Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

www.safari-wangu.de

Abenteuer Masai Mara - erfüllte Träume zwischen wilden Katzen
- Eine Safari mit dem eigenen Geländewagen in die Masai Mara; Februar 2013 -

Wieder einmal begann das Abenteuer und die Spannung wenige Wochen vor der eigentlichen Reise.

"Sehr geehrter Herr Reinecke,

soeben hat uns die Fluggesellschaft informiert, dass Ihr Flug zur Buchung 3448532/LJWVHB gestrichen wurde. Nach Rücksprache mit der Fluggesellschaft, gibt es leider keine mögliche Alternative. Seitens Qatar Airways dürfen wir Ihnen eine kostenlose Stornierung anbieten.

Ihre Antwort erwarten wir bis zum 16.01.13 18:00 Uhr.

Bitte beachten Sie, dass das Vermittlungsentgelt laut unseren AGB's nicht rückerstattbar ist.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Linienflugteam
RMK Billigfluege.de GmbH"


Ich traute meinen Augen nicht, als ich meinen E-Mail Account öffnete. Unser Abflugdatum war der 01.02.13; wo bitte sollte ich in 14 Tagen einen bezahlbaren Ersatzflug herbekommen. Mit einer kurzen knappen Mail forderte ich mehr Informationen vom Online-Anbieter. Gleichzeitig suchte ich im Internet nach Ersatzflügen.
Türkisch Airlines 2450,- €; KLM 2890,- € pro Person fand ich begeistert einige (für uns) unbezahlbare Angebote.

Geistesgegenwärtig suchte ich auf der Webseite von Qatar Airways, ob wir überhaupt noch in der Buchung waren und was genau gestrichen wurde. Nach wenigen Klicks fand ich heraus, das Qatar Airways vor wenigen Tagen seine Flüge nach Mombasa eingestellt hatte. Drei Klicks weiter, wusste ich auch, das wir grundsätzlich noch im System waren, unsere Anreise allerdings nun in Dar Es Salam endete und unsere Rückreise ab Nairobi gebucht war. Es fehlten im Grunde also nur die Zubringer bis bzw. von Mombasa!

Licht am Ende des Tunnels, meine Laune verbesserte sich wieder etwas und es war für Umstehende wieder möglich mich anzusprechen ohne ernsthaft verletzt zu werden. Zwischenzeitlich versuchte ich noch einmal vergeblich über den Online Anbieter Billigfluege.de die Situation in den Griff zu bekommen. Resigniert wandte ich mich telefonisch direkt an Qatar Airways und siehe da, alles war überhaupt kein Problem. Überaus freundlich und zuvorkommend nahm man sich meines Problems an und nach kurzer Zeit hatten wir eine Verbindung ab Hamburg, bis nach Mombasa. Zwar glich die Anreise über München, Doha und Nairobi mit 24 Stunden Reisezeit jetzt eher einer Weltreise, am immerhin wir hatten wieder einen Flug.

Nachmittags erhielt ich dann noch eine hilflose Mail vom Online Anbieter, aber da hatte ich schon wieder richtig gute Laune!

"Sehr geehrter Herr Reinecke,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Wie wir sehen, hat die Fluggeselleschaft Ihre Flüge umgebucht.
Leider können wir nicht sehen, auf welche Flüge.
Ihrer E-Mail können wir entnehmen, dass Sie alles nötige mit der
Fluggesellschaft geklärt haben.
Gerne weisen wir Sie darauf hin, dass wir uns an die Bestimmungen der
Fluggesellschaften halten müssen und danach handeln.

Für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr billigfluege.de Team"


Es geht doch nichts über kompetente Reisebüros, dachte ich;-)

Zwar war mit der Umbuchung noch nicht der gesamte Anreisestress erledigt, aber Warnstreiks am Hamburger Airport, Winterverkehrschaos am Flughafen München und der Ausfall des von uns eigentlich genutzten Dreamliners, konnten uns nun nicht mehr wirklich aufhalten, sondern fraßen nur etwas an unseren Nerven ;-)


2 Wochen später landeten wir, etwas übermüdet, morgens in Mombasa. Der Himmel war eher grau als blau und die Temperatur hielt sich mit 24 Grad C. absolut in Grenzen.
"Es ist kalt hier!" bemerkte ich zu Petra, meiner Frau, als wir aus dem Flugzeug stiegen.

Willy, der vor der Ankunftshalle wartete, erwies sich wieder einmal als zuverlässiger und treuer Taxifahrer. Schnell waren unsere Kisten und das restliche Gepäck in seinem gelben, frisch gewaschenen Toyota Kombi verladen und wir verließen das Flughafengelände. Willy versorgte uns mit den ersten Neuigkeiten über Politik, Land, Leute und das Wetter.
"Since one week, the sky is like this!" deutete er mit der schwarzen Hand in den grauen Himmel.
"But there is no rain!" erfuhren wir, das es zwar seit Tagen bedeckt, aber kein Regen gefallen war.

"Na ja, langsam aklimatisieren, ist auch nicht so schlimm!" kommentierte Petra die Situation, während wir vorbei an braun weißen Ziegen und Rindern, hölzernen Hütten und einer immergrünen Landschaft mit vielen Kokospalmen fuhren. Das heißt, eigentlich schlichen wir eher, als das wir fuhren.
"I love your Mombasa - travic!" raunte ich Willy hinüber, der konzentriert versuchte sich im immer dichter werdenden Verkehr einen Weg durch Matatus (Sammeltaxis), überladene Lkws, alte Land Rover und kostspielige Geländewagen zu bahnen. Tiefschwarze, schwitzende Menschen mit großen, schwer beladenen Handwagen und Radfahrer mit geschätzten 200 Eierpappen auf dem Gepäckträger machten den Verkehrsfluss nicht einfacher.

Irgendwann hatten wir auch das Dauerchaos in Bombululu passiert und die schmutzigen Hütten hinter uns gelassen, so dass die Fahrt zügiger wurde. Nach insgesamt mehr als einer Stunde erreichten wir das Boko Boko - Guesthouse!

Dank des bedeckten Himmels und einer leichten Brise, klebte unsere Kleidung noch nicht komplett an unseren Körpern und wir räumten erst einmal unsere sieben Sachen relativ sortiert in unseren Bungalow, ehe wir uns umzogen um ein wenig Ruhe am Pool zu finden.

Nach zwei relaxten Stunden in der warmen Luft Afrikas, fühlte ich mich ausgeschlafen und streifte voller Neugier und Tatendrang durch den tropischen Garten des Boko Boko. Ich organisierte den Transport unseres restlichen, hier im Boko lagernden Safari-Gepäcks zu unserem Bungalow; sorgte dafür, dass unsere Stühle und der Tisch wieder auf unsere Terrasse kamen und wagte einen ersten Rundumblick auf unseren Land Cruiser. Wie erwartet war ich nicht begeistert über den augenscheinlichen Zustand des Wagens. Es fehlten Radbolzen und der Zustand der Hinterräder, war mehr als bedenklich. Die Scheibenwaschanlage war vermutlich Opfer der, herumtobenden, Affen geworden und der Rost hatte weiter am grünen Lack gefressen. Aber wichtig war, das die die Maschine und das Getriebe vernünftig liefen, alles andere waren Kleinigkeiten. Um Maschine und Technik hatte Yolanda (Besitzerin Boko Boko) sich gekümmert und auch eine neue Batterie hatte sie zu unserem Glück auch besorgt. ÖL und Wasser waren ok. und der Verlust von Bremsflüssigkeit, sollte sich in den Griff bekommen lassen, dachte ich während ich die Motorhaube wieder zufallen ließ!
Es war also nichts weiter als der ganz normale afrikanische Wahnsinn, der einen Erwartet wenn Sachen längere Zeit nicht selbst beaufsichtigt werden!
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Nach dem Land Cruiser galt meine Aufmerksamkeit der Tierwelt im Boko Boko. Ich besuchte die Aldabra Riesenschildkröten und während ich über die verschlungenen Wege der Anlage in Richtung des Krokodil Geheges ging, umflatterten mich bunte Schmetterlinge und an den Stämmen der verschiedenen Palmen, huschten die kleinen Taggeckos vor mir in Deckung. Dort wo die Sonne durch das jetzt dichte Blätterdach brach, saßen kleine braune Echsen (Skinke) und genossen die warmen Strahlen und wer genau hinsah, konnte im großen Teich die Sumpfschildkröten entdecken.

Aldabra Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea



Zufrieden stellte ich fest, das der Aufgang zum Nilkrokodilgehege neu befestigt wurde und als ich meinen Hals über die hohe Mauer der Krokoanlage streckte, traute ich meinen Augen kaum. Noch ehe ich auch nur eines der großen Krokodile wahrnahm, entdeckte ich einen Haufen weißer Eier. Die noch feucht glänzenden Krokodileier mussten frisch sein.
"Alex, did you know about the croco eggs?" fragte ich einen der Fundis (Handwerker)
"hapana!" verneinte Alex
"Please, bring me the alu ladder from the mainhouse!" forderte ich ihn auf mir eine Leiter zu besorgen.

Wenig später hockte ich vorsichtig im Krokodilgehege und evakuierte 20 frisch gelegte Krokodileier. Vorsichtig verstaute ich die Eier, ohne dabei ihre Ursprungslage zu verändern, in einem Eimer. Immer wieder sah ich mich dabei nach den sieben, inzwischen schon gut 3 Meter langen Nilkrokodilen um. Die großen Echen lagen verteilt im Gehege und im Wasser und rührten sich nicht. Diesmal schien sich niemand für mich zu interessieren. Bei einer ähnlichen Aktion, damals mit geschlüpften Babykrokodilen, war ein Mutterkrokodil, drauf und dran mich im wahrsten Sinne des Wortes, um ein Bein kürzer zu machen!

Nilkrokodile

Eier von Nilkrokodilen

Jörg Reinecke sammelt Krokodileier ein Nilkrokodileier

"Muss das immer sein, was soll jetzt mit den Eiern passieren!" fragte Petra wenig begeistert von meiner ersten Exkursion. "Die Eier kommen bei dem anderen Jungtier mit rein und zwei Eier kommen zu Karsten und Chrischi!" erklärte ich Petra das zwei Eier zum kontrollierten Schlüpfen zu unseren Freunden nach Mtwapa sollten.

Auch wenn ich seit dem Umzug des Boko Boko an die Nordküste, die Strandnähe manchmal vermisste, in solchen Momenten wie diesen, wusste ich warum wir seit vielen Jahren immer wieder ins Boko Boko zurückkehrten und die Anlage unser Zuhause in Kenya geworden war.

Als ich am nächsten Morgen die hölzerne Tür unseres Bungalow öffnete, begrüßte mich strahlender Sonnenschein und ein blauer Himmel. Bis zu unserer geplanten Safari war noch knapp eine Woche Zeit, also genug Zeit für kleinere Reparaturen am Land Cruiser, Zeit neue Reifen zu kaufen, Zeit die Safariausrüstung zu sortieren und auch Zeit für Freunde und für den Indischen Ozean und seine weißen Strände in Kikambala, Nyali, Bamburi oder Mtwapa.

im Boko Boko Guesthouse
im Boko Boko Guesthouse im Boko Boko Guesthouse

Nyali Beach



Nach knapp einer Woche relaxter Vorbereitung brachen wir auf in Richtung Tsavo, wo wir am Rande des National Parks, im Ngutuni Reservat eine erste, entspannte, Nacht im Bush verbringen wollten. Irgendwann hatten wir uns durch den lauten, dichten Verkehr in Mombasa und Umgebung gequält und folgten dem Mombasa - Nairobi Highway in Richtung Nairobi. Die neue Asphaltstraße wies teilweise schon wieder üble Löcher auf und der starke LKW Verkehr machte die Fahrt nicht unbedingt entspannter. ich sehnte mich nach den Zeiten, in denen die Straßezustände beängstigend waren und die wenigen, meist überladenen LKW´s nur langsam voran kamen.

"Endlich frei!" lösten wir unsere Sicherheitsgurte, als ich in Richtung Ngutuni Lodge auf die Buschpiste abbog. Wenig später passierten wir das Gate und rollten langsam und entspannt durch die rote Landschaft des Tsavo bzw. des Ngutuni Reservates. Rumpelnd überquerten wir die Gleise der Mombasa - Uganda Bahn und erinnerten uns der Elefanten, die wir vor wenigen Monaten auf den Schienen beobachtet hatten. Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch des Gebietes, im Oktober, entdeckten wir dieses Mal nur wenig Wild, in der mit grünen Büschen und trockenen Bäumen bewachsenen sonst roten Landschaft.

Die Idee, im privaten Schutzgebiet auch wieder eine Nachpirschfahrt zu unternehmen, um nach Wildkatzen und anderen nachtaktiven Tieren zu suchen, legten wir nach Ankunft im Reservat wieder auf Eis. Die hohe teilweise dichte Vegetation machte die Suche nach kleinen Säugetieren erstens sehr schwer und zweitens hätten wir kaum eine Chance gehabt, die aufgestöberten Wildarten auch nur annähernd vernünftig zu fotografieren.

An der verhältnismäßig großen Wasserstelle der Lodge, wurden wir allerdings nicht enttäuscht. Im und um das Wasser hielten sich ca. 200 Kaffernbüffel auf. Ehe wir uns auf das Wild konzentrierten konnten, bezogen wir eines, der einem Hotelzimmer gleichenden, Zimmer und nutzten die Aussicht von unserer Terrasse für die Beobachtung der Kaffernbüffel. Später beim Lunch kamen dann auch die ersten "roten" Elefanten an die Wasserstelle. Große Schwärme von Blutschnabelwebervögeln schwirrten durch die Luft und am Ufer der Wasserstelle standen einige alte Marabus.

Rotschnabelwebervögel
Ngutuni Lodge and Game Reserve - Tsavo

 Ngutuni Lodge
Ngutuni Lodge Ngutuni Lodge

Ngutuni Lodge

Ngutuni Lodge


Der Zwischenstopp in der Ngutuni Lodge verkürzte nicht nur die Etappe nach Nairobi, sondern belohnte uns auch mit einigen netten Aufnahmen von Tsavo Elefanten und Büffeln. Immer wieder zog uns die Mischung aus roter und grüner Wildnis in ihren Bann. Als später in der Dunkelheit eine Löwin an der Wasserstelle erschien und ohne zu zögern in Richtung der inzwischen etwas abseits der Lodge ruhenden und schlafenden Büffel weiter zog, sahen wir dies als gutes Ohmen. Zwar konnte ich nur kurz beobachten wie die Raubkatze die Büffelherde anpirschte, da ich es vermeiden wollte die Katze mit meinem starken Handscheinwerfer zu verraten und die Jagd zu vereiteln.

Es war unerwartet kühl in dieser ersten Nacht im Bush und angesichts der vielen geplanten Safarinächte gingen wir verhältnismäßig früh schlafen. Auch wenn immer mal wieder einer von uns aus dem Fenster sah um sicher zu gehen, dass wir an der Wasserstelle nichts wesentliches verpassten. Aber wie schon geschrieben, machte die eher hohe dichte Vegetation es schwer, die kleineren nächtlichen Besucher zu beobachten. Einzig ein paar Zebramangusten und ein Pärchen Schabrackenschakale entdeckten wir noch in dieser Nacht.

Am nächsten Morgen weckten uns die ersten Sonnenstrahlen und das grollen eines Elefanten, direkt vor unserer Terrasse. Der große, rote Kollos war dabei sich mit Schlamm und Wasser zu bewerfen und zu bespritzen.

Ngutuni Lodge


Wie gewohnt sah ich noch vor dem Frühstück kurz nach dem Land Cruiser und stellte zufrieden fest, dass es unter dem Wagen (wie sonst üblich) keine Ölflecken gab und ich auch ansonsten keinerlei Mängel feststellen konnte. Wir Frühstückten mit Blick auf die Wasserstelle und einige Elefanten, warteten noch kurz die Ankunft einer weiteren Büffelherde ab, die sich laut blökend angekündigt hatte und brachen dann auf in Richtung Nairobi.

Kaum auf der Hauptstraße angekommen freuten wir uns wieder über den LKW-Verkehr auf der einspurigen Route! Trotzdem erreichten wir ohne weitere Zwischenfälle gegen 16.00 Uhr den Stadtrand von Nairobi und reihten uns artig in den Berufsverkehr ein. Zwar genoss der große Land Cruiser so etwas wie eingebaute Vorfahrt gegenüber den Stadt-PKWs der Hauptstadtbewohner, dennoch benötigt wir fast 2 Stunden um bis in den Vorort Karen bzw. die Langata Road vorzudringen. Um uns nicht noch einmal in das Verkehrschaos stürzen zu müssen fuhren wir zunächst das neue Einkaufszentrum, an der Abzweigung nach Magadi an und nahmen ein spätes Lunch im Jaffa Coffee House. Unsere Entscheidung im Freien, mit Blick auf das Auto zu sitzen hatten wir schnell revidiert; es war kalt, es war sogar Arschkalt! Kurz entschlossen zogen wir uns in das Innere des Restaurants zurück und aßen dort unsere bestellten Club Sandwich. Müde von der insgesamt achtstündigen Anfahrt erreichten wir wenig später das Wildebeest Eco Camp und freuten uns über die zunächst recht ruhige, grüne Umgebung.

Im Wildebeest Camp bezogen wir, wie im vergangenen Oktober, ein einfaches, aber großes Zelt mit ordentlichem Bett. Die Einrichtung aus Bett, Safe und Ablage für unsere Kleidung war absolut ausreichend. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit flüchteten wir dann vor der abendlichen Kälte Nairobis unter unsere wärmende Bettdecke. Anfangs lauschten wir den Geräuschen des nahen Busches und bemerkten zum Glück nur noch im Halbschlaf die Partymusik in der Nachbarschaft.
Irgendwann, mitten in der Nacht kamen dann auch Sabine und Michael im Wildebeest Camp an. Das sie nicht mit uns als Empfangskomitee rechnen brauchten, hatten wir den Beiden schon in Deutschland mit auf den Weg gegeben. Sabine und Michael wollten uns auf unserer diesjährigen Safari in die Masai Mara begleiten und kamen direkt aus Deutschland nach Nairobi.

Gegen Morgen hörte ich erstaunt das Heulen und Kichern einer Hyäne! Wenig später, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Zeltwand leuchteten, war ich hell wach. Die lange Nacht und der Schlaf hatten gut getan und ich war bereit für eine lange intensive Safari. Es dauerte auch nicht lange, da ließen unsere neuen Begleiter sich vor den Zelten sehen.
"Jambo!" lächelte Sabine und huschte in Richtung der Duschen.

Beim Frühstück, mit Blick auf den neu entstandenen großen Teich des Camps, besprachen wir noch einmal den Ablauf der nächsten Tage und blieben dabei, erst einmal alles in Ruhe angehen zu lassen und einen entspannten Tag in Karen und Umgebung zu verbringen, um dann ausgeschlafen und voller Tatendrang am folgenden Tag in Richtung Masai Mara zu starten. Für Micha und Bine war es der zweite Aufenthalt in Kenya und nach dem kurzen Besuch von Tsavo und Amboseli im letzten Jahr ihre zweite Safari. Diesmal nicht als Rundtour von Park zu Park, sondern ganz privat mit viel Zeit für Landschaft und Tierwelt! Natürlich hatten beide ganz bestimmte Erwartungen und ich wusste, dass es an mir war, diese Erwartungen zu erfüllen.

Wildebeest Eco Camp - Nairobi
Wildebeest Eco Camp - Nairobi / Karen

Wildebeest Eco Camp - Nairobi Wildebeest Eco Camp - Nairobi

Wildebeest Eco Camp - Nairobi Wildebeest Eco Camp - Nairobi

Wildebeest Eco Camp - Nairobi


Ich hatte mir für Petra und mich und natürlich für die beiden eine intensive Safari in Sachen Wildbeobachtung aber auch die nötige Ruhe und Zeit für besondere Momente vorgenommen. Deshalb fingen wir auch gleich diesen ersten Tag relaxt an und ich gab den beiden die Gelegenheit erst einmal ihre neue Umgebung und ihr erstes Camp zu erkunden, ehe wir Aufbrachen um uns Karen anzusehen.
"Ich habe vom Giraffen Center gelesen, wart ihr da schon mal und können wir da hinfahren?"
fragte Sabine,
"Ich war vor ein paar Jahren Mal vor der Tür!" erinnerte ich mich an den Tag und an die große Plattform, die für mich den Charme eines schlechten Zoobesuchs hatte.
"Ist sehr touristisch, aber eine Chance Giraffen zu füttern und anzufassen!" entgegnete ich wenig begeistert von der Idee. "Ich liebe Giraffen!" antwortete Sabine und fällte damit auch gleich die Entscheidung.
Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen sollten!

Wie erwartet war nicht nur der Parkplatz, sondern auch die Plattform zum Giraffenfüttern mehr als überfüllt. 1000,- Kenya Shilling Eintritt waren für uns dann auch zunächst Grund genug nicht mit in das Center zu gehen. Als ich allerdings ein Schild zu einem "Natur Trail" entdeckte der im Preis inbegriffen war und feststellte, das man als "Residenz" nur 200,- KSH zu zahlen brauchte, betraten auch wir das Center.
Ich machte einige Aufnahmen von der total verzückten Sabine, die es genoss als ihr die gefleckten Langhälse mit der langen, blauen Zunge über die Hand fuhren, interssierte mich aber viel mehr für das Giraffe Manor, ein zum Hotel umgebautem alten Herrenhaus inmitten eines üppig grünen Garten und mit direktenm Kontakt zu den Rothschildgiraffen! Leider wurde im vornehmen, luxeriösem Haus gerade das Lunch gereicht, als ich auf der Terrasse mit dem Manager über eine Besichtigung verhandelte.

Giraffe Center Nairobi
Giraffe Center and Manor Lodge - Nairobi / Karen

Giraffe Center Nairobi Giraffe Center Nairobi

Giraffe Center Nairobi


Deshalb führte ich unsere Kleingruppe, statt in den Garten des Herrenhauses, auf den Natur Trail.
"was erwartet uns hier?" fragte Petra mich,
"Mit etwas Glück Giraffen im Bush!" entgegnete ich, während wir uns über schmale Pfade durch dichtes Gestrüpp drängten oder auf kleinen Wegen auf und ab stiegen. Wir entdeckten kleine Bushhörnchen und verschiedene Vögel im dichten Laubwerk und Micha filmte sein erstes Wild. Irgendwann überquerten wir einen kleinen Bach und stießen wenig später auf ein Hinweißschild.
"Stop - End of Nature Track!"
"Ab jetzt wird es interessant, bleibt bitte dicht zusammen und hinter mir!" Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht, während Petra, Michael und Sabine noch neben dem Hinweisschild standen und über meine Worte nachdachten, stand ich vor zwei großen Rothschildgiraffen.
Ich winkte die drei heran.
"langsam und leise!" versuchte ich mit ruhigen Worten zu vermitteln.
"denkt bitte daran, wir sind nicht im Zoo, auch wenn diese Giraffen den Anblick von Menschen kennen!" Ich dirigierte Sabine und Michael vor die Giraffen und wir bestaunten die graziösen, großen freien Tiere aus ca. 10 Meter Entfernung.
"Das ist so schön, guck mal wie hübsch das Köpfchen ist!" strahlte Sabine, während Michael versuchte jede Minute im Video festzuhalten. Köpfchen? Dachte ich an den mächtigen Schädel der Giraffe. Andächtig standen wir vor den Giraffen, ehe wir nach einiger Zeit, den Rückweg zum Fahrzeug antraten.

"Asante sana!" bedankte ich mich bei Micha und Bine.
"Ohne euch wären wir vermutlich nie hier her gefahren!"

Giraffe Center Nairobi

Giraffe Center Nairobi Giraffe Center Nairobi

Giraffe Center Nairobi


Nachdem wir einen kurzen Blick auf das alte Haus von Tanja Karen Blixen (Out of Africa) geworfen hatten, fuhren wir weiter um den David Sheldrick Wildlife Trust zu besuchen.

Gerade mal ein Jahr war es her, das ich Daphne zuletzt gesehen hatte und dennoch war in dieser Zeit die Zufahrt zu ihrem Haus und den Elefanten zum wiederholten Male umgebaut und verlegt worden. Trotz dem Anfahrt "matata" waren wir überpünktlich auf dem Parkplatz zum Trust. Die Besuchszeit abends um 17.00 Uhr ist den Paten der Elefanten vorbehalten und bietet den Besuchern die Möglichkeit ihre Schützlinge etwas privater zu Besuchen, als die Menschenmassen, die Mittags den Platz stürmen. Einige Paten warteten schon auf ihren Einlass.
"Is Daphne at home!" fragte ich den mir unbekannten Keeper auf dem Parkplatz, während ich mit Petra zu Daphnes Haus ging!
"Yes she is, but....!"
"It´s ok, we are friends!" beruhigte ich den Keeper und wir gingen weiter. Sabine und Michael mussten zunächst mit der
Besuchergruppe warten, ich wusste, wie ungern Daphne ungeladene Gäste auf ihrer Terrasse sieht!

Unterwegs trafen wir Edwin, einen der dienstältesten Keeper.
"Is she in!" fragte ich ihn.
Edwin nickte. Wir klopften am Küchenfenster. Daphnes Kopf erschien im Fenster.
"Oh, Georg, please come in!" unsere Namen waren seit eh und je ein Zungenbrecher in Kenya und so wurde schon vor vielen vielen Jahren für Daphne und ihre Familie (wie auch für viele andere) aus Jörg - Georg und aus Petra - Peter. (englisch ausgesprochen!)

Wir saßen eine ganze Weile in dem, einem Museum gleichenden, kleinen Wohnzimmer von Daphne und tauschten private wie auch allgemeine Infos aus. Natürlich ging es auch um die bevorstehende Wahl, ihre Kandidaten, die Rolle der Chinesen bei der immer schlimmer werdenden Wilderei und auch um Daphnes neues Buch. Das Buch muss ihr sehr viel bedeutet haben, zumindest habe ich Daphne seit langem nicht mehr so entspannt erlebt wie an diesem Tag. Während meiner vergangenen Besuche, war sie so sehr mit dem Schreiben beschäftigt gewesen, das sie kaum vom PC in ihrem Büro aufgesehen hatte während wir uns unterhielten.

Daphne bot uns an, den Waisenelefanten entgegen zu gehen, die ja jeden Moment aus dem Bush zur Stockade zurückkehren mussten. Wie nebenbei erwähnte sie, dass Virginia MCKenna, die weibliche Hauptrolle aus dem alten (1966) Spielfilm Born Free und Darstellerin von Joy Adamson auch gerade bei den Waisen im Bush sei.
(https://www.google.de/search?q=Virginia+McKenna&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a)

Zunächst holten wir Sabine und Michael vom Parkplatz ab und dann gingen wir vier in den Bush des Nairobi National Parks!
"Hier hört der Spaß auf, bleibt bitte hinter mir und in meiner Nähe!" forderte ich Micha und Sabine auf, Petra wusste wo sie sich befand! Als ich das verdutzte Gesicht von Sabine sah, ergänzte ich:
"Wir sind hier in der Wildnis des Nairobi Parks, die Nähe zu Daphnes Haus schützt uns nur wenig vor Raubkatzen und noch weniger vor Kaffernbüffeln, die hier in der Gegend häufig sind!"
Als ich die erklärenden Sätze sprach, erinnerte ich mich an das zerrupfte Stachelschwein, welches ein Leopard fast unmittelbar neben dem Haus erlegt hatte und an die Löwin, die ich an einem der Nachmittage von der Terrasse aus beobachtet hatte. An der unbedarften Art und Weise wie Sabine und Michael sich dann im Bush bewegten, erkannte ich allerdings, dass die Botschaft noch nicht ganz angekommen war. Wie auch dachte ich, nichts deutet hier im friedlichen Busch auf Gefahren hin.

Wir trafen unweit des alten Hauses von Jill und J.F. auf die zweite Gruppe der Minijumbos, die erste Gruppe mit den ganz Kleinen war inzwischen bereits in der Stockade angekommen. Eine Weile verweilten wir mit der Elefanten Gruppe auf dem Steinplateau unweit von Jills Haus, ehe wir zusammen mit den roten, übermütigen Elefanten zur Stockade zurückkehrten. Während Sabine und Michael den Elfanten bis in ihre Nachtquartiere folgten und zusahen wie die Waisen ihre Flasche bekamen, zogen wir uns auf die Terrasse von Jills altem Haus zurück und schwelgten in Erinnerungen an alte vergangene Zeiten! Wir erinnerten uns, an die Tage an denen unsere Tochter Jenny zusammen mit Daphnes Enkeltöchtern Emely und Zoe im Staub vor dem Haus mit Kuchenformen spielte. An die gemütlichen Nachmittage mit Jill und J.F., die wir auf dieser Terrasse verbracht hatten und an die Begegnungen mit den Spitzmaulnashörnern Magnum, Magneta und Makosa! Bei dem Gedanken an die Nashorn Waisen, fiel mir plötzlich Solio wieder ein.
"He is comeing and going as he likes!" hatte Daphne uns erklärt, dass das junge Spitzmaulnashorn Soilo, bei dessen Rettung auf der Solio Ransh wir damals dabei waren, kommt und geht wie es ihm gefällt. (siehe Bericht 2010sep_2.html)
"Normally he sleeps in his stockade and went out early morning !" hatte Daphne ergänzt!

David Sheldrick Wildlife Trust
bei Daphne Sheldrick und ihren Waisen Elefanten - Nairobi
www.sheldrickwildlifetrust.org/


David Sheldrick Wildlife Trust
David Sheldrick Wildlife Trust David Sheldrick Wildlife Trust

David Sheldrick Wildlife Trust


"Mit etwas Glück kommt Solio gleich rein" sagte ich Petra die die fast zugewachsene Aussicht aus der Hängematte genoss! Als ich um das Haus herum kam, erschien Solio gerade von seinem täglichen Ausflug in die Wildnis. Daphne hatte uns erklärt, das er guten Kontakt zu anderen wilden Nashörnern im Park hat und eine unheimliche Hilfe für das inzwischen ganz erblindete Nashorn Maxwell ist.
Solio kam wie immer auf leisen Sohlen, stoppte kurz an dem großen halben Wasserfass vor seiner Stockade, soff etwas Wasser und ging dann wie gewohnt in seinen "Schlafsaal"! Im Nachbargehege wartete Maxwell bereits auf ihn.

bei Daphne Sheldrick
Wiedersehen mit Solio und Erinnerungen an alte Zeiten

bei Daphne Sheldrick bei Daphne Sheldrick
bei Daphne Sheldrick bei Daphne Sheldrick



Als wir wenig später wieder bei Daphne im Wohnzimmer standen um uns zu verabschieden, trafen wir auch Angela, ihre jüngste Tochter und lernten Virgina MCKenna kennen. Aus dem kurzen Abschied wurde wieder eine längere Unterhaltung, man dankte uns für die mitgebrachten Erste Hilfe Güter und lobte noch einmal die Qualität der damals mitgebrachten Stiefel. Angela und ich erörterten eine Möglichkeit für den Lufttransport weiterer Stiefel und wir versprachen auch weiterhin Verbandsmaterial, Springerstiefel und auch weitere Spendengelder zusammeln und mitzubringen. Für uns war es ein sehr interessanter und informativer Nachmittag und Micha und Bine hatten zum ersten Mal in ihrem Leben Kontakt zu halbwilden Elefanten!
"Was wir heute schon alles erlebt und gesehen haben und wir sind gerade erst angekommen!" bemerkten die beiden beim preiswerten, exotischen Dinner in einem der Imbisse des Einkaufszentrums!

Auch für Petra und mich war es ein schöner und informativer Tag gewesen und so schliefen wir voller Erwartung auf die kommenden Safaritage entspannt in unserem Safarizelt ein.

Nach einem kurzen Frühstück im Wildebeest Eco Camp brachen wir auf und fuhren über die Orte Karen und Kikuju auf die alte Nairobi - Nakuru Straße. Wie gewohnt schnaufte der alte Land Cruiser bei jeder Steigung und ließ mich deutlich spüren, das er gut beladen war. Neben dem Gepäck und reichlich Trinkwasser für vier Personen, Tischen und Stühlen waren nun ja auch wieder insgesamt 180 Liter Diesel an Bord.

Der Himmel war klar und es sah nach einem sonnigen heißen Tag aus, als wir einen kurzen Stopp an der Abbruchkante zum Rift Valley machten. Sabine und Michael machten einige Fotos und ein wenig Video und hatten dabei Mühe die geschäftstüchtigen, aufdringlichen Händler auf Abstand zu halten.
"Bei unserer letzten Safari haben wir an diversen Souvenirshops angehalten und Pause gemacht!" erklärten uns die beiden.
"Wenn ihr gerne möchtet, halte ich gerne für euch an einem der Läden an" grinste ich zurück. Beide schüttelten energisch die Köpfe. Petra lachte!


- Teil II -
Abenteuer Masai Mara - erfüllte Träume zwischen wilden Katzen

(hier gehts weiter!)



Boko Boko Guesthouse, Kenya