Chamäleons im Boko Boko und Meeresschildkröten am Strand
Unser nächstes Ziel war das Boko Boko und unsere Route war über Malindi, vorbei an Watamu, den Kilifi Creek und Vipingo bis
zum Boko
Boko gewählt. Zunächst folgten wir noch weiter dem Lauf des Galana Rivers, ehe wir in Malindi auf die Küstenstraße bogen und
in Richtung Mombasa fuhren. Je näher wir der Küste kamen, je grüner wurde die Landschaft. Immer öfter tauchten große
Kokospalmen und Bananenbäume auf. Die Erde war immer noch rot und zusammen mit dem Blau des Himmels, dem Grün der Pflanzen
sowie den bunten Tüchern der Frauen am Straßenrand bot sich uns so ein farbenprächtiger Anblick.
Evely hielt weiterhin alles im Bild und Peter die Strecke im Video fest. Auf diese Weise fingen wir viele Eindrücke ein.
Was wir allerdings gerne nicht eingefangen hätten, waren die Baumassnahmen der neuen Küstenstraße, die aus der zwar manchmal
etwas holprigen,
einspurigen Straße einen zweispurigen, in der Mitte getrennten Highway machen sollten. Besorgt fuhren wir in Richtung
Boko Boko. Immer wieder ging mir durch den Kopf, wie es wohl vor dem Boko Boko aussehen würde, wie stark der Baulärm den
geplanten Aufenthalt von Evely und Peter beeinträchtigen würde. Man hätte mir doch Bescheid gesagt oder? Fragen über Fragen!
Dann die Erleichterung, als wir die Vipingo Region passierten hörten die Baustellen auf, der Straßenbau war also noch nicht
bis zum Boko Boko vorgedrungen. Ich war wieder beruhigt, als wir nach etwas mehr als 4 Stunden Fahrt das Boko Boko erreicht
hatten.
















Eine Ankunft mit uns im Boko Boko ist sicher immer etwas befremdlich, anstatt großer Begrüßungsrituale, gibt es meist nur ein
kurzes "hallo" und dann strömen eigentlich schon aus allen Richtungen verschiedene helfende Hände in Richtung Land Cruiser.
Während ich im Wagen stehe und Teil für Teil heraus reiche, begrüßt man noch den ein oder anderen der neu hinzu gekommen ist
und genauso nebenbei organisiere ich auch schon die Wäsche und Reinigung des Land Cruisers. Für uns ist es eben "nur" nach
Hause kommen.
Dieses Mal nahmen wir uns wenigstens die Zeit um gemeinsam mit Evely und Peter die Bungalows anzusehen und so durften die
beiden auch entscheiden welchen Bungalow sie lieber bewohnen wollten. Nachdem die beiden sich für den Bungalow Nr. 1
entschieden hatten zogen wir in Nr. 3 und waren damit auch da wo wir hin wollten und eigentlich auch fast immer waren ;-)
(Danke Peter)
Kaum waren aber die Bungalows verteilt, begann die beschriebene Einzugsmaschinerie zu laufen. Dank der vielen Helfer waren die
Bungalows schnell bezogen und das Auto ausgeräumt. Während meine treuen Helfer Augustin und Chengo schon dabei waren den Land
Cruiser zu waschen und von innen zu reinigen, gönnten wir uns erst einmal ein kühles Tusker Bier zur Begrüßung. Dann
unternahmen wir einen ersten Rundgang durch die kleine, tropische Anlage und bestaunten 20 Meter hohen, armdicken Bambus,
diverse verschiedene Palmenarten, dicke Baobab Affenbrotbäume und natürlich die Aldabra Riesenschildkröten im Garten.
Petra und ich stellten relativ schnell für uns fest, dass es sogar an der eigentlich subtropischen Küste noch nie dagewesen
kühl war. Auch hier wehte ein ungewohnt heftiger Wind. Während Evely und Peter es einfach nur als heiß empfanden, war uns
frisch.
Als wir uns dann am Abend für das Dinner fertig machen wollten und jeder in seinem Bungalow verschwand, stand nach einiger
Zeit Peter vor unserer Terrasse und wollte wissen, ob das Duschwasser bei uns auch so spärlich aus der Dusche rinnen würde.
Während ich anfing ihm die Situation zu erklären probierte Peter, zu Petras großer Belustigung aus, ob er auf irgend eine
Weise mit Jesus verwandt war und kam mir über den kleinen Teich entgegen.
Auf der anderen Seite angekommen, sah er mich neugierig an und ich erklärte Peter, dass leider alle Bungalows nur diesen
schwachen Wasserdruck haben, seine Beschwerde aber vielleicht Abhilfe schaffen könnte.
Trotz der unbefriedigenden Duschsituation schafften es alle erfrischt und wieder sauber beim Dinner im Porini Restaurant zu
erscheinen. Aus "bwana moto" war kurzfristig "bwana maji" geworden, aber am Ende hatten wir an diesem letzten Safari Abend,
nicht zuletzt wegen der Stunteinlagen einzelner, wieder viel gelacht
und noch eine ganze Weile vor unserem Bungalow gesessen und unsere Erlebnisse Revue passieren lassen. Auf diese Weise
erlebten wir einen unvergesslichen letzten Safaritag.
Boko Boko Guesthouse and Porini Restaurant - Kikambala, Mombasa North Coast













An den folgenden beiden Tagen besuchten wir zusammen den Kuruvitu und den Bamburi Beach um ein wenig in der Sonne zu faulenzen
und im Indischen Ozean zu baden. Beide Strände konnten unterschiedlicher nicht sein. Während wir am Kuruvitu Beach einfach nur
die Ruhe , den Strand und das Meer genossen, konnte man am Bamburi Beach am Strand entlang bummeln und dem geschäftstüchtigen
Treiben der Afrikaner zusehen oder sich in den Strudel der Verhandlungen ziehen lassen.
Gerade hatten wir uns am Bamburi Beach auf der frisch renovierten Terrasse des Ziwa
Restaurants niedergelassen um mit Blick auf den leider stark vom Seegras umsäumten Strand und das Meer ein leichtes Lunch
einzunehmen, da bekam ich eine Nachricht auf mein Handy:
"Hatching today! 04:15 p.m. My house!" lautete die knappe Nachricht und ich freute mich Evely und Peter nach all den
Erlebnissen und Beobachtungen der letzten Wochen nun auch noch frisch geschlüpfte Meeresschldkröten und deren Auswilderung
zeigen zu können! Obwohl wir schon öfter das Glück hatten das Ausgraben und Aussetzen der kleinen Suppenschildkröten
mitzuerleben, freuten wir uns natürlich auch für uns selber.
Allerdings setzte die Nachricht uns auch etwas unter Zeitdruck. Ein Umstand der so gar nicht nach Afrika passte!
"Trinkt ihr in Ruhe aus, ich hol das Auto rum!" sagte ich und ging alleine am Strand entlang bis zum Whithesands Beach Hotel,
wo wir den Land Cruiser geparkt hatten. Kurze Zeit später war ich mit dem Land Cruiser auf dem Gelände des Ziwa Resort und
holte Petra, Evely und Peter ab. Leider reichte die Zeit nicht mehr aus um eine Kamera aus dem Boko Boko zu holen und so
mussten wir uns wohl oder übel mit Fotos aus dem GoPro Film und von unseren Handys begnügen.

Kuruvitu Beach - Vipingo - Mombasa Noth Coast





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Bamburi Beach - Mombasa North Coast






Wir hatten Glück, an diesem Nachmittag kam Rogers Nachricht für viele sehr kurzfristig und überraschend und so waren wir vier
mit Roger, Yvonne und wenigen anderen Helfern alleine am Strand. Roger hatte vor etwas mehr als 7 Jahren begonnen, auf recht
professionelle Art und Weise, den Schutz der Meeresschildkröten und hier in erster Linie den Schlupf der kleinen Schildkröten
Babys zu überwachen und zu dokumentieren. 24 Stunden am Tag wurde der Jumba Strandabschnitt vom ihm oder lokalen Helfern
überwacht. Jede, das Meer verlassende Meeresschildkröte registriert und markiert, sowie der Standort der Eiablage mit Datum
und Uhrzeit festgehalten. Anschließend wurde dann der Schlupf der kleinen Schildkröten überwacht, gezählt und ebenfalls
dokumentiert. Auf diese Weise konnten bereits mehrere Tausend Schildkrötenbabys im indischen Ozean ausgesetzt werden und
zumindest ihr Schlupf und der kurze Weg ins Meer geschützt werden. Die erste Hürde ihres eigentlichen Lebens hatten die
Meeresreptilien dann gemeistert und dennoch würde nur maximal eines von hundert Babys überleben und entweder sein Leben als
Männchen komplett im Meer verbringen oder als Weibchen irgendwann in ca. 20 - 30 Jahren wieder genau an diesen Strand
zurückkehren um ebenfalls Eier abzulegen.
An jenem Nachmittag wollten wir zwei Nester kontrollieren und die Jungen sicher in den Indischen Ozean entlassen. Zunächst
öffneten wir zusammen mit Abdul, Rogers jüngstem Helfer die Eiablagestelle und dann holten wir nach und nach die kleinen Schildkröten
aus dem Nest bzw. dem feuchten warmen Sand. Während im letzten Jahr viele Schildkrötenbabys im Nest verendeten, weil es
unglaublich heiß war und die Eier regelrecht gekocht wurden, schlüpften die meisten Schildkröten in diesem Jahr um bis zu
eine Woche später, weil es so kalt war.
Generell war der Schutz und die Schlupfhilfe an diesem Strand wichtig, weil viele Nester sonst ganz einfach unter der Mischung
aus Seegras, Plastikmüll und anderen Dingen die eigentlich nicht im Meer herumschwimmen sollten, verschwinden würden. Die
kleinen Schildkröten hätten keine Chance ihre Nester zu verlassen und würden erbärmlich verenden.
Evely und Peter nutzten die Gelegenheit zum ersten Mal in ihrem Leben eine Minimeeresschildkröten in ihren Händen zu halten. Während
ich zusammen mit Roger und dem kleinen Abdul die Babys aus dem Nest holte, zählte und erst einmal in einen Eimer setzte.
168 lebende Babys, eine handvoll noch nicht voll entwickelter und einige unbefruchtete oder nicht entwickelte Eier konnten wir
ausgraben und somit einen neuen Jahresrekord aufstellen.
Auch aus dem zweiten Nest konnten wir etwas mehr als 100 Babys bergen und aussetzen. Einmal aus dem Eimer in die Freiheit
entlassen, stürmten die kleinen Schildkröten mit Hilfe ihrer eigentlich eher zum Schwimmen konzipierten Beine dem Meer
entgegen. Jeder war dabei sich selbst der Nächste. Die Kleinen kletterten übereinander und es sah aus, als ob sie um die
Wette rennen würden. Wobei selbst kleinste Hindernisse am Strand dabei zu tödlichen oder unüberwindlichen Barrieren werden
konnten. Weshalb wir alte Fischernetze oder im Seegras verfangenen Müll vor dem Aussetzten beseitigt hatten.
Im feuchten Sand, auf dem Bauch liegend, ließen Peter und ich die über hundert kleinen Leiber an uns vorbei krabbeln,
anschließend verfolgten wir einzelne Tiere bis ins Meer, bis wir schließlich sicher waren, dass alle ihren Start, wenn auch in
eine ungewisse Zukunft, geschafft hatten.

Jumba Beach - Turtle Patrol - Mombasa














Den unerwartet ereignisreichen Nachmittag hatten wir bei Roger am Haus beendet. Dann ging es zurück ins Boko Boko, wo wir am
Abend im "Porini Restaurant" einen traditionellen afrikanischen Abend mit Giriama Tänzen und lokalen Speisen verbrachten.
Wir hatten verschiedene lokale Speisen zusammengestellt, welche auf Bananenblättern, in Ton- oder Holzschalen serviert
wurden. Das einzige Besteck was uns zur Verfügung stand waren aus Bambus geschnitzte Löffel, ansonsten wurde mit den Fingern
gegessen. Nach Samosas und Garlic Chapatis, gab es Rote Bohnen, Sukamawiki, Katschumbari, Ugali und traditionelles Hähnchen.
Unseren vorerst letzter gemeinsamer Abend in Afrika, war so vielleicht kein kulinarisches Feuerwerk, aber auf jeden Fall
eine Erfahrung für das Leben geworden!
Boko Boko Guesthouse -Porini Restaurant - Kikambala



Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück im Boko Boko zusammen via Mombasa an die Südküste, wo Evely und Peter in der
Lesure Lodge ihren Aufenthalt
ausklingen lassen wollten. Auf der vorherigen kleinen Stadtrundfahrt in Mombasa, war besonders der Abstecher mit dem Großen
Land Cruiser durch die Gassen der Altstadt, eine besondere Erfahrung und ein weiteres Erlebnis ;-)
Als wir den Nachmittag zusammen am Strand der Lesure Lodge verbrachten, hatte Peter es sich nicht nehmen lassen, sich in beider
Namen und in einer kurzen, ergreifenden Rede bei Petra und mir für die vergangenen 19 Tage zu bedanken und so viel uns allen
am späten Nachmittag der Abschied ein wenig schwer.






Nachdem Petra und ich alleine zurück an der Nordküste waren verbrachten wir weitere 8 Tage an verschiedenen Stränden der
Nordküste oder im Boko Boko wo wir nach wie vor unsere Freunde haben, die wie eine Familie in Afrika für uns sind und mit
denen wir gerne und oft unsere Zeit an der Küste verbringen.
Wenn wir nicht gerade am Kuruvitu Beach gar nichts machten, durchstreiften wir den tropischen, grünen Garten des Boko Boko, in
dem es immer irgend etwas zu sehen gab. Besonders freute ich mich über die Entdeckung eines kleinen Lappenchamäleons, welches
ich über mehrere Tage und Nächte hinweg immer im selben Busch beobachten konnte. Für einige Tage wurde es ein festes Ritual
dem kleinen, mal hell, mal dunkel grün gefärbten Reptil, frisch gefangene Grashüpfer auf die Zweige zu setzen und dann zu
beobachten, wie der geschickte Jäger erst mit den beiden beweglichen Augen sein Ziel ins Visier nahm und dann mit Hilfe der
körperlangen, klebrigen Greifzunge die Beute "abschoss". Ganz nebenbei und vor der Ankunft neuer Gäste, wurden dann auch neue
Wasserleitungen verlegt, so dass nun endlich alle Cottages einen ordentlichen Wasserfluss in den Duschen haben.

Mombasa Serena Hotel - Shanzu Beach - Mombasa North Coast


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Kuruvitu Beach - Vipingo - Mombasa North Coast




































Aber nach knapp 2 Wochen Strand und Boko Boko Aufenthalt zog es uns wieder zurück in die Wildnis, wo wir noch einmal drei
Nächte im Leopard Lair Camp im Lumo verbrachten.
Nicht ahnend, dass auch diese wenigen Tage wieder voller unvergesslicher Erlebnisse und Beobachtungen vergehen sollten. Was
ursprünglich als ganz entspannter Aufenthalt im Bush, mit langen Ruhephasen, Ausschlafen und Sonnenbad geplant war, nahm sehr
schnell die Form unseres ganz normalen Safarialltages an. Der war zwar immer schön und spannend, aber selten erholsam.

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