Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Wenn die Trockenzeit ins Wasser fällt oder die letzte Safari vor Corona (Corvid 19)


Wenn die Trockenzeit ins Wasser fällt oder die letzte Safari vor Corona (Corvid 19)! - 3 Wochen Nordküste und 3 Wochen Safari in der Masai Mara, Lake Naivasha, Lake Baringo und Lake Bogoria
- Januar - Februar 2020 / Teil V -




Der ewige Kampf der Wildnis; Löwen kontra Hyänen
Auch wenn immer noch nicht alle Pisten abgetrocknet waren, erreichten wir ohne Unterbrechungen die Büsche in den denen die Löwen gelegen hatten. Natürlich waren sie nicht mehr dort. Zunächst suchten wir in der Richtung in der wir die zwei Weibchen mit den Jungen gesehen hatten, als wir dort keine Katzen fanden, fuhren wir weiter in die offene Graslandschaft. Auch hier war keiner der Löwen zu entdecken, stattdessen sahen wir zum ersten Mal Hyänen und es waren auffällig viele Hyänen. Allerdings lagen die getüpfelten Jäger weit verteilt im Gelände. Entweder hatten sie gefressen oder sie warteten auf irgend etwas, mutmaßten wir. Nach weiteren 10 Minuten hatten wir die Antwort gefunden. Vor uns lag der Kadaver eines großen Kaffernbüffels. Allerdings waren nicht die Hyänen die erfolgreichen Jäger, sondern Löwen. Genau genommen die fünf jungen Löwenmännchen des Enkuyanai Rudels.

matschige Masai Mara

Hyänen am Löwen Kill

Löwen Kill, Enkuyanai Rudel



"Kannst du noch mal weg fahren, damit ich irgendwo kurz raus kann?" fragte Petra als ich dichter an den Kadaver heran fahren wollte.
"ich befürchte wenn wir da erst einmal stehen, habe ich sonst für die nächsten Stunden keine Chance mehr!" ergänzte sie.
"Sehr weitsichtig!" grinste ich und suchte in der Nähe eine sichere Stelle. Nach dem wir uns beide auch "Blasentechnisch" auf einen längeren Aufenthalt vorbereitet hatten, fuhr ich zurück zum Kadaver, an dem sich eines der jungen Männchen bediente. Die anderen vier lagen im nahen Gebüsch und so wie es aussah, hatten sie sich schon ziemlich die Bäuche vollgeschlagen. Anstatt Löwen mit sichtbaren Rippen lagen nun vollgefressene Raubkatzen mit runden Bäuchen, satt und zufrieden in den Büschen und kugelten sich auf dem Rücken hin und her.

Löwen Kill, Enkuyanai Rudel

Löwen Kill, Enkuyanai Rudel

Löwen Kill, Enkuyanai Rudel Löwen Kill, Enkuyanai Rudel


Löwen Kill, Enkuyanai Rudel



Der Kadaver des Büffels war schon ziemlich ausgeweidet, allerdings gab es noch reichlich Fleisch auf den Rippen, Brust und Kopf waren auch noch fast unversehrt. Es war also noch einiges Fressbares vorhanden. Grund genug für die Hyänen immer näher zu kommen. Fasziniert beobachteten wir, wie erste einzelne Hyänen sich vorsichtig annäherten, allerdings weiterhin respektvollen Abstand zum Kadaver und dem einzelnen fressenden Löwen hielten. Als sich dieser aber zu seinen Brüdern in die schattenspendenden Büsche zurück zog, wurden die Aasfresser dreister und aufdringlicher. Drei Hyänen hatten sich bereits bis auf fünf Meter dem Kadaver genähert, als wieder einer der sichtbar vollgefressenen Löwen auf der Bildfläche und am Kadaver erschien. Mit eingezogenen Schwänzen zogen sich die Hyänen zurück. Aber so langsam war ihre Geduld am Ende, mit gesenkten Köpfen und jetzt aufgestellten Schwänzen kamen die ersten drei Hyänen langsam zurück und näher. Ihre Rufe und das typische Geheule der Hyänen wurde immer lauter und innerhalb weniger Minuten wurden aus drei plötzlich sieben Hyänen, die vereint nun auch den Löwen am Kadaver bedrängten. Noch aber waren die Löwen nicht gewillt ihre Beute aufzugeben. Urplötzlich und ohne Ansatz, sprang der Löwe über den Kadaver und stürmte auf die sofort flüchtenden Hyänen zu. Hier ging es nicht nur um das Vertreiben, hier wurde eine uralte Feindschaft ausgelebt. Hätte der Löwe eine der Hyänen erwischt, hätte er sie mit Sicherheit getötet. Allerdings hatte das Geheul noch weitere Hyänen herbeigerufen und so wuchs die Überzahl der Assfresser innerhalb kürzester Zeit auf 15 Tiere an, von denen 9 einen erneuten Angriff starteten. Der Löwe am Kadaver hatten inzwischen von zwei seiner Brüder Verstärkung bekommen und so wurde nun abwechselnd gefressen und verteidigt. Für die nächste Stunde behielten die Löwen die Überhand und die Hyänen hatten das Nachsehen. Vermutlich wussten sie nur zu genau, dass die Raubkatzen sich über kurz oder lang in den Schatten zurück ziehen würden, denn die Sonne brannte an diesem Vormittag wieder erbarmungslos, aus einem strahlend blauen Himmel, auf die Masai Mara herab.

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan Löwenrudel kontra Hyänen Clan


Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan
Löwenrudel kontra Hyänen Clan Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan Löwenrudel kontra Hyänen Clan


Löwenrudel kontra Hyänen Clan



Dann war es soweit, alle Löwen waren im Schatten der Büsche verschwunden. Vorsichtig näherten sich die ersten zwei Hyänen und rissen erste Fleischstücke, mit ihrem kräftigen Kiefern, aus dem inzwischen fliegenübersäten Kadaver. Auch eine dritte Hyäne schaffte es unbemerkt an das Aas und gemeinsam verschlangen die drei Hyänen soviel Fleisch wie sie konnten. Aber ihr Glück währte nur kurz, nach fünf Minuten erschien einer der Löwen inkl. eine Löwin aus dem Gebüsch und die Hyänen flüchteten erneut. Wir waren uns nun sicher, dass die Löwen den Kadaver so lange verteidigen würden, wie noch Fleisch vorhanden war.

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Tüpfelhyänen am Kaffernbüffelkadaver

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan



Nach mehr als drei Stunden voller Aktion, beschlossen zunächst einmal zum Mara Bush Camp zu fahren und unser Zelt zu beziehen. Wie wir es uns schon gedacht hatten bekamen wir von Nelson ein Upgrade auf den private Wing. Das Bush Camp blieb noch für Renovierungen geschlossen. Und da Nelson wusste, dass wir es bevorzugten irgendwo am Rande des Camps zu übernachten, wies er uns dieses Mal eines der abseits stehenden Zelte mit Blick in den Busch zu. Anfangs waren wir etwas skeptisch, da uns die hellen Möbel in den "Bush Tents" nicht wirklich zusagten, aber der Blick in die Wildnis sowie das Gefühl komplett von Büschen und Bäumen eingeschlossen zu sein gefiel uns und machte neugierig auf die Nächte.

Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris

Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris

Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris


Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris


Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris

Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris


Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris
Mara Bush Camp and Private Wing, Sunworld Safaris




Wir richteten uns kurz in unserem Buschzelt ein und genossen dann eine leichtes Lunch, bevor wir gespannt zurück zu den Löwen und Hyänen fuhren. Grundsätzlich hatte sich nach ca. 3 Stunden nichts an der Situation geändert. Die Löwen hielten die Hyänen weitestgehend auf Distanz und erschienen immer wieder abwechselnd am Kadaver um ein wenig daran herum zu knabbern und den Assfressern zu zeigen, dass sie noch da waren. Aber inzwischen schien es auch den Hyänen in der Mittagshitze zu heiß geworden zu sein, viele von ihnen hatten sich weiter zurück gezogen und lagen in einiger Entfernung in irgend welchen Pfützen auf der Piste oder verborgen im hohen Gras. Auch zwei der Löwen hatten sich tiefer in den Schatten, an ein kleines Wasserloch zurück gezogen.

Löwen im Schatten, Enkuyanai Rudel

Löwen im Schatten, Enkuyanai Rudel

Löwen im Schatten, Enkuyanai Rudel



Wir blieben in der Nähe und warteten ab. Das Vorzugsgebiet der Leoparden war ganz in der Nähe und so pirschten wir in der Umgebung, freuten uns über flinke Warzenschweine, neugierige Zebramangusten und anderes Wild. Während am späten Nachmittag der Himmel über uns langsam anfing mit dunklen Wolken zuzuziehen und die Hyänen immer munterer wurden, tauchte endlich der erste Geier am Himmel auf. War das die Wende im Kampf um den Kadaver, fragten wir uns. Aber es blieb erstaunlicherweise bei dem einen Geier. Zusammen mit nur einigen mutigen Tüpfelhyänen fraß der einzelne Geier zunächst ungestört am Büffelkadaver.

matschige Masai Mara

Zebramanguste

Thomson Gazelle

Steppenzebras

Warzenschweine

Zebramanguste

Doch als es langsam anfing zu dämmern, wurden die Löwen wieder munterer und sie vertrieben nicht nur den Geier und die Hyäne von ihrem Kill, sondern schienen plötzlich entschlossen zu sein, dass Feld aufzuräumen und den Hyänen deutlich zu zeigen, dass dies immer noch ihre Beute war. Als würden die Hyänen den bevorstehenden Angriff erahnen rotteten sie sich zusammen und es bot sich uns ein Bild wie vor einer großen Schlacht. Vor uns die Löwen in der Dämmerung und im hohen Gras, Schulter an Schulter der Clan der kampfbereiten Hyänen. Noch waren die Löwen entspannt, aber die Aufregung der Hyänen war deutlich zu sehen und vor allem zu hören. Wer das Kampfgeheul der Hyänen einmal erleben durfte, der wird es vermutlich nie wieder vergessen.
"Whouuuuhu, whouuuuhu, whouuuuuhu!" (kann das jemand aussprechen? ;-) erklang es! Immer wieder und immer lauter, dazu kam das typische Gekicher der getüpfelten Angreifer. Abwechselnd wippten sie mit ihren großen Köpfen und drängten dann Schulter an Schulter immer wieder in Richtung der Löwen. Die kurzen Schwänze erregt aufgestellt wirkten die Hyänen zu allem bereit. Noch hielten sich die Löwen zurück, obwohl auch sie sich zusammengerottet hatten. Keiner schien es eilig zu haben, nur uns lief die Zeit und auch das Licht davon.
"Du weißt schon, dass es gleich dunkel ist!" ermahnte Petra mich. Ich nickte. Hatte aber im Mara Bush Camp natürlich einigen Fahrern von unseren morgendlichen Beobachtungen erzählt und so waren wir an diesem späten Abend nicht mehr alleine am Kill.
"Ich hänge mich gleich an den Sunworld Wagen, der wird schon die kürzeste und beste Strecke zum Camp kennen!" erbettelte ich mir noch einwenig Zeit. Die Sonne war inzwischen untergegangen. Dann erfolgte vor uns eine Löwenattacke, die wir so schnell nicht erwartet hatten und somit fast verpasst hätten. Die Hyänen flüchteten weiter ins hohe Gras, aber wir waren uns sicher, dass in dieser Nacht so schnell keine Ruhe einkehren würde. Uns blieb keine Wahl, wir mussten zurück ins Camp. Wie angekündigt folgte ich dem Sunworld Land Cruiser und so erlebten wir noch eine abendliche Rückfahrt, die mindestens so spannend war, wie das Geschehen am Kill.

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan Löwenrudel kontra Hyänen Clan


Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan



Spät, viel zu spät erreichten wir dann das Mara Bush Camp, wo uns Joseph schon erwartete und uns so ganz nebenbei erklärte, dass er gar nicht mehr als Koch im Camp arbeitete, sondern nun Co - Manager geworden war. Wir freuten uns ehrlich mit ihm und wussten sofort, das Gaby und Dave (Besitzer Sunworld Safaris) mit dieser Beförderung eine sehr gute Entscheidung getroffen hatten! Nachdem wir unsere sieben Sachen im Zelt verstaut hatten, trafen wir uns mit Nelson und Federico am Lagerfeuer. Wir freuten uns mit Nelson und Federico ein wenig zu fachsimpeln und Erfahrungen auszutauschen. Während vor uns das Lagerfeuer knisterte und ein Masai leckere Snaks zu unseren Drinks verteilte, ging es um Federicos neues Buchprojekt und über die Entwicklung der Mara und natürlich über Sichtungen und Erlebnisse. Irgendwann kam dann die Ankündigung, dass das Dinner bereit sei. Nachdem, wie immer, hervorragenden Abendessen, gingen wir zurück zu unserem Zelt und verbrachten noch etwas Zeit auf unserer Terrasse. Vor uns grasten zwei kleine Dik Dik und etwas weiter weg, stand ein Bushbock Weibchen zwischen den Zweigen. Natürlich hofften wir auf weitere nächtliche Besucher, aber irgendwann überkam uns doch die Müdigkeit und wir zogen uns in das Zelt zurück. Wobei wir, wie immer, die vordere Zeltwand offen ließen, so dass wir durch die Moskitogaze ins Freie sehen konnten.

Mara Bush Camp Mara Bush Camp

Mara Bush Camp

Mara Bush Camp, Dik Dik



Petra war schnell im Reich der Maraträume. Ich horchte noch eine zeitlang in die Nacht hinein und dann war auch ich eingeschlafen. Irgendwann wurde ich allerdings von schmatzenden Geräuschen geweckt. Bewaffnet mit meiner großen Taschenlampe, schlich ich vorsichtig aus dem Bett und entdeckte ein großes Flusspferd genau vor unserer Terrasse. Der Koloss graste friedlich und bahnte sich langsam seinen Weg durch das üppige Grün, ehe er dann im dichten Gestrüpp wieder verschwand.

Der Rest der Nacht verlief, abgesehen von dem üblichen Gezirpe der Grillen und Zikaden, sehr ruhig. Erst gegen Morgen war ich der Meinung einen Leoparden gehört zu haben, war mir aber nicht sicher. Pünktlich um halb sechs wurden wir dann von unserem "room waiter" mit einem heißen Tee geweckt.
"Irgendwie auch schön!" bemerkte Petra, als wir unseren Tee schlürften und ein paar Kekse knabberten.
"Ja, wenn die hellen Möbel nicht wären, wäre es fast schöner als am Fluss!" erklärte ich und fühlte mich tatsächlich noch mehr mitten im Bush als sonst. Eine halbe Stunde später standen wir am Fahrzeug und verstauten unser Frühstück hinter den Sitzen.
"Are you back for lunch?" fragte Joseph, als wir los fahren wollten.
"I don´t know. It depends what the nature like to show us!" antwortete ich grinsend und Joseph schüttelte lachend den Kopf. Natürlich war unser erstes Ziel der Büffelkadaver, um ihn aber zu erreichen mussten wir erst einmal wieder das Smelling Crossing durchqueren. Obwohl wir so schnell wie möglich bei dem Kadaver sein wollten, konnten wir es uns nicht nehmen lassen ein paar Minuten lang im Fluss stehen zu bleiben und die gespenstische Atmosphäre zu genießen. Neben unserem Land Cruiser tauchten die Köpfe zweier Flusspferde auf und über dem Wasser dampfte der Morgennebel im ersten Sonnenlicht des Tages. Kaum hatten wir dann den Fluss durchquert, begegneten wir einem weiteren Flusspferd, welches sich seinen Weg durch das hohe Gras bahnte. "Das Gras ist so hoch, da kannst du glatt ein Hippo übersehen!" bemerkte ich beim Vorbeifahren. Minuten später erschien dann die Sonne und kletterte schnell höher.

Smelling Crossing Masai Mara

Flusspferd am Smelling Crossing

Sonnenaufgang in der Masai Mara



Dreißig Minuten rochen wir den Büffel Kadaver, noch bevor wir ihn richtig erreicht hatten und kamen gerade noch rechtzeitig um mitzuerleben, wie zwei der fünf Männchen den Kadaver in das Buschwerk zogen. Die Raubkatzen hatten ihre Beute aber nicht nur erfolgreich gegen die Hyänen verteidigt, sondern sie hatten auch noch reichlich von dem Büffel gefressen. Die Haut war nun fast vollständig verschwunden, was aber vermutlich eher auf das Konto der Hyänen ging und die Rippen sahen ziemlich abgenagt aus. Da bisher weder Gliedmassen noch größere Knochen fehlten, vermuteten wir, dass in erster Linie die Löwen an dem Kill gefressen hatten. Nach wie vor gab es weitere Interessenten für die Beute. Neben einigen hartnäckigen Tüpfelhyänen hatten sich inzwischen auch mehrere Schabrakenschakale eingefunden und warteten auf ihre Chance.

am Löwenriss am Löwenriss


am Löwenriss

am Löwenriss

am Löwenriss



Obwohl der Kadaver inzwischen um einiges kleiner geworden war, bot sich uns das gleiche Treiben wie am Vortag. Die Hyänen und nun auch die Schakale versuchten an das restliche Fleisch des Büffels zu kommen und die Löwen vertrieben die aufdringlichen Fressfeinde. Auch wenn man sehen konnte, dass es den vollgefressenen Löwen zunehmend schwerer fiel aus dem Gebüsch heraus zu stürmen, behielten die Katzen die Situation im Griff. Vermutlich war es nun nur eine Frage der Zeit, bis die Assfresser überhand gewinnen würden und als wolle einer der Löwen auf Nummer Sicher gehen, wenigstens etwas für sich zu behalten, schleppte er eines der Beine fort.

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Löwenrudel kontra Hyänen Clan Löwenrudel kontra Hyänen Clan


Löwenrudel kontra Hyänen Clan

Schabrackenschakal



Nach mehr als einer Stunde verließen wir den Schauplatz und pirschten ein weiteres Mal am Ufer des Olare Orok um vielleicht doch noch das inzwischen sechs Monate alte Junge von der Leopardin Kaboso zu entdecken. Tatsächlich stießen wir auch auf ein Tierbaby, ebenfalls gefleckt, aber viel größer als ein Leoparden Junges und viel jünger als Kabosos Nachwuchs. Vor uns stand eine Giraffenmutter mit ihrem erst wenige Tage alten Sprössling und leckte ihm liebevoll das Gesicht! Von den Leoparden war keine Spur zu entdecken. Wir blieben eine Weile bei den Giraffen, ehe wie zurück zu den Löwen fuhren. Die Raubkatzen hatten in der Zwischenzeit den Kadaver vollständig hinter ein Gebüsch gezogen und bewachten träge die Reste. Zwar befanden sich immer noch reichlich Hyänen in der Nähe und versteckt im hohen Gras, aber es sah nicht so aus, als würden sich in naher Zukunft wieder dramatische Kämpfe zwischen Löwen und Hyänen abspielen.

Masai Giraffen Mutter mit Baby

Masai Giraffen Mutter mit Baby

Masai Giraffen Mutter mit Baby

Masai Giraffen Mutter mit Baby



Wir entschieden uns in der Nähe zu bleiben und in der Umgebung nach weiterem Wild zu suchen. Hierbei waren uns neugierige Zebramangusten genauso willkommen, wie scheue Warzenschweine oder freche Paviane. Letzt genannte hatten mit einer ganzen Horde einen unserer Lieblings Frühstücksplätze besetzt. Einen Platz an dem es immer irgend etwas zu beobachten gab und den ja nun auch Liss Rup kennt. (An dieser Stelle ein herzliches Jambo an Liss und schade, dass wir nicht mehr Zeit zum plaudern hatten... holen wir irgend wann, irgendwo im Busch mal nach) Geduldig warteten wir, bis die Paviane weitergezogen waren und breiteten uns dann selber, mit unserem Frühstücksplatz aus. Wenn sich die aktionsreichen Momente in der Wildnis, mit den gemütlichen Momenten unter der afrikanischen Sonne abwechselten, dann waren die Tage schon am frühen Morgen perfekt. Während wir von unserem Frühstücksplatz die Weite der Mara und die Nähe einiger Giraffen genossen, werteten wir unsere neusten Informationen aus und entschlossen uns dann, noch einmal nach Geparden zu suchen. Von Federico hatten wir von einer Geparden Mutter mit drei fast erwachsenen Jungen gehört, die sich in der Nähe des Talek Gates aufhalten sollten. Dort, wo die Anzahl der Grasfresser noch weiter zu genommen hatte. Von einem Fahrer hatten wir zwar auch noch erfahren, dass auch die Topi oder Marsch Pride Löwen einen Büffel gerissen hatten, aber in dem Gebiet gab es zuviel hohes Gras und man konnte das Geschehen nur schwer beobachten. Im Talek Gebiet hingegen war das Gras kurz, was unsere Entscheidung natürlich beeinflusst hatte.

Anubis Paviane

Anubis Paviane

Anubis Paviane

Masai Giraffen

Buschfrühstück zwischen Giraffen

Buschfrühstück zwischen Giraffen

Buschfrühstück zwischen Giraffen

Buschfrühstück zwischen Giraffen



Bevor wir in Richtung Talek aufbrachen, sahen wir noch einmal nach dem Büffel Kadaver sowie den Löwen aber an der Situation vor Ort hatte sich nichts verändert. Die Löwen bewachten den Rest des Kadavers und die Hyänen warteten weit verteilt in der Umgebung.
Anschließend kontrollierten wir auch noch einmal die erste Flussdurchfahrt des Double Crossing und mussten einsehen, dass diese Furt nach wie vor nicht passierbar war oder es noch keiner wieder versucht hatte. Da wir uns bisher nicht festgefahren hatten, wollten wir allerdings auch nicht die ersten sein die es ausprobierten, dafür war die Zeit aktuell zu kostbar. Unser Weg bis zum Talek Gate führte uns dann wieder durch fast tierlose Savanne mit viel hohem Gras, wobei wir das Gefühl hatten, dass das Gras seit unserer Ankunft von Tag zu Tag brauner werden würde. Außer der Begegnung mit einer kleinen Elefantenfamilie hatten wir dann auch eine ganze Weile kaum Großwildsichtungen.

Double Crossing Masai Mara

Double Crossing Masai Mara

Strauße

Elefant



Dafür entdeckten wir kurz hinter dem Talek Gate eine einzelne Gepardin, zwar nicht die gesuchte Mutter mit ihren Jungen, aber eben eine Gepardin. Interessiert beobachtete die junge Raubkatze die Umgebung, schien aber durch irgend einen Umstand gehemmt zu sein und setzte nicht zur Jagd an. In einiger Entfernung entdeckten wir dann Elena mit ihrem kleinen weißen Suzuki. Elena Chelysheva erforscht für den Mokauer Zoo und im Namen des Cheetah Mara - Meru Projektes seit vielen Jahren die Geparden der Mara. Meist ist sie gerne bereit ihr Wissen mit anderen zu teilen und so oft wir können liefern wir ihr unsere Beobachtungen, Daten und Fotos von den Geparden der Mara.
"Hi Elena!" stoppten wir neben ihrem kleinen Jeep. Elena blickte zu uns herüber:
"Oh hi, how are you!" fragte sie, war aber irgendwie abgelenkt und blickte mit ihrem Fernglas über die kleine Wasserstelle in der Nähe des Talek Gates. Wir warteten geduldig.
"Sorry, I´m watching two very shy cheetah males. Can you see them?" fragte Elena und deutete über die Wasserstelle.
"Just one of them. But there is an other female just behind the corner here, not more that 500 meters!" antwortete ich und sah in ein erstauntes Gesicht. Dann erzählte uns Elena von den beiden scheuen Geparden Männchen, die erst gestern in das Gebiet eingewandert waren. Von dem einzelnen Weibchen wusste sie noch gar nichts, wollte aber gleich einmal nachsehen. Außerdem berichtete sie von der Geparden Mutter mit den drei Jungen, erklärte uns, dass es sich um Rosetta und ihre Jungen handelte und das auch diese Geparden normalerweise nicht in diesem Gebiet anzutreffen waren. Rosetta wurde allerdings am heutigen Tag noch nicht gesichtet, fuhr Elena fort. Von den beiden jungen Geparden Männchen, bekamen wir tatsächlich zunächst nur einen zu sehen. Da alle Katzen nicht ansatzweise den Eindruck machten, als wollten sie Jagen gehen und wir am Vortag mehr als lange auf Pirschfahrt waren, hatte ich Petra versprochen an diesem Tag spätestens mit Sonnenuntergang im Camp zu sein.
"Man muss auch mal mit etwas zufrieden sein!" durfte ich mir noch einmal anhören, als ich noch den ein oder anderen Vorschlag hatte wo man nach Katzen suchen könnte.

Gepardenweibchen

Gepardenmännchen

Talek Gate



Eigentlich war ich ja auch zufrieden und auch wenn wir beide wussten, dass jede Minute im Bush etwas unvorhergesehenes passieren konnte, machten wir uns an diesem Tag sehr früh auf den Weg zurück ins Mara Bush Camp. Was dann auch eine gute Entscheidung war, denn die Überraschung erwartete uns dieses Mal nicht mitten im Bush, sondern am Rande des Camps. Als wir in der Dämmerung auf das Camp zu fuhren, war man gerade dabei ein Bush Dinner in Form eines großen BBQ auf zu bauen und so nutzten wir die Chance die einmalige Stimmung ohne weitere Gäste einzufangen und gleichzeitig ein wenig zu Fuß im Bush herum zu laufen. Uns waren die Blicke der Askaris nicht entgangen, wenn wir Abends zum Zelt gingen und jedes Mal eine Begleitung ablehnten. Während wir auch jetzt zwischen unserem Zelt und dem ausgesuchten Platz für das BBQ herum liefen, trafen wir Nelson:
"Oh, hi. How was you day!" fragte er,
"What do you think about this bush dinner?" fragte er weiter,
"Oh, it´s more than great and exactly what we like! It´s a very good idea!" waren Petra und ich uns einig. Dann fingen wir an über das Leben und Arbeiten hier im Bush zu reden aber auch über die Gefahren in der Wildnis oder wie man mit ihnen umgeht und das wir Afrika eben auch wild erleben wollten. Plötzlich fing Nelson an zu lachen und erklärte:
"That was the first what I told my Askaris! Never escort Jorg, he dosn´t like it!" lachte er und klatschte mit mir ab. Dann redeten wir noch eine ganze Weile über Familie und Zukunftsvorstellungen, bis irgend wann die ersten Gäste eintrudelten und Joseph das BBQ eröffnete.
"You don´t like to eat!" kam Joseph wenig später an unseren abseits stehenden Tisch.
"We don´t like to stay in a line for food!" antwortete ich lachend,
"And I think there is more than enough, give us some time!" ergänzte ich.
"Sure, take your time and enjoy!" ging Joseph weiter.
Als wir uns dann etwas später am afrikanischen Bufett bedienten, und ich Würstchen und Rind- und Lammfleisch auf meinem Teller hatte, war es wieder Josph der mich fragte:
"No Ugali, no salat, no matoke!"
"You call it nyama choma, ugali, salat and matoke isn´t nyama choma!" antwortete ich und erntete allgemeines Gelächter während ich mit meinem Fleischteller zum Tisch ging. Wir blieben noch lange an unserem Tisch sitzen und genossen nicht nur die fantastische Loaction unter dem Sternenhimmel Afrikas, sondern natürlich auch das leckere, gegrillte Fleisch.

Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner

Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner


Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner

Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner

Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner

Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner


Mara Bush Camp - Private Wing Bush Dinner



Irgendwann schlichen wir dann wieder alleine durch den Busch des Camps zu unserem Zelt. Wir gingen dicht hintereinander. Die Taschenlampe in meiner Hand stand dabei nicht still, ich leuchtete nicht nur rechts und links des Weges, sondern bewegte die Taschenlampe so, dass es den Eindruck eines flackernden Lichtes machte. Auf diese Weise waren wir sicher, dass Wild, inkl. Raubkatzen vor uns ausweichen würden. Wenn man jetzt noch aufpasste und nicht gegen ein Flusspferd rannte, einen Elefanten übersah oder einem Büffel begegnete, war es eigentlich ganz einfach sich im Bush zu bewegen. Ok, feste Stiefel gegen übersehene Giftschlangen waren auch noch nützlich. Zumindest hatte es in den letzten 30 Jahren auf unseren nächtlichen Streifzügen im und um das ehemalige Tarhi Camp im Tsavo oder rund um das Mara Eden Camp und an anderen Plätzen in Afrika gut funktioniert. Begegnungen mit Raubkatzen waren dabei keine Seltenheit. In dieser Nacht begegneten wir aber außer den beiden schon vorher beobachteten Dik Dik, keinem Tier. Natürlich wollten wir am nächsten Morgen wieder früh aufbrechen um erneut nach Geparden zu suchen, trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen einen letzten Drink auf unserer Terrasse im Bush zu genießen, ehe wir endgültig schlafen gingen.



- Teil VI -
Ein Löwe zum Frühstück und jede Menge Geparden

(hier gehts weiter - continue!)



Löwenmännchen