Ein Reisebericht von:
Safari in Kenya

Text Jörg Reinecke; Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)
Mtwapa Creek, Petra u. Jörg Reinecke

Big Game am Talek River
- Safari im September/Oktober 2010; Teil 1 -


Boko Boko und die Nordküste
Mit Sonnenaufgang tauchten wir in den kenyanischen Luftraum ein und wurden durch die Flugzeugscheibe von rotgelben Sonnenstrahlen geweckt. Unter uns allerdings verhinderte eine geschlossene Wolkendecke erste Eindrücke vom afrikanischen Kontinent. Erst kurz vor Mombasa wurde die Sicht besser und ließ einen Blick auf das faszinierende Land zu. Sandpisten, die zwischen hunderten von Kokospalmen hindurchführten und mangrovenumsäumten Flussläufe in einer üppig grünen Landschaft sorgten dafür, dass wir uns schon im Landeanflug auf Mombasa wieder "zu Hause" fühlten.

Gegen 10.00 Uhr ereichten wir dann tatsächlich unser zweites zu Hause, das Boko Boko. Die Einreiseformalitäten hatten, trotz reichlich Gepäck, wenig Zeit in Anspruch genommen. Wir, meine Frau Petra und ich, hatten in zwei Zargesboxen und zwei Seesäcken, sowie dem Handgepäck, zusammen gut 100 kg dabei. Einen Großteil des Gewichtes machten hierbei die gebrauchten Stiefel aus, die für Daphne bzw. für den David Sheldrick Wildlife Trust bestimmt waren. Mit Daphne Sheldrick und Teilen ihrer Familie pflegen wir seit vielen Jahren schon einen freundschaftlichen Kontakt und unterstützen ihre Arbeit für verwaiste Nashörner und Elefanten mit Geld und Sachspenden. Da wir unsere Safari in das Hochland und in die Masai Mara geplant hatten, führte uns die Route in jedem Fall durch Nairobi und so lag ein Besuch bei Daphne praktisch auf der Strecke. Aber erst einmal wollten wir ein wenig an der Küste relaxen und die Unterwasserwelt des Indischen Ozean erkunden.

Baby Nilcrocodil

Das Boko Boko empfing uns nicht nur mit dichten, saftigen Grün, sondern hatte neben der gewohnt üppigen Pflanzenwelt noch eine weitere Überraschung für uns bereit. Im Gehege der Nilkrokodile waren völlig unerwartet eine Woche vor unserer Ankunft, 10 kleine Babykrokodile geschlüpft. Die munteren kleinen Minikrokodile schwammen im Becken umher und sonnten sich mit Vorliebe auf dem Rücken ihrer Mutter.
"Können wir vielleicht erst einmal die Kisten auspacken?" fragte Petra mich, als ich mit der Kamera im Anschlag am Krokodilgehege stand.
Sie hatte ja Recht, Zeit für die Nilkrokodile hatte ich auch später noch genügend. Außerdem mussten neben den mitgebrachten Kisten und Säcken auch noch die Kisten aus dem Haupthaus, wo ein Großteil unserer Safariausrüstung lagert, ausgeräumt werden.
Wie immer wenn wir im Boko Boko ankamen, entstand also ein emsiges Treiben, Gärtner und Fundis (Handwerker) schleppten mit mir zusammen, Tische, Stühle, Kühlboxen und Kisten zu unserem Bungalow, während Petra die Boxen auspackte und Regale einräumte, bzw. unsere Safarikisten vorbereitete. Gegen Mittag war das Meiste erledigt und wir gönnten uns erst einmal zwei Stunden Sonne und Erholung am Pool.

Boko Boko Pool Boko Boko Pool

Boko Boko Pool
Boko Boko Guesthouse

Zwischenzeitlich hatten Joachim und Yolanda uns willkommen geheißen und uns die aktuellen Neuigkeiten vom und um das Boko Boko mitgeteilt. Mit Joachim hatten wir uns erst vor wenigen Wochen in Deutschland getroffen und so gab es nur wenig, was wir noch nicht wussten. Am wichtigsten waren für uns immer die Reparaturberichte von unserem Landcruiser. Nach unserer Abreise im Februar hatte ich Joachim eine ganze Liste mit Aufgaben hinterlassen und freute mich nun, dass fast alles erledigt werden konnte. Zumindest war es auf der Liste abgehakt. Unser Wagen stand voll einsatzbereit in seinem Carport und machte einen sehr guten Eindruck. Aber das hatte er schon öfter getan, und Afrika hatte bisher immer eine Überraschung für uns parat.

KAD 643 G

Bei unserem jetzigen Aufenthalt wollten wir neben unserer zweiwöchigen Safari in das Hochland und in die Masai Mara, wieder einige Tauchgänge im Indischen Ozean machen. Im Februar hatte ich nette und gute Kontakte zu einem einheimischen Tauchlehrer geknüpft und so machten wir uns am zweiten Tag auch gleich auf den Weg Alphonso am Whitesands Hotel zu treffen und mit ihm unsere Tauchgänge, bzw. Petras Tauchkurs abzusprechen. Bei der Fahrt zum Whitesands stellten wir begeistert fest, das der Landcruiser nicht nur gut aussah, sondern, dass bis auf die Anzeige des zweiten Dieseltanks, auch alle Reparaturen erledigt werden konnten und der alte Cruiser (Jahrgang 1993) zuverlässig startete und fuhr!

Über uns leuchtete der strahlend blaue Himmel, der nur vereinzelt kleine weiße Wolken aufwies und das Thermometer zeigte bereits morgens um 10.00 Uhr 33 Grad C. Obwohl wir gerade erst angekommen waren, fühlten wir uns wieder mal, als ob wir einen Sonntagsausflug unternahmen und niemals wo anders gewesen wären. Der Askari am Whitesands Hotel salutierte wie immer und der Autowäscher auf dem Parkplatz vor dem Hotel winkte uns freudig zu.
"It´s a long time!" gab er uns zu verstehen, dass wir uns lange nicht gesehen hatten.
"Yes, it was long safari!" antwortete ich ohne zu Lügen.
Natürlich glaubte er, das wir permanent im Land sind und wir hatten nicht die Absicht ihm diesen Glauben zu nehmen.

Bepackt mit Schnorchelausrüstung und Sonnenöl betraten wir das 5 Sterne Hotel.
Zwar genießen wir es grundsätzlich mehr, einen kleinen Strand für uns alleine zu haben oder mit ein paar Einheimischen zu teilen, aber die angenehme Atmosphäre am Whitesands Hotel hatte auch ihre Vorteile. Von hier aus war es möglich direkt in den Mombasa Unterwasser National Park zu starten und gegen ein kleines Trinkgeld achteten die Askaris zwischen den Sonnenliegen stets auf unser Hab und Gut. Alphonso allerdings hatte den Standort gewechselt und war nun statt am Bamburi Beach am Kikambala Beach zu finden. Aus der Planung der Tauchgänge wurde also erst einmal nichts, deshalb entschlossen wir uns die Unterwasserwelt an diesem Tag, nur mit Flossen und Schnorchel zu erkunden. Nachdem wir im Mai die Gelegenheit hatten den Indischen Ozean um die Malediven zu erleben, waren speziell bei Petra die Erwartungen recht hoch, dazu kamen meine Berichte von guten Erfahrungen im National Park vom Februar (siehe Bericht 2010 Feb. und Tauchen im Mombasa Marine Nationalpark)

Nach knapp 1,5 Stunden mussten wir dann allerdings etwas enttäuscht feststellen, dass weder Wasserqualität noch -temperatur unsere Erwartungen erfüllen konnten. Zwar hatte ich eine Handvoll guter Bilder machen können, aber die Sicht war alles andere als gut. Außerdem empfanden wir das Wasser, vor allem ab 1 Meter Tiefe als sehr kalt. Jeder der regelmäßig in der Ostsee badet wird uns sicherlich für verrückt erklären, wer aber das Wasser des Indischen Ozeans aus den Monaten Dezember bis April kennt, der wird verstehen wovon ich spreche. Aber nicht nur das ca. 25 Grad warme Wasser kam uns kalt vor, auch der frische Wind am Strand überraschte uns.
"Sind wir verwöhnt?" fragte Petra mich fröstelnd, als wir uns auf eine Liege in der prallen Sonne legten.
"Der Wind ist nicht normal!" entgegnete ich und sichtete meine ersten Unterwasserbilder.
"Über das Gerätetauchen sollten wir noch mal nachdenken!" fügte ich hinzu.

Mombasa Marine National Park
Mombasa Marine National Park - Bamburi
Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park
Mombasa Marine National Park Mombasa Marine National Park
Muräne Blaupunktrochen

Mombasa Marine National Park

Der nächste Tag begann recht bewölkt, trotzdem entschlossen wir uns Alphi am Kikambala Beach aufzusuchen und uns weitere Informationen über unser Tauchvorhaben einzuholen. Bei unserem Treffen erfuhren wir dann auch, das das kühle Wasser und die schlechte Sicht von der äußerst starken Flut die zurzeit vorherrschte herrührte.
"In one or two weeks, the view will be better!" prophezeite Alphi uns.
"Outside the reef its ok!" fügte er hinzu.
Nachdem wir noch eine Weile mit Alphonso gefachsimpelt hatten kamen wir zu dem Entschluss unsere Gerätetauchgänge zu verschieben und wenn überhaupt, erst nach der Safari zu tauchen.

Die frisch gewonnene "Freizeit" nutzten wir für Besuche bei Freunden, Paddeltouren auf dem Mtwapa Creek, gelegentliche Schnorchelexkursionen und natürlich für Beobachtungen im kleinen Urwald des Boko Boko. Vor allem nutzte ich die Zeit um mich endlich intensiver mit den Eiablageplätzen und dem Verhalten der Meeresschildkröten zu beschäftigen. Zwar wusste ich schon seit längerem, dass sie an den Stränden der Nordküste an verschiedenen Plätzen nachts ihre Eier ablegen, aber ich wusste weder genau wo, noch zu welcher Jahreszeit.

Mtwapa Creek Mtwapa

Boko Boko Bungalow Mtwapa Creek

Eine erste Spur fanden wir am eher einsamen Beach an den Jumbo na Mtwana Ruinen. Wir entdeckten verlassene Nester und einen Hinweis auf einen "Schildkröten Trust". Als ich allerdings einige Anwohner nach genaueren Informationen befragte, bekam ich nur widersprüchliche Informationen, die uns nicht wirklich weiterhalfen. Aber dennoch einen ersten Schritt in die richtige Richtung konnten wir machen und noch ehe dieser Aufenthalt beendet war erlangten wir weitere wichtige Hinweise. Zukünftig sollte es möglich sein den Gästen des Boko Boko Exkursionen zu den Eiablageplätzen und mit etwas Glück sogar die Beobachtung der Eiablage oder den Schlupf der kleinen Schildkröten zu ermöglichen. Natürlich ohne dabei die empfindlichen Tiere zu stören oder zu gefährden.

Jumbo na Mtwana Ruinen

Im Boko Boko freute ich mich neben dem Schlupf der Nilkrokodile vor allem über die Anwesenheit von drei Siedleragamen. Die Tiere waren zwar wie an vielen Plätzen an der Nordküste in der Umgebung des Boko Boko zu finden, bis vor kurzem gab es aber keine Tiere auf der Anlage selber. Die Anwesenheit eines großen Männchens und zweier kleinerer Weibchen gab Anlass zu der Hoffnung, dass die Agamen irgendwann auch im Boko Boko häufiger anzutreffen sind, sich dort vermehren, und sich die Zahl der zu beobachtenden Tierarten damit weiter erhöhen wird.

Baby Nilkrokodil

Agama Agama

Neben der Vielzahl an Tieren, zu denen auch die quirligen Meerkatzen gehören, beeindruckt uns immer wieder Yolandas Leidenschaft für den Garten und die Farm. Speziell letztere hatte im September allerhand zu bieten. Verschiedne Chiliarten, Auberginen, Spinat, Paprika, Tomaten und Bananen, dazwischen Papaya, Mango, Vanille, Mais und Maniok wuchsen im Garten und auf dem angrenzenden Feld. Zum großen Ärger von Yolanda wurde allerdings mehr als die Hälfte der Früchte und Gemüsesorten frühzeitig, von den dreisten Meerkatzen gestohlen.
"Ich wünschte sie würden warten bis alles Reif ist und wir könnten dann teilen!" hatte Yolanda einmal zu mir gesagt.
Und so ist es ein echter Spagat, im Boko Boko auf der einen Seite die Natur zu respektieren und möglichst vielen Tieren einen Lebensraum zu bieten und dem Erhalt der Farm auf der anderen Seite. Die neben dem Porini Restaurant auch vielen der Angestellten und nicht zuletzt Yolanda selber, Nahrung liefert.

Boko Boko Bungalow
Porini Farm und Boko Boko Bungalows
Bananen
Chili
Aubergine
Paprika
Papaya

Porini Restaurant Grünemeerkatze

Boko Boko Garten

Boko Boko Bungalow Boko Boko Guesthouse

Auch ohne Geräte-Tauchgänge erlebten wir eine ereignisreiche Woche an der Küste und genossen bei meist strahlend blauem Himmel den Indischen Ozean und den tropischen Garten vor unserer Terrasse. Aber auch wenn die Tage an der Küste ereignisreich und entspannend waren und wir es problemlos noch weitere Wochen ausgehalten hätten, es zog uns voller Erwartung hinaus in den Bush, hinein in die Welt des Grosswildes.
Safari September 2010 Teil II, zu Besuch bei Daphne Sheldrick - (hier gehts weiter)