Der Wilde Norden Zunächst einmal fuhren wir über die gut ausgebauten Asphaltstraßen B1 und C42 bis nach Grootfontein, wo wir unseren Getränkevorrat auffüllten sowie Grillfleisch und Biltong für den Abend kauften. Außerdem erstand ich beim Bäcker des Sparmarktes Miniberliner (die auch genau mit diesem Namen in der Auslage lagen) und zauberte so ein Lächeln in Petras Gesicht!
Die B8 zog sich schnurgerade durch nicht unbedingt aufregende Landschaft. Zwar fanden wir nach der Durchfahrt an der Kontrollstelle des Veterinärzaunes eine noch bessere und nagelneue Asphaltstrasse vor, doch die kurvenlose Strecke war ungemein ermüdend. Das wilde Afrika war noch nicht in Sicht, auch wenn die Landschaft merklich grüner wurde und anstelle der endlosen Zäune nun kleine Dörfer bzw. landestypische Höfe mit Stroh und Holzhütten am Wegesrand auftauchten. Gut 275 Kilometer hatten wir auf der B8 bis nach Rundu zurückzulegen und waren froh, als wir den quirligen Ort endlich ereicht hatten. Im Vergleich zu den bisher gesehenen Städten war es schon ein wenig mehr Afrika. Alles war etwas chaotischer und wir sahen nur noch wenige Weiße. Wir nutzten gleich die erste Tankstelle die wir entdecken konnten und mussten feststellen, dass es hier wenig, der aus Ostafrika gewohnten fröhlichen Lebenseinstellung gab. Im Gegenteil, die Stimmung war eher aggressiv, sowohl untereinander, als auch uns gegenüber!
Nach dem kurzen Tankstopp, suchten wir nach der Kaisosi River Lodge auf deren Gelände wir eine Zwischenübernachtung am Ufer des Kavango geplant hatten. Nach dem wir anscheinend die erste Zufahrtsmöglichkeit verpasst hatten erreichten wir dann gegen 16:00 Uhr unser Ziel. Hier war Namibia dann wieder alles andere als wildes Afrika. Von Außen erinnerte uns die Lodge mit ihrer schönen Holzterrasse und dem Außenbereich, an ein Restaurant welches am Elbufer im Osten Deutschlands stand und der Umstand, das auf dem Gelände Zwergkaninchen und Pfauen frei herumliefen, verstärkte auch nicht gerade das Afrika Feeling. Kaum zu glauben, das wir über den Fluss hinein nach Angola sahen.
Dennoch war der Platz nett und vor allem zweckmäßig. Wir hatten einen grünen, Rasenstellplatz und unsere eigene Toilette und Dusche sowie einen Stromanschluss. An unserem Duschhaus hing ein großes Spülbecken mit heißem Wasser aus dem Solar Heater. Alles genau richtig um Ausrüstung und Fahrzeug einmal so richtig zu entstauben und putzen. Drei Wochen waren wir inzwischen durch den Sand und Staub des trockenen Namibias gefahren, da war ein bisschen Ausfegen und entstauben vielleicht gar nicht so verkehrt, schließlich hatten wir noch eine weitere Woche im nun vermutlich etwas grüneren Namibia vor uns. Und unser Dachzelt würden wir nach dieser Zwischenübernachtung dann nur noch einmal auf dem Rückweg nach Windhuk nutzen. So der Plan A. Rechtzeitig zum Sundowner war die Ausrüstung etwas sauberer und das Zelt aufgebaut. Wir bedauerten etwas, das diese ansonsten schönen Campplätze versteckt hinter den hohen, vier Parteien Bungalows und nicht direkt am Ufer des Kavango lagen, genossen aber trotzdem unser Lagerfeuer und den Abend.
Als wir später in unserem Zelt lagen und anstatt von Löwen und Hyänen den Schrei der Pfauen hörten, flüsterte ich Petra frustriert zu: "Ist ja nur eine Zwischenübernachtung, nur eine Zwischenübernachtung!" Am nächsten Morgen kam es noch schlimmer. Während des Frühstücks rannte mir plötzlich anstatt eines Schakals oder Zebramangusten ein Zwergkaninchen zwischen den Beinen herum. Kaisosi hat sicher einen netten Campingplatz für Familien aus Windhuk, aber für uns war es irgendwie die falsche Adresse. Eigentlich wollten wir auf der Rückfahrt wieder hier schlafen, aber nun brauchten wir wohl einen Plan B.
Mahangu Safari Lodge Zunächst mussten wir aber noch einmal ca. 220 Kilometer in Richtung Osten zurücklegen. Die B8 (der Trans Caprivi Highway) die quer durch den Caprivi führt war in einem sehr guten Zustand und so erreichten wir auf guter Asphaltstrasse und vorbei an den Hütten der Einheimischen nach knapp 2 Stunden Divundu, tankten für die nächsten Tage den zuverlässigen Land Cruiser randvoll und bogen dann nach rechts auf die C 43 in Richtung Mahango Park ab. Die C 43 wurde schnell zu einer Gravelroad war aber wie alle anderen bisher befahrenen Schotter-, Salz- und Sandpisten in einem guten Zustand. So das wir bereits gegen 10:00 Uhr die Mahangu Lodge erreichten. Unterwegs passierten wir diverse kleine, einfache Dörfer mit Strohütten und Schilfrohrzäunen. Die Landschaft und die Dörfer erinnerten mich eher an Gambia und den Senegal als an Ostafrika! "Ich habe eine gute und eine Schlechte Nachricht für euch!" erfuhr ich an der Rezeption von Thorsten mit dem ich schon diverse E-Mails gewechselt hatte. "Die gute, ihr bekommt unser schönster Safarizelt, das Honeymoonzelt! Die Schlechte, das Zelt ist noch nicht fertig zum Einziehen!" "Mit beiden Nachrichten kann ich gut Leben!" antwortete ich und freute mich auf das Zelt direkt am Ufer des Kawango. Wir nutzten die Zeit und sahen uns in aller Ruhe die Lodge und die Anlage an. Neben einigen Safarizelten, die selbstverständlich, wie aus Ostafrika gewohnt, über eine eigene Dusche und Toilette verfügten, gab es noch mehrere kleine Bungalows. Die Lodge selber bestand aus einem Haupthaus mit Rezeption, kleinen Shop und einem Fernsehraum. Außerdem gab es einen kleinen normalen Pool und einen Pool direkt im Kawango. Letzterer war mit Drahtgittern gegen mögliche Krokodilbesuche geschützt. Herzstück war das mit Stroh gedeckte Restaurant und die Bar, die sich direkt am Ufer des Kawango befanden. Vor dem Steg der Lodge lagen verschiedene Boote für Exkursionen oder Angeltrips auf dem Fluss .
Schneller als erwartet konnten wir unser Zelt beziehen und waren mit Ausstattung und vor allem der Lage sehr zufrieden. Von unserer großen Terrasse hatten wir nicht nur einen guten Blick auf den Fluss, sondern auch hinüber auf die andere Seite in den Bwabwata National Park bzw. die Buffalo Core Area. Wir genossen zunächst einmal die für Namibia ungewohnt grüne Umgebung und relaxten auf unserer Terrasse auf unseren Liegen und unter Palmen. Ja, dieser Teil Namibias hatte doch schon eher Ähnlichkeit mit unserem gewohnten Afrika.
Neugierig auf bisher noch nie beobachtete Wildarten fuhren wir am Nachmittag in den Mahango National Park. Am Gate bezahlten wir die für uns unfassbare Gebühr von 90,- NAD (nicht einmal 6,- Euro) für 2 Personen und das Fahrzeug. Bei aller Freude über die geringe Parkgebühr, muss man allerdings auch dazu wissen, dass der Mahango National Park (offiziell Mahango Core Area) mit ca. 245 km² sehr klein ist und dass es im Grunde nur eine Piste entlang des Kawango Rivers und einen Rundkurs vorbei an einer Wasserstelle gibt. Also selbst im Schritttempo, ist man nach knapp drei Stunden durch den Park hindurch, bzw. wieder am Ausgangspunkt angelangt. Aber durch seine Lage direkt am Ufer des Okawango, der hier noch Kawango heißt, ist es doch recht wildreich und sogar Heimat von Raubkatzen, wie Löwen, Leoparden und Geparden. Uns interessierte er hauptsächlich wegen der Chance auf Rappen- und Roan Antilopen, sowie die Lechwe Antilopen. Die beiden Letztgenannten hatten wir bisher in freier Wildbahn noch nie beobachten können. Außerdem gab uns der Park gute Chancen den letzten Vertreter der Big Fife hier in Namibia vor die Kamera zu bekommen. Den Kaffernbüffel! Mahango Park Die Landschaft des Mahango Parks war geprägt von ausgedörrter Buschlandschaft mit wenigen grünen Bäumen und vielen trockenen Sträuchern. Hin und wieder ragten bizarre und riesige Termitenhügel aus dem sandigen Boden. Grün war es nur am Ufer entlang, wo Schilf und Papyrus das Bild prägten. Gleich die erste Pirschfahrt im wilden Norden, brachte uns die erhofften friedlichen Beobachtungen. In den Sümpfen am Kawango Ufer entdeckten wir Litschi oder Lechwe Antilopen die gemeinsam mit Impalas (hier im Norden wieder die Nominatform ohne schwarze Nasen) im üppigen Grün grasten. Dazwischen zu unserer Freude Großriedböcke! Es dauerte auch gar nicht lange und wir konnten vermelden: "Big Fife in Nambia!" Als ein erster großer Kaffernbüffel am Ufer auftauchte. Langsam rollten wir die teilweise sandige Piste, die in Ufernähe verlief entlang und nutzten jede Möglichkeit für einen Abstecher direkt an das Ufer bzw. den Rand des Sumpfes. Was jetzt in der Trockenzeit auch ohne Allrad kein Problem darstellte. Neben den erwähnten Antilopen beobachteten wir recht häufig Bushböcke und natürlich Flusspferde. In den trockeneren Gebieten des kleinen Parks trafen wir auf Große Kudus und Zebras. Erstaunlicherweise bekamen wir wenig, bis keine kleineren Tiere wie Bushhörnchen oder Mungos zu sehen. Dafür aber Grüne Meerkatzen und Paviane.
Witwenpfeifgänse (Dendrocygna viduata)
Impala Weibchen (Aepyceros melampus)
Lechwe und Impala Antilopen Großriedbock 1,0(Redunca arundinum) Großriedbock 1,0(Redunca arundinum) Cape bushbuck (Tragelaphus sylvaticus) Kaffernbüffel (Syncerus caffer) Die erste Begegnung mit Elefanten in diesem Gebiet zeigte uns gleich, dass die grauen Riesen hier nicht ganz so entspannt waren wie im Etoscha Park. Unmissverständlich zeigte uns die führende Elefantenkuh durch den in den Nacken gelegten, erhobenen Kopf, dass sie über ihr Wegerecht nicht mit uns diskutieren wollte. Auch die nervös in alle Himmelrichtungen absichernden restlichen Kühe der Herde, deuteten für uns darauf hin, dass die Elefanten hier nicht nur gute Erfahrungen mit Menschen in Fahrzeugen gemacht hatten. Angegriffen oder bedroht wurden wir von den Elefanten nicht, einzig ihr Verhalten zeigte uns, dass wir vorsichtig sein mussten. Denn die Herden bzw. Gruppen waren auch hier recht groß.
Gegen Abend, ehe wir zurück ins Camp fuhren, entdeckten wir dann nicht nur die erhofften Rappenantilopen, sondern auch die großen Roan oder Pferdeantilopen und rötliche Kuhantilopen, die auf den ersten Blick wie Topis aussahen, aber ganz sicher keine waren. Zu unsere großen Freude stelten wir später fest, dass es sich um Tsetsebee Kuhantilopen handelte! Einer Art, mit der wir im Mahango Park nicht gerechnet hatten.
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