Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos

Text Jörg Reinecke; Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)

Acinonyx jubatus

Abenteuer Masai Mara - erfüllte Träume zwischen wilden Katzen
- Eine Safari mit dem eigenen Geländewagen in die Masai Mara; Februar 2013 -
Teil II

Die Straße zwischen Nairobi und Narok war gut ausgebaut und geteert und so kamen wir recht zügig voran. Unterwegs im Rift Valley sahen wir erste Impalas sowie Thomson und Grant Gazellen. In Narok nutzte ich unseren Tankstop um noch einmal einen Blick auf alle Schrauben und Muttern am Land Cruiser zu werfen und die Frauen stellten fest, dass es angenehmer war irgendwo im Bush zu hocken, als an der alten Kenol Tankstelle auf die Toilette zu gehen!

Im Januar des letzten Jahres war ich mit Freunden über die Sekenani Route aus der Mara nach Narok zurück gefahren, damals war man gerade dabei die Straße auszubessern und Teile neu zu asphaltieren. In Nairobi hatte ich im Wildebeest Camp über die neue Straße mit einem Safari Guide gesprochen und erfahren, das die Straße in sehr gutem Zustand und auch trocken war. Zuversichtlich wählte ich also nach unserem Tankstop die Sekenani Route und bog kurz hinter Narok links auf die Asphaltstraße. Wir fuhren zunächst bis kurz hinter die kleine Ortschaft Ewaso Ngiro, wo wir unerwartet am Schlagbaum gestoppt wurden.
"Do you have your smart card?" fragte mich der Beamte in Unifom. Natürlich hatte ich noch keine der neuen personalisierten Smart Cards und schüttelte den Kopf. Als ich verneinte, wurde ich aufgefordert die Parkgebühren für die nächsten 9 Tage an dem Counter im kleinen Banda neben der Straße zu bezahlen. Nachdem ich ein großes Bündel grüner Scheine bezahlt hatte, bekam ich eine ordentliche Quittung, getrennt nach US$ und Kenya Shilling und dann konnten wir weiterfahren!

Auf guter Straße kamen wir zügig voran und freuten uns über eine recht grüne Landschaft, Masai Hirten mit Ziegen, Schafen und Rindern und kleine Dörfer aus Lehm oder Blechhütten. Je weiter wir uns von Narok entfernten, je öfter bekamen wir auch Wild zu sehen und in den Lotoia Plains entdeckten wir reichlich Gnus und Zebras. Ich stoppte.
"Es lohnt sich sie hier zu fotografieren! Im Reservat selber, werden nicht mehr viele Gnus sein!" erklärte ich unseren Begleitern. Micha, Bine und auch ich nutzten die Gelegenheit für einige Bilder von den Gnus, unter denen auch einige hochträchtige Tiere waren.

Gnus, Wildebeest,  Masai Mara

trächtiges Gnus, pregnant Wildebeest,  Masai Mara



Die nächsten Zwischenstopps dienten den Ladys dann jeweils "zur Markierung des durchfahrenen Reviers" und wurden von Micha dankbar für eine Zigarette genutzt! Fasziniert bemerkte ich zu den Mädels gewand:
"Ihr sitzt stundenlang im Auto zusammen ohne miteinander zu sprechen, aber sowie ihr zum Pinkeln hinter dem Auto hockt, geht das Geschnatter los! Muss ich nicht verstehen, oder?" Alle lachten! Straße gut, Stimmung gut, entspannte Anfahrt dachte ich!

Viel früher als erwartet hörte die gute Asphaltpiste auf und wich einer staubigen, rumpeligen Sand- bzw. Schotterpiste. Während es auf der Sandpiste noch einigermaßen zügig vorwärts ging, bereitete die Schotterpiste mir ernsthafte Kopfschmerzen. Nicht nur die tiefen Querrillen, die die Piste in ein Waschbrett verwandelten, rüttelten das Auto ordentlich durch und lösten sicher einmal mehr die ein oder andere Schraube, auch die Kinderkopf großen Schottersteine, die immer wieder lautstark unter den Wagen schlugen machten mir Sorgen. Und so rumpelten wir mal mit 20 - 30 und mal mit 50 - 60 km/h über die nach lokalen Aussagen "very good road"!

Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und dann einen Schlag.
"Reifenplatzer!" schoss es mir sofort durch den Kopf. Besorgt sah ich im selben Moment allerdings mein linkes Hinterrad im Spiegel, wie es gerade dabei war, ohne uns, seine Safari selbständig und offroad in den Bush fortzusetzen. Der Land Cruiser lag etwas schräg mitten auf der Piste. Als ich neben meinem Auto stand konnte ich kaum glauben, was ich sah. Das Rad sah aus wie abgesprengt. Der Reifen war unbeschädigt, abgesehen vom völlig zerfetzten Schlauch. Teile der Felge waren noch im Reifen, der Rest war ordentlich verschraubt am Fahrzeug. Kein Bolzen war gebrochen oder auch nur verbogen! Die Ursache musste ein großer Stein gewesen sein, wie die große Delle im Rad andeutete!

Micha, unter dessen Hintern der Reifen quasi geplatzt war, zeigte sich unbeeindruckt, er nutzte die Zwangspause sofort für eine entspannte Zigarette.
Nach einem ersten prüfenden Blick, stellte ich fest, das alles nicht so schlimm war, wie es sich angehört hatte oder aussah. Die Bremstrommel schien nichts abbekommen zu haben und Ersatzräder hatte ich zwei dabei! Nur, wie sollten wir das Rad wechseln? Mit dem großen Jack (Wagenheber) ließ sich zwar der Wagen anliften, aber Achse und Felge blieben am Boden. Und sosehr wir uns auch anstrengten, auch der kleinere Wagenheber passte nicht unter die Achse. Noch während ich über eine Lösung nachdachte, passierte uns ein Kleinlaster mit einigen Masai an Bord und stoppte weniger Meter hinter uns. Zwei Masai sprangen von der Ladefläche.
"We need a small Jack!" winkte ich den beiden zu. Ohne zu zögern ließen sie sich aus dem Truck den Wagenheber und etwas Werkzeug geben und kamen zu uns herüber.

Aber auch der mitgebrachte Wagenheber der Masai war zu groß. Während die Masai mit ihren langen, schwertartigen Messern anfingen unter dem Land Cruiser ein Loch zu graben, holte ich eines der Reserveräder von der Halterung und versuchte anschließend ein weiteres Fahrzeug zu stoppen. Erstaunlicherweise hielt ein Safaribus mit zwei Safarigästen. Die beiden waren alleine mit ihrem Guide unterwegs und betrachteten unseren "Breakdown" als willkommene, spannende Abwechslung auf ihrer Safari. Und während Sie entzückt Bon Bon´s an die umherstehenden Masaikinder verteilte, begleitete Er unsere Bergungsversuche mit klugen Sprüchen, in einem, in dieser Situation gewöhnungsbedürftigen ostdeutschen Dialekt!

Positiv aber war, dass der Safaribus einen kleinen, handlichen Wagenheber mit sich führte, den wir zwar nur mit etwas Mühe aber am Ende dann eben doch unter die Achse des Land Cruiser bekamen. Nachdem der Wagen erst einmal angeliftet war, ging alles recht schnell, sechs Muttern lösen, alte zerborstene Felge runter, neuen Reifen mit heiler Felge rauf, sechs Muttern festziehen, altes Rad in das Heck des Wagens gehievt und schon konnte es weiter gehen.
Der Minnibus mit den freundlichen und hilfsbereiten Gästen und ihrem Fahrer (ist nicht selbstverständlich für Pauschalreisende) fuhr weiter, die Masai freuten sich über ein kleines Trinkgeld und gingen dann zu Fuß in ihr nahes Dorf! Und wir fuhren um ein Erlebnis reicher weiter.

KAD 643 G with matata
an other breakdown with our Land Cruiser KAD 643 G and a little bit "Hummeldum"

KAD 643 G with matata KAD 643 G with matata
KAD 643 G with matata KAD 643 G with matata
KAD 643 G with matata KAD 643 G with matata


Das Sabine zwischenzeitlich die Idee hatte sich zu Fuß bis zum angestrebten Mara Eden Camp durchzuschlagen, bekam ich erst später von Petra mit und es zeigte mir wieder, dass die Botschaft mit der Wildnis noch nicht ernst genommen wurde!
"Über die Pannen und Abenteuer mit eurem Land Cruiser in euren Berichten zu lesen, ist spannend und lustig! Wenn man aber hier draußen steht, die Sonne einem erbarmungslos auf den Kopf scheint und man nicht weiß wo man ist, dann ist das alles andere als lustig! Ich möchte jetzt, dass dies das letzte Abenteuer dieser Art war!" hatte Sabine sichtlich verunsichert und mit einem grünen Waschlappen, als Sonnenschutz, auf dem Kopf zu Petra gesagt. Den grünen Lappen hatte Petra ihr vorsorglich auf den Kopf gelegt, da Sabine aufgrund unserer Bergungsaktivitäten, nicht an ihren Hut heran gekommen war! (Sorry Sabine - aber es is wie es is ;-) )

Obwohl wir anfangs gut in der Zeit waren, erreichten wir nun das Mara Eden Camp erst gegen 17.00 Uhr. Zufrieden stellte ich fest, dass das Grass im Gegensatz zu weiten Teilen der Mara in unmittelbarer Umgebung des Camps zwar auch grün, aber eher flach war. Im offenen Gelände standen reichlich Thomson und Grant Gazellen, Impalas, Topis und Giraffen. Ich war mir sicher gute Chancen zu haben alte Bekannte, wie die beiden Geparden Brüder vom Vorjahr oder die Talek Löwen zu finden!

Am Mara Eden Camp hatte man uns natürlich eher erwartet und so zeigte Jay, die Besitzerin des Camps, sich ehrlich erfreut uns gesund und munter ankommen zu sehen. Persönlich half sie mit, unsere Ausrüstung und unser Gepäck zu unseren Zelten zu bringen und sorgte dafür, dass für uns alle die Ankunft im Mara Eden Camp ein bisschen, wie der Besuch bei guten Freunden wurde. Im Internet hatte ich schon gelesen, wie sehr Jay und Munir (ihr Mann) sich um ihre Gäste bemühen sollten, keiner der Berichte war übertrieben. Petra und ich hatten von der ersten Minute an das Gefühl, echte neue Freunde im Bush gefunden zu haben und auch Sabine und Michael fühlten sich mehr als wohl.

am Mara Eden Camp
Ankunft im Mara Eden Camp - Masai Mara______________ Foto Michael



Nachdem wir unsere sieben Sachen in unserem Zelt verstaut hatten, organisierte Munir schnell und unkompliziert Hilfe für den Land Cruiser, in dem er mir:
"the best mechanic from Talek!" so seine Worte, aus Talek kommen ließ.

Während Petra den Ausblick von unserer Terrasse, hinüber in das Reservat genoss und Sabine und Michael das Camp erkundeten, nutzte ich die Gelegenheit und fachsimpelte mit Jay und Munir über Autos, Wild und die Masai Mara. Ich erfuhr, das die beiden sich in Tansania kennengelernt hatten, Jay in Südafrika geboren war und dort zu einer Rangerin mit allen möglichen Qualifikationen ausgebildet wurde und, dass die beiden sich vor zwei Jahren mit dem Mara Eden Camp einen Lebenstraum erfüllt hatten. Diesen Traum lebten sie nun mit voller Hingabe, wie wir am eigenen Leib erfahren durften!
Die Zeit bei dem offenen und herzlichen Gespräch verging viel zu schnell und als die Mechaniker aus Talek eintrafen, begann es bereits zu dämmern.
"I remember your face!" grinste mich Minor der Chef der Mechaniker der Truppe an,
"and I remember you and I´m sure you will remember my car!" lächelte ich zurück. Wie sich herausstellte, war Minor der Besitzer der Werkstatt in Talek, die den freundlichen Namen "Rafiki Auto Garage!" trug. Diese Werkstatt hatte Trevor (www.kiwara-safaris.com) mir schon vor einigen Jahren empfohlen und es gab meines Wissens keinen Aufenthalt in der Mara von uns, bei dem wir nicht wenigstens einen Besuch dort abgestattet hatten. Irgend etwas musste immer geschweißt, geschraubt oder ersetzt werden! Noch nie hatten mich die Jungs dieser Garage enttäuscht und so war ich auch diesmal zuversichtlich, dass sie mir mit der Felge weiterhelfen konnten. Auch wenn ich grundsätzlich ja zwei Reservereifen dabei hatte.

Da die Mechaniker mit dem Motorrad zum Camp gekommen waren, verabredeten wir, dass ich am nächsten Morgen direkt zur Garage kommen sollte und Monir bis dahin evtl. schon Neuigkeiten über eine neue Felge hatte und dann alle notwendigen kleineren Reparaturen, wie der leichte Verlust von Differentialöl und die sich ständig lösenden Achsbolzen gemacht werden sollten.

Die Idee und das Angebot von Jay, für Sabine und Michael einen Game Walk mit Masai Guides entlang des Talek River zu organisieren kam uns daher sehr entgegen. Wir konnten unseren Land Cruiser fit für die nächsten Tage in der Mara machen lassen und Michael bekam seinen zweit größten Wunsch, die Mara zu Fuß zu erkunden, erfüllt!
An diesem ersten Abend im Camp waren neben uns noch einige spanische Touroperator im Camp und das Dinner wurde als BBQ am Lagerfeuer gereicht. Während die Gruppe der Reiseverkäufer an einem langen Tisch zusammen saß, hatten wir einen gemütlichen Tisch für uns vier!

Mara Eden Safari Camp



Aber lange hielten wir nicht durch. Die nicht ganz planmäßige Anfahrt in die Mara hatte ihre Spuren hinterlassen und wir hatten alle die nötige Bettschwere. Abgesehen von Micha, in dessen Augen die Neugier und die Abendteuerlust blitzten. Nach dem BBQ genossen wir noch einen kurzen Augenblick unsere Terrasse vor dem gemütlich eingerichteten Zelt und flüchteten dann vor der kühlen Nacht in unser Bett. Ich war vor Petra im großen Bett und bekam nur die kurze knappe Frage:
"Wärmflasche?"
"Jap!" antwortete ich und sah Petras freudiges Strahlen im Licht der kleinen Solarleuchte.

Mitten in der Nacht wurde ich durch das heisere Brüllen eines Leoparden geweckt, schnell versuchte ich mit dem Scheinwerfer das gegenüberliegende Ufer auszuleuchten, aber die Geräusche entfernten sich rasch.

Am nächsten Morgen starteten wir mit Sonnenaufgang. Wir hatten uns inzwischen entschlossen, erst eine gemeinsame kurze Frühpirsch zu unternehmen und dann zum Frühstück zurück ins Camp zu fahren. Als wir über die Hängebrücke den Talek River überquerten, flüchteten einige Anubispaviane, die neben unserem Auto gehockt hatten.

Mit langsamer Fahrt folgten wir erst ein kurzes Stück dem Talek, als ich aber feststellte, dass es keine vernünftigen Pisten am Ufer des Flusses gab, brach ich die zur Leopardensuche gedachte Pirsch in dieser Richtung ab. Das Gebiet war einfach zu feucht und das Strauchwerk am Ufer zu dicht. Wir wandten uns der offenen Ebene zu. Da für Micha und Sabine noch jede Antilope, jedes Zebra und jede Giraffe ein Erlebnis war und sie vorher den wilden Tieren selten so nahe gekommen waren, kamen wir nur langsam voran und stoppten häufig. Die beiden freuten sich über die wedelnden "Schwänzchen" der Thomson Gazellen und die hübschen "Köpfchen" der Impalas und genossen das friedliche Miteinander der Tierwelt.

Masai Giraffen
friedliches Miteinander in der Nähe des Mara Eden Camp - Masai Mara

Mara Eden Safari Camp Thomson Gazellen und Leierantilopen

Masai Strauße
Kaffernbüffel und Thomson Gazelle Anubispavian

Masai Strauß, Hahn


Wir verbrachten einige Zeit zwischen Giraffen, Topis, und einigen Masai Straußen ehe wir zum Mara Eden Camp zurück kehrten. Dort setzten wir Sabine und Michael zum Frühstücken im Camp ab und Petra und ich fuhren sofort weiter in Richtung der kleinen, staubigen Ortschaft Talek, die gleich hinter dem gleichnamigen Gate lag. Bine und Micha wollten nach dem Frühstück den angesprochenen Bush Walk unternehmen und so planten wir spätestens zum Lunch zurück im Camp zu sein.

Wir passierten das Gate und überquerten dann auf der alten Brücke, den Talek River. Noch immer führte der Fluss reichlich braunes Wasser. In Talek holperten wir über die schlechte Bushpiste quer durch den Ort, vorbei an spielenden Masai Kindern, an grasenden Rindern und blökenden Schafen. Als wir die "Rafiki Auto Garage" erreichten, standen wie so häufig viele andere Geländewagen verschiedener Marken, mit geöffneter Motorhaube oder ohne Räder rund um die Blechhütte verteilt. Eigentlich war es egal ob man morgens, mittags oder abends hier ankommt, der erste ist man nie. Irgend etwas geht an jedem in der Mara eingesetzten Fahrzeug früher oder später kaputt, zumindest wenn das Fahrzeug die Anfahrt von Nairobi hinter sich hat und im Reservat nicht nur die Allwetterpisten nutzt. Wobei selbst die Allwetterpisten in einigen Gebieten ihren Tribut fordern!

"Is Minor around?" fragte ich nach dem Chef. Ein Masai im zerschlissenen, blauen Overall luckte unter einem alten Land Rover hervor und schüttelte den Kopf, ein anderer zückte kurzer Hand sein Handy aus dem ebenfalls durchlöcherten Blauman und nickte mir zu.
"He is coming!"

Wir warteten. Nach kurzer Zeit erschien Minor und erklärte uns, das gleich jemand eine Felge bringen würde. In der Zwischenzeit begann man sich um die losen und teilweise gebrochenen Achsbolzen zu kümmern. Gewohnt schnell und sicher schweißten die Jungs kleine Drahtteile oder Schrauben an die abgebrochenen Enden und drehten dann die Reste heraus. Da ich mir schon lange angewöhnt hatte, derartige Ersatzteile dabei zu haben, war die Reparatur kein "matata". Dann wurde noch schnell der los gerüttelte Kühler wieder fixiert und ein cleverer Fundi kam von alleine auf die Idee sämtliche Schrauben und Muttern unter dem Fahrzeug wieder anzuziehen. (Auf so einen Geistesblitz hätte ich an der Küste Jahre warten können). Während ich den Jungs zusah, nutzte Petra die Gelegenheit für Fotos und dann erschien auch schon ein Motorrad mit einer Felge auf dem Gepäckträger. Minor verhandelte noch mit dem Überbringer, als ich abwinken musste.
"This is Land Rover or for a Cruiser 79; I need a rim with 6 holes. This one has just 5!"
Minor nahm sein Handy und telefonierte.
"I try to get one in Narok!" Petra sah mich an. Minor schüttelte den Kopf:
"No rim in Narok, let me try Nairobi!" Nairobi, sah ich ihn nun fragend an! Wir hatten zwar mehr als eine Woche Zeit, aber eine Felge mal eben so aus Nairobi kommen lassen? Ich war gespannt! Minor hatte sein Handy noch ans Ohr gedrückt, als er mich fragte:
"is 7000 ok?!"
"For a new one?" fragte ich zurück, Er nickte. Ich brauchte nicht lange zu überlegen und hob meinen Daumen:
"Ok!" nickte ich! Minor steckte sein Handy wieder in die Hosentasche seiner Blue Jeans.
"Can you pay me now?" sah er mich fragend an. Nun überlegte ich etwas länger und tat so als ob ich nach Geld in meiner Tasche suchte, um etwas Zeit zu gewinnen. Ich kannte die Garage seit vielen Jahren, der Kontakt wurde diesmal über Munir den Besitzer des Mara Eden Camp gemacht. Müsste also klappen, schloss ich meine Gedanken ab und übergab 7000,- Kenya Schilling an Minor. Er steckte das Geld in sein Hemd und sah mich wieder an.
"Can you pay also for the transport?" fragte er nun. Ich blickte ihm in die Augen. Die Frage machte Sinn, aber auf die Summe war ich gespannt.
"500!" sagte er knapp. Ohne weiter zu überlegen reichte ich ihm weitere 500,- Schilling. Umgerechnet 4,50 Euro für den Transport einer in Nairobi erst zu besorgenden Felge und einer Strecke von mehr als 300 Kilometern schien es mir ein fairer Preis. Vor einiger Zeit hatte ich in Nairobi für das Aufarbeiten zweier meiner Felgen 3500,- KSH pro Felge bezahlt, nun sollte ich für "nur" das Doppelte eine neue Felge erhalten. Ich war mit dem Morgen zufrieden.

Rafiki Auto Garage - Talek
Rafiki Auto Garage 0722 2754819 - Talek
Rafiki Auto Garage - Talek Rafiki Auto Garage - Talek

Rafiki Auto Garage - Talek
Rafiki Auto Garage - Talek Rafiki Auto Garage - Talek


Minor wollte sich beim Mara Eden Camp melden, wenn die Felge Talek erreicht hatte und so verluden wir unser Werkzeug und den Wagenheber wieder in unserem Land Cruiser und fuhren zurück in Richtung Camp. Petra sah mich wieder an:
"Du meinst das klappt?" fragte sie ungläubig!
"Ich bin mir ziemlich sicher und habe ein gutes Gefühl bei diesen Jungs!" nickte ich ihr zu.

Natürlich nutzten wir nicht den direkten Weg zum Mara Eden Camp, sondern pirschten ein wenig durch den Bush, in der Hoffnung, auf erste Katzen zu stoßen. Es war erst halb 10 Uhr und noch bestand die Chance das nicht jeder Löwe der Mara im Schatten, der um diese Jahreszeit oft dichten Büsche, ruhte. Hyänen hatten wir schon auf unserer Fahrt nach Talek beobachtet und noch nie hatten wir einen Tag in der Masai Mara verbracht ohne auf Raubkatzen gestoßen zu sein.
"Was liegt dort?" zeigte Petra in einen Bush vor uns, unter dem eine schwarze Schwanzspitze auf und ab wedelte.
"Mindestes ein Gepard!" freute ich mich.
"God spot!" lobte ich sie.
"Oh, oh und Micha ist drinnen!" bemerkte Petra gleich.
"Die gehen uns heute nicht mehr verloren!" sagte ich und blickte auf die Uhr. Wir umkreisten den Busch unter dem zwei gefleckte Katzen lagen und ich versuchte Geschlechter und Kopfzeichnungen zu erkennen.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die beiden Jungs sind, die ich vor einem Jahr hier in diesem Gebiet beim Jagen beobachtet habe. Muss aber die Kopfzeichnung später noch abgleichen!" erklärte ich Petra, die einige Fotos für die sichere Identifizierung machte.
Gepard, Acinonyx jubatus Gepard, Acinonyx jubatus
Im Nachhinein sollte ich recht behalten und wir konnten beide Geparden eindeutig identifizieren! (siehe Bericht:2012jan.html) und unten!
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Februar 2013
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Februar 2013
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Januar 2012
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Februar 2013
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Januar 2012
Gepard, Acinonyx jubatus Identifizierung
Foto Januar 2012

"Lass uns Bine und vor allem Micha holen!" fuhr ich in Richtung Mara Eden Camp weiter.
Im Camp angekommen, war von den beiden aber keine Spur zu finden. "Are they still on game walk?" fragte ich den jungen Masai, der uns etwas zu Trinken auf unsere Terrasse brachte.
"No, all guest have checkt out! You are allone in the camp!" strahlte er mich an.
Ich hörte Petra im Zelt hinter mir lachen.
"Joh!" lachte sie
"die sind bestimmt zu Fuß zurück nach Nairobi!"
"Never!" antwortete ich in Richtung des Masai
"They are here with me!" erklärte ich ihm. Er zuckte mit den Achseln.
"All guest are gone!" wiederholte er. Ich lächelte ihn an und schüttelte den Kopf!
Da Micha und Bine vermutlich noch immer zu Fuß unterwegs waren, nutzte ich die Zeit um mir das Mara Eden Camp etwas genauer anzusehen. Ich schlenderte also durch das Camp, sah mir die verschiedenen Zelte an und kam zu der Überzeugung, das unsere Zelte (Nr. 9 + 10) zwar die schönste Aussicht aber die Zelte 1 - 3 am weitesten Abseits und somit für uns am schönsten gelegen wären. Da mir Jay erklärt hatte, dass wir die nächsten drei Nächte, das Camp für uns alleine hätten, überlegte ich ob wir umziehen sollten. Als ich aber feststellte, das in der Zelten 1 -5 Twin Betten, anstatt die großen King Size Betten standen, verwarf ich diese Idee! Kalte Nächte erforderten schließlich viel Körperwärme zum überleben ;-)


Mara Eden Safari Camp - Masai Mara


Mara Eden Safari Camp
Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp

zu 75% Wildkatze
75% Wildkatze!


Verwundert stellte ich fest, dass das Gras im gesamten Camp sehr hoch stand und man praktisch nur auf den angelegten Wegen sicher sehen konnte wohin man trat. Als ich später Jay darauf ansprach erfuhr ich, das man das Gras zum Decken des Haupthauses nutzen wollte und es jetzt nur noch abtrocknen musste, ehe es geschnitten werden sollte!
Ich entdeckte den ein oder anderen Vogel im Camp und Petra beobachtete von der Terrasse vor unserem Zelt, einige Anubis Paviane, eine Horde Zebramangusten und eine große Gruppe Giraffen.

"Oh, ihr seit doch nicht abgereist!" fragte ich Micha und Sabine grinsend und erntete verwunderte Blicke. Gegen Mittag waren die beiden von ihrem ausgiebigen Fußmarsch zurück und berichteten begeistert von ihren Erlebnissen. Zwar hatte sich die Wildbeobachtung am Ufer des Talek in Grenzen gehalten und Flusspferde wurden nicht gesichtet, dafür erfuhren sie viel wissenswertes über die Pflanzen und ihren Nutzen, über Fußspuren und über die verschiedenen Losungen, wie Flusspferd, Impala oder Elefanten Dung. Der Besuch im, recht ursprünglichen, Masai Dorf hatte ihnen auch mehr als gut gefallen und besonders freuten sie sich über die gekauften Souvenirs und eine gewebte Masai Decke, die sie geschenkt bekommen hatten!
"Und wie war es bei euch!" fragte Sabine
"Ach nix besonderes! Das Auto ist wieder heil, eine Felge bekommen wir in den nächsten zwei Tagen und auf der Rückfahrt zwei Geparden!"
"Geparden?" horchte Micha auf!
Seine Augen leuchteten begeistert. Ich versicherte Micha, dass wir die Tiere nach dem Lunch wieder finden würden und es keinen Sinn machte jetzt sofort dorthin aufzubrechen.
"Last uns eine Kleinigkeit essen und dann starten!" schlug ich vor. Alle nickten. Unter einem schattigen großen Busch, am Ufer des Talek, hatte man uns einen Tisch für das Lunch gedeckt und so genossen wir ein erfrischendes Tusker und ein super leckeres 3 Gänge Lunch, mit viel zu großen Portionen.

Unmittelbar nach dem Lunch fuhren wir hinaus in den Bush und suchten nach den Geparden Brüdern. Rund um die Sträucher und Büsche, wo wir sie verlassen hatten rastete nun eine größere Herde Kaffernbüffel. Überall lagen oder standen Gruppen der wiederkäuenden schwarzen Fleisch und Muskelberge. Ich war mir sicher, dass die beiden Geparden, sollten sie nicht gejagt haben, den Büffeln nicht allzu weit ausgewichen waren. Wir kreisten also zunächst suchend in immer größeren Abstand um die Kaffernbüffel, bis uns eine große schattenspendende Akazie ins Auge fiel. Zielstrebig fuhren wir in Richtung des knochigen Baumes und ich konnte zu meiner Freude schon von weiten die beiden gefleckten Jäger flach und faul unter dem Baum ruhen sehen.

Geparden, Acinonyx jubatus



Michael konnte sein Glück kaum fassen, als er anfing die beiden Raubkatzen zu filmen.
"Das ist Masai Mara!" erklärte ich zufrieden, im Tsavo hätten wir die beiden nach mehr als 3 Stunden und einem Ortswechsel vermutlich nie wieder gefunden.
"Und jetzt liegen sie 10 Meter neben dem Auto!" ergänzte Sabine während sie erste Fotos schoss! Wir blieben eine ganze Weile und beobachteten die beiden Geparden, die friedlich vor sich hin dösten. Mehrfach suchte ich mit dem Fernglas die Umgebung nach jagdbarem Wild ab und entschied, nachdem ich keine Antilopen entdecken konnte, das wir unsere Pirsch fortsetzen sollten.
Ich wählte eine Piste durch das hohe Gras, wo wir nach einiger Zeit auf einen weiteren Geparden stießen. Das Weibchen hatte sich aber in dichtes Strauchwerk zurückgezogen und so fuhren wir nach wenigen Fotos weiter. Es war wie immer beeindruckend, wie sich dichte Wildkonzentration mit überschaubarer Grashöhe und langes hohes Gras ohne die geringste Spur von Wild abwechselten. Ohne Mühe konnte es passieren, das man mehr als eine Stunde so gut wie kein Wild zu sehen bekam.
"Komisch, hier ist auf einmal gar nichts an Wild!" bemerkte Sabine dann auch irgend wann.
"Das hier nichts ist, glaube ich nicht, aber zumindest zeigt sich kein Wild oder liegt 20 Meter abseits der Pisten und ist damit für uns unsichtbar!" erklärte ich.
"Die Mara steckt voller Überraschungen und Löwen haben ihr festes Revier, das sie so gut wie nie verlassen! Irgendwo werden also auch hier Raubkatzen liegen!" fuhr ich fort. Aber unter dem Strich, behielt Sabine Recht, im an diesem Nachmittag durchstreiften Gebiet entdeckten wir außer einigen Elefanten kaum weiteres Wild. Aber die Elefantenherde und den allein umherstreifenden Bullen auf kurze Distanz zu beobachten, ließ uns die Zeit nicht langweilig werden. Erst als wir uns wieder dem Mara Eden Camp näherten nahm die Konzentration an Wildtieren wieder zu. Zwischen den vielen Topis und Thomson Gazellen entdeckten wir nun auch einige Tüpfelhyänen, die sich nicht anmerken ließen, ob sie tatsächlich so uninteressiert an den umstehenden Antilopen waren, wie sie taten.

Loxodonta africana

Loxodonta africana Loxodonta africana

Loxodonta africana

Tüpfelhyänen und Topi


Da wir das Camp für uns ganz alleine hatten, konnten wir die Zeit für unser Dinner mit der Crew im Camp absprechen und so genossen Petra und ich nach einer heißen Dusche erst einmal einen Drink auf unserer Terrasse, ehe wir uns mit den anderen Beiden am Lagerfeuer trafen.
Während wir mit Blick in das Campfeuer, die Pläne für den nächsten Tag besprachen, huschte dich an uns ein kleiner Schatten vorbei. Eine Wildkatze ging es mir durch den Kopf und ich wunderte mich, als der Schatten aus dem Strauchwerk wieder auftauchte und unsere Nähe suchte. Die kleine braune Katze, hatte nur eine ganz schwache Fleckenzeichnung, deutlich längere Beine als eine Hauskatze, tief schwarze Pfoten und einen recht buschigen Schwanz, der in einer schwarzen Spitze auslief. Als ich versuchte mich dem Tier zu nähern, flüchtete die Katze zunächst in den Busch, tauchte aber wenig später wieder auf. Sie bestimmte selber wie Nahe sie uns kommen wollte.
"Her mother is half housecat and half wildcat, her father is a wildcat!" erklärte Jay mir später, das ich mich mit Wildkatze nicht geirrt hatte.
"Das sind 75% mehr Wildkatze als ich bisher je fotografiert habe!" freute ich mich!
"I try feeding her, but most of the time she doesn't eat. I can see her very often when she is hunting, lizards, mice or birds!" erklärte Jay uns.
"Die würdest du sofort mitnehmen, oder!" sah Petra mich vielsagend an! Ich nickte, während ich meine Hand zu der halbwilden Katze ausstreckte!

zu 75% Wildkatze


In dieser Nacht brauchten wir nicht bis zum Morgengrauen warten, irgendwann mitten in der Nacht waren wieder deutlich die rauchig, kehligen Laute eines Leoparden, ganz in der Nähe zu hören.
"Kann es sein, das Leoparden Nachts durch das Camp schleichen?" fragte Michael am nächsten Morgen.
"Ganz sicher, kann das sein! Hast du ihn auch gehört?" antwortete ich ihm fragend.
"Nein, aber ich glaube ich habe ihn gesehen, als ich Nachts auf der Terrasse war!"
"Was bitte, machst du Nachts im Dunkeln auf der Terrasse?" fragte ich ihn.
"Ich hatte Geräusche unten im Fluss gehört und wollte nachsehen und als ich mit meiner Zigarette dann so auf der Terrasse saß, raschelte es plötzlich neben mir im hohen Gras und ich habe ein größeres Tier durch das Gras laufen sehen!" berichtete Michael.
"Be careful! Denk daran, du bist im Bush, das Camp ist nach allen Seiten offen, alles kann hier Nachts herumstreifen, inkl. Leoparden und Löwen!" ermahnte ich ihn, hatte aber den Eindruck, dass auch diese Ermahnung nicht ganz angekommen war. Nach wie vor war es Michas größter Wunsch möglichst viel zu Fuß und außerhalb des Fahrzeuges zu machen und zu entdecken. Brennzliche Situationen mit wilden Tieren, hatte er natürlich noch nicht erlebt und unsere bisher erlebten Raubkatzen, die Geparden vermittelten einen friedlichen Eindruck und erweckten eher das Bedürfnis sie zu streicheln, als sie als Gefahr zu akzeptieren. Daran änderte auch die Geschichte von Jay nichts, die uns am Lagerfeuer erzählt hatte, wie sie in Südafrika einmal von einem halbwilden Geparden attackiert und verletzt wurde.

Das erste was wir an diesem Morgen zu sehen bekamen waren einige Rinder und eine handvoll Masai, die mit den Tieren durch die Savanne zogen. Gerade wollte ich erklären, dass die Masai eigentlich keine Berechtigung haben mit ihren Rindern so tief in das Reservat einzudringen, als wir eine Meute ihrer Hunde hinter einem braunen Tier her hetzen sahen.
"Da, die Hunde verjagen einen Schakal, der zu nahe an die Kälber gekommen war!" wollte ich die Situation erklären und fuhr dichter an den Ort des Geschehen. Die Meute hatte das braune Fellknäuel inzwischen gestellt und die Masai waren mit ihren Rindern unbeeindruckt weitergezogen! Als wir bei den Hunden ankamen, mussten wir feststellen, das die Meute keinen Schakal, sondern ein Thomson Kitz gerissen hatte. Sie hatten zwar gejagt und gehetzt wie afrikanische Wildhunde, aber sie fraßen nicht wie afrikanische Wildhunde. Nur einer der Masai Hunde blieb zurück und verspreiste das Kitz, trotzdem war es ein befremdender Anblick, der später im Camp noch für reichlich Verwirrung und Gesprächstoff am Lagerfeuer sorgen sollte!

wildernder Hund der Masai


In der späten Nacht hatte es leicht geregnet und so waren jetzt kurz vor Sonnenaufgang die Pisten glitschig und schmierig und ich musste mir genau überlegen, wo wir lang fahren konnten und wo nicht. Um das Gebiet vor dem Mara Eden Camp auf dem kürzesten Weg zu verlassen, mussten wir zwei tiefere Gräben bzw. Matschlöcher durchqueren und während wir den ersten Graben ohne Probleme passierten, ging ich das Matschloch viel zu langsam an. Die Hinterräder rutschten in ein Schlammloch ab und wir steckten erst einmal fest. Unbeeindruckt stieg ich aus, schlidderte durch den Matsch nach vorne links an das Fahrzeug und stellte die Freilaufnarbe auf "Look", danach rutschte ich weiter zum rechten Vorderrad und, und nix! Die Freilaufnarbe ließ sich nicht umstellen! Ich versuchte gar nicht erst den Wagen durch spektakuläre Fahrmanöver zu befreien, sondern blickte mich nach dem Fahrzeug des "Hyänenprojektes" um, welches wir kurz vorher getroffen hatten, als die amerikanischen Studenten dabei waren Hyänen Kot zu sammeln.
Der Wagen verfolgte zwei Tüpfelhyänen, als ich winkte und Zeichen gab. Der grüne Land Cruiser kam auf uns zu, die drei Studenten grinsten und ohne viele Worte zu wechseln, befestigten wir ein Bergeseil an beiden Fahrzeugen und nach einem kurzen Ruck war ich bzw. unser Land Cruiser wieder frei. Ein kurzes: "Asante!" und dann zogen wir beide unserer Wege.
"Hier draußen sind wir wie eine große Familie! Na ja, die Meisten zumindest" setzte ich unsere Pirschfahrt fort.

Hyaena Recharch Projekt Masai Mara


Ausgedehnte Exkursionen zu Fuß konnte ich Michael mitten im Mara Reservat nicht bieten, wohl aber ein ausgedehntes Frühstück mitten in der Wildnis, an besonders schönen Plätzen. Aus diesem Grund ließen wir uns jeden Morgen das Frühstück abgepackt aus den Camps mitgeben. An diesem Morgen suchten wir uns eine schattenspendende Akazie für das späte Frühstück!

bush breakfast



Kurz nach dem Frühstück entdeckten wir ein Löwenpärchen, welches allerdings schon von mehreren Fahrzeugen bedrängt wurde. Während die anderen einige Fotos schossen und Sabine sich über die prächtige Mähne des Männchens freute, nutzte ich die Gelegenheit und holte einige Infos von einem Sunworld Safaris Guide ein.
Panthera leo, 0,1 Panthera leo, 1,0

10 Miniuten später standen wir neben einer Gepardin die unmittelbar vor unserer Ankunft ein Grant Gazellen Kitz gerissen hatte.
"Der vierte Gepard, in zwei Tagen!" bemerkte Michael und fing begeistert an zu filmen. Zum Glück zogen irgendwie die ganz in der Nähe liegenden Löwen die Aufmerksamkeit aller anwesenden Fahrzeuge auf sich. Zumindest hatten wir die fressende Gepardin für uns ganz alleine und blieben bei ihr, bis sie die Mahlzeit beendet hatte und die ersten Ohrengeier sich für die Reste interessierten. Die gefleckte Katze zog mit einem deutlich gefüllten Bauch weiter durch das hohe Gras, wir beobachteten sie noch eine Weile. Sahen ihr zu, wie sie aus einer Wasserlache ihren Durst stillte und ließen sie dann in den Schatten der Büsche ziehen.

Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz
Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz
Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz

Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz
Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz Jagderfolg, Gepardin mit Grant Gazellen Kitz

Ohrengeier

Gepard

Gepard


Auch wir verbrachten die heißen Stunden im Schatten unseres Camps und fuhren erst nach dem Lunch wieder hinaus. Entspannt lagen einige Giraffen zwischen den Sträuchern unweit vom Camp und Antilopen und Zebras grasten friedlich in ihrer Nähe. Wenig später entdeckte ich eine größere Gruppe Löwen, die wir aufgrund der aufgeweichten Pisten nicht erreichen konnten und deshalb aus der Entfernung mit dem Fernglas beobachten mussten.

Zwar trockneten die Wege und Pisten langsam ab, dennoch machte mir der Zustand sorgen. Ohne Allrad würden wir einige matschige Ecken nicht ereichen können. Jeder Sonnenstrahl versprach also eine Verbesserung der Situation.

In der dritten Nacht weckte mich zuerst der Leopard und unmittelbar danach hörte ich die Hals-Glocken der Masai Kühe und aufgeregte Rufe in Maa, der Sprache der Masai. Offensichtlich hatte der Leopard die Rinderherde angeschlichen, zumindest hielten die Masai ihre Rinder in Bewegung, trieben sie mit lauten Rufen an und schlugen Hölzer gegeneinander, sodass eine bizarre Mischung aus Kuhglocken, Klopfgeräuschen und Rufen entstand. Nach diesem Leoparden brauchen wir heute nicht mehr suchen, dachte ich als ich aufstand. Aber auch ohne Leoparden wurde es ein spannender, schöner Tag, der mit einem herrlichen Sonnenaufgang begann und uns wenig später ein Pärchen Löffelhunde bescherte. In der Nacht war es trocken geblieben und die schnell aufgehende Sonne sorgte weiter für eine gut befahrbare Mara. Ich war beruhigt.

Sonnenaufgang masai mara


Als erstes versuchte ich die beiden verliebten Löwen vom Vortag wieder aufzuspüren, musste aber feststellen, dass die beiden weiter oder tiefer in den Bush gezogen waren. Als ich dann in die offene Graslandschaft weiterfuhr, entdeckten wir eine andere Bekannte. Noch immer gut genährt aussehend, lag die Gepardin vom Vortag im kurzen Gras und ließ sich die Morgensonne auf den Bauch scheinen. Allerdings hielt ihre anfängliche, satte Müdigkeit nur kurz an. Die Raubkatze hob den Kopf und sah sich suchend in der Umgebung um, plötzlich stand sie auf, streckte und dehnte sich und fing an mit hocherhobenen Kopf das hohe Gras zu durchpirschen. Auf einmal und ohne Anzeichen sprintete die Gepardin los, im zick zag Kurs, schoss sie durch das hohe Gras, erst im letzten Moment erkannten wir ihre vermeintliche Beute; aber der Hase konnte in einem dichten Strauch entkommen! Wir gaben ihr viel Platz und beobachteten sie aus reichlich Entfernung. Gleichzeitig suchten wir mit unseren Ferngläsern die Umgebung nach möglichen Beutetieren ab.

In gut 2 km Entfernung entdeckte ich einige Antilopen und Gazellen. Die Sprinterin lief genau in diese Richtung, hatte aber offensichtlich noch keine Witterung oder Sicht zu den Beutetieren. Noch nutzte sie jede Erhöhung und Erhebung im Gelände um eine bessere Aussicht zu haben.
"Es macht keinen Sinn zu sehen wo sie hinläuft, es macht mehr Sinn schon dort zu sein wo sie hinlaufen wird!" erklärte ich und fuhr runter in Richtung Talek wo eine Grant und vier Thomson Gazellen standen.


jagender Gepard

jagender Gepard

jagender Gepard

Wir suchten uns eine gute Position und ließen die Katze auf uns zu kommen. Mehr als 30 Minuten warteten wir, bis die Katze wieder deutlich zu sehen war. Abgeduckt und mit angespannten Muskeln schlich das Raubtier durch das hohe Gras. Noch war die Entfernung zu Groß für einen Angriff. Die Grant Gazelle hatte aufgehört zu fressen und blickte in Richtung der Gepardin. Immer noch trennten gut 50 Meter die Tiere. Dann ein Warnruf, die Thomson Gazellen liefen einige Schritte in unsere Richtung und in diesem Moment startete der Gepard. Mit langen Sätzen schoss die Katze durch das hohe Gras, immer wieder machte sie hohe Sprünge um den Kopf, aus dem Sicht versperrenden Gelände möglichst hoch zu bekommen. Das trockene Gras hätte ihr eigentlich gute Tarnung zum Anschleichen geboten, aber jetzt behinderte es nur ihren langen Spurt und so musste sie erfolglos die Jagd abrechen.

Grant- und Thomson Gazelle
jagender Gepard jagender Gepard jagender Gepard

jagender Gepard

jagender Gepard


Kaum waren die Gazellen erfolgreich geflüchtet, entdeckte die Gepardin eine kleine Gruppen Impalas, die ein Kitz mitführten. Ansatzlos änderte die Raubkatze ihr Ziel. Wir beobachteten wie die Jägerin Angriff, brauchten aber eine bessere Position. Als wir den, uns im Wege stehenden, Bush umfahren hatten kamen uns zwar die ausgewachsenen Impalas entgegen, aber vom Kitz war nichts mehr zu sehen und war auch die Gepardin war wie vom Erdboden verschluckt. Eine halbe Stunde lang beobachteten wir das Gelände um uns herum und warteten darauf, das irgendwo im hohen Gras der Kopf der Gepardin auftauchen würde. Vergeblich!
"Diese ungestörte Mahlzeit hat sie sich mehr als verdient!" sagte ich und dann verließen wir das Gebiet um uns selber einen schönen und geeigneten Platz für eine ungestörte Mahlzeit zu suchen!
bush breakfast, Masai Mara bush breakfast, Masai Mara

Nach dem Frühstück genossen wir weiter die friedliche Mara, verbrachten Zeit mit einem Masai Straußenpaar und seinen Jungen, begleiteten eine Weile einen alten Elefantenbullen und trafen irgendwann auf zwei sich gegenüberstehende Land Cruiser. Schon von weiten erkannte ich Minor, meinen Mechaniker aus Talek.
"Schön, wenn man auch mal anderen helfen kann!" erklärte ich und fuhr in Richtung der beiden Fahrzeuge.
"Are you ok?!" fragte ich! Die Männer nickten.
"Your rim is arrieved!" sagte Minor noch
"So, I collect it after lunch?" fragte ich. Minor nickte wieder und wir fuhren weiter.

Straußenhenne mit Küken

Afrikanischer Elefant

Afrikanischer Elefant

Land Cruiser in der Masai Mara


"Dann lass uns jetzt in Richtung Camp fahren und nach dem Lunch holen wir kurz die neue Felge ab!" sagte ich. Gut eine Stunde später erreichten wir die Hauptpiste und fuhren in Richtung Mara Eden Camp. Kaum war ich aber auf der Allwetterpiste und wollte etwas schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren, hatte ich das Gefühl, das der Wagen keine Leistung mehr hatte. Auch nach mehreren Versuchen, war es mir nicht möglich in den dritten Gang zu schalten und die Geschwindigkeit zu halten. Immer wieder verlangsamte sich der Wagen. Ich stoppte und wendete. Im Rückspiegel sah ich Bines wenig begeisterten Gesichtsausdruck
"Where are you, are you still in the reserve?" rief ich Minor an.
"No, I´m back in Talek!" erklärte mir der Mechaniker. Ich schilderte ihm das Problem und wir einigten uns, dass ich nach Talek kommen würde. Als ich allerdings die leicht abschüssige Piste in Richtung Talek fuhr, war das Problem auf einmal verschwunden. Ich wendete erneut und fuhr wieder in Richtung unseres Camps. Kaum erreichte ich allerdings die leichte Steigung, ging wieder nichts mehr! Also erneutes Wenden.
"Tolles Spiel!" bemerkte Petra.
"Sorry, jetzt geht es zur Werkstatt!" Eigentlich konnte ich mir etwas Besseres vorstellen, als die Mittagszeit in der staubigen Hitze in Talek zu verbringen. Und Sabine und Michael hätte ich die Tourtour auch gerne erspart, da aber heute Markttag war wurde der Abstecher für die beiden sogar noch zum Erlebnis.
Wir hingegen ließen die Reifen wechseln und die festegesetzte Bremse sowie die Freilaufnarbe reparieren. Zu unserer Erleichterung, war es nämlich nur ein kleines Problem mit dem Bremszylinder, welches uns aufgehalten hatte. Als unsere Safari-Begleiter vom Markt zurückkehrten, mussten wir nur noch die Ziegen unter dem Land Cruiser vertreiben, die dort vor der Mittagshitze Schatten gesucht hatten und dann fuhren wir zurück in das Reservat.

Busch Werkstatt Busch Werkstatt

"Jetzt noch zurück ins Mara Eden Camp macht wenig Sinn. Hat jemand etwas dagegen wenn wir das Lunch ausfallen lassen und auf einen kühlen Drink ins Fig Tree Camp fahren? Das ist gleich hier in der Gegend!" niemand hatte etwas dagegen, am allerwenigsten Sabine, die das Gefühl hatte im Camp jeden Tag gemästet zu werden.

Schnell waren sich Micha und Bine einig, das das Fig Tree Camp zwar ein schönes, aber viel zu großes Camp war und sie den Luxus genossen, das kleine Mara Eden Camp nur mit uns zu teilen.

Da wir uns früher häufig in diesem Camp aufgehalten hatten, wurden wir von Mechanikern, Barleuten und Tischkellnern freudig begrüßt. Trotzdem hielten wir uns nicht lange am Fig Tree Camp auf, sondern versuchten am Ufer des Talek Rivers die dort ansässigen Löwen aufzuspüren. Außerdem wollte ich endlich Sabines Wunsch nach Flusspferden erfüllen. Von dem Löwenrudel fehlte jedoch jede Spur, aber die großen Flusspferde konnten sich nicht vor uns verbergen. In einem tieferen Bereich des Talek Rivers, einem sogenannten Pool, lagen mehrere Tiere träge im Wasser und streckten nur hin und wieder laut prustend den Kopf heraus.
"Guck mal Micha, wie die Köpfchen immer wieder auftauchen!" Köpfchen, schoss es mir wieder durch den eigenen Kopf!
"Können wir uns darauf einigen, das Elefanten und Flusspferde einen Kopf und kein Köpfchen haben!" grinste ich. Bine sah mich verwundert an und lachte.

Flusspferd im Talek River
Flusspferde im Talek River - Masai Mara
Flusspferde im Talek River am Talek River
Petra Reinecke am Talek River Flusspferd im Talek River


Micha hatte seine Geparden, Bine ihre Flusspferde (dachte ich zumindest),
"jetzt bin ich dran!" erklärte ich den beiden. Petra grinste.
"Was willst du!" fragte Sabine
"Action!" war meine kurze knappe Antwort.
"...und zwar nicht nur Auto Action!"

Da wir am Vorabend einige Hyänen zwischen den Topiherden gesehen hatten schlugen wir wieder die Richtung zurück zum Mara Eden Camp ein und stießen, am Rande der Allwetterpiste, auf das Löwenrudel, welches wir am Vortag hinter der großen Wasserstelle nicht erreichen konnten.
"So etwas habe ich gesucht, auch wenn wir die Jagd verpasst haben!" zeigte ich zu den Löwen. 2 ausgewachsene Löwinnen und drei ca. 1,5 bis 2 Jahre alte Löwen Männchen lagen im hohen Gras und verschlangen ein frisch gerissenes Giraffenkalb! Der Kill musste mehr als eine Stunde zurückliegen, den die Raubkatzen lagen verteilt im Gras und fraßen an Knochen oder Beinen. Vom eigentlich Kadaver war schon nichts mehr zu sehen. Nachdem wir uns eine gute etwas erhöhte Position gesucht hatten wurden wir Zeugen eines interessanten Verhaltens.

Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb
Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb - Masai Mara
Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb

Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb



Als erstes Erschien eine Tüpfelhyäne als neuer Akteur auf der Bildfläche. Die hungrige Hyäne umkreiste die Löwen mehrfach in sicherem Abstand und zog sich dann wieder zurück. Nervös rückten die Löwen enger zusammen und trugen die Gebeine des Giraffenbabys dabei in ihrem Maul. Kurz darauf erschien die Hyäne wieder, diesmal mit Verstärkung. Jetzt umkreisten zwei Hyänen, leise kichernd das Löwenrudel. Geschickt näherten sich die getupften Aasfresser (was sie nicht "nur" tun!) abwechselnd von verschiedenen Seiten den Raubkatzen. Die Löwen duckten ab und fauchten laut hörbar, wieder reizte eine Hyäne eine der jüngeren Katzen. Diese ließ den Knochen in ihrem Maul fallen und sprang mit einem großen Satz in Richtung des dreisten Räubers. Während die provozierende Hyäne laut kichernd flüchtete, schnappte sich die andere das Giraffenbein und verschwand. Obwohl nur die Ablenkung ihres Artgenossen zum Erfolg geführt hatte, hatte die Hyäne nicht im geringsten die Absicht zu teilen. Sie flüchtete mit dem erbeuteten Bein im Maul und machte der anderen Hyäne deutlich, das diese Mahlzeit ihr alleine gehörte. Während die erfolgreiche Hyäne im hohen Gras aus unserer Sicht verschwand, versuchte das zweite Tier nun wieder alleine sein Glück und umkreiste die Löwen.

Tüpfelhyäne und Löwen

Löwenrudel mit erbeutetem Giraffenkalb

Tüpfelhyäne und Löwen

Tüpfelhyäne


Eigentlich hatte ich erwartet, das nun weitere Hyänen den Schauplatz bevölkern würden, aber stattdessen tauchte eine ausgewachsene Giraffe auf, nährte sich bis auf 10 Meter den Löwen und vergewisserte sich, vermutlich auf diese Weise, dass ihr Kalb unwiderruflich verloren war!
Der Anblick war traurig und wurde natürlich so aufgenommen. Meine Anmerkung:
"Thats nature!" wurde dann auch mit einem:
"Ja aber....!" kommentiert, aber eigentlich waren wir uns alle darüber im Klaren, das nur so die Natur hier draußen funktionieren kann.
"Es sind genau diese Momente, genau wie die erfolgreichen und erfolglosen Jagten der Geparden, die wir beobachtet haben, die uns zeigen, dass wir in der Wildnis und nicht im Zoo sind!" sagte ich,
"Immer dran denken, nur 2 von 10 Angriffen oder Jagten sind erfolgreich! Wenn wir also Raubkatzen beim Fressen beobachten, dann haben sie sich das rätlich verdient!" fügte ich hinzu.

Masai Giraffe und Löwin


Zum Glück war von der kleinen Giraffe nicht mehr viel zu erkennen gewesen und Sabine redete sich auf dem Weg ins Camp ein, dass es gar keine Giraffe war. Keiner konnte zu diesen Zeitpunkt ahnen, dass Sabine leider noch andere Lieblingstiere in dieser Situation vorfinden sollte.

Wir waren noch gar nicht weit von den Löwen und ihrer Mahlzeit entfernt, da kam uns, fast mitten auf der Piste, einer der beiden Geparden Brüder entgegen. Jämmerlich mauzend, einer Raubkatze unwürdig, lief die Katze, immer wieder den Kopf erhebend, suchend über die Piste. Wir ließen den jungen Kater passieren und wendeten mit dem Wagen. Auf der Piste war die Katze natürlich nicht unentdeckt geblieben und so folgten mehrere Fahrzeuge dem Geparden. Während es den meisten Beobachtern um das bloße Foto oder Video Aufnahmen eines Geparden ging, interessierte es uns viel mehr, wo sein Bruder war. Ich blickte mich nach der zweiten Katze in der Umgebung um und entdeckte stattdessen ein junges einsames Gnu, welches genau auf den Geparden zukam. Die Raubkatze hob den Kopf!
"Micha Kamera fertig machen!" rief ich. Kaum hatte ich ausgesprochen, lief der junge Gepard in Richtung Gnu. Er musste sehr hungrig sein!
"Ist ein bisschen groß für ihn! Aber er wird jagen!" kommentierte ich die klaren Pirschbewegungen der Großkatze. Neben uns im offen Fahrzeug hörte ich noch einen selbsternannten Fachmann indischer Herkunft sagen:
"He will never hunt!" und ärgerte mich über die Ignoranz des Beobachteten. Und schon sprintete der Gepard los und näherte sich mit weiten Sätzen dem ahnungslosen Gnukalb. Gerade noch rechtzeitig erkannte das Kalb die Gefahr und flüchtete. Der Gepard erreichte die vermeintliche Beute und versuchte sie zu halten, aber wie befürchtet war das Gnukalb schon zu groß für ihn. Er konnte die Antilope weder halten noch zu Fall bringen und so entkam ihm diese Mahlzeit. Während der Gepard es nicht geschafft hatte die Antilope zu Fall zu bringen, war ich erfolgreicher! Nicht ahnend, dass Micha hinter mir freihändig filmend im Auto stand, und völlig im Jagdfieber, war ich abrupt angefahren als ich den Geparden an der Beute sah. Petra sah Micha noch aus ihrem Augenwinkel verschwinden, während er Kopfüber hinter der Sitzbank verschwand. Es gab einen dumpfen Aufschlag und ein lautes:
"Ah, ohh!"
"Alles ok?" fragte ich immer noch auf den Geparden fixiert.
"Geht schon!" kam es von Micha wenig überzeugend und "Schwester" Sabine kontrollierte besorgt Michas geschundenen Rücken.
"Gut das wir eine Krankenschwester dabei haben!" entschärfte Petra die Situation.
Nachdem wir uns überzeugt hatten, das der Gepard keinen zweiten Jagdversuch starten würden und Micha sich nichts gebrochen hatte, fuhren wir zurück zum Camp.

hunting Cheetha - Video by Michael Hieß


Nach dem Dinner im Camp unternahmen wir an unserem letzten Abend im Mara Eden Camp einen "night game drive" . Munir hatte uns angeboten mit uns, außerhalb des Reservates eine nächtliche Pirschfahrt zu unternehmen. Da unser Land Cruiser auf der anderen Seite des Talek Rivers stand, wollten wir den privaten Safaribus des Camps nutzen! Allerdings hatte der Minibus der beiden momentan keine Sitze eingebaut und diente zum Transport eines Generators. Zwar luden wir den Generator vor unserer kleinen Exkursion aus dem Fahrzeug, aber in der Dunkelheit übersahen wir wohl die Öllache, die er im Fahrzeug hinterlassen hatte. Während ich mit dem Suchscheinwerfer auf dem Beifahrersitz neben Munir saß und Micha aufgrund seiner Größe problemlos aus der Dachluke filmen konnte, rutschten Sabine und Petra (beide etwas kleiner) im Heck des Wagens, bei jeder Kurve und bei jeder Bodenwelle juchzend hin und her. Der nächtliche Ausflug brachte und eine handvoll Löffelhunde, reichlich Impalas inkl. eines abgelegten Kitzes und einige Springhasen. Da Petra mit sich selber genug zu tun hatte und ich mit dem Ausleuchten beschäftigt war, blieben uns wirklich brauchbare Aufnahmen der Springhasen leider verwehrt. Einzig Micha konnte mit der Videokamera ein paar Aufnahmen einfangen. Eigentlich hatte ich auf Wildkatzen gehofft und Munir hatte mir die Tour mit seinen Sichtungen von Erdferkeln schmackhaft gemacht, aber auch "thats nature!" dachte ich, als wir die Exkursion beendet hatten. Ich war mir sicher, das wir bei unserem nächsten Besuch in diesem Camp, die Chance auf Nachtpirschfahrten voll ausschöpfen würden.

Night Game Drive



Die weitere Nacht brachte uns nichts gutes, es regnete. Anfangs tröpfelte es nur und die dicken Tropfen, klopften mehr oder weniger einzeln auf das Zeltdach, aber im Laufe der Nacht regnete es sich ein und der Regen prasselte nur so auf die Zeltplane. Erst gegen Morgen, als der Leopard, diesmal in einiger Entfernung, wieder am Camp vorbei schlich und nach seinem Partner oder Jungen rief, hörte es auf zu regnen.
"Scheiße!" war mein einziger Kommentar, als ich die Zeltwand zur Seite drücke und auf unsere Terrasse sah. Zwar war der Land Cruiser jetzt in guter Verfassung und würde sich schon irgendwie durch den Matsch wühlen, aber trotzdem hasste ich diese Schlammschlachten! Schnell einigten wir uns auf eine ruhige, entspannte Ab- und Weiterreise zum nächsten Camp. Während wir unser Frühstück im Mara Eden Camp einnahmen, (für Petra und mich war es das erste direkt im Camp), schob sich auch schon wieder langsam die Sonne durch die Wolkendecke und als wir anschließend unsere Sachen im Fahrzeug verstauten, hatten wir bereits einen leuchtend blauen Himmel.

"Be careful! Some Cruiser and Trucks get stuck on the road next to us. Better you use the main road from Mara Simba!" gab Jay mir mit auf den Weg und erklärte uns, dass sich heute morgen schon mehrere Geländewagen und Kleinlaster im tiefen Schlamm festgefahren hatten. Jay beschrieb mir, wie ich die Hauptpiste der Mara Simba Lodge erreichte und dann verabschiedeten wir uns! War schon die Ankunft sehr herzlich gewesen, so war der Abschied nun so, als verließe man alte Freunde! Die angenehme Art von Jay und Munir, machte das Camp für uns zu einem der besonderen Orte in Kenya zu dem wir auf jeden Fall zurückkehren wollten.

Nun aber ging es erst einmal mit einem großen Bogen und Umweg in Richtung Ol Kiombo und zum Mara Bush Camp. Wir passierten Giraffen, Topis und mehrere alte Kaffernbüffel und kaum hatten wir die Hauptpiste erreicht, entdeckten wir unsere beiden Geparden Brüder entspannt auf einem Hügel liegend. Erleichtert stellten wir fest, dass das Gerücht um einen möglicherweise tödlichen Zweikampf eines alten Geparden und eines jüngeren Geparden, wohl doch kein Opfer gefordert hatte. Zumindest lagen diese beiden nun wieder zusammen und sahen auch nicht nach irgendwelchen Verletzungen aus. Eher hungrig! Immer wieder hoben beide Kater suchend den Kopf, aber außer einer Gruppe Elefanten war weit und breit kein Wild zu sehen und da wir ein Ziel hatten, setzten wir unsere Fahrt fort.

Geparden und Elefanten



- Teil III -
Abenteuer Masai Mara - erfüllte Träume zwischen wilden Katzen

(hier gehts weiter!)



Boko Boko Guesthouse, Kenya