Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

hunting lions in Masai Mara


Kleine und große Katzen in Action
- Wildlife Abenteuer in einer fast menschenleeren Mara während der Corona Zeit (Corvid 19)!
3,5 Wochen Safari und 1 Woche Nordküste!

- Oktober - November 2020 / Teil 4 -




Es wird ein bisschen blutiger
Nach ein paar, doch sehr wolkigen und trüben Tagen erwartete uns am nächsten Morgen ein wolkenloser Himmel und es wurde schnell sehr warm. Wir hatten nach mehreren wolkenverhangenen Tagen endlich einmal wieder goldenes Licht am Morgen und nutzten diese Gelegenheit um ein wenig mehr Zeit mit einem Hyänen Clan an seinem Bau zu verbringen. Schon seit mehreren Tagen hatten wir den recht großen Clan und seine Mitglieder am Fuße des Rhino Ridge beobachtet, aber zu keiner Zeit länger am Bau verweilt. Der heutige Morgen gehörte nun zunächst den Tüpfelhyänen. Ich weiß, dass die meisten Menschen diese merkwürdig laufenden, vermeintlichen Aasfresser verachten und eher hässlich finden. Aber erstens sind Hyänen alles andere als reine Aasfresser zum anderen haben sie ein sehr, sehr ausgeprägtes Sozialverhalten, intelligente, ausgeklügelte Jagdstrategien und ihre Jungen sind bei näherer Betrachtung genauso niedlich wie alle anderen Babys und Kinder in der Tierwelt. Wer sich einmal die Zeit nimmt und das Treiben an einem Hyänenbau etwas länger beobachtet wird schnell erkennen, wovon ich spreche. Jedes einzelne Tier hat seine Rolle in dem Clan, der von einem dominierende Weibchen geführt wird und in dessen Hierarchie die Männchen den letzten Platz inne haben.

Ständig beleckten sich die Clanmitglieder gegenseitig, wobei vornehmlich die Genitalien beleckt wurden um so Rang und Status des anderen zu erkennen und um die Clanbindung zu festigen. Dieses Verhalten zeigen schon die Kleinsten. An dem Bau vor dem wir standen, hatten wir das Glück mehrere Generationen von jungen Tüpfelhyänen beobachten zu können. Ganz junge kleine, noch schwarze Babys und die etwas älteren Jungtiere, deren Fell langsam die typische Tüpfelzeichnung bekam. Die aber immer noch deutlich dunkler und plüschiger waren als die erwachsenen Tiere. Auch wenn hin und wieder die gefährlichen Eckzähne gezeigt wurden, tobten und spielten die jungen Hyänen friedlich um ihre Mutter und die Verwandten herum. Wobei sich die kleinsten, noch schwarzen Babys nie all zu weit vom Erdbau entfernten und bei drohender Störung sofort darin verschwanden.

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau

Hyänen am Bau



Das Treiben der Hyänen hatte uns ganz in seinen Bann gezogen, als ich plötzlich im offenen Gelände eine Löwin entdeckte und kurz darauf zwei weitere. Die Art und Weise wie sich die Tiere bewegten und der große Abstand unter den Tieren verriet mir, dass sie auf der Jagd waren. Es dauerte einen Augenblick und dann sah ich auch die vermeintliche Beute. Die drei Löwinnen waren auf Warzenschwein Jagd. Geschickt hatte eine der Jägerinnen bereits ein Warzenschwein umgangen, während die anderen direkt auf die Beute zu steuerten. Langsam und auf jede Bewegung des Warzenschweines achtend schlich die Löwin durch das lichte Gras, jede noch so kleine Deckung ausnutzend. Wenn die Taktik aufging, würde die fliehende Sau genau auf die lauernde Jägerin zu laufen. Aber die Taktik ging nicht auf, eine der lauernden Löwinnen war zu ungeduldig und wurde entdeckt. Im Schweinsgalopp flüchtete das Warzenschwein in gerader Linie zwischen den Raubkatzen hindurch, ehe diese überhaupt Richtig zum Angriff übergehen konnten.

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine



Natürlich gaben die Löwen nicht auf, schnell hatten sie eine andere Gruppe Warzenschweine ausgemacht und die Jagd begann von vorne. Zwei Löwinnen duckten sich ab und versteckten sich im Gras, während die dritte in einem weiten Bogen um die kleine Gruppe der Schweine herum schlich. Auch dieses Mal wurden die Katzen beim Anschleichen erwischt und wieder rannten die kleinen Schweine mit hoch aufgestellten Schwänzen davon. Die Löwinnen zogen hungrig weiter und wir beobachteten in den folgenden drei Stunden insgesamt vier vergebliche Jagdversuche auf Warzenschweine, die alle nach dem selber Muster abliefen.

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine


Dann ein erneuter Versuch, dieses Mal nahmen sie eine Gruppe Warzenschweine ins Visier, die aus mehreren Familien zu bestehen schien und die zusammen mit einigen Topis und Grantgazellen friedlich grasten. Um nicht die Aufmerksamkeit der wachsamen Topis auf uns zu ziehen warteten wir in größerer Distanz. Die Löwen hatten sich wieder getrennt und dieses Mal noch besser aufgeteilt. Wobei eine der Löwinnen den Erdwall der nahen Piste als Deckung nutzte und so, ungesehen sehr dicht an die Warzenschweine heran kam, während eine andere direkt auf die Topis zu schlich. Die dritte Löwin lag im hohen Gras verborgen an anderer Stelle. Plötzlich wurde die Löwin die direkt auf die Topis zusteuerte, schneller. Dann duckte sie ab und visierte vermutlich die Warzenschweine an. Sehen konnten wir in diesem Moment keines der Warzenschweine, ein kleiner Erdhügel versperrte uns die Sicht. Auf einmal erschien neben dem Hügel ein erstes Warzenschwein, gefolgt von drei Halbwüchsigen. Während die Schweine im wilden Galopp und mit aufgestellten Schwänzen davon rasten, sprintete die Löwin vor uns auf die fliehende Beute zu, stoppte dann aber abrupt und nahm ein anderes Warzenschwein, dem drei weitere Ferkel folgten, ins Visier. Gerade sah es so aus, als würde die Löwin nun zuschlagen, da tauchten von rechts weitere größere und kleinere Warzenschweine auf. Wir sind nicht sicher ob die vielen Beutetiere die Löwin verwirrten oder ob sie geschickt den gut bewaffneten und mit starken Hauern ausgerüsteten älteren Schweinen auswich. Auf jeden Fall trennte sie mit ihrer Strategie ein Jungtier so von der Gruppe, dass es fast genau auf sie zu lief und von der hungrigen Jägerin, mit nach vorne gestreckten Pranken, angesprungen wurde. Mit dem Sprung begrub der schwere Löwenkörper das kleine Ferkel förmlich unter sich und dann sahen wir, wie die Löwin die erwischte Beute an der Kehle packte.
"Sie hat eines!" rief ich laut und Petra ergänzte:
"Die sind noch nicht fertig!" während die erste Löwin ihre Beute schon aufhob, verfolgten die anderen beiden Raubkatzen die immer noch flüchtenden Warzenschweine, dann eine Staubwolke und auch die zweite Löwin schien erfolg gehabt zu haben. Die dritte Löwin hatte Glück, denn die meisten Schweine flüchteten nun genau in ihre Richtung und dann schlug auch sie zu! Nach dreieinhalb Stunden und im fünften Versuch, hatten nun alle drei Raubkatzen Jagdglück und ein Ferkel erbeutet. Während zwei der Jägerinnen ihre Beute in höheres Gras schleppten, verschlang die Dritte ihren kleinen Fang an Ort und Stelle. Mit blutverschmierten Mäulern saßen die Löwinnen verteilt im hohen Gras und verschlangen die Ferkel laut schmatzend und so, dass man die kleinen Knochen knacken hörte. Es sah aus, als würden sie die Tiere mit Haut, Harren und auch kleineren Knochen fressen.

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine


Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine
Löwen jagen Warzenschweine Löwen jagen Warzenschweine

Löwen jagen Warzenschweine



Lange dauerten die Mahlzeiten nicht und dann war von dem Schmaus nichts mehr übrig und außer einem roten blutigen Fleck im Gras, nichts mehr zu sehen. Nacheinander erschienen die Raubkatzen nun an der Bushpiste und steuerten eine größere Pfütze an, wo alle drei ihren Durst stillten. Schmatzend schleckten sie das braune Wasser aus der Pfütze und ließen sich von unserer Anwesenheit nicht stören. Dann zogen sie weiter und suchten zwischen den nahen kleinen Büschen nach einem schattigen Platz zum Verdauen. Anfangs wollten wir nicht glauben, dass die Löwen von dieser kleinen Mahlzeit satt waren, aber es schien zu reichen und die Katzen nun tatsächlich nur noch ruhen zu wollen.

Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle

Löwen an Wasserstelle



Wir setzten unsere Pirschfahrt fort, durchquerten das bevorzugte Jagdgebiet der Leopardin Kaboso, allerdings ohne irgend welche Spuren oder Hinweise auf Leoparden zu finden. Entdeckten dann, kurz nachdem wir einige Kaffernbüffel passiert hatten, dafür aber in der Nähe des Double Crossing zwei Löwenmännchen im Schatten eines lichten Busches. Löwen, die wir hier noch nie gesehen hatten und die wir im Nachhinein, durch Bekannte, dem Sankai Rudel aus dem Mara North Conservancy zuordnen konnten.

Kaffernbüffel

Sankai, Löwenmännchen

Sankai, Löwenmännchen

Sankai, Löwenmännchen



Nachdem die sogenannten Offbeat Boys kein Interesse an den Kaffernbüffeln zeigten, steuerten wir das nahe Mara Bush Camp an. Hier wollten wir nun die kommenden Nächte verbringen. Ich hatte Nelson, dem Manager, zwar bei unserem Besuch vor ein paar Tagen gesagt, dass wir auf jeden Fall in das Bush Camp wollten und auch gerne jeden Abend zum Lunch, rüber zum Privat Wing kommen würden, aber natürlich war uns klar, dass der kleinere ursprünglichere Teil des Camps bei der jetzigen Corona Lage nicht nur für uns geöffnet werden würde. Und so empfing Nelson uns auch mit den Worten:
"Karibu nyambani, and welcome back. I haven't open the bush camp for you, but you get our best tent, next to the hippo pool!" Was sollten wir da noch sagen, ein Luxuszelt direkt am Hippo Pool mit Aussicht auf die Nilpferde und über den Ol Are Orok, inkl.der Hoffnung, das die Leopardin Bahati vielleicht vor unserem Zelt vorbei kommen würde.

"I think we can live with that offer!" antwortete ich lachend, während ich unsere Kisten aus dem Land Cruiser hob. Anschließend zogen wir mit einer kleinen Karavane, quer durch das Bush Wing Camp, bis zum Ende des Camps, wo wir in das "Crocodile Tent" einzogen. Wobei "Tent" eigentlich irreführend war. Die großen komfortablen Zelte waren mehr kleine Häuser, als Zelte und boten viel, viel mehr, als man im Bush brauchte. Oder besser gesagt, als wir eigentlich brauchten. Aber wir würden lügen, wenn wir sagen würden, dass uns der Luxus unangenehm war. Allein die große hölzerne Terrasse direkt am Flussufer, war ein Traum.

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara


Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara
Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara
Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara



Vor uns tummelten sich nicht nur duzende große Flusspferde, sondern wir entdeckten gleich als erstes eine Flusspferdkuh mit ihrem wenige Tage alten Baby. Abseits der anderen Flusspferde ruhte die Flusspferddame mitten im Flusslauf und direkt vor unserer Terrasse mit ihrem noch recht verknittert aussehenden Baby. Wobei der kleine Wonnepropen auf der Schnauze seiner Mutter schlummerte. Weil ich es dringend vermeiden wollte Petra beim Einräumen des Zeltes im Wege zu stehen, blieb ich gleich auf der Terrasse und fotografierte die Flusspferde.
"Du kannst ruhig rein kommen, hier ist Platz genug!" rief Petra mir prompt zu,
"Ich sortiere meine Sachen heute Abend!" antwortete ich und konnte mich einfach nicht von den munteren Hippos trennen. Fragte dann aber doch:
"Hunger?"
"Ne, wenn dann nur ne Kleinigkeit!" erklärte Petra und kam auch auf die Terrasse.
Wenig später, als wir von einem leichten Lunch, zurück zum Zelt kamen, fing das Mininilpferd gerade an, auf seiner Mutter herum zu turnen. Und sah mit seiner faltigen Haut so aus, als müsste er erst noch in das Flusspferdleder hinein wachsen.

Mara Bush Camp - Private Wing, Ol Are Orok River Masai Mara

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp

Flusspferde im Ol Are Orok River, Mara Bush Camp


Eigentlich gab es keinen Grund, dass Camp zu verlassen. Neben dem Flusspferdbaby und seiner Mutter unterhielten uns die anderen Herdenmitglieder und einige vorbei ziehende Paviane. Aber wir wollten auch an diesem Tag unbedingt noch nach "unserem" Krokodil sehen. Schließlich wollte wir einen möglichen Schlupftermin nicht verpassen und fuhren deshalb wieder raus in die Savanne.
Bevor wir allerdings bei dem Nilkrokodil ankamen, stolperten wir über die beiden Geparden Brüder, die sich an diesem Nachmittag wieder zu Füßen des Rhino Ridge aufhielten. Die Beiden sahen immer noch satt aus, als wir sie neben einem kleinen Busch ruhend, antrafen. Fast direkt neben ihnen grasten Thomson Gazellen und Topi Antilopen, es machte also nicht den Eindruck als hätten sie Interesse an dieser potentiellen Beute. Auch zwei um sie herum pirschende Schabrackenschakale konnte die beiden Raubkatzen nicht aus der Ruhe bringen und so wollten wir auch nicht lange stören und fuhren nach nur einem kurzen Aufenthalt weiter.

Thomson Gazelle

Schabrackenschakal

Gepardenbrüder

Schabrackenschakal



In den Topi Plains fuhren wir noch einmal kurz das Topi Löwen Rudel an, welches sich immer noch im selben Gebiet wie am Vortag aufgehalten hatte und sahen dann nach dem Krokodil Weibchen. Tatsächlich lag das Nilkrokodil wieder an der gleichen Stelle wie an jedem der vergangenen Tage.

Nilkrokodil auf Gelege Tag 7
Nilkrokodil Weibchen - Tag 7!



Als das Tageslicht anfing fantastische Muster an den Himmel zu mahlen, warteten wir den Sonnenuntergang ab und fuhren anschließend zurück zum Mara Bush Camp. Unterwegs begegneten wir drei neugierigen Flusspferden, die in der Savanne am grasen waren und mussten unweigerlich lachen, als eines der Tiere versuchte sich hinter einem lichten Strauch zu verstecken.
"Siehst du!" lachte Petra,
"Wenn die sich immer so verstecken, dann kann man sie schon mal übersehen!"

Flusspferde

Sundowner

Sundowner



Gut gelaunt erreichten wir das Busch Camp und sahen schon von Weitem, das Lagerfeuer, des außerhalb des Camps aufgebauten Bush Dinner. Wie immer gehörte zum Bush Dinner einleckeres BBQ und eisgekühlte Drinks, weshalb wir uns beeilten den gemütlichen Platz schnell zu erreichen um unsere Füße dem Feuer entgegen zu strecken und eine gut gemixte Bloody Merry zu genießen. So endete ein spannender Tag auf eine perfekte Weise. Neben Brigitte, die wir hier im Camp, nach Jahrelanger facebook Bekanntschaft nun persönlich kennen lernen durften, waren kaum andere Gäste im Camp und so erlebten wir zusammen mit Nelson und Brigitte einen netten und unterhaltsamen Abend im Bush der Mara!
An dieser Stelle ein herzliches Jambo an Brigitte König!


Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara

Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara
Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara

Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara




Nach den letzen sehr ruhigen Nächten im Mara Eden Camp, mussten wir uns erst einmal wieder an das Gegrunze und Geschnaube der Flusspferde gewöhnen. Zwar kamen sie hier nicht bis auf die Terrasse, aber dafür unterhielten sie sich vor allem am Morgen lautstark, wenn sie zurück von ihrem nächtlichen Spaziergang kamen. Ganz abgesehen davon, dass einige von ihnen es sich nicht verkneifen konnten mit Anlauf zurück ins Wasser zu kehren. Wir hatten also einen recht natürlichen Wecker, der uns pünktlich ab 05.00 Uhr aufwachen ließ. Aber so waren wir schon angezogen und bereit für den morgendlichen Tee auf der Terrasse, bevor er gebracht wurde.


Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara Mara Bush Camp, Ol Are Orok River - Masai Mara



Nach dem Tee begann der Tag dann fast so, wie der letzte endete. Nein, nicht mit einem Lagerfeuer im Busch. Sondern mit den drei Flusspferden neben dem Fluss. Ich kann jetzt nicht sagen das die drei Morgens freundlicher drein schauen als Abends, aber sie sahen im ersten Sonnenlicht des Tages imposanter aus, als sie so vor dem Land Cruiser standen.


Flusspferde, Masai Mara



Nachdem wir am Nachmittag des Vortages viele Mitglieder des Topi Rudels verschlafen mitten in den Topi Plains gefunden hatten, wollten wir an diesem Morgen sehen, ob das Rudel vielleicht erfolgreich gejagt hatte und noch an der Beute anzutreffen oder vielleicht sogar noch auf Beutezug war und so fuhren wir ohne Umwege in die Topi Plains. Als wir die Löwen fast an der Stelle erreichten, an der wir sie gestern Nachmittag verlassen hatten, war zwar von Beute nichts zu sehen, aber dafür schritten die beiden Männchen würdevoll durch die Savanne und zeigten sich in ihrer vollen Pracht! Half Tail erkannten wir unschwer und sofort aber bei seinem Begleiter Logol mussten wir uns erst vergewissern. Wobei fest steht, dass es sich bei beiden Männchen um prächtige starke Löwen handelt.


Topi Pride, Löwin

Löwe, Half Tail

Löwe, Half Tail

Löwe, Logol

Löwe, Logol



Nachdem wir einige Zeit beim Topi Plains Rudel verbracht hatten, folgte ein sehr entspannter Tag auf und rund um den Rhino Ridge, bei dem wir bei allerbestem Wetter viel Zeit in einer friedlichen und ruhigen Mara verbrachten. Wir wollten an diesem Tage nicht weiter gezielt suchen und auf nichts warten, wir wollten einfach die Wildnis, die Zweisamkeit und die Weite der Mara so genießen wie sie kam. Denn irgend etwas passierte hier draußen in der Wildnis immer. Und wenn die großen Räuber in der Hitze des Tages ihre Mittagsruhe hielten, dann konnte man sich von Reptilien und Vögeln unterhalten lassen. Wobei wir natürlich auch die vielen Grasfresser der Mara in den letzten Tagen irgendwie etwas vernachlässigt hatten. Meist waren wir auf der Suche nach irgend welchen Raubkatzen gewesen und ich will nicht sagen, dass wir achtlos an Zebras, Giraffen, Thomson oder Grant Gazellen, Impalas,
Wasserböcken, Eland Antilopen und Dik Dik vorbei gefahren sind, aber viel Zeit hatten wir diesen Tieren bisher auf dieser Safari tatsächlich nicht gewidmet. Das sollte an diesem Tag nun anders werden.
Nachdem zwei kämpfende Kaffernbüffel Bullen die meiste Aktion des Tages geboten hatten, rundete ein majestätischer, total entspannter Elefanten Bulle neben unserem Land Cruiser den Tag ab, ehe wir zusahen wie die Sonne sich hinter ein paar wenigen Wolken versteckt am Horizont verabschiedete.

Pirschfahrt, Jörg Reinecke

Gnus

Gnus

auf Pirschfahrt in der Mara Topi

Zebras in der Mara

Zebra

Petra Reinecke auf Pirschfahrt

Kaffernbüffel

Petra Reinecke auf Pirschfahrt

Masai Giraffen
Petra Reinecke auf Pirschfahrt Masai Giraffen
Masai Giraffen

Skink
Jörg Reinecke, Masai Mara Topi

Thomson Gazellen

Grant Gazellen

Masai Strauss

Defassa Wasserbock

Sattelstorch
Zwergspint Senegaltrappe


Schabrackenschakal
Gabelracke Impalas

Raubadler Gaukler

Gnus
Marabu Hammerkop

Kaffernbüffel

Kaffernbüffel

Elefanten

Elefanten
Dik Dik Kaphase

Petra Reiencke, Sundowner in der Mara



Die Nacht war dann um einiges lauter und unruhiger als die vorherige. Nicht nur die Hippos hatten wieder lautstark zurück in das Wasser gefunden, sondern gut zwei Stunden vor ihrer Ankunft war das unverwechselbare Brüllen von Löwen zu hören. Weit konnten die Tiere nicht vom Camp entfernt sein, zu deutlich war das Brüllen in unserem Zelt zu hören. Als wir dann mit Sonnenaufgang das Mara Bush Camp verließen begegnete uns vor dem Camp einer der nächtlichen Unruhestifter. Ob es um Revierstreitigkeiten oder eine Frauengeschichte ging wissen wir nicht genau. Zwar entdeckten wir in der Nähe noch ein einzelnes Weibchen, welches dem Männchen im großen Abstand folgte, aber das Männchen schien an der Dame kein Interesse zu haben, zumindest zog er ohne sich nach ihr umzusehen quer über den OL Kiombo Airstrip in Richtung Talek River und verschwand dann zwischen den dichten Büschen neben dem Intrepid Camp. Auch diesen Löwen konnten wir im Nachhinein Identifizieren lassen und wissen so, dass es sich um Orikitok, ein Männchen der Sala Boys handelte.


Löwe, Orikitok



Während der Löwe im Dickicht verschwand, nutzten wir wieder die Furt hinter dem Intrepid Camp um den Talek zu durchqueren und fuhren dann in Richtung Mara River, wo die fünf Geparden Männchen, nach unseren neusten Informationen, am Vormittag des vergangenen Tages, irgendwo in der Nähe des Rongai Rivers ein Topi gerissen haben sollten. Zunächst immer den Talek River im rechten Augenwinkel behaltend und später auf den Mara River zu fahrend, durchquerten wir die offene Savanne und begegneten schon nach kurzer Zeit größeren Topi und Zebra Herden. Insgesamt schien sich in dieser Ecke der Mara aktuell mehr Wild aufzuhalten als in der restlichen, bisher durchquerten Mara. Je näher wir dem Rongai Fluss kamen, je größer wurden die Herden und am Rongai River selber dann, standen wir auf einmal inmitten hunderter von Zebras, Topis, Gnus und noch nie gesehenen großen Herden von Eland Antilopen. Die riesigen und größten aller Antilopenarten schienen hier regelrechte Schulen oder Kindergärten eingerichtet zu haben. Es gab Gruppen in denen 50 oder mehr Jungtiere zusammen liefen, sprangen oder einfach nur Grasten. Es war ein buntes Treiben, bei dem wie immer die Zebras am lautesten und unruhigsten waren. Die gestreiften Huftiere nutzten mehrere flache Furten vor uns im Rongai zum Trinken und durchquerten diesen Fluss auch immer wieder. Die Hengste versuchten lautstark ihre Stuten zusammen zu halten, Mütter riefen ihre Fohlen und am Wasser wurde geschubst, ausgetreten und gebissen.

Jörg Reinecke auf Pirschfahrt

Steppenzebras

Steppenzebras

Steppenzebras

Kaffernbüffel

Steppenzebras

Steppenzebras

Steppenzebras



Das Zusammenbleiben und Vorsicht am Wasser dringend geboten waren, sahen wir an diesem Morgen ein paar hundert Meter weiter, als wir auf eine Gruppe Tüpfelhyänen stießen. Die Hyänen waren gerade dabei die Reste eines Gnus zu vertilgen und rissen hierzu an dem Skelett der Beute herum. Auch hier ging es recht rüde zu und es wurde geknurrt, gebissen und dem Widersacher Knochen entrissen. Zwischen den streitenden Hyänen nutzte ein dreister, mutiger kleiner Schabrackenschakal seine Chancen und nahm sich von dem Kadaver, was er kriegen konnte. Wobei der kleine Räuber clever genug war die Hyänen niemals aus den Augen zu verlieren und immer rechtzeitig zurück wich, wenn es brenzlig wurde.

Hyänen mit Kill

Hyänen und Schakal am Kill

Hyänen und Schakal am Kill

Hyänen und Schakal am Kill

Hyänen und Schakal am Kill

Hyänen und Schakal am Kill



Als wir eine halbe Stunde später im Schatten eines großen Busches acht Löwen, die gerade den Verzehr eines Gnukalbes beendet hatten, fanden, waren wir uns nicht mehr sicher ob der Gnu Riss an der Furt nicht auch auf das Konto der Raubkatzen und nicht auf das der Hyänen ging.
Denn auch hier, um diesen Riss lauerten schon wieder mehrere Tüpfelhyänen und bedrängten die offensichtlich satten Löwen so sehr, dass diese begannen sich an das nahe Flussufer zurück zu ziehen. Auch wenn zwei der jüngeren Löwen noch versuchten Teile der Beute zu sichern, bedienten sich die, jetzt deutlich in der Überzahl, anwesenden Hyänen gierig und schnell. Während einer der getüpfelten Räuber mit dem Schädel des Gnus davon lief, stahl ein anderer ein Bein, der Rest kaute auf dem über gebliebenen Fell des Gnus herum. Dann trafen auch erste Weisrücken Geier ein und warteten geduldig. Diese Aasfresser hatten wir seit beginn dieser Safari noch so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen.


Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride

Löwen, Rongai Pride
Tüpfelhyänen Tüpfelhyänen

Tüpfelhyänen
Tüpfelhyänen Tüpfelhyänen

Tüpfelhyänen

Weissrückengeier Tüpfelhyänen

Tüpfelhyänen

Unweit der Streitereien um den Gnukadaver wanderte eine Gruppe Elefanten und ließ die Löwen und Hyänen nicht aus den Augen. Als wir uns der Herde näherten erkannten wir warum die Dickhäuter so vorsichtig waren. In ihrer Mitte befand sich ein neugeborener kleine Jumbo, dessen noch vorhandene Nabelschnur verriet, dass er erst wenige Tage, vielleicht auch erst wenige Stunden alt war. Als wir uns näherten, schirmte die ganze Herde den grauen Winzling ab und als die Elefanten weiter zogen, wich er seiner Mutter keinen Zentimeter von der schützenden Seite. Aber die Elefanten Kuh entspannte sich schnell und ließ ihren Sprößling sogar in unserer Gegenwart an ihren Zitzen saugen, ehe sie langsam weiter zog!

Elefantenkuh mit Neugeborenem

Elefantenkuh mit Baby

Elefantenkuh mit Baby

Elefantenkuh mit Baby


Wir blieben den ganzen Vormittag zwischen den Herden der Zebras, Gnus, Topis und Eland Antilopen, sahen immer mal wieder nach den satten Löwen und sahen erstaunt zu, als ein junges Zebra und eine junge Eland Antilope ganz offensichtlich mit einander spielten. Die eigentlich erwarteten fünf Geparden fanden wir an diesem Morgen nicht. Deshalb versuchte ich telefonisch Infos über die Geparden zu bekommen und erfuhr, dass diese erstaunlicher Weise heute Morgen im Mara North Sector gesehen worden waren. Sie mussten also in der Nacht gewandert sein und hatten so ca. 20 Kilometer zurückgelegt. Da uns allerdings Hyänen, Löwen und die vielen Antilopen so beschäftigt hatten, dass wir wieder einmal das Frühstück vergessen hatten, fuhren wir erst einmal zurück zum Bush Camp um unser Frühstück nachzuholen.
"Auch keine schlechte Idee!" bemerkte Petra, während wir in der Mittagszeit den vor uns planschenden Flusspferden von der Terrasse aus zusahen und brunchten.

Mara Wildlife

Mara Wildlife

Mara Wildlife



Eland

Eland

Zebra

Zebras

Zebras

Mara Bush Camp, Private Wing Mara Bush Camp, Private Wing

Mara Bush Camp, Private Wing

Mara Bush Camp, Private Wing



Seit Tagen hatte es keine Informationen mehr von der Leopardin Kaboso und ihrer Tochter gegeben und auch über den Verbleib von Bahati und ihren beiden Jungen gab es keine Neuigkeiten. Corona bremste meine sonst so gut informierten und normalerweise jeden Tag durch die Mara fahrenden Masai Kontakte aus.
"Sorry, today I´m not in the field!" bekam ich in diesen Tagen der Pandemi das ein oder andere Mal zur Antwort, wenn ich nach Standorten bzw. Sichtungen bestimmter Raubkatzen fragte. Auch aus dem Mara Bush Camp starteten im Moment nur ein oder zwei Sunworld Fahrzeuge, so das auch diese Informationsquelle nur bedingt funktionierte. Aber die Corona Lage hatte natürlich auch etwas positives! Man konnte die Mara erleben, wie vor 20 Jahren. Einsam und alleine mit dem Land Cruiser durch die Savanne fahren und keinem weiteren Fahrzeug begegnen. Ja, gute Informationen waren hilfreich, wenn man nach bestimmten Tieren suchte und vor allem, wenn man bestimmte Situationen miterleben wollte. Das hatten wir in der Zeit gelernt, als die BBC mit Jonathan Scott, Simon King und Saba Douglass-Hamilton in der Mara ihre Dokumentation Big Cat Diary drehte. Wir waren mehrfach während der Dreharbeiten in der Mara und immer beeindruckt von den mindestens 20 sogenannten Spotter Fahrzeugen, die nichts weiter machten, als den Filmteams die Aufenthaltsorte ihrer tierischen Stars mitzuteilen. Damals war die Mara noch nicht so befahren wie heute und sowohl Spotter als auch Film Crews teilten gerne ihr Wissen und ihre Informationen mit uns.

(Bild Big Cat Diary von Damals einfügen)

Und ganz gewiss ist es ja auch der Reiz einer Safari nach dem Wild selber zu suchen, langsam durch die Savanne zu rollen und auf verdächtige Bewegungen, Geräusche oder das Verhalten des Wildes zu reagieren. An sonnigen Tagen jeden Schattenspendenden Baum oder Busch an zu fahren, an Wasserlöchern zu warten oder nach Fußspuren auf den sandigen Pisten Ausschau zu halten. Den Wind durch die Nase zu ziehen, um im dichten Buschwerk Elefanten zu riechen oder den stechenden Geruch eines Kadavers aufzunehmen um Raubtiere und Assfresser zu entdecken. Langweilig war eine Pirschfahrt und ein Tag im Busch also für uns nie.

Für den Nachmittag dieses Tages nahmen wir uns mangels Informationen vor, noch einmal durch das Grasmeer der Topi Plains zu fahren und im Kaboso Jagdgebiet unser Glück am Flussufer zu versuchen. Die Topi Plains verdienten im Moment ihren Namen eigentlich nicht, den Topis hielten sich in der Ebene aktuell so gut wie keine dort auf, vereinzelt sah man Zebras, Impalas und Kaffernbüffel.
Es war nicht unbedingt ein reich gedeckter Tisch für die Löwen des Topi Pride. So wie wir es schon in anderen Jahren erlebt hatten, wenn zahlreiche Antilopen und Gazellenarten in der flachen Ebene der Plains grasten. Dennoch fanden wir einen Teil des ortsansässigen Rudels, gut genährt unter einem dichten Schattenspenden Busch liegend. Drei ausgewachsene Weibchen und fünf halbwüchsige Löwen dösten im spärlichen Schatten des Busches. Von den beiden großen Männchen, die wir vor Kurzem beim Rudel gesehen hatten, konnten wir keines entdecken.

Topi Pride



Wir hielten uns nicht lange bei den ruhenden Raubkatzen auf, sondern fuhren weiter und sahen uns, wie jeden Tag seit der Entdeckung, den vermuteten Eiablageplatz des Nilkrokodils an. Dieses Mal allerdings war ich nicht vorsichtig genug bei der Annäherung oder das Krokodil einfach nur nicht so verschlafen wie an den anderen Tagen. Auf jeden Fall flüchtete das große Reptil an jenem späten Nachmittag vor uns ins Wasser und glitt dazu die gut vier Meter hohe Böschung hinunter. Platschend landete das Urtier im, nicht all zu tiefen, Wasser und tauchte sofort unter.
Die Abwesenheit des Krokodils gab mir die Gelegenheit mir den Ablageort etwas genauer ansehen zu können. Hätten wir aus dem Verhalten des Krokodils und seiner inzwischen mehr als einwöchigen permanenten Anwesenheit an dieser Stelle nicht gewusst, das hier Krokodil Eier vergraben waren, hätten wir dem Sandplatz keine Bedeutung beigemessen. Ich machte ein paar Bilder von der Stelle wo das Krokodil eben noch gelegen hatte und auf der man noch deutlich den Abdruck der Bauchschuppen sehen konnte.

Nilkrokodil Eiablageplatz, Tag 8 Nilkrokodil Eiablageplatz, Tag 8

Nilkrokodil Eiablageplatz - Tag 8!


Nach dem Besuch bei der Nilkrokodildame, folgten wir weiter dem Lauf des kleinen Baches und stellten fest, dass der Wasserspiegel von Tag zu Tag sank. Anstatt der erhofften Leopardin begegneten wir am späten Nachmittag am Kaboso Crossing einigen Masai Giraffen und sahen ihnen eine Weile beim Fressen und Trinken zu, ehe wir in der Dämmerung zurück zum Mara Bush Camp fuhren, wo wir einen weiteren entspannten Abend am Ufer des Ol Are Orok verbrachten.

Masai Giraffen

Masai Giraffen

Masai Giraffen





- Teil V -
Die Löwen schlagen wieder zu

(hier gehts weiter - continue!)



Smelling Crossing, Masai Mara



Boko Boko - Porini, Farm and Guesthouse