster weiter zu fahren, schloss die Beifahrerin schnell das Fenster und sah uns verängstigt an. Aber nach einem zweiten Versuch stoppten wir kurz nebeneinander.
"Are you on your way to Mara?" fragte ich kurz.
"Now, but you are on the right road!" war die kurze Antwort und dann fuhr der Land Rover auch schon wieder an uns vorbei und weiter. In dem Wagen saß eine mehrköpfige weiße Familie, die vermutlich in Nairobi oder der Umgebung lebte.
"Die haben wirklich geglaubt sie werden überfallen!" stellte Petra verwundert fest.
"Naja, vielleicht hätte ich mich doch mal rasieren sollen!" grinste ich.

Die Weiterfahrt war entspannt und irgendwann erreichten wir auch die uns bekannte Straße, die uns dann in das Rift Valley hinunter führte. Unsere Route war vermutlich nicht die schnellere gewesen, aber ganz sicher die Stress freiere. Sieht man mal von unserer kleinen Diskussionsrunde ab!




Dagoretti Road und B 3



Erste spannende Tage in der Masai Mara im Aruba Camp und erste Begegnungen mit den fünf Geparden Männchen
In Mai Mahiu folgten wir dann der B 3 in Richtung Masai Mara und kamen aufgrund der guten Asphalt Straße gut und zügig voran. Schneller als erwartet erreichten wir, dank verhältnismäßig wenig Verkehr, Narok. In der rasant schnell wachsenden Masai Stadt tankten wir die beiden Diesel Tanks des Landcruisres voll und erledigten letzte Einkäufe. Außerdem telefonierte ich wie verabredet mit Gerdi um herauszufinden, ob die vor zwei Wochen zerstörte Talek Brücke schon wieder befahrbar war.
"Die Brücke ist seid gestern Nachmittag fertig! Ist zwar noch kein Belag drauf, aber sie ist befahrbar" erklärte Gerdi mir am Telefon.
"Prima, dann brauchen wir ja doch nicht über Aitong zu holpern, sondern fahren über Sekenani Gate an! Wie sieht es bei dir im Camp aus?" fragte ich,
"Die großen Zelte haben wir gestern wieder aufgebaut und angefangen einzurichten, noch ist nicht alles fertig. Die kleinen Zelte, wo ihr rein wolltet sind aufgehängt und trocken. Am Strom arbeiten wir noch. Aber es geht gut voran! Denke in 4 Stunden sehen wir uns!" antwortete Gerdi mir.

"Und?" sah Petra mich fragend an, als ich das Handy zu Seite legte.
"Sieht gut aus, wir können über Sekenani anfahren und ich bin gespannt auf die Piste!" antwortete ich während wir die Fahrt fortsetzten.

Erstaunlicher Weise war die asphaltierte Straße trotz der starken Regenfälle der vergangenen zwei Monate immer noch in einem guten Zustand. Verblüfft und überrascht stellten wir wenig später fest, dass sogar bei schlechtem Wetter weitergearbeitet worden war und die neue Straße tatsächlich bis vor das Sekenani Gate fertig ist. Irgendwie war es unwirklich auf einer Asphaltstrasse bis direkt vor das Haupteingangstor zur Trans Mara zu fahren und wir sinnierten unterwegs über die alten Zeiten und die holprigen, langen Anfahrten der vergangenen 20 Jahre. Aber auch über die immer mehr werdenden Zäune und abgegrenzten Grundstücke machten wir uns Gedanken und Sorgen. Wir hatten keine Idee wie die Migration der Gnus in diesen Gebieten noch ungehindert und uneingeschränkt stattfinden soll? Auch gab es zwischen Narok und Sekenani kaum noch Wild zu sehen. Noch vor wenigen Jahren begegnete man schon auf der Anfahrt ersten Gnu- oder Zebraherden, passierte Gruppen von Masai Giraffen und erblickte überall Thomson und Grant Gazellen. Jetzt sah man nur Rinder und Ziegen. Bei einer unserer Safaris im südlichen Afrika hatten uns die vielen Zäune gestört und irritiert. Aber diese Zäune umschlossen meist gigantisch große Farmen, auf denen oft Wild ungehindert lebte und sich frei bewegen konnte. Vor den Toren der Mara aber wurden Parzellen abgezäunt, so dass ziehendes Wild unzählige Stacheldrahtzäune zu überwinden hatte. Eine Entwicklung die uns Angst machte und unserer Meinung nach auch wenig mit Fortschritt zu tun hatte!

Zwar hatte die neue Asphalt Straße dafür gesorgt, dass wir nur zwei Stunden von Narok bis vor das Sekenani Gate gebraucht hatten, aber hier standen wir nun erst einmal vor einer, die Straße blockierenden, Straßenwalze. Dahinter stand ein LKW quer und obwohl beide Baufahrzeuge besetzt waren, war niemand bereit die Straße frei zu machen. Stattdessen wies man uns mit ausgestrecktem Arm an nach rechts auszuweichen. Als wir der Anweisung folgten stießen wir auf mehrere Safaribusse, die wirr und ohne Plan um die Wellblechhütten kurvten und ganz offensichtlich keine Idee hatten wie man denn jetzt in das Reservat einfahren sollte. Das Gate war ganz offensichtlich gesperrt! Irgendwo musste es also eine provisorische Einfahrt geben, aber wo? Als zu den Safaribussen noch mehrere LKW´s dazu kamen und fast das ganze Dorf in einer Staubwolke verschwinden ließen. Versuchten wir unser Glück auf der anderen Straßenseite und siehe da, wir entdeckten einen Land Cruiser, der ganz offensichtlich aus der Mara gekommen war. Wir folgten der Piste aus der der Cruiser gekommen war und landeten plötzlich neben dem Hauptgate. Da der Schlagbaum geöffnet war, fuhren wir ohne zu stoppen in die Mara ein. Zwar winkte uns noch ein Zivilist zu, da er aber nicht nach einem Ranger aussah, winkten wir freundlich zurück und fuhren weiter!



Sekenani




Der winkende, wer auch immer, war dann aber auch für längere Zeit das letzte Lebewesen, welches wir gesehen hatten. Von Großwild gab es vorerst keine Spur. Wo normalerweise Antilopen, Zebras und andere Tiere zu sehen waren, stand meterhohes Gras. Nicht auszuschießen, dass Warzenschweine oder andere kleinere Tiere irgendwo im Gras standen, sehen konnten wir zumindest keine Tiere. Selbst an den grünen Hängen der Ngama Hills, wo sonst fast immer Elefanten zu beobachten waren, entdeckten wir an diesem Tag kein Wild. Je weiter wir fuhren, je mehr erkannten wir die Auswirkungen der langen und massiven Regengüsse, die erst vor wenigen Tagen abgeklungen waren. Rechts und Links neben den mehr oder weniger geschotterten Allwetter-Hauptpisten, schlängelten sich durchtränkte Pisten, viele ehemalige Pisten waren fast zugewachsen und kaum noch auszumachen und immer wieder stießen wir auf Fahrspuren in denen Wasser stand. Um nicht zu riskieren schon auf der Anfahrt irgendwo stecken zu bleiben, blieben wir zunächst auf den Hauptpisten. Schließlich galt es zunächst einmal das mitgeführte Fleisch bei Gerdi im Aruba Camp abzugeben! Eine erste Erkundungspirschfahrt wollten wir dann anschießend am Nachmittag unternehmen.



Ohne Probleme und recht schnell erreichten wir so das Talek Gate und staunten nicht schlecht, als genau vor unseren Augen die Durchfahrt zur Talek Brücke gesperrt wurde.
"Sorry, the bridge is closed for the rest of the day!" erklärte mir ein offensichtlich verantwortlicher, hellhäutiger Mann. "You can´t close it in front of me. We have 40kg meat for the Aruba Camp in our car, if we do not arrive in time, this meat will start to rot!" versuchte ich unsere Situation zu erklären, stieß aber zunächst auf wenig Verständnis. Angeblich hätten alle gewusst, das die Brücke heute wieder für Arbeiten gesperrt werden würde?
Gerade wollte ich Gerdi für einen Plan B anrufen, da kam der Verantwortliche auf uns zu und erklärte:
"Be ready now, we open just for one car from each side!"
"Asante! Many thanks!" rief ich im Vorbeifahren und dann überfuhren wir die fast fertige neue Talek Brücke.



3 Minuten später erreichten wir das Aruba Camp am Talek River. Auf den ersten Blick konnte man von dem verheerenden Überschwemmungen nichts erkennen. Aber die vielen Arbeiter die an neugezogenen Gräben für Elektro- und Wasserleitungen arbeiteten ließen das Ausmaß erahnen.
"Welcome in Aruba Mara Camp!" stand plötzlich ein Masai vor uns.
"Do you have a reservation with us?" fragte er
"Yes, but more important I have a lot of meat for you in the Cruiser! Please sent me some staff to take it out! And by the way. Is Gerdi in" antwortete ich. Er nickte und zweigte Richtung des Messe Zeltes.
"Oh, ihr seid schon da?" empfing uns Gerdi freudig.
"Jap, und wir sind auch schon am Ausladen!" erwiderte ich und dann zeigte Gerdi uns die Ausmaße der Überflutung. Das Wasser des Talek war praktisch hinter dem Hauptcamp und vor den kleinen Buschzelten über die Ufer getreten und dann von dort aus in das gesamte Camp geflossen. Die Flutwelle hatte alles was nicht fest verankert war zunächst mitgenommen. Wobei die arrangierte Crew des Camps, durch die rechtzeitige Warnung, einige Dinge und vor allem Gäste noch in Sicherheit bringen konnte, ehe der Wasserstand mehr als 1,5 Meter im Messe Zelt erreichte. Die Wucht und die Höhe des Wassers beschädigte aber trotzdem Generatoren, Gefrierboxen und andere im Busch lebenswichtige Geräte. Am stärksten wurden natürlich die direkt am Ufer stehenden Zelte und ihre Einrichtung in Mitleidenschaft gezogen. Um so erstaunlicher war es, das inzwischen schon fast alle Zelte wieder bezugsfertig waren.
"Ja, ich hatte viele Helfer hier! Es wurden Zelte abgebaut und getrocknet, Betten repariert und viel Wäsche gewaschen. War nicht ganz einfach irgend etwas zu trocknen, da es ja nicht aufhören wollte zu regnen. Aber seit ein paar Tagen geht es gut voran. Die kleinen Buschzelte sind alle wieder aufgebaut und seit gestern habe ich auch die ersten Gäste wieder hier bei mir. Vorher musste ich meine Gäste in einem anderen, höher gelegenen Camp unterbringen!" erklärte Gerdi uns und der Stress der letzten Tage war ihr anzumerken. Natürlich war sie froh wieder Gäste aufnehmen zu können, aber für eine intensive Gästebetreuung war natürlich noch keine Zeit. Zu viel musste noch organisiert werden. Aktive Hilfe von unserer Seite, war allerdings nicht mehr nötig und so fuhren wir nach dem Ausladen der mitgebrachten Lebensmittel in Richtung Ol Kiombo und zurück in das Reservat um uns einen Überblick über die Wildbewegung zu verschaffen.

Eigentlich wollten wir, nach Einfahrt in das Reservat, die Pisten entlang des Talek Rivers nutzen und am Ufer des Flusses nach Raubkatzen Ausschau halten. Aber wir kamen gar nicht erst bis an den Talek River, sämtliche Pisten und das Gelände, waren komplett vom Wasser durchweicht. Kaum hatten wir die erste Anhöhe hinter uns gelassen und von den etwas festern Pisten mit Geröll und Steinen auf die augenscheinlich sandigen Pisten runter zum Flussufer gewechselt, fuhren wir im Wasser. Ich probierte zwei oder drei unterschiedliche Pisten aus und steuerte dann zurück auf eine der Anhöhen und in Richtung der geschotterten Allwetterpiste. Sicher wäre es mit zugeschaltetem Allrad möglich gewesen, ein wenig am Ufer des Talek herum zu fahren, aber da wir so gut wie kein Wild in der Region sahen, machte es in unseren Augen keinen Sinn grundlos das Gelände umzupflügen und ein Festfahren zu riskieren.

Als wir uns wenig später dem Ol Kiombo Airstrip und dem Mara Bush Camp (Sunworld) näherten, hatte sich die Wildbeobachtung noch nicht verbessert. Es gab viel hohes grünes, Gras und kaum Wild. Die uns so vertraute Piste vom Mara Bush Camp bis zur ersten Furt des sogenannten Double Crossing war augenscheinlich schon länger nicht mehr benutzt worden und so wollten wir dann auch nicht die Ersten sein die es durch den Matsch und Schlamm probierten und schon gar nicht an unserem ersten Tag in der Mara. Das das "Smelling" Crossing aktuell nicht passierbar war, wussten wir von Gerdi aber über den aktuellen Zustand des Double Crossing hatte Gerdi keine Informationen gehabt. Ein Grund also, uns bis an den Olare Orok vorzuarbeiten und uns die Furt anzusehen. Auf den ersten Blick, sah weder der Wasserstand noch das Gelände unbezwingbar aus, aber bei näherem Hinsehen war klar zu erkennen, dass beide Seiten der Furt und vermutlich auch die Flussmitte, total versandet und verschlammt waren. Und so gab es auch keine einzige Fahrspur in oder aus der Furt.
"Hast du schon eine Idee, wie wir in drei Tagen bis zum Mara Eden Camp kommen wollen?" fragte Petra, während sie sich das Ufer des Olare Orok ansah.
"Ideen schon, ob das geht können wir gleich mal schauen!" antwortete ich und wendete um weiter entlang des kleinen Flusses zu fahren.
"Da sind noch zwei drei andere Furten in Richtung Mara North. Die hatten uns vor zwei Jahren auch geholfen von der anderen Seite hierüber zu kommen!" erklärte ich weiter.
"Die wo wir steckengeblieben waren oder die wo der Land Rover uns durchgezogen hat?" fragte Petra milde lächelnd.
"Die wo der Freeman´s Land Rover uns durchgezogen hat!" lachte ich,
"Aber damals hatten wir einen langen Land Cruiser, jetzt mit dem kürzeren müsste es gehen. Außerdem sind ja noch ein paar Tage Zeit!"

Während wir langsam dem Olare Orok entlang fuhren entdeckten wir, wie insgeheim erhofft, einige Katzen des Enkuyanai Löwen Rudels. Mehrere Weibchen und einige Jungtiere lagen gut versteckt in einem, dichten grünen Busch. Zwei der Weibchen lagen relaxt auf dem Rücken und die Jungtiere hatten sich tief in die Sträucher zurückgezogen. Alle Katzen sahen gesund und kräftig aus, soweit wir es sehen und beurteilen konnten. Wir kreisten zwei Runden um das Buschwerk und dann fuhr dann in Richtung Flussufer.
"Kein Foto?" fragte Petra verwundert. "Ach, die werden wir jeden Tag wiederfinden und dann sind sie vielleicht auch etwas munterer!" antwortete ich und fuhr weiter. Wie konnte ich auch ahnen, wie sehr ich mich täuschen sollte, schließlich hatten wir bei unseren letzten Exkursionen in der Mara, speziell dieses Rudel, regelmäßig beim Jagen, Spielen oder Paaren beobachtet. Ja sogar Flussdurchquerungen dieses Rudels durften wir schon beobachten.

An diesem Nachmittag aber ließen wir sie schnell wieder alleine und verbrachten stattdessen eine längere Zeit mit einigen Masai Giraffen, die sich durch unsere Anwesenheit nicht stören ließen und seelenruhig mit ihren langen dunklen Zungen nach saftigen grünen Blättern angelten.









Anschließend fuhren wir langsam zurück in Richtung Aruba Camp, unterwegs passierten wir einige Elefanten und ein paar Straußenhähne und nach einer unübersichtlichen Kurve im dichten Gestrüpp stand auf einmal ein dunkler Land Cruiser vor uns.
"Hi Jorg, are you back now? Good to have you here again. How are you?" der Fahrer aus dem Land Cruiser winkte freudig zu uns herüber. Petra sah mich verwundert an.
"Hi Geff, how are you doing and do you have any infos about the five cheetah boys?!" rief ich Geff, den ich im letzten Oktober kennen und schätzen gelernt hatte rüber.
"I haven´t been on game drive today. Just coming in, but I have heart that they were seen next to Fig Tree this evening!" antwortete Geff ehrlich erfreut über unser Wiedersehen.
"Inside or outside?" fragte ich weiter,
"Inside, and they look hungry, maybe they kill this evening!" fügte Geff hinzu.
"Ok, bad luck! They closed the bridge again. There was no chance for us to go in this afternoon! But anyway, we will check tomorrow morning! Take care and see you somewhere in the bush" beendete ich das Gespräch und dann fuhren wir beide weiter. "Geff war der Masai, mit dem Holger und ich im ständigen Kontakt waren und mit dem wir regelmäßig unsere Sichtungen austauschten! Freue mich echt, ihn jetzt getroffen zu haben." erklärte ich Petra, die mich immer noch fragend ansah.
"Ok!" antwortete sie danach nur knapp, "fahren wir jetzt rein? Ich würde gerne heute bei Tageslicht im Camp ankommen!" ergänzte Petra und ich nickte.
"Gibt keinen Grund hier noch herum zu suchen. Was wir wissen wollten haben wir gesehen oder gehört! Morgen klemmen wir uns dann wie geplant an die fünf Geparden!" antwortete ich und fuhr zurück zum Aruba Camp.

Viel auszuladen oder einzuräumen gab es nicht. Erstens wollten wir nur zwei Nächte im Aruba Camp bleiben und zweitens gab es in dem kleinen Bushzelten gar nicht die Möglichkeit Sachen irgendwo einzuräumen. Es war eben mehr Camping und so reichte es, dass wir unsere Stahlbox mit den Klamotten in eine Ecke stellten. Den mitgebrachten Tisch mit zwei Safaristühlen aus dem Camp vor dem Zelt aufbauten und dann im Sonnenuntergang den ersten Sundowner zu genossen.




Anschließend gingen wir rüber in den Haubteil des Aruba Camps, wo wir uns auf ein leckeres Abendessen von Gerdis Köchen freuten. Gerdi selber hatte nur wenig Zeit, natürlich gab es noch immer einiges zu organisieren und zu tun damit das Camp zu seinem alten Glanz zurück finden konnte.

Die erste Nacht im Aruba Camp verwöhnte uns mit dem Gekicher der Hyänen und dem Gebrüll einiger Löwen. Wirklich schlafen konnte ich nicht, was aber nicht an den nahen Raubkatzen, sondern an der besonderen Lage in der Masai Mara lag. Meine Gedanken kreiselten um unpassierbare Furten, matschige Pisten und langes Gras. Das rhythmische Zirpen der Grillen und Zikaden sorgte aber dafür, das wir beide irgendwann einschliefen.

Ohne Wecker wachten wir dann am nächsten Morgen sehr früh auf und genossen erst einmal eine heiße Dusche. Auch wenn den Gemeinschaftsduschen und Toiletten hinter unserem Zelt noch ein wenig von der vergangenen Flutwelle anzusehen war und es momentan weder Wasser aus dem Wasserhahn noch Strom an den Duschen und Toiletten gab, hatten wir allen Respekt vor Gerdis Team, dass das Aruba Camp in nur wenigen Tagen wieder bewohnbar gemacht hatte. Und wir improvisierten eben etwas, schließlich hatten wir alles in unserer eigenen Ausrüstung um nicht im Dunkeln oder ohne Wasser dazustehen.

Eilig hatten wir es an diesem Morgen nicht, denn das Gate öffnete offiziell erst um 06:30 Uhr. In aller Ruhe packten wir deshalb unsere Ausrüstung zusammen, holten aus dem Camp unser bestelltes Frühstück ab und rollten dann in Richtung Talek Gate. Wir hatten uns für diesen Tag fest vorgenommen die fünf Geparden Männchen (Bora Tano) zu finden und hofften insgeheim, dass sie am Vortag nicht mehr erfolgreich gejagt hatten.

Nachdem wir alle Formalitäten am Gate erledigt hatten fuhren wir praktisch mit Sonnenaufgang durch das Talek Gate. Das Wildaufkommen hatte im Vergleich zum Vormittag des Vortages zugenommen. Im Grasland gleich hinter dem Talek Gate standen große Herden von Topis und im etwas flacheren grünen Gras in der Nähe des Talek River beobachteten wir Gruppen von Thomson und Grant Gazellen. Ein Großtrappe balzte imposant aufgeblasen in der Morgendämmerung, ein Flusspferd grasste friedlich im hohen Gras und ein einsamer Elefantenbulle zog der aufgehenden Sonne entgegen. Die Mara zeigte sich von ihrer friedlichen, entspannten Seite und ganz anderes als noch am Vortag. Junge Topi Böcke kämpften spielerisch, während zwei Thomson Böcke durchaus ernsthaft zu klären versuchten wer der Stärkere war. Neugierig wurden die Gazellen dabei von einigen gut getarnten Schabrakenschakalen beobachtet, die im hohen Gras lagen.



















Bei soviel Grasfressern war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann wir auf die ersten Raubkatzen stoßen würden. Aber einfach war die Suche wegen des meterhohen, braunen Grases und vor allem wegen der durchweichten Pisten nicht. Immer wieder mussten wir uns überlegen ob der ein oder andere Weg sinnvoll und passierbar war oder ob wir eine andere Route wählen sollten. In den vergangenen Jahren hatte ich viel Vertrauen in die Fähigkeiten eines Land Cruisers gewonnen und da wir mit einem gut gewarteten Fahrzeug mit fast neuen Geländereifen unterwegs waren, konnten uns nasse Pisten nicht wirklich aufhalten. Aber wir wussten um die Tücken des sogenannten "Black Cotton soil", der schmierigen, schwarzen Erde, die innerhalb von Minuten das Reifenprofil dicht setzte und die Fahrt zu einer einzigen Schlitterpartie machen konnte.
"Wo Wasser steht ist der Untergrund fest!" erinnerte ich mich immer wieder an eine alte Off Road Faustregel, wenn es durch tiefere Schlammlöcher ging.
"Sicher?" fragte Petra das ein oder andere Mal, aber wirklich sicher war ich mir nie, wenn ich den schweren Land Cruiser langsam durch das Gelände und den schlammigen Untergrund lenkte.








Gerade hatten wir wieder ein tückisches Stück Mara erfolgreich gemeistert, da entdeckte Petra eine einzelne Löwin. Die schon etwas ältere Raubkatze hatte einige Blessuren und kleinere Wunden und kehrte vermutlich von der nächtlichen Jagd in das Dickicht am Rande der kleinen Gräben zurück. Wo sie dann im Schatten wohl den Rest des Tages verschlafen würde. Die Löwin hatte ihre besten Tage schon hinter sich und wir fragten uns, warum sie wohl alleine und nicht im Schutze des Rudels unterwegs war. Auch wenn momentan viel Wild in dem Gebiet stand, war es sicher nicht einfach für eine einzelne, in die Jahre gekommene Löwin zu jagen und satt zu werden.

Löwin Masai Mara



Nach der Begegnung mit der Löwin hatten wir uns vorgenommen, die Suche nach den fünf Geparden Männchen in ihrem bevorzugten Jagdrevier im Hamerkop Area fortzusetzen, da kamen uns die gefleckten Raubkatzen auf der Piste quasi entgegen. Und sie waren hungrig! Aber die Geparden und wir hatten ein Problem. Wir waren nicht alleine. Die Katzen wurden von einer Fahrzeug Kolonne von ca. 50 Minibussen und Geländewagen verfolgt! Petra sah mich an:
"Wollen wir uns das wirklich antun?" "Heute Morgen ja! Sieh sie dir an, die Geparden sind hungrig, sie sind auf der Jagd! Lass uns am Rand und mit genügend Abstand bleiben und miterleben wie sie jagen!" antwortete ich und ergänzte:
"Falls die Fahrzeuge ihnen den Raum dafür lassen!"

Das schwere Gelände machte es zum Glück unmöglich, dass die Safarifahrzeuge die Piste verließen, außerdem sorgten einige Ranger für ein wenig Ordnung in dem Fahrzeug Chaos. Und wir hatten Glück, die Geparden kamen genau auf uns zu und ihr Verhalten verriet uns, dass sie bereits Beute ins Auge gefasst hatten. Allerdings konnten wir im hohen Gras aus unserer abgesetzten Position beim besten Willen nicht erkennen, auf wen oder was es die Kater abgesehen hatten. Dann sprintete einer der Jäger plötzlich los und sprang mit langen Sätzen durch das hohe Gras. Erst jetzt konnten wir die fliehende Beute erkennen. Der Gepard jagte ein Warzenschwein. Aber er war alleine. Seine vier Jagdkumpane rührten sich nicht vom Fleck, obwohl es sich um eine ganze Warzenschweinfamilie mit Jungen handelte. Es kam, wie es kommen musste, die Jagd ging ins Leere. Das schlaue und schnelle Warzenschwein entkam und die kleinen Schweine hatten sich längst versteckt.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara
Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara


Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Es dauerte eine Weile bis die fünf Jäger sich wieder vereint hatten und gemeinsam weiter durch das hohe Gras zogen. Immer wieder blieben sie sitzen und suchten in der Umgebung nach Beute. Viele der Safarifahrzeuge waren zum Glück weiter oder zum Frühstücken gefahren.
"Ist ja auch nicht einfach Geparden im hohen Gras mit einem Handy zu fotografieren!" witzelte ich und sah den Geparden durch das Fernglas hinterher. Die schnellen Raubkatzen zogen kreuz und quer durch das hohe Gras, sie hatten kein Ziel, sie suchten einfach nur nach Beute. Viele denken sicherlich, das hohe Gras bietet doch die idealen Deckungsmöglichkeiten, doch das Gras verbirgt zwar die Jäger, schränkt aber vor allem ihre Sicht auf die Beute erheblich ein. Immer wieder müssen sie sich aufsetzen oder ihre Hälse strecken um die vermeintliche Beute auszumachen. Und beim Sprint und dem Angriff können sie die anvisierte Beute schnell aus den Augen verlieren. Es war also keine leichte Zeit für die fünf, sonst so erfolgreichen Jäger!

Aber auch für uns war es nicht leicht die nächsten Schritte oder das Vorhaben der Geparden Männchen vorher zu sehen. Während die meisten Geparden die wir bisher beim Jagen beobachtet hatten ihrer ausgesuchten Beute konsequent und bis zur Erschöpfung hinterher sprinteten, gaben die fünf Jungs bei ihren Attacken immer schnell wieder auf. Ein kurzer Sprint und wenn dann keiner der anderen folgte, wurde die Jagd schnell wieder abgebrochen.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara



Das Gras stand so hoch, dass einer der Fünf beinahe einen ruhenden Kaffernbüffel übersehen hätte! Von beiden Tieren, war nur der Rücken zwischen den schwankenden Halmen zu erkennen, wobei der Büffel lag und der Gepard stand! Ca. 1 Stunde nachdem einer der fünf Jungs die Warzenschweine verfolgt hatte, saßen alle Fünf im hohen Gras und beobachteten eine Topi Antilope die genau auf die im Gras sitzenden Geparden zusteuerte und immer näher kam. Eines der Männchen duckte sich schon ab und es war deutlich zu sehen, wie sich seine Nackenmuskeln anspannten, die Topi war nur noch wenig mehr als 10 - 15 Meter entfernt und wir erwarteten jeden Moment den Angriff. Doch die Topi zog unbehelligt weiter. Nur wenig später schreckten die Geparden eine handvoll Thomson Gazellen auf ohne eine Angriff zu starten.
"So wird das nie etwas!" kommentierte Petra unsere Beobachtungen. "Vielleicht wissen die etwas, was wir nicht wissen?" versuchte ich die Situation zu erklären. Letztendlich beobachteten wir die "Bora Tano" wie die fünf Geparden auch genannt wurden nun schon seit mehr als drei Stunden. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel und schien mit ihrer ganzen Kraft auf uns und die Raubkatzen herunter. Trotz der Hitze hatten zwei der Kater versucht Beute zu machen, in dem sie Thomson Gazellen ins Visier nahmen. Aber auch diese Sprints waren halbherzig und kurz und so natürlich erfolglos.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara


Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara
Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Inzwischen galt die Suche der fünf Geparden aber nicht nur der Beute sondern sie hielten auch nach Schatten Ausschau. Schon lange hatten sie gelernt den Schatten der umstehenden Fahrzeuge zu nutzen, da nützte auch die Anweisung nichts, möglichst weiter zu fahren wenn sich Tiere neben das Fahrzeug legen wollten. Wer das erste Mal in seinem Leben erlebte, wie sich eine Gruppe von fünf Geparden neben und unter das genutzte Safarifahrzeug legten, der wollte natürlich auch ein Foto davon haben und erstaunlicher Weise andere Leute auch. Aus einiger Entfernung beobachteten wir das unwirkliche Treiben. Die Geparden legten sich in den Schatten eines Land Cruisers und zwei, drei (zum Glück nur zwei, drei) andere Fahrzeuge versammelten sich um genau diesen Land Cruiser.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara




Nach einem weiteren halbherzigen und vergeblichen Sprint der Geparden auf eine handvoll Thomson Gazellen, sah ich auf meine Uhr:
" Es ist jetzt 12:15 Uhr. Die Geparden jagen frühestens gegen 13:00Uhr wieder, wenn sie sich etwas erholt haben!" überlegte ich laut,
"Lass uns ein wenig im Umkreis sehen, was die Natur uns sonst noch so zu bieten hat!" schlug ich vor und steuerte in Richtung einer Gruppe schwarzer Hornraben die uns aufgefallen waren. Die meiste Zeit ihres Lebens sind diese großen Vögel zu Fuß unterwegs und suchen die Savanne nach Fressbaren ab. In erster Linie erbeuten sie Käfer und Würmer, die sie mit ihrem kräftigen Schnabel aufnehmen, kurz in die Luft werfen und dann geschickt im Schnabel und Schlund verschwinden lassen. Aber auch kleinere Echsen und Schlangen stehen auf ihrem Speiseplan.
Während wir uns langsam näherten erkannten wir dann auch, wie einer der Vögel mit seinem Schnabel nach unten in den Boden schlug und als er sich wieder aufrichtete hatte er eine kleine Schlange genau hinter dem Kopf erwischt und im Schnabel. Noch wendete sich die kleine Viper verzweifelt hin und her und es folgte ein verzweifelter Kampf der Schlane. Aber der große Vogel hatte nicht die Absicht seine Beute wieder zu verlieren. Es schien allerdings als wolle er mit dem Fressen noch warten, bis die Schlange tatsächlich tot war.
"So geht erfolgreich jagen!" sagte ich und steuerte dann wieder in Richtung der fünf Geparden.









Diese hatten inzwischen das Auto und den Schattenplatz gewechselt. Es war nun kurz vor 13:00 Uhr und die meisten Fahrzeuge waren unterwegs in ihre Camps und Lodgen zum Mittagessen. Die verbliebenen Fahrer wussten worauf sie warteten und zum Glück auch wie sie sich verhalten mussten. Der Abstand der wenigen jetzt noch anwesenden Geländewagen zu den Raubkatzen wurde wieder größer und als sich der Fahrer des Land Cruisers neben dem die Geparden jetzt lagen, sicher war, das er keinen der Kater verletzen würde, fuhr er langsam weiter. Was dann geschah hatte vermutlich keiner der Anwesenden erwartet. In dem Moment, in dem die Geparden keinen Schatten mehr hatten, waren sie hell wach. Sie strechten sich kurz und dehnten ihre Muskeln, dann streckte der erste schon den Hals nach vorne und stürmte ansatzlos in Richtung einiger im hohen Gras liegenden und grasenden Topi Antilopen. Mit langen Sprüngen flog der Gepard über das braune Gras. Die Topis waren genauso überrascht wie wir. Noch konnten wir nicht genau erkennen welches Beutetier sich der Gepard ausgesucht hatte, als plötzlich eine der braunen Antilopen den heranstürmenden Geparden mit gesenkten hörnern Angriff. Schnell musste die Topi aber erkennen, das dieser Gepard an diesem Tag nicht noch einmal die Absicht hatte seine Beute zu verfehlen. Während die angreifenden Topi gerade noch rechtzeitig und im wahrsten Sinne des Wortes die Kurve kriegte, stürmte der Gepard weiter und obwohl er die schnellsten Antilopen der Welt jagte, kam er seiner Beute rasch näher. Der Angriff kam so unverhofft und mit einer solchen Geschwindigkeit, dass viele der umstehenden Topis nichts weiter machen konnten, als verblüfft zuzusehen, wie mitten in ihren Reihen ein Artgenosse gerissen wurde. Im hohen Gras verschwanden nach einem letzten Sprung Gepard und Beute aus unserer Sicht.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara
Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara



Während sich die zurückgebliebenen vier Geparden Männchen unmittelbar und auf direktem Wege zu ihrem offensichtlich erfolgreichen Jagdkumpan aufmachten, mussten wir erst eine geeignete Piste finden. Aber nach einiger Zeit erreichten auch wir den Ort des Geschehens und fanden dort alle fünf Geparden beim öffnen der Beute. Wenig später hockten sie mit blutverschmierten Köpfen über der großen Beute und schlugen sich die Bäuche voll.

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara

Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara
Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara


Bora Tano, Fast Five Gepaden in der Masai Mara



Nach ca. 30 Minuten war ein Großteil der Beute verspeist und Petra brauchte dringend eine etwas privatere Ecke der Mara.
"Es fängt an dringend zu werden, was nach gut vier Stunden Warten schon mal passieren kann!" wollte sie sich entschuldigen.
"Alles gut, hier verpassen wir erst einmal nichts mehr!" antwortete ich und suchte uns eine geeignete Stelle um das Fahrzeug zu verlassen.
"Lass uns nur kurz nachsehen, wohin sich die Geparden zurück ziehen und dann können wir gerne auch eine kleine Ruhepause einlegen. Das Tagesziel ist erreicht!" sagte ich als Petra wieder an Bord war und fuhr zurück in Richtung der Stelle wo wir die Geparden verlassen hatten. Unterwegs zog ein kleiner Schabrakenschkal unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der kleine Kerl schlich neugierig und intensiv um eine Akazie herum und wurde ganz offensichtlich von etwas angezogen, was wir nicht entdecken konnten. Abgelenkt durch den Schakal erreichten wir den Ort des Geparden Kills erst nach ca. 30 Minuten wieder und staunten nicht schlecht, als uns anstatt der Geparden eine Löwin entgegen kam. In ihrem Maul und zwischen ihren Beinen baumelte der Rest des toten Topis, genau genommen der Kopf und der fast komplett ausgenommene Körper.

Schabrackenschakal

Schabrackenschakal Schabrackenschakal


Schabrackenschakal

Bei genauerem Hinsehen, erkannten wir die Löwin vom frühen Morgen und hatten damit auch geklärt wie sich eine so alte Löwin alleine durchschlagen konnte. Die Erfahrene Raubkatze wusste, dass sie alleine keine Chance hatte ihre frisch gestohlene Beute gegen Hyänen zu verteidigen und da es die getüpfelten Räuber in großer Anzahl in diesem Gebiet gab, beeilte sie sich den Kadaver in ein sicheres Versteck und in den Schatten zu bringen. Allerdings lag ihr Verstecke gut 1000 Meter entfernt an einem kleinen Graben. Obwohl der Kadaver nicht mehr schwer sein konnte, musste die Löwin ihre Beute mehrfach absetzen und in der Mittagshitze verschnaufen, ehe sie endlich den Schattenplatz und ihr Versteck erreicht hatte. Erschöpft legte sie den Kadaver im Gestrüpp ab und legte sich dann etwas weiter weg in den Schatten um auszuruhen.
"Manchmal kann Diebstahl genauso anstrengend sein wie selber jagen!" grinste ich und fuhr weiter.

Löwin stiehlt Gepaden die Beute

Löwin stiehlt Gepaden die Beute Löwin stiehlt Gepaden die Beute


Löwin stiehlt Gepaden die Beute

Löwin stiehlt Gepaden die Beute Löwin stiehlt Gepaden die Beute


Löwin stiehlt Gepaden die Beute



Der bisherige Tag hatte uns sehr viel Ausdauer und Geduld abverlangt um unser anvisiertes Ziel zu erreichen, am Ende hatte uns der Erfolg Recht gegeben! Aber wir wollten unser Glück nicht über strapazieren und beschlossen deshalb den Rest des aufregenden Tages ohne weitere Wünsche und Erwartungen zu erleben.
Gespannt auf das, was uns erwarten würde suchten wir nach passierbaren Pisten entlang des Talek Rivers und durch das hohe Gras. Wir freuten uns genauso über alte Kaffernbüffel wie über Raubadler und andere Greifvögel. Wobei eine Weihe mit einer erbeuteten Heuschrecke ein weiteres Highlight war.

Noch mehr als die Greifvögel aber interessierte uns das Verhalten der Schabrackenschakale, denn wir beobachteten genau wie am Vormittag auch gegen Abend einen Schabrakenschakal, für den es nichts wichtigeres im Leben zu geben schien als eine Akazie. Aufgeregt rannte der kleine Räuber um den Baum und versuchte sogar ihn zu erklimmen. Auf den Hinterbeinen stehend, wollte der Schakal irgend etwas unbedingt erreichen, aber genau wie am Vormittag konnten wir nicht erkennen was er begehrte!

Schabrackenschakal



Dafür wussten wir ganz genau was wir begehrten und das war ein entspannter Ausklang des Tages, schließlich hatten wir dieses Mal reichlich Zeit mitgebracht und ich hatte Petra eine gesunde Mischung aus intensiver Wildbeobachtung und relaxtem Bushlife versprochen. Anstatt also nach weiteren Raubkatzen zu suchen, hielt ich Ausschau nach einem geeigneten Platz für einen ersten Sundowner in der Wildnis. Aber anstatt einer geeigneten Akazie, fanden wir unerwartet eine einzelne Gepardin in der Nähe des Talek Gate. Entspannt lag die gefleckte Sprinterin auf einer kleinen Anhöhe und döste vor sich hin.

Topis

Masai mara Game Drive
Gepardin
Raubadler


Gepard

Weihe Impala Bock


Masai Mara

Masai Mara Game Drive Masai Mara Game Drive



Auch wenn die Sonne um diese Jahreszeit fast eine Stunde später als gewohnt unterging, musste man den Park zu den gewohnten Zeiten um 18:30 Uhr verlassen. Deshalb fand unser erster Sundowner im Busch auch etwas früh und ohne wirkliche Dämmerung statt, wodurch wir allerdings auch alle Zeit der Welt hatten den Moment richtig zu zelebrieren und zu genießen. Die eigentlich ausgesuchte Akazie war zwar von einer jungen Tüpfelhyäne besetzt, aber der halbstarke Räuber schien nichts gegen unsere Gegenwart zu haben. Ich schraubte den kleinen Grill aus dem Bullfänger los, klappte den Selben herunter und baute mitgeführte und gut gekühlte Getränke auf der ausgeklappten Fläche auf. Dank des "Engels" fiel es kaum auf, dass wir keine Eiswürfel hatten und so schmeckten der erste Gin Tonic und der erste Whisky mit Cola mitten in der Mara, mehr als gut und verstärkten das Gefühl der uneingeschränkten Freiheit in der Wildnis! Zufrieden mit dem Erlebten standen Petra und ich vor "unserem" Land Cruiser und beobachteten die in der Nähe grasenden Kaffernbüffel, Antilopen, Zebras und die schläfrige Hyäne.











Rechtzeitig und kurz vor Sonnenuntergang verließen wir dann das Reservat und fuhren zurück in das Aruba Mara Camp. Gerdi war am Morgen schon nach Nairobi aufgebrochen und so nahmen wir nur kurz unser leckeres Abendessen im halboffenen Speisezelt ein, staunten über den immer noch am Canvas sichtbaren letzten Hochwasserstand und genossen dann noch ein wenig die einfache Abgeschiedenheit vor unserem Zelt.





Aruba Mara Camp nach dem Hochwasser







- Teil III -
Matschige Pisten, hohes Gras und tierische Überraschungen

(hier gehts weiter - continue!)