- Entspannte Tage und überraschende Erlebnisse mit den Katzen der Mara - Wie auch im Aruba Camp, startete unser nächster Safaritag mit einem heißen Tee vor unserem Zelt. Nach dem Tee holte ich unser Frühstück aus der Küche ab und noch bevor die Sonne sich am Horizont zeigte, pirschten wir durch die Mara. Natürlich suchten wir zunächst nach der Leopardin. Wobei wirklich suchen mussten wir sie nicht, denn kaum hatten wir den kleinen Bach erreicht, entdeckten wir sie am Rande desselben. Obwohl Faulu immer noch einen deutlich vollen Bauch hatte, pirschte sie am frühen Morgen entlang des Baches und sah sich nach neuer Beute um. Wir hatten das Glück sie knapp eine Stunde lang begleiten zu können, ehe sie sich wieder in dichteres Buschwerk zurückzog um zu Ruhen.
Nach dieser ersten frühen Leopardenbeobachtung des Tages, pirschten wir zunächst ein wenig am Ufer des Ol Are Orok und suchten vergeblich nach weiteren Raubkatzen. Aber natürlich bietet die Wildnis auch ohne Raubkatzen immer irgendetwas zum Beobachten an. Wir trafen auf eine Hyäne, die gerade dabei war einen schon verrotteten Gnukopf aus ihrem Versteck in einem kleinen Tümpel zu zerren, entdeckten in einem anderen Wasserloch eine Halswender-Sumpfschildkröte und freuten uns über verschiedene Vögel, wie z.B. Weißbrauenkuckuck, Graukopfliest, Sandhühner oder die großen Hornraben. Da es immer noch sehr früh und das gesamte Kiombo Gebiet aufgrund aufgeweichter Pisten schwer zu befahren war, entschieden wir uns doch noch einmal auf die andere Seite zu fahren. Zwar gab es auch im Rongai Gebiet trickreiche Passagen, aber grundsätzlich war es etwas trockener als entlang des Ol Are Orok. Bevor wir allerdings im Rongai Gebiet mit der intensiven Wildsuche begannen, gönnten wir uns neben einigen größeren Büschen eine kleine Pause. Das eigentliche Frühstück hatten wir auf die Mittagsstunden verschoben.
Am Ende war der Wechsel ins Rongai Gebiet wieder einmal mehr eine richtige Entscheidung gewesen, wir fanden nicht nur erneut die Leopardin Luluka, sondern verbrachten auch ein weiteres Mal Zeit mit der Gepardin Nashipai und ihren Jungen. Auch das Rongai Löwenrudel entdeckten wir irgendwo zwischen Sträuchern, schenkten den schläfrigen Raubkatzen aber wenig bis keine Beachtung. Gegen Mittag meldete sich dann unser Magen und wir suchten uns auf einer leichten Anhöhe ein ruhiges Plätzchen, um unser Frühstück als Brunch zu genießen! Das Highlight dieses Brunches war auf jeden Fall das aus dem Camp mitgenommene Schokomousse. "Only chocolate mousse?" hatte uns der Chefkoch angesehen, als er von uns eine Bestellung für das Bush Lunch aufnehmen wollte! "Ndio, only chocolate mousse! Maybe you make the portion a bit bigger!" hatte ich geantwortet. Und das mit "a bit bigger" hatte dann auch mehr als gut geklappt. "Boa, willst du meinen Rest?", fragte Petra mich, nachdem sie das, zugegeben ordentlich große Glas Mousse, zur Hälfte leer gelöffelt hatte! Natürlich wollte ich. "Thats the best lunch ever!" strahlte ich, während ich das zweite Glas leerte.
![]() In einiger Entfernung grasten friedlich einige Wasserböcke und eine handvoll Zebras. Während wir mit dem Fernglas Elefanten und eine Herde Kaffernbüffel beobachten konnten. Wir genossen die Ruhe der Mara an jenem Ort eine ganze Weile, mussten dann aber zusehen, wie immer dunklere Wolken am Himmel aufzogen. "Nicht schon wieder!", bemerkte Petra, während wir unsere Sachen zusammen packten. "Lass uns versuchen noch trocken auf die andere Seite zu kommen!" beeilte ich mich loszufahren, ehe der Regen uns erreichte. Tatsächlich schafften wir es auch noch trocken durch das sogenannte Rekero Crossing zu fahren, als wir wenig später allerdings die neue Furt am Smelling Crossing erreichten, hatte das Wetter schon wieder für Weltuntergangsstimmung gesorgt. Zwar machten uns die neu geschobenen Pisten und der felsige Untergrund die Durchquerung des Ol Are Orok leicht, dennoch war es aufgrund des Starkregens alles andere als einfach die eigentliche Furt oder Piste vor uns zu erkennen.
Aber genauso plötzlich wie der Regen gekommen war, genauso plötzlich war er an diesem Nachmittag auch wieder vorbei. Dem Wolkenbruch folgte strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Abgesehen davon, dass weiterhin ohne Allrad und ein klein wenig Know-how auf den Pisten gar nichts mehr ging, hatte der Regen auch ein Gutes. Er hatte die Leopardin Faulu aus ihrem Versteck getrieben oder gelockt. Die Leopardin lag am Rande des Baches zwischen einigen Büschen und war damit beschäftigt sich zu putzen und trocken zu lecken. Anschließend begab sie sich wieder auf die Pirsch und wir uns zurück zum Camp. Der Tag hatte für uns also mit der Leopardin begonnen und endete auch wieder bei ihr.
Kaum hatten wir am nächsten Morgen das Camp verlassen, fielen uns zunächst zwei Schabrackenschakale auf. Die kleinen Jäger verfolgten ein junges Gnu, mussten aber schnell einsehen, dass sie das galoppierende Huftier nicht einholen konnten. Enttäuscht blickten sie der verpassten Beute hinterher. Das einzelne Gnu war allerdings auch der Leopardin aufgefallen, allerdings hatte auch diese schnell erkannt, dass sie das junge Gnu nicht erbeuten konnte. Die Leopardin versteckte sich wieder im Ufergebüsch, genauso schnell wie sie aufgetaucht war. Die Begegnung in der Morgendämmerung war also nur kurz. Außer uns war nur Jonathan Scott und seine Frau mit ihrem Fahrzeug anwesend und so ergab es sich, dass wir nach einigen Jahren, wo wir uns nicht gesehen hatten, mal wieder ins Gespräch kamen. Am Ende erfuhren wir, das Jonathan die neusten Entwicklungen in der überfüllten Mara genauso skeptisch beobachtete wie wir. Wir also nicht die Einzigen waren, die die wahre Wildnis in der Mara vermissten. Nach dem informativen Gespräch mit Jonathan trennten sich unsere Wege wieder und wir fuhren entlang des Ntiakatek Rivers, wo wir uns einige grasende Flusspferde aufgefallen waren, als wir urplötzlich eine weitere Leopardin entdeckten. Die gefleckte Schönheit saß direkt am Ufer und blickte sich in der Umgebung um. "Bin mir ziemlich sicher, dass das die Leopardin ist, die wir im Regen beobachtet haben. Ist ja fast die gleiche Stelle!" erklärte ich Petra. "Dann war es gar nicht Faulu, wie wir zuerst gedacht haben?" sah Petra mich an. "Ich denke nicht!", antwortete ich. Dann machte sich die Leopardin daran weiter zu ziehen und sich vom Ufer zu entfernen. Da wir die Katze auf der anderen Uferseite entdeckt hatten, mussten wir nun möglichst schnell nach einer passierbaren Furt suchen, um den Fluss zu überqueren. Eine passende Stelle war dann grundsätzlich schnell gefunden, allerdings steckte in der Furt ein Minibus fest und zwei Ranger waren gerade damit beschäftigt den Wagen zu bergen. "Ehe ich hier warte, nehme ich lieber den Umweg über die Double Crossing Brücke!" entschied ich spontan und wendete. Etwas später als erhofft, aber im Grunde genau rechtzeitig erreichten wir die andere Seite und die Leopardin. Diese war gerade losgelaufen und durchquerte weitere offene Flächen. Ganz offensichtlich war auch sie auf Beutezug. Als die Sonne jedoch immer höher stieg und es schnell wärmer wurde, zog die Leopardin sich an das Ufer des Flusses zurück, wo sie wenig später einen großen Baum erklomm. Gut getarnt lag sie auf einem kräftigen Ast und ruhte.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Mit dem Wissen in welchem Baum und wo die, für uns unbekannte Leopardin lag, fingen wir an in Ufernähe nach weiterem Wild zu suchen. Wobei einer unserer Schwerpunkte dabei wieder die Suche nach Pythons war. Das aktuelle Wetter und vor allem die vielen Wasserlachen im nassen Gelände waren eigentlich ideal für die Suche nach den großen Schlangen. Sorgfältig blickten wir uns in den teilweise tiefen Pfützen um, entdeckten große und auch kleine Sumpfschildkröten, Frösche und Kaulquappen, nur Schlangen bekamen wir keine zu sehen. Kreuz und quer und immer mal wieder auch durch die kleinen Flüsse und Furten pirschten wir in der Nähe des Leoparden Baumes. Irgendwann wurde es uns zu warm, weshalb auch wir uns einen Baum suchten. Kletterten aber nicht hinein, sondern bereiteten in seinem Schatten unseren Frühstücksplatz vor. In Sichtweite döste ein großer Kaffernbüffel vor sich hin, am Ufer schlief ein Krokodil und auf der anderen Seite des Flusses grasten Impalas und Warzenschweine im offenen Gelände.
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![]() ![]() Nach dem Frühstück vergewisserten wir uns, dass die Leopardin noch im Baum schlief und überprüften auch das Versteck von Faulu. Beide Leopardinnen machten nicht den Eindruck als wollten sie ihre gut getarnten Verstecke vor Anbruch der Dämmerung verlassen. Aber wir hatten ja gerade erst miterlebt wie schnell ein Wetterwechsel das Verhalten der Leoparden beeinflussen konnte. An diesem Tag hielt das Wetter sich allerdings und es war schnell sehr heiß geworden. Bevor auch wir uns vor der Mittagshitze in den Schatten zurückzogen, verbrachten wir noch einige Zeit mit einer kleinen Flusspferd-Herde. Dann aber fuhren wir das nahe Mara Bush Camp an. "Wozu haben wir so ein schönes Camp, wenn wir Mittags nie reinfahren?", hatte Petra mehr als einmal angemahnt und natürlich recht. "Ein, zwei Stunden Pause, das geht schon mal!" hatte ich ihr zugeblinzelt.
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![]() Nach unserem Break im Camp besuchten wir natürlich gleich wieder die Verstecke der Leoparden. Faulu, die gut getarnt und kaum sichtbar auf einer kleinen Halbinsel, im Bachlauf lag, hatte sich anscheinend nicht einmal bewegt, so fest schien sie zu schlafen. Olakera, wie die Masai die andere Leopardin nannten, hingegen hatte sich in ihrem Baum einen anderen Ast gesucht. Ruhte aber ebenfalls noch, als wir sie am Nachmittag wieder aufsuchten. Unweit des Baumes mit der Leopardin fiel uns eine kleine, muntere Herde Elefanten im Flusslauf auf. Die Dickhäuter zogen mitten durch den kleinen Fluss und bedienten sich rechts und links an den grünen Zweigen und saftigen Grasbüscheln. Hin und wieder versuchte einer der kleineren Jumbos den Fluss zu verlassen, rutschte aber meist am glitschigen Ufer wieder zurück in den Fluss.
Am nächsten frühen Morgen dachten wir die Antwort erhalten zu haben. Anstatt der Leopardin trafen wir auf Löwen. Schon in der Nacht hatte sich das Rudel angemeldet und lautstark seine Anwesenheit verkündet. Zunächst entdeckten wir nur ein junges Männchen und zwei Weibchen, im Laufe des Tages fanden wir dann weitere Weibchen und einen der Paschas des Topi Pride. Das Wetter hatte sich zum Vorteil verändert, alle Regenwolken hatten sich vermutlich entleert, Sonne sowie blauer Himmel hatten sich wieder durchgesetzt. Grund genug für uns nach den vielen guten Katzen Sichtungen und Beobachtungen, ein klein wenig mehr das entspannte Buschleben anzugehen. Ausgedehnte Pausen in der Wildnis und im Camp sowie ein wenig "Birding" sollten den Tagesablauf der nächsten beiden Tage in der Masai Mara bestimmen. Natürlich kam es am Ende wieder ganz anders, aber wie immer der Reihe nach. Denn zunächst einmal gingen wir es wirklich ruhig an verbrachten Zeit mit den Löwen des Topi Rudels, aber freuten uns auch über diverse Vogelsichtungen, Giraffen und Antilopen. Mal standen die Grasfresser friedlich zusammen, mal waren zumindest die Männchen in heftige Revierkämpfe verwickelt. Wir genossen die Wildnis auf unseren Pirschfahrten oder beobachteten was rund um uns herum geschah, wenn wir irgendwo inmitten der Tierwelt unsere Pausen einlegten.
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![]() Hatten wir gerade erst vor einem Monat unseren Enkeln erklärt: "Wann immer ihr ein Löwen Männchen und ein Löwen Weibchen abgesetzt vom restlichen Rudel findet, habt ihr ein Honeymoon Paar gefunden. Wartet einfach maximal 40 Minuten und dann könnt ihr eine Paarung beobachten!" An diesem Tag allerdings wurden wir eines Besseren belehrt. Auch nach 90 Minuten zeigten die beiden Löwen nicht das geringste Interesse an einem Liebesspiel. Die meiste Zeit lag das Weibchen eher regungslos und schlief, während es so aussah als würde das Männchen über sie wachen. Wenn sich das Weibchen dann irgendwann bewegte und den Schlafplatz wechselte bzw. ein kleines Stück weiter zog, folgte ihr der Kater, artig und auf Schritt und Tritt, näherte sich ihr aber nicht! "Vermutlich waren die 10 Tage zusammen und haben sich einfach nur noch nicht getrennt?" stellte Petra eine erste Theorie auf.
Trotz der Anwesenheit der Löwen hatte sich die Leopardin Faulu nicht von ihrem Ruheplatz am Bachlauf getrennt. Zunächst hatten wir uns wegen der Löwen gar nicht die Mühe gemacht in ihrem Versteck nachzusehen Aber dann stellten wir fest, dass sie wieder fast den ganzen Tag an ihrem schon am Vortag ausgesuchten Schlafplatz verbrachte. So wie es aussah, schien das Versteck ja auch gut gewählt zu sein und verschaffte ihr ausgiebige Ruhephasen am Tag ohne von Hyänen oder Löwen gefunden und aufgeschreckt zu werden. Wir fuhren also zwischendurch immer mal wieder an ihrem Versteck vorbei, ohne sie an diesem Tag im offenen Gelände zu sehen zu bekommen. "Dann lass uns einen entspannten Sundowner machen!" schlug Petra überraschend vor. "Gute Idee!" stoppte ich den Land Cruiser unweit der Büsche, in denen die Leopardin verschwunden war. "Nee, nicht hier, lass uns zu unserem Baum hochfahren!", drängelte Petra, den Sundowner lieber unter einem Baum genießen zu wollen. "Die Sonne ist gleich weg und vielleicht steht ja auch schon Nelson mit Gästen dort!" warf ich ein und wollte eigentlich nicht weiter fahren. "Wenn Nelson dort ist, können wir ja wenigstens ein paar Eiswürfel abholen!" drängelte Petra weiter. "Das ist ein Argument!", sah ich ein, klappte den Tisch im Frontgrill wieder zurück und fuhr in Richtung des besagten Baumes. Wie ich es befürchtet hatte, stand dort schon ein Fahrzeug von Sunworld Safaris. Allerdings war nicht Nelson, sondern Joseph, der Manager vom Private Wing Camp vor Ort. "Hi Petra, hi Jorg. Karibu sana. Enjoy a drink with us!" lud Joseph uns sogleich ein. "No no, no, I´m sure you expect some private guest. But if you have some ice cubes for us, that will be nice!" lehnte ich die Einladung dankend ab. "But please, you have to take on drink with you!" stand Joseph vor uns. "We have all what we need in the car. Just Ice is missing!" winkten wir ab. Doch Joseph blieb hartnäckig und am Ende fuhren wir mit einem Gin and Tonic und einem Whisky mit Cola zurück zu unserem Sundowner Platz. Petra nippte kurz an ihrem Gin und prustete dann: "Boah, der hat es gut gemeint, wenn ich den Trinke musst du mich ins Camp tragen!", lachend entschärften wir ihren GT und sahen in die untergehende Sonne. Petra und Joseph hatten während ich die Drinks in Empfang nahm, etwas abseits getuschelt und mich natürlich neugierig gemacht. "Irgendetwas was ich auch wissen darf?" Fragte ich deshalb, als wir vor dem Land Cruiser standen und unsere Gläser leerten. "Nee, wieso!"
Später am Lagerfeuer erfuhr dann allerdings doch, dass Nelson eigentlich geplant hatte mich mit einem Sundowner zu überraschen und Petra nicht gewusst hatte, wie sie mich zu dem Platz hätte locken sollen. "He is never listen to me. If there is something going on with the game, we will never be in time!" hatte sie versucht Nelson die Idee auszureden. Am Ende war sie sich nicht mehr sicher gewesen, ob er auf sie hören würde und hatte deshalb darauf bestanden zu dem sogenannten Sundowner Baum zu fahren. Als Nelson sich dann zu uns ans Lagerfeuer gesetzt hatte, lachten wir noch eine Weile herzhaft über die spannenden, verunglückten Planungen der beiden, die hinter meinem Rücken stattgefunden hatten und dann endete Nelson: "So, than we do it tomorrow and there is nothing what you can say. You have to come!" ordnete er strikt und lachend an. Ich wollte natürlich nicht unsere langjährige Freundschaft aufs Spiel setzten und nickte deshalb artig: "Ok, ok we will be there!" Nachdem wir bzw. Nelson den Sundowner geplant hatte, diskutierten wir noch eine Weile über die Wildnis, die Menschen und die Tiere, bis wir schließlich bei bei der Leopardin Faulu endeten. Ihre lange Anwesenheit am nahen Bachlauf beschäftigte somit nicht nur mich. "I am very curious to see how long she will stay on this stream?" schlossen wir die Unterhaltung und gingen zum Dinner. Unser letzter Tag in der Mara startete fast analog zum Vortag mit einer Löwenbegegnung. Im Glanz der aufgehenden Sonne präsentierten sich drei Löwen Weibchen. Drei Weibchen, die ihren nächtlichen Beutezug ganz offensichtlich noch nicht beendet hatten und noch hungrig durch die Savanne zogen. Auch wenn die drei Löwinnen sich nicht die Mühe machten sich vor den grasenden Huftieren zu verbergen, waren sie auf keinen Fall abgeneigt leichte Beute zu machen, wie uns eine der Löwinnen eindrucksvoll vorführte. Abgeduckt bewegte sich die Löwin ohne jegliche Deckung langsam auf einige Zebras zu. Ihr Muskelspiel war deutlich zu erkennen und sie angespannt genug um jederzeit losspringen zu können. Aber ohne die Unterstützung ihrer Schwestern hatte die Löwin in der offenen Savanne gegen die cleveren Zebras schlechte Karten.
Auch waren die drei Damen nicht die einzigen hungrigen Raubkatzen an diesem Morgen. Kaum hatten die drei Löwinnen das Ufer des Flusses erreicht, da entdeckten wir eine weitere Löwin. Diese hielt sich zusammen mit einem halbwüchsigen Männchen am Ufer des Ol Are Orok auf. Die beiden kamen aus Richtung Rhino Rhidge Hügelkette und überquerten kurz nachdem wir sie entdeckt hatten vor unseren Augen den Fluss, um dann in Richtung des Versteckes der Leopardin Luluka weiterzuziehen. Aufgrund der frühen Entdeckung der Löwen hatten wir an diesem Morgen noch gar nicht nach der Leopardin gesucht. Ein Aufeinandertreffen der beiden Arten war nicht mehr auszuschließen.
Gespannt erreichten wir vor den Löwen die Büsche am Bachlauf und stellten erleichtert fest, dass sich die Leopardin entweder gut verborgen hatte oder in der Nacht nun doch weitergezogen war. Anstatt der Leopardin hielten sich allerdings mehrere große Elendantilopen Bullen zwischen den Büschen am Bach auf. Gespannt erwarteten wir die Ankunft der beiden Löwen, als urplötzlich die großen, schweren Elend Antilopen aus dem Dickicht gebrochen kamen und mit weiten Sprüngen flüchteten. Ihre gigantischen Sprünge über imaginäre Hindernisse waren dabei mehr als beeindruckend. So beeindruckend, dass auch die Löwen nach wenigen Schritten der Verfolgung, nur staunend zurückblieben.
Kurz nach diesem kleinen Spektakel fielen uns zwei Masai Giraffen auf. Die beiden Bullen standen dicht gedrängt zusammen und maßen ihre Kräfte. Wirklich ernst schien der Kampf nicht zu sein, aber dennoch schlugen ihre Köpfe immer wieder heftig auf dem Körper des Kontrahenten ein. Brust an Brust standen die Giraffen so da, minutenlang geschah gar nichts, dann auf einmal holte eines der Tiere, fast wie in Zeitlupe, mit dem langen Hals Schwung. Im nächsten Moment Schlug der Kopf mit den kleinen Hörnern, auf dem Hals oder Rücken des Gegners. Da eine der beiden Giraffen deutlich kleiner war als die andere, stuften wir das Ringen als harmloses Spiel ein und fuhren nach einer Weile weiter. Der blaue, fast wolkenlose Himmel über uns ließ uns die Regengüsse der vergangenen Tage fast vergessen. Die glühende Sonne über Afrika war eifrig damit beschäftigt, das Wasser von den Pisten aufzusaugen und die Landschaft abzutrocknen. Das fahren in der Mara war in den letzten beiden Tagen wieder etwas einfacher und entspannter geworden. "Erinnerst du dich an unseren Familienbaum?", fragte ich Petra, während wir durch die scheinbar unendliche Savanne der Mara rollten. "Ja, wieso?", sah Petra mich verdutzt an. "Ich glaube, genau da möchte ich heute Frühstücken!", erklärte ich und steuerte in Richtung eines großen frei stehenden Baumes, unter dessen Ästen wir vor wenigen Wochen mit unseren Kindern und Enkelkindern bereits eine entspannte Frühstückspause verlebt hatten. Mangels Platz für sechs Stühle im Auto hatten wir damals gemütlich auf einer Picknickdecke gesessen. Nun, nur zu zweit unterwegs, gönnten wir uns den Luxus eines Frühstückplatzes mit Tisch und Stühlen. Anstatt reichlich Pfannkuchen, wie ihn die Kinder geliebt hatten, gab es jetzt wieder Eier, Speck und Toast. Neugierig beobachtet von einigen Wasserböcken, genossen wir die Freiheit der Mara und hofften insgeheim, dass diese noch lange erhalten bleiben würde!
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![]() Kaum hatten wir unser Frühstück beendet, erreichte uns eine Nachricht von Elena: "Where are you? The two Bora boys had fight down an other cheetah male?" Wir versprachen Elena zu ihr zu kommen und bei der Suche nach dem vermutlich verletzten Geparden zu helfen. Die neu angelegten Pisten machten uns den Wechsel in das Rongai Gebiet einfach und nach kurzer Zeit erreichten wir Saitote, der mit seinem kleinen schwarzen Suzuki in der Nähe der Gepardin mit den Jungen über diese wachte. Von ihm bekamen wir weitere Infos und einen genaueren Standort von Elena. Gleichzeitig erfuhren wir, dass die Gepardin gestern nicht erfolgreich jagen konnte und man nun hoffte, dass sie heute nicht erneut von neugierigen und zu aufdringlichen Touristenfahrzeugen gestört würde. Nach gut 15 Minuten hatten wir zumindest Elenas, ebenfalls schwarzen, Suzuki aus der Entfernung ausgemacht. Sie fuhr entlang eines kleinen Bachlaufes und befand sich für uns auf der anderen Seite des Baches. Gerade suchte ich nach einer Möglichkeit das Wasser zu überqueren, da kam uns aus dem Gebüsch ein Gepard entgegen. Das Tier sah auf den ersten Blick alles andere als gut aus, obwohl es nicht geregnet hatte, war der Gepard nass und hatte leicht blutende Verletzungen an der linken Flanke. Wir nahmen an, dass sich der Gepard im Bachlauf verborgen gehalten hatte und nun ein anderes Versteck suchte. Auch der vorsichtige, schleichende und abgeduckte Gang verriet uns, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Die Raubkatze wollte entweder nicht gesehen werden oder hatte Schmerzen. Als uns der Gepard schließlich vor unserem Land Cruiser passierte, erkannte ich, dass es kein Männchen, sondern ein Weibchen und zwar eines mit einem dicken Bauch war! Wir folgten der Gepardin, bis sie sich unter einem kleinen Busch versteckte. Kurz darauf erschien Elena neben uns: "Good that you are here...!" Dann begann sie uns noch einmal zu erzählen was passiert war. Auch sie hatte inzwischen festgestellt, dass die beiden Bora Männchen nicht etwa ein anderes Männchen angegriffen hatten, sondern dieses Weibchen. Genau genommen die hochschwangere Nagol! Grundsätzlich gab es keine Erklärung für dieses Verhalten. Einzig der Gedanke, dass die beiden Männchen sich erneut mit Nagol paaren wollten und diese sich dagegen gewehrt hatte, machte für uns Sinn. Zumal wir wussten wir ruppig und wenig zärtlich Geparden Paarungen waren. Während Elena in der Nähe von der Gepardin blieb, suchten wir nach den beiden Männchen. Nach kurzer Zeit und gar nicht weit weg von Nagol fanden wir die beiden entspannt unter einem kleinen Baum liegend. Der Baum stand unweit der Stelle wo wir die Gepardin zuerst entdeckt hatten.
Dann trafen wir leider eine falsche Entscheidung, denn wir blieben zwischen den drei Geparden und warteten was geschehen würde. Am Ende geschah während unserer Anwesenheit allerdings gar nichts. Die Geparden Männchen lagen unter ihrem kleinen Baum am Bachlauf und das Weibchen lag verschüchtert unter ihrem Busch. "We go and have a look to the other female and the cubs!" verabschiedeten wir uns von Elena bevor wir dorthin fuhren, wo wir die Gepardin und ihre Jungen zurückgelassen hatten. Gerade noch rechtzeitig und doch zu spät erreichten wir die Gepardenfamilie. Nashipai hatte unsere Abwesenheit von knapp eineinhalb Stunden für eine erfolgreiche Jagd genutzt und hatte eine Thomson Gazelle erbeutet. Diese lag nun genau vor uns neben der Piste, während die Gepardenmutter dabei war ihre Jungen zu rufen, um sie an die frische Beute zu führen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Gepardin sich sicher genug fühlte und die Kleinen an den Kill brachte. Dann öffnete sie den frischen Kill und überließ zunächst die gesamte Beute ihrem Nachwuchs. Die Kleinen übten sich im Anspringen der Beute, bissen in die Kehle und in die Flanken der toten Gazelle oder leckten mit den rauen Zungen am Fell der Beute. Nach einiger Zeit hatten alle vier blutverschmierte kleine Mäuler. Als ihr Interesse an der Beute etwas nachließ, begann auch die Gepardin zu fressen.
Mehr als zwei Stunden beobachteten wir das Treiben und freuten uns, dass die Gepardin sich und die Jungen so ungestört sättigen konnte. Dann wurde am späten Nachmittag der Himmel erneut dunkel und wir fuhren zurück in Richtung Ol Kiombo Gebiet. Schließlich hatte ich Nelson versprochen pünktlich am Sundowner Baum zu sein. Als wir den Ol Are Orok River durchquerten, sah der Himmel alles andere als nach einer Einladung zu einem gemütlichen Sundowner aus, außerdem war es kalt geworden. Dennoch fuhr ich zum verabredeten Treffpunkt und auch wenn es tatsächlich nicht gemütlich war, so hatten wir eine Menge Spaß, ein paar gute Drinks, viel gelacht und am Ende unseren ersten Sundowner unter einem Regenschirm erlebt. Eine Erinnerung die wir nicht mehr missen möchten!
![]() Für den folgenden Tag hatten wir uns eine bisher so noch nicht zurückgelegte Strecke vorgenommen. Wir wollten vom Mara Bush Camp bis runter zur neu aufgebauten und renovierten Hunters Lodge in Kiboko fahren. 420 Kilometer für die wir 7 - 8 Stunden eingeplant hatten. "Oh no!" hatten sowohl Nelson als auch Jay zu unserer Idee gesagt. Aber wir blieben dabei ohne zu Frühstücken verließen kurz vor Sonnenaufgang das Camp. Im ersten Licht des Tages begrüßten uns direkt vor dem Camp zwei jüngere Löwen, bei denen wir allerdings nur kurz verweilten. Somit trafen wir, in unmittelbarer Nähe zum Mara Bush Camp, den dritten Tag in folge auf Löwen .
Als die Sonne sich dann am Horizont zeigte, durchquerten wir bereits das Rekero Crossing und waren wenig später auf einer der neuen "Mara Schnellstraßen" (Allwetterpisten), die uns tatsächlich zügiger als erwartet aus dem Reservat geführt haben als wir gedacht hatten. Natürlich hielten wir uns an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit und fuhren am Ende meist so um die 30 km/h. Sogar eine kurze Zigarettenpause hatten wir uns noch gegönnt bevor wir so gegen 9 Uhr das Sekenani Gate passierten. - Teil IV - Zwischenstop im Lumo Park und sonst nix außer Freunde, Sonne, Strand und Ozean (hier gehts weiter - continue!) |