Von der grünen Mara in die Dürre des Amboseli So nutzten wir alle vier die Gelegenheit am nächsten Morgen etwas länger liegen zu bleiben, schließlich war es für Petra und mich auch schon die zweite Woche im Busch, wobei ich alles andere als müde war. Allerdings wusste auch ich das gute Frühstück im Camp und den relaxten Start in den Tag zu schätzen. Peter führte Nelson beim Abschied noch stolz sein "Überlebensmesser" vor und dann verließen wir das Mara Bush Camp in Richtung Talek. "When are you coming back?" fragte Nelson und noch beim Abfahren und Petra antwortete: "end of February...or march, not sure!"
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![]() ![]() Nachdem wir vom Camp Gelände gerollt waren fuhren wir zunächst in Richtung Hippo Kadaver und dann erst zum Talek Gate. Der Flusspferd Kadaver war inzwischen von den anderen Hippos und den Krokodilen in eine andere Ecke gedrückt worden und hatte etwas an Umfang verloren, aber immer noch waren keine deutlichen Fraßspuren oberhalb der Wasserlinie zu erkennen. Wieder lagen einige recht große Nilkrokodile am Ufer und ein großer Krokodilbulle zeigte uns deutlich seine Männlichkeit, während im Fluss selber einige Nilpferde spielerisch ihre Kräfte massen. "Schade, ich hätte zu gerne gewusst was hier weiter passiert und gesehen wenn die Krokodile so richtig am Kadaver fressen!" bemerkte Peter etwas traurig über die Weiterreise.
Kaum hatten wir das Flussufer verlassen und fuhren durch kurzes, grünes Gras in Richtung Talek, beobachteten wir zwei Schabrackenschakale die ganz offensichtlich erfolgreich ein Thomsongazellenkitz gerissen hatten. Während einer der beiden dreisten Jäger mit einem Bein in die eine Richtung davon lief, trug der andere den Kopf der kleinen Antilope zwischen seinen spitzen Zähnen. Die Fahrt bis zum Talek Gate verlief dann ohne nennenswerte Wildbeobachtung oder Zwischenfälle, als wir allerdings das zweite Gate passiert und wieder in die Zentral Mara eingefahren waren, erblickten wir eine große Gruppe total entspannter Giraffen. Zehn oder mehr Giraffen lagen, den Hals in die Luft gestreckt im kurzen grünen Gras. Umringt von friedlich grasenden Impalas, Zebras, Elenantilopen, Topis und Warzenschweinen. Wobei es bei den Zebras ein wenig danach aussah, als hätten sie eine Party gehabt. Denn einige der gestreiften Huftiere kugelten sich auf dem Rücken liegend durch den Sand. Die Mara verabschiedete uns mit sehr friedliche Bildern, hatten wir doch sonst an jedem unserer gemeinsamen Tage irgend ein Raubtier getroffen, welches frische Beute hatte. Wobei wir dann doch noch, beim Wegfahren, deutlich vor Augen geführt bekamen, dass die Fleischfresser nie weit entfernt sind. Eines der jüngeren Zebras hatte eine üble, aber nicht lebensgefährliche offene Wunde am Hinterteil!
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Kaum hatten wir den friedlichen Grasfressern den Rücken gekehrt, erhielt ich zu meiner großen Freude einen Anruf von Jackson vom Cheetah Mara - Meru Projekt. "I´m together with the two Bora boys! If you like I send you the position!" Natürlich wollte ich und freute mich sowohl die Geparden zum Abschluss unserer diesjährigen Marazeit noch einmal zu sehen, als auch die Chance zu haben mich von Jackson zu verabschieden. Maps Me sei Dank, fanden wir Jackson und Geparden relativ schnell. Auch wenn der kleine Umweg etwas größer war als ich zunächst eingeschätzt hatte. Die Geparden Männchen lagen letztendlich und wieder einmal gut genährt im Schatten eines Busches, sodass wir nach einem kurzen Gespräch und dem Abschied von Jackson in Richtung Nairobi aufbrachen. "Außerdem sichert mir diese Katzensichtung heute Abend meinen Whisky!" bemerkte ich gut gelaunt, als wir weiter fuhren. "Unseren Whisky!" verbesserte mich Peter lachend. Die Geparden hatten sich ein übersichtliches Jagdrevier unweit der frisch abgebrannten Flächen ausgesucht. Die Gegend bot viel kurzes, grünes Gras, einzelne Büsche und Bäume, jede Menge Grasfresser, gute Deckung und genügend Platz für einen kurzen effektiven Sprint. Auch wenn unsere Pirschfahrt zu ihnen etwas länger als gedacht gedauert hatte, entdeckten wir sie dort, wo Jackson uns beschrieben hatte. "zum Glück haben sie volle Bäuche und sind müde!" stellte ich zufrieden fest. "Wieso zum Glück?" wollte Evely wissen. "Weil ich ungern aus der Mara fahre, wenn ich weiß, dass gleich etwas spannendes passieren könnte!" antwortete ich und fuhr nach kurzer Zeit weiter. "Hoffentlich sind sie im Februar noch Beide da und zusammen!" ergänzte Petra meine Gedanken. Kurz bevor wir die Mara verließen gönnten wir uns noch eine letzte Zigarettenpause in der Wildnis der Mara und verließen gegen Mittag, das Reservat.
![]() Nachdem wir in Narok eine kurze Pause eingelegt hatten, ging es ohne Unterbrechung weiter nach Nairobi. Spätestens nachdem wir die lange schmale Straße, die das Rift Valley hinauf führte, hinter uns hatten und anschießend in den dichten Straßenverkehr nach Nairobi eintauchten, wussten wir, dass die Zivilisation uns erst einmal wieder hatte. Und als Peter und ich dann später in Nairobi an der Ngong Road, in der Junction Mall im Carefur Markt einkauften, war Peter sich nicht einmal mehr sicher, ob er überhaupt noch in Afrika war, zu groß war das Angebot, zu hektisch das Treiben und zu unglaublich die Preise an den Regalen. "Aber die Menschen in der Großstadt sind schon anderes als unterwegs?" stellte er nachdenklich fest, als wir nach mehr als 2 Stunden wieder aus der Mall kamen und den vollen Einkaufswagen unseren Frauen präsentierten. "Was macht ihr denn so lange da drin und wer soll das alles Essen?" fragte Petra. "Ich bin unschuldig, ich durfte nur den Einkaufswagen schieben!" grinste Peter. "Außerdem musste ich ein paar der unglaublichen Preise für die Nachwelt festhalten!" präsentierte Peter seine Bilder von verschiedenen Preisschildern, wie z.B. dem großen Glas Nutella für umgerechnet 15,- Euro. Dann dauerte es einen Augenblick bis wir alles verstaut und eingepackt hatten, so dass wir am Ende erst mit Einbruch der Dämmerung in Karen im Wildebeest Eco Camp ankamen.
Da wir kurzfristig noch in der Entspannungsphase unserer gemeinsamen Safari waren, allerdings trotzdem rechtzeitig in Richtung Amboseli aufbrechen wollten, trafen wir uns am nächsten Morgen so gegen 7 Uhr zum Frühstück. Gut eine Stunde später fuhren wir dann via der Hauptstraße Nairobi - Mombasa in Richtung Emali, wo wir nach geschätzten 3 Stunden in Richtung Amboseli Park abbiegen wollten.
Wildebeest Eco Camp - Karen - Nairobi ![]()
Zwar hatten wir einen Großteil des Einkaufs im Supermarkt erledigt und eigentlich gab es auch kaum noch Platz im Fahrzeug, dennoch wollten wir noch einige frische Früchte, Tomaten, Kartoffeln und Holzkohle unterwegs am Straßenrand einkaufen. Einerseits weil es manchmal preiswerter war, zum anderen war es frischer und ganz sicher war es farbenfroher und irgendwie landestypischer! Unseren oder besser meinen gedachten Zeitplan konnte ich gut einhalten und so begannen wir ab dem Ort Emali damit an verschiedenen Ständen unsere Einkäufe zu ergänzen. Immer gehörte ein wenig Geschick und vor allem gute Laune dazu, wenn einer von uns mit den Einheimischen vor einer kleinen Hütte oder einem kleinen hölzernen Stand, am Straßenrand verhandelte. Nach und nach füllte sich der Land Cruiser und wir hatten alles zusammen, alles was wir für 6 Nächte Selbstversorgung brauchten. Während für uns die Fahrt vorbei an all den Dörfern und Ständen schon seit Jahren einfach irgendwie dazu gehörte und die Route zur Routine geworden war, begann für Evely und Peter nach der Wildnis nun erst einmal der Part: "Land und Leute". Evelys Handy auf der einen und Peters GoPro auf der anderen Seite rollten wir bewusst langsam durch die Orte und die schöne Landschaft. Nicht zuletzt durch die Bilder der beiden nahmen wir intensiv wahr, wie farbenprächtig die Tücher, wie bunt die Häuser und Hütten und wie freundlich lächelnd die Menschen am Straßenrand sind. Hatten wir doch oft das Gefühl, die Strecken würden nur aus chaotisch fahrenden Matatus, die Piste blockierenden Ziegen und Rindern sowie über die Straße wehenden Plastiktüten bestehen. Danke euch beiden für die vielen schönen Bilder für unsere gemeinsamen Erinnerungen!
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Dank der guten Straße zwischen Emali und Kimana kamen wir recht schnell voran. Allerdings staunten Petra und ich nicht schlecht, als wir kurz hinter Kimana nach rechts in Richtung Amboseli Park abbogen und anstatt, wie im Frühjahr, auf einer gut geschobenen Bushpiste, auf einer frisch geteerten Straße fuhren. "Na, dann sind wir ja trotz der ganzen Straßeneinkäufe noch gut im Zeitrahmen!" freute ich mich und hatte mich etwas zu früh gefreut. "das ist es, warum ich Afrika so liebe! Nichts geht ohne Plan B!" sagte ich als ich schon von Weitem den Staub der vor uns liegenden Baustelle sehen konnte. "Ach nö!" stöhnte Petra, "dass muss doch jetzt nicht sein!" fluchte sie und kurbelte schnell das Seitenfenster hoch. Die vor uns liegende Baustelle war ärgerlich und würde etwas Zeit kosten, dachte ich, nicht ahnend das es gar keine richtige Straße mehr gab und der Boden staubtrocken war, fuhren wir durch Pulversand, der so fein war, dass er durch die Ritzen des Autos kroch. Der Land Cruiser vor uns verschwand innerhalb von Sekunden in einer undurchsichtigen Wolke und es war unmöglich den Gegenverkehr zu sehen. Immer wieder musste ich anhalten, damit die Staubwolken sich ein wenig verziehen konnten. Zwar wehte immer noch ein ungewöhnlich starker, kühler Wind, dennoch hatten wir draußen dreißig Grad. Wir wollten also gar nicht wissen, wie viel Grad wir wohl im Auto hatten, wenn alle Fenster geschlossen waren. Jede Sekunde wo der Staub nicht ganz so stark war, kurbelte ich mein Fenster herunter und schnappte nach Luft. Petra, Evely und Peter hatten sich Tücher oder einen Schal vor das Gesicht gebunden um nicht am Staub zu ersticken. Es waren am Ende zwar nur zwanzig Minuten Chaos im Staub, gefühlt waren wir aber mehrere Stunden im Sandsturm unterwegs.
![]() ![]() Erleichtert öffneten wir wieder alle Fenster und atmeten tief durch, nachdem wir den Baustellenabschnitt passiert und wieder eine feste Straße unter den Rädern hatten. Nach nur wenigen, weiteren Kilometern erreichten wir den Abzweig zum Amboseli Bush Camp und damit unserem nächsten Ziel. Über die kleine, rote Piste waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unseren Zelten und dem traumhaften Camp zu Füßen des Kilimanjaro. Kaum hatten wir die kleine Landepiste neben dem Camp passiert, sah ich etwas irritiert einen silbernen Land Cruiser hinter den Zelten des Camps stehen. Ist etwas mit der Buchung schief gelaufen, ging es mir sofort durch den Kopf? Eigentlich sollte niemand außer uns in dem kleinen Camp sein, schließlich hatten wir, wie immer, das ganze Camp gebucht.
Erleichtert stellte ich Minuten später fest, dass man uns bereits erwartete. Die Masai, die dieses Camp betreuten empfingen uns herzlich und wollten auch sofort damit beginnen den Land Cruiser auszuräumen. Aber ich wollte erst einmal wissen wessen Auto da in "unserem Camp" stand. "Who is this?" fragte ich deshalb. "Don´t worry. He is going now, we need just some minutes to clean the tent." antwortete einer der Masai. Warum fährt er erst jetzt, dachte ich noch kurz, kümmerte mich dann aber um die richtige Verteilung des Gepäcks auf das jeweilige Zelt. Da es nur zwei Zelte gab, waren diese schnell zugeteilt und eingerichtet. Etwas länger dauerte dann die Einrichtung der Küche. Lebensmittel, Getränke, Holzkohle musste ausgeladen, Feuerholz und Wasser organisiert werden. Als ich auf die offene, unglaublich gut ausgestattete Küche zu ging, sprach mich auf einmal der vermeintliche, späte Gast an: "Jörg?" und dann dämmerte es mir sofort. "Phil?" antwortete ich fragend aber ahnend, wen ich vor mir hatte. "Yes, how are you doing. Wie war die Anfahrt, ich habe extra auf euch gewartet. Komme gerade aus Tansania und habe einige Sachen für das Camp mitgebracht! Ich hatte dir E-Mails gesendet, aber nichts von dir gehört. Ist ne Menge Bewegung rund um das Camp. Gestern haben die Löwen ganz in der Nähe ein Zebra gekillt und auch sonst kommt aktuell viel Wild ans Wasserloch" antwortete Phil, der Besitzer des Camps, mit dem ich bisher aber nur via Internet Kontakt hatte. "Schön, dass wir uns hier Treffen. Sorry, dass wir uns nicht gemeldet haben, aber wir sind schon seit mehr als zwei Wochen unterwegs und ich checke unterwegs mein Mailkonto nicht. Bis auf den Wüstenabschnitt war die Anfahrt gut und entspannt, danke!" antwortete ich und musste schmunzeln, weil ich beinnahe den Besitzer des Camps einen Platzverweis erteilt hätte. Phil erledigte noch ein paar Dinge in seinem Camp und ließ uns dann in der Wildnis zu Füßen des Kilimanjaro alleine. Ich hingegen gab Evely und Peter noch eine kurze Einweisung wo wir uns befanden und das wir auch hier mit jeglicher Art von Wild im und am Camp zu rechnen hatten. "...ihr habt die Löwen Spuren auf der Piste kurz vor dem Camp gesehen! Gestern haben sie kurz hinter der Wasserstelle ein Zebra runter gemacht" beendete ich das Briefing. Dann kümmerte ich mich erst einmal um einen Willkommensdrink. Eiswürfel waren, wie immer, bereits im großen Kühlschrank vorbereitet und Gin und Tonic hatten wir mehr als genug mitgebracht. "Das ist wie ein Traum hier!" schwärmte Evely und Peter bemerkte mit dem Daumen hoch mal wieder: "unglaublich, einfach unglaublich!" "Wir sitzen hier, mitten in der Wildnis, trinken Mittags Gin Tonic, vor uns stehen die Giraffen und haben ein ganzes Camp für uns ganz alleine. Das glaubt mir keiner!" fügte Evely hinzu und lief fast aufgeregt mit ihrem Handy in der Hand im Kreis um Bilder und Videos zu machen. "Jetzt kommen auch noch Zebras ans Wasser!" kam sie wieder zu uns in die offene Küche. Für Petra und mich war es der dritte Aufenthalt in diesem Camp und ganz sicher nicht der letzte. Das Camp, welches aus nur zwei großen Meru Zelten mit großen angebauten Badezimmern, einer perfekt ausgestatteten offenen Küche und einem halb offenen Wohn- oder Messebanda bestand, war tatsächlich ein Traum. Sowohl was die Ausstattung der Zelte, der Küche und den Wohnteil anging, als auch was die Lage direkt zu Füßen des Kilimanjaro betraff, alles war perfekt! Schade nur, das der nahe Amboseli Park nicht gerade unser Lieblings Park war. Würde dieses Camp in oder an einem anderen Park oder Reservat stehen, Petra und ich würden Wochen darin verbringen wollen.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() So machten wir an jenem Nachmittag auch nichts anderes als das Camp zu genießen. Erkundeten ein wenig das unmittelbare Gelände und freuten uns über Impalas, Gerenuks, Dik Dik, Zebras, Giraffen und Elefanten an unserer kleinen Wasserstelle. Außerdem beobachteten wir die vielen verschiedenen Vögel vor, neben oder über uns. Während Petra, Peter und ich uns um das Abendessen kümmerten, genoss Evely eine der neuen Sonnenliegen und bastelte fleißig Collagen auf ihrem Handy. Die Selbstversorgung bzw. das Kochen und Mahlzeiten zubereiten im Bush war für uns keine Belastung, im Gegenteil sie machte unsere Safaris erst perfekt. Auch wenn es natürlich schön war sich an einem Camp oder Lodge Buffet sein Lunch oder Dinner zusammen zu stellen, war alles kein Vergleich zu einem selbst gerillten Steak, einem selbst geschnibbelten Tomatensalat und schon gar nicht zu einem selbst gebackenen Brot oder einer selbst gemachten Pizza! Nicht zu vergessen die selbst gebratenen Restepfannen zum Frühstück ;-)
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![]() An jenem Abend gab es Steaks, selbst geschnittene Pommes oder Röstkartoffel und einen von Peter kreierten Tomatensalat. Während wir beim Kochen und Brutzeln viel Spaß hatten und wie jeden Tag viel gelacht wurde, meldete Evely uns regelmäßig die Neuankömmlinge am Wasserloch. Kurz vor Sonnenuntergang zeigte sich dann auch endlich der Kilimanjaro im Dunst des Abends. Wir beendeten den relaxten Nachmittag mit einem leckeren Dinner, beschlossen am nächsten Morgen, trotz der guten Wildsichtung am Camp, in den nahen Amboseli Park zu fahren und planten zum späten Frühstück dann Mittags zurück ins Camp zu kommen. Während unserer Planung, dann plötzlich ein Aufschrei: "Mach die weg. Ist die giftig!" Evely saß mit hochgerissenen Füßen und entsetztem Gesichtsausdruck auf ihrem Stuhl und starrte auf den Boden, wo eine kleine ca. 5 cm große Jagdspinne über den Teppich huschte. Unter allgemeinem Gelächter, aber auch Peters Ausruf: "Ich rette dich!" fingen wir das Spinnentier mit einem Glas ein und siedelten den armen Achtbeiner kurzerhand um. "Gibt es hier eigentlich auch Skorpione?" wollte Evely anschließend wissen und Peter antwortete in seiner bekannt charmanten Art: "Ja, sogar besonders große!" als ich dann auch noch bestätigte, dass ich vor einigen Jahren an einer Lodge unzählige besonders große, schwarze Skorpione gesehen hatte, verdrehte Evely nur die Augen. "Aber keine Angst, giftiger sind die kleinen hellen Skorpione, die gibt es hier überall. Sind aber selten zu sehen!" schloss ich meine Erklärung ab und hatte das Gefühl Evely damit nicht beruhigt zu haben. Trotz der kleinen "ekeligen" Tiere, wie Evely sie bezeichnete, kehrte bald wieder Ruhe ein und nachdem die Elefanten von der Wasserstelle in die Dunkelheit der Nacht abgezogen waren gingen auch wir in unsere Zelte.
![]() Nachts hörten wir dann einige Hyänen ganz in der Nähe und schliefen ansonsten wie die Murmeltiere. Am nächsten Morgen waren alle wieder früh auf den Beinen, einige früher, andere ein klein wenig später. Peter und ich bereiteten den ersten Tee des Tages vor und Petra verteilte die dazugehörigen Kekse auf einem Teller. Nachdem wir dann komplett waren und die Sonne sich langsam am Horizont zeigte und der Kilimanjaro sich majestätisch vor uns auftürmte, schlürften wir den heißen Tee, knabberten unsere Kekse und waren dann kurz nach 6 Uhr auch schon wieder unterwegs. Pünktlich um 6:30 Uhr standen wir am Kimana Gate des Amboseli Parks und ich bezahlte unsere Parkgebühren.
![]() Wie Evely und Peter schnell merkten, war weder die Landschaft noch die Struktur dieses National Parks mit der Wildnis der Masai Mara vergleichbar. Während die Mara trotz der Dürre, die in Kenya seit fast zwei Jahren vorherrscht, noch sehr grün wirkte, schien es im Amboseli Park auf den ersten Blick keinen grünen, fressbaren Halm mehr zu geben. Das gut angelegte Pistennetz führte durch eine staubtrockene, graue Mondlandschaft. Diese graue auf den ersten Blick trostlose Landschaft, wird geprägt durch große Schirmakazien und den mächtigen Kilimanjaro im Hintergrund. Erlebt man dann Giraffen oder noch besser graue Elefanten vor dieser Kulisse, versteht man die Faszination dieses Parks. Allerdings schrecken Petra und mich jedes mal die gut angelegten Pisten oder besser gesagt Schotterstraßen und die klare Struktur dieses Parks ab. Die wahre Wildnis sah für uns anders aus. Aber natürlich konnte man nicht leugnen, dass es man auch in diesem Park gute Wildbeobachtung haben konnte. Aktuell aber überwog der traurige Anblick hungernder und durstender Tiere. Elefanten mit hängenden Köpfen, traurigen Blicken, die regungslos am Pistenrand standen. Halb verhungerte Grantgazellen, Gnus und andere Antilopen, die mit langsamen Schritten den feinen Staub aufwirbelten, Warzenschweinen, die verzweifelt im kargen, grauen Boden nach letzen fressbaren Wurzeln gruben und vielen, viel zu vielen Kadavern frisch verendeter Huftiere. Hatten wir in der Masai Mara eigentlich nur in der Nähe des verendeten Flusspferdes den süsslichen Geruch der Verwesung in die Nasen bekommen, so wurde man im Amboseli in fast jeder Ecke mit frisch verendeten Tieren und stinkenden Kadavern konfrontiert.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Am Rande der salzhaltigen Seenplatte mitten im Amboseli, stand noch spärliches Gras, aber auch hier war der Boden salzhaltig und die Gräser somit nur schwer genießbar. Im Herz des Parks, wo neben der legendären Ol Tukai Lodge, nach wie vor die Geisterstadt der alten Amboseli Lodge aus dem, bis vor kurzem noch komplett überschwemmten Boden ragte, befindet sich gegenüber der beiden Lodgen ein von großen Doumpalmen umsäumtes Gebiet. Der Palmenwald wirkt wie eine grüne Oase in der grauen Wüste und ist das Hauptrückzugsgebiet der Amboseli Löwen. Schade nur das die einzige sinnvolle Piste durch diese Oase seit einiger Zeit für den Tourismus gesperrt ist! Wir hatten einige nette Wildbegegnungen, vor allem mit Elefanten an diesem Vormittag, aber der beißende Geruch der Kadaver überlagerte die Wildbeobachtung und trockener Staub und der Gestank der Kadaver veranlasste Petra, Evely und Peter sich Tücher vor das Gesicht zu binden. Erstaunlicher Weise beobachteten wir trotz der Dürre das ein oder andere Elefantenbaby und hofften das die kleinen Jumbos diese harte Zeit überleben würden.
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![]() Nachdem wir Peter und Evely noch die Gelegenheit geboten hatten einen Rundumblick vom Observationshügel des Parks in die Ebene zu werfen und ein klein wenig die imposante Vogelwelt des National Parks am Lake Amboseli beobachtet hatten, fuhren wir gegen Mittag zurück ins Bush Camp. Wo wir allerdings feststellen mussten, dass die Dürre auch hier ihre Spuren hinterließ und Opfer forderte. In der kleinen Wasserstelle war am Vormittag ein Zebra zusammen gebrochen. Die Masai hatten das schwache Tier bereits aus dem Wasser gezerrt. Nun lag das Zebra halb aufgerichtet neben dem Wasser, ohne es erreichen zu können. Vorsichtig näherten Peter und ich uns dem wilden Tier und ich versuchte heraus zu bekommen ob das Zebra irgend welche Verletzungen hatte oder tatsächlich vor Schwäche zusammengebrochen war. Als ich keine offenen Wunden erkennen konnte, beschlossen wir ihm etwas Wasser anzubieten oder es abzukühlen. Nachdem das Zebra aber weder an dem in einem Kochtopf angebotenen Wasser Interesse zeigte noch sonst irgendwie reagierte, versuchten wir dem Tier auf die Beine zu helfen. Mit einem beherzten Griff umfasste ich die Schweifwurzel und versuchte mit einer Drehbewegung und gleichzeitigem Drückens an der Flanke des Zebras, dieses zum Aufstehen zu bewegen. Wir starteten mehrere Versuche, mussten aber einsehen, dass das Huftier einfach zu schwach war. "Vielleicht erholt es sich heute in der kühlen Nacht ein wenig!" meinte Petra "Oder die Löwen und Hyänen holen es weg!" antwortete ich. "But thats nature! Wir können hier nichts mehr tun!" ergänzte ich.
![]() ![]() ![]() Damit wir nicht auch noch verhungerten wurde die Zubereitung des späten Frühstücks anschließend zur "Männersache" erklärt und die Mädels konnten etwas dekadent die beiden neuen Sonnenliegen ausprobieren. Stolz präsentierten wir nach kurzer Zeit gebackene Bohnen in Tomatensoße, frisch gebratene Tomaten und Speckscheiben, Wurst, Käse und natürlich Spiegeleier sowie auf dem Grill gerösteten Toast! Dazu heißen Tee und eisgekühlten Orangensaft. "ich liebe dieses Buschleben!" bemerkte ich, während wir in der offene Küche mit Blick auf den Kilimanjaro Frühstückten. Auch wenn wir hilflos mit ansehen mussten wie an der Wasserstelle ein Tier verendete. Letztendlich zeigten uns die anderen Tiere, bis hin zu den Artgenossen des Zebras, dass der ewige Kreislauf weiterlief. Denn wenn auch etwas zögerlich, so erschienen an diesem Mittag trotz des sterbenden Zebras jede Menge anderer Tiere an der Wasserstelle um zu trinken.
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![]() ![]() Evely und Petra beschlossen nach dem Lunch oder späten Frühstück nicht noch einmal mit in die Einöde des Amboseli Parks mit zu kommen. Petra wollte weder noch einmal in die traurigen Augen eines Elefanten blicken, noch andere hungernde Tiere sehen. So dass Peter und ich alleine einen späten Nachmittags Game Drive unternahmen. Eine Entscheidung, die wir nicht unbedingt bereuten, die aber auch nicht wirklich unsere Erwartungen erfüllte. Hatten wir noch am Vormittag einen strahlend blauen Himmel und Sonnenschein erlebt, so nahm der, ohnehin starke Wind, am Nachmittag immer mehr zu. Windhosen fegten durch die raue Landschaft und der von Tieren und Fahrzeugen aufgewirbelte graue und rote Staub wehte über weite Flächen des Amboseli Parks. Die Sicht war teilweise gen Null und dahin trottende Gnus, Zebras oder Elefanten erschienen in gespenstischen Wolken. Erst als wir den Lake Amboseli erreicht hatten wurde die Sicht wieder besser und der Kontrast zwischen staubiger Einöde und dem Farbenspiel am Wasser hätte gravierdender nicht sein können. Es war an diesem Nachmttag nicht die Tierwelt die beeindruckte, es war die rauhe Natur und das nackte Überleben in ihr, die uns in ihren Bann gezogen hatte. Als die Sonne anfing sich am Horizont zu verabschieden, wurde es für uns Zeit zurück ins Camp zu fahren.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Ich hatte schon zwischendurch einen kurzen Anruf von Petra bekommen: "Pizza fällt aus! Ihr Experten habt Maismehl gekauft!" Petra hatte zwar alles versucht aus dem groben Maismehl irgendwie einen brauchbaren Teig hin zu bekommen, aber alle diese Versuche waren gescheitert und die zwei Kilo Mehl gingen in den Besitz der Masai über, die sich auf frisches Ugali freuten. "Gibt jetzt Spagettis!" entschied Petra kurzer Hand und Peter fügte hinzu: "Mit Tomaten - Paprika Salat!" dann fing er auch schon an Zwiebeln zu schälen und Paprikas zu schneiden, während Petra und ich die schwere Aufgabe des Spagetti Kochens übernahmen. Auch dieses improvisierte Abendessen schmeckte uns sehr gut. Schade war nur das wir den schönen Pizzaofen bei diesem Aufenthalt nicht nutzen konnten, denn irgendwie taugte das Mehl auch nicht für einen Brotteig, zumindest kannten wir kein Rezept. Das Zebra war inzwischen and der Wasserstelle verendet. Das tote Tier wurde von den anderen Wildarten und auch von den Artgenossen argwöhnisch betrachtet und jeder Neuankömmling nährte sich extrem vorsichtig. Anscheinend waren sich die durstigen Huftiere nicht sicher ob das Zebra verendet oder von evtl. noch lauernden Raubtieren erlegt worden war. Am Ende siegte aber immer der Durst und Zebras, Antilopen, Warzenschweine, Giraffen oder Elefanten kamen zum Trinken an das Wasserloch.
"Bin gespannt wer heute Nacht an der Kadaver geht, wird wohl ne lange Nacht werden?" sagte ich und schenkte Peter und mir noch einen Drink ein. "Für mich nicht!" sagte Petra, "ich gehe ins Zelt. Wozu habe ich so ein kuscheliges Bett, wenn ich nicht rein gehe!" fügte sie hinzu und auch Evely schloss sich Petras Meinung an: "Ihr könnt gerne sitzen bleiben, aber ich brauche Schlaf!" Die Rollen waren also klar verteilt und so richteten Peter und ich uns zunächst auf eine lange Nacht mit Blick auf die Wassertelle ein. Wobei Blick auf die Wasserstelle falsch ausgedrückt war. Denn im Dunkeln konnten wir die Wasserstelle gar nicht sehen, sondern mussten sie zwischendurch immer selber ausleuchten. Was allerdings mit meinem großen Handscheinwerfer kein Problem war. Ein Problem war allerdings der eisige Wind. Nach zwei Stunden warten und einigen Whisky Cola, die uns ohnehin an diesem Abend gar nicht zugestanden hätten (keine Katzen), gaben wir auf. Zwar hatte sich zwischendurch immer wieder Wild und vor allem Elefanten an der Wasserstelle gezeigt, aber von den Fleischfressern hatte sich kein Tier sehen lassen. Etwas durchgefroren beschlossen wir auf die Geräusche der Nacht zu achten und dann evtl. wieder aus dem Zelt zu kommen. |